Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

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Heinrich5

Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Atheist - konfessionslos oder humanistisch? Über Orientierungslosigkeit und notwendiges Bekenntnis

Wer heute keiner der beiden großen Kirchen angehört, wird von den Behörden und Schulen meist als konfessionslos oder unter Verschiedene registriert. Die Konfessionslosigkeit ist in unserer Gesellschaft derzeit noch immer eine Minderheiten-Position, die wie für alle Minderheiten gewisse Schwierigkeiten wie Ausgrenzung und Ablehnung mit sich bringen kann. Besonders Kinder leiden darunter, wenn sie beispielsweise in der Schule gefragt werden: "Bist du evangelisch oder katholisch?", und sie dann gehalten sind, zu antworten: "Ich bin gar nichts". Und auch die Erwachsenen ohne Konfession nennen sich entweder Atheisten, Konfessionslose oder in seltenen Fällen auch schon mal Agnostiker.
Eine solche Außenseiterposition kann leicht zu einer Art kindlicher Trotzhaltung gegenüber der Anpassung fordernden Umwelt führen, sie kann sogar zu einer masochistischen Märtyrerhaltung werden. Sie kann durchaus auch positiv erlebt werden, wenn die Persönlichkeit psychisch stabil genug ist.
Wenn sich Konfessionslose aber als mündige Menschen und verantwortungsbewusste Demokraten sehen wollen, dann kann ein Nicht-Gottgläubiger, ein Glaubensloser, ein Nichtwissender oder ein Garnichts als negierende Bezeichnung nicht ausreichen. Ich denke, daß es sowohl für mein eigenes Selbstwertgefühl, als auch für das mitmenschliche Klima in unserer Gesellschaft sinnvoll ist, dass sich Konfessionslose nicht länger auf eine verneinende Haltung beschränken oder gar an einem religiösen Feindbild festhalten, sondern positive, weiterführende Orientierungen entwerfen, sie verinnerlichen und ins öffentliche Bewusstsein bringen.
In Anbetracht der zunehmenden Orientierungslosigkeit in unserer Gesellschaft ist es dringend geboten zu sagen, was man will und nicht nur, was man nicht will. Es wird Zeit, dass Konfessionslose auf die Frage nach ihrem Glauben ganz spontan sagen können: "Ich bin Humanist". - Unsere Zeit braucht Humanisten statt Christen, Buddhisten, Moslems oder Marxisten, Kommunisten usw. Auch die Begriffe Liberaler, Freigeist, Freidenker oder freireligiös reichen meines Erachtens heute nicht mehr aus. Sie sagen zu wenig aus, wofür die Freiheit eingesetzt werden soll.

Liberalismus ist die Freiheit, keine Gesinnung zu haben und zu behaupten, gerade das sei Gesinnung.Karl Kraus, Schriftsteller (1874-1936)

Der Begriff Humanist bezeichnet das, um was es letztlich geht, besser als alles andere und veranlasst auch am ehesten, sich selbst mit in die Pflicht zu nehmen. Humanist ist zudem eine Bezeichnung, unter der im englischsprachigen Raum, auch in Holland und Skandinavien, die Freigeistigen und Konfessionslosen bekannt sind, und auch bei uns ist dieser Begriff im Kommen.
Humanismus ist eine zeitgemäße Antwort auf die uralte religiöse Frage nach dem Sinn des Lebens. Humanität ist Menschlichkeit im umfassenden Sinn. Wer sich zum Humanismus bekennt, der bekennt sich dazu, die Menschlichkeit zu seiner übergeordneten Zielsetzung zu machen und sein Handeln stets damit in Übereinstimmung zu bringen. Sein Bekenntnis zum Humanismus veranlasst ihn, menschenzentriert zu denken und zu handeln. Er muss nicht nach dem Leben Jesu oder Buddha forschen, er muss nicht im Jenseits sein Heil suchen, wenn er sich wieder orientieren will, er braucht "nur" hin und wieder zu fragen "was ist menschlich, verhalte ich mich menschenwürdig?".
Der bewusste Humanist weiß um die Begrenztheit des menschlichen Erkenntnisvermögens und leitet seine Aufgabe in dieser Welt aus der ihn umgebenden Natur ab. Er kann so den Sinn des menschlichen Lebens in der optimalen Entfaltung seiner Persönlichkeit sehen, so wie in der Natur eine Blume sich gemäß ihren Anlagen und ihren Umweltbedingungen entfaltet. Diese Grund-Einstellung schließt sein Bemühen um eine intakte Umwelt in Form von Natur und menschlicher Gemeinschaft als Grundlage für seine Entfaltung ein.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich für den Humanisten die zweiteilige Aufgabe: Arbeit an der eigenen Person und Dienst an der Mitwelt jeweils in dem Maße, dass beide Seiten in Verbindung bleiben.
Der Humanist ist sich bewusst, dass Humanismus und Atheismus nicht gut zusammen passen. Gottesleugnung ist zum einen ein Widerspruch in sich (wie kann man etwas leugnen, das gar nicht existiert?), und zum anderen streng genommen ein unsoziales Verhalten, denn als Atheist mache ich vielen Menschen eine Vorstellung streitig, die sie selbst als wichtigen Teil ihrer selbst ansehen. Damit erreiche ich eher das Gegenteil von dem, was ich erreichen möchte, ähnlich der Mutter, die ihrem Kind einen bestehenden Schmerz auszureden versucht. Der Humanist versucht stattdessen zu verstehen, warum ein Mensch einen Gott braucht, ohne damit die Existenz Gottes für sich selbst und allgemeingültig anzuerkennen. Er gibt so dem menschlichen Gesichtspunkt gegenüber dem ideologischen den Vorrang.
Genauso realistisch grenzt der Humanist die Religion nicht aus, sondern bemüht sich, die bei vielen Menschen bestehenden religiösen Bedürfnisse zu akzeptieren und psychologisch zu verstehen, denn religiöse Bedürfnisse sind überwiegend psychische Bedürfnisse. Religion ist besonders ein Gebiet der Gefühle, und mit Gefühlen umzugehen ist auch für den Konfessionsfreien nicht immer leicht. Nicht selten leiden sowohl er selbst als auch seine Mitmenschen unter seiner Gefühlsarmut. Der Humanist setzt voraus, dass in den meisten Fällen Religion fälschlicherweise mit Konfession gleichgesetzt wird und weiß, dass fast alle Probleme nur von der psychologischen Seite her zufriedenstellend gelöst werden können, weil sie in den Menschen selbst begründet sind.
Im Grunde sind die religiösen Bedürfnisse bei den einen solche nach mehr geistig-existenzieller Sicherheit, bei den anderen mehr nach seelischer Geborgenheit, also beide Male im Gefühlsbereich gelegen. Kulturelle, politische und sportliche Veranstaltungen sowie Naturerlebnisse können religiöse Bedürfnisse auf der Gefühlsebene mehr oder weniger bewusst ebenfalls befriedigen. Religiöse oder konfessionelle Riten können im Extremfall sogar eine Art Streicheleinheiten für eine kindhafte Seele sein, so wie die Mutter dem Säugling durch Hautkontakt und Bewegung ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt.
Das Irreführende für den religiös Zweifelnden ist, dass z.B. selbst die tüchtigsten Naturwissenschaftler nicht davor gefeit sind, im Bereich der religiösen Gefühle auf dem Entwicklungsstand eines Kindes stehengeblieben zu sein. Wie ist es anders zu sehen, wenn Atomphysiker auf der Suche nach Erklärung der letzten Fragen wieder auf einen Gott zurückgreifen, anstatt diese vernünftigerweise offenzulassen, oder dass Theologen nicht erkennen, dass ethische Normen nicht von Gott kommen, sondern aus den Wünschen der Menschen nach Gerechtigkeit und einem sinnerfüllten Leben? Die seelische Reife hat da mit der intellektuellen offensichtlich nicht Schritt gehalten und eine Gespaltenheit hinterlassen, die nicht ohne Einfluss auf das Verhalten bleiben kann. Innere Ausgeglichenheit und Echtheit werden dadurch oft behindert.
Für die menschliche Entwicklung unserer Gesellschaft ist es wichtig zu wissen, dass die derzeit vermittelten Schulkenntnisse für ein ganzheitliches Erwachsensein nicht ausreichen. Es fehlt heute allgemein an innerer Bildung, die jene Stabilität gibt, die es ermöglicht, als Erwachsener in sich selbst zu ruhen und auf einen Halt von außen, seien es Eltern, Idole, Ideologien, Gott oder andere Autoritäten oder Drogen, verzichten zu können.
Das Bekenntnis zum Humanismus verpflichtet zum Streben nach Mündigkeit, nach Erwachsenwerden, nach psychischer Stabilität. Das bedeutet praktisch, zu den Schwächen zu stehen, unangenehme Gefühle nicht zu verdrängen, sondern zu integrieren, Ängste aufzudecken, zu üben, damit umzugehen, und nicht durch Aktivitäten zu kompensieren. Die Aufarbeitung der eigenen Kindheit gehört dazu.
Der Mangel an psychischer Stabilität ist die Ursache aller menschlichen Probleme, angefangen bei Partner-Problemen, über Erziehungs-Probleme bis hin zu den kriegerischen Konflikten zwischen Völkern. Deshalb ist es höchste Zeit, dass nach den weltanschaulichen Experimenten endlich mit dem ganzheitlich verstandenen Humanismus eine Menschen-Anschauung zur Anwendung kommt. Die zunehmenden Spannungen in der Welt, die Konflikte im ehemaligen Ostblock, das umwelt- und menschenunfreundliche Verhalten in unserer Gesellschaft verlangen nach einem grundsätzlichen Umdenken. Sie verlangen nach geistiger Erneuerung und Weiterentwicklung, nach einer Orientierung an verantwortlicher Menschlichkeit.
Ein neuer Ansatz kann gleichzeitig an zwei entgegengesetzen Positionen beginnen. Zum einen bei den Symptomen von Konflikten, da könnte z.B. anstatt, zumindest aber parallel zu einer militärischen Beteiligung an einer UNO-Eingreiftruppe eine psychologische Einheit gebildet werden, die mit Hilfe von Mediatoren, Psychologen, Journalisten und allen Mitteln der modernen Psychologie und Kommunitationstechnik arbeitet, um durch Aufklärung über Ursachen und Lösungsmöglichkeiten des Konfliktes zur Vermittlung und Entspannung beizutragen. Das würde übrigens besonders für uns Deutsche mit unseren geschichtlichen Erfahrungen eine sinnvollere Art der Beteiligung sein. Der zweite Ansatzpunkt läge im individuellen Bereich, in jedem einzelnen von uns. Es wäre an der Zeit, dass wir die Motive zu unserem Handeln ehrlich hinterfragen und hinterfragen lassen. Wie hoch ist der Anteil an Selbstbestätigung, -gefälligkeit, -darstellung, an Pflichtgefühl, -bewusstsein, an Unterhaltungs-, Anerkennungsbedürfnis, dass ich tätig bin? Verhalte ich mich konstruktiv, dominierend, einfühlend, verletzend, offen? Welches Welt- und Menschenbild ist vorhanden? Bevorzugte Bildung der ethischen Kenntnisse und sozialen Fähigkeiten vor aller fachlichen Ausbildung wäre nötig, um einerseits Konflikten vorzubeugen, und andererseits Konflikte nachhaltig zu lösen.
Ein Humanist wird immer ein Realist sein müssen, wenn er den Humanismus konsequent anwenden will. Aber auch er kann und sollte ein gläubiger Mensch sein, um positive geistige Kräfte auszustrahlen und an einer Stabilisierung der Gesellschaft mitzuwirken. Als Humanist kann er z.B. an das Gute im Menschen glauben, an seine Entwicklungsfähigkeit, an Gerechtigkeit, Demokratie usw. Damit wäre er praktisch nicht mehr konfessionslos und würde sich durch sein Bekenntnis zum Menschentum taktisch weniger von seinen andersglaubenden Mitmenschen abgrenzen.
Humanismus ist ein Denken und Handeln, das sich an der Würde des Menschen orientiert und dem Ziel menschenwürdiger Lebensverhältnisse dient.

Konfessionslos? Nein, Humanist, Ja!, Unter diesem eindeutigen Namen, der zugleich Weg und Ziel ist, wird in Zukunft eine neue gesellschaftliche Kraft geschaffen werden.

Quelle: http://www.humanistische-aktion.de/konfessi.htm


Gruß,
Heinrich5
Christel
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Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Heinrich 5, tolles Bekenntnis. Damit hast du gut dargestellt, wo Du derzeit steht.
Gestatte mir eine Anmerkung: Das Minderheitenproblem der Konfessionslosen dürfte heute noch wahrscheinlich auf das Eichsfeld zutreffen sowie auf einige Gegenden Westdeutschlands.
Ein paar Kilometer vom Eichsfeld entfernt sind bereits die Mehrheiten/Minderheiten umgekehrt.

Daher strebt Michael Schmidt-Salomon an, dass die Konfessionslosen „3. Konfession“ in Deutschland werden. Er begründet es mit den Zahlen.

Wie stehst Du zu ihm und seinem Projekt des „Evolutionären Humanismus“?

LG Christel
Heinrich5

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo Christel,
eines meiner Hobbys ist auch das Angeln. Ich sitze aber da nicht einfach stundenlang nur herum, lasse mir die Sonne auf den Kopf scheinen und höre dem zwitschern der Vögel zu, sondern nebenbei lese ich auch ein gutes Buch. Im August habe ich mir also das Buch von Michael Schmidt-Salomon "Manifest des evolutionären Humanismus" Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur, zu Gemüte geführt.
Im Grundsatz stimme ich Schmidt-Salomon gerne und voll zu. Hier interessant wären die im Anhang B aufgeführten "Zehn Gebote des evolutionären Humanismus" , welche mich überzeugen.

Gruß,
Heinrich5
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niels
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bin ich "konfessionslos"?

Ungelesener Beitrag von niels »

bin ich konfessionslos, nur weikl ich nicht an einen Gott glaube? Bin ich ein "Heide", weil ich nicht glaube?

Persönlich sehe ich das Leben aus einer Richtung, die der ursprünglichen Lehre Gautamas ("Buddhas") recht nahe kommt. Mit dem heute - vor allem in Asian praktizierten - "Buddhismus" hat das sehr wenig zu tun bzw. gemeinsam.

Ich bin davon überzeugt, das jeder die "Erlösung" - vom Leid erreichen kann, wenn er bewusst darauf zugeht - was sich i.d.R. nicht auf dieses Leben beschränkt. Aber das führt hier wohl zu weit...

Ebenso akzeptiere ich Religionen - kann damit selbst keine Berührung für mich finden.

Was "bin ich" dann aus der Sicht der anderen bzw. religiösen Menschen?

Beste Grüße,

Niels.
Heinrich5

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo Niels,

es kommt immer darauf an, aus welcher Sicht man das betrachtet. Derjenige, bei dem auf der Lohnsteuerkarte bei „Kirchensteuer“
zwei Striche ( - - ) stehen, wird bei uns sofort in die Schublade „konfessionslos“ gesteckt. Das ist bei uns heute schon normal: wer keine Kirchensteuer bezahlt ist eben konfessionslos. Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der gehörte einer evangelikalen Sekte an und nahm die Bibel wie alle anderen Sektenmitglieder wörtlich. Deshalb führte er auch zehn Prozent seines Brutto-Einkommens (den biblischen Zehnten) an seine Sekte ab. Der war immer sehr verärgert, wenn er, weil bei ihm kein Kirchensteuerabzug erfolgte, als Konfessionsloser hingestellt wurde. Hinzu kam dann noch, dass für ihn Katholiken überhaupt keine Christen mehr waren.

Während der Buddhismus zu den Weltreligionen gezählt wird, gibt es bei uns im Westen Buddhisten, die sich nicht als Anhänger einer Religion betrachten. Sie betrachten den Buddhismus als Weisheitslehre und Philosophie die mit unterschiedlichen religiösen Bekenntnissen oder weltanschaulichen Überzeugungen vereinbar ist. Es gibt aber auch im Buddhismus Mindestvoraussetzungen dafür, dass jemand als Buddhist betrachtet werden kann.
Grundvoraussetzung ist das akzeptieren der Lehre von den Vier-Wahrheiten und die grundsätzliche Bereitschaft danach zu leben. Die Existenz einer permanenten Seele, welche den Tod überdauert wird bestritten. Das ist ein Kernbestandteil des Buddhismus.

Wenn Du denkst, dass Du diese Mindestvoraussetzungen erfüllst, dann sage doch ganz einfach „Ich bin ein Buddhist – ich bin nicht konfessionslos“. Was andere davon halten ist doch vollkommen Wurscht.
Es kommt darauf an, was Du von Dir selber hälst.

Gruß,
Heinrich5
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niels
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Ungelesener Beitrag von niels »

Danke für Deine Mail. Was andere sagen, ist mir "Wurscht" ;) im Rahmen der Diskussion hat mich mal interessiert, wie "man so" solche Leute - z.B. in unserer Region - "einsortiert", eigentlich eher, wie das "von außen" gesehen wird. Eine Orientiierung sehe ich darin nicht.

---
Zum Thema "Kirchensteuer" fällt mir was ein:
In Uder gab es mal einen alten Mann, dessen Frau ca. 2 Jahre zuvor starb (zu tiefen DDR-Zeiten). Beide lebten sehr gläubig. In der Zeit hatte er seine "Finanzen" - die immer die Frau machte - nicht mehr im Blick und in die Kicrhe konnte er auch nicht mehr gehen. Dabei wurden wohl irgendwelche Beiträge oder "Steuern" (o. kirchgeld?) an die Kirche bezahlt. Verwandte gab es auch keine mehr...

Bei seinem Tod wies der Pfarrer den Wunsch seiner Bekannten ab ihn "ordentlich kirchlich" zu beerdigen. Er wurde - ohne Zeremonie - auf dem Friedhof "beerdigt" bzw. vergraben.
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Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:...im Rahmen der Diskussion hat mich mal interessiert, wie "man so" solche Leute - z.B. in unserer Region - "einsortiert", eigentlich eher, wie das "von außen" gesehen wird.
„Atheist - konfessionslos oder Humanist ?“

Das war mir zu „schwammig“. Meine Frage an Heinrich5 diente der besseren Einordnung. – Beim Angeln also... hm.

Der Renaissance-Humanismus war nicht atheistisch.
Heutiger Humanismus tritt zuweilen sehr atheistisch auf, ist zwar „konfessionslos“, aber sehr bekennend, zuweilen kämpferisch. - Daher kann diese, doch sehr konkrete Gruppierung, auch nicht „die Konfessionslosen“ in Deutschland vertreten. Diese sind zu unterschiedlich.
niels hat geschrieben:bin ich konfessionslos, nur weikl ich nicht an einen Gott glaube? Bin ich ein "Heide", weil ich nicht glaube?

„Konfessionslos“ bzw. „Konfession“ richtet sich für mich nach dem, was jemand auf der Lohnsteuerkarte stehen hat, unabhängig vom persönlichen Bekenntnis.

„Ich bin Heide“ sagen heute mitunter Menschen über sich selbst. Meistens wollen sich damit nur sagen, dass sie keiner Kirche angehören und bezüglich Gott eher unsicher sind. Ich verbinde „Heide“ mit heidnischen Glaubensinhalten und –praxis. D.h., die sich Heiden nennen sind es zumeist gar nicht.

Hat jemand „r.k.“ auf der Steuerkarte stehen, dann ist er katholisch.

Ich weiß nicht, wie das im Eichsfeld praktisch lief.
Aber die Kirchensteuer wurde zu DDR-Zeiten nicht vom Staat, nicht mit der Lohnsteuer eingezogen.
Sie war eine sogenannte „Bringeschuld“. Die Kirche mußte sich selbst drum kümmern... Rentner haben nur Kirchgeld gezahlt...
Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen, dass jemand, nur weil er 2 Jahre nicht gezahlt hat, nicht kirchlich beerdigt wird. Solange jemand nicht ausgetreten ist hat er einen Anspruch.
Wobei das eben in DDR-Zeiten etwas komplizierter war. Viele sind einfach weggeblieben und haben nicht mehr gezahlt, ohne den Austritt formal zu vollziehen. Daher die hohe Kirchenaustrittsrate nach der „Wende“ als der Blick auf den Lohnstreifen über die Kirchenzugehörigkeit aufklärte.

LG Christel
Christel
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Re: Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

oder

denen http://www.giordano-bruno-stiftung.de/
nahestehend?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Der Renaissance-Humanismus vergangener Jahrhunderte ist out. Mit diesem kann heute keine neue gesellschaftliche Kraft geschaffen werden. Das ist nur mit dem evolutionären Humanismus, so wie ihn auch die Giordano Bruno Stiftung vertritt, machbar.
Heutiger Humanismus ist ein Denken und Handeln, das sich an der Würde des Menschen orientiert und dem Ziel menschenwürdiger Lebensverhältnisse dient.
http://www.giordano-bruno-stiftung.de/
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Re: Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

Ungelesener Beitrag von Ga-chen »

Ich war auch eine längere Zeit "konfessionslos", nachdem ich aus der Kath. Kirche ausgetreten war und bevor Jesus mir nahelegte, mich einer FeG anzuschließen.
Musste immer lachen, wenn ich als Erzieherin in einer konfessionellen Kita nicht angenommen wurde, weil ich vermute, dass ich gläubiger bin als manch einer, der dort arbeitet. Ist doch seltsam in diesem Land, dass Glaube nur mit Konfession gleichgesetzt wird. Was heißt Konfession eig. genau? Ich persönlich fühle mich dadurch eingeengt. Man wird doch irgendwie verdonnert, das jeweilige Dogma zu glauben und zu vertreten, auch wenn man gar nicht dahinterstehen kann....
Liebe Grüße von Ga-chen

................
Der Name YHWH (von rechts n. links) in paleohebräischer Bildersprache verrät so einiges
10. י Yud 10 HAND
5. ה He 5 ERBLICKE
6. ו Vav 6 NAGEL
5. ה He 5 ERBLICKE

HAND ERBLICKE oder SIEHE, NAGEL ERBLICKE oder SIEHE; zu dtsch.: Siehe, Erblicke die Hand, erblicke den Nagel!

Der Vater und der Sohn haben denselben Namen: YHWH!
(von Theodoric)
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Re: Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Ga-chen schrieb:
……bevor Jesus mir nahelegte….
Er ist dir sicher dazu erschienen :D
Nun, jede ordentliche psychiatrische Klinik beherbergt heute Insassen, denen entweder Elvis, Jesus oder ET erschienen sind oder die zumindest detailliert über Entführungen durch Außerirdische berichten können.

Das menschliche Gehirn ist ein ungeheuer komplexes System, das offensichtlich relativ leicht in Ungleichgewicht geraten kann.

So gibt es Menschen, die aufgrund neuronaler Anomalien ihr eigenes Gesicht nicht mehr erkennen, Menschen, die ihr Bein amputieren lassen wollen, weil sie das unbezwingbare Gefühl haben, ihnen sei ein falsches Bein über Nacht angenäht worden, Menschen, die in einer Art Zeitschleife leben, Menschen, denen aufgrund von Schädellappenepilepsien am helllichten Tag Pamela Anderson, Allah oder die Jungfrau Maria erscheinen usw.
https://www.giordano-bruno-stiftung.de/ ... stmss1.pdf
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

Ungelesener Beitrag von Ga-chen »

Danke für deine Einschätzung...sehr respektvoll und besonders tolerant...etwas, das Atheisten immer wieder einfordern?

Warum hast du das nötig?
Liebe Grüße von Ga-chen

................
Der Name YHWH (von rechts n. links) in paleohebräischer Bildersprache verrät so einiges
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Re: Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

„Wer sagt, er rede mit seinem Gott, gilt als religiös – wer sagt, sein Gott rede mit ihm, gilt als bekloppt.“
Günter Grünwald, bayrischer Komiker
Recht hat er
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

Ungelesener Beitrag von Ga-chen »

Warum hast du das nötig?
Liebe Grüße von Ga-chen

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Re: Atheist - konfessionslos oder Humanist ?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Wer sagt, er rede mit seinem Gott, gilt als religiös – wer sagt, sein Gott rede mit ihm, gilt als bekloppt.“
Günter Grünwald, bayrischer Komiker
Recht hat er
Wie oft hat ER (oder auch Jesus) denn schon mit dir geredet?
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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