So gesehen ist jede neue Religion eine "Abspaltung" von irgendwas [früherem]. Auch die Gruppe(n) rund um Jesus inkl. seiner Person wurden und werden selbst theologisch als "Sekte" bezeichnet.Abspaltung
Jede der klassischen Religionen arbeitet mit "mentaler Programmierung" - wenn auch auf z.T. sehr verschiedene wie verschieden intensive Weise. Die meisten (wenn nicht sogar jedes) Ritual, jedes Gebet, jede Messe und wohl oft auch Predigt dient nicht zuletzt zur Vertiefung des Glaubens - nicht einer nach Objektivität bestrebten Herangehensweise. Die einen - nicht nur die moderneren - sprechen das offen aus, die anderen weisen das eher von sich - tun tun sie es quasi alle. Z.B. ist es für viele Juden selbstverständlich, sich sogar recht modernen Methoden der "mentalen Programmierung" zu bedienen und man spricht da wohl auch offen drüber. Ähnlich sehen das einige buddhistische Strömungen. Problematisch wird es dann, wenn man die programmierten Strukturen als "höchsteigene Erkenntnis" missdeutet, denn das sind sie ja nicht (und Glaube impliziert das so i.d.R. auch) - aber auch das ist ein Phänomen, was sich bei vielen Gläubigen nahezu aller Religionen wiederfinden lässt....
Ich suche das bei Gelegenheit mal raus - das war mal Thematik auf einer Phönix Doku. Die auslegungen der Theologen waren im Detail schon verschieden, der eine betrachtete den Begriff mit "religiöse Sondergruppen" (wobei ich nicht weiß, woran er denn eindeutig "Sonder" festmachen wollte. "Abspaltungen" oder "Absonderungen hat man mit jeder Religionssstiftung ebenso wie auch in Um-, Neu- oder Regruppierungen. Aber selbst wenn nun die "Absonderung" wichtig sein soll, ändert sie an der Legitimierung wenig - es sei denn man wollte z.B. das Christentum selbst illegitimieren, das sich ja aus dem Judentum "absonderte" oder "abspaltete"...Du verstehst...
Autsch,"destruktive Kulte"
eine solche Begrifflichkeit ruft schon nach Kopfschmerz.
Die wenigsten Religionen werden selbsterklärt die aktive Zerstörung der Menschheit zum Ziel haben wollen. Quasi alle wollen nur das Gute. Das jeder, der etwas neues schaffen, erreichen will, dabei auch altes zerstört, liegt in der Natur der Dinge.
Darüberhinaus ist Destruktivität ein weithin subjektiver Begriff, der nur unter engen, fokussierten Bedingungen Gültigkeit haben kann.
In einer modernen Gesellschaft sind Religionsgruppen nur in ihrem Tun kritisierbar, wenn Straftaten [gegen Dritte] begangen werden - wenn diese Taten in der Gruppendynamik begründet wie der Gruppe zuzuordnen sind. Darüberhinaus ist jeder frei in seinen Gedanken, Meinungen usw. - und ist ebenso für sein Tun verantwortlich.
Die Idee einer sozialen religiösen "Hygiene" durch Einteilen von Religionen wie Glaubenskonzepten in "gut" und "böse" - "konstruktiv" wie "destruktiv" ist lediglich irreführend anmaßend und diskriminierend. Da sich jede Religion, jedes Glaubenskonzept auf unbeleg- wie widerlegbare Behauptungen stützt, wird man auch das Glaubenskonzept nicht mit Verstandesprinzipien widerlegen bzw. delegitimieren können.
Unsere Gesellschaft hat sich dafür entschieden, das religiöser Glaube nicht mit Verstand widerlegbar ist - dies muß dann aber auch für alle gelten - nicht nur die, die irgendwer irgendwo - oder auch nur eine Mehrheit - für "gut" oder "nicht gut" hält.
Apropos Freiheit:
Der Anschluß an jede [absolutistische] Religionsgruppierung bedeutet in erster Linie Abgabe von Freiheit bzw. Beschränkung dieser - wenn auch von den Beteiligten gewollt (was für die Kirchen ebenso gilt wie für Rastafaris oder Scientology...). Erst wenn Beschränkungen GEGEN den Willen des Einzelnen erfolgen, ist das nicht mehr legitimierbar - aber auch kriminell, was dann nicht mehr legitim ist. Das dies dennoch [in Deutschland] ungestraft passiert wie passieren kann - im Christentum wie anderswo - liegt u.a. im bisher m.E. fehlenden säkularen Staat Deutschland.
M.E. wird übrigens auch keine Religion dadurch legitimer als jeder andere e.V., das man ihr eine KödR zubilligt - denn auch diese müssen eine Satzung vorweisen, die rechtsstaatlichen Prinzipien entspricht.
Die Buchzitate kann ich nur soweit bestätigen - lediglich die "Kategorisierung" halte ich für prinzipbedingt unvollständig bzw. kann man vieles nicht so unbedingt in Schubladen stecken (aber es ist offen ob die Autorin das so auch zum Ziel hatte oder stattdessen nur die "bekanntesten" Gruppierungen betrachten wollte).
Sektierung kann übrigens auch vergleichsweise "unbemerkt" passieren - z.B. wenn ein Priester in einem womöglich relativ kleinen Ort (z.B. In den Alpen Bayerns) seine eigene "Schiene" fährt oder auch einzelne Personen in einem Ort sich zwecks "besonderem christlichem Engagement" gruppieren... Eine Sekte muß sich weder einen Namen geben, noch unbedingt selbst als "Absonderung" verstehen.
Der zitierten Theorie "destructive mind control" von Hassan kann ich so nur eingeschränkt folgen, da Destruktivität ein weithin subjektiver Begriff ist und sich nach unserem modernen / heutigen Verständnis lediglich an strafbaren Handlungen festmacht - sprich etwas gegen den Willen desjenigen erfolgt - was er aber (soweit ich ihn verstehe) nicht darauf beschränkt.
Jede absolutistische Religion ist destruktiv. Jede Religion ist soweit erlaubt und legitim, als das sie keine strafbaren Handlungen begeht (wozu ja z.T. auch die Anstiftung zu Straftaten zählt).
Eine Sektenberatung kann Menschen lediglich darüber aufklären, ob eine Sekte strafbar handelt oder nicht.