treumie schrieb:
Hat es vielleicht damit zu tun, dass Giordano Bruno durch sein Wirken Erkenntnisse gewonnen hat, die ihm den Scheiterhaufen seiner vermeintlichen vertrauenswürdigen Christen und Wegstreiter eingebracht hat?
Christel antwortete:
Und warum nennen sie sich dann nach Christen „Humanisten“? Die Humanisten waren Christen.
Das Christentum hat die Humanisten hervorgebracht.
Christel schrieb:
Aber all das erklärt nicht, warum sich ein Atheistenverband, christliche Kleider anzieht, sich mit fremden Federn schmückt. Gibt es denn keine atheistischen humanistischen Vorbilder?
Das zielt darauf ab, dass sich die, einen evolutionären Humanismus unterstützende Giordano Bruno Stiftung nach Giordano Bruno nennt, was Christel nicht gefällt.
Was war Giordano Bruno für ein Christ?
Giordano Bruno *Januar 1548 in Nola; † 17. Februar 1600
war ein italienischer Dichter und Philosoph.
Bruno postulierte die Unendlichkeit des Weltraums und die ewige Dauer des Universums.
Bruno stellte sich der herrschenden Meinung einer in Sphären untergliederten geozentrischen Welt, wie sie von der christlichen Kirche vertreten wurde, entgegen.
Viel schwerer wogen Brunos pantheistischen Thesen von einer unendlichen materiellen Welt, die keinen Raum für ein Jenseits ließen, die zeitliche Anfangslosigkeit des Universums welche eine Schöpfung und dessen ewiger Bestand sowie ein Jüngstes Gericht ausschlossen.
Giordano Bruno ein Christ?
Die wiederentdeckten Ideen der antiken Naturphilosophie übten große Anziehung auf Bruno aus. Zu dieser Zeit begann sich das von Nikolaus Kopernikus postulierte heliozentrische Weltbild durchzusetzen. Hierdurch ermutigt, entwickelte Bruno im Laufe der folgenden Jahre seine eigene Philosophie
Bruno meinte zudem, dass Jesus nicht der Sohn Gottes sei. An der Ablehnung der Gottessohnschaft Christi, des Jüngsten Gerichts und der Behauptung vieler 'Welten' hielt er bis zum Tod auf dem Scheiterhaufen fest.
Giordano Bruno ein Christ?
Bruno wurde zweimal von der Kirche exkommuniziert. Einmal von den Calvinisten und einmal von den Lutheranern.
Er wurde wegen Ketzerei und Magie durch die kirchliche Inquisition zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
Am 8. Februar 1600 wurde das Urteil verlesen: Giordano Bruno
wurde aus der Kirche und dem Orden der Dominikaner ausgestoßen und wegen Ketzerei und Magie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
Von 1603 bis 1965 standen Brunos Schriften auf dem Index librorum, der Liste kirchlicherseits verbotener Bücher. Das mutet einigermassen paradox an, da Bruno alle seine 1603 auf den Index gesetzten Schriften erst nach Verlassen des Ordens verfasst hatte und das nicht als Theologe, sondern als Philosoph. Der Index wurde 1966 abgeschafft.
Im Jahr 2000 erklärten der päpstliche Kulturrat und eine theologische Kommission die Hinrichtung Giordano Brunos für Unrecht. Eine vollständige Rehabilitierung des Gelehrten Giordano Bruno durch die katholische Kirche fand aber nicht statt, da der Pantheismus nicht mit der katholischen Lehre vereinbar ist.
Auf dem Campo de’ Fiori erinnert
ein Denkmal der Freimaurer der Grande Oriente d’Italia an Giordano Bruno, welches von der laizistisch regierten Stadtgemeinde Rom 1889 gegen den Willen des damaligen Papstes Leo XIII. (1878–1903) errichtet wurde.
Bruno beeinflusste u.a. Pierre Gassendi, Baruch de Spinoza, Lucilio Vanini, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Galileo Galilei, Johann Wolfgang v. Goethe und Friedrich Nietzsche. Gottfried Wilhelm Leibniz übernahm von ihm den Begriff der Monade.
Die Kirche hat sich für das an Giordano Bruno verübte Verbrechen nur halbherzig entschuldigt.
Der erste Konflikt mit den Glaubensinstitutionen war durch Brunos Interesse für die erasmischen Kommentare der Kirchenväter und seine Verachtung der gefühlsbetonten Marienverehrung entstanden.
Hinzu kamen seine Zweifel am Dogma der Trinität sowie seine angespannte Beziehung zur christlichen Offenbarungsreligion insgesamt.
Giordano Bruno ein Christ?
Einige Autoren glauben sogar, dass Bruno das Christentum für eine bloße Perversion ägyptischer Kulte gehalten habe. Aber auch Brunos und Antiaristotelismus, der vor dem großen Thomas von Aquin nicht Halt machte, und sein Copernicanismus erregten Ärgernis.
Giordano Bruno ein Christ?
Auch seine spätere Beschäftigung mit der Gedächtniskunst und den Lehren des Lullus erregte den Argwohn der Kirche. War doch der Lullismus in ihren Augen eine sektiererische Strömung. In gewisser Weise war der Lullismus des Giordano Bruno, nach Ansicht von Wildgen, "noch anrüchiger als sein Copernicanismus, denn die Werke des Copernicus standen noch nicht auf dem Index, und es hatte keine Verurteilung stattgefunden" (S.83). Dagegen war Lullus bei der Gegenreformation, weil er Christliches mit islamischer und jüdischer Weisheit in Verbindung gebracht hatte und sein Werk zur Alchimie und Magie missbraucht wurde, in Misskredit geraten.
Sein Tod auf dem Scheiterhaufen sollte ein Schreckenszeichen für die Gegner Romas sein.
Er selbst wurde im 19.Jahrhundert zum Symbol der laizistischen Bewegung, durch deren Initiative am 9.Juni 1889 ein Monument für Giordano Bruno auf dem Campo de Fiori, wo er im Jahr 1600 verbrannt worden war, eingeweiht werden konnte.
Diesem Festakt waren jahrelange Kämpfe vorausgegangen. Studentenproteste, die die Absetzung des papstfreundlichen Bürgermeisters forderten, und der
Druck eines internationalen Ehrenkomitees waren dafür nötig gewesen, dem Victor Hugo, Ernest Renan, Herbert Spencer, Ernst Haeckel, Georg Ibsen und Ferdinand Gregorovius angehörten.
Der Vatikan versuchte vergeblich, das Denkmal beseitigen zu lassen, und sprach, als ihm dies nicht gelang, einen der Unterzeichner des Todesurteils von Bruno, Kardinal Bellarmin, heilig. !!!
Nicht wenige sahen darin nur eine hilflose Trotzreaktion des Vatikans.
Der damalige Papst Leo XIII. hatte selbst anlässlich der Enthüllung des Brunostandbildes auf dem römischen Campo dei fiori ein Sendschreiben an die gläubige Welt 1889 gerichtet mit folgenden Worten :
„Er (Bruno) hat weder irgendwelche Verdienste um die Förderung des öffentlichen Lebens erworben. Seine Handlungsweise war unaufrichtig, verlogen und vollkommen selbstsüchtig, intolerant gegen jede gegenteilige Meinung, ausgesprochen bösartig und voll von einer die Wahrheit verzerrenden Lobhudelei."
Auch heute noch tut sich die Katholische Kirche mit dem anstößigen Philosophen schwer. Seine durch die Inquisition verursachte Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen wurde zwar für Unrecht erklärt, offensichtlich sieht die Katholische Kirche in Giordano Bruno aber immer noch einen Häretiker.
Wer anders als Giordano Bruno wäre besser geeignet gewesen bei der Namensgebung einer Stiftung, welche einen evolutionären Humanismus vertritt, Pate zu stehen, als Giordano Bruno?