Gott ist nicht katholisch

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Atheisius
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Gott ist nicht katholisch

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Zur Aussage des Papstes Franziskus: "Gott ist nicht katholisch"

Ist der "Unfehlbare" ein Ketzer?

Von Hubertus Mynarek

3. Feb 2016
ODERNHEIM. (hpd) Es war nicht bloß ein gewöhnlicher Journalist, sondern der Herausgeber der italienischen Tageszeitung La Repubblica: Eugenio Scalfari, vor dem Papst Franziskus die sensationell, ja revolutionär klingende Aussage, Gott sei nicht katholisch, machte.

Man bedenke die sensationellen Konsequenzen: Der Papst, seine Kardinäle, Bischöfe und Priester, also der gesamte katholische Klerus hätten als “Bodenpersonal Gottes”, als Stellvertretung Gottes auf Erden, als Mittler und Vermittler zwischen Gott und dem Kirchenvolk ausgedient, weil sie ja dem falschen Gott gedient haben, weil Gott der eigenen Aussage des Papstes zufolge gar nicht katholisch ist. Die gesamte Klerisei wäre als götzendienerisch einzustufen, weil sie ein falsches Gottesbild verkündet und verbreitet hat.

Die katholische Kirche steht jetzt vor der epochalen Herausforderung, dem eigenen Papst zu kündigen, weil er eine so häretische These aufgestellt hat, oder aber diesem Papst mit all den eben genannten Konsequenzen dieser These zu folgen und sich demütig als agnostische und relative Religion zu bekennen, die aber damit der Ökumene aller Religionen einen großen Dienst erwiese, indem sie nun, von allem Hochmuts- und Unfehlbarkeitsdünkel befreit, in einen echten und ebenbürtigen Dialog mit allen Religionen und Weltanschauungen eintreten kann. Das so lange währende Zeitalter der “Gottesprotze” (Elias Canetti) wäre definitiv beendet!

Aber auch Papst Franziskus selbst müsste Farbe bekennen. Er hat, wenn ich richtig sehe, im Grunde nur drei Möglichkeiten. Entweder gibt er zu, dass er mit seiner Aussage, Gott sei nicht katholisch, nur angeben wollte, um möglichst liberal, welt- und religionsoffen zu erscheinen; oder er räumt ein, in einem Moment geistiger Verwirrung eine solche ketzerische Behauptung gemacht zu haben; oder er erklärt feierlich urbi et orbi ex cathedra, dass er das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit abschafft, weil es nicht der Wahrheit entspricht, ihr nicht entsprechen kann, da Gott, wenn er existiert, in jedem Fall so vollkommen gedacht werden muss, dass er sich mit keiner Religion zu identifizieren vermag, weil jede Religion aus Licht und Schatten besteht, insbesondere jede der großen Weltreligionen neben positiven Eigenschaften und Leistungen auch schwerste Vergehen und Verbrechen auf ihrem Schuldkonto hat.

Wie dem auch sei, kein Papst der neueren Geschichte hätte jemals eine solch revolutionäre Aussage wie den Satz “Gott ist nicht katholisch” gesagt oder gewagt, kein Ratzinger, kein Wojtyla, kein Paul VI. oder Pius XII., auch kein Johannes XXIII., der von seinem Temperament und Charakter her zwar mehr zur Güte und Offenheit neigte, aber theologisch eher bieder und linientreu war.

Zwar betont auch das kirchliche Lehramt, dass Gott ein Mysterium, ein Geheimnis für jegliche menschliche Erkenntnis bleibe, niemals vom kontingenten menschlichen Verstand ganz erkannt und begriffen werden könne, dass das Axiom “Gott kann nur von Gott selbst erkannt werden” stets seine Gültigkeit behalte. Aber gleichzeitig besteht dieses Lehramt apodiktisch und monopolistisch darauf, dass es den “heiligen Rest” dessen, was der Mensch von Gott erkennen könne, allein in den Händen halte und auch der einzige autoritative und authentische Wiedergeber und Interpret dieses Restes sei.

An dieser kirchlich bestgehüteten Schatzkammer an Weisheiten und Erkenntnissen über Gott hätte also kein Papst zu rütteln gewagt, bis nun der den Professoren und Doktoren der Theologie Ratzinger und Wojtyla scheinbar so unterlegene Mann aus Buenos Aires kam und das kirchliche Lehramt und die Theologie das Fürchten lehrte, indem er ihnen das Monopol auf den alleinigen Besitz der Wahrheit über Gott aus der Hand schlug.

Egal, ob sich Franziskus I. der Tragweite seiner Aussage ganz bewusst war, an und für sich enthält sein Satz „Gott ist nicht katholisch“ ein derart gewaltiges ketzerisches, rebellisches, revolutionäres Explosionspotential, dass es das ganze “unfehlbare” kirchliche Lehrgebäude und die “allein seligmachende” Kirche mit seiner Sprengkraft total zerstören könnte.

Die größte, heroischste, ja auch nützlichste Tat des Jorge Mario Bergoglio alias Franziskus I. wäre die, sich selbst abzuschaffen – nicht als Mensch, der leben will, ein Recht zu leben hat, sondern als Papst, als oberster Kirchenführer, als unfehlbare Sphinx und geistlicher Regent der Menschheit. So paradox es klingt, er würde das Gute und Wahre in der Menschheit vermehren durch eine (nur) scheinbar negative Tat, seine eigene Abschaffung!
Ergänzende Ausführungen zu diesem Aufsatz siehe in Mynareks Buch “Papst Franziskus. Die kritische Biografie”, Tectum Verlag, Marburg 2015

http://hpd.de/artikel/12691
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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