"Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

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niels
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von niels »

ja,
ich denke auch z.B.: ein Fluß ist mehr als nur fluide Dynamik und ein Brot backen mehr als Biochemie...

Jede Sparte der Wissenschaft betrachtet immer nur Aspekte eines Sachverhalts (mehr will sie ja auch gar nicht). Wer die Natur - oder auch Sachverhalte in / aus der Natur - nur aus einem Blickwinkel betrachtet, wird auch nur aus dem Blickwinkel heraus sehen und erklären können. Die meisten natürlichen Prozesse aber sind erheblich vielfältiger und mannigfaltiger, als wir sie bis ins Detail mit einer Wissenschaft auch nur annähernd erklären könnten.

Einige wichtige Prozesse im Gehirn haben elektrochemischen bis physikalischen Charakter, was die Biochemie nicht bis ins Detail abdeckt (z.B. Einflüsse / Interferenzen von Feldern usw.) - demnach dürfte jedem klar sein, das Biochemie nur einen Teil des Ganzes erklärt.
...ist Wissenschaftsjournalist
...umso schlimmer...

Ich finde keine Belege in seinen Ausführungen, die einer sachlich, logischen Konzeption seiner "Idee" oder Theorie Ausdruck verleihen, d.h. diese unterstützen könnten. Findest Du welche? Wenn ja, werde ich meine Sicht dazu- bzw. dagegenstellen... Meine allgemeinere Begründung scheint ja nicht grifflig genug.

Menschen sind - wie alle uns bisher bekannten Lebewesen - Objekte "aus Materie" bzw. "partiell angeregter Materie" / Energie. Das wiederum bedeutet aber nicht, das wir einfach "nur" Materie oder "nur" Energie sind, denn strukturelle Eigenschaften werden bei einer solchen Betrachtung nicht berücksichtigt.

Meine Sicht darüberhinaus:
Bewusstsein ist ein Prozess, ein "Zustand" von Energie / Materie und an dieses gekoppelt, wie Materie an Raum und Zeit gekoppelt ist usw. (Materie und Energie ist in unserem Universum der selbe Kontekt und bekanntlich auch ineinander umwandelbar).

"Liebe" ist ein fokussierter Bewusstseinszustand sachlich ähnlich wie Sucht und Anhaftung - das Gegenteil wäre Erweiterung, Transzendenz. Haß ist ebenso eine Fokussierung - oder auch Umfokussierung (Fokusverschiebung) - welche den überpannten Bewusstsenshorizont (und damit das "Bewusstseinsvolumen") beschränkt oder verschiebt, aber nicht erweitert (dabei werden vor allem Verschiebungen häufig als Erweiterung mißinterpretiert). Hört sich vielleicht erstmal nicht nett an, ist aber auch ebenso untragisch... Liebe muß deshalb für den Menschen nicht negativ / schlecht sein, wie mancher daraus möglicherweise falsch schließen könnte...

Liebe wie Haß, Angst wie Freude sind die unsere Sinne "erweiternden" sozialen Sinne / Signalsysteme, die uns (wie Sehen, Schmecken, Fühlen) bei unserer sozialen wie persönlichen Orientierung helfen. Liebe ist ja bekanntlich auch nicht an andere Menschen gebunden. Nicht umsonst sagt der Mensch: "ich fühle Liebe" oder "ich fühle Haß" usw. Sagt ein Mensch "meine Liebe ist tief", meint er damit (bewusst oder unbewusst), das ihn auch eine Vielzahl (ganz) neuer Situationen oder "Gegenreize" nicht davon abbringen lassen, da diese nicht soweit in seinen "Erfahrungsbaum" hinabreichen. Aus diesem Grund sieht z.B. auch Freud die Kind<->Mutter (Liebes-)Beziehung als tiefste Ursache für die meisten Orientierungen / Erfahrungsfolgen.

Mir ist übrigens ziemlich egal, was andere von diesem meinem Bild halten...
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niels
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von niels »

...aus aktuellem Anlaß ergänzt:
http://www.freigeist-weimar.de/beitrags ... mmen-sind/

Wie es scheint gibt es nicht nur im Eichsfeld Bestreben bzw. Interessen staatliche Bildungseinrichtungen in die Hände privater, religöser Träger zu spielen.
Christel
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

Aus dem Artikel: „Warum Schulanfänger in einer Grundschule unwillkommen sind“
Wo doch noch vor Jahresfrist über Schulschließungen debattiert wurde und um genau dieses zu erreichen, das ist für mich der wahre Grund für den Versuch der Ausgrenzung von Kindern aus dem Umland der Kreisstadt.

Mit dieser Vorgehensweise könnte man nämlich eine Grundschule freibekommen, um das Schulgebäude der „Evangelischen Grundschule" für ein paar wenige besser gestellte Schüler, deren Eltern sich das sozialausgrenzende Schulgeld von bis zu 120,- EUR monatlich leisten können, zur Verfügung zu stellen. Nichts gegen alternative Schulkonzepte in freier Trägerschaft, aber dazu sollte gehören, daß der private Schulträger die Beschaffung und Unterhaltung „seines" Schulgebäudes auch selbst verantwortet und sich nicht über politische Einflussnahme bevorteilen lässt.
http://www.freigeist-weimar.de/beitrags ... mmen-sind/
Nun, soweit ich weiß sind in einer evangelischen Grundschule auch nichtevangelische Kinder willkommen! Es sind keinesfalls Schulen nur für den eigenen Nachwuchs. – Verantwortlich für die Bildung aller Kinder ist der Staat. D.h. der Staat muss zahlen, Gebäude stellen… auch dann, wenn die Kinder evangelisch sind. – Gleichbehandlung!


Frage: Wäre die die Grundschule in Apolda eine „Humanistische Grundschule“ würde die Kritik dann genau so ausfallen?

Beispiel:
Humanistische Grundschule Fürth
Derzeit gibt es diese Gebühren:
Schulgeld: 150 €
Hortgebühr: von 84 € bis 156 €, abhängig von der Buchungszeit
Mittagessen: ca. 50 €
Leider ist eine private Schule ohne einen substantiellen Beitrag der Eltern nicht zu finanzieren. Wenn Eltern aufgrund ihrer finanziellen Situation jedoch nicht in der Lage sind, das Schulgeld aufzubringen, werden wir Härten mit Sonderregelungen zu vermeiden suchen.
http://www.humanistische-schule.de/index.php?q=node/12
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niels
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von niels »

...eine christliche Schule ist eine christliche Schule - und dies beschränkt sich bekanntermaßen nicht nur auf das Träögermodell, sondern auch auf Gestaltung der fakultativen wie obligatorischen Lehr- wie Sozialangebote.

Zwar kenne ich die Situation an den dortigen Schulen nicht - dafür jene z.B. an Schulen in christlicher Trägerschaft wie z.B. das ""Elisabeth Dymnasium" in Heiligenstadt - zugleich wohl auch berufsbildende Einrichtung.

Aus verschiedensten Berichten dortigen Schüler weiß ich, das sich das Schülerleben dort obligatorisch wie fakullativ auf verschiedensten Ebenen von dem unterscheidet, was ich an einer konfessionsfreien, staatlichen Schule / Gymnasium erlebt habe bzw. gewohnt bin, die sich u.a. in der Tradition der Aufklärung verstand.

Natürlich ist man an den Schulen offen für "Neulinge" - erstaunt erfuhr ich z.B. wie eine Reihe junger Berufsschülerinnen, die zuvor nie etwas von Christentum gehört bzw. mit Kirche zu tun hatten wie selbstverständlich erzählten, das die allwöchentliche "Gottesdienstgestaltung" zu ihren (z.T. wohl auch benoteten...) schulischen Aufgaben gehörte, die abwechselnd mit Stunden des Lehrplans stattfanden und als "obligatorisch" vermittelt wurden (wohl auch waren)... Mich würde mal interessieren, ob man an diesen Schulen z.B. das Kreuzverbot der EU befolgt (oder wegen dessem andere, weniger zentrale Zeichen besetzt).

Jede weltanschaulich beschränkt-beeinfussende Schule halte ich für inakzeptabel - dazu gehörte ebenso eine Schule von Nazigruppen, welche von Scientology oder auch von dem, was mancheiner unter "Humanismus" versteht.

Die Schule eines modernen Staates sollte sich ausschließlich aufklärerisch an Wissen orientieren und die weltanschauliche Orientierung den Schülern selbst überlassen, vor allem aber keinen Einfluß auf diese nehmen - nicht mehr und nicht weniger.

Wenn selbst der eichsfelder Landrat öffentlich fordert, das Worbis eine christliche Schule brauche, damit christliche Werte und Moralvorstellungen vermittelt würden, dann ist dies nur ein weiteres Eingeständnis dessen, das Neutralität nicht das Ziel konfessioneller Schulen ist - und auch nicht Praxis.

Btw:
Ich bin in einem katholischen Kindergarten aufgewachsen, der auch nichtkonfessionellen Kindern offenstand - zu beten hatten ebenso alle wie alle mit der katholischen Ideologie tagtäglich berieselt bis beregnet wurden.

Im mittleren Osten finden sich nicht wenige Länder, in denen vornehmlich die ärmeren in Islamschulen gehen - dort fraglos islamisiert werden - ebenso wie in Afrika nicht wenige christlich getragene Schulen agieren, in denen die Kinder zu beten haben und nach den 10 Geboten, aber auch den Wertebild der Kirchen zu verhalten haben. Alternativen haben diese Kinder nicht und sind somit ideales Ziel für die Ideologien irgendwelcher Religionsanhänger.

Warum kann man Kinder nicht einfach selbst erleben lassen und - wenn sie meinen alt genug zu sein - selbst frei entscheiden lassen, welche Weltanschauung sie wählen? Brauchen Gläubige die Bestätigung ihrer Kinder auf dem "richtigen Weg" zu sein bzw. "den richtigen Baum anzubellen"?

Im Wettbewerb um die "richtige" Religion bzw. Ideologie -der Mission - ist jede erstaunlich ähnlich. Man sucht sich gezielt vor allem die, die aus der Situation bzw. einer Schwäche heraus manipulier- bzw. beeinflußbar sind, um diese dann mit freundlichen bis wohltäterischen Gesten einzugarnen bis gar unter mehr oder weniger sanften Druck zu setzen - natürlich immer im Sinne des Guten.

Ich verstehe mich übrigens nicht als "Humanist", sondern lediglich als Mensch des Verstandes. Das bedeutet auch das ich zugeben muß, das ich Dinge nicht weiß. Ich brauche auch keinen Begriff, keine Gruppierung oder keine Bezeichnung dafür, an die ich mich kette bzw. in der ich mich "einlulle". Die Vorstellung manches Gläubigen Kantonisten, das nicht-konfessionell "irgendwie auch eine Konfession" oder gar Glaubensform sei, zeigt lediglich, wo deren Horizont seine Grenzen findet und wer dieserlei Schubladendenken erfunden hat.

Mancheiner mag es kaum glauben, das Menschen auch ohne Glauben - oder gerade ohne - glücklich, erfolgreich wie erfüllt leben können und zudem keinem "egoistischen Danach" hinterherlaufen.









Cheers,


Niels.
Christel
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

@ Religionsfreiheit bedeutet ja nicht frei von Religion! Ein Staat, der sich das auf die Fahne schreibt, ist nicht weltanschaulich neutral. Vor gut 20 Jahren hatten wir einen solchen Staat, der bezeichnete sich ehrlicherweise als atheistisch.

Wenn Religion aus dem öffentlichen Leben verband wird, dann ist das keine neutrale oder tolerante Position. Religionsfreiheit bedeutet nicht zuletzt, dass „jeder nach seiner Fasson selig werden darf“ und dass auch religiöse Überzeugungen, als Teil der Meinungsfreiheit, öffentlich gelebt und mit eingebracht werden dürfen. Alles andere ist Unfreiheit, Maulkorb…
Auch religiöse Menschen dürfen sich organisieren und sich als Organisation am Öffentlichen Leben beteiligen, das darf kein Privileg der "Religionslosen" / Atheisten sein… -> Gleichbehandlung!

Soweit mein Vorwort!

@ Jetzt möchte ich an den ersten Beitrag auf Seite 1 anknüpfen:
niels hat geschrieben:Anbei ein Brief, der mittlerweile als Musterbrief bei der Presse kursiert (PDF-Format).
Ein Elternpaar meldet ihren Sohn der 3. Klasse vom Ethikunterricht (einer staatlichen!) ab, weil sie die stark einschlägig christlich geprägten Lehrinhalte die freie Entwicklung ihres Kindes gefährdet sehen.

Aufmerksam geworden, weil der Sohn bei einem Wissenstest über "den heiligen Nokolaus" wie "den heiligen Sankt Martin" mit "mangelhaft" bewertet wurde, wohl weil die Eltern bestimmten, das Kind müsse das nicht lernen.
Nun, andere Eltern meinen die Evolutionstheorie wäre ihren Kindern abträglich oder der Sexualkundeunterricht.
Es gibt gute Gründe dafür, dass nicht die einzelnen Eltern darüber befinden, was Kinder nicht lernen müssen.

Ich stelle es mir nicht einfach vor Kinder von St. Nikolaus und St. Martin fernzuhalten. Den anderen Kindern hat St. Nikolaus etwas in die Schuhe gesteckt, das eigene Kind schaut zu. Martini ist in Nordhausen ein großes Stadtfest mit Tradition.
Warum sollen Kinder hier von Informationen ferngehalten werden? Warum sollen Schulen das nötige Hintergrundwissen nicht vermitteln? Es geht um kulturelle Kompetenzen, die bei uns in der Grundschule vermittelt werden und selbst dort auch schon über das eigene Land hinausgehen.

Wie soll interkulturelle Kompetenz vermittelt werden, wenn schon die eigene Kultur ein „Buch mit sieben Siegeln“ ist und zu bleiben hat?

Solche Kompetenzen sind nicht „nur“ wegen der Ethik wichtig oder wegen unserer eigenen zunehmend multikulturellen Gesellschaft. Es ist eine Kompetenz, die eine globale Wirtschaft braucht und bei jungen Menschen voraussetzt, ganz selbstverständlich. – Ich weiß nicht, ob z.B. ein Chinese noch großes Vertrauen in die Fähigkeit des deutschen Mitarbeiters hat, wenn er feststellt, dass der Deutsche sich nicht mal bei so einfachen Sachen auskennt, wie St. Nikolaus und St. Martin. Es könnte sein, dass der chinesische Mitarbeiter das weiß und sogar die Heimatkirche des Deutschen kennt, die der Deutsche selbst nie betreten hat.

Interkulturelle Kompetenz beginnt mit Heimatkunde. Wer die Kultur und Religion(en) seines eigenen Landens nicht oder nur unzureichend kennt, muss sich nicht wundern, wenn er für einen kulturellen Analphabeten gehalten wird (auch trotz Abiutur...).


@ Nun zu dem Artikel auf S. 3 „ev. Grundschule in Apolda“:

Es gibt Menschen, die sagen, egal welches Konzept, alles ist besser als die staatliche Schule.
Es wird aber auch immer Menschen geben, denen ein bestimmtes Konzept, welches vor ihrer Haustür angeboten wird, nicht zusagt und deren Kinder deshalb einen weiteren Schulweg haben.
Das ist einfach so, egal welches Angebot, egal wo die Schule steht, es wird immer jemanden treffen.

Ein alternatives Schulkonzept in freier Trägerschaft, macht nun mal nur Sinn, wenn es wirklich alternativ ist. Wenn z.B. lediglich auf dem Türschild „evangelisch“ oder „katholisch“ steht, dann ist eine konfessionelle Schule kein alternatives Angebot und damit nicht sinnvoll.

Ich selbst habe einen ganz normalen staatlichen Kindergarten besucht. Eine staatliche Schule sowieso (in der DDR gab es gar keine Alternativen). – Meine Kinder habe ich, als ich die Möglichkeit hatte, in einen evangelischen Kindergarten gebracht (zu DDR-Zeiten). Ich habe das nie bereut. Meine Kinder auch nicht. Es war für uns alle eine sehr schöne Zeit!

Übrigens, meine Kinder sind durch den Kindergarten nicht evangelisch geworden und ich durch die staatliche Schule nicht rot.

LG Christel
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von niels »

Religionsfreiheit in voller Konsequenz bedeutet Gleichbehandlung aller Religionen die NUR über einen neutralen Staat realisierbar ist, ja sogar Weltanschauungen (denn eine juristische Differenzierung zwischen "Religion" und "Weltanschauung" ist - so mein Eindruck - unmöglich). Sie überlässt es jedem Einzelnen, woran er glaubt oder nicht und nimmt auch keinen Einfluß auf diese Entscheidung - unmittelbar wie mittelbar.

Andere Staaten bezeichnen dies als sakulär bzw. laizistisch.

Warum dies bei uns nicht möglich sein soll, ist mir unverständlich - ist es doch selbst in Staaten Realität, die von Deutschen gern als muslimisch-geprägt oder gar muslimisch (fehl-)verstanden werden. Selbst als "tradintionell hochchristlich" bekannte EU-Staaten wie z.B. Spanien überarbeiten inzwischen Gesetze im Sinne der Neutrlität.

Es ist eine Falschbehauptung/-annahme, Neutralität bzw. Toleranz bedeute Religion / Ideologie aus dem "öffentlichen Leben" zu verbannen - ganz im Gegenteil. Religiöse sollen alle gleichberechtigt ihrer Religion nachgehen können, ja sogar um neue Mitgl.ieder etc. werben können (wie z.B. jeder Fußballverein auch) - auch in der Öffentlichkeit, aber es ist eine private Angelegenheit, die z.B. in Ausübung eines verwaltungsrechtlichen Amtes nichts zu suchen hat - ebensowenig wie dort jedwede Ideologie nichts zu suchen hat.

Ebensowenig hat die Religion oder Weltanschauung einzelner nichts in der Erbringung staatlicher Aufgaben zu suchen - denn dort ist derjenige nicht privat, sondern allen Bürgern gleich verpflichtet.

Dies ist "Toleranz" wie "Neutralität" in letzter Konsequenz - der kleinste gemeinsame Nenner einer weltanschaulich toleranten Gesellschaft. Die Freiheit des einen findet dort ihr Ende, wo sie die Freiheit eines anderen einschränkt. Alles weitere ist Konvention zwischen Beteiligten - z.B. gem. BGB.

Das Selbstverständnis der Religionen bzw. Kirchen aber stellt die eigene Religion oder das, was sie selbst als Religion sehen wollen über andere Religionen, Glaubensformen wie Ideologien bzw. Weltanschauungen. Sozusagen als primus inter paris - wie sich schon die Vorfahren der heutigen Päpste begriffen. Dies ist weder begründet, noch kann nach modernen rechtlichen wie sachlichen Maßstäben keine Begründug genügen, die eine Verschiebung der Gleichgewichte hin zu einzelnen Ideologien / Weltanschauungen erlaubt bzw. realisiert.

Was passiert, wenn Religionen Einfluß wie Sonderstellung in Staat und Politik erwarten, wird sich demnächst im Irak zeigen, wo der überwiiegende Teil der Bevölkerung des Südens bekennend shiitisch ist. Mit der "Demokratie nach westlichem Vorbild" erwartet diese sehnsüchtig den Einfluß des Shiitentums auf Staat und Verwaltung.

Dabei sind in Deutschland inzwischen wohl kaum noch die Hälfte der Menschen bekennend Christen - die offiziellen Mitgliederzahlen der Kirchen sind bekanntlich geschönt - wie und von wem auch immer. Tatsächlich ist der Anteil in einigen Bundesländern heute bereits weitaus niedriger (von der Kirche gern auch - mehr oder weniger abschätzig - "Diaspora" genannt). Statt diese Menschen als solche zu akzeptieren, versucht man diese aktiv und mit staatlichen Inhstrumenten zu "missionieren".

Jeder Verein oder jede Organisation darf um Mitglieder werben - mit ihm/ihr legitimen Mitteln. Die Kirche aber nutzt fraglos staatliche/hoheitliche Instrumente, die anderen Vereinigungen oder Unternehmen verschlossen blieben - aus gutem Grund.

Eine Schule dient der Vermittlung von Wissen und die einzige gesellschaftliche Konvention, auf der wir Gesetze wie Regeln aufsetzen, ist das stetig nach Objektivität strebende Wissen. Nur anhand richtiger Annahmen ist es überhaupt möglich, richtige Folgerungen zu treffen. Demnach kann nur angestrebte Objektivvität reale - d.h. übertragbare wie reproduzierbare - Erkenntnisgewinne bringen oder Vorhersagen ermöglichen, die wir für eine sich fortentwickelnde Gesellschaft benötigen.

Denkbar wär ja auch ein Mörder, der behauptet er töte seine Opfer, weil die des Teufels seien und er der Menschheit helfen wolle. Akzeptiert man Glaube als eine dem Wissen gleichberechtigte Realität einer Gesellschaft, müsste man ihn gewähren und natürlich unbestraft lassen.

Ebendies ist NICHT Glaubensfreiheit - auf verschiedenen Ebenen wiiderspricht dies dem Toleranzprinzip eines freiheitlichen Rechtsstaates - zumindest solange sich diejenigen nicht freiwillig, weil z.B. in ähnlichem Glauben - umbringen ließen..

Das Streben nach objektiver Erkenntnis ist Grundprinzip und "Motor" unserer Fortentwicklung.

Die Evolutionstheorie btw. ist selbsterklärend bis heute eine Theorie und erhebt somit keinen mittelbaren Anspruch auf vollkommene Objektivität - sie bietet sich vielmehr als Werkzeug der weiteren Erkenntnisfindung zu bestimmten Grundprinzipien unserer Natur - erhebt keinen Anspruch auf volkommene Objektivität bzw. Richtigkeit.

Ob, wann und wie man diese nutzt, ist jedem selbst überlassen.

(Ebenso hätte ich kein Problem damit Religionen wie Ideologien in ihrer Historie bzw. gesellschaftlichen Phänomenen wertungsfrei zu betrachten - dies ließe jedem uneingeschränkt offen, ob wie welcher Glaubensform er sich anschließen oder auch selbst entwickeln möchte. )

Wer diese Theorie nicht lernen bzw. verstehen will, dem sei dies überlassen - allerdings fehlt ihm damit ein u.U. wichtiges Werkzeug in der Ausübung diverser Berufe, die ihm damit quasi verschlossen blieben, denn bisweilen gibt es keine andere Theorie, mittels derer man entsprechende Vorhersagen treffen könnte, die z.B. in einem Berufsbild erforderlich sind, welches derjenige einmal wählen möchte. Der einer großen Religionsgruppe Angehörige hat es da womöglich einfacher, denn er findet womöglich einen "gleichgesinnten" Beruf in seiner Gruppe.

Wer nicht am Sexualunterricht teilnehmen will (aus freier Selbstbestimmung) der soll es halt lassen, allerdings auch nicht die Unterstützung der Gesellschaft erwarten, wenn ihm sein Eigensinn Probleme einhandelt, die bei einer sachgerechten sexuellen Aufklärung so belegbar ausgeblieben wäre (zwar wird dies i.d.R. nicht klar belegbar sein, aber das Grundprinzip sehe ich so).

Allerdings haben wir in Deutschland eine Schulpflicht - m.E. eine Errungenschaft einer aufklärerischen, modernen Gesellschaft. Ethische Betrachtungen haben m.E. in einer öffentlichen Schule ebensowenig verloren wie die Wertung von Ideologien oder Religionen - Ethik und Werte sind Dinge, die ein jeder Mensch selbst entwickelt und möglichst frei entwickeln können sollte. Die Grenzen dieser individuellen Entfaltung bestimmt das Gesetz, das wiederum aus der Ethik aller erwächst - eine "Rückkopplung" mittels "ethischer Unterweisungen" will darauf aktiv Einfluß nehmen - in der beschränkenden Form, das die "allgemeine Ethik" die des Einzelnen werden soll und "aus der Reihe tanzen" mit schlechten Zensuren geahnded wird. Inzwischen haben wir so eine Art der "political cirrectness" gezüchtet, die mehr oder weniger akzeptable wie inakzeptable Wertvorstellungen unterscheidet und uns davon abhält, wichtige Aufgaben und Probleme zu lösen, aus Angst man verstoße gegen diese "correctness" - ein erstaunliches Phänomen.

Dabei ist nur die selbstbestimmte ethische Entwicklung des Einzelnen Garant für die ethische Fortentwicklung der ganzen Gesellschaft - woher sonst sollte diese kommen?

Wissen ist weder Religion noch Ideologie - ungeachtet dessen das es Idioten gab und gibt, die daraus eine machen wollen.

Was Du da von St. Marien oder St. Nikolaus erzählst, ist für mich nicht nachvollziehbar. Soll ich für meine Kinder Haloween veranstalten, weil das die anderen auch machen? Soll ich denen die aktuellsten Markengüter kaufen, weil das die anderen auch machen? Dem Gemeinschaftsdruck nicht fraglos stattzugeben, macht m.E. den selbstbestimmten Menschen aus. Menschen sind unterschiedlich und gehen verschiedene Lebenswege - m.E. ist es eher eine Krankheit unserer Gesellschaft, sich gegenseitig Gruppendruck auszusetzen und diesem nachzugehen - im Sinne der Konsumwirtschaft, irgendwelcher politischer Strömungen oder auch Religionen wie Ideologien.

Ich habe keine Jugendweihe mitgemacht - aus eigener Entscheidung - meine damaligen Kommunions- und Firmkollegen sind allesamt (biks auf ein Mädchen aus Thalnwenden) fast zeitglich auch zur JMugendweihe gerannt und haben so "überall hingebellt", von wo aus man etwas zu erwarten haben könnte. Vor allem das "Nein" sagen zeichnet den selbstbestimmten Menschen aus..

Nebenbei erzählt man den Kindern ja nicht den ehrlichen historischen Hintergrund dieser angeblich "christlichen" Festivitäten - z.B. das sie i.d.R. Erfindungen späterer Kirchenfürsten waren, oft als "Ersatz" für - obgleich verboten oder ungern gesehen - immer noch prakizierte ältere Kulte bzw. Traditionen, die die Kirche gern mit "heidnisch" bezeichnet. Um "Aufklärung" - Basis jedweder Kompetenz - geht es offensichtlich nicht... Das an Weihnachten Jesus nicht geboren sein kann, gibt ja selbst die Kirche inzwischen zu.

Mir persönlich ist es gleich, ob jemand an Weihnachten die Wintersonnenwende, die Geburt Jesu oder den Coca-Cola Weihnachtsmann mit materiellen Geschenken erwartet - wer's braucht soll's haben. Ich brauch's nicht und nutze die Zeit für meine eigenen Dinge bzw. Familie. Meinetwegen könnte man die gesetzl. Feiertage unbenannt lassen oder mit allgemeineren Bezeichnungen wie Jahresend-Feiertage o.ä. belegen. Was jeder draus macht, ist seine eigene Sache.

Übrigens denke ich, das es nicht wenigen Nordhäusern egal wäre, wenn das Stadtfest an einem anderen Tag des Jahres stattfinden würde und die allerwenigsten interessiert wohl wer Martin war. Sie können ja feiern was sie wollen - das ist letztendlich (selbst wenn die Stadtverwaltung beteiligt ist) eine privatrechtliche Angelegenheit.

Interkulturelle Kompetenz kann demnach nur bedeuten, kulturelle Traditionen auf sachliche - der Objektivität bestrebte - Weise nach bestem Wissen und Gewissen in historischen wie sozialen Aspekten wertungsfrei zu kommunizieren bzw. zu kennen - und genau damit habe ich ja (s.o.) kein Problem und genau das ist, was ich u.a. fordere - Interkulturelle Kompetenz. Ob dazu das Auswendiglernen des christlichen Jahreskalenders gehört, mag ich allerdings bezweifeln, denn Aufwand und Erkenntnisgewinn stehen da womöglich in argem Mißverhältnis. Viel hilfreicher wäre da z.B. k;ar zu vermitteln, wie verschiedene Aspekte der Religionen (Kirche usw.) historisch entstanden sind, aber auch eine historische Betrachtung der Person Jesus wie dessen Lehre zu seiner Zeit - lange vor einer katholischen oder evangelischen "Kirche" oder der, die wir heute kennen.

Btw:
Halte ich christliche Feste nicht für einen Teil unserer "aller Kultur", sondern lediglich derer, die diese Feste feiern (was ja immer weniger werden). Selbst Weihnachten feiern immer weniger als Weihnachten. Ich sehe darin kein Problem - immerhin hat das Fest um die Wintersonnenwende eine weitaus längere Tradition mit immer wieder veränderlichen Aspekten und Hintergründen - warum sollte man diese Entwicklung gerade jetzt festhalten? Die Menschen selbst bestimmen, was sie an diesen Tagen machen oder nicht. Wenn da jemand Jesus Geburt feiern will, dann sei ihm das vollstens gegönnt - selbst vor dem Hintergrund, was es historisch wohl nicht stimmen kann.


Beste Grüße,

Niels.
Christel
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Es ist eine Falschbehauptung/-annahme, Neutralität bzw. Toleranz bedeute Religion / Ideologie aus dem "öffentlichen Leben" zu verbannen - ganz im Gegenteil.
Wer behauptet denn das?
Ich schrieb bereits, dass das weder neutral noch tolerant ist:
Christel hat geschrieben:Wenn Religion aus dem öffentlichen Leben verband wird, dann ist das keine neutrale oder tolerante Position.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von niels »

...es gibt erstaunliche viele, die das behaupten und bis heute argumentiert manch Religiöser, das Nichtgläubige quasi per se Atheisten bzw. Antitheisten seien, die eine Verbannung jedweder Religion aus der Öffentlichkeit fordern. Dabei wird nicht selten Öffentlichkeit mit Hoheit und öffentliches Leben mit öffentlichen Recht verwürfelt, was grundsätzlich verschiedene paar Schuhe sind.

Ich habe Dich eplizit nicht damit angesprochen, es sei denn Du zählst Dich zu denen, die das derart sehen bzw. mißinterpretieren.

Allerdings verstehe ich damit auch nicht, worauf Du dann sonst mit dieser Aussage hinauswolltest bzw. wie Du darauf kommst - denn das hat niemand im Thread gefordert / vorgeschlagen.

Das Topic befasst sich ja mit der Position des Staates in einer modernen, weltanschaulich offenen wie gleichbehandelnden Gesellschaft. Was die Leute privat anstellen, ist ja ihre Sache - und soll sie auch wie gerade bleiben - ohne Vor- wie Nachteile zulasten anderer. Und genau das ist leider bis dato nicht der Fall. Gründe wie Hintergründe habe ich bereits aufgezählt.

Cheers,


Niels.
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:...es gibt erstaunliche viele, die das behaupten und bis heute argumentiert manch Religiöser, das Nichtgläubige quasi per se Atheisten bzw. Antitheisten seien, die eine Verbannung jedweder Religion aus der Öffentlichkeit fordern.
Ich kenne niemanden, der so argumentiert. – Ich habe eine solche Argumentationsweise noch nicht erlebt!

Die Mehrzahl der Bürger ist eher der Meinung, irgendwas wird es schon geben. Selbst wenn sie nicht glauben, sind die meisten Menschen neutral und tolerant!
niels hat geschrieben:Das Topic befasst sich ja mit der Position des Staates in einer modernen, weltanschaulich offenen wie gleichbehandelnden Gesellschaft.
Das Thema beginnt damit, dass Eltern ihre Kinder vom Ethikunterricht abmelden, weil dort Themen mit christlichem Bezug vorkommen. Sie können das nicht tolerieren.
An anderer Stelle wird darüber geklagt, dass in Apolda eine evangelische Grundschule entsteht. – Nun, jeder Verein kann das. Auch der HVD betreibt Kindertagesstätten und Schulen. Sie erhalten dafür dieselbe staatliche Unterstützung wie die Kirchen.
niels hat geschrieben:Religionsfreiheit in voller Konsequenz bedeutet Gleichbehandlung aller Religionen die NUR über einen neutralen Staat realisierbar ist, ja sogar Weltanschauungen (denn eine juristische Differenzierung zwischen "Religion" und "Weltanschauung" ist - so mein Eindruck - unmöglich).
Eben!
Gerade, weil Religion und Weltanschauung juristisch nicht unterschieden werden können, sollte man sie auch wirklich gleich behandeln. Wenn sich Atheisten nebst ihren Organisationen in die Öffentlichkeit einbringen dürfen, Kirchen aber nicht, dann ist das eine Bevorzugung der Atheisten.
Ein Staat, der frei ist von Religion, ist kein neutraler Staat!

In seiner Rede vom 22.1.2004 „Religionsfreiheit heute - zum Verhältnis von Staat und Religion in Deutschland“, sagt der damalige von Bundespräsident Johannes Rau beim Festakt zum 275. Geburtstag von Gotthold Ephraim Lessing in der Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel:
Unser Staat ist kein religionsfeindlicher und auch kein religionsfreier Staat. Im Gegenteil: Unser Staat schützt die Religionsfreiheit aller.
VI.
Die Neutralität des freiheitlichen Staates gegenüber Religionen und Weltanschauungen darf aber nicht verwechselt werden mit einer Neutralität der Gesellschaft in diesen Fragen.
Im Gegenteil: Der weltanschaulich neutrale Staat ist auf Überzeugungen angewiesen, die in verschiedenen und unterscheidbaren Gemeinschaften gelebt werden, die Werte haben und die Orientierung geben wollen. Dazu gehören in besonderer Weise Kirchen und Religionsgemeinschaften, die ihre Vorstellungen in die Gesellschaft einbringen.
Unsere Gesellschaft ist kein religionsfreier Raum, und Religion ist nicht bloße Privatsache. Der öffentliche Charakter von Religionen wird bei uns anerkannt. Kirchen und Glaubensgemeinschaften können und sollen öffentlich wirken, und ihre Einmischung in öffentliche Angelegenheiten ist ausdrücklich erwünscht.
http://www.bundespraesident.de/-,2.9404 ... rintview=2
niels hat geschrieben:Andere Staaten bezeichnen dies als sakulär bzw. laizistisch.
Johannes Rau meint dazu in derselben Rede:
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nicht ein Symbol einer Religion - und das ist das Kopftuch jedenfalls auch - verbieten und dennoch glauben können, wir könnten alles andere beim Alten lassen. Das ist mit der Religionsfreiheit, die unser Grundgesetz allen Menschen garantiert, nicht vereinbar und würde deshalb das Tor zu einer Entwicklung öffnen, die doch die meisten Befürworter eines Kopftuchverbots gar nicht wollen.
Ich fürchte nämlich, dass ein Kopftuchverbot der erste Schritt auf dem Weg in einen laizistischen Staat ist, der religiöse Zeichen und Symbole aus dem öffentlichen Leben verbannt. Ich will das nicht. Das ist nicht meine Vorstellung von unserem seit vielen Jahrhunderten christlich geprägten Land.
http://www.bundespraesident.de/-,2.9404 ... rintview=2

Ich stimme Johannes Rau zu.
Laizismus ist nicht neutral, auch das ist Weltanschauung.

Die atheistische Giordano-Bruno-Stiftung hat, wie es aussieht, ein großes Interesse daran:

Unterstützer mit politischem Einfluss

Derzeit hat die Stiftung mehr als 2.500 Fördermitglieder. Das ist auf den ersten Blick nicht viel. Was hier zählt, ist jedoch weniger die Zahl der Unterstützer als vielmehr deren politischer Einfluss. So hat vor einiger Zeit Ingrid Matthäus-Maier, viele Jahre stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, ihre Mitarbeit erklärt. Über sie laufen die Bemühungen, einen sogenannten "Laizistischen Arbeitskreis in der SPD" zu gründen. Vorerst hat der SPD-Parteivorstand dieses Ansinnen abgelehnt. Aber was nicht ist, kann Dank reger Kontaktpflege ja noch werden.
http://www.evangelisch.de/themen/religi ... mobil34371

niels hat geschrieben:Dabei sind in Deutschland inzwischen wohl kaum noch die Hälfte der Menschen bekennend Christen - die offiziellen Mitgliederzahlen der Kirchen sind bekanntlich geschönt - wie und von wem auch immer. Tatsächlich ist der Anteil in einigen Bundesländern heute bereits weitaus niedriger (von der Kirche gern auch - mehr oder weniger abschätzig - "Diaspora" genannt). Statt diese Menschen als solche zu akzeptieren, versucht man diese aktiv und mit staatlichen Inhstrumenten zu "missionieren".
Warum bereitet sich eine atheistische Organisation auf den Papstbesuch vor?
Warum ruft eine atheistische Organisation zum Kirchenaustritt auf?
Die wollen doch nicht etwa Christen missionieren?
Wie schon bei vergleichbaren Anlässen in früheren Jahren wird die Stiftung sogenannte "religionsfreie Zonen" ausrufen und keck mitteilen, dass man mit dem Papst und überhaupt mit aller Religion nichts zu tun haben möchte. Da der Papst Ende September auch Berlin besucht, teilt die Stiftung schon jetzt in ihrem Newsletter mit: "Wir werden es nicht versäumen, den deutschen Papst gebührend zu empfangen." Man kann also auf atheistische Überraschungen gespannt sein.
Beteiligt ist die Bruno-Stiftung auch am sogenannten Jahr des Kirchenaustritts, welches mehrere kirchenkritische Organisationen am 11. November 2010 ausgerufen haben.
http://www.evangelisch.de/themen/religi ... mobil34371


Was die „Diaspora“ betrifft, so wird ein Gebiet genannt, indem Christen in der Vereinzelung leben.
Das Eichsfeld ist keine Diaspora. Bayern auch nicht!

Aus der Diaspora da komme ich her!

Uns ist es nicht entgangen, dass der Glaube von Menschen aus sogenannten kath. Gebieten zuweilen recht oberflächlich ist. Manche von ihnen in der Diaspora keine Kirche „finden“…
Vielleicht liegt es ja daran, dass sie zu gut von der Kirche versorgt werden?

Was wäre, wenn die Kirche ihre Mittel weniger pro „Kopf“ verteilen, sondern stattdessen vermehrt Aktivitäten unterstützen würde? Dem, der es zu schätzen weiß!

LG Christel
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von niels »

...irgendwas wird es schon geben....
Nun, eine solche Annahme derart grob gefasst kann natürlich nicht falsch sein - hat aber auch keinerlei Aussagekraft. Aber wo hat dies etwas mit fehlverstandener staatlicher Neutralität oder Säkularität zu tun?
Christlicher Bezug
Hast Du den Rest des Threads überlesen oder nur überflogen? Die meisten Antworten habe ich bereits selbst gegeben. Ethikunterricht soll einer "ethischen Unterweisung" dienen, also (auch) inhaltlich Einfluß auf die Werteentwicklung wie Ideologie der Schüler nehmen, was einer freien, selbstbestimmten Entwicklung entgegensteht (warum und wieso habe ich ausführlich dargelegt). Eine nach Objektivität strebende, wissenschaftliche Betrachtung aber tut genau dies NICHT - sie vermittelt historische wie sozialphänomenale Fakten und überlässt weltanschauliche wie ideologische Prinzipien allein dem Betrachter.

Die einzige Ethik eines modernen Rechtsstaates, die als Moral aller Bürger gelten kann (und muß) erwächst aus dem Verfassungsrecht bzw. Grundgesetz. Dieses wiederum kann nur per einvernehmlicher Konvention nahezu aller Bürger geändert bzw. aktualisiert werden.

Was jeder darüberhinaus als sich für Wert oder Gruppenmoral wählt, ist seine persönliche Angelegenheit.

Worin hiernach z.B. eine ethische Unterweisung liegen soll, wenn Kindern z.B. die katechistisch-beschränkte (!) Darstellung des sog. "Weihnachtsfestes" oder die Sage vom Sk. Nikolaus vermittelt wird, ist für mich nicht erkennbar, denn beides ist weder objektiv (da einseitig) noch unabhängig. Hier soll vermittelt werden, das nur der Christ feiern darf bzw. die Tradition / den Ritus "richtig" begeht bzw. nur diese Form gesellschaftlich "legitimiert" ist. Das selbst Atheisten am 24./25 mit einem Weihnachstsbaum ein bzw. das Fest feiern (auch der Weihnachtsbaum usw. hat ja ältere bzw. andere Traditionen) übergeht eine solche Betrachtungsweise.

Ich BIN für eine *umfassende* wie *objektive* Aufarbeitung dessen, was wir die großen Religionen nennen - ohne wenn und aber - mit allen objektiven Details, denn nur Bildung kann der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Welt- bzw. Glaubensbild öffnen. Das aber gehört demnach in den Geschichts- wie Sozialkundeunterricht - nicht in ein moralisch wertendes wie "erziehendes"Fach, das es m.E. nicht mal geben sollte wie brauchte - schon gar nicht in der heute präsenten, föderalen Form.

Herr Rau redet sich geschickt um die Thematik herum, um sich dann doch wieder zu widersprechen. Spätestens wenn die Zahl der in Deutschland lebenden Muslime die Zahl der Christen ein- oder gar überholt (was nicht undenkbar ist) würden Politiker wie Herr Rau eine solche Rede inhaltlich wesentlich anders formulieren, da bin ich mir sicher. Herr Rau geht davon aus oder vermittelt, als wäre der Christenglaube für Deutsche "selbstverständlich" und "der Rest" quasi kaum eine Rolle spiele - wir die Kirchen brauchen, um Moral bzw. Werte zu bilden. Damit aber räumt er genau das ein, was nicht wenige bis heute bestreiten, einen mittelbaren bis unmittelbaren Einfluß der Christenkirchen auf Politik und Staatswesen.

Auch Herr Raun verwechselt in seiner Rede "öffentliches Leben" mit "öffentlichem Recht" - absichtlich oder auch nicht. Aber gerade dort liegt der feine Unterschied zur echten Religionsfreiheit, die nur über staatliche Neutralität realisierbar ist.

Das Argumnent der "christlichen Tradition unseres Landes" teile ich so nicht. Wer käme in diesem Kontext auf die Idee unser Land als ein traditionell nazistisches oder auch kommunistisches zu bezeichnen oder gar auf römische wie germanische Traditionen, um hieraus besondere Rechte abzuleiten? Der Eindruck kursiert, wir Deutschen bzw. unsere Vorfahren hätten sich weithin freiwillig bzw. aus freier, eigener Entscheidung zum Christentum bekannt - dabei wissen wir aus vielen histolrischen Quellen, das Religion über Jahrtausende NICHT die Frage der persönlichen Entscheidung war, sondern der Masse der Menschen mehr oder weniger auferzwungen wurde - egal ob aus politischem Machtkalkül oder persönlicher Überzeugung eines Diktators.

Wär käme z.B. in den USA auf die Idee, das das Land in der Tradition der Sklaverei lebe? Ach, übrigens waren auch unser aller Vorfahren fasst ausschließlich Sklaven - Sklaven der Obrigkeit aus Kirche und weltlicher Diktatur.

ALLE diese Prinzipien stehen einem modernen, toleranten Rechtsstaat entgegen und ich empfinde es eher als ein Akt fehlenden Rechtsbewusstseins zu behaupten, wir hätten diese christlichen Traditionen / religiöse Historie als Teil unseres Rechtsstaates zu begreifen.

Dabei sieht ja gerade die Gewaltenteilung wie der Aufbau der Regierungsgremien einer Demokratie vor, das die gewählten Mehrheiten die Stimme wie den Willen des Volkes repräsentieren und Christen haben sogar ihre eigene Partei repräsentiert. Das aber soll nicht reichen? Deutsche Politiker schielen schon jetzt mit Unbehagen auf den Irak. Würde man dorthin unsere Vorstellungen von Rechtsstaat und Demokratie adaptieren, wäre der Irak ruckzuck ein schiitischer Demokratiestaat, dessen Toleranzprinzipien maßgeblich von den Schiiten bestimmt werden, weshalb wir uns bis heute vornehmlich christliche Iraker ins deutsche Asyl holen.

Mir ist bekannt, das der Staat Deutschland weder strikt säkular ist noch sich halbwegs neutral verhält - dabei zeigen die Länder, die dies sind bzw. danach bestrebt sind, eine weitaus neutralere Position in Sachen Glaube oder Weltanschauung - auch aus der Sicht der meisten Religiösen bzw. Ideologisierten. Soviel Toleranz und Neutraliität aber trauen religiöse Deutsche bzw. deutsche Politiker unserem Staat nicht zu, bedeutet es doch auch ein Stück Verlust an Macht und Einfluß, den Machtinstitutionen bzw. die, die sich darin trefflich eingerichtet haben offensichtlich nur ungern aufgeben.

Warum reicht es z.B. nicht, das Religionen wie die Kirchen Einfluß über die Parlamente haben, wie sie jedem anderen im Lande zustehen? Warum brauchen gerade diese Organisationen zusätzliche hoheitliche Privilegien wie Zugriff wuf Medien, Finanzwesen bis hin zum Bildungswesen, die keiner anderen Gruppe per Grundgesetz zur Verfügung stehen? Was oder wer legitimiert sie hierzu bzw. warum?

Die heutige Bundesrepublik wurde nach dem Krieg von den kirchennahen Zentrumsleuten und dem (sorry) "Stinkstiefel" Adenauer gebaut und mit der Wiedervereinigung quasi fraglos auf den Osten adaptiert in der Annahme, die CDU - als Vertreter der Christenkirche - ist und bleibe dauerhaft stärkste Kraft in der Demokratie. Ähnlich gingen wohl auch Adenauer & Co. vor. Das Christentum bot zur Zeit des Kriegsendes die nicht ganz zufällig einzige noch vorhandene Gruppierung mit politischen wie medialen "Infrastrukturen" um schnell eine politische Wählerbasis aufzubauen.

Es steht ihnen doch eh bereits frei, in Parteien für eigene Ideen / Werte oder Ziele zu werben (ja sie haben sogar quasi eine eigene Volkspartei) - so wie jede andere Interessengruppe auch? Ebendies fordern wir ja auch von islamisierten bzw. islamischen Staaten wie dem Iran, Saudi Arabien u.a.

Der "Vorteil" einer jedweden Religion oder auch gruppierenden Ideologie ist evolutionärer Natur - wenn auch nur temporär. Erst durch Abgrenzung einer Gruppe gegen andere verschafft man den Mitgliedern der eigenen Gruppe temporär evolutionäre Vorteile in einer gesellschaftlichen Situation, die nicht nur bis in die demokratische Mitbestimmung wirken, ja deren Grundprinzipien zugunsten dieser und damit zulasten der anderen außer Kraft setzen können - denn nicht zuletzt basieren Religionen bzw. die Religionsgruppierungen auf Prinzipien, die weder modernen demokratischen Grundsätzen entsprechen noch die konkrete Meinung des Einzelnen repräsentieren. Darin sehe ich eine der größten Gefahren für demokratische (Rechts-) Staaten in der kommenden Zukunft (und inzwischen wohl nicht nur ich - schaut man nach Ägypten, Irak usw.).

Ich halte es dennoch für gefährlich zu glauben, dieser Vorteil sei derart im Sinne der Allgemeinheit, als das diese Organisationen nicht nur den Schutz der Gesellschaft, sondern vor allem besondere Privilegien manifestiert bekommen müssten. Die Kirche hatte zur Zeit Adenauers höchst eigene Interessen, die wenig mit dem Wohlergehen aller zu tun hatte - so stand vor allem die Selbsterhaltung der eigenen Kirche auf deutschem Boden im Kerninteresse. Die Kirche quasi als eine Art "Garant" für die Freiheit mißzuverstehen, halte ich für brandgefährlich, denn so könnte eine zukünftig andersgelagerte Situation auch dazu führen, das die Kirche Freiheit und Rechtsstaatlichkeit anderer unterläuft, nur um die eigenen Interessen su sichern. Womöglich stehen wir bereits heute vor ebensolcher Situation.

Die USA stand dem unter Bush bereits kurz zuvor und die Religion wurde nicht unwesentlich Instrument der Kriegstreiberei gegen die "Ungläubigen" im mittleren Osten, die zu Unrecht auf dem dem "freien Amerika" zustehenden Öl hock(t)en. Teils rasende Reden von Geistlichen in "Staats-TV" wie von Kanzeln fachte ein Feuer nicht unwesentlich zusätzlich an, was allein mit Lug und Trug nicht richtig brennen wollte. Bush selbst nannte "seinen" Krieg mehrfach öffentliche eine "heilige Aufgabe" bzw. einen "Auftrag Gottes". Heute werden - vor allem in Regionen der mittleren USA - Menschen mit vorderasiatischem oder gar islamischen Background , von "Christen" ins soziale Abseits gedrängt, beschimpft und inzwischen nicht selten sogar auf staatlicher Ebene zweitklassig bis diskriminierend behandelt - von "Christen" in der Form von Amtspersonen, Polizisten, Richtern, Politikern in Ämtern - denen die klare Trennung von Staat und Weltanschauung mal eben "*sch***egal*" ist, wenn sie einen solchen Menschen / Bürger vor sich haben. Aber auch Nichtgläubige werden inzwischen wieder häufiger sozial ausgegrenzt und mancheiner sieht sie als "Verräter am Vaterland". Wenn man schon nicht glaube, so müsse man doch in solch schweren Zeiten die christlichen Traditionen hochalten, die kursierenden Ideologien mittragen usw. In Deutschland sind wir davon (noch) ein gutes Stück weit weg, wenngleich man ihn einzelnen besonders "christlich geprägten" Regionen ähnliche Ausgrenzungen beobachten kann - z.B. in manch erzkatholisch-bayrischen Ort.

So glauben z.B. allen Ernstes nicht wenige christliche Amerikaner, der Islam wolle die Herrschaft über ihr Land und ihnen den Islam bringen, was die US-Armee (natürlich) verhindern müsse.

Ein säkularer wie neutraler Staat reduziert diese Option der Ungleichgewichtung auf ein Minumum und sichert den freien Wettbewerb zwischen Religionen, Ideologien und Weltanschauungen wie den daraus erwachsenden Meinungen und Positionen.

Das viele Vertreter - historisch bedingt - besonders präsenter Religionen keinen freien Wettbewerb wollen, hat daher klar erkennbare Hintergründe. So wirkt unser Erbe der Zentrumspartei bis heute selbst über unser Grundgesetz nach... Laizismus ist eine Notbremse, wenn der Zug bereits nicht mehr anders zu stoppen ist.

Laizismus ist der einzige Ausweg für Demokratien, bei denen das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist und einzelne große Glaubensgruppe den Staat derart über Gebühr diktiert und die Demokratie somit nicht mehr funktionieren kann.

Demokratien sind nun mal leider nicht die vollkommene Lösung - bisweilen aber immer noch beste, weil freiheitlich-toleranteste Staatssystem was wir haben - die Verprlfichtung zur Neutralität sollte daher nur logische Folge und selbstverständlich sein. Schulen wie öffentliche Einrichtungen, die Justiz wie auch unsere öffentliche Verwaltung sind die Grundpfeiler unseres Staatswesens, deren religiöse wie ideologische Neutralität gegenüber jedem Einzelnen sollte uns eigentlich selbstverständlich sein. Da gibt es noch einiges zu tun - im Kleinen wie im Großen.

Unsere heutigen Bürgerrechte und Freiheitswerte haben - wenn überhaupt und entgegen vielerlei Behauptungen - nur marginalen Ursprung im Christentum. Noch während der Zeit der christlich-dominierten Diktaturen waren es die Aufklärer, die ein neues Gesellschaftsbild forderten und dabei zuweilen auch die Kirchen an ihre Christenlehre "erinnerten", dafür nicht selten starben oder Ausgrenzung erfuhren. Das Prinzip der Aufklärung wie auch demokratischer Mitbestimmung ist zudem weitaus älter und findet seine Ursprünge u.a. im alten Griechenland.

Einen Großteil unseres heutigen Wissens haben wir ebenso griechischen wie islamischen Vorfahren zu verdanken, während im christlichen Europa über viele Jahrhunderte wissenschaftliche Dunkelheit herrschte, die Kirchen den Wissenstransfer im eigenen Machtinteresse fast uneingeschränkt dominierten und kanalisierten. So hat auch das hohe Gut der Bildung seinen Stellenwert in Europa erst durch Aufklärer (wieder-)finden können.

In manchen Regionen der USA drehen die Religiösen die Uhren sogar rückwärts und versuchen mit wachsendem Einfluß die wissenschaftliche Ausbildung ihrer Kinder zu verhindern - wohl aus Angst das ihnen die Argumente für den ihnen auferlegten bzw. aufdoktrinierten Glauben ausgehen könnten. Da tritt der Religionserhalt über die Rechte des Einzelnen wie gar anderer hinweg - im höchsteigenen Interesse der Religion.

Die christliche(n) Religionskirche(n) sozusagen als "zweites Sicherungsseil" einer modernen, toleranten, demokratischen Gesellschaft zu verstehen- wie das auch mancher Politiker tut - halte ich für höchstgefährlich, denn immerhin folgen diese nicht eigendynamischen, sondern diktatorischen Führungsprinzipien und Machtstrukturen. Was in einer konkreten Situation der gesamten Gesellschaft einen Vorteil bietet, wird mit der Zeit zum stetig wachsenden Nachteil immer mehr Menschen, denn die theologischen Religionen folgen irreversiblen wie nicht revisierbaren Prinzipien absolutistischer Natur, die zwar vom Menschen erfunden, dem Verstand anderer Menschen aber selbsterklärt verschlossen bleiben müssen. Das aber hat auf Dauer nie funktioniert - in der Menschheit wie jeder anderen irdischen Art.
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Die meisten Antworten habe ich bereits selbst gegeben.
Nun, dann können wir das Thema ja beenden!

Du hast das Thema begonnen, mit einem Musterbrief von Michael Schmidt-Salomo, dem Vorstandssprecher der atheistischen Giordano Bruno Stiftung
http://www.giordano-bruno-stiftung.de/
Das sind dieselben Leute, die für eine „Leitkultur: Evolutionärer Humanismus“ eintreten. http://www.giordano-bruno-stiftung.de/
Kurz gesagt ihre Weltsicht, soll in Deutschland bestimmend werden.

Einfallsreich sind sie, und sie haben allerhand medienwirksame Aktionen gestartet. – Ja, das muss ich zugeben.
Nun ja, sie haben ja ein Ziel und für dessen Verwirklichung müssen sie kämpfen!
Denn ihre Weltsicht unterscheidet sich, denke ich mal, mindestens zu 90 % von der Weltsicht der Deutschen.

Im Ethikunterricht werden die Feste so abgehandelt, wie sie heute von den meisten Deutschen gefeiert werden, nebst ihrer christlichen Hintergründe.
Weihnachten, Nicolaus, Martini, Ostern… feiere ich jedes Jahr einerseits absolut christlich, andererseits treffe ich mich auch mit meiner nichtchristlichen Verwandtschaft und wir feiern es gemeinsam, dann mehr so wie anderen die Feste verstehen und lieben.

Demokratie heißt nicht zuletzt, dass die Mehrheit bestimmt und nicht eine radikal atheistische Minderheit, die sich und ihre Weltsicht zur Leitkultur aufschwingen will.

Ich stimme übrigens nicht nur dem ehem. Bundespräsidenten Johannes Rau zu, sondern auch dem jetzigen Bundespräsidenten Christian Wulff. Der Islam gehört zu Deutschland und je eher wir das begreifen umso besser. Gerechtigkeit in einem Land gibt es nicht, wenn eine Minderheit bestimmt, auch wenn diese sich selbst noch so für gerecht, neutral, tolerant… hält. - Gerechtigkeit gibt es nur, wenn alle gesellschaftlichen Kräfte ein Mitspracherecht haben, dazu gehören die Kirchen, dazu gehört der Islam.

LG Christel
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von pOng »

...Thema beenden...
Was nun?
Eingeschnappt oder mißverstanden? Ich habe ja nicht behauptet, alles beantwortet bzw. meinen Standpunkt zu allem dargelegt zu haben, sondern zu dem betr. Aspekt. Möglicherweise hast Du das überlesen...

Die mir bekannten Standpunkte der GBS teile ich in weiten Teilen - wenn auch nicht vollends unbedingt. Ich habe die Links angebracht, weil dort auch die Themen dargelegt werden, die auch mich beschäftigen und die auch ich in weiten Teilen so sehe - demnach gibt es auch andere Menschen neben mir, die - aus welchen Gründen auch immer - ähnliche Meinungen oder Vorstellungen einer freien, neutralen Gesellschaft haben. Ich binauch ohne eine Gruppierung oder Vereinigung in der Lage, mir meine eigene Meinung zu bilden und ebenso hätte ich andere Quellen zitieren können, die da ähnlicher oder gleicher Meinung sind.

Apropos einfallsreich - ist das negativ? Immerhin sind Kirchen ja selbsterklärt auch gern und sehr "einfallsreich" und ringen in- wie extern um "Einfälle" wie man um neue Mitglieder / Anhänger oder mehr politischen Einfluß wirbt. Jedes Unternehmen muß "einfallsreich" sein um seine Produkte und Waren anbieten zu können.

In einer freien Gesellschaft bestimmen die gesetzlichen Regeln über das, was im Wettbewerb erlaubt ist und was nicht.

Geht es Dir um DAS, was gesagt wird oder WER das sagt? In einer freien Gesellschaft sollte es keinen Unterschied machen, wer etwas sagt, sondern um die Inhalte.

Ich weiß nicht, won welchem "Weltbild" Du da sprichst, das zudem angeblich dem von 90% der Deutschen widersprechen würde. Aber womöglich klärst Du mich da ja noch auf...

Herrn Christan Wulf habe ich ebensowenig gewählt wie Herrn Rau - dabei war mir Herr Rau immer noch wesentlich lieber als Herr Wulf. Nach meiner Stimme hätte Herr Gauck die Position besetzen sollen - auch wenn er manch Deutschen ein womöglich "zu bunter Hund" ist/war.

Und ausgutem Grund stehen auch nicht mal annähernd 90% (in Umfragen wohl inzwischen knapp die Hälfte - in seiner geschlossenen Wahl wenig mehr) hinter Herrn Wulf, der mir als Bürger-Politikereher mißfällt - so wie mir auch seine niedersächsische arrogante Politik mißfällt, die in einigen Stücken klar verfassungswidrig und wider den modernen Bürgerrechtskonventionen ist, weshalb inzwischen sogar pensionierte Richter gegen seine Gesetze klagen (und das wahrscheinlich recht erfolgreich).

Auch Strauß war ein "großer" Politiker - was ihn als Menschen nicht glaubwürdiger oder integrer macht - denn er war (historisch belegt) ein mindestens ebenso großer Verbrecher zugleich. Nicht überall wo Christ drauf steht, steckt wohl auch einer drin...

Ich möchte ungern eine grüne oder rote deutsche Regierung, aber die (angeblich) christlich-konservative Arroganz deutscher Christdemokraten hat schon in der Vergangenheit dazu geführt, das die Deutschen bei Wahlen zeigten, was sie davon halten bzw. das sie das nicht mehr haben wollen. Und wenn die Wähler bereits Rote oder Grüne wählen gehen, dann muß da - aus der Sicht der Wähler - schon einiges im Argen liegen. Und ich wette das eine stärkere Christianisierung der selbsterklärten Volksparteien CSU/CDU genau dorthin und noch weiter führen würden - weg vom Willen immer größerer Gruppen der Bürger, die ja auch die Wähler sind.

Offensichtlich hast Du meine Texte nicht gelesen ODER fehlinterpretiert. In einem demokratischen Staat hat JEDER ein Mitspracherecht - Demokratie aber funktioniert nur, wenn alle Mitbestimmungsrechte gleich verteilt sind - und das sind sie in unserem Land nicht, solange einzelnen Gruppen Privilegien in Form z.B. hoheitlicher Rechte eingeräumt werden, die zudem anderen verschlossen bleiben. Warum z.B. sollte eine Grupperung wie die GBS oder werauch immer nicht die selben Rechte und Privilegien genießen, die die Kirchen als selbstverständlich für sich beanspruchen- entweder alle oder keiner. Anders funktioniert Gleichbehandlung nun mal nicht - und ohne Gleichbehandlung gibt es keine echte Freiheit, keine Neutralität.

Btw sind Präsidenten Schwätzer - je nachdem wo sie auftreten, erzählen sie das, was die Audienz hören will.

Afaik ist auch die GBS eben NICHT für die Eliminierung der Mitspracherechte von irgendwem, sondern für die Gleichbehandlung - z.B. auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner aller.

Warum im Detail (es sollte eigentlich offensichtlich und logisch sein) habe ich bereits ausgiebig dargelegt (und darauf gehst Du offensichtlich mit keinem Wort ein - demnach gehe ich davon aus, das ich richtig liege)
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

@
...Thema beenden...
Was nun?
Eingeschnappt oder mißverstanden?
Nein logisch!
Das ergibt sich logisch aus dieser Aussage:
niels hat geschrieben:Die meisten Antworten habe ich bereits selbst gegeben.
Wie immer das auch gemeint war…



@
Die mir bekannten Standpunkte der GBS teile ich in weiten Teilen - wenn auch nicht vollends unbedingt. Ich habe die Links angebracht, weil dort auch die Themen dargelegt werden, die auch mich beschäftigen und die auch ich in weiten Teilen so sehe - demnach gibt es auch andere Menschen neben mir, die - aus welchen Gründen auch immer - ähnliche Meinungen oder Vorstellungen einer freien, neutralen Gesellschaft haben.
Ich wiederhole, um hervorzuheben:
… - ähnliche Meinungen oder Vorstellungen einer freien, neutralen Gesellschaft haben.
Dagegen die Vorstellungen des GBS (Giordano Bruno Stiftung)
http://www.religionsfreie-zone.de/
http://www.schmidt-salomon.de/ferkel.htm
http://www.kirchenaustrittsjahr.de/

Ob das neutral ist?

Oder das? http://www.leitkultur-humanismus.de/
Ob eine Leitkultur im Sinne des GBS neutral sein kann?

Ich bezweifle das? Leitkultur bedeutet aus meiner Sicht die Führung übernehmen, nicht Gleichbehandlung.



@
Apropos einfallsreich - ist das negativ?
Nein, so war es nicht gemeint! - [Ich weiß jedoch, auch "kreativ" kann negativ sein, wenn es um das „kreativ Böse“ geht (Zimbardo). Rational weiß ich das, und weiß, dass ich es beachten sollte.]

Emotional und ziemlich generell ist „kreativ“ bei mir positiv besetzt, auch dann, wenn es meinen Interessen entgegensteht.
So habe ich schon überlegt, ob ich mir den toten durchkreuzten Fisch zulegen sollte. Ergänzt durch einen lebendigen fröhlichen Fisch, ist es ein Aufruf zur Auferstehung, so nach dem Motto „He Christen, keine Müdigkeit. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom! Auf, seid lebendige, fröhliche Fische im Strom des Lebens.“ http://www.kirchenaustrittsjahr.de/node/66



@ Was den Bundespräsidenten betrifft, mir wäre Herr Gauck auch lieber gewesen.
Was mich nicht daran hindert, Herrn Wulf zuzustimmen.

Ich denke, generell gehören alle Gruppen innerhalb einer Gesellschaft an einen Tisch, müssen sich auch als Gemeinschaft zu Wort melden können, nur so werden die Interessen aller berücksichtigt.
Dazu gehört auch der GBS. Wobei er nach meiner Einschätzung, die Position einer Minderheit vertritt. – Wie Du selbst schon geschrieben hattest, Konfessionslose sind nicht gleich Atheisten oder Kirchenfeindlich. Unabhängig davon, ist manchem beim GBS vielleicht auch zu viel „Ismus“ drin. Selbst ein Atheist ist nicht gleich Anhänger des GBS.

LG Christel
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von niels »

...logisch...
Nein das ist nicht "logisch". Wenn ich eine der (mehreren) Thesen / Standpunkte meines wie meiner Postings derart bezeichne, dann meinte dies wie ich nicht den ganzen Thread wie die Thematik insgesamt. Bitte lies nochmal.

Danke übrigens für die (z.T. recht lustig gemachten) Websites.

Die GBS ist wie jede andere Gruppierung mit politischen wie gesellschaftlichen Zielen - ebenso auch die Kirche - NICHT neutral und braucht es auch nicht sein, denn sie repräsentiert nicht den Staat. Sie wirbt - ebenso wie andere Gruppierungen - um Mitglieder, Anhänger wie Befürworter.

Allerdings hat /auch) die GBS Recht, wenn sie gleiches wie auch gleichbehandelndes Recht für alle fordert - für jeden einzelnen. Und dies ist nur über einen neutralen Staat überhaupt erreichbar.

Die Idee mit dem "Evolutionstag" übrigens finde ich besonders lustig, denn entweder gibt man jeder Weltanschauung solche gesetzlichen Feiertage oder niemandem - oder regelt das so, das jeder im Jahr eine fixe Zahl Feiertage für sich bestimmen kann - sozusagen als zusätzliches Recht zum gesetzl. garantierten Urlaub. Was dann wer warum damit macht, ist allein seine Sache. Das verstehe ich z.B. unter Religionsfreiheit und staatlicher Neutralität.

Die "Aktion religionsfreie Zone" widerspricht ebenso nicht meinen Ausführungen, denn sie bezieht sich explizit auf private bzw. privatrechliche Räume - die Kirche duldet in ihren Räumen ja auch keine bekennenden Atheisten in ihren Räumen - jedenfalls nicht, wenn sie auch noch den Mund aufmachen und ihre Meinung kundtun/verbreiten.

Das mancheinem eine Stadt tagelang voll öffentlich bekennender Religiöser zuweilen auch lästig werden kann und er deshalb nach Rückzugsräumen sucht, ist für mich nachvollziehbar. Ebenso würde mir wohl auf den Docht gehen, wenn in meiner Stadt über Tage hunderttausende Fans einer hier auftretenden Boygroup Straßen, Plätze wie Gastronomie in Beschlag nehmen und deren Pop-Songs trällern wie sich über die Künstler gegenseitig "aufhypen" - aber das kann ja jeder für wie mit sich selber abmachen.
Führung
So?
Wer soll dann dann wen führen? Und wie - nach welchen Maßstäben? Nen "Führer" haben wir ja zum Glück nicht mehr und unsere gewähl.ten Parlamentarier sind auch keine Könige - der letzte Kaiser ist (auch zum Glück) schon lange weggelaufen...

Es ist übrigens auch nicht Aufgabe eines Staates, eine "Leitkultur" zu definieren. Ganz nebenbei halte ich schon den Begriff für ein Stück weit irreführend - suggeriert sie doch das Gesetze und Vereinbarungen in Exekutive, Legislative wie Judikative nicht ausreichen, ein Zusammenleben zu organisieren. In Ländern die das klar neutral zu halten bestrebt sind, leben die Menschen afaik nicht schlechter.

Kultur ist ein Abbild dessen, was die Leute tun - nicht dessen, was sie tun sollen.

Wenn Menschen eine Leitkultur suchen bzw. haben sollen, dann sollen sie das selbst tun und selbst entscheiden, wen oder was sie als Leitbild sehen wollen.

Wenn z.B. Menschen in Zeitgenossen wie Herrn Gutenberg eine "Leitfigur" oder "Leitbild" sehen, der ein Repräsentant einer "Leitkultur" sein will/wollte - und davon gibt es heute immer noch viele - dann ist das deren Ding. Wäre dieses dagegen staatlich verordnet, wie es auch die Nazis taten, dann wär ich wohl schon aus dem Land geflohen, denn die gern und am lautesten verkündeten "Eigenarten" angeblich "typisch deutscher Leitkultur" entsprechen oft nicht meinen Leitbildern oder vieler dessen in meinem persönlichen Umfeld.

Statt über "Leitkulturen" nachzudenken sollten unsere Regierungen mal wieder das Grundgesetz zur Lektüre nehmen und die ihnen auferlegten Aufgaben sach- wie fachgemäß abarbeiten - ich denke da gibt es mehr als genug zu tun. Die Wähler sollten sich überlegen, was ihnen wirklich wichtig und was ggf wie realisierbar ist und entsprechend an die Wahlurnen treten, statt in jeder Runde der jeweils neu von den Parteien aufgepumpten "Leitfiguren" und dessen Geschwätz zu trauen und zu bejubeln. Unsere verlogene, unehrliche Politik ist ein Produkt aus Wählerblindheit, politischem Verdruß und Egoismus der vom Volk privilegierten. Das IST momentan deutsche Kultur - oder "Leitkultur" (und das in jeder Deutung).

Ausweg aus der Misere kann nur Bildung und ein freier Informationsfluß (Transparenz) des Staates bieten - keine Beschwörungen der 10 Gebote oder der Korans, keine Ideologie und keine Angst vor der Hölle oder die Hoffnung auf einen Himmel - ganz offensichtlich.

Staatliche Neutralität allein ist der kleinste gemeinsame Nenner einer maximiert toleranten Gesellschaft - jeder Kompromiß erfolgt zu Lasten von bestimmten Gruppen oder Minderheiten (was man auch Diskriminierung nennt).

Wenn irgendwelche Religionen gem. Ihrem Glauben innerhalb ihrer Gruppe diskriminieren,- dann lässt sich dies wohl nur schwer ändern - kann aber nicht auch Maßstab einer toleranten und selbstbestimmenden Gesellschaftsordnung sein. Selbst was wir privatrechtlichen Unternehmen verbieten oder vorschreiben (Beispiel Arbeitsrecht) greift nich auf kirchliche oder religiöse Körperschaften. Das ist zwar schade, aber letztendlich Sache derer, die das mitspielen - soweit sich diese aus freier, eigener Entscheidung dafür entschieden haben.

Womöglich definiere ich Freiheit und Toleranz nur konsequenter als Du - aber Freiheit und Toleranz gibt es m.E. nur dort, wo es konträre Standpunkte gibt - andernfalls bleiben es hohle Worte.

Cheers,


Niels.
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Re: "Zwangschristianisierung" unserer Kinder?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Womöglich definiere ich Freiheit und Toleranz nur konsequenter als Du - aber Freiheit und Toleranz gibt es m.E. nur dort, wo es konträre Standpunkte gibt - andernfalls bleiben es hohle Worte.
Ganz sicher nicht! Wir gehen an das „Problem“ lediglich von unterschiedlichen Standpunkten heran.
Die Freiheit des einen, ist nun mal die Unfreiheit des anderen.

Ich bin Christin! Wo der „Fisch“ durchgestrichen ist, da werde ich nicht geduldet. Also Null Freiheit und Nulltoleranz für mich. Und wo diese Leute die Leitkultur abgeben, die der GBS ja anstrebt, bin ich als Christin im Nachteil, da ist meine Freiheit eingeschränkt.

Wie der GBS jedoch religionsfreie Zonen durchsetzen will, ohne ihre eigenen Leute zu bekämpfen, ist mir in diesen Zeiten der atheistischen Religionen schleierhaft. Schau mal:
„Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich“ http://www.atheistische-religionsgesell ... /statuten/ :D
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