Religion ist oft unmoralisch

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Heinrich5
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Religion ist oft unmoralisch

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Glaube und Moral: Plädoyer für eine Trennung von Staat und Kirche

Ein Kommentar von Frank Patalong


Für religiöse Menschen haben die Werte ihres Glaubens eine höhere Wertigkeit als nicht-religiös definierte Werte. Sie verstehen ihre Gebote als Gesetze. Kollidieren diese mit den geltenden Gesetzen, stellen sie ihre Regeln oft genug über das weltliche Recht. Klar, denn Gesetze sind nur von Menschen gemacht und können sich ändern. Der Glaube aber fußt - davon gehen Gläubige aus - auf Gott oder Göttern.

Viele Religionen begegnen Menschen, die ihnen nicht folgen, mit Geringschätzung. Andersgläubige oder - fast noch schlimmer - Atheisten gelten ihnen zumindest als Irrgläubige, wenn nicht als minderwertig oder sogar als Feind. Sie unterstellen ihnen einen Mangel an Moral und Werten.

Die einende Kraft der Religion wirkt auf die, die nicht dazugehören, ausgrenzend und diskriminierend. Auch in diesem Land sind Nicht- und Andersgläubige häufig genug Leidtragende religiös definierter "Gesetze", denen sie eigentlich gar nicht unterstehen.

Die Farce um einen muslimischen, westfälischen Schützenkönig, dem von einem Schützenverband zunächst nahegelegt wurde, entweder zurückzutreten, weil er kein Christ sei, oder alternativ eben zum Christentum zu wechseln, kann man als Realsatire verbuchen. Immerhin hat sich der Verband schließlich dazu durchgerungen, dass Mithat Gedik seinen Titel behalten darf, wenn auch mit bizarr anmutenden Auflagen.

Religion ist oft unmoralisch

Viel schwerer wiegen alltägliche Diskriminierungen, zum Beispiel im Arbeitsleben. Kirchen gehören zu den größten Arbeitgebern des Landes, von ihren Angestellten verlangen sie eine religionskonforme Lebensweise. Das ist zu rechtfertigen, wenn es um kirchliche, mit der "Verkündigung" verbundene Ämter und Funktionen geht. Nicht zu rechtfertigen ist es, wenn die Kirche wie im Falle von Krankenhäusern oder Kindergärten in staatlich finanzierten Einrichtungen ihre religiösen Regeln zum Gesetz erhebt.

Mit sagenhafter Dreistigkeit hebeln kirchliche Arbeitgeber jeder Couleur Tarifverträge aus. Der Staat gesteht bestimmten Religionen sogar Sonderrechte zu und ignoriert selbst Verstöße gegen das Betriebsverfassungsgesetz. Stattdessen gesteht er den Kirchen der Weimarer Reichsverfassung folgend noch immer zu, ihr eigenes Arbeitsrecht zu definieren.

Wir leben keineswegs in einem säkularen Staat, der allen Religionen und Überzeugungen eine gleichberechtigte Bühne bietet. Christliche Kirche und Staat sind in Deutschland nicht getrennt. Steuerzahler finanzieren die Gehälter der christlichen Priester und Religionslehrer aus dem Topf für Beamte, nicht durch die Kirchensteuer.

Der Staat finanziert kirchliche Mission

Die ist eine Art Mitgliedsbeitrag und als solcher nur insofern zu beanstanden, als der Staat diesen eintreibt - er tut das für keinen anderen Verein. Zu beanstanden ist aber durchaus, dass Nichtchristen mit ihren Steuergeldern Ausbildung und Gehälter von christlichen Priestern bezahlen, die Instandhaltung von Kirchenbauten, den Missionsbetrieb in kirchlichen Krankenhäusern oder Kindergärten.

Die Steuerzahler finanzieren auch den Religionsunterricht, dessen Aufgabe es ist, nachwachsende Kirchenmitglieder mit Glaubensinhalten zu füttern. Zuletzt bestätigte das Bundesverwaltungsgericht im April den Verfassungsrang der (christlichen) Religion: Ein Recht auf Ethikunterricht statt religiöser Unterweisung hätten Schüler in Deutschland deshalb nicht. Nichtgläubige werden genötigt, am Religionsunterricht teilzunehmen - oft mit erheblichen Nachteilen für den Zeugnisdurchschnitt.

Die Privilegierung einer Religion passt nicht zu einem modernen, aufgeklärten Staat. Zur Chancen- und Rechtsgleichheit gehört es, die Religionen vom Staat zu trennen und auf ihren Platz zu verweisen: Dann dürfen sie wie andere Vereine auch um Mitglieder werben - ohne staatliche Finanzierung durch Steuergelder, ohne Sonderrechte.

Religiöse Diskriminierung ist ein höchst ambivalenter Begriff: Jemand kann wegen seiner Religion diskriminiert werden, aber auch durch die Religion anderer. Das sollte - wie im aberwitzigen Fall einer Vereinsordnung, die es Muslimen verbietet, Schützenkönig zu werden - nicht mit dem Recht in Einklang zu bringen sein. Ausgesuchten Religionen Privilegien zu geben und normativen Einfluss zuzugestehen, ist schlicht unmoralisch.

http://www.spiegel.de/panorama/trennung ... 84850.html

Siehe auch:

"Ausnahmsweise" Muslim Mithat Gedik darf Schützenkönig bleiben

http://www.focus.de/politik/deutschland ... 43320.html
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niels
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Re: Religion ist oft unmoralisch

Ungelesener Beitrag von niels »

Wenn ein Verein allen Ernstes meint bestimmte Ueberzeugungen bevorzugen oder benachteiligen zu müssen, so habe ich kein Problem damit, solange der Verein Privatsache ist und nicht aus Steuermitteln finanziert wird. Ebendies sollte auch für Kirchen gelten, die ja ebenfalls derart diskriminieren/privilegieren. Wer in welchem Verein warum mitmachen und sich somit der Satzung verpflichten will, ist seine Sache - sollte sie jedenfalls sein.

So ist es ja auch selbstverständlich, das Menschen mit anderen Ueberzeugungen in einer Partei aktives Mitglied sein können.
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Re: Religion ist oft unmoralisch

Ungelesener Beitrag von gerhard ernst »

Ich wollte eigentlich was zu dem wunch einiger nach verschaerfung des Blasemie Paragaphen sage find mich

:? aber hier nicht zurecht

also Glaeubige sagen Gott ist Allmaechtig so allmaechtig dass ER das ganze Universum mit allem was da ist Erschaffen hat

Aber sie scheinen IHM nicht zuzutrauen sich selbs schuetzen zu koennen

So ein Allmaechtiger Gott braucht doch wohl keine halbgaren Wuerstchen,auch noch selbs ernannt sich zu schuetzen

Und zu bestrafen wen er zu Bestrafen befinded :wink:
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niels
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Re: Religion ist oft unmoralisch

Ungelesener Beitrag von niels »

Der Term "Religion ist oft unmoralisch" gibt bei genauerer Betrachtung eigentlich wenig Sinn her:

"Moral" ist ja praktisch nicht mehr (und nicht weniger) als die Schnittmenge an Werten der Majorität einer Gruppe oder (wie auch immer gefassten) Gesellschaft - die ist ein "Abbild" der Situation und keine von ihr losgelöste "Sache" oder gar Sache eines Individuums.

Wenn Religiöse binnen ihrer Gruppe "unmoralisch" sind, bedeutet dies nicht mehr, als das sie den durch ihre Religion definierten/gesetzten Werte nicht konsequent folgen. Für die Gesellschaft im Sinne von z.B. der gesamten Menschheit oder die Gesellschaft eines Landes verliert sich der Inhalt der Aussage, da die "Unmoral" durch die Moral der "anderen" (mit)definiert wird.

Was aber auffällt, ist das die von der Basis der Religionslehren ausgehenden Wertedefinitionen immer inkompatibler zu heutigen Wertesystemen werden - die statische, jahrtausendealten Werteideen immer schwieriger (oder nur mit erheblichen Tricks bzw. Selbstbetrug - z.B. durch stets neue "Reinterpretationen" der selben Texte, die sich immer weiter vom eigentlich gesagten bzw geschriebenen fortbewegen) in Einklang zu bringen sind. Ein konsequent der christlichen Bibellehre folgender Christ wäre nach heutigen Maßstäben ebenso kriminell wie ein Muslime, der den Koran weitestmöglich wörtlich lebt.
Christel
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Re: Religion ist oft unmoralisch

Ungelesener Beitrag von Christel »

@ Ich stimme Niels zu, dass Moral durch die jeweilige Gruppe definiert wird. So ist die Ethik verschiedener Gruppen unterschiedlich. Ethik und Moralvorstellungen verändern sich auch mit der Zeit, im Laufe der Jahrhunderte.

Allerdings hat auch jedes Individuum eigene Moralvorstellungen, eine eigene Ethik.

Außerdem ist „Religion“ ein so weites Feld sowohl heute und als auch in der Geschichte der Menschheit, dass die Aussage absurd wird.
Daher stimme ich dieser Aussage zu:
niels hat geschrieben:Der Term "Religion ist oft unmoralisch" gibt bei genauerer Betrachtung eigentlich wenig Sinn her:
Sinnvoll wird die Aussage jedoch, wenn man den betrachtet, der sie getroffen hat:
1. Gibt er dabei Auskunft über seine Einstellung den Menschen gegenüber, die er so beurteilt.
2. Gibt er Auskunft über seine eigenen Wert- und Moralvorstellungen.
Der zweite Punkt ist allerdings mit Vorsicht zu betrachten. Denn nicht selten besteht ein großer Unterschied zwischen der von anderen geforderten Moral und der selbst praktizierten Moral.

@ Ich weiß, dass heutzutage sehr viel von christlichen Werten… die Rede ist.
Doch was sind spezifisch „christliche Werte“. Außerdem hege ich Zweifel daran, dass man Moral so einfach über Werte definieren kann.

@ Von einer „christlichen Bibellehre“ bezüglich Moral sprechen auch Christen…, doch dies ungefähr so „sinnvoll“ wie der Term "Religion ist oft unmoralisch":
Die „christliche Bibellehre“ bezüglich Moral gibt es nicht!

Daher trifft jeder, der sich auf eine „christliche Bibellehre“ beruft vor allem eine Selbstaussage:
- Wer das Christentum nicht mag, benutzt es zur Kriminalisierung des Christentums meist unter Berufung auf das Alte Testament.

- Die Christlichen Gruppen selbst fragen dagegen meist, welche Teile des AT Gesetzes gelten auch noch für Christen?
Eine Frage, die unterschiedlich beantwortet wird.
Mir ist keine Gruppe bekannt, die alles übernimmt. Einigkeit besteht in der Regel am Festhalten an den Zehn Geboten, mit Ausnahme des Bilderverbots und des Sabbats.
Es besteht auch keine Einigkeit darüber, welche moralischen Aussagen des Neuen Testaments heute gelten.

- Eine andere berechtigte christliche Fragestellung, geht nicht allgemein von der Bibel aus, sondern allein von Jesus Christus. Christus hat ja nach „christliche Bibellehre“ die Christen vom Gesetz, also von den Ge- und Verboten der Thora, also des Alten Testaments befreit.
Der Weg des Gesetzes ist für Christen kein Weg zum Heil!
Im Zentrum dieser Moral und Ethik stehen Fragen, wie „Was hat Jesus gewollt? Was will Jesus heute?“ Dann geht es nicht mehr darum „ein Gebot abzuhaken“, sondern um Nachfolge. An die Stelle der Gebotsethik, tritt eine Verantwortungsethik.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
manden
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Re: Religion ist oft unmoralisch

Ungelesener Beitrag von manden »

Heinrich , das ist richtig , sofern es die jetzigen Religionen betrifft . Ich habe eine ERKENNTNIS , die sich WIRKLICH am Schöpfer des Universums orientiert - und da ist natürlich NICHT das ALLERGERINGSTE
unmoralisch .
Allerdings muss man sagen , was Moral ist und wo sie herkommt !
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