Schulgebet, gibt es das im Eichsfeld?

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Kategorie: Religion im Eichsfeld
Kirchen im Eichsfeld
Gelöscht_09041201

Schulgebet, gibt es das im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

haarsträubende Probleme dazu aus NRW:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wiss ... 36,00.html


Nach dem Thema Religion im Schulunterricht.. nun Schulgebet(e) im Unterricht. (Religionsunterricht ausgeklammert)

Gibt es so etwas im Eichsfeld?
Wann wird aus einem Gedicht ein Gebet?
Kreuze/Kruzifixe im Klassenzimmer, ist das sinnvoll bzw. überhaupt erlaubt?

Wie ist Eure Meinung dazu?



vg
Heinrich5

Re: Schulgebet, gibt es das im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Morgengebet der NRW Schulklasse:"
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag."
„Amen".

Die Elterninitiative behauptet, dass dies ein konfessionsloser Text wäre. Ein Bezug auf „Gott“ ist doch nicht konfessionslos. Was ist, wenn Kinder muslimischer Eltern in der Klasse sind, dann müsste das christliche Wort Gott durch das Wort „Allah“ ersetzt werden. Durch welches Wort müsste das Wort Gott bei Kindern atheistischer Eltern ersetzt werden? Was heißt es an „Gute Mächte“ zu glauben? Das erinnert mich an Star-Track: „Die Macht sei mit Euch“

Wer gibt dem Lehrer überhaupt das Recht, Unterrichtszeit für das Beten zu verschwenden? Im Unterricht darf die Unterrichtszeit nur dafür verwendet werden, Unterrichtsstoff laut Lehrplan aufzuarbeiten. Beten steht nicht im Lehrplan. Es gehören keine christlichen und andere religiöse Inhalte in den Unterricht.

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU) sagte unglaublicherweise:
"Es ist nicht hinzunehmen, dass den restlichen Schülern des Klassenverbandes ein kurzes freiwilliges gemeinsames Gebet vorenthalten wird, wenn diese ein solches Gebet wollen."
Woher weis die Frau, was die restlichen Schüler selber wollen? Es zählt hier doch nur der Wille einiger fanatisierter und radikalisierter Eltern. Sommer sagte aber auch, dass "kein Kind gegen seinen Willen oder dem seiner Eltern zum Schulgebet gezwungen werden darf". Schüler müssten dem Gebet "in zumutbarer Weise ausweichen" können. Ein Machtwort klingt aber anders.

In der Klasse wurde das Gebet seit dem Verbot durch eine Schweigeminute ersetzt.
"Die derzeitige Lösung scheint aber für alle (?) die beste zu sein." berichtet Schulleiter Grüe.
Ein unglaublicher Vorgang. Eine stehende Schweigeminute wie bei der Ehrung eines Verstorbenen. Eine Schweigeminute als Protest gegen das Verbot des Gebetes. Die Schweigeminute müssen dann auch wieder die Kinder nichtchristlicher Eltern mitmachen.

Wo bleibt denn hier , an anderer Stelle so oft und so viel beschworene Neutralität des Staates?.


Ich bin auch der Meinung, dass religiöse Symbole aller Art nicht nur in Klassenzimmern sondern in allen öffentlichen staatlichen Einrichtungen nichts zu suchen haben.
Heinrich5

Re: Schulgebet, gibt es das im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

NRW scheint, was diese Frage angeht, noch besonders der Zeit hinterher zu sein.
In Nordrhein-Westfalen gibt es nicht nur die katholische Bekenntnisschule als staatliche Regelschule (!) noch, es werden auch die konfessionellen Privatschulen in (fast) allen anderen Bundesländern auch rechtlich und materiell bevorzugt. Der Religionsunterricht wird insbesondere an Berufs- und Realschulen sowie Gymnasien vollständig aus öffentlichen Mitteln finanziert. Der Religionsunterricht ist versetzungsrelevantes ordentliches Unterrichtsfach. Die erklärungsbedürftige Nichtteilnahme verpflichtet mancherorts zur Teilnahme an einem – verfassungsrechtlich höchst problematischen – Ethikunterricht: Die Kirchen wirken entscheidend bei der Anstellung und Entlassung jener Lehrkräfte mit, die für den Religionsunterricht / Ethikunterricht vorgesehen sind (missio canonica).
Christel
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Re: Schulgebet, gibt es das im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Morgengebet der NRW Schulklasse:"
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen,
und ganz gewiss an jedem neuen Tag."
„Amen".

Die Elterninitiative behauptet, dass dies ein konfessionsloser Text wäre. Ein Bezug auf „Gott“ ist doch nicht konfessionslos. Was ist, wenn Kinder muslimischer Eltern in der Klasse sind, dann müsste das christliche Wort Gott durch das Wort „Allah“ ersetzt werden. Durch welches Wort müsste das Wort Gott bei Kindern atheistischer Eltern ersetzt werden? Was heißt es an „Gute Mächte“ zu glauben? Das erinnert mich an Star-Track: „Die Macht sei mit Euch“
Konfessionslos?
Der Text ist konfessionsübergreifend.

Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer verfasste ihn im Dezember 1944 im Gefängnis.
Als ich das Gedicht zum ersten Mal las wußte ich das nicht. Daher erregten besonders diese Zeilen meinen Protest:
Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.
Von guten Mächten
Später erfuhr ich, dass Dietrich Bonhoeffer diesen „Kelch“ trank. Er trank ihn bis zum letzten Rest.
Am 9. April 1945 wurde er zusammen mit anderen Widerstandskämpfern im KZ Flossenbürg hingerichtet.

Dieser Text bedeutet mir heute sehr viel. Für mich war die Begegnung mit dem Gedicht der Beginn eines „Dialoges“ mit Dietrich Bonhoeffer in dessen Verlauf ich auch die „Nachfolge“ las.
Über die Nachfolge
Ökumenisches Heiligenlexikon Dietrich Bonhoeffer

Übrigens, „Allah“ heißt übersetzt ganz allgemein Gott. Der Koran bezieht sich mit "Allah" auf den Gott Abrahams. Judentum, Christentum, Islam werden daher manchmal auch als „Abrahamische Religionen“ bezeichnet: http://de.wikipedia.org/wiki/Abrahamitische_Religion
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Schulgebet, gibt es das im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

An dem Gedicht von Bonhoeffer gibt es auch nichts auszusetzen. Stein das Anstoßes wurde es nur deshalb, weil durch das anhängen des "Amen" ein Gebet aus dem Gedicht gemacht wurde und es dann täglich vor Schulbeginn gebetet wurde. Es war also kein bloßes Aufsagen eines Gedichtes.
Für konfessionsübergreifende Gebete würden sich aber Moslems und Konfessionslose auch "bedanken". Gerade für einen Moslem kommt es überhaupt nicht in Frage das Wort Gott in den Mund zu nehmen. Selbst akzentfrei deutsch sprechende Moslems sprechen nur von Allah. Sie würden sich eher die Zunge abbeißen als von Gott zu sprechen und in dem Gedicht oder Gebet von Bonhoeffer ist nun mal nur von dem christlichen Gott die Rede.
Christel
Senior- Mitglied
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Re: Schulgebet, gibt es das im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Christel »

So hat man das interpretiert. Aber das „Gedicht“ von Dietrich Bonhoeffer ist auch ohne Händefalten und „Amen“ ein Gebet.

Der Streit entbrannte, weil:
„Ein atheistisches Elternpaar beschwerte sich bei der zuständigen Schulaufsicht.“
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wiss ... 36,00.html

Die anderen Eltern sahen, das nicht ein und gründeten eine Elterninitiative, bekamen aber kein Recht.

Das ist richtig so, das einzelne Kind war damit einen Gruppenzwang ausgesetzt. Die Schweigeminute ist auch Quatsch.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Schulgebet, gibt es das im Eichsfeld?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Christel schrieb:
So hat man das interpretiert. Aber das „Gedicht“ von Dietrich Bonhoeffer ist auch ohne Händefalten und „Amen“ ein Gebet. Der Streit entbrannte, weil: Ein atheistisches Elternpaar beschwerte sich bei der zuständigen Schulaufsicht.“
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wiss ... 36,00.html
Die anderen Eltern sahen, das nicht ein und gründeten eine Elterninitiative, bekamen aber kein Recht.
Das ist richtig so, das einzelne Kind war damit einen Gruppenzwang ausgesetzt. Die Schweigeminute ist auch Quatsch.
So sehe ich das auch. Der Gruppenzwang war aber ohne Not vom Lehrer verursacht.
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