Zunächst ist festzustellen, dass du alles was vom Atheisten Michael Schmidt-Salomon (MSS) kommt grundsätzlich nicht nur kritisch siehst, sondern von vornherein ablehnst.
Deshalb darf ich wohl bezweifeln, dass du sein Buch überhaupt gelesen hast. Es geht bei MSS nicht darum sich gegen Moral und damit für Unmoral zu entscheiden.
Das schlussfolgerst du aber schon aus dem Titel des Buches ohne es überhaupt gelesen zu haben.
Daraus entsteht dann dein
untauglicher Versuch, jegliche moralische Entrüstung über die gegenwärtigen Skandale der katholischen Kirche mit dem Hinweis abzutun von atheistischer Seite darf dazu nichts gesagt werden, ja sie haben kein Recht sich zu entrüsten, denn die stehen ja sowieso auf der anderen Seite der Moral also auf der Seite der Unmoral.
Zitat Christel:
Entweder seid ihr gegen oder für Moral. Seit ihr dagegen, dann müsst Ihr Eure ganze moralische Entrüstung in den Papierkorb tun.
Seid Ihr für Moral, dann ist Eure moralische Entrüstung fragwürdig.
Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft- ist ein Werk Friedrich Nietzsches, das im Jahr 1886 erschien und auf eine Kritik überkommener Moralvorstellungen zielt.
Jenseits von Gut und Böse war das Denken in der prähistorischen Zeit, in der Handlungen nach ihrer Wirkung beurteilt wurden. Die Moral kam erst, als man Handlungen nach ihrer Absicht beurteilte. Nietzsches Forderung war, wieder zu der Perspektive der vormoralischen Zeit zurückzukehren. Er suchte eine Moral jenseits bestehender Normen und Werte, die nicht an die historische, von der Religion beeinflusste Tradition gebunden ist.
MSS versucht mit seinem Buch "Jenseits von Gut und Böse" dort fortzufahren, wo Nietzsche endete.
Gut und Böse sind nach MSS religiös konstruierte Begriffe z. B. als Teil des sog. Sündenfall-Syndroms, welches für ihn die folgenden Prämissen hat:
1. Willensfreiheit des Menschen,
2. "das Gute" und "das Böse" existieren als absolute moralische Kategorien. Der Mensch sei demgemäß für seine "bösen" Taten verantwortlich, weshalb das moralische Dreigestirn aus Schuld, Sühne, Strafe zum Tragen komme.
'Moral' definiert MSS als Abwägung der "subjektiven Wertigkeit von Menschen vor dem Hintergrund vermeintlich vorgegebener, metaphysischer Beurteilungskriterien (gut oder böse)".
'Ethik' hingegen beschreibe die "objektive Angemessenheit von Handlungen anhand intersubjektiv festgelegter und immer wieder neu festzulegender Spielregeln (fair und unfair)".
In "Jenseits von Gut und Böse" wird "das Böse" als ein ideologisches Etikett entlarvt, womit Andersdenkende einfach und effektiv diffamiert werden können. Einfache Kategorien wie Gut und Böse sind ein zerstörerisches Relikt der kulturellen Evolution. Bei dieser Denkweise werden leider nicht nur die strukturellen Entwicklungsbedingungen des Individuums berücksichtigt, sondern vor allem dessen 'persönliche Schuldfähigkeit'. Die Eigenschaften eines jeden Menschen sind aber in Wirklichkeit allein auf Erbgut und Umwelteinflüsse zurückzuführen - nicht etwa auf freie, ursachenlose Entscheidungen zum Guten oder zum Bösen. Dieses metaphysische Ideenkonstrukt soll letztlich vor allem dazu dienen, andere Menschen(gruppen) pauschal zu verteufeln, um sie so aus der ethischen Berücksichtigung auszuschließen (zu dehumanisieren). Siehe dazu auch den religiösen Fanatiker Georg W. Busch und seinen Kampf gegen das "Böse" in Form von Saddam Hussein, Osama bin Laden und Kim Jong-il oder Adolf Hitler im Kampf gegen das Böse (das Weltjudentum) welchen er nur durch die Vernichtung des Juden gewinnen könnte. Auch die Sowjetunion wurde ja schon einmal als "das Reich des Bösen" diffamiert. Alle fanatisch-dogmatischen Ideologen haben sich die Funktionsweise dieser Lehre letztlich (wenn auch unbewusst) zu Nutze gemacht und war immer gut für die Begründung von Kriegen.
Moral ist an religiöse oder ideologische Vorgaben gekoppelt, also an Glaubenssätze. Da Glaubenssätze nicht beweisbar sind, werden sie zur Absicherung mit einem Kritikverbot gekoppelt. Sie werden heilig genannt und damit unanfechtbar. Sicherheitshalber werden Kritiker des Heiligen mit Strafe bedroht. Auf Erden und in alle Ewigkeit. Solches Denken hat zu den Attentaten gegen sogenannte Ungläubige geführt und zu einem Krieg gegen die "Achse des Bösen". Nachdrücklicher (als MSS dies getan hat) hätte man nicht beweisen können, wie zielstrebig religiöse Begriffe wie Gut und Böse in die Irre führen.
MSS entlarvt den freien Willen und die religiös verankerte Aufteilung in Gut und Böse als Illusionen. MSS zeigt in seinem Buch auf, was es bedeutet Ernst zu machen mit dem Abschied von der Willensfreiheit und was es tatsächlich heißt die Kategorien Gut und Böse hinter sich zu lassen. MSS zeigt nicht nur die fatalen Konsequenzen moralistischer Weltdeutungen auf, sondern vor allem, wie es uns in ihrer Überwindung gelingen kann, eine säkulare und menschenfreundliche Ethik zu entwickeln – mit erstaunlichen lebenspraktischen und gesellschaftlichen Folgen.
Das macht sein Buch in der Tat zu einem lesenswerten Buch. Bei Amazon übrigens für nur 9,99 €. Dazu hatte ich gleich mitgekauft
"Keine Macht den Doofen!: Eine Streitschrift" für nur 5,99 €. Keine Versandkosten.
Was das alles aber mit den gegenwärtigen Skandalen der katholischen Kirche zu tun hat
(ganz Deutschland ist empört - nur Christel nicht) erschließt sich mir nicht.
„Die Verlogenheit der Kirche ist unerträglich“
Von einer unerträglichen Grauzone, die bei den Ärzten in katholischen Kliniken zu einer erheblichen Verunsicherung führe, spricht Bernd von Tongelen. Im Erzbistum Köln sei das wegen der „rigiden Haltung des Kardinals“ besonders problematisch.
http://www.ksta.de/ehrenfeld/katholisch ... 00026.html
Die Kirche lehrt: Jedes Kind ist Frucht der Liebe Gottes und – im besten Fall – der Liebe zwischen Mann und Frau. Wie das mit Vergewaltigung vereinbar sein soll, mit Wunden an Leib und Seele, die womöglich ein Leben lang schwären – das bleibt das Geheimnis einer zölibatären Priesterkaste, ihrer Moralisten und Juristen. Sie reiten Prinzipien („Abtreibung ist Todsünde“) und vergessen darüber die Menschen.