Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

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Kategorie: Religion im Eichsfeld
Kirchen im Eichsfeld
Heinrich5

Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

13% der Bevölkerung in Thüringen unterstützt humanistische Prinzipien voll und ganz (zweite Stelle in Deutschland) und 59% überwiegend (an dritter Stelle in Deutschland).
Ob das so stimmt?
Ich gehe davon aus, dass man auch bei der Giordano Bruno Stiftung Zahlen richtig addieren kann.

Und wenn im 21. Jahrhundert 13% der Bevölkerung in Thüringen humanistische Prinzipien voll und ganz (zweite Stelle in Deutschland) und 59% überwiegend (an dritter Stelle in Deutschland) unterstützen, gehe ich ebenfalls davon aus, dass den heute lebenden Thüringern ein moderner, zeitgemäßer Humanismus und nicht der Renaissance-Humanismus aus dem 18. Jahrhundert bei der Beantwortung der Fragen vor Augen gestanden hat.
Christel
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Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:gehe ich ebenfalls davon aus, dass den heute lebenden Thüringern ein moderner, zeitgemäßer Humanismus und nicht der Renaissance-Humanismus aus dem 18. Jahrhundert bei der Beantwortung der Fragen vor Augen gestanden hat.
Wie sieht für Dich der Gegensatz zwischen einem modernen Humanismus und dem Renaissance-Humanismus aus?
Die Renaissance war übrigens nicht im 18. Jahrhundert.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Wie sieht für Dich der Gegensatz zwischen einem modernen Humanismus und dem Renaissance-Humanismus aus?
Die Renaissance war übrigens nicht im 18. Jahrhundert.
Allgemein wird der Begriff Renaissance auch verwendet, um die Wiedergeburt der Werte, Bauwerke usw. eines vergangenen Zeitalters (Antike) oder einer Werteordnung zu bezeichnen. Die Anfänge der Renaissanceepoche werden im späten 14. Jahrhundert in Italien gesehen; als Kernzeitraum gilt das 15. und 16. Jahrhundert. Das wesentliche Charakteristikum ist die Wiedergeburt des antiken Geistes. Der Humanismus ist die wesentliche Geistesbewegung der Zeit. Dies wird insbesondere in den Künsten und ihren neuen, als fortschrittlich empfundenen Prinzipien deutlich, in denen die mystisch-geistig orientierte Formensprache des Mittelalters von weltlicher, mathematisch-wissenschaftlicher Klarheit abgelöst wurde.
Weiterlesen kann man bei:
http://de.wikipedia.org/wiki/Renaissance
http://de.wikipedia.org/wiki/Philosophi ... Humanismus
Dieser Humanismus hat weder die Ausbeutung und Unterdrückung der leibeigenen Bauern durch den Adel und die Kirche verhindert, welche in Deutschland in den Bauernkriegen mündete. Er hat weder die Mißstände im Vatikan verhindert, welche zu Luthers Reformation führte und er hat auch nicht die Scheiterhaufen verhindert, auf welchen Menschen lebendig verbrannt wurden. Natürlich hat er auch Werte geschaffen, welche z. Bsp. noch heute im Vatikan zu bewundern sind, aber das Volk, die armen Bauern und das arme Bürgertum hat davon nichts gehabt.


Dagegen steht der heutige moderne Humanismus. Wer für diesen Humanismus eintritt, beschreitet einen Weg jenseits von Fundamentalismus und Beliebigkeit. Dieser Humanismus vermittelt einerseits genügend Orientierung, um den Menschen in ihrer Suche nach Sinn Halt zu geben und ihr Zusammenleben nach vernünftigen Regeln zu gestalten, andererseits ist er aber (im Unterschied zum religiösen oder politisch-ideologischen Dogmatismus) gleichzeitig offen genug, um die Menschen in ihrer Souveränität nicht unzulässig einzuschränken. Humanismus und Aufklärung zielen also keineswegs auf eine "triste Monokultur" ab, sondern vielmehr auf die Entwicklung einer lebendigen, einheitlich humanen und doch vielfältigen Weltkultur, in der sich viele verschiedene Lebensentwürfe realisieren lassen, jedoch strukturell verhindert wird, dass das Glück der Einen (allzu sehr) auf dem Unglück der Anderen gründet.

Weiterlesen kann man bei:
http://www.politik-poker.de/leitkultur- ... aerung.php
Christel
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Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Heinrich, mir widerstrebt Deine Aussage „der heutige moderne Humanismus“:
Er suggeriert, dass der sogenannte „evolutionäre Humanismus“ atheistischer Prägung, den die Giordano Bruno Stiftung vertritt, der Humanismus heute schlechthin ist, dem ist aber nicht so. Auch mein Anliegen ist humanistisch geprägt, aber nicht im Sinne der Girdano-Bruno-Stiftung, da ich Christin bin.

Seine Versprechen liegen in der Zukunft. Eine bessere Welt hat er bisher nicht geschaffen. Seine Zehn Angebote, erinnern mich stark an die 10 Angeboten aus dem Alten Testament.

Beim Renaissance-Humanismus fallen mir zuerst Namen ein wie Philipp Melanchthon http://www.melanchthon.de/, Erasmus von Rotterdam http://www.kerber-net.de/religion/refor ... rasmus.htm oder Thomas More http://www.raffiniert.ch/smore.html. Das waren alles Christen.

Ich denke an die Gründung von Universitäten und Studium... http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Humanismus
Alles Voraussetzungen für unseren heutigen wissenenschaftlich-technischen Fortschritt. Aber auch an Ausgleich und Toleranz, der einzelne Mensch wird wichtig...

Nicht ohne Grund hat die „Giordano Bruno Stiftung“ die Bezeichnung der damaligen Christen auf sich übertragen, oder?
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Heinrich5

Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Christel schrieb:
Nicht ohne Grund hat die „Giordano Bruno Stiftung“ die Bezeichnung der damaligen Christen auf sich übertragen, oder?
Mit großer Sicherheit gehe auch ich davon aus, dass die Giordano Bruno Stiftung einen großen Grund hatte, sich ausgerechnet nach Giordano Bruno zu benennen, war doch Giordano Bruno eins von vielen Opfern des von Dir so hochgehaltenen Renaissance-Humanismus.

Wer war Giordano Bruno?

Giordano Bruno, eigentlich Filippo Bruno (* Januar 1548 in Nola; † 17. Februar 1600 in Rom) war ein italienischer Dichter und Philosoph. Er wurde wegen Ketzerei und Magie durch die Inquisition zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
Im Jahr 2000 erklärten der päpstliche Kulturrat und eine theologische Kommission die Hinrichtung Giordano Brunos für Unrecht.
Bruno studierte zunächst in Neapel und trat 1565 in den Orden der Dominikaner ein, wo er den Taufnamen Filippo ablegte und den Ordensnamen Jordanus/Giordano (nach dem 2. Ordensmeister Jordan von Sachsen) annahm. Bald darauf geriet er in Konflikt mit der Ordensleitung, da er sich der Marienverehrung verweigerte und alle Heiligenbilder aus seiner Klosterzelle entfernte. Doch das wurde als jugendliche Verirrung aufgefasst und blieb zunächst folgenlos. 1572 empfing er die Priesterweihe.
Brunos Talent, sich in der Welt der komplizierten Machtverhältnisse der Renaissance zu behaupten, könnte zwiespältiger nicht interpretiert werden: Auf der einen Seite gelang es ihm immer wieder, mächtige Gönner auf seine Seite zu ziehen. Auf dem theologisch-philosophischen Kampfplatz aber scheint er ein besonderes Talent dafür gehabt zu haben, sich mit rücksichtsloser Polemik, beißendem Spott und insbesondere mit der Ablehnung der Gottessohnschaft Christi und mit seiner kompromisslosen Gegnerschaft zu Aristoteles Feinde zu schaffen.
Am 8. Februar 1600 wurde das Urteil verlesen: Giordano Bruno wurde aus der Kirche und dem Orden der Dominikaner ausgestoßen und wegen Ketzerei und Magie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.Bruno reagierte auf das Urteil mit seinem berühmt gewordenen Satz: „Mit größerer Furcht verkündet Ihr vielleicht das Urteil gegen mich, als ich es entgegennehme.“
Hallo Heinrich, mir widerstrebt Deine Aussage „der heutige moderne Humanismus“:
Er suggeriert, dass der sogenannte „evolutionäre Humanismus“ atheistischer Prägung, den die Giordano Bruno Stiftung vertritt, der Humanismus heute schlechthin ist, dem ist aber nicht so. Auch mein Anliegen ist humanistisch geprägt, aber nicht im Sinne der Girdano-Bruno-Stiftung, da ich Christin bin.
Es bleibt Dir unbenommen auch weiterhin den Renaissance-Humanismus hochzuhalten. Der Renaissance- Humanismus wurde übrigens abgelöst durch den "Humanismus der Aufklärung" Hier machte sich besonders der Philosoph Immanuel Kant (1724 - 1804) verdient.

1784 antwortete Kant auf die Frage: „Was ist Aufklärung?“, folgendermaßen:
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Selbstverschuldet ist die Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht im Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen......

Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung"
Kants Rückblick auf die christliche Geschichte (in einem einzigen Satz, die Klammern hat Kant selbst angebracht)

„Tantum religio potuit suadere malorum!“ / „Zu so viel Unheil konnte Religion den Anlass geben!“
“ Wie mystische Schwärmereien in Eremiten -und Mönchsleben und Hochpreisung der Heiligkeit des ehelosen Standes eine große Menschenzahl für die Welt unnütz machten;
wie damit zusammenhängende vorgebliche Wunder das Volk unter einem blinden Aberglauben mit schweren Fesseln drückten;
wie mit einer sich freien Menschen aufdringenden Hierarchie sich die schreckliche Stimme der Rechtgläubigkeit aus dem Munde anmaßender alleiniger Schriftausleger erhob und die christliche Welt wegen Glaubensmeinungen (in die, wenn man nicht die reine Vernunft zum Ausleger aufruft, schlechterdings keine allgemeine Einstimmung zu bringen ist) in erbitterte Parteien drängte;
wie im Orient, wo der Staat sich auf eine lächerliche Art selbst sich mit Glaubensstatuten der Priester und dem Pfaffentum befasste, anstatt sie in den engen Schranken eines bloßen Lehrstandes (aus dem sie jederzeit in einen regierenden überzugehen geneigt sind) zu halten, wie, sage ich, dieser Staat endlich auswärtigen Feinden, die zuletzt seinem herrschenden Glauben ein Ende machten, unvermeidlicher Weise zur Beute werden musste;
wie im Okzident, wo der Glaube seinen eigenen von der weltlichen Macht unabhängigen Thron errichtet hat, von einem angemaßten Statthalter Gottes die bürgerliche Ordnung samt den Wissenschaften ( welche jene erhalten) zerrüttet und kraftlos gemacht wurde;
wie beide christliche Weltteile, gleich den Gewächsen und Tieren, die, durch eine Krankheit ihrer Auflösung nahe, zerstörende Insekten herbeilocken, diese zu vollenden, von Barbaren befallen wurden;
wie in dem Letztern jenes geistliche Oberhaupt Könige, wie Kinder, durch die Zauberrute seines angedrohten Bannes beherrschte und züchtigte, sie zu einem andern Weltteil entvölkernden auswärtigen Kriegen (den Kreuzzügen), zur Befehdung untereinander, zur Empörung der Untertanen gegen ihre Obrigkeit und zum blutdürstigen Haß gegen ihre andersdenkenden Mitgenossen eines und desselben allgemeinen sogenannten Christentums aufreizte;
wie zu diesem Unfrieden, der auch jetzt nur noch durch das politische Interesse von gewalttätigen Ausbrüchen abgehalten wird, die Wurzel in dem Grundsatze eines despotisch gebietenden Kirchenglaubens verborgen liegt und jenen Auftritten ähnliche noch immer besorgen läßt: - diese Geschichte des Christentums (welches, sofern es auf einem Gechichtsglauben errichtet werden sollte, auch nicht anders ausfallen konnte), wenn man sie als ein Gemälde unter einem Blick faßt, könnte wohl den Ausruf rechtfertigen: Tantum religio potuit suadere malorum!, wenn nicht aus der Stiftung desselben immer noch deutlich genug hervorleuchtete dass seine wahre erste Absicht keine andere als die gewesen sei, einen reinen Religionsglauben, über welchen es keine streitenden Meinungen geben kann, einzuführen, alles jene Gewühl aber, wodurch das menschliche Geschlecht zerrüttet ward und noch entzweiet wird, bloß davon herrührt, dass durch einen schlimmen Hang der menschlichen Natur, was beim Anfange zur Introduktion des letztern dienen sollte, nämlich die an den alten Geschichtsglauben gewöhnte Nation durch ihre eigenen Vorurteile für die neue zu gewinnen, in der Folge zum Fundament einer allgemeinen Weltreligion gemacht worden.“
Soweit zum Humanismus der Aufklärung
Christel
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Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Niemand von denen, auf die sich die atheistische „Giordano Bruno Stiftung“ beruft , waren Atheisten, auch „Giordano Bruno“ nicht. Im allgemeinen auch nicht die Humanisten der Aufklärung, auch Kant nicht.

Diese Humanisten waren Christen!

Wie kann sie eine atheistischer Verein nach nach Christen „Humanisten“ nennen und gleichzeitig am Christentum kein gutes Haar lassen?
Dass Atheismus nicht per se human ist, wissen wir aus dem 20. Jahrhundert.

Neuer Humanismus oder Propaganda eines atheistischen Weltanschuungsvereins?

Zur Verwertung von Zahlenmaterial habe ich folgendes gefunden:
http://www.ekd.de/ezw/22_informationen_ ... _schon.php
Mitte März 2005 präsentierte der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) eine Studie, die man beim renommierten Allensbacher Institut für Demoskopie in Auftrag gegeben hatte. Die Studie erstaunt – weniger wegen der Ergebnisse, als vielmehr wegen kühner Sprünge bei der Deutung. Gefragt wurde nicht etwa, wie bekannt der HVD landesweit ist und wie dieser oder jener zur Arbeit des Verbandes steht. Man hat sich vielmehr beim HVD drei Schwerpunkte überlegt, die man in der eigenen Arbeit für zentral erachtet und nach der Akzeptanz dieser Themen in der Bevölkerung gefragt. Den Befragten wurde ein Kärtchen mit folgendem Text vorgelegt: „Der HVD vertritt diese Lebensauffassung:

• ein eigenständiges, selbstbestimmtes Leben, das auf ethischen und moralischen Grundüberzeugungen beruht
• ein Leben frei von Religion, ohne den Glauben an einen Gott
• andere weltanschauliche und religiöse Lebensauffassungen zu achten und zu respektieren.“

Dem schloss sich die Frage an: „Einmal alles zusammengenommen: Entspricht das ihrer eigenen Lebensauffassung voll und ganz, überwiegend, eher nicht oder gar nicht?“ 7 Prozent der Befragten entschieden sich für „voll und ganz“, 42 Prozent hielten dies für „überwiegend zutreffend“, 21 Prozent für „eher nicht“ und 25 Prozent für gar nicht zutreffend. Daraus folgert der HVD: 49 Prozent der Deutschen stimmen der Lebensauffassung des HVD zu – und sind damit quasi stille Sympathisanten. Das wäre eine gewaltige Zahl! Die Problematik dieser Umfrage bzw. ihrer Interpretation besteht darin, dass ein Verband sich selbst überlegt, wofür er steht und dann die breite Zustimmung zu den festgestellten Themen als Zustimmung zu seiner Organisation bzw. Arbeit wertet. Wenn die Kirchen bei einer solchen Umfrage sagen, sie stehen für Toleranz, den Schutz der Menschenrechte und für die Bewahrung des Regenwaldes etc., dann werden sie auch beachtliche Zustimmung erfahren. Aber: Erfahren sie damit als Kirchen Zustimmung, oder geht es hier nicht in erster Linie um die zustimmungsfähigen Themen?

Es kann hier nicht ausführlicher auf die Allensbachumfrage eingegangen werden. Entscheidend jedoch ist, wie der HVD die Ergebnisse publizistisch auswertet: Er unterstreicht, dass 7 Prozent der Bevölkerung die Lebensauffassung des HVD „voll und ganz“ mittragen. Das wären immerhin 4,23 Millionen Bundesbürger. Für diese 4 Millionen wird man sich als Sprachrohr profilieren wollen. Auch wenn die Öffentlichkeit diesem gedanklichen Kurzschluss nicht folgt – etwas davon verfängt. So hat selbst der Evangelische Pressedienst (epd) am 17. März 2005 erstaunlich blauäugig über diese Studie und ihre Ergebnisse berichtet. Zahlreiche Kirchenzeitungen haben in Unkenntnis der Dinge die Meldung nachgedruckt. In den Kirchen herrscht teilweise große Unbedarftheit den Kirchen- und Christentumskritikern gegenüber. Vielfach scheint man noch nicht realisiert zu haben, was es bedeutet, dass inzwischen jeder dritte Bundesbürger konfessionslos ist und einige der kirchenkritischen Verbände sich in der Öffentlichkeit durchaus attraktiv präsentieren. Konkurrenz, so sagt man, belebe das Geschäft. Dazu gehört allerdings, zur Kenntnis zu nehmen, dass man sich in Konkurrenz befindet.

Vgl. http://www.giordano-bruno-stiftung.de / http://www.fowid.de / http://www.humanismus.de
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Gelöscht_09041201

Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

Hat es vielleicht damit zu tun, dass Giordano Bruno durch sein Wirken Erkenntnisse gewonnen hat, die ihm den Scheiterhaufen seiner vermeintlichen vertrauenswürdigen Christen und Wegstreiter eingebracht hat?
Christel
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Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Und warum nennen sie sich dann nach Christen „Humanisten“? Die Humanisten waren Christen.
Das Christentum hat die Humanisten hervorgebracht.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

Christel hat geschrieben:Dass Atheismus nicht per se human ist, wissen wir aus dem 20. Jahrhundert.
Dass das Christentum ebenso nicht per se human ist, wissen wir aus jedem Jahrhundert davor.





Human= Mensch,menschlich.. vielleicht einfach nur daher.. hmm?
Christel
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Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Die ganze Menschheitsgeschichte ist nicht per se human, das wissen wir aus allen Jahrtausenden.

Aber all das erklärt nicht, warum sich ein Atheistenverband, christliche Kleider anzieht, sich mit fremden Federn schmückt. Gibt es denn keine atheistischen humanistischen Vorbilder?

Vielleicht, weil Humanismus letztlich nur Humanismus ist, wenn Selbst- , Nächsten- und Feindesliebe verwirklicht werden? Wenn statt Kampf und Entrüstung... Barmherzigkeit gelten? Doch das ist christliche Lehre.
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Heinrich5

Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

treumie schrieb:
Hat es vielleicht damit zu tun, dass Giordano Bruno durch sein Wirken Erkenntnisse gewonnen hat, die ihm den Scheiterhaufen seiner vermeintlichen vertrauenswürdigen Christen und Wegstreiter eingebracht hat?
Christel antwortete:
Und warum nennen sie sich dann nach Christen „Humanisten“? Die Humanisten waren Christen.
Das Christentum hat die Humanisten hervorgebracht.
Christel schrieb:
Aber all das erklärt nicht, warum sich ein Atheistenverband, christliche Kleider anzieht, sich mit fremden Federn schmückt. Gibt es denn keine atheistischen humanistischen Vorbilder?
Das zielt darauf ab, dass sich die, einen evolutionären Humanismus unterstützende Giordano Bruno Stiftung nach Giordano Bruno nennt, was Christel nicht gefällt.

Was war Giordano Bruno für ein Christ?

Giordano Bruno *Januar 1548 in Nola; † 17. Februar 1600

war ein italienischer Dichter und Philosoph.

Bruno postulierte die Unendlichkeit des Weltraums und die ewige Dauer des Universums.

Bruno stellte sich der herrschenden Meinung einer in Sphären untergliederten geozentrischen Welt, wie sie von der christlichen Kirche vertreten wurde, entgegen.

Viel schwerer wogen Brunos pantheistischen Thesen von einer unendlichen materiellen Welt, die keinen Raum für ein Jenseits ließen, die zeitliche Anfangslosigkeit des Universums welche eine Schöpfung und dessen ewiger Bestand sowie ein Jüngstes Gericht ausschlossen. Giordano Bruno ein Christ?

Die wiederentdeckten Ideen der antiken Naturphilosophie übten große Anziehung auf Bruno aus. Zu dieser Zeit begann sich das von Nikolaus Kopernikus postulierte heliozentrische Weltbild durchzusetzen. Hierdurch ermutigt, entwickelte Bruno im Laufe der folgenden Jahre seine eigene Philosophie

Bruno meinte zudem, dass Jesus nicht der Sohn Gottes sei. An der Ablehnung der Gottessohnschaft Christi, des Jüngsten Gerichts und der Behauptung vieler 'Welten' hielt er bis zum Tod auf dem Scheiterhaufen fest. Giordano Bruno ein Christ?

Bruno wurde zweimal von der Kirche exkommuniziert. Einmal von den Calvinisten und einmal von den Lutheranern.

Er wurde wegen Ketzerei und Magie durch die kirchliche Inquisition zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.

Am 8. Februar 1600 wurde das Urteil verlesen: Giordano Bruno wurde aus der Kirche und dem Orden der Dominikaner ausgestoßen und wegen Ketzerei und Magie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.

Von 1603 bis 1965 standen Brunos Schriften auf dem Index librorum, der Liste kirchlicherseits verbotener Bücher. Das mutet einigermassen paradox an, da Bruno alle seine 1603 auf den Index gesetzten Schriften erst nach Verlassen des Ordens verfasst hatte und das nicht als Theologe, sondern als Philosoph. Der Index wurde 1966 abgeschafft.

Im Jahr 2000 erklärten der päpstliche Kulturrat und eine theologische Kommission die Hinrichtung Giordano Brunos für Unrecht. Eine vollständige Rehabilitierung des Gelehrten Giordano Bruno durch die katholische Kirche fand aber nicht statt, da der Pantheismus nicht mit der katholischen Lehre vereinbar ist.

Auf dem Campo de’ Fiori erinnert ein Denkmal der Freimaurer der Grande Oriente d’Italia an Giordano Bruno, welches von der laizistisch regierten Stadtgemeinde Rom 1889 gegen den Willen des damaligen Papstes Leo XIII. (1878–1903) errichtet wurde.

Bruno beeinflusste u.a. Pierre Gassendi, Baruch de Spinoza, Lucilio Vanini, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Galileo Galilei, Johann Wolfgang v. Goethe und Friedrich Nietzsche. Gottfried Wilhelm Leibniz übernahm von ihm den Begriff der Monade.

Die Kirche hat sich für das an Giordano Bruno verübte Verbrechen nur halbherzig entschuldigt.

Der erste Konflikt mit den Glaubensinstitutionen war durch Brunos Interesse für die erasmischen Kommentare der Kirchenväter und seine Verachtung der gefühlsbetonten Marienverehrung entstanden.
Hinzu kamen seine Zweifel am Dogma der Trinität sowie seine angespannte Beziehung zur christlichen Offenbarungsreligion insgesamt. Giordano Bruno ein Christ?

Einige Autoren glauben sogar, dass Bruno das Christentum für eine bloße Perversion ägyptischer Kulte gehalten habe. Aber auch Brunos und Antiaristotelismus, der vor dem großen Thomas von Aquin nicht Halt machte, und sein Copernicanismus erregten Ärgernis. Giordano Bruno ein Christ?

Auch seine spätere Beschäftigung mit der Gedächtniskunst und den Lehren des Lullus erregte den Argwohn der Kirche. War doch der Lullismus in ihren Augen eine sektiererische Strömung. In gewisser Weise war der Lullismus des Giordano Bruno, nach Ansicht von Wildgen, "noch anrüchiger als sein Copernicanismus, denn die Werke des Copernicus standen noch nicht auf dem Index, und es hatte keine Verurteilung stattgefunden" (S.83). Dagegen war Lullus bei der Gegenreformation, weil er Christliches mit islamischer und jüdischer Weisheit in Verbindung gebracht hatte und sein Werk zur Alchimie und Magie missbraucht wurde, in Misskredit geraten.

Sein Tod auf dem Scheiterhaufen sollte ein Schreckenszeichen für die Gegner Romas sein. Er selbst wurde im 19.Jahrhundert zum Symbol der laizistischen Bewegung, durch deren Initiative am 9.Juni 1889 ein Monument für Giordano Bruno auf dem Campo de Fiori, wo er im Jahr 1600 verbrannt worden war, eingeweiht werden konnte.

Diesem Festakt waren jahrelange Kämpfe vorausgegangen. Studentenproteste, die die Absetzung des papstfreundlichen Bürgermeisters forderten, und der Druck eines internationalen Ehrenkomitees waren dafür nötig gewesen, dem Victor Hugo, Ernest Renan, Herbert Spencer, Ernst Haeckel, Georg Ibsen und Ferdinand Gregorovius angehörten.

Der Vatikan versuchte vergeblich, das Denkmal beseitigen zu lassen, und sprach, als ihm dies nicht gelang, einen der Unterzeichner des Todesurteils von Bruno, Kardinal Bellarmin, heilig. !!!
Nicht wenige sahen darin nur eine hilflose Trotzreaktion des Vatikans.
Der damalige Papst Leo XIII. hatte selbst anlässlich der Enthüllung des Brunostandbildes auf dem römischen Campo dei fiori ein Sendschreiben an die gläubige Welt 1889 gerichtet mit folgenden Worten :

„Er (Bruno) hat weder irgendwelche Verdienste um die Förderung des öffentlichen Lebens erworben. Seine Handlungsweise war unaufrichtig, verlogen und vollkommen selbstsüchtig, intolerant gegen jede gegenteilige Meinung, ausgesprochen bösartig und voll von einer die Wahrheit verzerrenden Lobhudelei."

Auch heute noch tut sich die Katholische Kirche mit dem anstößigen Philosophen schwer. Seine durch die Inquisition verursachte Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen wurde zwar für Unrecht erklärt, offensichtlich sieht die Katholische Kirche in Giordano Bruno aber immer noch einen Häretiker.

Wer anders als Giordano Bruno wäre besser geeignet gewesen bei der Namensgebung einer Stiftung, welche einen evolutionären Humanismus vertritt, Pate zu stehen, als Giordano Bruno?
Christel
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Re: Glaubensgemeinschaften/Kirchen im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich habe in einem anderen Forum gelesen, dass Giordano Bruno für einen Atheisten gehalten wurde, weil ein Atheistenverband sich nach ihm benannt hat.

Ich spreche Giordano Bruno nicht das Christsein ab, wegen seiner pantheistischen und arianischen Einstellung...

Es ist schon merkwürdig, dass sich Atheisten nach einem Menschen benennen, der Gott nicht geleugnet hat...
Aber darum ging es in der Diskussion gar nicht, sondern um den Begriff „Humanisten“, den sie von Christen übernommen haben.
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