die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

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Heinrich5

Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

„Kindischer Aberglaube“: Einstein über Religion
Ein bislang unveröffentlichter Brief von Albert Einstein beendet die Debatte über seine religiösen Ansichten.
„Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.“ Das sagte Albert Einstein und sein berühmter Aphorismus war seitdem Quelle endloser Debatten zwischen Gläubigen und Ungläubigen, die den größten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts zu sich zählen wollen.

Ein wenig bekannter Brief von ihm könnte jedoch dabei helfen, den Streit zu beenden – oder zumindest könnte er eine weitere Kontroverse über seine Ansichten auslösen.

Der Brief, der sich über 50 Jahre lang in einer Privatsammlung befand, soll diese Woche in London versteigert werden. Er lässt keinen Zweifel daran, dass der theoretische Physiker kein Unterstützer religiöser Glaubenssysteme war, die er für „kindischen Aberglauben“ hielt.

Einstein schrieb den Brief am 3. Januar 1954 an den Philosophen Eric Gutkind, der ihm eine Kopie seines Buches Entscheide dich für das Leben: Der biblische Aufruf zur Revolte geschickt hatte. Der Brief wurde ein Jahr später öffentlich zum Verkauf angeboten und befindet sich seitdem in Privatbesitz.

In dem Brief sagt er:
„Das Wort Gottes ist für mich nicht mehr, als der Ausdruck und das Produkt menschlicher Schwächen. Die Bibel ist eine Sammlung ehrbarer, aber dennoch primitiver Legenden, welche doch ganz schön kindisch sind. Keine Interpretation, wie feinsinnig sie auch sein mag, kann das (für mich) ändern.“
Einstein, der Jude war und der ein Angebot ablehnte, das Amt des zweiten israelischen Präsidenten zu bekleiden, lehnte auch die Idee ab, dass die Juden Gottes außerwähltes Volk seien.


„Für mich ist die jüdische Religion wie jede andere der Inbegriff des kindischsten Aberglaubens. Und das jüdische Volk, dem ich gerne angehöre und dessen Mentalität ich mit einer großen Verbundenheit gegenüberstehe, hat für mich keine andere Qualität als alle anderen Völker. So weit meine Erfahrung reicht, sind sie nicht besser als andere Gruppen von Menschen, obwohl sie von den schlimmsten Krankheiten durch einen Mangel an Macht beschützt werden. Davon abgesehen kann ich nichts ‚Außerwähltes‘ an ihnen erkennen.“
Der Brief wird bei den Bloomsbury Auktionen in Mayfair am Donnerstag versteigert werden und man rechnet mit bis zu 8000 Pfund. Dieser handgeschriebene, deutsche Beitrag ist nicht im Quellenmaterial des maßgeblichen akademischen Textes zum Thema gelistet, in Max Jammers Buch „Einstein und die Religion“.

Einer der führenden Einstein-Experten des Landes, John Brooke von der Oxford Universität, räumte ein, noch niemals davon gehört zu haben.

Einstein ist am bekanntesten für seine Relativitätstheorien und die berühmte Gleichung E=mc², welche das Verhältnis von Masse und Energie beschreibt, aber seine Ansichten über die Religion waren lange Zeit umstritten.
Seine Eltern waren nicht religiös, aber er besuchte eine katholische Grundschule und erhielt zur gleichen Zeit Privatunterricht im Judaismus. Dies war der Ansporn für das, was er später als sein „religiöses Jugendparadies“ bezeichnete, während dessen er religiöse Regeln einhielt, wie etwa kein Schweinefleisch zu essen. Es blieb jedoch nicht lange so und im Alter von zwölf Jahren hinterfragte er den Wahrheitsgehalt vieler Bibelgeschichten.

„Die Folge war eine geradezu fanatische Orgie des freien Denkens, die sich mit dem Eindruck vermischte, dass die Jugend durch den Staat mit Lügen verblendet wird; es war ein vernichtender Eindruck“, schrieb er später.

In seinen späteren Jahren sprach er von einem „kosmischen, religiösen Gefühl“, das seine wissenschaftliche Arbeit durchdrang und stützte. 1954, ein Jahr vor seinem Tod, sagte er, er möchte „das Universum als einziges kosmisches Ganzes erfahren“. Er gebrauchte auch gerne religiöse Ausschmückungen wie seine Erklärung von 1926, „Gott würfelt nicht“, als er Bezug nahm auf den Zufall, den die Quantentheorie ins Spiel brachte.

Ergänzung des Übersetzers: Die letzten Absätze dieser Meldung vom Guardian erspare ich den Lesern, weil sie nicht sehr zur Klärung von Einsteins Position beiträgt. Stattdessen noch ein weiteres Zitat des Physikers, das seine Meinung angemessen verdeutlicht:

„Es war natürlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen gelesen haben, eine Lüge, die systematisch wiederholt wird. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzete Bewunderung der Struktur der Welt, so weit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann.“Albert Einstein in einem Brief vom 24. März 1954, von Albert Einstein: The Human Side. Hrsg. von Helen Dukas und Banesh Hoffman. Princton, New Jersey 1981, S. 43. Eigene Übersetzung.

Übersetzung: Andreas Müller
Quelle: James Randerson. Childish superstition: Einstein's letter makes view of religion relatively clear. Guardian. 12. Mai 2008.
http://hpd.de/node/4584

Wenn die meisten sich schon armseliger Kleider und Möbel schämen, wieviel mehr sollten wir uns da erst armseliger Ideen und Weltanschauungen schämen.
Albert Einstein
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.
Albert Einstein
Heinrich5

Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Christel zitierte:
Um das Trinitätsdogma zu formulieren, mußte die Kirche mit Hilfe von Begriffen aus der Philosophie - ,,Substanz", ,,Person" oder ,,Hypostase", ,,Beziehung" - eine geeignete Terminologie entwickeln.
http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P1E.HTM
Substanz
In der Theologie wird der Begriff der Substanz u. a. in der Gotteslehre, der Trinitätslehre, der Christologie und der Transsubstantiationslehre verwendet. Die klassische theologische Position versteht Gott als einfache Substanz (nicht aus Wesensteilen zusammengesetzt), aber dreieinig, wobei diese Dreiheit aber jeder numerischen Distinktion vorausliegt. Die göttliche und menschliche Natur Jesu Christi wird als substantiell geeint verstanden. Gelehrt wird klassischerweise ein Austausch der Substanzen von Brot und Wein durch jene von Leib und Blut Christi, während die akzidentellen Eigenschaften (zu schmecken wie Brot usw.) oberflächlich bestehen bleiben. Eine Entwicklung dieser Lehren wird in den entsprechenden Hauptartikeln dargestellt.
Schopenhauer kritisiert den Substanzbegriff als irrige Abstraktion aus der Materie. Aus der Wesenheit (essentia) könne keine Wirklichkeit (existentia) hervorgehen, d.h. aus einem bloßen Begriff könne man kein Dasein folgern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Substanz

Gibt es Gott?
………..dass die Frage, die dieser Veranstaltung den Titel gibt, „Gibt es Gott?“ in dieser allgemeinen Form sinnlos ist. Warum? Weil die Frage nach der Existenz Gottes solange unbeantwortbar bleibt, solange nicht klar ist, was man unter dem Begriff „Gott“ versteht. Um entscheiden zu können, ob ein Begriff einen realen Sachverhalt beschreibt oder nicht, muss man wissen, welches Bündel von Eigenschaften diesem Begriff zugeordnet werden soll.
Nehmen wir einmal an, Sie definierten Gott im Sinne der Mystiker als „Summe allen Seins“, als metaphysisches Wesen, das jenseits unserer Wahrnehmung den gesamten Kosmos erfüllt. Würde ich als Atheist die Frage „Existiert Gott?“ vor dem Hintergrund dieser Gottesdefinition mit „Nein“ beantworten? Gewiss nicht, denn es wäre im höchsten Maße unsinnig, eine Aussage über die Existenz oder Nichtexistenz eines Wesens machen zu wollen, das per definitionem nicht wahrgenommen werden kann! Das einzige rationale Argument, das man gegen diese Gottesvorstellung vorbringen könnte, wäre, dass man im alltäglichen Sprachgebrauch auf einen solchen Begriff von Gott getrost verzichten kann. Denn ein Gott, der alles umfasst, ist begrifflich von nichts mehr unterscheidbar. Er wäre Alles und Nichts, Bestandteil von Bibel und Kommunistischem Manifest, von Ringelröschen, Bandwürmern und Vernichtungslagern, von Klöstern und Sexshops, Gottesdiensten und Abtreibungskliniken, Priesterseminaren und Swingerclubs. Auf einem solchen, alle Eigenschaften umfassenden und damit eigenschaftslosen Gott lässt sich keine Religion begründen, weshalb auch kein Atheist mit Verstand starke Bedenken gegen eine solche Gottesvorstellung vorbringen sollte.
Dr. Michael Schmidt-Salomon, Trier
„Existiert Gott?“ (1)
Erster Beitrag zur Debatte mit dem amerikanischen Kreationisten Dr. William Lane Craig
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 26.4.2005

http://evolutionaere-humanisten-trier.b ... -gott.html

http://petebrosman.wordpress.com/2012/0 ... t-salomon/
Christel
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Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Ein bislang unveröffentlichter Brief von Albert Einstein beendet die Debatte über seine religiösen Ansichten.
Du machst es aber spannend Heinrich, zitierst aus einem „einem bislang unveröffentlichter Brief“. Nun damit wäre der Brief zumindest teilweise veröffentlicht. Weiter unter stehen sogar die Quellenangaben anderer Veröffentlichungen. :?

Warum gibst Du Dir diese Mühe, obwohl die Zitate uns nichts Neues sagen?
Wir hatten uns längst darauf geeinigt, dass Einstein nicht an einen persönlichen Gott glaubt.

Niels, Heinrich bitte beachtet den Unterschied:
Einstein schreibt dort z.B. „Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott“, er schreibt nicht: „Ich glaube nicht an Gott."
Warum nicht? Weil Einstein sehr wohl an einen Gott glaubte, der die Ursache alles Seienden ist, ähnlich wie Spinoza.

Einsteins Abwendung vom Judentum macht ihn nicht zum Atheisten!

Einstein erklärt selbst dazu:
Jedem tiefen Naturforscher muß eine Art religiösen Gefühls naheliegen, weil er sich nicht vorstellen vermag, daß die ungemein feinen Zusammenhänge, die er erschaut, von ihm zum erstenmal gedacht werden. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. Die gängige Vorstellung, ich sei Atheist, beruht auf einem großen Irrtum. Wer sie aus meinen wissenschaftlichen Theorien herausliest, hat sie kaum begriffen.

Albert Einstein

http://www.arndt-bruenner.de/mathe/Allgemein/zitate.htm
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Heinrich5

Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Also eine Gottesvorstellung a la Spinoza :D
Das einzige rationale Argument, das man gegen diese Gottesvorstellung vorbringen könnte, wäre, dass man im alltäglichen Sprachgebrauch auf einen solchen Begriff von Gott getrost verzichten kann. Denn ein Gott, der alles umfasst, ist begrifflich von nichts mehr unterscheidbar. Er wäre Alles und Nichts, Bestandteil von Bibel und Kommunistischem Manifest, von Ringelröschen, Bandwürmern und Vernichtungslagern, von Klöstern und Sexshops, Gottesdiensten und Abtreibungskliniken, Priesterseminaren und Swingerclubs. Auf einem solchen, alle Eigenschaften umfassenden und damit eigenschaftslosen Gott lässt sich keine Religion begründen, weshalb auch kein Atheist mit Verstand starke Bedenken gegen eine solche Gottesvorstellung vorbringen sollte. Schmidt-Salomon
Also, Verstand einschalten und weiter keine Bedenken mehr vorbringen
Christel
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Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich, mal abgesehen, dass wenn ich Einstein lese, schon Zweifel an seinem völlig unpersönlichen Gottesbild habe, von einem
alle Eigenschaften umfassenden und damit eigenschaftslosen Gott
spricht Spinoza nicht.

Das sagt Spinoza:
Aus http://de.wikipedia.org/wiki/Baruch_de_Spinoza
konstante, einheitliche und ewig, Ursache ihrer selbst, existierend
Aus: http://www.textlog.de/6425.html
unendlich, unteilbar, ewigem bestimmungs- und schrankenlos, bestimmende und wirkende Ursache aller Dinge, die erste und einzige »freie« Ursache - denn außer ihr ist alles Notwendigkeit -, bloß nach ihren eigenen d. i. der Natur Gesetzen, nicht auf die Dinge, sondern in den Dingen wirkend (ihnen immanent).
Das Argument von Herrn Schmidt-Salomon kannst Du daher in Deine Mülltonne tun.

Es ist schon eigenartig, die normale Definition von „Religion“ reduziert diese nicht auf den Glauben an einen persönlichen Gott. Obwohl z.B. der Buddhismus keine Vorstellung von einem persönlichen Gott kennt wird er dennoch zu den Weltreligionen gerechnet. Niels definiert den Begriff "Religion" noch weiter, so zählt er auch Scientology zu den Religionen, obwohl hier von Gott überhaupt nicht die Rede, ist. – Wollt ihr nun tatsächlich plötzlich „Religion“ auf den Glauben an einen persönlichen Gott reduzieren?
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Heinrich5

Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Also, die Argumente von Schmidt-Salomon haue ich nicht in die Mülltonne, eher die von Dir krampfhaft zusammengestückelten angeblichen Beweise für letztendlichen Unfug.
Niels sagte schon richtig:
Das "hölzerne" statische wie mechanistische Weltbild der frühen Naturwissenschaft ist lange überholt, wer sich daran festhält, der braucht wohl auch einen Gott, "Schöpfer" oder "Lenker", damit das alles "funktioniert".
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Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Liborius »

@Christel
hier der Originaltext des Briefes von Einstein an Gutkind.
Es ist natürlich ein Unsinn von Heinrich zu behaupten, der Brief sei bisher unveröffentlicht.


Princeton, 3.1. 54

Lieber Herr Gutkind!

Angeregt durch wiederholte Anregung (Aufforderungen) Bouwers habe ich in den letzten Tagen viel gelesen in Ihrem Buche, für derren Sendung ich Ihnen sehr danke. Was mir dabei besonders auffiel war dies. Wir sind einander inbezug auf die faktischen Einstellung Einstellung zum Leben und zur menschlichen Gemeinschaft weitgehend identisch: Ihr V Ideal mit dem Streben nach Befreiung vom ich-gesteuerten Wünschen, Streben nach Verschönderung und Veredelung des Daseins mit Betonung des rein Menschlichen, wobei das leblose Ding nur als Mittel anzusehen ist, dem keine lohnenswerte Funktion angerechnet werden darf (Diese Einstellung ist es besonders, die uns als echt "unamerican attidute" verbindet.)

Trotzdem hätte ich mich ohne Brouwers Ermunterung nie dazu gebracht, mich irgendwie eingehend mit Ihrem Buch zu befassen, weil es in einer für mich unzugänglichen Sprache geschrieben ist. Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger aber doch reichlich primitiver Legenden. Keine noch so feinsinnige Auslegung kann (für mich) etwas daran ändern. Diese ungenannten Auslegungen sind naturgemäss höchst mannigfaltig und haben so gut wie nichts mit diesem Urtext zu schaffen. Für mich ist die unverfälschte jüdische Religion wie alle anderen Religionen eine Incarnation des primitiven Aberglaubens. Und das jüdische Volk, zu dem ich gerne gehöre und mit dessen Mentalität ich tief verwachsen bin, hat für mich doch keine andersartige Originität als alle anderen Völker. Soweit meine Erfahrung reicht ist es auch um nichts besser als andere menschliche Gruppen wenn es auch durch Mangel an Macht gegen die schlimmsten Auswüchse gesichert ist. Somit kann ich nichts "Auserwähltes" an ihm wahrnehmen.

Überhaupt empfände ich es schmerzlich, dass Sie eine priveligierte Stellung beanspruchen und sie durch zwei Mauern des Stolzes zu verteidigen suchen, eine äussere als Mensch und eine innere als Jude. Als Mensch beanspruchen Sie gewissermassen einen Dispens von der sonst akzeptierten Kausalität, als Jude ein Privileg für Monotheismus. Aber eine begrenzte Kausalität ist überhaupt keine Kausalität mehr, wie wohl quasi unser wunderbarer Spinzo mit aller Schärfe erkannt hat. Und die animistische Auffassung der Naturreligionen ist im Prinzip durch Monopolisierung nicht aufgehoben. Durch solche Mauern können wir nur zu einer gewissen Selbsttäuschung gelangen; aber unsere moralischen Bemühungen werden durch sie nicht geförderdert. Eher das Gegenteil.

Nachdem ich Ihnen nun ganz offen unsere Differenzen in den intellektuellen Überlegungen ausgesprochen habe, ist es nun doch klar, dass wir uns ein Wiesentlichen ganz nahe stehen. nämlich in den Bemühungen menschlichen Verhaltens. Das Trennende ist nur intellektuelles Beiwerk oder die "Rationalisierung" in Freud'scher Sprache. Deshalb denke ich, dass wir uns recht wohl verstehen würden, wenn wir über konkrete Dinge uterhielten.

Mit freundlichen Dank und besten Wünschen,

Ihr A. Einstein.
Heinrich5

Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

@Liborius
Es ist natürlich ein Unsinn von Heinrich zu behaupten, der Brief sei bisher unveröffentlicht
Ich bezog mich auf diese Quelle:
http://hpd.de/node/4584
Quelle: James Randerson. Childish superstition: Einstein's letter makes view of religion relatively clear. Guardian. 12. Mai 2008.
Wie Du lesen kannst, von Mai 2008 und nicht von August 2012. Dass der Brief längst veröffentlicht ist, ist wohl logisch.
Immerhin bestätigst Du diese Quelle. Alle Religionen sind für Einstein "primitiver Aberglaube".
Ich hätte natürlich auch die von Dir benutzte Quelle verwenden können:
http://terriaminute.livejournal.com/468 ... ead=539355
Liborius
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Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Liborius »

Dieser Brief wurde 1956 öffentlich zum Kauf angeboten. Das er dann durch den Käufer 50 Jahte unter Verschlu0 aufbewahrt wurde ändert nichts am Datum der Erstveröffentlichung 1956
Im Jahr 2008 erzielte dieser Brief auf einer Auktion in London den Rekordpreis von umgerechnet 250'000 Euro.
Bedeutende Wissenschaftler glaubten alle an einen Gott. Hier ein paar Zitate von großen Wissenschaftlern, die alle eines ausdrücken, je tiefer man in die Materie eintaucht, umso näher kommt man zu Gott.

Die Naturwissenschaften braucht der Mensch zum Erkennen, den Glauben zum Handeln. Religion und Naturwissenschaft schließen sich nicht aus, wie heutzutage manche glauben und fürchten, sondern sie ergänzen und bedingen einander. Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller Überlegungen.
Max Planck (1858-1947), deutscher Physiker, Begründer der Quantentheorie1

Die moderne Physik führt uns notwendig zu Gott hin, nicht von ihm fort. - Keiner der Erfinder des Atheismus war Naturwissenschaftler. Alle waren sie sehr mittelmäßige Philosophen.
Sir Arthur Stanley Eddington (1882-1946), englischer Astronom und Physiker

Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.
Werner Heisenberg (1901-1976), deutscher Physiker
Heinrich5

Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Liborius:
Bedeutende Wissenschaftler glaubten alle an einen Gott.
Alle? Das ist natürlich auch Unsinn. Dann zählen z. Bsp. Einstein und Hawkins u. a. bei Dir nicht zu den "bedeutenden" Wissenschaftlern.
Christel
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Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Liborius,
da Heinrich die Aussage „Ein bislang unveröffentlichter Brief“ nicht als Zitat wiedergab, sondern als seine Feststellung vom „Mittwoch 15. August 2012, 06:18“ ist es unerheblich, dass er dabei auf eine irrige Quelle von 2008 zurückgriff. Er hätte die Aussage nie ungeprüft übernehmen dürfen, da inzwischen 4 Jahre vergangen sind. – Ich schätze Heinrich wollte sein spezielles Insiderwissen hervorheben. Na ja, das war wohl nichts.

Hallo Heinrich,
mir ist klar, dass Du völlig unkritisch die Argumente von Herrn Schmidt-Salomon u.a. Atheisten wiederholst und sie folglich niemals in einen Papierkorb entsorgen wirst. :mrgreen:

Dennoch wird dadurch aus Einstein kein Atheist. In dem Brief lehnt Einstein zwar bestimmte Gottesvorstellungen ab, schreibt jedoch gleichzeitig „unser wunderbarer Spinzo“.
Spinoza selbst befasst sich in seiner Ethik auf ca. 30 Seiten mit Gott. Sein Erster Teil heißt „Von Gott“. Dieser ist für Spinoza die Ursache seiner selbst, „das, dessen Natur nur als existierend vorgestellt werden kann.“ – „Definition 6. Unter Gott verstehe ich das unbedingt unendliche Wesen, d.h. die Substanz, welche aus unendlich vielen Attributen besteht, von denen jedes eine ewige und unendliche Wesenheit ausdrückt.“ Das schreibt Spinoza selbst.

Jürgen Neffe schreibt in seiner Biographie „Einstein“ 978-3-499-61937-3 auf S. 357
„Im Alter aber nannte er sich wiederholt einen tiefreligiösen Ungläubigen“, berichtet Rudolf Kayser über den Schwiegervater. So kommt Einsteins berühmter Spruch zustande, mit dem er dem Allmächtigen wie einen Geist in der Flasche selbst das freie Spiel untersagen will: „Gott würfelt nicht.“
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Christel zitierte:
„Definition 6. Unter Gott verstehe ich das unbedingt unendliche Wesen, d.h. die Substanz, welche aus unendlich vielen Attributen besteht, von denen jedes eine ewige und unendliche Wesenheit ausdrückt.“
Das schreibt Spinoza selbst.

Bertrand Russell schreibt über die von Dir zitierte Substanz, welche keine Erfindung von Spinoza war, sondern begrifflich auch schon von Aristoteles, Platon und Sokrates behandelt wurde wie folgt:

Logik des Aristoteles
ARISTOTELES hat auf vielen Gebieten sehr großen Einfluss, den größten jedoch in der Logik. In der Spätantike, als PLATON unter den Metaphysikern noch an erster Stelle stand, war Aristoteles in der Logik die allgemein anerkannte Autorität und blieb es auch während des ganzen Mittelalters. Erst im 13. Jahrhundert gestanden ihm christliche Philosophen auch in der Metaphysik die gleiche Überlegenheit zu. Diese Vorrangstellung büßte er nach der Renaissance größtenteils wieder ein, in der Logik jedoch erhielt er sie sich. Selbst heute noch lehnen die katholischen Lehrer der Philosophie, wie viele andere auch, die Entdeckungen der modernen Logik ab und halten seltsam zäh an einem System fest, das ganz entschieden ebenso überholt ist wie die ptolemäische Astronomie. Der Einfluss, den er noch heute besitzt, ist klarem Denken so hinderlich, dass man sich kaum vorstellen kann, welch großen Fortschritt er im Vergleich zu seinen Vorgängern (einschließlich Platons) bedeutete; seine Leistung auf dem Gebiet der Logik würde noch weit bewundernswerter erscheinen, wenn sie nur eine Stufe in einer kontinuierlichen Entwicklung gewesen wäre, statt bei einem toten Punkt zu enden (wie es tatsächlich war), dem mehr als zwei Jahrtausende der Stagnation folgten.

Die aristotelische Theorie beruht auf dem Begriff des so genannten "Wesens" eines Dinges. Die Definition, sagt er, ist die Feststellung der Wesensnatur eines Dinges. Der Wesensbegriff ist aus der nacharistotelischen Philosophie nicht wegzudenken, bis wir zur Neuzeit kommen. Für mein Gefühl ist es ein hoffnungslos verworrener Begriff; da er aber historische Bedeutung hat, müssen wir ein paar Worte darüber sagen.

Mit dem "Wesen" eines Dinges sind offenbar "diejenigen seiner Eigenschaften gemeint, die sich nicht verändern können, ohne dass das Ding seine Identität einbüßt". Sokrates kann zuweilen glücklich oder traurig, gesund oder krank sein. Da diese Eigenschaften bei ihm wechseln können, ohne dass er aufhört, Sokrates zu sein, sind sie nicht Teil seines Wesens. Wohl aber nimmt man an, es gehöre zum Wesen des Sokrates, dass er ein Mensch sei. In Wirklichkeit handelt es sich bei der Frage des Wesens um den Gebrauch von Wörtern. Wir wenden den gleichen Namen bei verschiedenen Gelegenheiten auf recht verschiedene Vorgänge an, die wir für Manifestationen einer einzigen "Sache" oder "Person" halten. Tatsächlich ist das jedoch nur eine sprachliche Vereinfachung. Das "Wesen" des Sokrates besteht daher in Eigenschaften, bei deren Fehlen wir den Namen "Sokrates" nicht gebrauchen würden. Es ist also eine rein sprachliche Frage: ein "Wort", nicht aber ein Ding kann ein Wesen haben.

Bei dem Begriff "Substanz" wird wie bei dem des "Wesens" etwas in die Metaphysik übertragen, was nur eine sprachliche Vereinfachung ist. Wenn wir die Welt beschreiben wollen, ist es uns bequemer, eine bestimmte Reihe von Vorgängen als Ereignisse aus dem Leben des "Sokrates" und andere als Geschehnisse im Leben von "Mr. Smith" zu schildern. Das veranlasst uns, "Sokrates" oder "Mr. Smith" für Bezeichnungen von etwas halten, das ein bestimmte Anzahl von Jahren hindurch existiert und gewissermaßen dauerhafter und wirklicher ist als das, was ihm nur so geschieht.

Wenn man den Begriff "Substanz" ernst nehmen will, muss er zwangsläufig zu Schwierigkeiten führen. Substanz gilt als das Subjekt von Eigenschaften und als etwas von den Eigenschaften Verschiedenes. Lassen wir jedoch die Eigenschaften fort und versuchen uns dann die Substanz selbst vorzustellen, so wird sich ergeben, dass nichts übrig bleibt. Man kann die Sache auch so formulieren: Wodurch unterscheidet sich eine Substanz von einer anderen? Nicht durch die Verschiedenartigkeit der Eigenschaften, denn entsprechend der Substanz setzt der Unterschied der Eigenschaften die numerische Verschiedenheit der betreffenden Substanzen logisch voraus. Zwei Substanzen müssen demnach eben zwei sein, ohne dass sie sich sonst voneinander unterscheiden. Wie aber sollen wir je feststellen können, dass es zwei sind?

"Substanz" bezeichnet in Wirklichkeit nur das vereinfachte Verfahren, Vorgänge gebündelt zusammenzufassen. Was können wir von Mr. Smith wissen? Wenn wir ihn anschauen, sehen wir Farbflecke; wenn wir ihn sprechen hören, vernehmen wir eine Reihe von Tönen. Wir nehmen an, dass er wie wir denkt und fühlt. Was aber ist Mr. Smith abgesehen von alledem? Nichts als ein imaginärer Haken, an dem offenbar die Ereignisse aufgehängt werden. Tatsächlich bedürfen sie aber so wenig eines Hakens, wie die Erde einen Elefanten braucht, um darauf zu ruhen. Um einen analogen Fall aus der Geographie heranzuziehen: jeder wird einsehen, dass ein Wort wie "Frankreich" nichts als eine sprachliche Vereinfachung ist, und dass es kein Ding namens "Frankreich" über und außer seinen verschiedenen Teilen gibt. Dasselbe gilt für "Mr. Smith": Es ist der Kollektivname für eine Reihe von Ereignissen; verstehen wir mehr darunter, so bezeichnet er etwas, was völlig außerhalb unseres Wissensbereiches liegt und daher unbrauchbar ist, um auszudrücken, was wir wissen.

Kurz, "Substanz" ist ein metaphysischer Irrtum, der dadurch entsteht, dass die Struktur von Subjekt-Prädikat-Sätzen auf die Struktur der Welt übertragen wird.

Ich komme zu dem Schluss, dass sämtliche aristotelische Ansichten falsch sind mit der Ausnahme der formalen Theorie des Syllogismus (Schluss vom Allgemeinen aufs Besondere), die unwichtig ist. Wer heute Logik erlernen will, verschwendet nur seine Zeit, wenn er Aristoteles oder einen seiner Schüler liest. Trotzdem zeugen seine logischen Schriften von großer Befähigung und wären der Menschheit auch nützlich gewesen, wenn sie zu einer Zeit erschienen wären, als es noch lebendige geistige Originalität gab. Unglücklicherweise wurden sie aber gerade am Ende der schöpferischen Periode des griechischen Denkens veröffentlicht und wurden daher als maßgebend übernommen. Als die geistige Originalität dann wieder auflebte, hatte Aristoteles bereits zweitausend Jahre unbeschränkt regiert und war sehr schwer zu entthronen. In der ganzen Neuzeit musste praktisch jeder wissenschaftliche, logische oder philosophische Fortschritt eine Kampfansage an die Anhänger des Aristoteles bedeuten.

Literatur: Bertrand Russell, Die Philosophie des Abendlandes, Wien 1988
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Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von niels »

Kurz, "Substanz" ist ein metaphysischer Irrtum, der dadurch entsteht, dass die Struktur von Subjekt-Prädikat-Sätzen auf die Struktur der Welt übertragen wird.
das ist allerdings auch physikalisch richtig, denn jedwede Materie / jedes "Ereignis" im phyiskalischen Sinne, das wir als "Substanz" oder "Materie" erkennen, ist es letzlich nur über den Fokus des Betrachters und drückt sich über ähnelnde bis gleiche Erfahrungen aus, die in einem nur leicht abweichenden Kontext schon gar nicht mehr zutreffen, aber dennoch real sind.
Unter Gott verstehe ich das unbedingt unendliche Wesen, d.h. die Substanz, welche aus unendlich vielen Attributen besteht, von denen jedes eine ewige und unendliche Wesenheit ausdrückt.
Warum bist Du dann katholisch? Oder auch cristlich? Oder bist Du noch nicht so weit wie Spinoza?

Bereits diese Aussage widerlegt jedwede der religiösen Lehren, die es heute gibt - allen voran den "etablierten" a la abrahamitischen. Erstaunlich bloß, das es Euch nicht auffällt...

Das es eine solche "Wesenheit" im weitesten Sinne gibt bzw. geben könnte - als gedachter wie auch realer Zusammenhang, streitet wohl kaum ein Naturwissenschaftler ab - aber schon, das der Mensch ihr irgendwelche Parameter, Eigenschaften oder gar Intentionen zu unterstellen in der Lage ist - schon gar keine, die den Anspruch haben zutreffend oder gar "absolut wahr" zu sein, wie das die großen Religionen ja von sich behaupten. Das aber tun Religionen und es zeichnet sogar ihre Lehren erst als Religion aus.

Aus der Sicht moderner Wissenschaftler ist bereits die Behauptung gröbst anmaßend gegenüber der Natur oder "diesem Wesen", wenn man es als solches bezeichnen wollte, das man als Mensch mehr darüber wüsste, als der menschliche Verstand, seine Erfahrung ihm mittelbar zugänglich macht.

So führt sich selbst der so "große" Kirchenlehrer Augustinus ad absurdum, wenn er den Begriff "Religion" in "Demut vor Gott" umdeutet - denn diese Religionen, ja die Religionen an sich, wie sie der Mensch heute lebt, sind gröbste Anmaßungen und Selbsterhöhung gegenüber dieser wesentlich umfassenderen Existenz, wie auch immer diese aussehen mag. Denn gerade Wissenschaftler erkennen und berichten, wie sehr sie der Eindruck, als Mensch bis heute immer noch fast nichts zu wissen, ergriffen hat, während der Religiöse drauflostrampelt und behauptet, ER kenne sich mit dieser Existenz aus, ja wisse nicht nur, was dieses von ihm will, sondern behauptet auch noch "Kumpel" oder Vorzögling dessen zu sein, obgleich offensichtlich ist, das er nur das behauptet, was andere aus ähnlich anmaßenden Gründen vor ihm behauptet haben. Es passt einfach besser in's (schlichte) Gemüt, nimmt einem den Druck sich selbst stellen zu müssen, die Angs vor'm Leben, weshalb man sich auch so sehr auf das "spätere Leben" fixiert und in buntesten Farben ausmalt, obgleich man darüber ebensowenig weiß wie das Kind über den Osterhasen, den es sehnsüchtig erwartet.

Nur weil sich irgendjemand sicher ist, das morgen Donnerstag ist, heißt das noch lange nicht, das jemand vorhersagen kann, das Du Montag früh um 8:04 Uhr auf's Klo gehen wirst (oder auch nicht). Ebenso absurd wäre es z.B. die "zweifaltigkeit" des Elektromagnetismus zu "verehren", obgleich sie offensichtlich "überall" ist und ohne die weder Materie noch Leben in der uns bekannten Form möglich wäre - noch viel absurder aber ist es, das sich der Mensch einbildet ER sei unter den Lebewesen wie Dingen im Universum "Gottes Ebenbild" (also nicht alles andere...) - dabei ist mehr als offensichtlich, das unser "Bild", unser anatomischer Aufbau unserer kleinen Umwelt zuzurechnen ist, die sich Planet nennt - oder ist "Gott" doch nur ein "Außerirdischer", also eine Lebensform von einem anderen Stern? Dann würde das ev. schon eher zutreffen, wobei mit "schaffen" oder "schöpfen" keineswegs ein aktiver Prozess gemeint sein muss...

Ebensowenig kan ich aus einer solchen Annahme oder Überzeugung heraus behaupten, das Ding hieße "Gott", hätte mich, aus dem und jenem Grund, so und so "erschaffen" und wolle dies und jenes von mir. Nicht minder absurd ist die Idee, das ausgerechnet ein (!?#!?) Mensch, der vor 2.000 Jahren mal aufgetreten ist, sein "Sohn" sein soll (im Sinne von "mehr Sohn oder Tochter als andere Lebewesen odr anderes im Universum) oder die Bibel ausgerechnet etwas über diese Erkenntnis auszusagen hätte, was man bzw. irgendwer nicht schon früher wusste oder gar nicht wusste, und trotzdem hingeschrieben hat.
Heinrich5

Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Niels fragte:
Warum bist Du dann katholisch? Oder auch christlich? Oder bist Du noch nicht so weit wie Spinoza?
Die Frage ist mehr als berechtigt.
Spinoza war ein Pantheist

Pantheismus, Geist versus Materie, und Willensfreiheit
Der Kosmos/das Universum selbst ist diese Substanz, es gibt nichts außerhalb von ihr, sie ist in nichts Anderem, und somit sind alle Gegenstände Eigenschaften dieser Substanz; daher ist einer der Hauptgedanken bei Spinoza der, dass Gott in allem Seienden vorhanden ist. Es ist geläufig, diese Theorie Pantheismus zu nennen (vom Griechischen pan: alles, und von theos Gott).

Das, was unser Intellekt von dieser Substanz erkennen kann, nannte er ihre „Attribute“; zwei dieser Attribute sind „Denken“ (Geist) und „Ausdehnung“ (Materie). Gleichlautend mit Descartes konstatierte Spinoza also einen Gegensatz zwischen Geist und Materie; anders als jener sah er sie jedoch nicht als zwei verschiedene Substanzen (Dualismus), sondern als verschiedene Attribute einer einzigen Substanz (Monismus). Da Geist und Materie keine gegensätzlichen Substanzen sind, schien Spinoza der cartesianische Einwand gegen die Möglichkeit der Wechselwirkung zwischen Geist und Materie, Seele und Leib, beseitigt. Aus dem Grundgedanken des Monismus folgerte er, dass zwischen der (idealen) Gesetzmäßigkeit des Ideenreichs und der (mechanischen) der Körperwelt kein Gegensatz bestehen kann, sondern jeder Idee (von unendlich vielen) ein Gegenstand der körperlichen Welt entsprechen muss (Parallelismus).

Aus dem unendlichen Wesen Gottes (natura naturans = schöpferische Natur = die Substanz) folgt Unendliches auf unendlich unterschiedliche Weise (natura naturata = geschaffene Natur = was wir als Erscheinungen wahrnehmen). Dies gilt sowohl hinsichtlich der Folge und Verknüpfung der Ideen wie auch hinsichtlich der materiellen Weltordnung (ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio rerum). Daraus folgt: So wie in der Welt der materiellen Körper keine Wirkung ohne (zwingende) Ursache möglich ist, so ist in der Geisteswelt ein Willensentschluss ohne Motiv nicht möglich. Damit schloss Spinoza jede Willensfreiheit aus (auch die seines Gottes – siehe oben). Alles geschieht aus kosmischer Notwendigkeit; den Begriff „Wille Gottes“ nannte er (im Anhang zum 1. Teil der Ethik) „das Heiligtum der Unwissenheit“.
http://de.wikipedia.org/wiki/Spinoza

Pantheismus
In der zweiten Hälfte des 18. Jh. wurden "Spinozismus" und "Pantheismus" oft synonym gebraucht, denn Baruch Spinoza hatte eine Gleichsetzung von Gott und Natur ("Deus sive natura", "Gott bzw. Natur") vertreten. In den Pantheismusstreit, der von Friedrich Heinrich Jacobi 1785 mit seiner These der Übereinstimmung von Pantheismus und Atheismus ausging, waren als seine Kontrahenten berühmte Aufklärer wie Gotthold Ephraim Lessing, Moses Mendelssohn, Johann Gottfried Herder und Immanuel Kant verwickelt.

Monotheistische Denker, die an einen persönlichen Gott glaubten, wandten die Zuschreibung Pantheist polemisch gegen Autoren, die den von ihnen postulierten Unterschied zwischen Gott und der Welt bzw. der Natur nicht hinreichend betonten. Sie bezeichneten alle Schriftsteller und Gelehrten, die von Spinoza beeinflusst waren, abwertend als "Pantheisten", so etwa Johann Wolfgang Goethe und zahlreiche Vertreter der Romantik und des Biedermeier.

Jean Guitton (1901-1999) schrieb, jeder Atheismus sei eine Form von Pantheismus, da der Gottesbegriff irgendwie in die Welt hinein gelegt werde. Laut Geo Widengren entwickelt sich aus dem Pantheismus der Polytheismus.

Pantheistische Denkweisen

Bereits in der Antike entwickelten die Vorsokratiker eine Naturphilosophie, die auch Seele und Göttliches miteinbezog. Auch Platons Kosmologie der Weltseele hat pantheistische Züge. Sein Nachfolger Plotin betonte das All-Eine und war damit ein direkter Vorgänger der Pantheisten. Die Stoiker betrachteten den Logos als universelles Vernunftprinzip, das Göttliche, welches auch in jedem Menschen war. Im Mittelalter gab es, anknüpfend an Plotin, vereinzelt pantheistische Tendenzen, z.B. bei Nicolaus Cusanus. In der frühen Neuzeit betrachtete Giordano Bruno das Göttliche als Teil des ewigen Kosmos, wobei sich Göttlichkeit in allen Dingen offenbare.

Pantheismus in der Gegenwart
Im 20. Jahrhundert gehörten Frank Lloyd Wright und Arnold Toynbee zu den Vertretern des Pantheismus. Albert Einstein ("Gott würfelt nicht") stand dem pantheistischen Denken nahe, hat sich selbst aber überwiegend als konfessionslos bezeichnet und sich inhaltlich explizit auf Spinozas Gottesvorstellung bezogen.] Mit dem wachsenden Bewusstsein für Umweltproblematiken im späten 20. Jhd. erstarkte der Pantheismus, unter anderem auch als Alternative zu Christentum und reinem Atheismus.

Zu Beginn des 21. Jhd beschrieb Richard Dawkins ("The God Delusion") Pantheismus als aufgepeppten Atheismus ("sexed-up Atheism")..

Theologische Kritik am Pantheismus

Jean-François Leriget de La Faye verfasste 1709 eine Streitschrift gegen den Pantheismus Tolands. Auch Gottfried Wilhelm Leibniz kritisierte Toland und seinen "Pantheismus", da er über die Welt rede wie über Gott.

Arthur Schopenhauer (1788–1860) kritisierte "Pantheismus" als "Euphemie für Atheismus": "Ein unpersönlicher Gott ist gar kein Gott, sondern bloß ein missbrauchtes Wort".

Während der traditionelle Gottesbegriff im Theismus von einer völligen Unterschiedenheit von Gott und Welt ausgeht, glaubt der Pantheismus, die Welt mit Gott identifizieren zu können. Dagegen halten christliche Theologen daran fest, dass weder die Welt mit Gott noch Gott mit der Welt identifiziert werden könne. Wenn Gott im "Endlichen" gründe, werde die Transzendenz Gottes - ein nach christlicher Überzeugung wesentliches Kennzeichen – aufgehoben.

Für die katholische Kirche entschied das 1. Vatikanische Konzil 1870, dass man Gott "als wirklich und wesentlich von der Welt verschieden verkünden" müsse ("praedicandus est re et essentia a mundo distinctus.
Im Januar 2010 kritisierte der Vatikan den Pantheismus aufgrund dessen Verneinung einer menschlichen Überlegenheit über die Natur und warf Pantheisten vor, die Erlösung in der Natur und nicht in Gott zu suchen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pantheismus
Liborius
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Re: die irrige Idee des friedliebendes Christentums...

Ungelesener Beitrag von Liborius »

Heinrich5 hat geschrieben:Zitat Liborius:
Bedeutende Wissenschaftler glaubten alle an einen Gott.
Alle? Das ist natürlich auch Unsinn. Dann zählen z. Bsp. Einstein und Hawkins u. a. bei Dir nicht zu den "bedeutenden" Wissenschaftlern.
Wer ist denn Hawkins?

Meinst Du den Stephen Hawking, der äusserte sich aber nicht öffentlich zum Gottensbegriff.
Meinst Du dagegen den Richard Dawkins, nein vom dem halte ich garnichts, zumindest in Fragen der Astrophysik, das ist auch nicht sein Metier.

Um auf den Titel des Thread zurückzukommen. Welche Glaubensrichtung ist in den letzten 300 Jahren nicht blutrünstiger als der Atheismus? Allein in Europa sind die über 60 Mio Tote der beiden Weltkriege nicht der christlichen Religion zuzuordnen. Die Opfer von Stalin, Pol Pot, Mao usw noch nichteinmal eingerechnet.
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