„Rom“ lässt sich nicht kaufen

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Christel
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„Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Man stelle sich vor, ein Schiffsreeder kommt in die Stadt wird Mitglied der katholischen Gemeinde und zahlt als Einstand 50 000 - 100 000 Euro. Das ist eine Freude! Natürlich ist er angesehen und hat Einfluss innerhalb der Gemeinde. Der Schiffsreeder ist engagiert und bringt sich voller Elan mit seinen Ideen ein.

So ungefähr war das um das Jahr 140 nach Christus. Doch bereits vier Jahr später fliegt der reiche Gönner (Markion) aus der stadtrömischen Christengemeinde. Sein Geldgeschenk, 100.000 oder 200.000 Sesterzen, gibt man ihm zurück.

Was war geschehen?

Markion hat eigene theologische Ideen:
Er lehnte das Alte Testament ab.
Jesus ist für ihn kein Mensch.
Markion sichtet die christlichen Texte und erkennt nur zehn Paulusbriefe an und das Lukasevangelium, was jedoch „gereinigt“ werden muss.
Er ging von den Briefen des Paulus, insbesondere vom Galater- und Römerbrief aus, versenkte sich in ihren Geist und buchstäblichen Sinn. http://www.philos-website.de/index_g.ht ... .htm~main2
Fazit:
Der Streit setzt sowohl die Existenz, Gebrauch und Verbreitung der Paulusbriefe und des Lukasevangeliums im Jahr 140 voraus. Sie müssen also früher entstanden sein.
Markions Thesen waren von den Christen in Rom unannehmbar.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hierauf bin ich heute zufällig im Internet gestoßen:
Kurz darauf entlarvt der nationalsozialistische Chefideologe Alfred Rosenberg – wie er meint – den "Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine der historischen Fehldeutungen, die er entmythologisieren will:

"Die große Persönlichkeit Jesu Christi, wie immer sie auch gestaltet gewesen sein mag, wurde gleich nach ihrem Hinscheiden mit allem Wust des vorderasiatischen, des jüdischen und afrikanischen Lebens beladen und verschmolzen." http://www.deutschlandradiokultur.de/de ... _id=192376
Ob Markion rund hundert Jahre nach Jesu Hinrichtung oder Alfred Rosenberg im 20. Jahrhundert oder..., oder..., offensichtlich muss man die ursprüngliche Botschaft immer erst zum Mythos, als verfälscht erklären, um seine eigenen These erfolgreich platzieren zu können.

Die Forscher sind sich nicht einig, wann die Apostelgeschichte entstand, auf jeden Fall irgendwann zwischen dem Jahr 60 und 90 n.Chr., also mindestens 50 Jahre vor dem Eklat mit Markion.
Darin wird die Wahl eines Ersatzapostels für Judas erwähnt:
Sein Amt soll ein anderer erhalten!

Einer von den Männern, die die ganze Zeit mit uns zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging,
angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und (in den Himmel) aufgenommen wurde, - einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein. (Apg 20,1-22)
Es ging immer um das Zeugnis!
Matthias wurde zum Apostel gewählt, weil der von Anfang an dabei war, konnte er Zeuge für Jesus Christus sein.
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ergänzung / Korrektur:

Ich schrieb in meinem letzten Beitrag:
Christel hat geschrieben:offensichtlich muss man die ursprüngliche Botschaft immer erst zum Mythos, als verfälscht erklären
Heute wird oft gesagt „bloß ein Mythos“ und assoziiert, nicht historisch. Damit steht der Mythos im Gegensatz zum historisch tatsächlich Geschehenen. Oft wird auch gefragt „Wahrheit oder Mythos?“

Das „Lexikon für Theologie und Kirche“ definiert den Begriff Mythos jedoch ganz anders:
Der Mythos eröffnet „ein dem Menschen selber nicht verfügbares Urwissen und eine Wesensschau.“„er will erklären, begründen und beglaubigen“„Gegenwärtige Verhältnisse und Zustände werden im Mythos auf ihre ursprunghaften Gründe gedeutet.“ (Quelle: Lexikon für Theologie und Kirche Bd. 7. – 2006.- Spalte 598)

Es ist derselbe Begriff und doch wird er mit unterschiedlichen/gegensätzlichen Inhalten gefüllt. Heute neigen wir dazu einseitig auf konkrete historische Fakten zu schauen. Schlussfolgerungen, Analysen, Prognosen … erwarten wir sachlich und Fakten basiert. Wir rechnen nicht damit, dass uns dies erzählend vermittelt wird. - Darüber hinaus ist ein Mythos sinnstiftend, sagt woraus man leben kann.

Mit dem regionalen, kulturellen und zeitlichen Abstand verändern sich die Sprache, die Denkweise, das Wissen und nicht zuletzt die Lebenserfahrungen, auf dessen Grundlage wir die Welt, Literatur… interpretieren.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass es bereits im 2. Jahrhundert, nachdem sich das Christentum vom Judentum gelöst hatte, zu Verständnisschwierigkeiten, Uminterpretationen und Konflikten kam.
- Im Jahr 49 war die christliche Gemeinde von Rom noch eng mit der Synagoge verbunden und für Außenstehende noch nicht unbedingt als eigenständig identifizierbar. (vergleiche Claudius Edikt, Vertreibung der Juden aus Rom, da sie gestritten hatten über einen gewissen „Chrestus“).
- Im Jahr 64 waren die Christen bereits so eindeutig wahrnehmbar, dass sie unter Kaiser Nero als Sündenböcke taugten.
- Im Jahr 140 war dann ein Christentum ohne Judentum denkbar, aber in Treue zu Jesus nicht annehmbar. (Entfernt man aus den Überlieferungen über Jesus den Bezug zum Judentum, dann ist er aus dem Heidentum heraus in ganz anderer Weise (um)interpretierbar…)

So war die „alte Kirche“ früh gezwungen nach den historischen Wurzeln zu fragen, entsprechend auszuwählen und daran festzuhalten. Alle Schriften des Neuen Testamentes sind bereits im ersten Jahrhundert entstanden. Sie sind nicht mit Datum versehen. Manche Forscher datieren sie früher, manche später, aber in der Regel werden alle Schriften vor 100 n.Chr. datiert.

Das Christentum ist im Judentum entstanden und nur aus dieser Wurzel heraus zu verstehen. Ohne diesen Hintergrund wir unklar, worauf sich die Äußerungen Jesu beziehen. Beides ist wichtig, das Gemeinsame mit dem Judentum, aber auch der Konflikt.
Weshalb war das Christentum mit dem Judentum letztlich nicht kompatibel? Weshalb wurde Jesus gekreuzigt? Weshalb verfolgte Paulus zunächst die Christen? Weshalb wurden die Judenchristen aus den Synagogen ausgeschlossen?

Vergleiche dazu:
Er sorgte für den endgültigen Ausschluss der Judenchristen aus der Synagoge und verfügte die Einfügung der (von Samuel dem Kleinen formulierten) „birkat ha-minim“ (Verfluchung der Häretiker) in das Achtzehnbittengebet. https://de.wikipedia.org/wiki/Gamaliel_II.
Siehe auch:
„Ein Rabbi spricht mit Jesus“ von Jacob Neusner
"Das bei weitem wichtigste Buch für den jüdisch-christlichen Dialog, das in den letzten Jahren veröffentlicht worden ist." Benedikt XVI. Das Buch, das den Papst zum Schreiben seines Jesus-Buches veranlasste: Neusner, ein Rabbiner des 20. Jahrhunderts, mischt sich in Gedanken unter die Menschen, die sich bei der Bergpredigt um Jesus scharen und ihm zuhören. Er hört genau zu, und er fängt mit diesem Buch ein Gespräch mit Jesus an. In sieben Kapiteln beleuchtet er zentrale Aussagen Jesu - und er fragt nach, er argumentiert, er stellt den Worten Jesu die Lehren der Tora entgegen und erzählt Geschichten des Talmud. Ein redliches und kluges Buch, das mit viel Respekt auf den Punkt bringt, was Christen und Juden voneinander trennt.
https://www.amazon.de/Ein-Rabbi-spricht ... 3451295830
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wir erwarten Antworten von der Wissenschaft. Niemand kann auf jedem Gebiet Experte sein. Daher sind wir auf die jeweiligen Experten angewiesen. Zu Recht erwarten wir von ihnen schlüssige „funktionierende“ Antworten sowie eine klare Auskunft über die Grenzen der jeweiligen „Technologie“.

Inhalte und Geschichte des christlichen Glaubens betreffend erhalten wir jedoch seit Jahrzehnten unterschiedliche ja widersprüchliche Informationen. Das Ergebnis ist nicht Wissen, sondern Verwirrung. Doch mal ehrlich, stehen wir nicht auf solche „Informationen“? Die Medien liefern das, was wir Kunden uns wünschen, nämlich die Sensation.

Nüchtern betrachtet ist Wissenschaft kein Zauberkasten. Vieles, was uns als neu und als Sensation präsentiert wird, ist gar nicht neu. Funde, wie die von „Qumran“ und „Nag-Hammadi“ vertiefen, aber werfen nichts um. Die Existenz der Gnosis war immer bekannt und mit zeitlichem und kulturellem Abstand vom Judentum und dem Juden Jesus zu erwarten.

Es gibt ein Buch von Klaus Berger und Christiane Nord „Das Neue Testament und frühchristliche Schriften“, worin diese Schriften nach der vermuteten Entstehungszeit geordnet sind. Das Inhaltsverzeichnis führt die Schriften nebst ihrem Entstehungsjahr auf, beginnend mit dem Jahr 50 und endend mit dem Jahr 200 n.Chr. Anders als viele Ausleger werden hier insbesondere die Johannesbriefe, das Johannesevangelium und der zweite Thessalonicherbrief früh datiert. Hier ist Udo Schnelle anderer Meinung, siehe „Einleitung in das Neue Testament“ https://www.buchhandel.de/buch/Einleitu ... 3825237370 Dies entspricht mehr der Mainstream der heutigen Theologie. Es lohnt sich, die jeweiligen Begründungen zu lesen. Es ist nicht einfach.

Allerdings betragen die Abweichungen nur wenige Jahrzehnte. Ein kurzer Blick in das erwähnte Buch von Klaus Berger und Christiane Nord zeigt und damit stimmen sie mit der allgemeinen Auffassung überein, dass die frühsten (ältesten) überlieferten Schriften Briefe sind. Das sind „Anlassschreiben“!

Anders als die Apostelgeschichte, die uns über die ersten Jahrzehnte der christlichen Gemeinden berichtet, werden die Briefe anlässlich bestimmter Ereignisse geschrieben. Sie liefern uns einen Einblick, jedoch keinen umfassenden Bericht über alle möglichen Aktivitäten.

Zu diesen ältesten Schriften gehören zweifellos die Briefe des Apostels Paulus. Diese wurden kritisch auf ihre Echtheit hin geprüft. Dabei werden Form, Stil, Sprache … miteinander verglichen. Es wird gefragt, passt das angesprochene Problem in diese Zeit… - Selbst liberale Ausleger halten heute mindestens sieben Briefe für echt, also von Paulus selbst verfasst. (Siehe „Historisch-Kritische Bibelauslegung „Gerd Lüdemann) viewtopic.php?f=10&t=4344&start=15

Wie gesagt, Briefe, auch und gerade die Briefe des Apostel Paulus (gestorben nach 60 in Rom) sind Anlassschreiben. Weder berichtet Paulus darin ausführlich über seine Missionstätigkeit, seine Gemeinden, noch über seine Person. In all das gewährt er anlässlich von Vorfällen… nur einen kleinen Einblick.

Daher ist mir bisher völlig verborgen geblieben, wie man zu der immer wieder wiederholten Behauptung kommt „Paulus hat den historischen Jesus nicht gekannt“. Von Paulus stammt diese Aussage nicht! In seinen uns erhaltenen Briefen schreibt er dazu nichts.
Fest steht lediglich, Paulus gehörte nicht zu den Anhängern Jesu. Doch wurde er bereits drei oder vier Jahre nach Jesu Hinrichtung Christ. Während dieser drei oder vier Jahren kannte er die Christen bereits, denn er war ihr Gegner, bekämpfte und verfolgte sie sogar.
Folglich beruht die Aussage „Paulus hat den historischen Jesus nicht gekannt“, nicht auf wissenschaftliche Erkenntnis, sondern vielmehr auf Spekulation, oder?

Ein Zweites ist mir unklar geblieben: Zentrale christliche Dogmen wie Trinität und Zwei-Naturen Christi wurden erst im Laufe späterer Jahrhunderte formuliert, das ist richtig.

Doch Paulus und das ist völlig unbestritten, zitiert spätestens 60 in seinem Philipperbrief einen Christushymnus, Anlass das Beispiel Jesu (Phil 2,5-11):
Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:
Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,
sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich.

Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.

Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der Herr“ - zur Ehre Gottes, des Vaters.
Dieses urchristliche Zeugnis enthält bereits, was später in philosophischer Form, dogmatisch formuliert wurde.

Denken wir hier nicht zu formal, wenn wir meinen, dies kam erst später?

Weshalb sollte eigentlich der historische Jesus ein anderer sein, als der geglaubte Christus?

Könnte nicht vielmehr der Anspruch Jesu zu seiner Hinrichtung geführt haben?
Existiert möglicherweise gar kein „Graben“ zwischen dem „historischen Jesus“ und den „auferstanden Jesus“? Bestätigt nicht vielmehr die erfahrene Begegnung mit dem Auferstanden dessen vorherige Verkündigung?
Was, wenn nicht dies, war Anlass und Grund unter Lebensgefahr weiterzumachen, Jesu Botschaft und Jesus selbst zu verkünden?

Christus - eine spätere Gemeindebildung? Wann später? Paulus bekannte sich bereits drei oder vier Jahre nach Jesu Hinrichtung zu Christus Jesus und der Versammlung um ihn, die er zuvor bekämpft hatte.

Aufgrund von Verfolgung flohen einige Jünger nach Antiochia. Die Gemeinde dort entstand ebenso wie die in Damaskus und Rom ohne Zutun von Paulus.
„In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen.“ (Apostelgeschichte 11,26)
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Inhalte und Geschichte des christlichen Glaubens betreffend erhalten wir jedoch seit Jahrzehnten unterschiedliche ja widersprüchliche Informationen. Das Ergebnis ist nicht Wissen, sondern Verwirrung.
Falsch: Das Ergebnis ist Aufklärung!

Christel schrieb:
Wir erwarten Antworten von der Wissenschaft. Niemand kann auf jedem Gebiet Experte sein. Daher sind wir auf die jeweiligen Experten angewiesen. Zu Recht erwarten wir von ihnen schlüssige „funktionierende“ Antworten sowie eine klare Auskunft über die Grenzen der jeweiligen „Technologie“.
Was ist das nur für eine unsinnige Äußerung in Bezug zu Religion? In Bezug zu einem Glauben an einen Gott?
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ach ja, bei „unterschiedlichen ja widersprüchlichen Informationen“ soll das Ergebnis Aufklärung sein?

Nun ja, im Thema „Historisch-kritische Bibelauslegung“ hast Du gezeigt, dass Du gleichzeitig glauben kannst es gäbe 7 echte Paulusbriefe und es gibt keinen echten Paulusbrief. Wie Du das auf die Reihe bringst, ist mir ein Rätsel!

Falls es Dir entgangen ist, es geht gerade nicht um subjektiven (Un-)/Glauben, sondern um handfeste Fakten. Es geht um Kultur-, Religions- und Kirchengeschichte und diese ist so wie jede andere Geschichte mittels Fakten gut belegt.
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb;
Nun ja, im Thema „Historisch-kritische Bibelauslegung“ hast Du gezeigt, dass Du gleichzeitig glauben kannst es gäbe 7 echte Paulusbriefe und es gibt keinen echten Paulusbrief. Wie Du das auf die Reihe bringst, ist mir ein Rätsel!
Und schon wieder unterstellst du mir was ich glaube. Dabei habe ich nicht geschrieben dass ich das glaube, sondern ich habe nur andere Theologen zitiert.

Zu dem Theologen Detering habe ich geschrieben:
Mich interessiert hier jetzt nicht die Aussage von Detering ob nun alle Paulusbriefe echt sind oder nur ein paar. Auch nicht Deterings Meinung über den historischen Jesus. Das wäre dann ein neues Thema wert.

Ich gebe hier lediglich Deterings Aussagen über die Jesus-Bücher des Gerd Theißen wieder, denn das Buch von Theißen „Der Schatten des Galiläers“ hast du hier leider ganz bewusst ins Spiel gebracht obwohl der fiktive Inhalt dieses frommen Romans mit einer historisch-kritischen Bibel-Exegese nichts zu tun hat.
Zu dem Theologen Lüdemann habe ich geschrieben:
Was die Echtheit oder Unechtheit der Paulusbriefe angeht, schließe ich mich eher den Forschungsergebnissen von Gerd Lüdemann an. Gerd Lüdemann schreibt:

„Im Neuen Testament gibt es sieben echte und sechs unechte Paulusbriefe, ferner gefälschte Schreiben verschiedener Apostel, die alle als Wort Gottes gelten. Die sechs unechten Paulusbriefe haben Schüler des Paulus nach dem Tod ihres Lehrers unter falschem Namen erfunden.
Der zweite Brief an die Thessalonicher ist die gröbste Fälschung des Neuen Testaments. Sein Verfasser veröffentlichte nicht nur einen Paulusbrief unter falschem Namen, sondern wollte mit seiner Fälschung auch noch einen echten Paulusbrief ersetzen, indem er diesen kurzerhand als Erfindung deklarierte“.

In den Evangelien stehen etwa 260 Jesu Worte, Aussagen also, von denen behauptet wird, dass sie von Jesus stammen. Die historisch-kritische Bibelforschung hat festgestellt, dass von den 260 Jesusworten nur ein Bruchteil von Jesus selber stammt. Viele Texte sind Jesus von den ersten Christen in den Mund gelegt worden. Deshalb gibt es eine große Gruppe von sogenannten Jesusworten, die den historischen Jesu gar nicht zum Autor haben. Die Zahl der für echt angenommen Jesus-Worte schwankt deshalb von Forscher zu Forscher. Vielleicht sind 5 bis 15 Prozent echt, 10 bis 35 Texte also.
Ja und dann habe ich noch Dr. Harald Specht zitiert, er schrieb:
Keine der uns heute vorliegenden Schriften, die von Jesus Christus berichten, wurde von Augen- oder Ohrenzeugen des beschriebenen Geschehens verfasst. Als Pseudepigraphien publiziert, entstanden sie Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte nach der fraglichen Zeit. Dies gilt auch für das paulinische Schrifttum und die vier kanonischen Evangelien. Sie stammen aus dem 2. Jahrhundert u. Z. und berichten nicht über einen historischen Jesus. Sie sind Ergebnisse der Auseinandersetzungen und Polemik verschiedener frühchristlicher Gruppierungen und mit Berufung auf fiktive Jünger und Apostel verfasst worden, um der jeweiligen Glaubensrichtung Autorität und höhere Authentizität zu geben. Weder die Apostel Paulus und Petrus noch die im Neuen Testament so unterschiedlich gezeichnete Jüngerschar Jesu haben existiert.
Christel schrieb:
Falls es Dir entgangen ist, es geht gerade nicht um subjektiven (Un-)/Glauben, sondern um handfeste Fakten. Es geht um Kultur-, Religions- und Kirchengeschichte und diese ist so wie jede andere Geschichte mittels Fakten gut belegt.
Im Ergebnis der historisch-kritischen Bibelauslegung lässt sich über den historischen Jesus so gut wie nichts „belegen“. Jesus ist für das Christentum die zentrale Person. Über ihn sind viele Bücher zusammengeschrieben worden. Die meisten Jesus-Bücher sind jedoch nur von begrenztem Wert, da sie den "verkündeten" mit dem "geschichtlichen" Jesus gleichsetzen und sich zugleich weigern, die historisch-kritische Methode in vollem Umfang anzuwenden. Inzwischen ist sich die internationale kritische Forschung darüber einig, dass die meisten Worte Jesu nachträgliche Zuschreibungen und seine Taten Erfindungen sind.

Von Jesus schweigt die zeitgenössische Geschichtsschreibung. Das berüchtigte Testimonium Flavianum ist nachgewiesenermaßen eine christliche Fälschung, durchgeführt von Bischof Eusebius. Dieses flavianische Zeugnis wurde zuerst im vierten Jahrhundert erwähnt und zwar von diesem Eusebius von Cäsarea, einem Bischof, Kirchenpolitiker und -historiker. Er hatte es angeblich, in einem Buch gefunden, das Josephus im Jahre 94 unter dem Titel "Jüdische Altertümer" geschrieben hat.

Die historisch-kritische Bibelforschung konnte nachweisen, dass sich im Neuen Testament zahlreiche Worte Jesu finden, welche ihm erst später in den Mund gelegt wurden und die dennoch in den christlichen Kirchen bis heute als Gottes Wort gelten. Die historisch-kritische Bibelforschung weist eine Vielfalt von unechten Jesusworten nach und zeigt deutlich, dass Jesus nach dem Kreuzestod schnell zum Mittelpunkt eines neuen Glaubens wurde. Christen haben von Beginn an von Jesus Antwort auf ihre Fragen erwartet und, wo kein geeignetes Jesus-Wort vorhanden war oder ein Ausspruch nicht mehr passte, haben sie Worte verändert oder gar erfunden.

Fazit:

Der Christ glaubt, dass er etwas weiß,
doch geht er auf sehr dünnem Eis.
Von Pfaffen früh aufs Kreuz gelegt,
der Christ sich eingeengt bewegt.

Der Wissenschaftler ständig irrt,
das klingt zunächst etwas verwirrt.
Doch wenn den Irrtum er erkennt,
man dieses einen Fortschritt nennt.

So kommt die Wissenschaft voran,
sie bleibt nicht steh‘n in Kanaan.
Der Pfaffe dreht sich nur im Kreis,
für „Gott“ fehlt jeglicher Beweis.

http://www.reimbibel.de


Aus dem Brief von Albert Einstein vom 03.01.1954 an den Philosophen Eric Gutkind.

„Die Bibel ist eine Sammlung ehrbarer, aber auch dennoch primitiver Legenden, welche doch ganz schön kindisch sind. Keine Interpretation, wie feinsinnig sie auch sein mag, kann das (für mich) ändern.
……. Für mich ist die jüdische Religion wie jede andere der Innbegriff des kindischsten Aberglaubens“


Ein Ergebnis der historisch-kritischen Bibelexegese ist auch, dass das Christentum sich keinesfalls selbst erfunden hat, wie es uns die christlichen Kirchen bis heute noch gerne glauben machen will, sondern ist lediglich die Fortführung und Umwandlung alter Traditionen untergegangener Religionen wie die des alten Ägyptens, der Babylonier, der griechischen Antike bis hin zum römischen Reich. Natürlich auch des Judentums (Altes Testament).

Die Christenheit beruht auf Lügen und Irrtümern.

Nichts beleidigt unseren Verstand mehr, als dummer, blinder Glaube, den uns irgendwelche Autoritäten oder Institutionen einzubläuen versuchen. Ich bin dankbar, dass ich heute in einer Zeit leben darf, in der es öffentlich möglich ist, meinen Unglauben ohne Gefahr für Leib und Leben frei zu äußern.


Für mich ist es nicht von Bedeutung, ob von den 13 sogenannten Paulusbriefen sieben echt sind und sechs unecht sind. Es ist mir auch ziemlich „Wurscht“ ob es dazu noch weitere gefälschte Schreiben verschiedener Apostel (die alle als Wort Gottes gelten“ gefälscht sind.

Und dass in den Evangelien von den etwa 260 Jesu Worten, Aussagen also, von denen behauptet wird, dass sie von Jesus stammen und somit auch wieder „Gottes Wort“ sind nur ein Bruchteil von Jesus selber stammen, sondern von den ersten Christen ihm in den Mund gelegt wurden, ist mir ziemlich egal.

Für mich sind diese Geschichten nichts weiter als zweitausend Jahre alte orientalische Märchen aus „1000 und einer Nacht“. Überflüssig wie ein Kropf und nicht mehr in unsere Zeit passend.

„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

@ Da Du Dich laufend über Lügen aufregst, könnte man Dich glatt für einen wahrheitsliebenden Menschen halten.

Doch leider nimmst Du es selbst mit der Wahrheit nicht allzugenau, wenn Du schreibst:
Atheisius hat geschrieben:Und schon wieder unterstellst du mir was ich glaube. Dabei habe ich nicht geschrieben dass ich das glaube, sondern ich habe nur andere Theologen zitiert.
Das ist nicht wahr!
Hast Du schon vergessen, was Du selbst erst kürzlich geschrieben hast?

Was ich Dir angeblich zu Unrecht unterstelle, kann ich belegen:
Atheisius hat geschrieben:Was die Echtheit oder Unechtheit der Paulusbriefe angeht, schließe ich mich eher den Forschungsergebnissen von Gerd Lüdemann an. Gerd Lüdemann schreibt:

„Im Neuen Testament gibt es sieben echte und sechs unechte Paulusbriefe
viewtopic.php?f=10&t=4344&start=15#p15273

Außerdem hast Du es eben innerhalb Deines Wortschwalls selbst zitiert.
Vergiss nicht, so ein Forum dokumentiert alles.



@Allerdings möchte ich diese Aussage revidieren:
Christel hat geschrieben:Nun ja, im Thema „Historisch-kritische Bibelauslegung“ hast Du gezeigt, dass Du gleichzeitig glauben kannst es gäbe 7 echte Paulusbriefe und es gibt keinen echten Paulusbrief
.

Hier habe ich micht geirrt. Du glaubst es nicht gleichzeitig:
Noch am 19. Mai hast Du Gerd Lüdemann geglaubt, denn da hast Du geschrieben:
Atheisius hat geschrieben:Was die Echtheit oder Unechtheit der Paulusbriefe angeht, schließe ich mich eher den Forschungsergebnissen von Gerd Lüdemann an.
viewtopic.php?f=10&t=4344&start=15#p15273

Keine drei Wochen später, am 5. Juni, hast Du dies verworfen und Dich stattdessen Harald Specht angeschlossen, denn Du hast geschrieben
Atheisius hat geschrieben:Ich bin jetzt mit der Lektüre des Buches von Dr. Harald Specht „Jesus? Tatsachen und Erfindungen“ zu Ende gekommen.
Und weiter :
Atheisius hat geschrieben:Während ich vor der Lektüre dieses Buches noch der Ansicht war, dass
Atheisius hat geschrieben:muss ich nun wohl doch meine Ansicht revidieren.
viewtopic.php?f=10&t=4344&start=45#p15334

Nun glaubst Du zum Beispiel:
„Einen Menschen aus Fleisch und Blut mit Namen Jesus von Nazareth, wie er uns in den kanonischen Evangelien des Neuen Testaments gezeigt wird, hat es nie gegeben.“ … „Dies gilt auch für das paulinische Schrifttum und die vier kanonischen Evangelien. Sie stammen aus dem 2. Jahrhundert u. Z. und berichten nicht über einen historischen Jesus.“

Offensichtlich bist Du leicht empfänglich für Verschwörungstheorien. Selbst ein Komplett sämtlicher Historiker schließt Du nicht aus. Du gehst den Fakten nicht nach, sondern greifst nach jedem Strohhalm, der irgendwie Deinen Unglauben zu bestätigen scheint und verstrickt Dich damit in Widersprüchen.

Wenn alles erst im 2. Jahrhundert erfunden wurde, dann erkläre doch mal, weshalb es bereits im 1. Jahrhundert christliche Gemeinden gab.
Wieso wurden im ersten Jahrhundert Christen umgebracht werden, wenn das Christentum erst im 2. Jahrhundert entstand?

Die Neronische Christenverfolgung war eine der frühesten Verfolgungen von Anhängern des damals noch jungen Christentums im Römischen Reich. Sie wurde im Jahr 64 oder 65 n. Chr. von Kaiser Nero angeordnet, weil er laut dem römischen Historiker Tacitus den Verdacht, er habe die Entfachung des großen Brands Roms vom Juli 64 n. Chr. befohlen, auf die soziale Randgruppe der Christen abwälzen wollte. Zu den Opfern der Verfolgung sollen auch die Apostel Paulus und Petrus gezählt haben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neronisch ... verfolgung
PS: Übrigens, was die Echtheit oder Unechtheit der Paulusbriefe angeht, das sind nicht die Forschungsergebnisse eines Gerd Lüdemann.
Ich will damit sagen, es ist nicht "auf seinen Mist gewachsen", sondern gibt einfach den Konsens wieder, den Mainstream.
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Wenn alles erst im 2. Jahrhundert erfunden wurde, dann erkläre doch mal, weshalb es bereits im 1. Jahrhundert christliche Gemeinden gab.
Wieso wurden im ersten Jahrhundert Christen umgebracht werden, wenn das Christentum erst im 2. Jahrhundert entstand?
Wo habe ich behauptet, dass es im 1. Jahrhundert keine christlichen Gemeinden gab? Wo habe ich behauptet, dass das Christentum erst im 2. Jahrhundert entstand?

Ich habe lediglich aus den sieben Thesen von Dr. Harald Specht zitiert:

These 2:
2. Keine der uns heute vorliegenden Schriften, die von Jesus Christus berichten, wurde von Augen- oder Ohrenzeugen des beschriebenen Geschehens verfasst. Als Pseudepigraphien publiziert, entstanden sie Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte nach der fraglichen Zeit. Dies gilt auch für das paulinische Schrifttum und die vier kanonischen Evangelien. Sie stammen aus dem 2. Jahrhundert u. Z. und berichten nicht über einen historischen Jesus. Sie sind Ergebnisse der Auseinandersetzungen und Polemik verschiedener frühchristlicher Gruppierungen und mit Berufung auf fiktive Jünger und Apostel verfasst worden, um der jeweiligen Glaubensrichtung Autorität und höhere Authentizität zu geben. Weder die Apostel Paulus und Petrus noch die im Neuen Testament so unterschiedlich gezeichnete Jüngerschar Jesu haben existiert.
These 3:
3. Den historischen Rahmen für die Herausbildung des Christentums war ein im römischen Reich weit verbreitetes Kultgeschehen, wobei insbesondere der Christus-Kult zur Entstehung des späteren Christentums beitrug. Er hatte seine Wurzeln vor allem im ägyptischen Totenritus, in der jüdischen Prophetie und Messiastradition, in der hellenistisch-jüdischen Philosophie und Weisheitslehre der Diaspora-Juden sowie in der griechisch-römischen Mysterienkutur. Zentren dieses Christusglaubens waren die Metropolen des Reiches, vorrangig Alexandria und Rom, aber auch Antiochien, Ephesus und Karthago. Die sogenannten Chrestianer waren anfangs in kleineren Gruppen als geheime Zirkel organisiert. Ihr Kult wurde im Verborgenen praktiziert. Gerüchte um besondere Tauf- und Mahlsriten sowie die Ablehnung des Kaiserkultes führten zu falschen Verdächtigungen, Verachtung und Verfolgung.
Die Aussagen von Harald Specht beziehen sich also auf die Entstehung des christlichen Schriftgutes, welches heute im Neuen Testament nachzulesen ist. Der sogenannte "Heilige Geist" ist also erst Jahrzehnte bzw. im zweiten Jahrhundert als "Gottes Wort" auf einige wenige Christen herabgekommen :mrgreen: und konnte dann schriftlich durch diese fabuliert werden.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Was haben denn die Christen bis dahin geglaubt? Wen haben sie bezeugt?
Wenn es Jesus gar nicht gab, sondern er erst im 2. Jahrhundert „erfunden“ wurde, was haben die Christen bis dahin geglaubt?
Weshalb wurden sie Christen genannt, wenn Christus noch nicht „erfunden“ worden war?

Überhaupt, wieso sollten eine Handvoll Schreiber im 2. Jahrhundert Geschichten erfinden, die im ersten Jahrhundert spielen?
Weshalb haben sie die Ereignisse ausgerechnet nach Jerusalem verlegt?
Wie ist es ihnen schließlich gelungen diese den christlichen Gemeinden als deren Überlieferung überzustülpen?

Übrigens,
im Jahr 140 gab es zwar das Neue Testament noch nicht, aber die christlichen Schriften, die heute drin stehen. Siehe mein Eingangsbeitrag: viewtopic.php?f=10&t=4379&sid=0c6abcf3c ... 14c#p15368

Es gab sie auch schon im Jahr 120, sonst hätte Papias nicht darüber schreiben können.
Vergleiche:
https://de.wikipedia.org/wiki/Papias_von_Hierapolis
https://www.unifr.ch/bkv/kapitel49-38.htm
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Offensichtlich hast du die These Nr. 3 von Harald Specht nicht gelesen bzw. nicht verstanden. Hier findest du aber die Antwort.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
Christel
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Offensichtlich hast du das Neue Testament nicht gelesen bzw. Du hast die Texte nicht verstanden, sonst wüstest Du, dass sie sich nicht mit der These Nr. 3 von Harald Specht vereinbaren lassen.

Markion wusste das! (Vergliche mein Eingangsbeitrag) viewtopic.php?f=10&t=4379&sid=50142ab1f ... 6f4#p15368

Weshalb verlegt Specht die Texte des Neuen Testaments ins 2. Jahrhundert?

Es gab sie nachweißlich schon im 1. Jahrhundert!
Indem Du Specht hier zustimmst, verwirfst Du die Ergebnisse der Historisch-kritischen Forschung!
Außerdem verwirfst Du Deine sämtlichen Literaturempfehlungen dazu!

Mit den Texten verlegt er auch die Verfasser derselben ins 2. Jahrhundert. Mit den Verfassern die christlichen Gruppen.
Mehr noch, in These 2 spekuliert er über „fiktive Jünger und Apostel“ und unterstellt
„Weder die Apostel Paulus und Petrus noch die im Neuen Testament so unterschiedlich gezeichnete Jüngerschar Jesu haben existiert.“

Folglich gab es im 1. Jahrhundert wohl auch nur „fiktive Gemeinden“, „fiktive Verfolgungen“?

Paulus antwortete den Korinthern und lehnte Fiktion ab:
„Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ 1. Kor 15,14

Auferweckt kann nur jemand werden, der tatsächlich gelebt hat und wirklich gestorben ist.
Daher das Bekenntnis:
„Christus ist … gestorben, … und ist begraben worden … Er ist am dritten Tag auferweckt worden“ Vergleiche 1.Kor 15,3f.
Siehe auch: viewtopic.php?f=10&t=4384

In der wissenschaftliche Forschung ist es Konsens, dass dieser Brief von Paulus stammt. Auch die Datierung ist Konsens, Frühjahr 55.


Als Juden wurden die Christen im Jahr 49 von Kaiser Claudius aus Rom vertrieben.
Nur Juden lehnten den Kaiserkult ab und das von Ihnen abstammende Christentum:
44 bedrängte der von Rom eingesetzte judäische König Herodes Agrippa I. die übrigen Jerusalemer Christen, ließ den Apostel Jakobus den Älteren enthaupten und nahm Simon Petrus, einen der Gemeindeleiter, gefangen, um auch ihn beim Pessach hinzurichten. Er wollte sich damit wohl beim Hohen Rat beliebt machen (Apg 12,1-4). Kurz darauf ließ er sich auf dem Höhepunkt seiner Macht bei einem Festakt als Gott verehren; wenige Tage später starb er nach nur drei gesamtjüdischen Regierungsjahren. Sowohl Lukas als auch Flavius Josephus (Antiquitates 19, 343-350) sahen darin ein Gottesurteil: Juden wie Christen lehnten die Vergötterung von Menschen ab. Hier bahnte sich der Konflikt mit dem römischen Kaiserkult an. https://de.wikipedia.org/wiki/Christenv ... chen_Reich
Die Heilige Schrift von Juden und Christen war damals die Septuaginta. https://de.wikipedia.org/wiki/Septuaginta

Du hast an anderer Stelle geschrieben:
Atheisius hat geschrieben:In alle frühen christlichen Zeugnissen, ob Paulusbriefe oder Evangelien, lassen sich jüdische und hellenistische Elemente nicht voneinander trennen.
Ja und Nein!

Das Judentum entwickelte sich aus dem Heidentum heraus und in Auseinandersetzung mit dem Heidentum. Seit 597 v. Chr. gibt es beständig ein Judentum außerhalb von Judäa. Nicht alle kehrten aus dem Babylonischen Exil zurück. https://de.wikipedia.org/wiki/Babylonisches_Exil

Judäa war Teil des Römischen Reiches. Auch Jesus lebte im Römischen Reich!
Damals als Kaiser Augustus regierte und Quirinius Statthalter von Syrien war, auch unter der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war…

Kulturen gab und gibt es nie in „Reinkultur“!

Trotzdem gibt es Unterschiede. Trotzdem lässt es sich trennen. Trotzdem lassen die Evangelien erkennen, dass Jesus Jude war, im Judentum beheimatet, jüdisch denkend… - Auch bei Paulus ist das unverkennbar.

Ich kann mir aber vorstellen, dass Dein Chemiker aus „Kuh Köthen“ Harald Specht, das nicht unterscheiden kann. https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Specht
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Offensichtlich hast du das Neue Testament nicht gelesen bzw. Du hast die Texte nicht verstanden, sonst wüstest Du, dass sie sich nicht mit der These Nr. 3 von Harald Specht vereinbaren lassen.
Natürlich lässt sich dieses "Neue Testament" weder mit den Thesen von Harald Specht noch mit den Thesen anderer neuzeitlicher Religionsforscher vereinbaren. Es wäre auch sehr verwunderlich wenn das so wäre, denn die historisch-kritische Bibelforschung hat einige Merkwürdigkeiten, außer den offensichtlichen Widersprüchen in der Bibel selbst, um die auch die frommen Bibelforscher nicht drumherum kommen, festgestellt:

Merkwürdig ist, dass die jüdischen Wurzeln der „innerjüdischen Erneuerungsbewegung“ schon nach wenigen Jahren und Jahrzehnten bei einem ihrer erfolgreichsten Propagandisten Paulus vollkommen ausgeblendet wurden und er vom „Judaismus“ (Gal 1:13f) sprechen konnte, als handele es sich beim Christentum um eine ganz eigenständige und vom Judentum losgelöste Größe.

Merkwürdig ist, dass von der großen „Faszination“ des Charismatikers, Wundertäters und Dichters aus Nazareth schon wenige Jahre nach Tod und Auferstehung trotz des „kompetenten Kreises von Anhängerinnen und Anhängern“ so wenig zu spüren ist, dass er in den Briefen des Apostels Paulus keine Rolle mehr spielt und dieser außer Geburt, Tod und Auferstehung nichts mehr über ihn mitzuteilen weiß.

Merkwürdig ist, dass die Weitergabe der Erinnerung an den „Meister“ trotz des „religiös kompetenten Kreises von Anhängerinnen und Anhängern“ so schlecht funktionierte, dass die Evangelisten rund ein halbes Jahrhundert später nicht mehr in der Lage waren, ein stimmiges Bild des Menschen Jesus zu zeichnen, sondern sich statt dessen mit allerlei „Gemeindebildungen“, das heißt, mit Mythen und Legenden, behelfen mussten, die sie sich als Anleihen aus ihrer Umwelt beschafften.

Merkwürdig ist, dass die angebliche ungeheure Wirkung des apokalyptischen Predigers und Wunderheilers, der in Galiläa und Palästina große Menschenmassen in Bewegung gesetzt haben soll, so schnell verpufft war, dass es schon wenige Jahrzehnte nach Tod und Auferstehung niemand mehr gab, der sich noch recht auf ihn besinnen konnte. Denn statt der Erinnerung an den Menschen verkündet Paulus einen metaphysisch überhöhten Gottessohn; statt der Erinnerung an den Menschen bedienen sich die Verfasser der Evangelien bei der Darstellung des Lebens Jesu mythologischer Anleihen in einem solchen Umfang, dass es noch nicht einmal mit Hilfe moderner Methoden gelungen ist, das vermeintlich ursprüngliche und historische Bild des Mannes aus Nazareth aus dem mythologischen Geröll zu befreien

Für ihre Lieblingsidee sind heute Theologen bereit, geschichtliche Zusammenhänge zu konstruieren statt zu rekonstruieren. Ihre Schilderung des Übergangs „von der palästinensischen Jesusbewegung zur weltweiten urchristlichen Missionsbewegung“ bzw. zur „hellenistischen Kultbewegung“ ist historisch nicht nachvollziehbar.

Du hast es oben schon erwähnt:

In alle frühen christlichen Zeugnissen, ob Paulusbriefe oder Evangelien, lassen sich jüdische und hellenistische Elemente (Siehe oben erwähnte These Nr. 3) nicht voneinander trennen. Bei den angeblich rein innerjüdischen Ursprüngen des Christentums handelt es sich um eine Mär, die nicht durch Quellen belegt wird und nur mit Phantasie in die Texte hineingelesen werden kann. Alles Christliche ist von Anfang an immer auch umgeben und durchdrungen vom hellenistischen Geist des Apostels Paulus. Deswegen gilt Paulus als Begründer (Erfinder) des Christentums.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Es gibt einen Text und es gibt eine Interpretation dieses Textes. Wenn sich die Interpretation nicht mit dem Text vereinbaren lässt, liegt es dann am Text oder liegt es an der Interpretation?

Benutzen zwei „Handwerker“ dasselbe Werkzeug und arbeiten damit am selben „Bau“ (Text), sich dann nicht ähnliche Ergebnisse zu erwarten? Sofern dies dennoch nicht der Fall ist, liegt es dann am Werkzeug, am „Bau“ (Text) oder liegt es an den Handwerkern?

Ich hatte bereits mehrmals „Einleitung in das Neue Testament“ von Udo Schnelle empfohlen.
https://www.buchhandel.de/buch/Einleitu ... 3825237370

Das Buch liefert nicht einfach nur Ergebnisse, sondern auch Begründungen. Man bekommt ganz praktisch einen Einblick, wie ein historisch-kritischer Forscher arbeitet und über welche Qualifikation er verfügen muss, um mit diesem „Werkzeugkasten“ umgehen zu können.

Man muss sich das Buch nicht kaufen. Man bekommt es für wenig Geld über den „Leihverkehr der Bibliotheken“. https://gso.gbv.de/DB=2.226/CMD?ACT=SRC ... +Testament
Dazu geht man zur nächst gelegenen Bibliothek und fragt nach „Fernleihe“.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: „Rom“ lässt sich nicht kaufen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Nun zu den von Dir angeführten „Merkwürdigkeiten“. Dabei handelt es sich durchweg um reine Behauptungen. - Ist das, was da behauptet wird, wirklich merkwürdig? Stimmt es überhaupt?

Ich gehe nun auf die angeblichen „Merkwürdigkeiten“ der Reihe nach ein:
„Merkwürdigkeit“ 1:

Angeblich blendet Paulus „jüdischen Wurzeln“ aus und sprich in (Gal 1:13f) vom „Judaismus“ „als handele es sich beim Christentum um eine ganz eigenständige und vom Judentum losgelöste Größe“

Tut er das? In Gal 1,13f. steht:
„Ihr habt doch gehört, wie ich früher als gesetzestreuer Jude gelebt habe, und wisst, wie maßlos ich die Kirche Gottes verfolgte und zu vernichten suchte.
In der Treue zum jüdischen Gesetz übertraf ich die meisten Altersgenossen in meinem Volk und mit dem größten Eifer setzte ich mich für die Überlieferungen meiner Väter ein.“
Mehr steht da nicht! - Mit Gal 1,13f. lässt sich die Behauptung nicht begründen!

Liest man den gesamten Galaterbrief, sieht man, dass Paulus die „jüdischen Wurzeln“ keineswegs ausblendet!

Paulus ist der Meinung, dass Jesus sie vom jüdischen Gesetz befreit hat.
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen“ Gal 5,1)
„Wir sind zwar von Geburt Juden …
Weil wir aber erkannt haben, dass der Mensch nicht durch Werke des Gesetzes gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, sind auch wir dazu gekommen, an Christus Jesus zu glauben, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch Werke des Gesetzes; denn durch Werke des Gesetzes wird niemand gerecht. „ (Gal 2,16)
Im Römerbrief reflektiert es Paulus ebenfalls.

Dort schreibt er auch von der bleibenden Erwählung Israels:
„von ihrer Erwählung her gesehen sind sie von Gott geliebt, und das um der Väter willen. Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt.“ Röm 11,28 f.
Paulus blendet weder seine, noch Jesu jüdische Wurzeln aus.

Aus dem Judentum ist durch Jesus tatsächlich etwas Eigenständiges entstanden:
Haben sie sich früher um das jüdische Gesetz versammelt, so versammeln sie sich nun um Jesus Christus. Zu den Juden sind inzwischen Heiden hinzugekommen.

Fortsetzung folgt!
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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