Hallo Christel,
nur mal am Rande:
(Nicht nur) ich denke, das diese "Schnellkurse" (zumindest zur Lehre Gautamas) oder die vielzähligen "populärwissenschaftlichen Publikationen" nicht als geeigneter Einstieg dienen. Selbst das heutige westliche Verständnis der Lehren Gautamas basiert zu großen Teilen auf einer um 1900 von Karl Eugen Neumann gefertigten "Übersetzung" der alten Schriften, die zwar - man kann schon sagen - ein "extrem populäres" Echo in Deutschland fand, aber aus gutem Grund schon damals von einigen (weniger "populären") Wissenschaftlern teils heftig kritisiert wurde. Hier mehr zum Thema, wen es interessiert:
http://www.payer.de/neobuddhismus/neobud0303.htm
Auf der anderen Seite hat der heute in Asien weithin praktizierte "Buddhismus" mit der Lehre gautamas nur insofern zu tun, als das spätere Menschen eine eigene Auslegung der Lehren schafften, die Gautama so selbst nie gesagt hat. Dalai Lamas waren da ebensowenig vorgesehen wie "Nachfolger" seiner "Position".
Das ist ein bischen wie mit der Bibel, die ja auch weitestgehend aus "Überlieferungen" besteht sowie der katholischen Kirche, die zu großen Teilen eigene Auslegungen der Lehre Christi lebt. Ob Jesus eine römisch katholische Kirche als Institution gewollt oder gar beabsichtigt hätte, sei dahingestellt.
Der Buddhismus kennt den Begriff „karman“ . „Die Summe begangener guter oder schlechter Taten (karman) bestimmte vielmehr das nächste Dasein.“ „Schnellkurs Buddhismus“ S. 9.
Der Begriff ist mir aus der historischen Lehre so nicht bekannt. Gatama verstand unter "Dharma" in etwa das, was man heute vielleicht eher als "Bewusstsein" oder "Seele" in etwa approximieren könnte. das Dharma ist erlöst indem es aus dem Sein tritt, indem es sich darin "volkommen auflöst" bzw. "untergeht".
Als historische Person lebte Gautama zu einer bestimmten Zeit, in einem bestimmten Umfeld. Der Hinduismus ist zumindest in seinen Wurzeln weit älter als der Buddhismus. Daher ist anzunehmen, dass Gautama die Vorstellungen seiner Zeit aufgriff, umwandelte und neu gestaltete.
Sicher wurde auch Gautama durch die Begriffs- und Sprachwelt der Hinduisten - er kam ja aus Indien - insbesondere in seinem Wortschatz geprägt. Er musste sich ja gegenüber den vielen - oft einfach gestrickten Menschen - verständlich machen.
Ich gehe davon aus, dass Gautama’s Lehre einiges mit dem Hinduismus gemeinsam hat, z.B. die Vorstellung vom „karma“ oder „karman“ und die Lehre der Wiedergeburt.
Da bist Du (wie viele andere heute auch, daher sei Dir verziehen) falsch informiert.
Hinduismus hat mit seiner Lehre fast ebensowenig zu tun wie der heute als Religion in den verschiedensten Formen gelebte "Buddhismus". Schon die Darstellung seiner Person als Figur war ihm zuwider, er wollte lediglich seine Lehren
durch die Zeit hinweg weitergeben. Stattdessen beten heute "Buddhisten" seine Figur an, er selbst hat sich oft gegen solche Formen der "Vertiefung" und "Anhaftung" ausgeprochen.
Als „Götter“ hatte er da wohl kaum den transzendenten jüdisch/christlichen Gott im Blick, sondern solche, wie es sie ähnlich noch im heutigen Hinduismus gibt.
Nein, den kannte er ja auch nicht. Das spielte für ihn auch keine Rolle, denn ihm ging es lediglich um das "Konzept Gott" - unabhänbgig davon ob es nun 1*Gott oder n*Gott geht.
Diese sind allesamt Teil dieser Welt, Naturkräfte... - Götter, die deshalb von Juden und Christen ähnlich betrachtet werden, wie von Gautama – in dem wir ihnen als Atheisten gegenüber stehen.
Mag sein, mit dem Unterschied das Gautama kein "Atheist" (er war nicht dagegen, sondern absolut tolerant gegenüber (auch "theistisch") Religiösen) war.
Wenn Gautama von „Anhaftung“ spricht, dann meint er u.a., die ihm bekannten „Götter“. Götter, die bereits von Juden als „Götzen“ gesehen wurden.
Nein, er meint das Konzept Mensch<->Gott an sich - die Anhaftung an einen (oder halt viele) Götter.
Die Beriffe "Gott" und "Götze" haben linguistisch den selben Ursprung und bedeuten das selbe, eine "gegossene" (wobei dies in bestimmten Zusammenhängen auch anderweitig "geformt" bedeuten kann) Figur, die den Menschen zu Kultzwecken diente. Den Begriffsurpsrung "Got" wie die Form der Anbetung einer "Figur" eines Wesens gab es - teils auch abgewandelt - in den ältesten bekannten Sprachen. Die Differenzierung der Bedeutung von "Gott" und "Götze" wurde erst viel später geschaffen - z.T. auch erst durch "Übersetzungen" alter Schriften als abschätzige Bezeichnung gegen Andergläubige "eingeführt". Ich habe zu dem Thema irgendwo eine sehr umfangreiche Arbeit eines bekannten Linguisten und Historikers, der den Weg des Begriffes durch die Zeit und viele Sprachen in ihrer Entwicklung zeigt - bei Interesse such ich das mal aus dem Bücherschrank.
Ich mag das Wort "Götze" schon deshalb nicht, weil es in seiner heutigen (Be-)Deutung auf Intoleranz gegenüber Andersgläubigen setzt. Immerhin wäre demnach ja der eigene "Gott" demnach der "Götze" des Anderen - was allein schon ein Grund wäre, warum es sich um die selbe Bezeichnung / Sache handelt.
Götter, denen man nicht dienen (anhaften ?) sollte.
Nein,
darum ging es ihm (entgegen den meisten Religionen) gar nicht - ganz im Gegenteil. Seiner Vorstellung nach sind auch alle Religiösen wie Nichtreligiösen zu achten, denn sie befinden sich lediglich auf einer Art anderen "Entwicklungsstufe" hin zur Erlösung, wobei die Religion für solche Menschen ein "logischer Schritt" oder "Abschnitt" auf dem Weg in die Erlösung ist / sein kann. Das hängt vom jeweiligen "Dharma" ab.
Das ist „Gottesherrschaft“! Wenn Dir der Begriff nicht gefällt, Synonyme sind „Reich Gottes“ oder „Himmel“.
Diese „Anhaftung“ an Gott befreit / relativiert alle Anhaltungen an irdischen Dingen einschließlich der Götzen.
Ja, dafür bringt sie halt eine neue Anhaftung - möglicherweise aber auch erstmal bessere Anhaftung, als der betr. Mensch (bzw. sein "Dharma") zuvor / bis dahin hatte. Folgerichtig MUß eine Religion nicht für jeden Menschen (bzw. "Dharma") nötig oder - in einzelnen Fällen - gar günstig sein.
Niels, was Du unter „Bewusstseinsforschung“ verstehst „der Wissenschaft“, weiß ich nicht. Soweit ich mitbekommen habe, gibt es hier unterschiedliche Ansätze. „Bewußtsein“ wird unterschiedlich definiert.
Es gibt dazu eine Veröffentlichung, die durch den 1. und 2. "internationalen Kongreß für Bewusstseinsstudien" bzw. dem ECBS (Europäisches Collegium für Bewußtseinsstudien) herausgegeben wurde. Der Kongress hatte zum Ziel eine einheitliche wissenschaftliche Definition - soweit diese möglich ist - zu postulieren, damit Wissenschaftler der verschiedensten Richtungen der Bewusstseinsforschung zukünftig gezielter kommunizieren können. Ich war dort selbst anwesend, was für mich anhand der dort versammelten Wissenschaftler und Menschen eine doch beeindruckende "Erfahrung" war. Die Definition war u.a. wichtig geworden, um z.B. Zusammenhänge wie "Sucht und Transzendenz" (Sucht==Anhaftung), Mystik, Religion, Schamanismus usw. definieren zu können.
Siehe:
http://www.vwb-verlag.com/reihen/welten.html
Das Wesen „Gott“ ist mir durchaus „bewusst“, sonst könnte ich nicht darüber nachdenken.
Fast alle Menschen verwechseln Denken mit Bewußtsein. Einige bilden sich sogar ein, das sie die "Krone der Schöpfung" seien, weil nur sie "denken" könnten (schon ein Beleg dafür, das der gemeine Mensch in seinem Bewusstsein noch weniger als am Anfang steht).
Denken ist aber leidglich ein "Sinn" wie die uns allen bekannten Sinne: Fühlen, Sehen, Hören, Riechen Schmecken. Nicht jedes bewusste Leben hat die selben Sinne und Denken ist nicht zwingend mit Bewusstsein verbunden. Auch Cumputer können "Denken" - heute zumindest mit sehr begrenzten Möglichkeiten (damit meine ich nicht nur Rechnen oder logisches Kombinieren). Auch bei Gautama war Denken nur einer unserer Sinne als Mensch. Denken kann man - wie alle anderen Sinne - ausschalten, das Bewusstsein hingegen nicht. Der Begriff "bewusstlos" trifft daher nicht wirklich, es fehlt lediglich die Kommunikationsfähigkeit mit anderen Menschen.
Laut Gautama ist Bewusstsein mit Bedingen eng verknüpft. Bewusst ist, was "bedingt" werden kann oder andere(s) "bedingt". In unserem Universum bedingt alle Materie und Energie alle Materie und Energie - hat demnach z.B. jeder Brocken Materie "Bewusstsein". Materie und Energie ist in unserer Welt das selbe - nur von verschiedener Erscheinung.
Das ist sicher eine - für die meisten Menschen - sehr abstrakte Vorstellung. Demnach hat jeder Stein, der auf den Boden fallen kann und jeder Windhauch, der weht eine Art und Teil Bewusstsein - allerdings liegt dieses Bewusstsein in seiner Größe (oder auch "Miniatur") wie seiner "Art" uns meist viel zu fern um sie zu verstehen (so war für den Menschen noch vor nicht allzu langer Zeit viel zu fern, das alle Materie aus Atomen besteht oder auch, das die Erde keine Scheibe ist).
Um Bewusstsein zu verstehen muß man es "erfahren". Wir sehen Steine fallen und fühlen den Wind wehen, wir "erfahren" dadurch wenig oder nichts. Durch das sukzessive Üben von "Mitgefühl" mit anderen Menschen, aber auch anderen Lebewesen und Dingen - der ganzen Welt lernt ein Mensch oder "Dharma" nach und nach anderes Bewusstsein kennen und "erfahren".
Wir Menschen bilden uns allzu oft ein, das wir allein durch Kommunikation "erfahren" - dabei denken und folgern wir lediglich. Für echte Erfahrungen müssen wir uns den Erfahrungen öffnen - nur soweit wir uns öffnen, soweit werden wir Erfahrung "bekommen".
Vor einigen Jahren habe ich mal ein kleines Buch (oder eher Arbeit) über Bewusstsein, Erfahrung und Erlösung geschrieben, das Gautamas Vorstellungen bzw. historische Lehren auf das Modell des ECBS überträgt. Bei Interesse post ich es Dir mal zu...