Der Zweck heiligt die Mittel

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Heinrich5

Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hermann Busenbaum:

Hermann Busenbaum bzw. Busembaum (* 19. September 1600 in Nottuln; † 31. Januar 1668 in Münster) war ein Jesuit und Theologe.
Busenbaum ist bekannt als ein Meister der Kasuistik, aus seinen Vorlesungen an der Kölner Universität erwuchs das Buch Medulla theologiae moralis, facili ac perspicua methodo resolvens casus conscienhiae (1645). Dieses Buch gilt als Standardwerk, es wurde bis zum Jahr 1776 über zweihundert Mal editiert. Pierre Lacroix hat den Umfang des Werkes beträchtlich erweitert; dessen Ausgabe wurde in zwei Foliobänden in Deutschland (1710-1714) und Frankreich (1729) herausgegeben. Es wurden die Abschnitte über Mord und besonders Königsmord stark erweitert. In Zusammenhang mit Damiens' Attentat auf den französischen König Ludwig XV. geriet dieses Buch ins Blickfeld des Pariser Parlament. In Toulouse wurde schließlich die Medulla im Jahre 1757 öffentlich verbrannt, obwohl die problematischen Passagen vom Jesuitenkollegium zurückgenommen worden wären.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Busenbaum

„Der Zweck heiligt die Mittel“:
In seiner Medulla theologiae moralis (Von der Moraltheologie) vertritt und begründete Busenbaum seine Theologie von „Cum finis est liticus, etiam media sunt licita“ - „Wenn der Zweck erlaubt ist, sind auch die Mittel erlaubt“.

Busenbaum: „Meister der Kasuistik“:

Kasuistik (v. lat. casus: Fall) bezeichnet allgemein die Betrachtung von Einzelfällen in einem bestimmten Fachgebiet. In Theologie und Philosophie ist die Betrachtung eines Einzelfalls etwa in Ethik oder Morallehre gemeint. Auch die spitzfindige Theologie der Jesuiten wird als Kasuistik bezeichnet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kasuistik

Der Satz „Der Zweck heiligt die Mittel“ wird heute unrichtigerweise gern von der Kirche dem russischen Revolutionsführer Lenin in die Schuhe geschoben. Von Lenin stammt aber nur der Satz: „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“.

Aus der politischen bzw. praktischen Philosophie der Anschauung “Der Zweck heiligt die Mittel“, welche sich als politischer Realismus versteht, resultiert die Auffassung
• der uneingeschränkten Macht,
• des unkontrollierten Machtgebrauchs,
• des unbegrenzten Machterwerbs
des jeweiligen Herrschers. Seine politischen Handlungen sollen keinen moralischen oder ethischen Kriterien unterworfen werden. Die Kategorien Wahr und Gut im Handeln werden ausgeschaltet oder auf die der Nützlichkeit reduziert. Soziale Bezugspunkte werden nur in Betracht gezogen, insofern sie für die Berechnung des politischen Erfolgs von Bedeutung sind. Diejenige Macht und Herrschaft gilt als die "beste" bzw. "geeignetste", in der das politische Ziel des oder der Herrschenden adäquat verwirklicht wird. Von daher wird über die Wege, Methoden und Mittel der Machtausübung geurteilt, für die als allgemeines Prinzip gilt: Der Zweck heiligt die Mittel.

Weitere Qelle:
Maurer: Neuer Jesuitenspiegel, Beweis, dass die Jesuiten den Satz lehren: „Der Zweck heiligt die Mittel“. PDF-Datei 11 MB.
http://www.archive.org/details/neuerjes ... 00mauruoft
Christel
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Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Christel »

So wie Du das darstellst geht es für mich nicht aus den Webseiten hervor.

Kausistik ist die Einzelfallbetrachtung in Rechtsangelegenheiten. Sie findet auch heute in unserem Recht Anwendung. Z.B. bei der Notwehr...

Kausistik heißt eben nicht Machtmißbrauch.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Der Zweck heiligt die Mittel

Der Zweck ist das Wichtige, und nicht, welche Mittel man dafür eingesetzt hat;
Auf das Ergebnis kommt es an, nicht, auf welchem Wege man es erreicht hat;
Um etwas Gutes zu erreichen, darf man auch etwas Schlechtes tun

Das Ziel, Gewebe aus embryonalen Stammzellen zu züchten und Therapien zu entwickeln, lässt ethische Bedenken in den Hintergrund treten".

Man muss sich aber fragen, ob ein derartiger Einsatz nach dem Motto 'Der Zweck heiligt die Mittel' die Lösung der Probleme wirklich vorwärts bringt".

Der Zweck heiligt nicht die Mittel, auch nicht im Kampf gegen den Terror. Aber viele Mittel sind vollkommen zwecklos.

Wenn es außerhalb des Klassenkampfes kein Kriterium für gut oder böse gibt, dann ist Lüge, Intrige, Verleumdung, Mord und Massenmord eben gerechtfertigt, wenn es dem Aufbau der besseren Welt dient. Der Zweck heiligt die Mittel.

Wird ein Diebstahl dadurch gerechtfertigt, dass der Dieb ein Teil seiner Beute für Erdbebenopfer spendet? Einen Kindesentführer zu foltern, um das Versteck des entführten Kindes herauszubekommen, ist ein schlechtes Mittel. Kann es aber durch den guten Zweck nicht doch gerechtfertigt sein? Einerseits regen sich in uns Widerstände: kein noch so guter Zweck kann das schlechte Mittel heiligen. Und doch scheint es Fälle zu geben, bei denen genau dies geschieht.
Christel
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Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Der Zweck heiligt die Mittel
Wenn es außerhalb des Klassenkampfes kein Kriterium für gut oder böse gibt, dann ist Lüge, Intrige, Verleumdung, Mord und Massenmord eben gerechtfertigt, wenn es dem Aufbau der besseren Welt dient. Der Zweck heiligt die Mittel.
Ein gutes Beispiel Heinrich, so dachte Lenin:
Wenn es außerhalb des Klassenkampfes kein Kriterium für gut oder böse gibt, dann ist Lüge, Intrige, Verleumdung, Mord und Massenmord eben gerechtfertigt, wenn es dem Aufbau der besseren Welt dient. Der Zweck heiligt die Mittel. Lenin war überzeugt, daß die schlimmen Dinge, die die Bolschewiken im Bürgerkrieg tun mußten (?), durch die leuchtende Zukunft gerechtfertigt sind. http://www.philolex.de/pstalin5.htm
Der Jesuit Busenbaum sah das anders. Er war Moraltheologe. Unrecht und Machtmissbrauch war für ihn kein erlaubtes Mittel. Ihm ging es um Notwehr:
Als aber Damiens 1757 ein Attentat auf Ludwig XV. machte, gab man dem Jesuitenorden die Schuld, da er wie B. den Königsmord als erlaubt verteidige. Das Pariser Parlament verurteilte 1757 B.s »Medulla theologiae moralis«, und das Parlament von Toulouse ließ das Buch öffentlich verbrennen. Zum Beweis der Behauptung, die jesuitische Kasuistik empfehle und erlaube den Tyrannenmord, berief man sich zu Unrecht auf eine Stelle der obengenannten Schrift, die vom Notwehrrecht handelt, das aber noch durch die Rücksicht auf das Gemeinwohl eingeschränkt wird: »Zur Verteidigung seines Lebens und der Unversehrtheit seiner Glieder ist es auch dem Sohn, dem Ordensmann und dem Untertanen erlaubt, sich zur Wehr zu setzen, im Fall der Not selbst bis zur Tötung des Angreifers, gegen den eigenen Vater, Prälaten und Fürsten, wenn nicht wegen des letzteren unverhältnismäßig große Übel, wie z. B. Kriege, erfolgten« (Medulla III, pars I, tract. 4, cap. 1, dub. 3 de homicidio). Man wirft B. auch vor, er vertrete den Grundsatz: »Der Zweck heiligt die Mittel.« Nach B.s Ansicht darf der Gefangene fliehen: »Es ist erlaubt, wenigstens vor dem Forum des Gewissens, mit Ausschluß von Gewalt und Unrecht die Wächter zu täuschen, indem man ihnen z. B. Speise und Trank gibt, damit sie einschlafen, oder sorgt, daß sie fern sind; ferner den Kerker zu erbrechen, weil, wenn der Zweck erlaubt ist, auch die Mittel erlaubt sind« (Medulla IV, cap. 3, dub. 7, art. 2). Übersehen darf man nicht, daß »Gewalt und Unrecht« auch für B. unerlaubte Mittel sind. Es fragt sich nur, wo die Grenze für Gewalt und Unrecht beginnt.
http://www.bautz.de/bbkl/b/busembaum_h.shtml
Wie siehst Du das denn Heinrich, war das Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 ein erlaubtes Mittel oder nicht? (Der Zweck heiligt die Mittel.)

Nach jesuitischer Kasuistik vermutlich schon.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

„Für jede Schweinerei gibt es auch eine entsprechende Theorie“. Nach jesuitischer Kasuistik, speziell mit dem Lehrsatz „Der Zeck heiligt die Mittel“ lässt sich so gut wie alles begründen.

Zum Beispiel:

Das Attentat auf Hitler
Folterungen in Guantanamo
Exorzismus
Hexenverbrennungen im Mittelalter
Kreuzzüge zur Eroberung des „Heiligen“ Landes
Abschlachtung der Indianer durch christliche Eroberer.
Aber auch:
Hitlers Konzentrationslager
Stalins Gulags
Brandbomben auf Gaza-Stadt - und so weiter und so fort. Beispiele gibt es noch unendlich viele.

Sogar das Moralisieren und Missionieren kann mit „Der Zweck heiligt die Mittel“ sehr schön begründet werden.
Christel
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Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich, Du weichst mir aus.
Ich vermisse Deine Bereitschaft Dich auf eine Diskussion einzulassen!

Übrigens, Hexenverfolgung im Mittelalter das ist ein populärer Irrtum. Hexenwahn war ein Phänomen der Neuzeit (hier bei uns, nicht überall)!
Die staatliche spanische Inquisition lehnte Hexenverfolgung ausdrücklich ab.
Hexerei war für die Kirche kein derart bedrohliches Vergehen wie die Häresie. Dies wird deutlich in der Anweisung Papst Alexanders IV. vom 20. Januar 1260 an die Inquisitoren, Hexen seien nicht aktiv zu verfolgen, sondern auf Anzeigen hin festzunehmen. Prozesse gegen Hexen sollten bei Zeitmangel zurückgestellt werden, die Bekämpfung von Häresien habe Vorrang. Später verurteilte die Inquisition sogar zeitweise die Hexenprozesse.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hexenverfo ... nquisition
Außerdem änderte sich ab der Neuzeit die Rechtspraxis [Hervorhebung von mir]:
Das heißt, daß zur Einleitung eines Verfahrens kein Privatmann öffentlich als Ankläger auftreten und seine Vorwürfe gar vor Gericht selbst beweisen mußte, denn das hätte gerade bei diesem Delikt in der Tat einige Probleme bereitet. Vielmehr genügte dazu nun eine (heimliche) Anzeige, eine Denunziation bei den Behörden, welche dann von Amts wegen der Sache nachzugehen, zu "inquirieren" hatten, daher Inquisitionsverfahren. Name und Methode des Verfahrens leiten sich zwar von der kirchlichen Inquisition ab, doch ansonsten hat letztere mit diesem weltlichen Gerichtsverfahren oder gar mit den Hexenprozessen nichts zu tun. http://www.thueringen.de/de/lzt/thuerin ... ntent.html
Ein Gegner der Hexenverfolgungen war der Professor für Kasuistik und Jesuit Friedrich Spee:
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Spee
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Heinrich, Du weichst mir aus.
Ich vermisse Deine Bereitschaft Dich auf eine Diskussion einzulassen!
Ich stelle fest, dass Du vom Thema "Der Zweck heiligt die Mittel" abweichen willst.

Eine Diskussion über das Attentat auf Hitler und auch die Hexenprozesse geht am Thema vorbei. Wenn Du darüber diskutieren möchtest, eröffne doch bitte ein neues Forum.

Ich komme zurück zum Thema:
In unseren Handlungen verfolgen wir Zwecke oder wir setzen Mittel ein, um Zwecke zu erreichen. Zwecke und Mittel sind also Handlungen. Wie ist das Verhältnis von Handlungen als Zweck zu Handlungen als Mittel zum Zweck zu bestimmen. Könnte nicht ein guter Zweck ein möglicherweise schlechtes Mittel zum Erreichen dieses Zweckes heiligen,d. h. rechtfertigen? Oder umgekehrt: Könnte ein schlechter Zweck durch ein gutes Mittel geheiligt werden?

Jede bewusste und gewollte Handlung hat einen Grund und strebt somit einen Wert an. Die Frage bei jeder Handlung ist dann immer, ob die Handlung dem angestrebten Wert gerecht wird, oder ob sie ihn untergräbt und unmöglich macht. Wenn also die Schadensbilanz größer ist als die Nutzensbilanz einer Handlung.
Was aber ist dann „gut“ im moralischen Sinne?
Handelt der schon moralisch gut, der im Supermarkt nicht stiehlt, sondern seine Ware bezahlt, weil er Angst davor hat, erwischt zu werden?
Er handelt jedenfalls richtig, weil er den angestrebten Wert mit seiner Handlung nicht unmöglich macht.

Einen Kindesentführer zu foltern, um das Versteck des entführten Kindes herauszubekommen, ist ein schlechtes Mittel. Kann es aber durch den guten Zweck nicht doch gerechtfertigt sein? Da regen sich in uns Widerstände: kein noch so guter Zweck kann das schlechte Mittel heiligen.
Christel
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Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Christel »

Warum gehen „das Attentat auf Hitler und auch die Hexenprozesse“ plötzlich am Thema vorbei?
Diese Beispiele hast Du doch selbst in die Diskussion gebracht!

Siehe:
Heinrich5 hat geschrieben:„Für jede Schweinerei gibt es auch eine entsprechende Theorie“. Nach jesuitischer Kasuistik, speziell mit dem Lehrsatz „Der Zeck heiligt die Mittel“ lässt sich so gut wie alles begründen.

Zum Beispiel:

Das Attentat auf Hitler
Folterungen in Guantanamo
Exorzismus
Hexenverbrennungen im Mittelalter
Kreuzzüge zur Eroberung des „Heiligen“ Landes
Abschlachtung der Indianer durch christliche Eroberer.
Aber auch:
Hitlers Konzentrationslager
Stalins Gulags
Brandbomben auf Gaza-Stadt - und so weiter und so fort. Beispiele gibt es noch unendlich viele.

Sogar das Moralisieren und Missionieren kann mit „Der Zweck heiligt die Mittel“ sehr schön begründet werden.
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Heinrich5

Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

In einem anderen Forum hatte ich schon auf folgendes hingewiesen:
In vielen Foren (ich hoffe, dass das für das Eichsfeld-Forum auch zutrifft) gilt die Richtungsänderung eines Threads, ob mutwillig oder „aus Versehen“, als Verstoß gegen die Netiquette.
Für meine obige Aussage hatte ich 10 Beispiele genannt. Diese Beispiele zu diskutieren bedeutet eine Richtungsänderung des Threads.
Christel
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Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich das Thema lautet zwar „Der Zweck heiligt die Mittel“, aber in deinem Eingangsbeitrag erläuterst Du, dass Du dies im Zusammenhang mit der Kasuistik siehst.

„Der Zweck heiligt die Mittel“ = Kasuistik, das kommt nicht hin.
Außerdem, dass man mit „Der Zweck heiligt die Mittel“ jede Untat begründen kann, ist so simpel, dass wir das nicht weiter diskutieren brauchen.

Wie gesagt, das ist nicht Kasuistik!

Die Kasuistik beschäftigt sich mit dem Einzelfall!!!! - (Die Realität , diese widerborstige Wirklichkeit ist nämlich ein bißchen komplizierter.)

Den Einzelfall hier nicht zu diskutieren bedeutet daher das Thema abblocken, vom Thema ablenken!
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Heinrich5

Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Kasuistik ist ein Lehrfach für sich und die jesuitische Lehre "Wenn der Zweck erlaubt ist, sind auch die Mittel erlaubt“ ist eine Aussage für sich.
Über das Lehrfach Kasuistik und die Lehre zu "Der Zweck heiligt die Mittel" kann, obwohl hier ein Zusammenhang besteht, durchaus auch getrennt diskutiert werden.

Seit Busenbaum, also seit rund 500 Jahren, steht die Kirche (besonders die Jesuiten) mit diesem Satz in der Kritik.

Wenn Du der Meinung bist:
.....dass man mit „Der Zweck heiligt die Mittel“ jede Untat begründen kann, ist so simpel, dass wir das nicht weiter diskutieren brauchen.
können wir ja dann auch mit der Diskussion aufhören.

Ich hatte aber geschrieben:
.... kein noch so guter Zweck kann das schlechte Mittel heiligen.
Christel
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Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Ich hatte aber geschrieben:
.... kein noch so guter Zweck kann das schlechte Mittel heiligen.
Offen gesagt, ich habe Dir das bei Deiner Intelligenz und Lebenserfahrung so nicht abgenommen!

Richtig ist, Kasuistik ist ein Lehrfach für sich:
[/b] juracafe
Kasuistik
Rechtsprechung in besonderer Würdigung des Einzelfalls.
Oftmals anzutreffen in Rechtsbereichen, die durch Generalklauseln geregelt sind.
Hier haben Rechtsprechung und Literatur eine Reihe von Einzelfällen zusammengetragen und - oft auch erfolglos - versucht, aus diesen ein System zu entwickeln.


Die jesuitische Lehre "Wenn der Zweck erlaubt ist, sind auch die Mittel erlaubt“ trat und tritt nur im Rahmen der Kasuistik auf.

Jesuitische Beispiele sind der Tyrannenmord. - Man kann dies auf das Attentat auf Hitler übertragen. Wäre es gelungen unendlich viele Menschenleben hätten gerettet werden können.

Oder ist es erlaubt unter Täuschung der Wachen aus einem Gefängnis auszubrechen? Stell Dir vor Du sitzt unschuldig drin, Dir droht die Todesstrafe, Flucht ist deine einzige Chance.

Oder Du lebst im „Dritten Reich“ hast einen Juden versteckt, was sowieso nicht erlaubt war. Nun kommt die SS und befragt Dich. Sagst Du die Wahrheit? – Ist es richtig, wenn Du die Wahrheit sagst oder bist Du vielmehr moralisch dazu verpflichtet zu schweigen bzw. sogar zu lügen?

Kasuistik ist keine jesuitische Erfindung.

Frage einen Zeugen Jehovas nach dem Blutverbot, ist er linientreu wird er die Verweigerung der Bluttransfusion begründen... biblisch, medizinisch ... -> keine Kasuistik

Ich habe mal einen Juden danach gefragt, für den ja das AT-Blutverbot viel mehr gelten müßte.
Erst hat er mich taxiert, so als wäre ich nicht ganz dicht. Dann hat er Luft geholt und gesagt: „Hörn sie mal, wenn es gilt ein Menschenleben zu retten, dann ist alles erlaubt.“ -> Kasuistik, ganz praktisch.
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Heinrich5

Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Christel hat geschrieben:
Oder Du lebst im „Dritten Reich“ hast einen Juden versteckt, was sowieso nicht erlaubt war. Nun kommt die SS und befragt Dich. Sagst Du die Wahrheit? – Ist es richtig, wenn Du die Wahrheit sagst oder bist Du vielmehr moralisch dazu verpflichtet zu schweigen bzw. sogar zu lügen?
In diesem Einzelfall heiligt der Zweck die Mittel

Oder Du lebst im Jahr 1095 und die Kirche redet Dir ein, dass der Weltuntergang unmittelbar bevorsteht und deshalb unbedingt vorher Jerusalem aus der Hand der Heiden befreit werden muss um zur Erlösung von allem irdischen Übel zu kommen. Da wird dem einzelnen Gläubigen (Einzelfall) durch den Papst der Weg dorthin gewiesen. Da wird aus dem Einzelfall, dem einzelnen irregeleitetem Gläubigen ein Massenfall, ein Kreuzzugsheer von einigen Tausend Einzelkriegern. Der Zweck? Befreiung Jerusalems aus der Hand der „Sarazenen“. „Gott will es“ oder „Alles zur größeren Ehre Gottes“. Wie das Mittel zur Erreichung des Zwecks aussieht, habe ich im Thread „Der erste Kreuzzug“ beschrieben. Von diesen „Gotteskriegern“ war nicht einer davon überzeugt, dass ihre Mittel nicht Heilig seien. Im Gegenteil, die Kirche erteilte für die Gräueltaten noch einen besonderen Ablass. Wir wissen heute, dass der Zweck in diesem Fall der Kirchengeschichte und in vielen anderen Fällen der Kirchengeschichte auch, nicht die Mittel heiligt. Zur Erreichung ihrer politischen Ziele und der Erhaltung ihrer Macht hat es die Kirche aber immer wieder gerade anders herum dargestellt. Da hat der Zweck die unheiligen Mittel erlaubt.
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Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wenn eine Gruppe als einfache Erklärung für alles Übel herhalten muss, ob nun Kirche, Juden, Hexen, Moslems ... wer auch immer,
wenn die Entrüstung steigt und dadurch das logische Denken sowie die Fähigkeit zum Mitfühlen herabsetzt...,
sehen dann die Menschen noch, dass ihre eigenen Mittel verwerflich sind?

Oder sehen sie sich nicht vielmehr als edle Kämpfer für das Recht, für die lichte Zukunft ...?

Schon gelesen? Orlando Figes "Die Flüsterer : Leben in Stalins Russland"
http://www.perlentaucher.de/buch/30100.html
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Der Zweck heiligt die Mittel

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Christel schrieb:
Wenn eine Gruppe als einfache Erklärung für alles Übel herhalten muss, ob nun Kirche, Juden, Hexen, Moslems ... wer auch immer, wenn die Entrüstung steigt und dadurch das logische Denken sowie die Fähigkeit zum Mitfühlen herabsetzt..., sehen dann die Menschen noch, dass ihre eigenen Mittel verwerflich sind? Oder sehen sie sich nicht vielmehr als edle Kämpfer für das Recht, für die lichte Zukunft ...?
Das ist eben der Unterschied zur jesuitischen Aussage „Der Zweck heiligt die Mittel“ dass Institutionen, Rassen usw. nicht als Übel herhalten dürfen.

Gerade die katholische Kirche hat es immer wieder verstanden die Entrüstung gegen Moslems, Juden, Protestanten und andere Andersgläubige zu steigern um dann bei den so verleiteten Christen das logische Denken und die Fähigkeit zum Mitfühlen herabzusetzen. Da haben die fanatisierten Christen tatsächlich nicht mehr gesehen dass ihre Mittel verwerflich waren. Sie sahen sich als edle Kämpfer zur Verherrlichung des Christengottes. Siehe dazu meinen Thread „Der erste Kreuzzug“ hier in diesem Forum. Dieser erste Kreuzzug war nur vder Auftakt zu vielen weiteren Kreuzzügen.
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