Der Tod wird nicht mehr sein

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Christel
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Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Christel »

Lesungen zum 24. April (5. Sonntag der Osterzeit)

Zweite Lesung


Ich, Johannes, sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.
Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.
Offenbarung 21,1–5a
http://www.tag-des-herrn.de/content/ich ... t-bei-euch
Johannes schreibt sein Buch auf der Insel Patmos, die zu den südlichen Sporaden gehört und in der Nähe von Milet liegt. Dorthin ist er um seines Glaubenszeugnisses willen verbannt worden. Nach einer alten Tradition, die bereits der aus Kleinasien stammende Kirchenlehrer Irenäus von Lyon (2. Jh.) bezeugt, schreibt Johannes sein Buch in den letzten Regierungsjahren des römischen Kaisers Domitian (81-96), also etwa 94-95. (Stuttgarter kleiner Kommentar zum NT)

Der Verfasser rechnet damit, dass der Zwang zur göttlichen Verehrung des Kaisers in nächster Zukunft zu einer schweren Verfolgung der Kirche führen wird. Domitian verlangte, als »Herr und Gott« angeredet zu werden. In der römischen Provinz Asien wurde der Kaiserkult schon seit langem mit besonderem Eifer betrieben. Sieben Gemeinden dieser Provinz, die zugleich die ganze Kirche repräsentieren, sind denn auch die unmittelbaren Adressaten des Buches (1,4.11). (Einheitsübersetzung)

Domitian
Diejenigen der Führungselite, die sich dem Kaiserkult anschlossen oder zumindest nicht widersetzten, wurden gefördert. So z. B. der Historiker Tacitus und der spätere Kaiser → Trajan. Wer sich dem Kult u.a. mit politischen und religiösen oder philosophischen Argumenten widersetzte, lief Gefahr, Domitians Missfallen zu erregen. [...]

Den Höhepunkt der domitianischen Auseinandersetzung mit den Eliten markiert das Jahr 95, in dem der Kaiser seine Gattin Domitia in die Verbannung schickte und seinen Vetter Flavius Clemens hinrichten ließ (vgl. Syme). Die ältere Forschung nimmt aufgrund eines Hinweises auf „jüdische Lebensformen“ in Cassius Dio 67,14,1-2 an, dass es sich bei beiden um Christen handelte. [...]
Und im gleichen Jahr ließ Domitian neben vielen anderen den Konsul Flavius Clemens hinrichten, obwohl er sein Vetter war und Flavia Domitilla, ebenfalls eine Verwandte des Kaisers, zur Frau hatte.
Beiden wurde Atheismus zum Vorwurf gemacht, weshalb auch viele andere, die sich in jüdische Lebensformen hineintreiben ließen, Verurteilung erfuhren. Einige von ihnen wurden hingerichtet, andere nur ihres Vermögens beraubt; Domitilla mußte lediglich in die Verbannung nach Pandataria gehen.
Mehr: http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex ... 69c7ab/#h4

Flavia Domitilla besaß ein Grundstück an der Via Ardeatina, das sie kurz vor ihrer Verbannung der Christengemeinde in Rom zur Verfügung stellte; auf ihm wurde später der nach ihr benannte Friedhof errichtet. Flavia Domitilla wurde auf die Insel Pandataria - die heutige Insel Ventotene - vor Neapel verbannt und dort zu Tode gemartert. https://www.heiligenlexikon.de/Biograph ... tilla.html
Warum lohnt sich ein Besuch der Katakombe?

Die Geschichte der Domitilla Katakombe beginnt schon zu Beginn des zweiten Jahrhunderts, somit ist sie ein sehr frühes Dokument des entstehenden Christentums in Rom. Die junge christliche Gemeinde in Rom erfuhr im täglichen Alltag die Bedrohung ihres Glaubens. Trotz ihrer Verfolgung glaubten die frühen Christen fest an die Auferstehung – davon künden zahlreiche Fresken, Malereien und Symbole, die heute noch in der Katakombe zu finden sind. Das Umfeld der urchristlichen Gemeinde sieht im Tod die Endlichkeit allen Lebens, demgegenüber steht der Glaube der urchristlichen Gemeinde an die Auferstehung. So schlägt dieser Ort eine Brücke in unsere Gegenwart. In der Feier der Eucharistie verkünden wir heute noch den Tod und die Auferstehung des Herrn, bis er wiederkommt. Vermehrt finden sich in den Katakomben Darstellungen vom Wunder der Brotvermehrung. Denn Christi Verheißung lautet: „Wer von diesem Brote isst, wird leben in Ewigkeit“. http://www.steyler.eu/de/news-berichte/ ... r-Erde.php
Bild
Die Domitilla Katakomben gehören zu den größten Roms und verfügen als einzige über eine unterirdische Basilika. Hier unterschrieben am 16. November 1965 40 Bischöfe den Katakombenpakt.

[Der Text besteht aus Zitaten, die Hervorhebungen sind von mir. Dies soll helfen den Lesungstext in das damalige Zeitgeschehen einzuordnen.]
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu.
Offenbarung 21,1–5a
Wieder so eine Phantasterei aus der mehr als 2000 Jahre alten „Offenbarung“ eines sadistischen Psychiaten.

Heute wird diese Aussage dazu benutzt, den Schäfchen den Glauben an ein Weiterleben nach dem Tode zu verklickern. Der Tod wird nicht mehr sein? Es ist ein Versprechen an Gläubige, welchen suggeriert wird dass es noch ein Weiterleben nach dem Tode geben soll.

Das wohl schrecklichste Erbe des Neuen Testaments ist die so genannte Offenbarung des Johannes, die alle Ansätze christlicher Eschatologie im Neuen Testament zusammenführt und dramatisiert. Nichts hat seit zwei Jahrtausenden die Menschen des Abendlandes so kontinuierlich in Angst und Schrecken versetzt wie dieses Buch. Fast jedes Kathedralportal und viele Tafelbilder bezeugen dies, vor allem aber das uralte "Dies irae " aus der Totenmesse, in dem die ausführliche Schilderung des Grauens der Apokalypse nur unterbrochen wird durch das wimmernde Flehen um Erbarmen. Jahrhundertelang haben die Menschen im Schatten dieser Panikvisionen gelebt.
Die wissenschaftliche Auskunft, Apokalypsen seien um die Zeitenwende eine verbreitete Literaturgattung gewesen und schließlich habe auch eine jüdische Eschatologie existiert, vermag nichts gegen die katastrophale Wirkungsgeschichte des letzten Buches der Bibel.
.........So hat sich hier das Christentum ein Instrumentarium unablässiger Verunsicherung und Disziplinierung der "eigenen Leute" geschaffen, durch das es ständig den Ausweg aus von ihm selbst erzeugten Ängsten verheißt, um sie im gleichen Atemzug erneut zu schüren; jede Feier des Requiems folgt diesem Mechanismus. Nur so ist zu erklären, warum sich so viele Menschen über so viele Jahrhunderte von der Offenbarung des Johannes terrorisieren ließen.
http://www.zeit.de/2000/20/200020.chris ... ettansicht
"Einen Gott, der die Objekte seines Schaffens belohnt und bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach Art desjenigen, den wir an uns selbst erleben, kann ich mir nicht einbilden. Auch ein Individuum, das seinen körperlichen Tod überdauert, mag und kann ich mir nicht denken; mögen schwache Seelen aus Angst oder lächerlichem Egoismus solche Gedanken nähren."
(Albert Einstein, Wie ich die Welt sehe, um 1930)
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wie ich eingangs bereits aufzeigte hat die Johannes Apokalypse ihren konkreten Sitzt im Leben. Die Forschung geht davon aus, dass die Offenbarung des Johannes etwa 94-95 n. Chr. verfasst wurde:
Der Verfasser rechnet damit, dass der Zwang zur göttlichen Verehrung des Kaisers in nächster Zukunft zu einer schweren Verfolgung der Kirche führen wird. Domitian verlangte, als »Herr und Gott« angeredet zu werden. In der römischen Provinz Asien wurde der Kaiserkult schon seit langem mit besonderem Eifer betrieben. Sieben Gemeinden dieser Provinz, die zugleich die ganze Kirche repräsentieren, sind denn auch die unmittelbaren Adressaten des Buches (1,4.11). (Einheitsübersetzung auf CD-ROM)
Bereits im Jahr „49 erließ Kaiser Claudius ein Edikt, das Juden als Anhänger des „Chrestus“ aus Rom auswies (Sueton-Notiz).
Die Apostelgeschichte nimmt ebenfalls darauf Bezug. Es ist das Jahr 50:
„Hierauf verließ Paulus Athen und ging nach Korinth. Dort traf er einen aus Pontus stammenden Juden namens Aquila, der vor kurzem aus Italien gekommen war, und dessen Frau Priszilla. Klaudius hatte nämlich angeordnet, dass alle Juden Rom verlassen müssten. Diesen beiden schloss er sich an, und da sie das gleiche Handwerk betrieben, blieb er bei ihnen und arbeitete dort. Sie waren Zeltmacher von Beruf." (Apg. 18,1-3)
Im Jahr 55/56, evtl. eventuell ein oder zwei Jahre später, schreibt Paulus einen Brief an die Christen von Rom.
Im Jahr 64 waren die Christen in Rom bereits so bekannt und zahlreich, dass die als „Sündenböcke“ in Frage kamen. Kaiser Nero veranlasse eine Christenverfolgung:
Man verhaftete zuerst Leute, die bekannten, dann auf ihre Anzeige hin eine riesige Menge. Sie wurden nicht gerade der Brandstiftung, wohl aber des allgemeinen Menschenhasses überführt. Die Todgeweihten benutzte man zum Schauspiel. Man steckte sie in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerfleischen, man schlug sie ans Kreuz oder zündete sie an und ließ sie nach Einbruch der Dunkelheit als Fackeln brennen.
Nero stellte dafür seinen privaten Garten zur Verfügung, veranstaltete dort ein Zirkusspiel und feierte als Wagenlenker gekleidet mit dem Volk die Hinrichtung der Christen.https://de.wikipedia.org/wiki/Christenv ... 80.9368.29
Wir wissen von einer Verfolgung durch Domitian, von der im Jahr 95 auch Flavia Domitilla betroffen war, die den Christen von Rom ein Grundstück hinterließ (siehe mein erster Beitrag oben).

Richtig dick kam es jedoch unter Trajan (98–117):
Anfang des Jahres 112 bat der Statthalter der Provinz Bithynien in Kleinasien, Plinius, in einem Brief den Kaiser Trajan um Rat, wie er sich gegenüber den in offenbar größerer Anzahl von römischen Bürgern angeklagten Christen verhalten solle: Sei schon ihr Name (= ihr Christusbekenntnis) an sich strafbar, auch wenn kein weiteres Verbrechen vorliege, oder seien es die Verbrechen, die mit dem Namen zusammenhingen? Er habe sie verhört, mit der Todesstrafe bedroht und die, die sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören, hinrichten lassen. Viele anonym Angeklagte habe er Götter anbeten, dem Kaiserbild opfern und Christus lästern lassen. Wer das erfüllt habe, sei freigelassen worden. https://de.wikipedia.org/wiki/Christenv ... 0.93117.29
Das ging so weiter:
So schrieb Tertullian auch um 200:
Wenn der Tiber bis in die Stadtmauern steigt, wenn der Nil nicht bis über die Feldfluren steigt, wenn die Witterung nicht umschlagen will, wenn die Erde bebt, wenn es eine Hungersnot, wenn es eine Seuche gibt, sogleich wird das Geschrei gehört: Die Christen vor die Löwen!

Diese Situation spiegeln auch die christlichen Schriften, die in jener Zeit (etwa 100-150) entstanden: der 1. Petrusbrief, der 1. Clemensbrief und die Offenbarung des Johannes. Sie richteten sich u. a. an Gemeinden wie Smyrna und Philippi, die schon Verfolgungen erdulden mussten. Angelehnt an jüdische Märtyrertheologie und die Paulusschule, entwickeln sie Gedanken, die ihnen halfen, mit der ständigen Existenzgefährdung umzugehen. Sie deuten das Leid der Christen als unausweichliche Konsequenz ihres Glaubens: Der Weg der Erlösung in das Reich ihres Gottes führe notwendigerweise durch die tödliche Ablehnung der Welt (Apg 14,22). Sie ist die gottferne Fremde (Phil 3,20). Hinter ihren „Mächtigen und Gewaltigen“ stehen Satan und seine Dämonen, gegen die nur die „Waffenrüstung Gottes“ bestehen kann: Wahrheit, Gerechtigkeit, die Frohbotschaft des Friedens (Eph 6,10-17) – im Vertrauen auf den, dessen Tod den Frieden zwischen Gott und Welt, Nahen und Fernen, Juden und Heiden gestiftet hat (Eph 2,13-16). https://de.wikipedia.org/wiki/Christenv ... ahrhundert
[Hervorhebung von mir.]

Jesus wurde im Jahr 30 oder 31 in Jerusalem hingerichtet.
Um das Jahr 36 gab es bereits das Glaubensbekenntnis, welches Paulus in 1 Kor 15,3–8 verbunden mit einer Zeugenliste nennt.
Im Jahr 49 gab es bereits Christen in Rom. Sie wurden (mit den Juden) vertrieben.
Doch bereits ein paar Jahre später (55/56) schrieb Paulus einen Brief an die Christen von Rom. Er selbst war von 59-62 in Rom in Haft, wo er um 62 hingerichtet wurde.
Im Jahr 64 war die christliche Gemeinde bereits deutlich von anderen Gruppen unterscheidbar und so zahlreich, dass sie als Sündenböcke taugten.

Die Botschaft „Christus ist gestorben, und ist begraben worden, er ist auferweckt worden und erschien den Zeugen“ verbreitete sich schnell und unaufhaltsam.
Der stärkere Gott hatte gesiegt über Gewalt und Tod. – Und die Menschen haben diese Botschaft angenommen und ihr Leben darauf gesetzt.
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Atheisius
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Die Botschaft „Christus ist gestorben, und ist begraben worden, er ist auferweckt worden und erschien den Zeugen“ verbreitete sich schnell und unaufhaltsam.
Der stärkere Gott hatte gesiegt über Gewalt und Tod. – Und die Menschen haben diese Botschaft angenommen und ihr Leben darauf gesetzt.
Okay. Das galt wohl für das Jahr 64 wenn ich richtig lese.

Was gilt eigentlich 1952 Jahre später? Wer setzt denn heute noch sein Leben auf diese Botschaft? Wohl nur noch ein paar übriggebliebene Bibelhörige (Wortgläubige). Also Typen, wie du sie hier verkörperst.

Der Gott der Christen war auch erst dann der "stärkere" Gott, nachdem der römische Kaiser Theodosius 380 das Christentum zur römischen Staatsreligion gemacht hatte.

Und gesiegt über Gewalt und Tod? Die zweitausendjährige Geschichte des Christentums lehrt uns etwas völlig anderes. Das Christentum brachte, mehr als alle anderen Religionen, Gewalt und Tod in die Welt. Hat dann auch "gesiegt" mit Gewalt und Tod.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben:Die zweitausendjährige Geschichte des Christentums lehrt uns etwas völlig anderes. Das Christentum brachte, mehr als alle anderen Religionen, Gewalt und Tod in die Welt.
So wird es öfter gesagt. Doch stimmt das auch?

1) In dem Satz wird behauptet
a) „Die zweitausendjährige Geschichte des Christentums lehrt“
Reicht dieser enge Fokus aus, um eine vergleichende Aussage zu treffen?
Müssten für eine solche Aussage nicht sehr viel mehr Fakten herangezogen werden z.B. die Menschheitsgeschichte?
b) dass „Religionen, Gewalt und Tod in die Welt“ bringen
Doch sind Religionen überhaut Ursache von Gewalt und Tod oder sind andere Gründe ursächlich dafür verantwortlich?

2) Es gibt eine zweitausendjährige Geschichte der Christen, der Kirchen… und es gibt den christlichen Glauben. Wenn der christliche Glaube Ursache von Gewalt und Tod innerhalb der Geschichte des Christentums ist, dann müsste diese grundsätzlich und zentral in der Lehre verankert sein.

Ist dem so?

Die Bibel:
Das sogenannte „Alte Testament“ haben die Christen vom Judentum übernommen, jedoch mit eigener Auslegung (auf Jesus Christus bezogen) und ohne die jüdische Gesetzesauslegung… zu übernehmen.
Das darin enthaltene Pentateuch (fünf Bücher Mose) besteht aus verschiedenen Quellenschriften. Eine diese Quellschriften wird „Priesterschrift“ genannt. Sie entstand gegen Ende des Babylonischen Exils (597 v. Chr. - 539 v. Chr.) siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Babylonisches_Exil

Die Priesterschrift beginnt mit der Schöpfung Gen 1-2,4a, benennt mit der Erzählung von Kain und Abel die zentrale Sünde der Menschheit, die Gewalt: Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Dem „sehr gut“ Gottes in Gen 1,31 folgt „Die Erde aber war in Gottes Augen verdorben, sie war voller Gewalttat.“ (Gen 6,11)

Das „Neue Testament“:
Jesus preist, die Menschen selig/glücklich, die keine Gewalt anwenden: „Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.“ (Mt 5,5)in
Jesus selbst wandte keine Gewalt an, er wurde Opfer der Gewalt.
Atheisius hat geschrieben:Okay. Das galt wohl für das Jahr 64 wenn ich richtig lese.
Die ersten 300 Jahre wurde das Christentum Opfer von Gewalt und war selbst friedlich. Die Christenverfolgungen durch das Römische Reich enden 313 mit dem Toleranzedikt von Mailand.

Mit Konstantin I. ändert sich noch etwas anderes:
In der Schlacht an der Milvischen Brücke (auch Schlacht bei Saxa Rubra) am 28. Oktober 312 besiegte Konstantin I. seinen Rivalen Maxentius und wurde damit zum alleinigen Herrscher im römischen Westreich. Konstantin schrie diesen Sieg dem Wirken des Gottes der Christen zu.
Mehr: [https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_ ... r%C3%BCcke

Konstantin lässt sich zwar erst auf den Totenbett taufen (arianisch), aber erstmals wird ein Kaiser Christ, der kein Problem darin sieht in Christus eine Art „Kriegsgott“ zu sehen.

Die Christenverfolgungen waren damit nicht zu Ende, Beispiel die Goten:
Schon im 3. Jahrhundert kamen die Goten mit dem Christentum in Berührung, da sich unter den Gefangenen, die sie bei ihren Raubzügen auf römischem Gebiet machten, auch Christen befanden, die bei den Goten Bekehrungsversuche unternahmen. Der erklärte Feind Roms Athanarich, der bis 375 als Richter (lateinisch iudex) der gewählte Sprecher der westgotischen Kleinkönige war, verfolgte vor 346 und 369–372 die gotischen Christen im Namen der gotischen Gottheiten.

Das Christentum verbreitete sich sozial gesehen von unten nach oben. Die terwingische Oberschicht sah darin eine Bedrohung der religiösen und sozialen Ordnung und verdächtigte die Christen der Kollaboration mit den Römern. Daher kam es zu Christenverfolgungen. So ließ Athanarich Christen mitsamt ihren Häusern verbrennen, der Gote Wingurich zündete volle Kirchen an.

Im Laufe dieser Konflikte, die eine starke innenpolitische Zerrüttung zur Folge hatten, verbündete sich Athanarichs Gegenspieler, der zum arianischen Christentum übergetretene Fritigern, mit Kaiser Valens und stand damit auf Seiten Roms. Bei innergotischen Kämpfen im Jahre 367 zwischen Athanarich und Fritigern konnte sich ersterer durchsetzen. Dies hatte folgenreiche Auswirkungen auf das Verhältnis zu Rom und auch die Christen mussten stark darunter leiden. https://de.wikipedia.org/wiki/Goten#Religion
[Hervorhebung von mir]

Nun, die Goten wurden schließlich Christen, Beispiel:
Das Westgotenreich war das von 418 bis 711 (bzw. 725) bestehende Reich der Westgoten, das seinen Schwerpunkt zunächst im Südwesten Galliens, später auf der Iberischen Halbinsel hatte.https://de.wikipedia.org/wiki/Westgotenreich#Religion

Aber hatten sie sich auch geändert? Oder waren sie Krieger geblieben?
Siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Westgoten ... 2.80.93507

Atheisius hat geschrieben:Was gilt eigentlich 1952 Jahre später? Wer setzt denn heute noch sein Leben auf diese Botschaft? Wohl nur noch ein paar übriggebliebene Bibelhörige (Wortgläubige). Also Typen, wie du sie hier verkörperst.
Ich habe diese Aussage über mich bereits mehrfach zurückgewiesen. Möglicherweise bist Du nicht in der Lage zu unterscheiden:
Denn unschwer zu erkennen, lege ich die Bibel historisch-kritisch aus, im Gegensatz zu Fundamentalisten. Es gibt Gruppen, die sich in Abgrenzung zu anderen als „bibeltreu“ bezeichnen, ich halte das für Unsinn! Zudem erfasst es nicht das Wesentliche, Christsein bedeutet an Jesus Christus zu glauben: „In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen.“ Apg 11,26

Zu Deiner Frage:
Es war am 16. November 1989. Hier in Deutschland waren wir noch voll im Freudentaumel über die Grenzöffnung.
Am 16. November 1989 verübte die militärische Spezialeinheit Batallón Atlácatl auf dem Campus der Universidad Centroamericana einen Anschlag. Bei diesem nächtlichen Überfall drangen die Täter in die Jesuiten-Kommunität ein. Der Anschlag galt vorrangig Ignacio Ellacuría, dem Rektor bzw. Kanzler der Universität. Dieser war am 13. November vorzeitig von einer Reise zurückgekehrt. Das Kommando hatte den Befehl, keine Zeugen zu hinterlassen. Deshalb wurden alle im Wohnbereich der Jesuiten am 16. November 1989 Anwesenden ermordet:

• Ignacio Ellacuría, Kanzler der Universität
• Ignacio Martín-Baró, stellvertretender Kanzler
• Segundo Montes, Leiter des Instituto de Derechos Humanos
• Juan Ramón Moreno, Leiter der theologischen Bibliothek
• Amando López, Philosophieprofessor
• Joaquín López y López
• Elba Ramos, Köchin
• Celina Ramos, die 16-jährige Tochter der Köchin

Die Jesuitenprofessores Jon Sobrino und Jon Cortina überlebten, weil sie sich zur Tatzeit zufällig nicht in San Salvador befanden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Universid ... ember_1989
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Ignacio_Ellacur%C3%ADa
Ich halte ein Buch in den Händen, das mir persönlich sehr wertvoll ist. Es ist in der Reihe „Ignatianische Impulse“ erschienen und trägt den Titel „Der Preis der Gerechtigkeit“.
Darin schreibt Jon Sobrino seinem mit fünf anderen Jesuiten und einer Frau mit ihrer Tochter im November 1989 ermordeten Ordensbruder Ignatio Ellacuria Briefe. Es sind Predigten, in denen er an seinen vom ihm sehr geschätzten Ordensbrudererinnert. Darin lässt er seine Beziehung zu „Ellacu“, wie er ihn liebevoll nennt, genauso aufblitzen wie dessen konsequente und vorbildliche Haltung im Einsatz für die Armen und die leidenden und geknechteten Völker dieser Welt.

Das Büchlein ist aber genauso ein leicht lesbarer und spannender Führer durch die Gedanken der Befreiungstheologie, denen Ellacuria genauso wie Jon Sobrino ihre Impulse lieferten und liefern. Sobrino verweist immer wieder auf den gemeinsamen Bischofs-Freund, Wegbegleiter und Märtyrer, Oscar Arnulfo Romero und auf die grundlegende Vorarbeit Karl Rahners. http://www.zeitgemaess-glauben.at/cms/t ... echtigkeit
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Atheisius hat geschrieben:

Die zweitausendjährige Geschichte des Christentums lehrt uns etwas völlig anderes. Das Christentum brachte, mehr als alle anderen Religionen, Gewalt und Tod in die Welt.
So wird es öfter gesagt. Doch stimmt das auch?

1) In dem Satz wird behauptet
a) „Die zweitausendjährige Geschichte des Christentums lehrt“
Reicht dieser enge Fokus aus, um eine vergleichende Aussage zu treffen?
Zweitausend Jahre sind zweitausend Jahre und kein „enger Focus“.


Christel schrieb:
2) Es gibt eine zweitausendjährige Geschichte der Christen, der Kirchen… und es gibt den christlichen Glauben. Wenn der christliche Glaube Ursache von Gewalt und Tod innerhalb der Geschichte des Christentums ist, dann müsste diese grundsätzlich und zentral in der Lehre verankert sein.
Das ist auch in der Lehre verankert: Grundlage: Das Neue Testament.

Zum Beispiel im Missionsbefehl, welcher zur teilweisen Ausrottung der südamerikanischen und mittelamerikanischen Ureinwohner führte.

Was im Christentum dem humanistischen Respekt vor dem natürlichen Menschen von allem Anfang an entgegenstand, war der Missionsbefehl. Im Matthäusevangelium heißt es: "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, indem ihr sie taufet im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe" (Matthäus 28, 19 f.).

Hier werden die "Völker" nicht gefragt, ob sie getauft und zu Jüngern gemacht werden wollen, sondern die Taufenden dürfen sich als Vollstrecker "aller Gewalt im Himmel und auf Erden" verstehen; die Zwangstaufen sind dafür der Beleg.

Christlicher Kulturimperialismus zur Ausrottung der Heiden und des Heidentums

Der Missionsbefehl ist ein Toleranzverbot, denn was anders ist als christlich, ist nur dazu da, getauft zu werden. Von Duldsamkeit gegenüber den anderen brauchte freilich so lange keine Rede sein, wie die Christen selbst eine verfolgte und geduldete Minderheit in einer heidnischen Umwelt waren; in der Perspektive einer Kultur hingegen, die sich längst als christliche etabliert hat, bedeutet das Missionsgebot den Auftrag zur Ausrottung des Heidentums weltweit, das heißt die theologische Ermächtigung zum christlichen Kulturimperialismus. Dass die Missionare selbst zunächst friedliche Mittel bevorzugten, kann man zugeben, aber sie hatten auch nichts dagegen, wenn nach ihnen die Händler und dann die Kanonenboote kamen. Und wie Beispiele aus Brasilien zeigen, kommen heute erst die dollargespickten Missionare der fundamentalistischen Sekten und dann die Ölmultis. Missionare sah man noch vor nicht allzu langer Zeit als Streiter Christi, mit dem Marschbefehl im Tornister, einen heiligen Krieg gegen die Ungläubigen und die geistig-geistliche Finsternis zu führen.

Zum Beispiel auch im Antijudaismus der Evangelien, welcher zum Judenhass des Mittelalters führte und dann schließlich auch zum Holocaust des 20. Jahrhunderts geführt hat.

Die ehemalige evangelische Bischöfin Käßmann schrieb:
Käßmann sieht Mitschuld der evangelischen Kirche an Judenfeindlichkeit

Berlin - Die evangelische Kirche hat sich zu einer Mitschuld an der Judenfeindlichkeit in Deutschland bekannt: Martin Luthers Schrift Von den Juden und ihren Lügen von 1543 sei furchtbar, sagte die Botschafterin für das 500-jährige Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, dem Magazin Cicero (Aprilausgabe).
Wir können uns von der Schuld nicht freisprechen, dass im Protestantismus ein starker Antijudaismus vorhanden war. Insofern gibt es eine Schuldgeschichte.

1543 habe der Reformator gefordert, was knapp 400 Jahre später in der Reichspogromnacht realisiert worden sei. Dies sei in der Luther-Dekade eine schwere Erblast. In dem Beitrag untersucht Pfeiffer die Wirkung von Luthers späten Schriften. Diese hätten starke Beachtung gefunden. Sie konnten so über Jahrhunderte hinweg bei der Begründung und Fortentwicklung judenfeindlicher Einstellungen und Verhaltensweisen eine wichtige Rolle spielen.
Die Nationalsozialisten erkannten das sehr früh und nutzten die eigentlich theologisch begründeten antijudaistischen Schriften Luthers für ihren rassistisch orientierten Antisemitismus. Deshalb sei Aufarbeitung nötig, forderte der Kriminologe.
Wenn sich maßgebliche Vertreter der Kirche weiterhin wie Denkmalschützer vor den Reformator stellten, würden sie in eine unglaubwürdige Abwehrhaltung geraten.
http://www.rautemusik.fm/news/64809/kas ... dlichkeit/
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Christel »

1) Ich hinterfrage das und beginne mit den „Antijudaismus der Evangelien“ und Martin Luther, was dann angeblich „zum Holocaust des 20. Jahrhunderts geführt hat“. [Anmerkung: Das Mittelalter lasse ich aus, ums nicht zu kompliziert zu machen. Bei Interesse kann man z.B. hier nachlesen: https://www.sbg.ac.at/ges/people/janotta/sim/juden.html]

Ist das so glatt?

Ja waren denn die Nazis gläubige Lutheraner?

Wie kommt es, dass der gläubige Protestant Dietrich Bonhoeffer dem entgegenhält:
"Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen."
(Ausspruch Bonhoeffers bei den Predigerseminaren, die er seit 1935 in Pommern für die "Bekennende Kirche" hielt).

Mussten nicht die Nazis das Neue Testament uminterpretieren, damit es zu ihrer Ideologie passt?
Machten sie nicht aus dem Juden Jesus von Nazareth den Arier Jesus?
Ignorierten sie nicht, dass sich die Schreiber der Evangelien auf die Heilige Schrift der Juden, dem Alten Testament, beriefen?
Ignorierten sie nicht, dass Schreiber der Evangelien selbst Juden waren bzw. dem Judentum nahestanden?
Machten nicht die Nazis aus einem Zwist in religiösen Angelegenheiten erst eine Rassenfrage?
Die Nationalsozialisten leiteten ihre Rassenlehre aus zwei Pseudowissenschaften ab: der Rassentheorie und der Rassenhygiene. Beide entwickelten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts. http://www.planet-wissen.de/geschichte/ ... index.html
Übrigens, ein Teil der christlichen Bibel ist nach wie vor identisch mit der Heiligen Schrift der Juden.

2) Der sog. Missionsbefehl Matthäus 28,18 f.: „alle Gewalt im Himmel und auf Erden“.
Ist das wirklich ein Aufruf zur Gewalt? Gibt das der Satz tatsächlich her?

Weshalb verbreitete sich das Christentum zunächst völlig friedlich, 300 Jahre lang! Weshalb verbreiteten die Christen nicht von Anfang an ihr Evangelium mit Gewalt? – Mohamed hat es getan.

Übrigens, die Einheitsübersetzung übersetzt hier nicht mit „Gewalt“ sondern mit „Macht“:
„Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.“ (Matthäus 28,18)
Ich hab nachgeschlagen, das Wort, welches hier mit „Gewalt“ bzw. „Macht“ übersetzt wird, kann auch mit „Können, Vermögen, Erlaubnis, Freiheit, Möglichkeit“ übersetzt werden. Im altgriechischen Wörterbuch (Benselers) stehen diese Möglichkeiten sogar an erster Stelle. Ähnlich im altgriechischen Wörterbuch (Langenscheid) hier beginnt die Liste der möglichen Übersetzungen mit „Erlaubnis, Recht, Befugnis, Vollmacht, Freiheit“.

3) Indianer:
War Christoph Kolumbus eigentlich Missionar? Ging es ihm um Mission oder ging es vielmehr um den Seeweg nach Indien, um Kolonialismus und Gewinn?

Beispiel:
In Südamerika standen sich die Kolonialmächte Spanien und Portugal in ihrem Kampf um Macht und Einfluss gegenüber. Auf die Indianer wurde dabei keine Rücksicht genommen. Die portugiesischen Sklavenhändler befanden sich andauernd auf der Jagd nach diesen. Bei den Spaniern war die Sklaverei offiziell verboten, wurde aber über Umwege praktiziert. Spanische Großgrundbesitzer erhielten Indianer, um sie zum christlichen Glauben zu führen und ließen sie dann auf ihren Besitztümern arbeiten. Die von der Kolonialverwaltung erlassenen Richtlinien über eine ordentliche Behandlung der Indianer wurden fast nie eingehalten und nur selten kontrolliert. Praktisch war dies eine Methode der rücksichtslosen Ausbeutung. Viele Kirchenvertreter und große Orden, wie die Jesuiten, wandten sich gegen diese Praxis. Sie wollten die Indianer missionieren und sahen diese Methoden als nicht geeignet an.
https://freidenker.cc/der-jesuitenstaat ... topia/1356
Die Grundfrage lautet, ist das Schicksal der Indianer, ursächlich im Christentum begründet oder ist die Ursache doch eher im Kolonialismus zu suchen?
Wäre die Geschichte ohne das Christentum wirklich anders verlaufen, friedlicher…?

Was die Heiden betrifft, die wurden ja nicht einfach alle ausgerottet. Die Heiden wurden Christen!
Ich erinnere an den Heiden
Athanarich († 21. Januar 381 in Konstantinopel) war ein Anführer der Terwingen in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Er wurde besonders bekannt wegen des Krieges gegen den Kaiser des römischen Ostreiches Valens und seiner Christenverfolgungen. https://de.wikipedia.org/wiki/Athanarich
Er „verdächtigte die Christen der Kollaboration mit den Römern. Daher kam es zu Christenverfolgungen. So ließ Athanarich Christen mitsamt ihren Häusern verbrennen, der Gote Wingurich zündete volle Kirchen an.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Goten#Religion

War der als Heide ein besserer Mensch als die Christen, die er umbrachte?
Schließlich wurden die heidnischen Goten auch Christen, wurden sie danach zu schlechteren Menschen?
Letzteres müsste der Fall sein, wenn das Christentum ursächlich Gewalt und Tod in die Welt gebracht hätte!

Fazit:
a) Neues Testament – Jesus, das Zentrum des christlichen Glaubens:
Nur, wenn Jesus ein Krieger war, der zu Gewalt und Krieg aufrief, kann man diese „Grundlage des Christentums“ ursächlich für Krieg und Gewalt verantwortlich machen. - Mit Jesu Wort, „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“, ist das schwierig zu begründen.

b) Juden wurden Christen, Heiden wurden Christen.
Um diese These
Atheisius hat geschrieben:Das Christentum brachte, mehr als alle anderen Religionen, Gewalt und Tod in die Welt. Hat dann auch "gesiegt" mit Gewalt und Tod.
zu begründen, reicht es nicht aus aufzuzählen, was Christen alles angestellt haben. Du musst nachweisen, dass Juden und Heiden erst durch das Christentum schlecht wurden, dass sie als Juden oder Heiden bessere Menschen waren.

Wie passt das zu Deine These?
Auf über 70 Millionen schätzen Experten die Zahl derjenigen, die der Tyrann erschießen, erschlagen oder verhungern ließ. Mao übertrifft damit Hitler und Stalin - die anderen großen Schlächter des 20. Jahrhunderts - bei weitem. http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelsp ... 19185.html
Mao Zedong war kein Christ!
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Ja waren denn die Nazis gläubige Lutheraner?
Die meisten Nazis waren gläubige Christen aber auch Ungläubige. Die meisten waren geprägt durch ihre christliche Erziehung im Kindesalter und deshalb unterschwellig antisemitisch eingestellt.

Zu Bonhoeffer: Er war kein Nazi und kein Antisemit.
Christel schrieb:
Machten nicht die Nazis aus einem Zwist in religiösen Angelegenheiten erst eine Rassenfrage?
Nein.
Rassenlehre und Rassenhygiene entstand weit früher aus dem Sozialdarwinismus heraus. Die Nazis entwickelten das für sich weiter und konnten sich dabei auf den in der christlichen deutschen Bevölkerung unterschwellig vorhandenen Antijudaismus stützen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Nationals ... senhygiene
Christel schrieb:
Übrigens, ein Teil der christlichen Bibel ist nach wie vor identisch mit der Heiligen Schrift der Juden.
Das ist bekannt. Die Legenden des Neuen Testaments wurden an den Legenden des Alten Testaments ausgerichtet. Es wurde durch die Evangelienschreiber so dargestellt, als ob mit Jesus Christus sich die Weissagungen des Judentums erfüllt hätten.
Christel schrieb:
Weshalb verbreitete sich das Christentum zunächst völlig friedlich, 300 Jahre lang! Weshalb verbreiteten die Christen nicht von Anfang an ihr Evangelium mit Gewalt? – Mohamed hat es getan.
Weil die Christen die ersten 300 Jahre nicht die Macht dazu hatten. Sie waren da selbst Verfolgte. Das änderte sich schlagartig, als das Christentum eine Staatsreligion wurde. Mohamed hingegen konnte von Anfang an mit dem Schwert seinen Glauben ausbreiten.
Christel schrieb:
War Christoph Kolumbus eigentlich Missionar? Ging es ihm um Mission oder ging es vielmehr um den Seeweg nach Indien, um Kolonialismus und Gewinn?
Kolonialisierung und Missionierung sind die Kehrseiten ein und derselben Medaille. Beides ging Hand in Hand.
Christel schrieb:
Was die Heiden betrifft, die wurden ja nicht einfach alle ausgerottet. Die Heiden wurden Christen!
Ja, tatsächlich. Alle wurden nicht ausgerottet. Wer nicht ausgerottet werden wollte, wurde Christ.
Christel schrieb:
Atheisius hat geschrieben:
Das Christentum brachte, mehr als alle anderen Religionen, Gewalt und Tod in die Welt. Hat dann auch "gesiegt" mit Gewalt und Tod.
zu begründen, reicht es nicht aus aufzuzählen, was Christen alles angestellt haben. Du musst nachweisen, dass Juden und Heiden erst durch das Christentum schlecht wurden, dass sie als Juden oder Heiden bessere Menschen waren.
Wieso muss ich nachweisen dass Juden und Heiden erst durch das Christentum schlecht wurden ? Ich habe das doch nicht behauptet. Du behauptest das hier.
Christel schrieb
Mao Zedong war kein Christ!
Richtig. Mao war auch kein Religionsgründer und der Maoismus keine Religion sondern eine Ideologie.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius, Du hattest » Mittwoch 27. April 2016, 16:14 behauptet:
Atheisius hat geschrieben:Die zweitausendjährige Geschichte des Christentums lehrt uns etwas völlig anderes. Das Christentum brachte, mehr als alle anderen Religionen, Gewalt und Tod in die Welt. Hat dann auch "gesiegt" mit Gewalt und Tod.
Darin stecken zwei Behauptungen
a) Religionen sind die Ursache von Gewalt und Tod.
b) Das Christentum ist von allen Religionen die Schlimmste.

Generell muss man feststellen, dass die Menschheitsgeschichte voller Gewalttat ist.
Die Frage ist, ob dabei die Religion die vorrangige Ursache darstellt oder ob andere Ursachen nicht doch ausschlaggebender sind?
Wie auch immer, wenn das Christentum am meisten Gewalt und Tod gebracht hat, wie Du behauptest, dann müssen doch andere Menschen besser sein, oder?

Daher, wiederhole ich, bringe doch bitte den Nachweis, dass andere Menschen besser sind als Christen!

Allerdings stellte bereits der Bibelschreiber 500 Jahre vor dem Auftauchen des Christentums in der Geschichte fest, dass die Menschheitsgeschichte voller Gewalttat ist.
Schauen wir ins Neue Testament und schauen wir uns die ersten 300 Jahre des Christentum an, dann finden wir keinerlei Gewalt im Namen des Christentums.
Atheisius hat geschrieben:Zu Bonhoeffer: Er war kein Nazi und kein Antisemit.
Richtig! Doch wie kommt das, wenn angeblich das Neue Testament daran eine Mitschuld trägt. - Und die armen Nazis, ja angeblich gar nicht anders konnten, weil sie christlich geprägt waren?“(Vorsicht: Ironie!)

Dietrich Bonhoeffer war mehr christlich geprägt als die Meisten. Er was Theologe, Prediger der Bekennenden Kirche. Für ihn war Nationalsozialismus und Rassismus war für ihn nicht mit dem Christentum vereinbar. Mehr noch, er leistete Widerstand gerade, weil er Christ war.
Übrigens, ich sehe das genauso, auch bezüglich des heutigen Rechtsextremismus, Rassismus…
Atheisius hat geschrieben:
Christel schrieb:
Machten nicht die Nazis aus einem Zwist in religiösen Angelegenheiten erst eine Rassenfrage?
Nein.
Doch!
Die Evangelien berichten von Jesus, sie beschreiben einen Streit, der ausschließlich im Judentum ausgetragen wird. Der Jude Paulus hat als Christ einen Streit mit Judenchristen und anderen Juden!
Mir fällt keine Stelle ein, wo im Neuen Testament Rassen oder wenigstens Völker miteinander kämpfen. Weiß Du eine solche Stelle?
Atheisius hat geschrieben:Rassenlehre und Rassenhygiene entstand weit früher aus dem Sozialdarwinismus heraus.
Die Nazis entwickelten das für sich weiter und konnten sich dabei auf den in der christlichen deutschen Bevölkerung unterschwellig vorhandenen Antijudaismus stützen.
Dies wurde aus unterschiedlichen Quellen gespeist:
Während des Eichmann-Prozesses 1961 berief sich der SS-Obersturmbahnführer und Mit-Organisator der Shoa, Adolf Eichmann, mehrfach auf den Philosophen Immanuel Kant. Eichmann behauptete, er habe aus reiner Pflicht gehandelt und sei deshalb unschuldig - was aus Sicht der Ethik Kants natürlich absurd ist. Dennoch befindet sich Eichmann bei Kant in bester rassistischer Gesellschaft:
Immanuel Kant (1724-1804) vereint in sich ebenfalls einen traditionellen Antijudaismus wie auch einen modernen Antisemitismus. Kant bezeichnete die Juden als eine "Nation von Betrügern" und als "Vampyre der Gesellschaft"; außerdem unterstellte ihnen eine "Gemüthsschwäche im Erkenntnißvermögen". Im Anschluss betonte Kant, der bis heute als größter Denker der Aufklärung gefeiert wird: "Die Euthanasie des Judentums ist die reine moralische Religion." Vom Rassismus durchtränkt glaubte der Philosoph auch an eine Hierarchie der Menschen:

Die Menschheit ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Race der Weißen. Die gelben Indianer haben schon ein geringeres Talent. Die Neger sind weit tiefer, und am tiefsten steht ein Teil der amerikanischen Völkerschaften. […] Die Negers von Afrika haben von der Natur kein Gefühl, welches über das Läppische stiege.
Immanuel Kant
http://www.heise.de/tp/artikel/41/41064/1.html
Mehr zu "Der verschwiegene Rassismus der Philosophen" http://www.heise.de/tp/artikel/41/41064/1.html

Aus welchen Quellen wird eigentlich heute, der immer noch vorhandene Antijudaismus und Antiislamismus in der deutschen Bevölkerung gespeist?
Du berechnest doch ständig, wie sehr der christliche Glaube in der deutschen Bevölkerung schwindet.
Weshalb verschwindet damit nicht, der immer noch in der deutschen Bevölkerung vorhandene Antijudaismus? Weshalb kommen Antiislamismus und mehr und mehr eine antichristliche Haltung hinzu?
Atheisius hat geschrieben:Weil die Christen die ersten 300 Jahre nicht die Macht dazu hatten. Sie waren da selbst Verfolgte. Das änderte sich schlagartig, als das Christentum eine Staatsreligion wurde.
So wird es meistens interpretiert.
Allerdings, für die Mehrheit der Christen ändere sich damit nichts! Sie hatten nach wie vor keine Macht.- Es änderte sich auch nicht, dass Gewalt nicht mit dem Christentum (Jesus) zu begründen ist.

War es nicht vielmehr so, dass nach und nach auch die Oberschichten Christen wurden, die Kaiser, Könige, die Heerführer…? Sie hatten vorher die Macht, sie behielten die Macht und änderten ihre Gewohnheiten nicht: Macht ausüben, Macht vergrößern, diktieren, Kriege führen… (Der "Tiger" verliert seine Streifen nicht, auch nicht durch einen Religionswechsel. Ich habs jedenfalls noch nie erlebt.)
Atheisius hat geschrieben:Richtig. Mao war auch kein Religionsgründer und der Maoismus keine Religion sondern eine Ideologie.
Eben, daher war das Christentum nicht die Ursache seiner Tyrannei!
Und ein besserer Mensch war er auch nicht, nur weil er kein Christ war.
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Atheisius, Du hattest » Mittwoch 27. April 2016, 16:14 behauptet:

Atheisius hat geschrieben:
Die zweitausendjährige Geschichte des Christentums lehrt uns etwas völlig anderes. Das Christentum brachte, mehr als alle anderen Religionen, Gewalt und Tod in die Welt. Hat dann auch "gesiegt" mit Gewalt und Tod.
Darin stecken zwei Behauptungen
a) Religionen sind die Ursache von Gewalt und Tod.
b) Das Christentum ist von allen Religionen die Schlimmste.
a)Religionen sind die Ursache von Gewalt und Tod.
Das habe ich nicht behauptet- Es gibt auch friedfertige Religionen. Das sind allerdings nicht die drei Buchreligionen Judentum, Christentum und Islam,
b)Das Christentum ist von allen Religionen die Schlimmste.
Richtig. Das Christentum brachte, mehr als alle anderen Religionen, Gewalt und Tod in die Welt. Hat dann auch "gesiegt" mit Gewalt und Tod.

Im Übrigen bringst du hier viel Geschreibsel vor, welches irrelevant ist und keine neuen Erkenntnisse bringt. Ich werde im Weiteren nicht mehr darauf eingehen. Es ist reine Zeitverschwendung.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben:Ich werde im Weiteren nicht mehr darauf eingehen.
Das bist Du auch eben nicht!
Du hast lediglich Behauptungen wiederholt bzw. aufgestellt.
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Re: Der Tod wird nicht mehr sein

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Jeder stirbt für sich allein
Media in vita in morte sumus - Mitten in dem Leben sind wir vom Tod umfangen - heißt es in einem mittelalterlichen Lied.

Das Wissen vom Tod erst lässt uns entdecken, was leben heißt. Die heimliche Angst vor dem Tod aber vereinsamt jeden Menschen, denn es gibt kein gemeinsames Sterben. Jeder muss es allein tun, und wem das einmal bewusst geworden ist, für den ist es nicht mehr möglich, den Sinn seines Daseins aus der Gesellschaft zu beziehen. Denn er wird die Gesellschaft verlassen und sie ihn.

Dieses Wissen ist eigentümlich ambivalent. Einerseits hat es die Tendenz, dem menschlichen Tun und Treiben jeden Sinn zu entziehen; es ist am Ende alles vergeblich. Andererseits ist es erst die gewusste Endlichkeit, die dem Dasein seine Kostbarkeit gibt. Würden wir nicht sterben, verlöre alles seine Bedeutung. Alles, was wir heute tun, könnten wir ebenso gut morgen tun.

Im Weltbild der Evolution ist der Tod ein permanenter Teil der Geschichte; der Tod ist geradezu unser Verbündeter bei der Schaffung von Leben. Das „eingebaute“ Altern und Sterben ist zwar leidvoll für das Individuum, besonders für das menschliche, aber ist der Preis dafür, dass die Evolution unsere Art überhaupt erschaffen konnte. Die Welt war schon vor Millionen von Jahren ein Ort des Sterbens. Der Tod ist so alt wie das Leben.

Keine Angst vor dem Tod

Epikur hatte vor mehr als 2000 Jahren die Frechheit, zu behaupten, dass das höchste Gut auf Erden das Glück, das größte Übel das Unglück sei. Überzeugt davon, dass der Sinn des Lebens nur sinnlich (nicht übersinnlich!) erfasst werden könne, versuchte er den Menschen die Furcht vor den Göttern und dem Tod zu nehmen. Von Religion hielt der Philosoph wenig, sofern es Götter gäbe, meinte Epikur, seien diese so vollkommen, dass sie sich nicht um die Belange der Menschen kümmern oder in die Naturgesetze eingreifen würden.

Als konsequenter Materialist wirkte Epikur der religiös geschürten Angst vor vermeintlichen Marterqualen nach dem Tode (wie vieles andere ist auch die Hölle keine originelle Erfindung der Christenheit!) entgegen, indem er den Glauben an eine unsterbliche Seele als Torheit entlarvte.

Der Tod, so seine bestechend einfache wie moderne Argumentation, sei “für uns ein Nichts”; denn “was der Auflösung anheimgefallen ist, besitzt keine Empfindung mehr, was aber keine Empfindung mehr hat, bedeutet für uns nichts mehr”.

An anderer Stelle heißt es hierzu:

“Wenn wir da sind, ist der Tod nicht da, aber wenn der Tod da ist, sind wir nicht mehr. Er geht also weder die Lebenden noch die Gestorbenen etwas an, für die einen ist er ja nicht vorhanden, die anderen sind aber für ihn nicht vorhanden.”

Epikurs Konsequenz:

“Der Weise … weicht weder dem Leben aus, noch fürchtet er das Nichtleben … Wie er bei der Speise nicht die größere Menge, sondern das Wohlschmeckendste vorzieht, so will er sich nicht eines möglichst langen, sondern eines möglichst angenehmen Lebens erfreuen.”

Seinen Schülern gab Epikur “vier Heilsätze” zur Hand:

1. Vor der Gottheit brauchen wir keine Angst zu haben.

2. Der Tod bedeutet Empfindungslosigkeit.

3. Das Gute ist leicht zu beschaffen.

4. Das Schlimme ist leicht zu ertragen.

Epikur von Samos:

griechischer Philosoph, 341 v.u.Z. in Samos geb. / 271 v.u.Z. in Athen gestorben. Knüpfte an die Atomlehre Demokrits an. In der Ethik betonte er die Willensfreiheit (gegenüber dem Determinismus der Stoiker). Als Ziel erschien ihm in allen Lebensdingen die sanfte Lust der heiteren Seelenruhe durch Befreiung von Schmerz. Höchstes Ziel sei ein glückliches Leben durch Selbstgenügsamkeit und Befreiung von religiöser und Todesangst. Das Lösen von religiösen Denkmodellen wirkt sich positiv auf das Lebensgefühl aus. Das subjektive Wohlbefinden steigt.

Carpe diem = Nutze den Tag

Die Lebensweise nach Epikur nennt man Epikureismus, unter dem im Gegensatz zur ursprünglichen Lehre Epikurs heute (unter dem Einfluss des Christentums) oft eine oberflächlich vergnügungssüchtige (epikureische) Lebensführung verstanden wird.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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