niels hat geschrieben:der heutige verbreitete Glaube an eine Person Jesus ist selbst mehr vom 20. Jahrhundert geprägt als den Jahrhunderten davor
Der Glaube „
an eine Person Jesus“ wäre ein
anderes Thema und ist sowieso ein weites Feld.
Was Du jedoch in Deinem Beitrag widergegeben hast, entspricht dem heute weit verbreiteten Glauben
über eine Person Jesus. Dieser Glaube „ist selbst mehr vom 20. Jahrhundert geprägt als den Jahrhunderten davor.“ Das stimmt!
niels hat geschrieben:Fakt ist zudem, das vor allem die NACH Paulus folgenden "Überlieferer" samt der späteren jungen "Kirche" gezielt selbst ganze Bibliotheken an Mythen dazu bastelten
Auch das ist hier nicht Thema.
Hier geht es um die Zeit und um die historischen Dokumente, die in der Zeit verfasst wurden, als diejenigen noch lebten, die Jesus persönlich kannten.
Das trifft auf sämtliche Briefe zu bei denen die wissenschaftliche Forschung sich einig ist, dass sie von Paulus verfasst wurden.
Da Paulus nachweißlich nicht allein war, es
vor Paulus und
unabhängig von Paulus christliche Gemeinden gab, konnte er sich nicht einfach was ausdenken. Weshalb auch?
Die These, die Du oben von Atheisius zitiert hast, ist wissenschaftlich nicht haltbar.
niels hat geschrieben:Zumindest das, was heute davon noch zugänglich ist, lässt sich mit modernen Mitteln der Text- und Schriftanalyse immer weiter entlarven: wer hat vom wem etwas abgeschrieben oder im Kreis zitiert, wer hat was dazuerfunden oder verändert.
Ich nehme an, Du meinst die Quellentheorie bezüglich der Evangelien.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiquellentheorie
Was ich über Paulus schrieb, gilt grundsätzlich auch für die Evangelien. Es gab vor diesen Texten christliche Gemeinden. Die Texte wurden im
ersten Jahrhundert verfasst,
es lebten die Zeugen bzw. genügend Menschen die, diese kannten …
In dieser Situation schreibt Lukas (LK 1,1-4):
Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat.
Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren.
Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.
Nach seinen eigenen Aussagen waren Lukas Berichte über Jesus bekannt. Er hielt sie für glaubwürdig, begann dennoch selbst zu forschen und zu schreiben.
Im Ergebnis flossen in das Lukasevangelium (gemäß der Quellentheorie) Inhalte aus dem Markusevangelium, der Logienquelle (Spruchsammlung der Worte Jesu) sowie weiteres Sondergut ein.
Wo liegt das Problem?
Uns sind Texte aus dem ersten Jahrhundert erhalten.
Sie erzählen, was geschehen ist, wer Jesus war und wie Jesus war.
Ihr Anliegen ist es die frohe Botschaft (Evangelium) von Jesus zu vermitteln.
niels hat geschrieben:Das die Kirche selbst mit ihrer gezielten Auslese an Schriften weniger an Historizität denn an ideologisch "geeigneten" Schriften interessiert war, ist auch kein Geheimnis mehr.
Durch außerbiblische Schriften aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts wissen wir, welche Schriften die Gemeinden zu diesem Zeitpunkt verwendeten und sich dort bereits etabliert hatten. Das waren u.a. die Briefe des Paulus sowie die Evangelien, die auch heute im Neuen Testament zu finden sind.
Vergliche dazu >>„Rom“ lässt sich nichtkaufen<<
viewtopic.php?f=10&t=4379
Die Kanonbildung erfolgte viel später.
Erstmals wurden Jahr 367 wurden alle 27 Schriften des Neuen Testaments aufgezählt und zwar Osterfestbrief des Athanasius.
Später wurde diese Liste von Synoden bestätigt. Vergleiche
https://de.wikipedia.org/wiki/Synode_von_Rom_(382)
Letztendlich festgelegt wurde der Bibelkanon erst im 16. Jahrhundert durch das Konzil von Trient.
Niels, es gibt keine Verschwörung, keine gezielte Auslese… - von wem auch, es gab keine zentrale Leitung… sondern nur einen Prozess, in dem die Schriften übernommen wurden, die sich bereits zu Anfang des 2. Jahrhunderts etabliert hatten.
Uns liegt das Zeugnis der ersten Christen vor.