Bestseller "Bibel"

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Kategorie: Religion im Eichsfeld
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Gelöscht_09041201

Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

"Man stelle sich vor die Bibel gäbe es nicht und hätte es nie gegeben!
HALT: zuerst eine gründliche Vorstellung -mit allen Konsequenzen- entwickeln. Ok?
WEITER: 2008 erscheint auf der Frankfurter Buchmesse die Erstausgabe der Bibel.
Inhaltlich identisch mit der Bibel die wir gerade aus unserem Gehirn gelöscht haben,
jedoch in der Wortwahl und Syntax unserer heutigen Sprache angepasst, d.h., leicht lesbar.

FRAGEN:
Wie würden die heutigen Literaturkritiker das Werk einschätzen?
"Das wird ein Bestseller!" oder "Schundliteratur!"?
Was würden die Leserrezensionen bei "Amazon.de" aussagen?

Wer kennt die Bibel gut genug und traut sich zu eine Aussage zu machen?"


vg
:?:
Heinrich5

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo treumie,
mit solchen vagen Vorstellungen kann ich leider nicht viel anfangen. Was hätte wenn....
Wenn es die Bibel nicht geben würde, hätte es den Koran gegeben, wenn es beide nicht gegeben hätte, hätte es bestimmt etwas anderes gegeben. Solange es Religionen gibt, und zu den heutigen Religionen werden in Zukunft noch andere hinzukommen, wird es auch Bibeln geben. Jede Religion hat ihre eigene Bibel.
Im übrigen ist die jüdisch-christliche Bibel das meistgelesenste Buch der Welt. Mithin also schon lange ein Bestseller.

Deine hypothetische Frage müsste also anders lauten: Was wäre, wenn es nie Religionen gegeben hätte?

Eine Antwort von mir dazu: dann hätte es wahrscheinlich auch keine Kriege gegeben.

Gruß,
Heinrich5
Gelöscht_09041201

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

ein erste antwort von dir heinrich.. auch wenn du meine fragestellung in frage stellst..
dennoch ich fragte so wie die frage es beeinhaltet ;-)


ohne religion KEINE kriege? das denke ich nicht, kriege haben und hatten nicht immer einen religösen ursprung, grenzkonflikte und erbauseinandersetzungen waren da auch noch.. auch die verheerenden WK1 und Wk2 waren nicht religös motiviert... zumindest mir nicht bekannt...

aber dennoch, vermutlich wären es zumindest einige kriege weniger !


ich dachte eher an antworten wie..
es ist ein in sich stimmiger abenteuerroman oder fehlt da das happyend
oder ein geschichtsbuch oder verwirrt gleich am anfang die hohe lebenserwartung der akteure bzw. der beschränkte horizont (die welt war in Ihrem Umfang praktisch unbekannt im gegensatz zur heutigen verbreitung)
oder eine art "herr der ringe"-genre, fantasy.. brutal ists ja ausreichend.. unterhaltung ist auch drinnnen..
oder oder...

ich weiss es nicht was heutige kritiker oder rezensenten dazu sagen würden käme das buch heute auf den markt.. deshalb meine, natürlich heinrich, rein hypothetische frage.

:)
Heinrich5

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo treumie,
Hast Du die Bibel selber und im Ganzen gelesen?

Ich denke mal, Du hast eventuell das Buch von Franz Buggle:

„Denn sie wissen nicht was sie glauben“,

gelesen. Zumindest ich habe dieses Buch glesen und mir dazu folgende Notizen gemacht, weil ich lieber meinen eigenen Buchrezensionen vertraue als denen bei Amazon, denn die Buchrezensionen bei Amazon stammen ja auch nur von Amateuren wie Du und ich:

Autor:
Professor Dr. Franz Buggle, 1933 geboren, Studium der Psychologie, Philosophie, Pädagogik und Wirtschaftswissenschaften in Freiburg i. Br. und München, 1963 Promotion zum Dr. phil. In den Fächern Psychologie, Philosophie und Psychopathologie. 1970-1974 Professor für Entwicklungs- und Sozialpsychologie an der Universität Regensburg. Seit 1974 Lehrstuhl für klinische und Entwicklungspsychologie an der Universität Freiburg i. Br.


„Denn sie wissen nicht was sie glauben“, Rowohlt Verlag 1992, ISBN 3 498 00 561 8,


„Meine Pfeile mache ich trunken von Blut, während mein Schwert sich ins Fleisch frisst – trunken vom Blut Erschlagener und Gefangener.“ (Dtn. 32;42)

Die Bibel – und zwar nicht nur das Alte, sondern auch das neue Testament - ist in zentralen Teilen ein gewalttätig-inhumanes Buch, als Grundlage einer heute verantwortbaren Ethik ungeeignet.

Frühkindliche Indoktrination in intellektuell wehrloser Kindheit: Seite 13

Ist es nicht ein von allen Erfahrungen widerlegter Illusionismus, anzunehmen, eine rational argumentative Kritik vermöge etwas gegen ein Phänomen wie Religiosität auszurichten, das so tief in vorrationalen psychischen Schichten verankert und durch frühkindliche Indoktrinationen auch gegen hoch ausgeprägte Rationalität und Realitätsbeurteilung durchsetzen können, zeigen ja gerade in der deutschen Szene nicht wenige herausragende Beispiele, bei denen man sich nicht vorstellen kann, dass sie eine Lehre wie die biblisch-christliche Religion mit den in diesem Buch dargestellten Absurditäten und inhumanen Zügen als kritische Erwachsene noch akzeptieren würden, wenn sie nicht in intellektuell wehrloser Kindheit indoktriniert worden wären. Mit Recht weist Bertrand Rassel darauf hin, dass mit verschwindend wenigen Ausnahmen nicht Argumente, sondern Geburt und Herkunft , d.h. frühkindliche Indoktrination , zur Übernahme einer Religion führen (die Kirchen wissen das, mehr oder weniger reflektiert, und misstrauen offenbar der Überzeugungskraft ihrer göttlichen Offenbarung auf Erwachsene, innerlich freie Individuen; ihr fundamentales Interesse an den institutionalisierten Möglichkeiten frühkindlicher und kindlicher Indoktrination - Kindergärten, Religionsunterricht an staatlichen Schulen usw. – hat hier ihre Begründung)

Seite 15:

Man wird also hier (in diesem Buch) keinen Krieg gegen machthungrige, feudalistische, sture usw. Funktionsträger der Kirchen finden, es geht hier generell nicht um Personen, sondern um das Glaubenssystem selbst, dessen Opfer letztlich auch seine Funktionsträger sind. Ein wesentlicher Teil der Gründe, warum die gegenwärtige Diskussion um Glaube und Kirche häufig so ineffizient und unredlich verläuft, ist m. E. hier zu suchen. Es verhält sich eben im wesentlichen nicht so, wie es eine heute fast selbstverständlich akzeptierte generelle Prämisse aller Kirchenkritik darstellt: Die ursprüngliche Verfassung, die Basis (Jesus, Bibel usw.) ist gut, nur die fehlerhaften schwachen bis böswilligen kirchlichen Funktionsträger – Papst, Bischöfe, „Amtskirchen“ usw. – haben sie verfälscht, pervertiert.
Eher verhält es sich umgekehrt: Eine nicht geringe Zahl positiv motivierter bis idealistisch gesinnter Bischöfe, Priester, engagierter Christen bemüht sich, aus einer redlicherweise eigentlich längst unhaltbar gewordenen religiösen Glaubensbasis unter ungeheuren Selbstverleugnungen, Konflikten und inneren Verbiegungen - je intelligenter, konsequenzfähiger , redlicher sie sind, um so mehr - doch noch eine einigermaßen akzeptierbare und hilfreiche Veranstaltung zu machen. Pointiert gesagt: ich kenne eine große Anzahl von Pfarrern und überzeugten Christen, deren ethisches Niveau das des biblischen Gottes bei weitem übertrifft (und es stünde besser um diese Welt und das Schicksal der Menschen, wenn diese über göttliche Allmacht verfügten).

Seite 32:

Schwarzweißwelten gibt es nur in der Sicht verbohrter Fanatiker, nicht aber in der Realität. So enthält auch die Bibel als Projektionsschirm menschlicher Weltbilder, Einstellungen, Gefühle, Leidenschaften usw. keineswegs nur negativ zu bewertende Inhalte.
Ein Buch, eine Normenquelle aber, die mit dem Anspruch auftritt, aufgrund göttlicher Inspiration Leitlinien mit absolutem Geltungsanspruch zu vermitteln, deren Bedeutung also nicht nur und nicht primär darin liegt zu vermitteln, wie die Dinge sind, sondern wie sie sein sollen, darf nicht neben auch positiven Inhalten eine solche Fülle archaischer, zutiefst inhumaner und ethischer höchst verwerflicher Leitbilder als göttlich inspiriert und damit das ihnen entsprechende Verhalten als göttlich legitimiert und von Gott autorisiert vorstellen, explizit oder implizit durch göttliches „Modellverhalten“.
Einen Gott, der Eroberungskriege inklusive der ausdrücklich angeordneten Hinschlachtung von Kindern, Frauen und greisen befiehlt, der eine inhuman grausame Blutjustiz immer wieder eindringlich fordert, und die extrem grausame Hinrichtung seines eigenen Sohnes als Sühneopfer ausdrücklich wünscht, der Minderheiten wie etwa Frauen und Sklaven extrem diskriminiert , der die Ausrottung Andersgläubiger befiehlt, Geisteskrankheiten auf Besessenheit zurückführt oder ewige (!) Höllenstrafen androht, einen solchen Gott, auch wenn er, extrem widersprüchlich, an anderer Stelle Nächstenliebe , ja sogar Wehrlosigkeit fordert, als höchstes absolutes Vorbild und Verhaltensmodell zu propagieren, scheint (mir) schwer zu rechtfertigen: Die Geschichte hat ja gezeigt, wie sehr der Mensch dann auch darin zum Ebenbild Gottes wurde.
Dass die Bibel als Gottes Wort teilweise auch historisch, nicht nur naturwissenschaftlich , die Unwahrheit sagt, z. B. auch in der so beliebten Weihnachtsgeschichte - Erfindung einer Volkszählung als Arrangement , den Geburtsort Jesu nach Bethlehem , von wo der Messias kommen sollte , zu verlegen - , sei nur am Rande vermerkt.

Auch schon für die Bibel und nicht erst für das auf ihr aufbauende Christentum lässt sich sagen: Wer sich über die Bibel nicht empört, kennt sie nicht. Oder ist zu feige oder innerlich zu unfrei, sich zu empören. (Kahl, 1968, S. 13)

Seite 128:

Wie geht die Bibel, wie gehen Gott, Christus und andere biblische Autoritäten , als absolute Vorbilder und Verhaltensmodelle dargestellt, mit Menschen um, die Verhalten zeigen, das von den biblischen Normen abweicht, Verhalten, dessen Spannweite von dem „Verbrechen“ , einem anderen als dem biblischen Gottesglauben anzuhängen oder die entsprechenden rituellen Vorschriften nicht zu erfüllen über sexuell abweichendes Verhalten bis zur Tötung anderer Menschen (es sei denn im Krieg!) reicht?
Wieder ist die Bilanz für eine mit dem Anspruch göttlich-absoluter , letzter moralischer Autorität antretender Schrift vernichtend: Da gibt es zwar auch, insgesamt eher zurücktretend und so gut wie immer untrennbar in den Bezugsrahmen von Gewalttätigkeit und extremer Strafsucht eingebettet, die Aufforderung zur Barmherzigkeit und zum Verzeihen, vor allem und weitestgehend , wenn auch nicht ganz ausschließlich, gegenüber dem „Bruder“, dem Mitglied der eigenen „Ingroup“. Ganz vorherrschend jedoch findet sich die extrem gewalttätige Praxis der Liquidierung, der Sanktionierung des Abweichenden durch exzessive, sadistische Strafen, gipfelnd in den neutestamentlichen ewigen psychisch und körperlich zugefügten Höllenqualen.
Die psychischen Folgen einer so mit göttlicher Autorität verordneten und vorgelebten „Bewältigung“ normabweichenden Verhaltens waren und sind verheerend: Ein Blick auf die Geschichte des Christentums , das erst durch die Aufklärung am schlimmsten gehindert werden musste, wie auch auf die heute noch bestehenden , mehr oder minder sublimen psychischen Repressionsmechanismen kann dies bestätigen (man vergegenwärtige sich die psychische Not vieler kirchlich gebundener , aber von Zweifeln und Konflikten bedrängter Menschen, etwa auch einer beträchtlichen Zahl katholischer Priester). „Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass die christliche Kirche den Menschen ein größeres Maß an unverdienten Leides zugefügt hat als irgendeine andere Religion“, stellte der britische Historiker William E. H. Lesky fest.
Alle verantwortlichen (Sozial-)Wissenschaftler, Ethiker, Pädagogen, Eltern, darüber hinaus jedes nicht gedankenlosunkritisch dahinlebende Mitglied einer human-demokratischen , aufgeklärten Lebensnormen verpflichteten Gesellschaft müssen sich fragen lassen, warum sie diese Praxis der Kirchen unwidersprochen über sich und über ihre Kinder ergehen lassen, durch archaisch-inhumane , angsterzeugende Inhalte Verhalten und Erleben mit allen bekannten verheerenden psychischen Folgen kontrollieren zu wollen so wie weiterhin Vorbilder extremer Gewalttätigkeit und inhumanen Sadismus als Verhaltensleitbilder absoluter Autorität zu vermitteln. Wie kann man heute noch , und dies gilt für die Bibel insgesamt, die vor mehreren tausend Jahren in den Himmel projizierte archaische –inhumane Verfassung damaliger Menschen als göttlich–verbindliche Inhalte „zurückholen“ und sie dadurch verstärken und stabilisieren?
Wie können wir erwarten, die nicht nur für den einzelnen Menschen , sondern inzwischen für die ganze Menschheit überaus gefährliche Reaktionstendenz zu überwinden , im Verhalten und Verhaltensnormen wie im Für-wahr-Halten bestimmter Sachverhalte (Glauben, Ideologien) von den eigenen Vorstellungen und Normen abweichende, bekehrungsunwillige Menschen zu „liquidieren“, solange einem grossteil der Menschheit (Christentum, Islam) ein göttliches Leitbild vermittelt wird, das sich genau durch diese Reaktionstendenzen auszeichnet? Allein in den USA, wird die Zahl der biblischen Fundamentalisten, also der Personen und (und Wähler), die die Bibel wörtlich nehmen wollen, (was ja eigentlich bei einem „Wort Gottes“ ohne verhängnisvolle Konsequenzen möglich sein müsste), vorsichtig auf mindestens 40 bis 60 Millionen geschätzt. Wen wundert da noch die für das Überleben der Menschheit zeitweise überaus gefährliche, exzessive Aufrüstungspolitik der vorigen, zu einem Gutteil gerade von religiös –fundamentalistischen Kreisen gestützten amerikanischen Administration und ihres Präsidenten?

Seite 136:

Die Bibel interpretiert den Kreuzestod Jesu in Übereinstimmung mit der offiziellen bis heute verkündeten Lehre aller christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften als Sühneopfer, um den durch die Sünden der Menschen ungnädigen , erzürnten , strafwilligen Gott zu versöhnen.
Wieder kann man es nur der eminenten Wirksamkeit entsprechender frühkindlicher Indoktrinationen zuschreiben, dass dieser Sachverhalt mit wenigen Ausnahmen von der ganz großen Mehrheit heutiger , human-aufgeklärter Menschen, Gläubiger, Indifferenter und z. T. auch Ungläubiger so beinahe selbstverständlich akzeptiert und so wenig als extreme Provokation jedes auch nur gemäßigt human–aufgeklärt denkenden Menschen empfunden wird; denn akzeptiert man das Kreuzesopfer Jesu, das Kerngeschehen der Erlösung und allen Christentums, so akzeptiert man damit auch (vielleicht implizit-halbbewußt, aber psychologisch notwendig) das entsprechend archaisch-inhumane , alttestamentarische Gottesbild, ohne welches das Kreuzesopfer gar nicht als sinnvoll zu verstehen wäre.
Durch frühkindliche Indoktrination wird so das Bild eines Gottes verinnerlicht , der zu seiner Versöhnung den Kreuzestod , bekanntlich eine der grausamsten Hinrichtungsarten – auch hier sollte man die durch Gewöhnung eingetretene Abstumpfung überwinden und sich dieses grauenhafte Geschehen in allen Einzelheiten vorzustellen versuchen -, eines Menschen , und darüber hinaus eines Menschen, zu dem er in einem Vater-Kind Verhältnis steht, seines Sohnes, nicht nur annimmt, sondern auch nach mehrfachem biblischem Zeugnis ausdrücklich wünscht.
Die Verinnerlichung und Verfestigung eines solchen Gottesbildes stellt einen Eingriff in die Psyche eines Kindes von kaum zu überschätzender psychologischer Problematik dar und kann eine möglicherweise lebenslang wirkende Quelle interner tief liegender Ängste und aggressiver Impulse sowie eines bedrohlich-verdüsterten Weltbildes werden.

Fazit: Seite 285:

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal das Fazit unserer bisherigen Analyse: Wir gründen unsere letzten Wertentscheidungen, -setzungen noch immer, inzwischen in verschiedenen Ausprägungsgraden und mehr oder weniger explizit oder nur implizit, auf die christliche Religion, vor allem wie sie durch die beiden großen Kirchen vermittelt wird, wir stützen diese Religion materiell durch Milliardenbeträge, ideell durch die Bereitstellung sehr weitgehender Darstellungs- und Betätigungsmöglichkeiten im Kindergarten, Schule, Universität, in Politik und öffentlichen Leben, in öffentlich-rechtlichen Medien u.v.a., eine Religion, die auf der Bibel als letzter Grundlage und höchster Autorität beruht, die lehramtlich immer noch als in all ihren Teilen auf göttlicher Eingebung beruhend dargestellt wird, in liberal-abgeschwächter Lehrmodifikation wenigstens in ihren wesentlichen religiösen und ethischen Aussagen.
Erinnern wir uns weiter: Was waren solche wesentlichen religiösen und ethischen biblischen Aussagen, also etwa über das Wesen und das Handel Gottes gegenüber Menschen und Welt? Die Bibel enthält zwar auch positiv zu bewertende Aussagen, etwa das Liebesgebot, allerdings mit wenigen Ausnahmen so gut wie immer untrennbar legiert mit massiven, häufig extrem sadistisch-grausamen Strafandrohungen und –Phantasien, d.h. so gut wie immer verbunden mit einem mehr oder minder sublimen Appell an den jeweiligen Heilsegoismus des Angesprochenen.
Neben diesen insgesamt eher zurücktretenden, bei großzügiger Sicht noch positiv zu sehenden Aspekten, ließen sich eine Fülle extrem inhumaner Züge, und zwar sowohl im alten und Neuen Testament, aufzeigen:
• Aufforderung Gottes zu mitleidslosen Eroberungs und Ausrottungskriegen (Genozid),
• Aufforderung Gotte zur Ausrottung und Intoleranz gegen Andersgläubige,
• zu einem archaisch grausamen Rechtswesen;
• die fast durchgängig zu findende Attraktivität von Blut und Blutvergießen;
• die neutestamentliche Androhung ewiger körperlicher und psychischer extrem qualvoller Strafen (Hölle), von den Kirchen nie offiziell wiederrufen, sondern bis in die neuste Zeit immer wieder bestätigt;
• die vom neutestamentlichen Gott ausdrücklich gewollte extrem grausame Hinrichtung eines Menschen, zu dem derselbe Gott in einem Vater-Kind-Verhältnis stand, als Sühneopfer und Vorraussetzung seiner eigenen Versöhnung und unserer Erlösung, d.h. partiellen Errettung von eben diesen ewigen Höllenstrafen, wobei dieses Kreuzesopfer als Kerngeschehen der christlichen Religion verkündet wird;
• das ausmalen extremer Strafen und Quälereien an Ungläubigen oder nicht nach biblisch christlicher Norm lebenden (vgl. hier besonders die Geheime Offenbarung des Johannes);
• die Verkündigung eines kruden Teufels –und Dämonenglaubens und die Rückführung psychischen und körperlichen Krankheiten auf die Besessenheit durch solche Teufel und Dämonen, die darauf konsequent aufbauende Aufforderung zur Teufelsaustreibung;
• neben der so zumindest implizit geförderten Diskriminierung von Geisteskranken die ausdrückliche Diskriminierung von Geisteskranken die ausdrückliche Diskriminierung von schwächeren Teilpopulationen und Minderheiten, wie etwa Frauen, Andersgläubigen und insbesondere auch Juden (neutestamentlich);
• das ausdrückliche Gutheißen der Sklaverei und die Aufforderung an die damaligen Sklaven zur Unterwerfung unter ihr nicht zuletzt gegen fundamentale Menschenrechte und gegen die Menschenwürde verstoßendes Schicksal;
• die weitgehende negative Zeichnung des Menschen als verderbt, sündig, unfähig zum Guten und gerechterweise zur ewigen qualvollen Bestrafung durch Gott bestimmt;
• die diesem Gott ausdrücklich zugebilligte völlige Willkür und die absolute Rechtlosigkeit des Menschen vor diesem Gott;
• die Aufforderung zu einer ausgesprochenen Prügelpädagogik usw. usw. all dies als Quelle und letzte Entscheidungsinstanz aller christlichen Religiosität und Ethik zugemutet.

All dies vor dem Hintergrund einer Kirchengeschichte, nicht nur aber zu ganz wesentlichen Teilen - für jeden, der es nur will, erkennbar – gekennzeichnet durch ein unsägliches Ausmaß an physischen und psychischen Grausamkeiten, an Folter, Quälereien, Mord an Andersdenkenden, gegenseitiger Abschlachterei und Religionskriegen, an geistig-psychischer Unterdrückung und Unfreiheit: zumindest zu einem wesentlichen Teil stimmige Konsequenzen der biblischen Inhalte und der dort als verbindlich vorgestellten Verhaltensmodelle? *

Fußnote
* Noch einmal: Wer meint, verständlich aufgrund der gängigen religiösen Sozialisation und der auf sie zurückgehenden weitgehenden Desinformation, dies alles sei ein Zerrbild der „wahren“ biblisch-christlichen Religiosität, der sollte einmal unbefangen die Bibel selbst lesen und sich um unzensierte, authentische Kenntnisse über die Kirchengeschichte, wie sie wirklich war, bemühen. Man muß ja auch hier verlangen, auf anderen Gebieten ein selbstverständliches Postulat intellektueller Redlichkeit und verantwortlicher Urteilsbildung, daß jemand die unselegierten biblischen Texte und die Fakten der Kirchengeschichte erst einmal zur Kenntnis nimmt, ehe er vorschnell dieses, zugegebenermaßen unvertraut-provokative Bild der Wirklichkeit ablehnt.

All dies vor dem Hintergrund einer weltweit in beiden Buchreligionen, Christentum und Islam, zu registrierenden regressiven Fundamentalismuswelle, die zurück will zu einem wörtlich-verbindlichen Verständnis der jeweiligen „heiligen Schriften“ und daraus konsequent abzuleitenden Verhaltensregeln für das individuelle und öffentliche Leben mit der damit implizierten großen Gefahr der gegenseitigen Vernichtung der sich in ideologischen Schwarzweißblöcken gegenüberstehenden Menschheitsgruppen , eine Gefahr, die zuletzt besonders wieder deutlich wurde in dem starken Einfluß fundamentalistischer amerikanischer Gruppen auf Ronald Regan, vor allem in den ersten Jahren seiner Regierungszeit, und seine Administration, in der verhängnisvollen Legierung aus fundamentalistischer Bibelgläubigkeit und Kreuzzugsmentalität (vgl. z. B. Reagens ursprünglicher Glaube an das bevorstehende biblische Harmageddon als biblischen Endkampf des guten Amerika gegen die Sowjetunion als das „Reich des Bösen“ .
Der heutige evangelikale US Präsident (Bush) steht dem in Nichts nach, das Reich des Bösen sind jetzt der Iran und Nordkorea sowie die Islamisten (Bin Laden). (Achse des Bösen).
All dies und all die genannte intensive öffentliche Förderung angesichts der intellektuellen Zumutung, an einen zugleich allmächtigen, allwissenden und zugleich unendlich liebevollen, gütigen Gott glauben zu sollen, obgleich es kaum ein Faktum gibt, das besser bestätigt wäre, als das offensichtlich „dunkle, fühllose und lieblose Mächte das menschliche Schicksal bestimmen“ (Sigmund Freud).

Seite 383: Höllenstrafen:

....... Da wird 8- 9 jährigen Kindern (!) immer wieder mit den ewigen „Qualen des höllischen Feuers“ gedroht, diese „Strafe wird kein Ende nehmen, sie dauert in alle Ewigkeit fort“ und wird, damit da kein Zweifel bei den Kindern bleibt, auch leiblich vollzogen; allerdings, welch ein Trost: „Die verdammten leiden nicht alle gleichviel. Gott ist gerecht; wer schlimmer gesündigt hat, wird auch härter bestraft“ das alles wird durch Zitate aus der Bibel belegt, die gleichzeitig als Gottes Wort vorgestellt wird. „Gott zum Urheber“ und mit „unfehlbarer Wahrheit niedergeschrieben“ ist.
Das solche ewigen Höllenstrafen nicht nur für „Unkeuschheit“ , sondern auch für das Fernbleiben von der Sonntagsmesse ohne wichtigen Grund, für die Loslösung, den Abfall vom katholischen Glauben oder gar den Austritt aus der katholischen Kirche, für „freiwilligen“ Selbstmord vorgesehen sind, wird den Kindern klar vermittelt. Der Selbstmörder greift in die Rechte Gottes ein; denn Gott allein ist der Herr über Leben und Tod. Hier dürfte die Wurzel für die unbarmherzige Versagung des Sterbewunsches unheilbar Kranker und unsäglich leidender Menschen sein. Auf der anderen Seite darf die Obrigkeit die Todesstrafe verhängen und Soldaten ist es im Krieg erlaubt die feindlichen Soldaten im Kampf zu töten.
Intellektuell unmündigen 8-9 jährigen Kindern wird das Bild eines Gottes vermittelt, der für seine Versöhnung, für den Erlaß ewiger (!) Höllenstrafen die blutige Hinrichtung eines Menschen fordert, zu dem er in einer Eltern-Kind-Beziehung steht. Dabei fehlt nicht der ausdrückliche Monopolanspruch der römisch-katholischen Kirche, die so „verdienten“ Gnaden und „Mittel“ die Menschen zur ewigen Seligkeit zu führen und vor der ewigen Verdammnis zu bewahren „allein empfangen“ zu haben und zu „verwalten“.
Kindern wird eingeprägt: „Angst muß man davor haben, mit seinen Sünden zu leben, ohne Reue zu
sterben, beim letzten Gericht vor aller Welt beschämt und ewig verdammt zu werden.
Nach alldem ist es nur konsequent Kindern dringend Gebete wie die folgenden nahezulegen:

„Erbarm Dich Vater über mich, verzeih mir meine Sünden,
sonst kann ich nicht vor Dir bestehen, und keine Rettung finden“
„Oh Gott, Du kennst die Sünden all,
die ich vor Dir getan.
Erbarme Dich, erbarme Dich!
Sieh an, wie schlimm es um mich steht;
Sieh meine Sündenschuld.


Angesichts solcher Kindesmisshandlungen reden Psychotherapeuten davon, daß Gott die schlimmste Kinderkrankheit für Millionen Kinder ist.
Dass sich die frühkindlich induzierte Sünden und Strafangst auch im Erwachsenenalter erhält, daß diese schlimmste Kinderkrankheit tatsächlich unheilbar bleibt, dafür sorgt auch die kirchliche Erwachsenenkatechese und allgemeine Verkündigungen , wie zum Beispiel folgende:

„Welch ein Graus wird sein und Zagen,.....
und ein Buch wird aufgeschlagen,
treu darin ist eingetragen jede Schuld aus Erdentagen...
nichts kann vor der Strafe flüchten.
Weh was werd ich Armer sagen, wenn Gerechte selbst verzagen!
König schrecklicher Gewalten
frei ist Deiner Güte Schalten, ... zwar nicht würdig ist mein Flehen,
doch aus Gnade lass geschehen,
daß ich mö’g der Höll entgehen...von der Böcke Schar mich scheide,...
wenn verdammt zur Hölle fahren,
die im Leben böse waren,
ruf mich mit den sel’gen Scharen.“


Viele unfreie Reaktionen kirchlich gebundener Menschen, ihre Unfähigkeit, sich auch gegen eigentlich zugängliche Einsicht von kirchlichen Normen und Glaubensinhalten zu lösen, werden psychologisch kaum verständlich, wenn man sich die hier aufgezeigte Art der kindlichen (und in der Erwachsenenkatechese konservierten) Sozialisation nicht ganz konkret veranschaulicht.

Seite 409: Angstbindung:

Analysiert man die Religionsbücher die zur Schulzeit der heute Erwachsenen in den Schulen verwendet wurden, so ist angesichts der dort vermittelten Inhalte , insbesondere der Drohung mit extremen qualvollen und ewigen Strafen, gerade auch für „Abfall“ vom Glauben, Austritt aus der Kirche , nicht ganz unerklärlich, warum ein großer Teil heutiger Erwachsener nicht die psychische Kraft aufbringt , sich von solchen im intellektuell wehrlosen Zustand der (frühen) Kindheit induzierten Angstbindung zu befreien, sondern in deutlicher Parallele zu posthypnotisch ausgeführten Befehlen auch absurde und eigentlich unhaltbare (auf anderen Gebieten wohl entrüstet als Zumutung zurückgewiesen) Rationalisierungen und Rechtfertigungsversuche akzeptiert, heute intellektuell redlich und doch Christ zu sein, ja geradezu nach solchen entsprechenden Angeboten ( z. B. Bücher von Küng) sucht.
Auch bei der heute häufig zu findenden Isolation und Vereinzelung vieler Menschen nur allzu gut verständlichen Wahrnehmung der Möglichkeit, sich einer Gemeinde anzuschließen, darf nicht übersehen werden. Ganz generell muß hier aber auch auf die „sinnstiftende“, erleichternde Funktion von Religionen oder Ideologien hingewiesen werden, die auch die biblisch-christliche Religiosität um so mehr auch heute noch vermitteln kann, je mehr sie unter souveräner Außerachtlassung tatsächlich gegebener zentraler Inhalte und intellektueller Redlichkeit für den subjektiven Gebrauch selektiv zurechtgemacht (verfälscht) ist.

Seite 415: Unterwerfungstendenzen:

.........Angesichts des bei einigem Nachdenken (und Freiheit von frühkindlich indoktrinierten Selbstverständlichkeiten) doch sehr eigen artig anmutenden , weitverbreiteten Sachverhalts, dass die selben Menschen, die an die Allmacht Gottes glauben, also auch an seine direkte oder indirekte
letzte Verantwortlichkeit für das ihnen oder ihnen nahestehenden Menschen zugestoßene Unglück, denselben Gott loben, preisen, sich ihm offenbar bedingungslos unterwerfen, angesichts der Häufigkeit, mit der sich solche „sklavischen“ (oder auch hündischen) Gesinnungs– und Verhaltensweisen zeigen, kann man zumindest fragen, wieweit eine solch weitverbreitete Unterwürfigkeitstendenz zu den anthropologischen Grundantrieben gehört, vielleicht wegen ihres zumindest früher (?) bestehenden hohen Überlebenswertes.
Man kann solche Verhaltensweisen besonders in unserem deutsch-christlich geprägtem Umfeld allen oberflächlichen Autonomiegesten zum Trotz bei entsprechender Sensibilisierung bei vielen Anlässen wahrnehmen; z.B. bei der „Verarbeitung“ größerer Unglücke, etwa Flugzeugabstürze, Amokläufe,
u.a., bei denen Gott, falls es ihn geben sollte, es zugelassen hat, dass zahlreiche Menschen, auch Kinder, grausam verstümmelt und entstellt, zum Teil nach längeren schweren Schmerzen gestorben sind. Aus solchen Anlässen finden jeweils entsprechende Gottesdienste statt, in den ersten Reihen die staatlich-politische Prominenz, man kennt das, und offenbar nimmt man die absurd erniedrigende Psychologie nicht wahr oder will sie nicht wahr nehmen, die hinter einem solchen Gottesdienst steht:
Man dient sich demselben Gott an(„Was Gott tut das ist wohlgetan“: So sollte vor einiger Zeit auf ausdrücklichen Wunsch einer streng protestantischen Mutter die Gemeinde bei der Beerdigung ihres ziemlich grausam verunglückten Ehemannes und Vaters zweier Kinder singen), von dem man ja glaubt, glauben muß als Christ, dass er als allmächtiger Lenker allen Geschehens bis ins kleinste bestimmt, ohne dessen Wille nichts geschieht, nach biblischer Lehre kein Sperling vom Dach und kein Haar von unserem Haupt fällt, der also auch dieses Unglück bewirkt(„Geschieht ein Unglück in unserer Stadt, ohne dass der Herr es bewirkt hat?“, Am. 3;6) oder zumindest nicht verhindert hat, also dafür verantwortlich ist.
Steht hinter solchen Verhaltensweisen (auch heute noch in einer Demokratie!) nicht die alte (Überlebens-) Strategie, dem (all)mächtigen (archaisch-tyrannischen) Herrscher, Peiniger, ja Folterer zu schmeicheln, damit er nicht noch mehr Unheil auf den Geschlagenen kommen lässt? Besonders erniedrigend ja fast pervers mutet dabei die Forderung an, ihn auch noch als weise, treusorgend, unendlich liebevoll und gütig preisen zu müssen.

Günther Anders, jüdischer Atheist:
„Nach Auschwitz besteht mein Atheismus nicht mehr einfach in der Bestreitung <seines> Daseins, sondern in meiner Empörung über die Würdelosigkeit, die einem, der dies zugelassen hat, im Gebet nahen.

Fazit:

Es gibt eine weitverbreitete Unsicherheit in religiösen Fragen, ein konflikthaftes Schwanken zwischen Annahme und Ablehnung der von den Kirchen verkündeten Lehren bei sehr vielen Menschen, begleitet mit einer immer wieder mit Staunen festzustellenden und kaum glaublichen Desinformation über religiöse Inhalte und Lehren, wie sie in Bibel und kirchlicher Verkündigung enthalten sind. Die Bibel, unsere „Heilige Schrift“, „Gottes Wort“, ist ein zutiefst gewalttätig-inhumanes Buch, völlig ungeeignet als Grundlage einer heute verantwortbaren Ethik.

Franz Buggle hat dieses Buch in Gedanken gerade an die vielen Menschen geschrieben, wie sie ihm immer wieder begegnen, die im Blick auf das Christentum in einer belastenden, nicht selten krankmachenden Orientierungsnot und Konflikthaftigkeit leben, weil ihnen die notwendigen Informationen für eine begründet - verantwortliche Entscheidung für oder gegen das Christentum, für oder gegen eine Kirchenzugehörigkeit fehlen.
Die biblisch – christliche Religion hat ihren Gläubigen bislang mehr Leid gebracht und schon bestehendes Leid durch zusätzliche Lasten, physische und psychische Grausamkeiten, seelische Verbiegungen und Vergewaltigungen vermehrt.
Dabei wird nicht übersehen, dass christliche Religion aber auch Leid eher gemildert und zu ertragen geholfen hat.

Eigener Nachtrag:

Die Bibel ist im Ganzen zu lesen um sich ein Urteil über die Bibel bilden zu können. Man muß sich dagegen wehren, nur die Rosinen (Teile der Bergpredigt) herauszupicken: das Schöne, Friedfertige, Humane. Das tun aber die Kirchen in ihrer Verkündigung.

Die wertvollen Teile der „Bergpredigt“ sind nicht die Bibel. Selbst die Bergpredigt ist nicht in allen Teilen erbauend und aufbauend.

Ich habe die Bibel im Ganzen gelesen und empfehle das auch allen anderen, welche sich ein Urteil über die Bibel bilden wollen. Ich kenne etliche, welche ein Prachtexemplar der Bibel in Golddruckausgabe als Prestigeobjekt in ihrem Bücherschrank haben, aber sie noch nie gelesen haben. Die einzigen Bibelkenntnisse die sie haben stammen noch aus dem Religionsunterricht früherer Kindheitstage, an welche sie kaum noch ein Erinnerungsvermögen haben.

Gruß,
Heinrich5
Gelöscht_09041201

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

welch umfassende antwort DANKE!

1. interessanter buchtipp..
2. habe vor ca.25 jahren damit begonnen, aber nie beendet...
es war für mich kein lesenswertes buch, nicht nur weil keine bilder darin waren ;-)
meine lebenserfahrung sagt mir auch, dass ich nicht aus jedem fenster springen muss um mir ein urteil über den flug,
den aufprall und die konsequenzen bilden zu können, dennoch habe ich eine meinung dazu und kann beurteilen.

ich hoffe auf weitere Antworten.. :!:

zum buchtipp fand ich unter anderem folgende aussage:
"Der Autor geht leider den Weg vieler Kritiker des Christentums: Er reißt biblische Zitate oder Passage aus dem Zusammenhang und will so beweisen, welch gewaltverherrlichendes Werk die Bibel doch ist."


:o
Christel
Senior- Mitglied
Beiträge: 4463
Registriert: Montag 22. Mai 2006, 19:55
PLZ: 99734

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Heinrich, Du liest aber viel, so beim Angeln...
Glaub mir Heinrich, „sie wissen schon, was sie glauben.“

Heinrich5 hat geschrieben:Eine Antwort von mir dazu: dann hätte es wahrscheinlich auch keine Kriege gegeben.
Nun Kriege gab es, solange es Menschen gibt und zwar auch außerhalb und unabhängig von der Jüdischen oder christlichen Religion. Ohne Judentum und Christentum ein paar weniger Kriege, auch das glaube ich nicht. Die Menschen hätten andere Vorwände gefunden.


Aber zum Thema:
Hätte es Bibel als solche nie gegeben und wäre ein Werk heute verfasst von ein oder mehreren Autoren, dann wäre sie (selbst bei identischem Text) nicht die Bibel, schon weil ganz einfach der ganze historische Hintergrund der Texte fehlte.

Ein Literaturkritiker würde vermutlich, so wie bei der echten Bibel bemerken, dass das Buch k e i n einheitlicher Text ist, vielmehr eine Literatursammlung, bestehend aus Gedichten, Liedern, Erzählungen, Mythen, Geschichte, Glaubenszeugnissen, Gebeten, Gleichnissen, Sprichwörtern ... ist.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Gelöscht_09041201

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

auch dir christel, danke für deine antwort !
...Christel hat geschrieben:bestehend aus Gedichten, Liedern, Erzählungen, Mythen, Geschichte, Glaubenszeugnissen, Gebeten, Gleichnissen, Sprichwörtern ... ist...
was mir sofort auffiel ist, dass du die brutale und menschenverachtende seite in deiner aufzählung aussparst.
Btw: es wurden immerhin ganze Völker "vertilgt".


Christel, du meinst also es gab nicht EINEN religös motivierten Krieg, bzw. keinen Krieg weniger, ohne religion?
Aber das erzählt nun schon die Bibel:
"So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben." (4. Mose 31,17-18)"
das ist doch schonmal einer... über die perverse Art und Weise, wie die Frauen "sortiert" wurden will ich jetzt nicht nachdenken müssen. Jetzt sag bitte keiner "nicht wörtlich nehmen", sicher, man hat die Frauen vielleicht auch befragt....

hier zeigte unter anderem an dieser Stelle die Bibel bzw. das 4.Buch Mose, dass hier zum Krieg aufgefordert wurde.
Das ist die "heilige" Schrift ? Zugegeben , das ist herausgepickt, aber in diesem Falle wohl unerheblich.

Ich tippe auf die Mehrzahl dieser Art motivierter Kriege, ABER es gab mit Sicherheit auch andere Auslöser...



wie heinrich anmerkte...
...herauszupicken: das Schöne, Friedfertige...[/quote hat geschrieben:
vielleicht ist genau das herrauspicken bestimmter erinnerungswürdiger Bruchstücke eine evolutionäre überlebensstrategie der menschheit generell..
Heinrich5

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo,

Die Bibel , dieses Wort Gottes, dem nichts hinzugefügt werden darf und von dem auch nichts genommen werden darf, ist das Fundament des Glaubens der christlichen Religion. August Bebel schrieb schon vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges, als Millionen von christlichen Soldaten sich für Gott – Kaiser und Vaterland auf den Schlachtfeldern des christlichen Europas sich gegenseitig abschlachteten, „Die Religion der Liebe, die christliche, ist seit mehr als achtzehn Jahrhunderten gegen alle Andersdenkenden eine Religion des Hasses, der Verfolgung, der Unterdrückung gewesen. Keine Religion der Welt hat der Menschheit mehr Blut und Tränen gekostet als die christliche, keine hat mehr zu Verbrechen der scheußlichsten Art Veranlassung gegeben; und wenn es sich um Krieg und Massenmord handelt, sind die Priester aller christlichen Konfessionen noch heute bereit, ihren Segen zu geben, und hebt die Priesterschaft der einen Nation gegen die feindlich ihr gegenüberstehende Nation flehend die Hände um Vernichtung des Gegners zu einem und demselben Gott, dem Gott der Liebe, empor.“ Diese Worte gelten bis unsere Gegenwart hinein. Was verteidigen die vereinigten christlichen Streitkräfte (NATO) in ihrem Kreuzzug gegen das Böse, wie es Bush einmal nannte, eigentlich am Hindukusch? Was haben sie dort zu suchen? Auch dort kämpfen wieder christliche Soldaten mit der Bibel, diesmal im tarnfarbenen Umschlag, in der Hand, gegen Andersdenkende. Unterstützung und Rückhalt bei der islamischen Bevölkerung , die nichts sehnlicher wünscht, als dass diese wieder gehen, haben sie nicht.

Gruß,
Heinrich5
Christel
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Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Träumie,
ich hatte Deine Frage so verstanden, dass Du nach dem Urteil von Literaturkritikern fragtest.
Ich bin der Meinung, ein Literaturkritiker wird sofort erkennen, dass die Bibel nicht aus einem „Stoff“ ist, sondern eine Sammlung. Er wird schauen, welche Literaturgattungen er vor sich hat. Diese zählte ich auf. Die Gattung „Geschichte“ im Sinne einer historischen Erzählung vergaß ich nicht!

Enthielte die Bibel keine Kriege, würde sie wohl kaum historischen Erfahrungen realistisch widerspiegeln.
Wie sieht denn die menschliche Geschichte aus? Was wissen wir noch aus unseren schulischen Geschichtsunterricht? Die menschliche Geschichte ist eine Geschichte der Kriege. Sie ist es bis heute.
In der Bibel wird beschrieben, was damals normal war.

Wobei, ein Historiker an dieser Stelle sicher Einspruch erheben würde. Zuerst mit dem Verweis auf die Landkarte. Israel war selbst in der Zeit seiner Blüte klein, umgeben von Großmächten. Große Kriege konnten sie nicht führen eher kleine Stammesscharmützel. Völlig historisch zu nehmen sind die Texte wohl auch nicht, vielmehr waren die Prozesse weit friedlicher als beschrieben („Keine Posaunen vor Jericho“). Die Wiedergabe entspricht dem damaligen Denken und Selbstverständnis. So dachten alle Völker.

Mit einem Unterschied:
Z.B. waren die damaligen Pharaonen quasi Götter. Die Götter Ägyptens handelten im Einklang mit dem Pharao.
Der Gott Israels ist vielmehr der Gott der kleinen Leute, ein Gott der die Schreie der Unterdrückten hört, ein Gott der befreit, auch aus Pharaos Hand. Ein Gott, der auch nicht einfach zum König Israels steht. Sondern ein Gott, der zum König seine Propheten sendet und das Recht der Unterdrückten einfordert.

Grüße Christel
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Die Bibel , dieses Wort Gottes, dem nichts hinzugefügt werden darf und von dem auch nichts genommen werden darf, ist das Fundament des Glaubens der christlichen Religion.
Das stimmt, und stimmt doch auch wieder nicht!

Der Kanon der Bibel ist festgelegt und damit abgeschlossen, dem wird nichts mehr hinzugefügt.
Dennoch galt und gilt immer noch, sowohl bei Juden als auch bei Christen (hier mit Ausnahmen): Bibel und Tradition, die Bibel in Auslegung der Tradition. Man erfährt weder den jüdischen Glauben, noch den christlichen Glauben, aus der Bibel allein!

Hinzu kommt, Zentrum des christlichen Glaubens ist nicht ein Buch, sondern Jesus Christus.
Der Unterschied zwischen Judentum und Christentum besteht auch nicht einfach darin, dass zum AT noch das NT hinzukommt. Die beiden Religionen unterscheiden sich in der Auslegung des AT! Und zwar so sehr, dass ich mich entscheiden muss, ob ich Biblizist oder Christ sein will. Beides geht nicht, schon von Jesus her nicht.

Dazu kann ich das Buch des Juden Jacob Neusner empfehlen „Ein Rabbi spricht mit Jesus“
(Herder Freiburg) ISBN: 978-3-451-29583-6

LG Christel
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Christel schrieb:

"Dennoch galt und gilt immer noch, sowohl bei Juden als auch bei Christen (hier mit Ausnahmen): Bibel und Tradition, die Bibel in Auslegung der Tradition. Man erfährt weder den jüdischen Glauben, noch den christlichen Glauben, aus der Bibel allein!"
Hinzu kommt, Zentrum des christlichen Glaubens ist nicht ein Buch, sondern Jesus Christus."


In Deinem Thread "Was bedeutet "Tradition" und wer definiert diese?" habe ich mich ausführlich zur Tradition der katholischen Kirche geäußert und ich will mich jetzt nicht wiederholen. Du schreibst von denen, welche die Tradition der Katholischen Kirche ablehnen, von Ausnahmen. Es sind aber Millionen von Christen, für die die Bibel das verbindliche Wort Gottes ist. Das Zentrum des christlichen Glaubens in der katholischen Kirche ist Christus und die Tradition. Bei allen anderen Christen ist es nur der zum Christus erhobene Jesus. Die Tradition sind die "Dazu"-Erfindungen zum Neuen Testament durch die katholische Kirche. Ohne diese Tradition erfahren Millionen Evangelikale den christlichen Glauben aus der Bibel allein.

Das vom Christentum sogenannte "Alte Testament" war schon zu Jesu Zeiten verbindlich festgelegt, bzw. aufgestellt. Für den Juden Jesus gab es am Wahrheitsgehalt und der Auslegung nichts zu rütteln. Die "Heilige Schrift" der Juden wurde ja erst durch die Christen zum "Alten" Testament gemacht, um diese jüdische Schrift von ihrem "Neuen Testament" abzugrenzen. Und diese Heilige Schrift ist im Judentum unverändert bis heute erhalten. Es ist schon bezeichnend,dass die katholische Kirche dieses "Alte Testament" heute anders auslegt wie Jesus.

Die Tradition der katholischen Kirche steht so sehr im Vordergrund, dass es diese Kirche nicht erschüttern würde, wenn wissenschaftlich bewiesen würde, dass Jesus tatsächlich nie existiert hätte.

Gruß,
Heinrich5
Heinrich5

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo treumie,

in Deinem Ausgangs-Posting schriebst Du:

"2008 erscheint auf der Frankfurter Buchmesse die Erstausgabe der Bibel.
Inhaltlich identisch mit der Bibel die wir gerade aus unserem Gehirn gelöscht haben,
jedoch in der Wortwahl und Syntax unserer heutigen Sprache angepasst, d.h., leicht lesbar.
FRAGEN:
Wie würden die heutigen Literaturkritiker das Werk einschätzen?
"Das wird ein Bestseller!" oder "Schundliteratur!"?
Was würden die Leserrezensionen bei "Amazon.de" aussagen?"


Ich glaube, dass es keinen Verleger geben würde, der die Bibel herausgeben würde und somit würde auch die Bibel auf keiner Buchmesse erscheinen. Dieser Flop würde nur Verluste einbringen. Im günstigsten Fall würde sie dann behandelt werden wie etwa der Gilgamesch-Epos oder die Homerschen Gesänge aus der Ilias und der Odysse. Eine neue Religion könnte man in der heutigen Zeit darauf nicht mehr aufbauen.
Eine kleine Chance gäbe es vielleicht noch, wenn sich ein neuer Prophet fände, der dann behauptet ein Gottesbote Namens Moroni, habe ihm den Text auf goldenen Platten zum abschreiben überlassen und hätte dann diese Platten wieder mit in den Himmel zurückgenommen. Auf diese Art ist ja erst im 19. Jahrhundert eine Kirche mit heute mehr als 5 Millionen Gläubigen entstanden. Eine andere Möglichkeit wäre, wie Mohammed, zu behaupten, das Buch wäre ihm direkt vom Himmel vor die Füße gefallen und er müsse jetzt unbedingt darauf eine neue Religion begründen. Man kann hier unendlich seine Phantasie walten lassen
Absolut keine Chance hätte diese Schrift gegen die Bände von "Herr der Ringe" aber auch auf diese Bände liese sich in der heutigen Zeit keine Religion mehr aufbauen.

Gruß,
Heinrich5
Christel
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Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Christel »

@
Heinrich5 hat geschrieben:Ohne diese Tradition erfahren Millionen Evangelikale den christlichen Glauben aus der Bibel allein.
Wir Katholiken sind ca. 1 Milliarde und es gibt uns schon ca. 2 000 Jahre länger als die Evangelikalen!

Außerdem ist es nicht wahr. Was meinst Du warum man die Gruppen und Grüppchen so gut unterscheiden kann? Weil sie alle ihre Tradition haben.
Ein gut Teil dieser Tradition, wo es gleich ist, ist kath. Tradition!
Die Orthodoxen Christen erkennen die gemeinsamen Konzilien an bis zur Kirchenspaltung.
Auch Lutheraner, trotz Luthers „Allein die Schrift“ stehen in dieser alten gemeinsamen Tradition.
Die Bibel ist ein Produkt dieser Tradition. Sie ist innerhalb der Kirche entstanden. Das bestreitet kein seriöser Wissenschaftler, der die Bibel hist.-kritisch erforscht.

@
Heinrich5 hat geschrieben:Ich glaube, dass es keinen Verleger geben würde, der die Bibel herausgeben würde und somit würde auch die Bibel auf keiner Buchmesse erscheinen. Dieser Flop würde nur Verluste einbringen.
Tatsache ist, dass die Bibel verlegt wird und ein Bestseller ist.

Also warum sollte sie, „neu erfunden“, überhaupt nicht laufen?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Gelöscht_09041201

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

guten morgen!

btw und vorweg..:
Christel hat geschrieben:Was meinst Du warum man die Gruppen und Grüppchen so gut unterscheiden kann? Weil sie alle ihre Tradition haben.
Ein gut Teil dieser Tradition, wo es gleich ist, ist kath. Tradition!
das verhält sich also ähnlich den ZJ.. abgrenzen. Der gehört, dazu der nicht..

Christel hat geschrieben:Tatsache ist, dass die Bibel verlegt wird und ein Bestseller ist.
es ging mir etwas mehr um die Frage was wäre wenn HEUTE.. und nicht das das Buch vereits verlegt wird, seit ca. 2000 Jahren und zwischenzeitlich eine anhängliche sektenähnliche Leserschaft entstand u.a. aufgrund von bereits kindlicher Indoktrination, konsequenter Verfolgung Andersdenkender/-gläubiger, Hexenverbrennungen und, wie du selbst sagst, Traditionen(=Abgrenzungen). Während die Traditionen und die Indoktrination auch heute noch, wie vor 2000Jahren eine große (für Kirche überlebenswichtige (!!)) Rolle spielen, ist der Rest zum Glück in den letzten 2 oder 3 Jh. nach und nach zurückgedrängt worden, dennoch prozentual zu 20 Jahrhunderten insgesamt, nur erst ein Bruchteil. Also wer weiß schon was noch kommt, ich erinnere nur an das vertilgen ganzer Völker.

Christel hat geschrieben:Der Gott Israels ist vielmehr der Gott der kleinen Leute, ein Gott der die Schreie der Unterdrückten hört
ich denke "man" hat erkannt, wenn "man" Macht erhalten will, muss man sich ums "Kleinvieh" kümmern.

Christel hat geschrieben:Also warum sollte sie, „neu erfunden“, überhaupt nicht laufen?
ich denke einfach, unser, wenn auch hin und wieder beschränkter Horizont, hat sich dermaßen im vergleich zum doch sehr eingeengten Horizont der damaligen Bevölkerung und damit auch der Bibelinhalt, (evolutionär) erweitert, dass dieses Buch heute ein Ladenhüter werden würde.

Worum gehts? ein Volk und dessen Leidens- und Machtgelüste... ja, richtig.. in einem im Vergleich zur heute bekannten Welt sehr sehr kleinem Lebensraum. Zu dünne unglaubhafte Story.

Die bzw. jede Kirche überlebt nur durch Tradition(=Abgrebnzung) und möglichst frühe Bindung der Schafe (=kindl. Indoktrination). Das Wort "Schäfchen" habe ich bewusst nicht benutzt. Ein weiterer Punkt könnte das "Anschmiegen" an die jeweiligen Regierenden sein, um nicht staatlicher Seits unter die Räder zu kommen (in den letzten 1-2 Jh. verstärkt).

aber nur so eine theorie von mir ;-)

btw: als ich vor Jahren aus der Kirche austrat, bekam ich einen doch recht "unbequemen" bis "bösen" Brief vom zuständigen Pfarrer. Das zeigte mir deutlich was Ausgrenzung in der (heutigen!) Kirche bedeutete. Ich war drauf und dran ihm zu antworten. Aber es wirkte doch ohne Antwort mehr :lol:



vg
treumie
Heinrich5

Re: Bestseller "Bibel"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

"Gott ist tot", konstatierte der Philosoph Friedrich Nietzsche 1882 in seiner Schrift "Die fröhliche Wissenschaft". Fünfzig Jahre vorher hatte der Schriftsteller Heinrich Heine vom "sterbenden Gott" gesprochen. Jedenfalls hat die Entchristlichung in der westlichen Welt einen starken Schub erfahren.

Der Sozialphilosoph Norbert Hoerster (Reichenberg) hat Zweifel an der Zukunft des Christentums in einer zunehmend rational verstandenen Welt.
Er verweist vor allem auf den "Widerspruch zwischen dem christlichen Bild von einem allmächtigen und allgütigen Gott und der Realität". Eine seiner Fragen: "Wie konnte dieses Wesen die Welt so einrichten, dass immer wieder Naturkatastrophen schlimmster Art Tausende von Menschen und Tiere auf grausamste Weise töten, wie kann es tatenlos zusehen, wie täglich weltweit etwa 35 000 Kinder an Krankheit oder Hunger jämmerlich zu Grunde gehen, obwohl es nach christlicher Lehre in das Naturgeschehen eingreifen kann?" Zum anderen verweist Hoerster auf das Christentum als "Nährboden schlimmster Greueltaten" in der Vergangenheit und der Gegenwart sowie auf die in ihm sichtbar werdenden "schlimmsten Formen von Fanatismus und Verfolgung".

Der Soziologieprofessor Gerhard Schulze (Bamberg) glaubt nicht, dass die christliche "Metaphysik noch eine lange Zukunft haben kann.
Wir sind allmählich zu aufgeklärt, zu rationalistisch, zu gebildet und zu sensibel für die historische Entstehung von Texten geworden, um uns noch auf die Dauer in die Tasche lügen zu können", sagte er im Blick auf die zentrale Aussage der Bibel über Jesus Christus als Mittler zwischen Gott und den Menschen. Schulze meint, dass "diese Form der Christlichkeit immer esoterischer werden und sich auf charismatisch bewegte Randgruppen reduzieren wird" Die ethische Komponente des Christentums, wie etwa die Nächstenliebe, die Zuwendung zu den Armen, die Solidarisierung mit den Schwachen, habe sich inzwischen auch jenseits des Christentums ausgebreitet: "Um christliche Moral zu praktizieren, muss man kein Christ sein.
Untrennbar sind die Berichte über den Menschen Jesus und das Mysterium Christus miteinander verquickt. Theologische Dichtung und historische Wahrheit gehen geradezu eine Symbiose ein; letztlich ungeklärt ist, was Jesus wirklich sagte und was ihm in den Mund gelegt wurde.
Jahrhunderte lang herrschte das "klassische Jesus-Bild" des Erlösers, des Retters, des Gottessohns; entscheidend für die Gläubigen waren Tod und Auferstehung. Die Erzählungen der Evangelisten galten als verlässliche Augenzeugenberichte, die Bibel insgesamt als "Wort Gottes". Wer das bezweifelte, riskierte den Scheiterhaufen. Alles vorbei. "Die Vorstellung von Jesus als einem, der lehrte, er sei der Sohn Gottes, der für die Sünden der Menschheit sterben müsse, ist historisch nicht richtig", skizzierte der amerikanische Theologe Marcus Borg den heutigen Forschungsstand. "Jesus verkündete nicht sich selbst."
Eigenartig: Während Millionen Christen weiter von der Kanzel zum buchstabengetreuen Bibelglauben angehalten werden, haben sich die Neutestamentler auf den Kathedern souverän davon gelöst: Längst gilt es als ausgemacht, dass die vier Evangelisten Jesus nicht wirklich gekannt haben, dass ihre Erzählungen äußerlich höchst unpräzise, teils theologisch begründete Verherrlichungen sind. Und auch bei den Wundertaten winken aufgeklärte Bibelkundler ab - ob das Wandeln über den Wassern oder die Speisung der 5000 Menschen, wörtlich zu nehmen brauchen das die Gläubigen nicht mehr.
Es waren weder Fachfremde noch Atheisten, die die gängigen Vorstellungen vom "Messias" umstürzten. Allen voran der spätere Urwald-Doktor Albert Schweitzer und der Neutestamentler Rudolf Bultmann brachten das Bild in diesem Jahrhundert ins Rutschen. Tenor: Wir können über Person und Leben Jesu "so gut wie nichts mehr wissen" - aber die historischen Fakten sind letztlich auch nicht sonderlich wichtig für die Gläubigen. "Entmythologisierung Jesu" nannte Bultmann den Abschied von lieb gewordenen Vorstellungen.

Gruß,
Heinrich5
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