Islam & Christentum - die Unterschiede

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niels
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von niels »

Eine selektive Auswahl und neu Zusammenstellung, wie Du sie vorgenommen hast, verändert eine Text drastisch. Das ist irreführend!!!
Wikipedia ist nicht selten irreführend und ja schließlich auch nur von Menschn wie Du, er und ich gemacht - manchmal auch mit nicht ganz "koscheren" Gedanken im "Background"...

Bleibt doch einfach bei Eurer Meinung...
Christel
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von Christel »

Das kommt noch hinzu!

Nur ist der echte Wikipedia-Artikel weit weniger irreführend, das der neu kreierte Artikel von Heinrich, der sehr viel ausblendet. – Ich weiß schon, warum ich Zitate öfter nachlese, weil das gar so selten mit einem Aha-Erlebnis verbunden ist.

So nun zum Inhalt:

Heinrich, Du hast mich zitiert und sogar unterstrichen
„gelten für sie die AT-Vorschriften nicht!“
Dann beachte bitte auch, was Du unterstreichst und vergleiche nicht Äpfel mit Birnen.

Ich sprach von „AT-Vorschriften“ und Du sprichst vom Alten Testament als solches. Das Alte Testament enthält Vorschriften, aber es ist kein reines Vorschriften-Buch.

Weggelassen in Deinen Wikipedia-Zitat hast Du u.a. Aussagen über das neue Schriftverständnis der Christen:
Indem die Urchristen Jesu Geschichte als Erfüllung der Bundesgeschichte Gottes mit Israel nacherzählten, aufschrieben und lehrten, schufen sie ein „Neues Testament“. Die Evangelien, Gemeindebriefe und Apostelgeschichte stellen Auftreten, Sterben und Auferstehen des Juden Jesus Christus als endgültige Erfüllung und Erneuerung des Israelbundes dar, so dass sich die Botschaft des NT nur zusammen mit dem AT weiterverkünden lässt. http://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Testament
Sondern dieser „Sohn Gottes“ ist das „fleischgewordene Wort Gottes“ (Jh 1,14) und repräsentiert als solcher die Erwählung Israels zum Volk Gottes, in das von Ewigkeit her die Erwählung der Menschheit mit eingeschlossen ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Testament
Heinrich5 hat geschrieben:Aber selbst für Jesus galten die Vorschriften des Alten Testaments.
Du stellst fest Jesus war Jude und lässt das NT völlig außer acht.

Wer im NT nachliest wie Jesus mit den Vorschriften umging, bekommt ein anderes Bild.
Wer die Briefe des Paulus liest (auch Paulus war Jude) besonders die Briefe an die Galater und die Römer, dem wird einiges klar. – Paulus seine Lehre wurde von den Aposteln bestätigt (Apostelkonzil). Das steht auch im Neuen Testament (Galater, Apüostelgeschichte).

Das alles hat nichts mit Gnosis oder Antijudaismus zu tun. Der Wandel weg von den Vorschriften des AT wird von Jesus und seinen jüdischen Anhängern vollzogen. (Die Gnosis verwirft nicht einfach die Vorschriften, sie verwirft den Gott des AT sowie die Schöpfung.)

Wenn Du mir nicht glaubst, dann kannst Du Dir das auch von einem Rabbiner erläutern lassen:
Neusner, Jacob
Ein Rabbi spricht mit Jesus
Ein jüdisch-christlicher Dialog
(Herder Freiburg) ISBN: 978-3-451-29583-6
gebunden - 173 S. - 20,0 x 12,5 cm
€ 16,90
"Das bei weitem wichtigste Buch für den jüdisch-christlichen Dialog, das in den letzten Jahren veröffentlicht worden ist." Benedikt XVI. Das Buch, das den Papst zum Schreiben seines Jesus-Buches veranlasste: Neusner, ein Rabbiner des 20. Jahrhunderts, mischt sich in Gedanken unter die Menschen, die sich bei der Bergpredigt um Jesus scharen und ihm zuhören. Er hört genau zu, und er fängt mit diesem Buch ein Gespräch mit Jesus an. In sieben Kapiteln beleuchtet er zentrale Aussagen Jesu - und er fragt nach, er argumentiert, er stellt den Worten Jesu die Lehren der Tora entgegen und erzählt Geschichten des Talmud. Ein redliches und kluges Buch, das mit viel Respekt auf den Punkt bringt, was Christen und Juden voneinander trennt.

http://www.buchhandel.de/default.aspx?s ... nSiteId=11
Dass die kath. Kirche heute so ist, wie sie ist, und das die Bibel aus AT und NT besteht, hat mit der Abwehr des christliche Gnostizismus zu tun. Das hast Du ebenfalls weggelassen:
Ab 150 erteilte die werdende Kirche solchen Versuchen eine Absage, http://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Testament
Das ändert nichts an der neuen veränderten Interpretation des AT!

Grüße Christel
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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niels
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von niels »

...welcher "echte" Artikel? Wikipedia stellt m.W. nach lediglich eine Versionsverwaltung für "kontributioniertes" Arbeiten. Ein Großteil der Artikel ist i.L.d Zeit durch viele verschiedene Autoren entstanden, bearbeitet / modifiziert worden. Die Autoren sind Leute wie Du, Heinrich oder ich - Wikipedia selbst kümmert sich nicht um die Inhalte, schon gar nicht um deren "Korrektheit" oder was auch immer manch User da erwarten mag. Wenn man also überhaupt etwas von WP "zitiert" macht es Sinn Version / Zeitpunkt des Artikels einzubeziehen, da mancher Artikel schon Tage später ganz andere Inhalte halten kann. Gerade bei derartig "kontroversen" Themen ist WP oft unbrauchbar, weil da das Gesetz des "Stärkeren" - nicht unbedingt des "Kompetenteren" herrschen mag.


Die bekannten, historisch-religiösen Schriften wurden von den Religionsgruppen i.d.R. als "Fundemant" deren Kultur / Gesellschaft betrachtet. Eine Kultur / Gesellschaft basiert immer auf einem gemeinsamen Fundus an Vereinbarungen ("Regeln" bzw. "Normen") und Gesetzen. Während ein Teil der "Gesetze" / Regeln direkt aus den in den Schriften aufgeführten Regeln entnommen ist, begründet man die meisten weiteren auf Interpretationen / Auslegungen. Fast immer ist also beides im Spiel.

Damit Religionen über "ihre eigene Zeit" überhaupt überleben können, müssen diese sich mit ihrem Werte- und Normenkanon an die fortlaufende Entwicklung der Kulturen anpassen. Das scheint einfacher, wenn eine solche (uralte) Schrift eher als Parabel denn als gegeben verstanden wird. Nur so ist es halbwegs flexibel möglich Schriftstellen in neue - nicht selten scheinbar gegensätzliche - Normen umzumüntzen. Christen wie Juden scheinen da manchem "flexibler" als z.B. Muslime - tatsächlich betreiben alle großen theistischen Religionen einen Wettbewerb um die Kompatibilität mit der heutigen Gesellschaft - durch immer neue Auslegungen und Interpretationen. Niemand käme auf die Idee, die Schriften wortwörtlich - 1zu1 - als Regelwerk verwenden zu wollen (auch wenn dies mancher von sich behauptet).
Heinrich5

Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Niels:
Damit Religionen über "ihre eigene Zeit" überhaupt überleben können, müssen diese sich mit ihrem Werte- und Normenkanon an die fortlaufende Entwicklung der Kulturen anpassen. Das scheint einfacher, wenn eine solche (uralte) Schrift eher als Parabel denn als gegeben verstanden wird. Nur so ist es halbwegs flexibel möglich Schriftstellen in neue - nicht selten scheinbar gegensätzliche - Normen umzumünzen. Christen wie Juden scheinen da manchem "flexibler" als z.B. Muslime - tatsächlich betreiben alle großen theistischen Religionen einen Wettbewerb um die Kompatibilität mit der heutigen Gesellschaft - durch immer neue Auslegungen und Interpretationen. Niemand käme auf die Idee, die Schriften wortwörtlich - 1zu1 - als Regelwerk verwenden zu wollen (auch wenn dies mancher von sich behauptet).
Damit sind wir wieder beim Thema „Unterschied zwischen Christentum und Islam“.

Das Christentum ist anpassungsfähig. Altes und Neues Testament werden heute nur noch als Mythos aufgefasst. Selbst über Jesus wird nur noch als „Jesus-Mythos“ gesprochen. Indem Paulus von Tarsus Jesus zum „Christus“ erhoben hat, spielt es keine Rolle mehr, ob es Jesus als historische Person überhaupt gegeben hat.
Liborius schrieb:
Schaut man sich die Geschichte der Katechese seit dem Altertum an, so erkennt man den Wandel der Ansichten und auch die fortschreitende Aufklärung. Das macht auch den fundamentalen Unterschied zwischen Islam & Christentum aus. Der Islam ist mit seinem Koran statisch, der Katechismus passt sich dem gesellschaftlichen Wandel an.
Der Unterschied zwischen dem Islam & Christentum liegt in der Verbindlichkeit des Koran bzw. der heute weitgehend nicht mehr als verbindlich wahrgenommenen Aussagen der Bibel. Der Koran ist nicht einfach ein heiliges Buch unter anderen. Der Koran ist unmittelbar die Inkarnation Gottes. Gott verkörpert sich im Koran.

Die islamischen Fundamentalisten der Gegenwart berufen sich auf einschlägige Gewaltaufrufe im Koran und auf Vorbilder ihrer Geschichte. Die Existenzformel des Islam besteht in der Vernichtung des Unglaubens und des individuellen Denkens zum Schutz der Scharia. Es gilt das Gesetz Allahs, das demjenigen Macht verleiht, der es durchsetzt.

Ein islamischer Staat auf der Grundordnung des Korans ist ein Gegenentwurf zur Demokratie. Beide unterscheiden sich vor allem in der Gesetzgebung. Während im islamischen Staat Allah der oberste Souverän und Gesetzgeber ist und der Koran als das oberste Gesetz (Scharia) angesehen wird, ist in der Demokratie – wie das Wort sagt – das Volk Souverän und Gesetzgeber. Wo die Gottesherrschaft waltet, kann es keine Volksherrschaft geben. Aus dem totalen Gottesbezug resultieren ein totalitärer Grundzug und ein Herrschafts- und Gehorsamssystem.
Christel
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von Christel »

Niels, was Du über wikipedia schreibst ist korrekt. Dennoch schließe ich eine derartige Veränderung vom Zeitpunktes des Zitats von Heinrichs (29. Januar 2010, 16:05) und meiner Überprüfung (6. März 2010, 17:44) mit Sicherheit aus. So einseitig schreibt normalerweise Heinrich, nicht wikipedia. Ich habs nachgelesen, weil es mir sehr sehr „spanisch“ vorkam.

Heinrich, Peter Seewald setzt sich in seinem Buch „Jesus Christus : die Biografie“ mit den Fragen des „Jesus-Mythos“ auseinander:
Seewald, Peter
Jesus Christus
Die Biografie
(Pattloch) ISBN: 978-3-629-02192-2
gebunden - 05.10.2009
704 S. - 21,5 x 14,0 cm
Im Schatten des Kreuzes Zerfleddert und vollgekritzelt, gilt das Evangelium heute als Sammelsurium unwahrer Behauptungen und anmaßender Fälschungen - der Glanz des Göttlichen ist vom Staub der Vergänglichkeit überweht. Doch welches Bild von Jesus ist das echte, das wahre? Was können wir heute vom ihm wissen? Und wie müssen die biblischen Texte gelesen werden, um den Code zu entschlüsseln, der sich in ihnen verbirgt? Mit diesen Fragen im Gepäck ist Peter Seewald den Spuren des Mannes aus Nazareth gefolgt. Er rührt an Tabus, ergreift Partei für das Unfassbare und zeichnet ein atemberaubendes Porträt Jesu Christi, wie man es noch nicht gelesen hat.

http://www.buchhandel.de/default.aspx?s ... nSiteId=11
Er benennt u.a. den protestantischen Theologen Rudolf Bultmann (S. 174f) als Vertreter, der von Dir beschriebenen Theologie.

Auf S. 175 schreibt er dann weiter:
Erst ab den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts begann sich eine neue Generation von Exegeten wieder der Sicht aus der Zeit der Apostel zu nähern, der die Orthodoxie und die Glaubenshüter der katholischen Kirche immer treu geblieben waren.
Erst ab 1989 habe ich mich intensiver mit Theologie befasst. Deine Aussage kann ich für die gegenwärtige Exegese so nicht bestätigen! Sie gestaltet sich sehr viel differenzierter. Der von Dir beschriebene Trend scheint der Vergangenheit anzugehören.

Außerdem, Theologen interpretieren zwar, aber sie sind nicht das Christentum.

Daher liegt der Unterschied zwischen dem Islam & Christentum nicht darin, dass die Bibel weniger verbindlich oder ein heiliges Buch unter anderen wäre, sondern von Anfang an in einem anderen Ansatz:
Der Koren ist
gemäß dem Glauben der Muslime Gottes (arab. Allah) wörtliche Offenbarung an den islamischen Propheten Muhammad, vermittelt durch den Engel Gabriel, enthält.
http://de.wikipedia.org/wiki/Koran
Im Zentrum des christlichen Glaubens steht hingegen eine Person:
„Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten“ (Hebr. 1,2)
Auf diese Weise war bereits eine Hl. Schrift entstanden, welches wir heute das Alte Testament nennen.

Dann aber geschah etwas Neues, Besonderes, Außerordentliches:
„in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn“ (Hebr. 1,2)


Durch Jesus unterscheidet sich das Christentum vom Islam nicht zuletzt im Gottesbild:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.“ (Joh. 1,1 ff.)
„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh1,14)
Das Gottesbild
Der Islam verkündet eine reine Form des Monotheismus. Gott ist der Eine Gott; Er ist unteilbar und hat niemand neben sich. Er ist unvergleichlich und nichts ist Ihm auch nur ähnlich
http://islam.de/72.php
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von niels »

hmmm,
ich denke, der aussichtsreichste Versuch, sich dem "wahren" (worunter ich "realen") Jesus überhaupt anzunähern dürfte die wissenschaftliche Betrachtung durch Historiker sei können. Das gilt wohl ebenso auch für alle anderen Erlöser der betreffenden Theologien.

Leider würde da - jedenfalls im Fall Jesus - m.W. nur wenig übrig bleiben, denn bisher ist historisch ja nicht einmal geklärt, ob - geschweige denn wie - Jesus belegbar lebte. Während es zur Person Jesus bisher keine historischen ("proven") Fakten gibt, finden Historiker umso mehr Überlieferungen und Berichte von Dritten (eher "Vierten" bzw. "Fünften"), von denen (von einzelnen unscharfen Beziehungen abgesehen) niemand persönlich mit Jesus je in Kontakt stand - ihn gar persönlich traf.

Die Theologie hat sich damit auch nie vordringlich beschäftigt - von einigen wenigen (nach wissenschaftlichen Maßstäben eher halbherzigen) Ausnahmen mal abgesehen.

Demnach ist heute ALLES, was über Jesus wie seine Person oder sein Wirken bekannt ist, mehr oder weniger "gefärbte", modifizierte Überlieferung und Auslegung von Überlieferung. Aus wissenschaftlicher Sicht finden sich daher keine nachvollziehbaren Auslegungen (Folgerungen - nur aus wahren Annahmen kann man wahr folgern... usw.) - abgesehen von denen die ihre "Ursache" im späteren, weltlichen Kontekt zu finden ist - prominentes Beispiel: der Ablaß wie der Handel mit ihm, der seine Ursache in den "leeren Kassen" praßfröhlicher Päpste hatte - nicht aber in der Schrift Jesu, schon gar nicht in dessen persönlicher Meinung (denn die kennt ja niemand wirklich...).

Daher erinnern mich "Sportarten" wie die Exegese der Christen oder das Fatwa-Sprechen im Islam an das mit m.M.n. noch mehr "Methode" betriebene "Äquivalent" der Juden, für die die fortführende Auslegung / Neuinterpretation IHRER Schrift ja wesentlicher Bestandteil der Religion war und ist.

Es ist ein Stochern in der weiten Dunkelheit. Zwar behauptet der eine zuweilen, ER habe eine Taschenlampe (Theologiestudium, hohes Priesteramt etc.) dabei die Licht ins Dunkel bringen könne - die aber zeigt ihm in der dunklen Weite auch nur Dunkelheit...

Ich fände es daher zumindest etwas ehrlicher, wenn man das, was die gesamte Religion wie den einzigen Bezug zum Messias darstellt, auch als Basis der Religion sähe und kommunizieren würde. Auch die höchsten Priester haben nicht mehr als die Schrift - ihnen stehen (heute jedenfalls) potentiell nicht mehr Informationen vom und über den Erlöser zur Verügung als jedem "einfachen" Glaubensanhänger.

Wo (wissenschaftlich nichts ist, kann man nichts folgern. Das ist leider so. Stattdessen kann man den Reigen der Mythen und Legenden lediglich um wiederum neue Mosaiksteinchen erweitern, die aber nicht zum eigentlichen Bild Jesus, dafür aber in beliebige neue unrelevante Bilder führt, die dann zukünftige Theologen usw. als "Basis" ihres "Wissens" verwenden, was eigentich kein Wissen im klassischen Sinne ist, es sind lediglich Annahmen, deren Zutreffen in der weiten Spanne von "trifft sicher zu" bis "trifft gar nicht zu" anzusiedeln sind - nicht mal einer Tendenz zur Wahrheit sind wir bis heute - über immerhin knapp 2000 Jahre Christentum - auch nur ein Stückchen näher gekommen.
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von Christel »

Gibt es zur Person Jesu keine historisch erwiesenen Fakten?

Auf der Seite der „Karl-Leisner-Jugend“ findet sich eine Zusammenstellung außerchristlicher Quellen
über Jesus von Nazareth: http://www.karl-leisner-jugend.de/Flavius_Josephus.htm

Dann gibt indirekte Zeugnisse nämlich bezüglich der Anhänger des Jesus von Nazareth
z. B. hier: „Christenverfolgungen im Römischen Reich“ -http://de.wikipedia.org/wiki/Christenve ... chen_Reich
Verfolgungen durch Claudius (41–54), Nero (54–68), Domitian (81–96), Trajan (98–117), „Von Domitian bis zu Commodus (180–192) gab es einige lokal begrenzte Verfolgungen von Christen mit unterschiedlicher Intensität.“, Severus (193–211), Decius (249–251), Valerian (253–260), Diokletian (284–305) und Galerius (305–311), soweit zum toleranten Polytheismus.

Zeugnis über den christlichen Glauben gibt auch dieses Spottkruzifix »Alexamenos verehrt seinen Gott«
http://www.suesske.de/gdw/gdw_spottkruzifix.htm

Zu den Fakten zählen nicht zuletzt die Schriften der Anhänger:

Paulus: http://de.wikipedia.org/wiki/Paulus_von_Tarsus
Die echten Paulusbriefe sind mit Sicherheit zu Lebzeiten derer verfasst worden, die Jesus persönlich kannten. Paulus schreibt, „die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen“. Außerdem kann er auf das Apostelkonzil verweisen, siehe Galater 2.

Die Zeit der Abfassung Evangelien wird unterschiedlich datiert, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Evangelium_(Buch)

Nach meinen Eindruck geht beim Evangelium des Johannes die Tendenz dahin, ihn wieder früher anzusetzen,
so dass man sagen kann, alle Evangelien wurden vor 100 verfasst. Die Verfasser griffen bei ihrer Zusammenstellung auf älteres Textgut zurück. (Markus, Matthäus und Lukas gelten als Synoptiker, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Synoptische_Evangelien)
In der Einleitungswissenschaft werden die biblischen Bücher betreffs ihrer Struktur, ihrem literarischen Aufbau und den in ihnen enthaltenen literarischen Gattungen analysiert, sowie auf mögliche Verfasserschaft, eventuell erkennbare Adressaten und Entstehungsort und -zeit hin befragt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Biblische_ ... ssenschaft
Außer den biblischen Quellen gibt es zahlreiche außerbiblische Quellen, wie die sogenannten Apokryphen http://de.wikipedia.org/wiki/Apokryphen
oder die Schriften der Kirchenväter
http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenv%C3%A4ter

Interessant in diesem Zusammenhang ist die Zusammenstellung, Übersetzung und Kommentierung neutestamentlicher und anderer frühchristlicher Schriften (nebst Datierung) von Klaus Berger und Christiane Nord:
http://www.buchhandel.de/default.aspx?s ... nSiteId=11
Das Neue Testament und frühchristliche Schriften
(Insel Verlag) ISBN: 978-3-458-16970-3 - Leinen 1373 S.
(Insel Verlag) ISBN: 978-3-458-17249-9- Paperback 1413 S.

Erinnert sei an dieser Stelle auch an die historische Jesusforschung (früher: Leben-Jesu-Forschung) http://de.wikipedia.org/wiki/Historische_Jesusforschung

Ist >>ALLES, was über Jesus wie seine Person oder sein Wirken bekannt ist, mehr oder weniger "gefärbte", modifizierte Überlieferung und Auslegung von Überlieferung. Aus wissenschaftlicher Sicht finden sich daher keine nachvollziehbaren Auslegungen<< ?

Was kann man über eine Person „ungefärbt“ aussagen?
Das sind so unwichtige und interessante Aussagen, wie Größe, Schuhgröße, Geburtsdatum (soweit überliefert),
Schulabschluss, Beruf...

Wer würde aufgrund einer solchen Sammlung jemanden heiraten? Was sagt das wirklich über eine Person?
Alle anderen Aussagen, die man über eine andere Person machen kann sind gefärbt.

Kann man also nicht wissenschaftlich über (historische) Personen reden? Was heißt in diesem Zusammenhang „wissenschaftlich“?

Wissenschaftlich befasst sich damit die Geschichtswissenschaft. Sie unterscheidet sich durch Gegenstand, Material und Methoden von den Naturwissenschaften!
In der Geschichtswissenschaft kann mündliche Überlieferung die wichtigste Quelle für Zeiten und Kulturen sein, in denen es keine schriftliche Überlieferung gibt oder sie (etwa durch Kriegseinwirkungen) verloren ging. Dann muss der Historiker versuchen, den „wahren Kern“ in Sagen und Legenden zu finden. Viele Wissenschafter haben auf diesem Wege dazu beigetragen, in Form methodischer Textkritik auch manche schriftliche Überlieferung ihrer Urfassung näher zu bringen.
http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCndl ... rlieferung

Was die Evangelien betrifft, so kann man hier durchaus auch von Biographien sprechen, jedoch nicht im heutigen Sinn einer reinen Faktensammlung. (Auch das Genre „Biographie“ ist einmal entstanden und unterliegt einer historischen Entwicklung: http://de.wikipedia.org/wiki/Biographie)
Daher spricht man zumeist von einer besonderen Literaturgattung „Evangelium“. Dabei handelt es sich um „Kompositionen“ mit biographischen Elementen sowie einer besonderen Aussageabsicht. Das macht die Aussagen aber nicht unwahr, falsch ... Jesus ist im Vergleich mit manch anderen historischen Personen sehr gut belegt.

Die Evangelien sind auch Biographien, aber mehr als das. Denn, was sagt schon die Schuhgröße (objektives Faktum) über eine Person aus?

Grüße Christel
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von niels »

mir wäre jedenfalls neu, das es historische Belege für die Existenz der Person Jesus gibt oder diese zwischenzeitlich gefunden worden seien. M.W. nach würde dies heute kein ernstzunehmender Historiker behaupten wollen. Man kann es lediglich "annehmen" und auch ich kann mir vorstellen, das es die Person Jesus tatsächlich mal gegeben hat.

Wissen tun wir es nicht, womit wir erst recht nicht wissen können, was diese Person sagte, wollte oder gar dachte. Jedenfalls nach wissenschaftlichen Maßstäben nicht - ebensowenig nach logischen... Ich denke kein Christ bricht sich einen Zacken ab, wenn er dies sich und anderen gegenüber zugeben würde - müssen tut er es natürlich auch nicht (wenn ihm Glaubwürdigkeit eh gleich ist).

Diese ganzen angeblichen "Zeugnisse" treffen alle auf mein bereits Gesagtes zu. Es sind Überlieferungen von Überlieferungen - mündlich wie schriftlich. Es existieren weder Aufzeichnungen in den Verwaltungsarchiven (die Römer galten schon da als RECHT gründlich) noch anderweitige Dokumente, die zugleich unbestritten echt noch aus dem persönlichen Umfeld Jesus stammen. Mir sind jedenfalls keine bekannt - jedenfalls keine die geeignet wären die Existenz von Jesus von Nazareth historisch zu belegen.

Im Mittelalter (und für manch Eichsfelder noch heute) gelten selbst Reliquien wie das Grabtucj von Turin o.ä. als "Beweis", obgleich wir heute wissenschaftlich sicher sind, das das Tuch weder in die Zeit noch an den Ort gehörte.

Man kann daher über Jesus nicht mal sagen, das er wirklich lebte, saher erst recht nicht wie und wo und schon gar nicht was er tat und sagte - jedenfalls nicht nach wissenschaftlichen Maßstäben. So bleibt seine Geschichte ungefähr so redundant wie die vom legendären König Salomon, dem Kollos von Rhodos oder Arthus und die Ritter der Tafelrunde. Auch wenn es detaillierteste Überlieferungen zu geben scheint, es ist nicht unwahrscheinlich wie wahrscheinlich das diese auf einer wahren Basis fundieren - schon gar nicht das sie wahr sind

Geschichten wurden dann weitergegeben und überliefert, wenn die Menschen Spaß oder Gewinn daran fanden - in welcher Form auch immer. Letzteres bedingte auch den Erfolg für deren Verbreitung und dauerhafte Überlieferung.

Eine Geschichte ist und bleibt fast immer nur eine Geschichte - wie eine Sage eine Sage ist. Auch wenn die Beteiligten ggf. niemals lebten, so haben die Geschichten dennoch etwas zu vermitteln. Dennoch käme heute wohl kaum jemand auf die Idee, das es z.B. Frau Holle oder Dornröschen tatsächlich gab und die Geschichte sich so ereignete. Das spielt für die Geschichten auch gar keine Rolle - so ehrlich kann man aber auch sein...

Wir wissen heute ja auch ganz gut, das die Erde nicht binnen 7 Tagen geschaffen wurde (Genesis) und das scheint auch nur wenigen schlichten Gemütern weh zu tun. Was wäre sooo schlimm daran wenn sich rausstellt, das die Person Jesus und das Geschichtendrumherum in Form des neuen Testamentes ähnlich sagenhafter Qualität ist? Für den Christen selbst würde sich wenig ändern - kann aber sein das damit Papst und Vatikan ihre Legitimität verlören.
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heute erzählt man Geschichten zum Spaß, aber nicht ausschließlich.
Früher hatten Geschichten, Mythen, Erzählungen eine bedeutendere Funktion. Sie erklärten Wirklichkeit, hatten mit Identität zu tun...

Jesus ist eine historische Gestalt soviel ist klar.
Die Forschung geht weiterhin davon aus, dass echte Jesusworte frühzeitig gesammelt (Logienquelle Q), überliefert wurden sowie Eingang in die Evangelien fanden:
Die Übereinstimmungen im Wortlaut innerhalb des Matthäus- und des Lukas-Evangeliums sind im Blick auf die Erzählungen und Passagen, die nur in diesen beiden Evangelien vorkommen, teilweise sehr weitgehend. Die Annahme einer gemeinsamen Textvorlage drängt sich demnach geradezu auf.

Teilweise sind diese Übereinstimmungen aber eher recht gering zu nennen. So etwa zwischen Mt 10,26-33 und Lk 12,2-9 oder auch zwischen Mt 25,14-30 und Lk 19,11-27. Dies ließ immer wieder Einwände laut werden. Oder führte auch zu Modifkationen der Zwei-Quellen-Hypothese, wie ich anfangs ja bereits ausgeführt habe.

Immerhin beträgt der gemeinsame Wortschatz in allen in Betracht kommenden Abschnitten über 50 %. Dies wäre bei bloß mündlicher Überlieferung äußerst schwer zu erklären.
Mehr:
http://www.joerg-sieger.de/einleit/nt/02evan/nt28.htm
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von niels »

Früher hatten Geschichten, Mythen, Erzählungen eine bedeutendere Funktion. Sie erklärten Wirklichkeit, hatten mit Identität zu tun...
Ja,
aber heute (zum Glück - durch die Wirkung der Aufklärung) immer weniger...
Jesus ist eine historische Gestalt soviel ist klar.
Er ist jedenfalls keine historische Person.

Mit "Gestalten" beschäftigt sich die Geschichte nur soweit wie sie feststellen möchte, ob dies diese auch als Person gab.

Falls nicht, klappt man alle Überlieferungen zur Akte Sagen, Mythen und Legenden - etwa soe wie Frau Holle, das tapfere Schneiderlein oder Max und Moritz. Man betrachtet lediglich die Entstehung der Legende wie deren soziologische Auswirkung auf die Menschheit.
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von Christel »

Natürlich ist Jesus eine historische Person!
Auch Judentum, die Christen verfolgenden Römer und später der Islam haben das nie bestritten!

Aber von mir aus kannst Du ihn ruhig weiter für ein Märchen halten und literarische Genres fleißig weiter in einen Topf werfen.

Obwohl häufig so viel darüber geredet wird, ob die Texte über Jesus im NT wohl historisch und genau sind... - Es sind ja nur Texte von Anhängern. Texte von Menschen, die subjektiv, da mit Jesus verbunden waren. Also können sie nicht objektiv gewesen sein. Also sind die Texte gefärbt.... -

Angesichts der Tatsache, dass jeder Leser die Texte selbst färbt,
- durch seine eigenen Vorstellungen.
- Dadurch, dass meist nur Textteile gelesen werden und der Zusammenhang (Kontext) weitgehend unbekannt bleibt.
- Dadurch, dass die historische Situation zur Zeit Jesu, den Lesern zu wenig bekannt bzw. von ihnen zuwenig beachtet wird (der Sitz im Leben).
- Eingefärbt, auch dadurch, dass die meisten Leser nur Übersetzungen d.h. Interpretationen lesen können.

Angesichts dieser Tatsachen ist eine mögliche Färbung der Texte selbst völlig unrelevant. Die Texte sind historisch nahe dran und basieren auf Sammlungen von Worten Jesu (Quelle Q). Die eigentliche "Färbung" nehmen wir heutigen Menschen selbst vor beim Lesen und Interpretieren.


Erstaunlich finde ich, dass weit weniger gut belegte historische Gestalten, fraglos für historisch gehalten werden, während man gleichzeitig bei Jesus Abstriche macht. Aber wie gesagt, jeder „färbt“ sich halt "seinen Jesus", so wie er/sie ihn braucht.
Die genauen Lebensdaten Siddhartha Gautamas sind umstritten. Früher nahm man als Geburtszeit den Mai 563 v. Chr. und als Todeszeit den Mai/April 483 v. Chr. an. Dieser Berechnung lag der in Chroniken überlieferte Abstand von 218 Jahren zwischen dem Tod des Buddha und der Herrscherweihe Ashokas (265 v. Chr.) zugrunde. Die neuere Forschung hat diese Datierung aber aufgegeben. Gegenwärtig werden unterschiedliche Datierungsvorschläge diskutiert, alle um Jahrzehnte später als der traditionelle Ansatz. Die heute vorherrschenden Ansätze für die Todeszeit schwanken zwischen ca. 420 und ca. 368 v. Chr.[2]
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

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na, na ,na,
bitte nicht gleich ein (oder über...) geschnappt reagieren.

Die Existenz - also ob der Mensch Jesus tatsächlich gelebt hat - ist historisch bisher nicht belegbar. Die meisten Berichte und Überlieferungen, auf die sich vor allem die christlichen Kirchenreligionen stützen, haben aus der Sicht der Wissenschaft - in dem Fall der der Historiker - leider erstaunlich wenig faktisches zu vermitteln. In der Wissenschaft wie unter Historikern ist die Bibel daher hauptsächlich ein Relikt oder ggf. auch Dokument mit ethnisch-soziologischem Charakter - es hilft in erster Linie zu verstehen, warum sich in der Folge politische wie gesellschaftliche Entwicklungen wie zugetragen haben.

Demnach sind wahrscheinlich die Folgen der genannten Schriften weitaus häufiger Bestandteil wissenschaftlicher Betrachtung als die überlieferten Geschichten in der Zeit vor ihrer Entstehung. Auf der Suche nach z.B. neu- wie alttestamentarischen Handlungsstätten oder Staatsoberhäuptern haben sich Legionen von Archäologen wie Hitoriker quasi totgelaufen. Als Überlieferung historischer Fakten fanden die Schriften jedenfalls nur selten erfolgreiche Anwendung. Den Autoren ging es m.E. auch nicht um faktische Richtigkeit, sondern um die Übermittlung eines Gesellschaftskonzeptes in - wie damals ja weit verbreitet - Form von Geschichten mit zuweilen mehr oder weniger sagenhaften Charakter.

Zumindest aus der Sicht eines logisch wie kausal denkenden Menschens oder Wissenschaftlers bleiben alle z.B. angeblich von der Person Jesus getroffenen Aussagen hitorisch solange fraglich, wie die Existenz der Person Jesus nicht - nach modernen Maßstäben als "gesichert" geltenden - Fakten und Erkenntnissen belegt werden kann. M.W. ist sich die Historikerwelt allein dahingehend weithin einig, das die Existenz der Person Jesu bisher nicht nachgewiesen werden konnte. Die - wie wir heute wissen - nicht seltenen faktisch belegbar falschen historischen Angaben in den Schriften machen sie für den modernen Menschen nicht gerade glaubhafter. Man ist kein Narr anzunehmen, das neben den bisher belegbar falschen Überlieferungen recht sicher noch einige weitere unrichtig sein müssen, was sich aber ebenso auch auf die angeblichen Aussagen der Person Jesus beziehen dürfte. Damals aber haben solche Aussagen derart Texte oft besonders glaubhaft gemacht...

Ich behaupte damit nicht, das es die Person nicht gab. Aber m.E. geht es bei der Bibel wie dem (angeblich) von der Person Jesus (wie diese in den Schriften klassifiziert und dargestellt wird) "postulierten" Aussagen um die Inhalte - hinter der die handelnden Personen immer weiter zurücktreten. Ich denke, hätte bzw. hat es den beschriebenen Jesus gegeben, ging es ihm vordergründig um die Vermittlung seiner Ansichten und Konzepte - weitaus weniger um seine Person und deren dauerhafte Glorifizierung, zu der Menschen aber nach dem Ableben von Lehrern und Propheten - warum auch immer - immer wieder zu neigen scheinen. Allein das bestärkt auch hier meine Vermutung, das es die Person Jesus wohl gegeben haben wird.

Btw:
Die Wikipedia Seite zur Gestalt oder Person Buddha / Gautama enthält einigen Unsinn, weshalb ich dazu nicht ins Detail gehen möchte. Interessanterweise hat sich um 1900 in Europa von zwei nahezu zeitgleich erarbeiteten ersten Übersetzungen buddhistischer Schriften in der breiten Öffentlichkeit und unter großem Medienrummel diejenige Übersetzung durchgesetzt, die zwar mangels sprachwissenschaftlicher Authentizität ein wissenschaftlicher "Flop" aber (wohl auch Dank der vielen auftauchenden Könige, Prinzen und Wunder in einer Sagenform, die selbst die Europäer "liebten") als "orientalische Sage" bei den Europäern weitaus beliebter war. Man feierte den Übersetzer wie einen Medienstar. Interessanterweise basieren selbst heute sogar wissenschaftliche Arbeiten auf der falschen Übersetzung - dabei exestieren heute mittlerweile gleich mehrere weitere abendländische Übersetzungen, die sich auf wissenschaftlich - linguistischer Basis mit den Texten befassten und ein anderes Licht auf die ursprünglichen Aufzeichnungen wie das Leben der Personen wirft.

Allerdings war der "Urlehre" ein Personenkult gemäß den sprachwissenschaftlichen Übersetzungen weder gewollt noch vorgesehen. Die reine Uhrlehre war von schlichtem Umfang und beschränkte sich auf ein paar wenige Lehrkonzepte zur Vermittlung einer Erkenntnis, mit der die Horde (von wohl bis zu 50.000 Menschen um Gautama, die ihm quer durchs Land zogen und teils erhebliche soziale Probleme verursachten - z.B. in der Versorgung) um mit einer Art Schautafel Zusammenhänge wie z.B. Verblendung / Anhaftung / Leid usw. den einfachen Menschen nahe bringen wollten. Die erkennende Person war weder Gott, noch spielte sie in der Lehre (außer als Lehrer auf Lebenszeit) eine Rolle.

Man kann quasi sagen, das mehr oder weniger selbsternannte (direkte / indirekte) "Nachfolger" der Person Gautama den Personenkult um "Buddha" initiiert haben, man kann annehmen auch oder vorangig aus eigenen persönlichen Interessen, was ja dann später auch in die verschiedenen Strömungen des sog. "Buddhismus" führte. (Folgt man wohl der Urlehre, hätte Gautama den Kult sogar vermeiden wollen, weil die Lehre diesen als eine Form von "Anhaftung" betrachtet. Religionen sah er nicht als nachteilig - aber seine eigene Lehre auch nicht als Religion. Nach ihm stritt man sich u.a. ob denn ein Kult - also eine Religion - für die "ganz einfachen" Menschen hilfreich sein könne um sie auf den "richtigen Weg" zu bringen...)

Demnach gibt es schon einige Analogien zwischen den Weltreligionen.

Auch deshalb würde mich die historische Person Jesus 100 mal mehr interessieren als es die Überlieferungen je tun könnten. Interessanterweise haben die Religionen (vor allem die katholische Kirche) kein Interesse an der historischen Person ihres "Stifters", was die Betrachtung nicht gerade einfacher macht...
Christel
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von Christel »

Lieber Niels, Deine Meinung sei Dir unbenommen. Ich bin anderer Meinung! Mir stimmen auch Wissenschaftler und Historiker zu. Belege nannte ich...

Ok, zurück zum Thema.

Auch der Islam geht von der historischen Person Jesus aus. Im Unterschied zum Christentum sieht der Islam in Jesus nur einen Propheten. Außerdem bestreitet der Islam die Auferstehung Jesu.

Der Islam kennt dieses urchristliche Bekenntnis nicht (1. Kor. 15):
1 Ich erinnere euch, Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht.
2 Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet, wenn ihr an dem Wortlaut festhaltet, den ich euch verkündet habe. Oder habt ihr den Glauben vielleicht unüberlegt angenommen?
3 Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe:
Christus ist für unsere Sünden gestorben, / gemäß der Schrift,
4 und ist begraben worden. / Er ist am dritten Tag auferweckt worden, / gemäß der Schrift,
5 und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.


Interessant ist auch das:
Gebet der Christen

Vater unser im Himmel, ...

Gebet der Moslems
(Al-Fatiha eröffnet den Koran als erste von 114 Koran-Suren.)

Im Namen Gottes (Allahs), des Allerbarmers, des Allbarmherzigen!
Lob und Preis sei Gott, dem Herrn aller Weltenbewohner, dem gnädigen Allerbarmer, der am Tage des Gerichtes herrscht. Dir allein wollen wir dienen, und zu dir allein flehen wir um Beistand. Führe uns den rechten Weg derer, welche sich Deiner Gnade freuen - und nicht den Pfad jener, über die du zürnst oder die in die Irre gehen! Amen
http://www.grabler.de/kirche/jesus_kora ... _koran.htm

Hierin zeigt sich die andere Gottesbeziehung.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von niels »

Wenn Du in meine Postings etwas hineininterpretierst, was weder gesagt wurde noch gemeint ist, dann ist das DEINE (Anti-)Position - nicht meine. Ich habe z.B. Nicht gesagt, das die Person Jesus wahrscheinlich nicht gelebt hat - eine historische Betrachtung der Person allerdings ist m.W. sehr schwierig und der historisch wissenschaftliche Beleg fehlt wohl bis heute, wo man nicht einmal das genaue Geburtsjahr oder Sterbedatum/-Jahr kennt - aber immerhin belegen kann, das viele (wenn nicht sogar die meisten) historisch relevanten Fakten in den Schriften entweder fehlerhaft oder teils ganz falsch sein müssen.

Ich finde es übrigens bemerkenswert, das derzeit auf z.B. ARD ausgestrahlte Dokumentationen (z.B. die über das historische Leben und Wirken von Petrus, vor allem aber dessen "Grabstätte") zeigt, die eine erstaunlich einseitige (denn genau zu dem Thema gibt es gleich eine ganze Reihe verschiedenster Dokumentationen und wissenschaftlicher Arbeiten) - von Kirchenhistorikern bzw. vatikanisch beauftragten (oder vatikannahen) "Historikern" dominiert werden und einige historisch-wissenschaftliche Aussagen als "selbstverständlich" getroffen werden, die weltweit unter Historikern immer noch (oder wieder) arg umstritten sind - jedenfalls auf wissenschaftlicher Ebene nach heute üblichen Standards.

Z.B. ist nach der Ansicht einer ganze Reihe verschiedener, namhafter Historiker und Archäologen überhaupt nicht klar, ja nicht einmal sehr wahrscheinlich, das die unter dem Vatikan gefundenen Knochen "eines" Menschen die von Petrus sein sollen oder können. Weithin einig ist man sich, das an der Stelle des "Petrus Grabes" zu damaliger Zeit ein Hinrichtungshügel Roms war, auf dem - das allerdings ist auch unsicher - Petrus hingerichtet worden sein kann. Es gab dort wohl mindestens mehrere hundert Hinrichtungen über eine längere Periode und eine ebenso hohe Zahl an kliegengebliebenen bzw. "verscharrten" (oder einfach bestatteten) Menschen / Knochen, die z.T. nicht allein von Hinrichtungen stammen müssen. Über die Bestattung von Petrus gibt es verschiedene - widersprüchliche - Quellen. In der ARD-Doku klingt das dagegen erstaunlich einfach und selbstverständlich...

Mich erinnert das etwas an die "modernen" staatlich dominierten TV-Medien in islamischen Ländern im Umgang mit Islamthemen...

Auf anderen deutschen wie internationalen (Wissenschafts-)Sendern und namhaften Publikationen findet man ein weitaus weniger eindeutiges Bild und selbst Wissenschaftler, die sich voll und ganz der Arbeit an den kritischen Themen widmen, müssen immer wieder zugeben, das wir nach heutigen wissenschaftlichen Maßstäben erstaunlich wenig wissen - nur wenige harte Fakten zurückgreifen können und häufig nur die Ausschlußtaktik (also: es war nicht so) Anwendung finden muß.

Nun,
eigentlich wäre der historische Jesus auch gar nicht so wichtig, ginge es allein um seine Lehre - nicht aber um Machtpositionen und Autoritäten, die ihre Legitimität auf "historischen Fakten" oder wahrscheinlich nur "schmückenden Beiwerk" der Schriften / Überlieferungen gebaut sehen und mit ebendiesen weiter verteidigen...

Dennoch würde mich persönlich interessieren, WIE und WER Jesus tatsächlich war und was er tatsächlich sagte / tat - nicht was davon um- und ausgeschmückt über oft dubiöse Wege in die Schriften fand, die heute alleiniges "Zeugnis" darstellen sollen und auf die sich heute ganze Weltreligionen und vor allem -kirchen "berufen". Ich bin auch davon überzeugt, das ich damit nicht alleine stehe und selbst nicht wenige Christen das selbe Interesse verfolgen.

Ich persönlich sehe in Jesus wie Mohammed auch "nur" einen Lehrer bzw. "Propheten". Für mich als modernen Menschen spielt es keine Rolle, ob dieser nur "Gottes Sohn", "normaler Mensch" oder was auch immer war. Lehrer und Propheten sind wohl ebenso Menschen wie jeder andere, nur mit einer (in ihrem Umfeld offenbar "revolutionären") Idee - z.B. eines Gesellschaftskonzeptes. Ich sehe mich auch in der Lage meine eigenen Schlüsse und Bewertungen aus den Lehren zu ziehen. Ich würde aber keinen von denen als "vollkommen" - wie auch deren Lehre als "einzig und uneingeschränkt richtige" sehen. Damals mag das anders gewesen sein...

Dennoch erkenne ich keine wirklich wesentlichen Unterschiede (jedenfalls nicht di von beiden Seiten hochgehaltenen) zwischen den beiden, wie sie ihre Lehre "rechtfertigen" - beide berufen sich auf den imaginären Alpha Gott, der - auf die eine oder andere Weise - sie zum "Sprachrohr" machte bzw. ihre Lehre "legitimierte" - in einer gottgläubigen Gesellschaft sicher nicht ungewöhnlich. Jesus starb dazu den Martyrertod (oder ließ sich zumindest kräftig quälen, ob er tatsächlich tot war, weiß man nicht wirklich - auch wenn das viele schlicht glauben). Märtyrer - in anderem Kontext - kennt auch der Islam. Habe mal gehört, das es neben Jesus und Mohammed - früher wie später - vor allem wohl im Judentum und Islam - eine ganze Reihe "Messiasse" gab - wohl sogar mehrere hundert oder tausend, die unter sehr ähnlichen Umständen (Mutter "unbeflleckt" empfangen, arm aufgewachsen, hieß Mohamed usw.) lebten.

Viel wichtiger ist doch, WAS sie zu sagen hatten, nicht WIE.

Ich sehe da keine solche Differenz in der "Gottesbeziehung" - legt man die gesamten Überlieferungen beider Religionen nebeneinander, wird man auf die selben - oder sehr ähnliche - Widersprüche stoßen. So kann auch Allah vergeben, wenn sie sich "zu ihm hinwenden" und auch der Christengott verzeiht nur unter Bedingung, wenn man weiterlist (woher sonst sollten die "Verdammten" kommen). Spätestens aber mit der Kirche gab es klare und harte Bedingungen für die Menschen um "gottgefällig" in den Himmel zu kommen oder "gottesfern" in der Hölle zu schmoren.

Soweit ich richtig informiert bin stützen sich beide Religionen in der Erscheinung IHRES Messias auf die selben Quellen bzw. Prophezeiungen, mit denen sie ihren Propheten / Messias zu "legitimieren" suchen.

Nimmt man nur einzelne Komponenten oder Terme aus den Schriften, wird man beides in beidem finden. Der Rest ist sowieso "Interpretationssache" denn beide Schriften haben einen "göttlichen" Schreib- oder Dichtstil zu eigen, der erstaunlich weite - oft sogar komplett gegensätzliche - Interpretationen zuließen.

Nicht nur im Judentum gibt es die "VETO-"Regel, das jedes Gesetz im "Notfall" übergangen werden darf, wenn Leib oder Leben des Gläubigen bzw. der Fortbestand der Religionsgruppe "gefährdet" gesehen wird. Inwieweit dies bereits von den Urlehrern eingebracht wurde, mag allerdings verschieden sein.
Christel
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Re: Islam & Christentum - die Unterschiede

Ungelesener Beitrag von Christel »

Niels, ich habe nichts von Holle und dem tapferen Schneiderlein geschrieben. Auch Max und Moritz geht auf Dein Konto.

Historiker waren, zumindest was die ältere Geschichte betrifft, nicht dabei. Sie haben also nur die Möglichkeit auf Überlieferungen, historische Dokumenten, archäologische Funde zurückgreifen, diese zu analysieren, vergleichen, interpretieren.

Dadurch können sie manches herausfinden!

Sie stellen Thesen auf, mitunter revidieren sie diese auch wieder.
Z.B. die in wikipedia genannte Einteilung des Jesajabuches in Jesaja, „Deuterojesaja“ (zweiter Jesaja), „Tritojesaja“ (dritter Jesaja) ist schon lange wieder überholt. http://de.wikipedia.org/wiki/Jesaja
Heute geht man wieder gemäß der Überlieferung von einem Jesaja aus mit späteren Einfügungen / Bearbeitungen. Die Einteilung in 3 Verfasser ist vom Tisch.

... und ob die Knochen von Petrus nun echt sind oder nicht ist eigentlich, egal oder?

Wichtig ist doch, das Leben und Wirken dieser Person.
Darüber gibt es Aussagen in Briefen von Paulus, die als echte Paulusbriefe gelten.

Aber, wir sind vom Thema weg!

Die Frage ist ja nicht „Was stimmt an den Überzeugungen?“ sondern „Worin unterscheiden sich die Überzeugungen von Christen und Muslimen?“

Und entschuldige Niels, es geht auch nicht um Deine Überzeugungen:
niels hat geschrieben:Ich persönlich sehe in Jesus wie Mohammed auch "nur" einen Lehrer bzw. "Propheten". Für mich als modernen Menschen spielt es keine Rolle, ob dieser nur "Gottes Sohn", "normaler Mensch" oder was auch immer war.
Sondern um, „Islam & Christentum - die Unterschiede“

Muslime sehen in Mohammed einen Propheten. – Das ist kein Bestandteil des christlichen Glaubens.
Muslime sehen auch in Jesus einen Propheten, genauer einen Vorgänger Mohammeds.
Auch für Christen ist Jesus Lehrer, Prophet... ein wirklicher Mensch. Doch zugleich ist der doch mehr. Jesus ist Gottes Sohn, trinitarisch Gott.
niels hat geschrieben: Jesus starb dazu den Martyrertod (oder ließ sich zumindest kräftig quälen, ob er tatsächlich tot war, weiß man nicht wirklich - auch wenn das viele schlicht glauben). Märtyrer - in anderem Kontext - kennt auch der Islam.
Das ist ein Unterschied zum Islam! Nicht das Konzept „Märtyrer“!
Märtyrer gibt es viele, auch im Christentum.

Doch Jesus starb für unsere Sünden. Jesus ist auferstanden. Jesus hat uns erlöst. – All das ist christlich und wird vom Islam abgelehnt.

Wie das Vaterunser zeigt, Christen haben einen Vater. Kein Muslim würde Gott als Vater ansprechen.
Kein Muslim glaubt, dass Gott selbst Mensch wurde und aus Liebe zu den Menschen gestorben ist. Das glauben Christen.

Das vergebende Erbarmen Gottes steht nicht am Ende, sondern ist im Christentum eine „Vorausleistung Gottes“.
Paulus referiert es ausführlich im Römerbrief.
Ob mit oder ohne Gesetz, ob mit oder ohne Regel:
- „Alle, die sündigten, ohne das Gesetz zu haben, werden auch ohne das Gesetz zugrunde gehen und alle (Röm. 2,12)
- „Denn durch Werke des Gesetzes wird niemand vor ihm gerecht werden; durch das Gesetz kommt es vielmehr zur Erkenntnis der Sünde.“ (Röm2,20)


„Jetzt aber ist unabhängig vom Gesetz die Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, bezeugt vom Gesetz und von den Propheten: die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus, offenbart für alle, die glauben. Denn es gibt keinen Unterschied: Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.
Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. (Röm. 3,21-24)
niels hat geschrieben:Nicht nur im Judentum gibt es die "VETO-"Regel, das jedes Gesetz im "Notfall" übergangen werden darf, wenn Leib oder Leben des Gläubigen bzw. der Fortbestand der Religionsgruppe "gefährdet" gesehen wird. Inwieweit dies bereits von den Urlehrern eingebracht wurde, mag allerdings verschieden sein.
Es geht im Christentum nicht lediglich um eine "VETO-"Regel“ im "Notfall", sondern darum zu glauben und anzunehmen, von Gott geliebt zu werden. Aus dieser Annahme und dieses Vertrauen folgt die Nachfolge. Es ist doch ganz selbstverständlich, wem man glaubt, vertraut und liebt, dem folgt man, oder?

„Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet?“ schreibt Paulus (Gal. 3,1)

Und:

„Ich missachte die Gnade Gottes in keiner Weise; denn käme die Gerechtigkeit durch das Gesetz, so wäre Christus vergeblich gestorben.“ (Gal. 2,21)

„Ihr, die ihr euch dem Gesetz unterstellen wollt, habt ihr denn nicht gehört, was im Gesetz steht?
In der Schrift wird gesagt, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Sklavin, den andern von der Freien.“ (Gal. 4,21f)

„Daraus folgt also, meine Brüder, dass wir nicht Kinder der Sklavin sind, sondern Kinder der Freien. Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Gal. 4,31- 5,1)

Wenn ihr also durch das Gesetz gerecht werden wollt, dann habt ihr mit Christus nichts mehr zu tun; ihr seid aus der Gnade herausgefallen. Wir aber erwarten die erhoffte Gerechtigkeit kraft des Geistes und aufgrund des Glaubens. (Gal. 5,4f.)
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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