"Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!?

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niels
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"Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!?

Ungelesener Beitrag von niels »

Nach den Anti-Papst-Protesten springen Politiker und Kirchenvertreter dem Pontifex zu Hilfe und tun die Demonstranten als Schmarotzer und Vandalen ab. Das könnte gefährlich werden - denn die Wut der spanischen Jugend sitzt tief.

Das ist interessant, denn im traditionell katholischen Spanien (über 92% der Spanien sind offiziell "Katholiken") richten sich die Demonstrationen vor allem gegen die exorbitanten Kosten von ca. 50 Millionen Euro, die der Papstbesuch kostet, und der aus der eh schon schwachen, vor der Insolvenz stehenden Staatskasse bezahlt wird - also zu Lasten aller Spanier...

In Deutschland werden derartige Kritiken mit einem handwinken oder stoischer Ignoranz der Kirchenvertreter abgetan - dabei machen Katholiken in den besuchten deutschen Regionen gerade mal wenige Prozent aus. D.h. von 10 Leuten bezahlen alle 10 ungefragt für eine Veranstaltung, für die sich nicht einmal einer überhaupt interessiert.

Folgt man den Argumenten der Kirche, die die Kosten in Vergleichen wie "Deutschland sucht den Superstar" oder der "Formel 1" zu rechtfertigen sucht, dann fehlt jedwede Sachlichkeit. Beispiel: Würde man in Deutschland ein (von Kirchenvertretern gern und häufig "verteufelten") Konzert der weltweit bekannten / berühmten Rockband "AC/DC" mit freiem Eintritt organisieren, dürften sich problemlos mehrere hunderttausend Deutsche Fans zum Konzert einfinden (bereits bei den ausverkauften Konzerten in Deutschland kamen insgesamt über eine Millionen...). Die Band AC/DC erbringt somit - könnte man gleichartig argumentieren - und quasi "nebenbei" einen enormen "kulturellen Zugewinn" für die Gesellschaft und weckt mindestens ähnlich großes Interesse im Lande wie auch im Umland. Dennoch käme niemand auf die Idee, das es legitim wäre das Konzert aus der Steuerkasse zu finanzieren - selbst wenn die Band zusagen würde ihren Auftritt kostenlos zu absolvieren.

Auch die (Falsch-)Behauptung, die Veranstaltung würde "sich selbst tragen", ließe wohl kaum jemand gelten. Wäre dies im Fall Spanien oder Deutschland der Fall, dann frage ich mich, warum überhaupt ein solch heftiger Griff in die Steuerkassen erforderlich ist?

Ob Katholik oder AC/DC Fan - die Steuerkasse hat anderen und dringlicheren Aufgaben im Sinne aller zur Seite zu stehen, seien es sozialer, wirtschaftlicher oder auch bildungspolitischer Art. Natürlich kann man dem Papstbesuch soziale faktoren nicht absprechen- aber ebensowenig auch einem AC/DC Konzert oder anderen kommerziellen Großveranstaltungen.

Niemand vergönnt den Katholiken "Ihren" Papst wie dessen Besuch - doch bitte, bitte organisiert Eure Besuche und Festivitäten auf Eure Kosten - und nehmt hierfür nicht die Allgemeinheit ungefragt in Anspruch. Ebenso machen wir das nämlich auch und ganz selbstverständlich, wenn wir Veranstaltungen besuchen oder Star's live sehen wollen - und wir bezahlen sogar selbst dafür. Wäre es nicht inakzeptabel, wenn wir Euch für die Kosten unserer Veranstaltung aufkommen lassen würden - genauer gesagt: die ungefragte Allgemeinheit?

Und, die Behauptung das wir Kritiker alle "LINKE" sind, ist ebenso falsch wie ignorant. Kritiken gibt es aus allen Lagern und Ebenen, den bürgerlichen ebenso wie unter einer Mehrheit der Christen, ja sogar einige Katholiken sehen die Organisation höchst kritisch.


Deutsche Jugendliche stehen Schlange vor Beichtstühlen, während junge Spanier Protestparolen gegen den Papst auf Madrids Straßen brüllen: Verkehrte Welt im katholischen Spanien, so scheint es auf den ersten Blick.


Ja,
das hätte vor noch knapp 5 Jahren auch niemand geglaubt, das in Europa die Forderung nach der Trennung von Staat und Kirche zuerst im als "katholisch geprägt" gefeierten Spanien laut wird. Das die Mehrheit der deutschen regionale wie lokalen Medien alle Kritiken für illegitim erklärt, weil keine "politische Forderungen" manifestieren sondern sich allein "gegen das Christentum" richten würden, ist ebenso sachlich wie journalistisch falsch.

Besonder interessant find ich den Fakt, das ausgerechnet eine typische "süddeutsche" Zeitung sich differenzierter zur Thematik äußert, als dies die Mehrheit der kleinen Pressemedien im Lande in der Lage zu sein scheint oder sonst für die etablierten Medien der "Intellektuellen" üblich sein dürfte.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/pro ... -1.1132482


cheers,


Niels.
Liborius
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Re: "Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!

Ungelesener Beitrag von Liborius »

Es ist eine Aktion bestimmter Kreise, sie mit falschen Angaben die spanische Jugend Populistisch aufwiegelt.
Natürtlich ist die Arbeitslosigkeit innerhalb der Jugendlichen besonders groß. Das ist ein problem des Staates nicht der Kirche. Ausserdem könnte sich jeder spanische Jugendliche um eine Arbeistplatz ausserhalb der Heimat bemühen, die EU machts nämlich möglich.
Die Kosten für den Weltjugendtag bringt die Kirche und die Teilnehmer selbst auf.

Fernando Giménez Barriocanal, der Finanzchef der Veranstaltung, versichert, dass der Weltjugendtag den Steuerzahlern keinen Euro kostet, sondern Spanien mindestens 10 Millionen Euro an wirtschaftlichen Gewinn bringen wird.
Zusätzlich stellt die spanische katholische Kirche klar, dass der Weltjugendtag nicht nur keine Kosten für die Steuerzahler, sondern auch erhebliche Vorteile für Spanien mit sich bringt, mehr als 100 Millionen Euro werden die Kassen der Geschäfte füllen, die Hälfte des Geldes kommt aus dem Ausland.

Ein Papstbesuch braucht natürlich einen besonderen Schutz. Diesen Schutz will aber immer der gastgebende Staat garantieren. Diese Kosten kann man nicht der Kirche anlasten, denn dann müsste man auch protestieren wenn Frau Merkel den Amtskollegen in Madrit besuchen sollte oder der Obama meldet sich zu einem Besuch an.

Warum also der ganze Aufreger?
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niels
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Re: "Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!

Ungelesener Beitrag von niels »

ach,
um welche falschen Angaben handelt es sich denn?

Und wer wiegelt die deutschen Kritiker wie Demonstranten auf - mit welchen falschen Informationen?
Natürtlich ist die Arbeitslosigkeit innerhalb der Jugendlichen besonders groß. Das ist ein Problem des Staates nicht der Kirche
Das ist richtig, und darum geht es den Demonstranten afaik auch gar nicht, sondern darum, das sie alle ungefragt die exorbitanten Kosten des als "Staatsbesuche" ausgegebenen Missions-Besuches mitzutragen haben - die Festivität einer bestimmten religiösen Gruppe auf dem Rücken aller Steuerzahler ausgetragen wird.

Allerdings hat die Kritik auch politische Dimensionen. Man will der Kirche keine politische Verantwortung geben (oder nehmen lassen).
So ist die Kirche zwar nicht für die präkere wirtschaftliche Situation im Land verantwortlich - allerdings möchte eine wachsende Mehrheit auch keine anderen Verflechtungen von Staat und Kirche mehr - wie diese in Spanien oder auch Deutschland praktiziert werden / Realität sind - nicht mehr - sondern einen säkularen oder laizistischen Staat, in dem Religion allein Sache des Religiösen ist und bleibt, Glaube / Ideologie eine persönliche Angelegenheit, die eben keine machtpolitischen Privilegien braucht und auch keinen Anspruch hieran genießt.

Wieder eine andere Mehrheit der Kritiken richtet sich gegen die politischen wie gesellschaftlichen Forderungen Ratzingers als Kirchenoberhaupt an die "von ihm besuchte" Gesellschaft. Ich kann mir gut vorstellen, das z.B. nicht nur manch Homosexuellen das Messer in der Tasche aufzugehen droht, wenn er Ratzingers "Philosophien" aus öffentlich rechtlichen Medien folgen darf, während er weiß das er das Spektakel auch noch mitfinanziert hat...
Zusätzlich stellt die spanische katholische Kirche klar, dass der Weltjugendtag nicht nur keine Kosten für die Steuerzahler, sondern auch erhebliche Vorteile für Spanien mit sich bringt, mehr als 100 Millionen Euro werden die Kassen der Geschäfte füllen, die Hälfte des Geldes kommt aus dem Ausland.
Eine nette Behauptung, deren Beleg bis dato schlicht ausgeblieben ist (und ausbleiben wird).

Die aktuelle wirtschaftliche Situation im Land Spanien verärgert die Leute zusätzlich, da die prekäre Lage des Staatshaushaltes besonders angespannt ist, deren Lasten die große Mehrheit der Spanier nun zu tragen hat, während der Klerus meint, die paar zig Millionen aus dem Staatshaushalt sind doch nur Kaffeekasse...
Fernando Giménez Barriocanal, der Finanzchef der Veranstaltung, versichert, dass der Weltjugendtag den Steuerzahlern keinen Euro kostet, sondern Spanien mindestens 10 Millionen Euro an wirtschaftlichen Gewinn bringen wird.
Nun, das behaupten inzwischen auch die Organisatoren der deutschen Veranstaltung.

Wie das rechnerisch aussehen soll, bleibt bisher deren Geheimnis (obgleich genau dessen Darlegung das Recht des Steuerzahlers wäre), für jedweden Unternehmer wie auch universitären Haushalts-. und Wirtschaftsexperten schlicht ungreifbar - und warum man dann - wenn man doch so sehr dran verdient, derart tief in die Steuerkasse greifen muß, bleibt schlicht ganz offen.
Ein Papstbesuch braucht natürlich einen besonderen Schutz. Diesen Schutz will aber immer der gastgebende Staat garantieren.

Natürlich braucht er den, und die Erfurter freuen sich schon jetzt darauf, das sie während der Anwensenheit weder Fenster noch Balkone nutzen dürfen. Das erinnert sehr an die Sicherheitsbedürfnisse eines echten Staatsoberhauptes - Herrn Busch...

Allerdings macht allein der polizeiliche Schutz der Person gerade mal einen Bruchteil der Steuerausgaben aus. So werden z.B. allein 1,5 Mio Euro in Etzelsbach für die Befestigung von Wegen verausgabt, um nur eine der Positionen zu nennen, die man uns - den Steuerzahler - bis dato öffentlich überhaupt wissen ließ.
Diese Kosten kann man nicht der Kirche anlasten, denn dann müsste man auch protestieren wenn Frau Merkel den Amtskollegen in Madrit besuchen sollte oder der Obama meldet sich zu einem Besuch an.
Das ist unrichtig, denn Papst Ratzinger kommt als Oberhaupt oder Vorsitzender einer religiösen Vereinigung und eben nicht - wie gern behauptet - in staatlich dimplomatischer Vertretung des Vatinakstaates (welche diplomatischen Themen bzgl. des Vatikanstaates vs Deutschland sollten denn besprochen werden / hat Herr Ratzinger denn mitgebracht?).

Somit hat der Besuch Herrn Ratzingers keine andere gesellschaftliche Bewertung zu finden als der Besuch oder Auftritt irgend eines kommerziellen Popstars oder jede andere kommerzielle Großveranstaltung.

Kein Veranstalter irgend eines Großereignisses - seien es Großkonzerte oder große Open Airs mit hunderttausenden oder gar millionen an Besuchern - kann hier aus den Steuerkassen schöpfen und hat für die Finanzierung seines Spektakels schlicht selbst zu sorgen, wird sogar an den Kosten für Sicherheit usw. beteiligt.

Warum bitteschön kassiert man den deutschen Papstbesuchern keinen Eintritt ab (mit z.B: 200-400 Euro pro Person wären die Kosten wohl zu decken und läge im Rahmen anderer Großveranstaltungen), finanziert die Kosten über Sponsoren oder Verträge mit Unternehmen, die ja so kräftig mitverdienen?

Schließlich wollen die den doch sehen und haben bzw daran verdienen? Wie man allerdings ein Steueraufkommen von gut. 200-400 Euro pro Papstgucker generieren will (demnach müsste von denen jeder mindestens das zwei- bis vierfache an Geld ausgeben) bleibt schlicht ein Mythos. Ich wette, das der durchschnittliche Papstbesucher - während seines Papstbesuches - kaum mehr als 10-30 Euro (z.B. für ne Bratwurst und ne Reiseerinnerung) ausgibt.

Das verbratene Erdöl für die Anreise einzurechnen, halte ich angesichts der Klimasituation für unangebracht und es hilft auch keiner lokalen Wirtschaft.

Den Papstbesuch als "Wirtschaftsförderung" zu deklarieren, ist schlicht lachhaft, denn mit den eingesetzten Mitteln wäre - nicht zuletzt gleichberechtigender wie gleichberechtigter - weitaus mehr Wirtschaftsvolumen generierbar - von Nachhaltigkeit will ich erst gar nicht anfangen, denn als ein für die meisten besucher eintägiges Erignis wird jedweder "wirtschaftliche Effekt" gleich einem Strohfeuer noch schneller verschwunden sein, als er gekommen ist. Wirtschaftsförderung durch Steuermittel funktioniert so jedenfalls nicht...

Gerecht ist es eh nicht, denn kaum ein anderer - schon gar nicht allen - religiösen oder gar ideologischen "Würdenträgern" mit Anhängerschaft in Deutschland würde man für Ihre Besuche derart mit Steuergeld zublasen oder gar - ungeachtet der verfassungsfernen bis -feindlichen politischen Position der Person - derart weitreichende politische Ehrerbietungen entgegenbringen.
Liborius
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Re: "Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!

Ungelesener Beitrag von Liborius »

Man kann es nur immer wieder wiederholen. Es ist eine Lüge, dass der spanische Staat für den Weltjugendtag in Madrid etwas zahlen muß.
70% der Kosten zahlen die Teilnehmer selbst oder die Kirchengemeinde, die sie zum Weltjugendtag schickt. Die restlichen 30% kommen aus privaten Spenden von Sponsoren. Im Durchschnitt gibt jeder Teilnehmer in Madrid noch zusätzlich ca. 100 Euro aus, davon finden sich ganz schnell einiges wieder beim Fiskus. Die Veranstalter beziffern die Staatseinnahmen mit 50 Mio Euro.
Kosten der Sicherheitskräfte kann man garnicht korrekt beziffern, denn dazu müssen auch die Kosten des Polizeieinsatz bei den Demonstrationen gerechnet werden. Das sind aber Hoheitsaufgaben des Staates, die mit dem Event nichts zu tun haben.

Was haben denn Kosten der Infrastruktur in Etzelbach mit dem Papst zu tun? Der braucht keine befestigte Wege, allerdings der Bürger aus dem Eichsfeld. Die Gemeinde, zu der Etzelbach gehört, bekommt ohne eigenes Zutun ein prima Straßennetz und hat auch nach dem Papstbesuch etwas davon.
Deine Bemerkungen über den Kerosin-Verbrauch im Zusammenhang mit der Papstreise sind gelinde gesagt etwas komisch. Dann solltest Du auch die Kosten der Thüringer in ihre Feriendominizile anprangern. Erst noch in meinem letzten Urlaub in Mexiko traf ich Thüringer. Tritt hier nicht Deine atheistische Aggressivität gegen die kath. Kirche zu tage?
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niels
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Re: "Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!

Ungelesener Beitrag von niels »

nun,
die realen Zahlen aus Madrid stehen ja noch aus. Dennoch bleibt es Unsinn, denn wenn der Spaß sich tatsächlich rechnen würde, wäre weder ein Griff noch das Verlustrisiko in die Steuerkassen erforderlich noch legitim.

Der Kirchentag in Dresden, der mit Kosten von insges.- wohl 14.5 Mio dem Steuerzahler ein gutes Stück davon - die Kirche kaum einige hunderttausend - kostete, ist nur ein weiteres Beispiel dafür, was uns Kirche so alles - abgesehen von den unmittelbaren und mittelbaren Flüssen von Steuergeld (nicht Kirchensteuer!) in die Kirchen alles kosten. Dafür gibt es weder eine sachliche noch rechtfertigende Legitimation.

und: Nur weil mein Unternehmen - da bin ich mir sicher - recht viele Steuern in der Zukunft generieren und auch sonst (nach meiner Kalkulation) einiges zur Gesellschaft beizutragen hat, legitimiert mich das nicht in die Kasse der Steuerzahler zu fassen - aus guten Gründen.

Und - wenn auch gern weggeredet - es geht nicht nur ums Geld.

Was haben denn Kosten der Infrastruktur in Etzelbach mit dem Papst zu tun?
Das wird Ihnen Herr Landrat Henning sicher genauer darlegen können - bisher hat er ja gegenüber den Medien nur einzelne Beispiele herausgekramt, welchen Millionen welche Maßnahmen mit "bis zu 100% aus der thüringer Staatskasse" bedient werden - dazu zählte er auch die Befestigung der Wege für das Papamobil (schön das die Etztelsbacher zukünftig öfter mal um die Kapelle schippern können ;)...

Eine transparente Darlegung des Griffes in die thrüringer Haushaltskasse wie die des Bundes steht afaik bis dato - obgleich bereits auch von einigen Medien / Journalisten angefragt - immer noch aus. Greifbare Details wird es wohl auch hier erst nach der Veranstaltung geben - wir werden also sehen...

Aber nochmal:
warum bezahlt die Kirche ihren Kram (und um nichts anderes handelt es sich bei der Veranstaltung) nicht einfach selbst? Wer die Party bestellt, muß sie auch schmeißen...

Der braucht keine befestigte Wege, allerdings der Bürger aus dem Eichsfeld. Die Gemeinde, zu der Etzelbach gehört, bekommt ohne eigenes Zutun ein prima Straßennetz und hat auch nach dem Papstbesuch etwas davon.
Interessanterweise sehen das auch ein Gutteil der Etzelsbacher anders...
Deine Bemerkungen über den Kerosin-Verbrauch im Zusammenhang mit der Papstreise sind gelinde gesagt etwas komisch. Dann solltest Du auch die Kosten der Thüringer in ihre Feriendominizile anprangern.
Seit wann bezahlt der Staat private Urlaube? Das wäre mir neu...
Erst noch in meinem letzten Urlaub in Mexiko traf ich Thüringer.
Und? Dafür, das die Mehrheit der Deutschen Urlauber für nicht mal ein oder zwei, vielleicht noch drei Wochen mehr oder weniger regelmäßig und allein zum Vergnügen um die halbe Welt fliegt, habe ich persönlich wenig Verständnis - egal ob nun zu einer Fußball-WM oder einem "Weltjugendtag" (der keiner ist, weil nur eine sehr kleine finanzstarke bzw. kirchlich ausgesuchte Elite daran überhaupt teilhaben können dürfte)...
Tritt hier nicht Deine atheistische Aggressivität gegen die kath. Kirche zu tage?
Was hat Kirche mit irgend einem oder dem "Gott" zu tun - außer der unbelegbaren Selbst-Behauptung (und das behaupten zig andere ebenso) das sie selbst die einzig voll legitime bzw. legitimierte Organisation in dessen Interessenvertretung sei?

Ich habe kein Problem mit dem, was andere für sich Glauben nennen, solange es ihre persönliche Angelegenheit bleibt, sie weder politische noch gesellschaftliche Ansprüche gegen mich oder andere hieraus abzuleiten suchen oder schlicht - z.B. in Form von partialistisch zugeteilten Privilegien - in Anspruch nehmen (können). Meinetwegen kann und soll der Papst jede Woche seine Runden um Etzelsbach drehen - nur möchte ich (und das darf ein Bürger eines modernen Rechtsstaates wohl erwarten) das weder bezahlen noch andere wesentliche Einschränkungen erfahren - ebenso wie das andere Menschen auch von mir erwarten können und dürfen.

mein persönlicher Eindruck erhärtet sich immer mehr, das die heutige lokale wie regionale Politprominenz, die sich so gern im Lichte der (von anderen herbeigeführten) Wende sonnt, inzwischen selbst ihren ehem. politischen Gegner, deren Gebärden, Verhalten und Ignoranz gegenüber jedweder Kritik weitaus ähnlicher geworden ist, als dies dort mancheiner gern zugeben würde... Während die einen an den Erfolg des Sozialismus glaubten, sind die anderen allen Ernstes davon überzeugt, das die Anwesenheit des "heiligen Vaters" quasi Quelle und Lösung für alle regionalen, wirtschaftlichen wie sozialen Probleme sei - sie allein diese Überzeugung dazu legitimiert, jedwede Kritik und demokratioschen Grundprinzipien nicht mehr zu brauchen...
Liborius
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Re: "Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!

Ungelesener Beitrag von Liborius »

Bevor der Papst Thüringen besucht wird er Freiburg/Breisgau besuchen un dauf dem dortigen Regional-Flugplatz ein Event abhalten. Würde ich diese Veranstaltung besuchen wollen, so kostet es mir 65 Euro. Man wird dann in einer Gruppe mit dem Bus von Neuenburg/Rhein zum Flugplatz (30 km) und zurück gekarrt. Da nun die Kirche keinen Eintrittspreis verlangt, gehen die 65 Euro in die Kasse des Busunternehmens und damit über die Steuern in den Staatssäckel.
Wie kann nun ein Atheist behaupten, er würde über seine Steuern meinen Papstbesuch subventionieren? Es ist im Gegenteil ein tolles Geschaft für den Mittelstand und damit auch für den Staat.
Ich werde den Papst lediglich am Fernseher verfolgen, denn 65 Euro, auch wenn darin die Platzmiete vom Flugplatzbetreiber und Kosten des DRK sowie Johanniter für den Notfall bezahlt werden müssen, mir doch zu teuer erscheinen.
Christel
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Re: "Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

Madrid:

http://www.kathtube.com/player.php?id=22781
"WJT- Eröffnungsmesse: Das gesungene "Gloria" der Messe"

http://www.kathtube.com/player.php?id=22778
"Der WJT 2011: Gott allein genüg - auch wenn wir verachtet werdent!"
Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken.
Alles geht vorüber. Gott allein bleibt derselbe.
Alles erreicht der Geduldige, und wer Gott hat, der hat alles - Gott allein genügt.
(Gebet der spanischen Kirchenlehrerin Hl. Teresa von Avila)

Nada te turbe,
nada te espante,
todo se pasa,
Dios no se muda,
la paciencia
todo lo alcanza.
Quien a Dios tiene
nada le falta.
¡ Sólo Dios basta ! http://www.youtube.com/watch?v=6B5AuCaDSwM
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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niels
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Re: "Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!

Ungelesener Beitrag von niels »

Kirchenchristen und "verachtet"? Das ist ein schlechter Witz, der an Realitätsverklärung kaum zu überbieten sein dürfte.

In Deutschland zB sind Kirchenvertreter und Christen derart "verachtet" und "sozial an den Rand gedrängt", das sie sogar mehrheitlich die demokratische Regierung repräsentieren, in nahezu allen staatlichen Gremien repräsentiert - in demografischer Relation häufig sogar erhrblich überrepräsentiert sind. Man denke da zB nur mal an das deutsche Verfassungsgericht, die Medienaufsichtsräte oder Besitzer der privaten TV- und Pressemedien. Christen haben nicht nur ihre Feiertage gesetzlich gesichert (das hat keine andere Gruppe der Gesellschaft) sondern sogar die Ausübung von Religion steht verfassungsrechtlich über der Ausübung von Verstand.

Ist es Christen entgangen, das sie als immer kleiner werdende Gruppe immer mehr gesellschaftliche Privilegierung einfordern und ihnen sogar zuteil wird?

Die gesamte Gesellschaft bezahlt Eure Riesenpartys mit zig Millionen, muß sonntäglichen wie nächtlichen Glockenlärm erdulden und quasi jede Bausatzung legt sogar fest, das Eure Türme immer die höchsten bleiben müssen. Per Verfassung ist garantiert, das bereits Eure Kinder in öffentlichen Schulen und von allen finanziert den "Kopf waschen" und Euren "moralistischen Lehren" indoktrinieren darf, während weder Deutsch noch Mathematik derartige gesetzliche Bildungspräferenz genießen - als gäbe es nichts Wichtigeres als den Glauben an irrationalste Ideen...

Und nu tut Euch mal kräftig weiter leid - ihr "Armen, Unterdrückten und an den Rand Gedrängten".

Oder seht Ihr Euch schon darin unterdrückt, das es auch bzw immer noch Menschen mit anderen Werten, Ideen und Weltbildern gibt?
Christel
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Re: "Papstbesuch" Demonstranten = Schmarotzer und Vandalen?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Kirchenchristen und "verachtet"? Das ist ein schlechter Witz, der an Realitätsverklärung kaum zu überbieten sein dürfte.
Diese Aussage zeugt von Verachtung.
Außerdem geht es hier nicht um Deutschland sondern um Madrid. Du hast das Thema selbst eröffnet und über Proteste in Spanien informiert.
Zusammenfassung:
Unter dem Motto „Kein Cent meiner Steuern für den Papst“ riefen 140 Organisationen gegen den Papstbesuch zur Demonstration am 17. August 2011 auf.[6] Die Veranstalter gaben hingegen an, der Weltjugendtag finanziere sich durch Spenden und Eintrittsgelder selbst. Regierungsvertreter erklärten, dass Spanien durch den Papstbesuch mehr profitiere als ausgegeben werde.[7][8] Die Kosten des Weltjugendtages sollen etwa 50 Millionen Euro betragen, der Stadtrat rechnet mit 150 bis 250 Millionen Euro Mehreinnahmen durch die Pilger.[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Weltjugendtag_2011
Passend dazu dieses Video: http://www.youtube.com/watch?v=Z7RgUQOf ... r_embedded#!

Mir gefällt es! :D
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