Auch wenn, wie der Rabbiner schreibt, die jüdischen Erwartungen des Messias mit Vorstellungen von der Endzeit korrespondieren, so sind diese Vorstellungen doch
sehr diesseitig. Der Messias war
„der jeweils herrschende gesalbte König aus dem Geschlecht David.“ http://www.hagalil.com/judentum/rabbi/090318.htm
Jesus lebte in einer Zeit in der das jüdische Königreich Vergangenheit war. Israel war in die römischen Provinzen Judäa, Samaria und Galiläa aufgeteilt. Viele erwarteten vom Messias die Rückkehr in die alte glanzvolle Zeit des Königtums.
Jesus predigte vom Reich. Treffend zu dem Gesagten wurde ihm die Frage gestellt: „Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“ Apg 1,6
Jesus wurde dementsprechend als „König der Juden“ gekreuzigt. Für seine Jünger war Jesus der Christus, also der Gesalbte. Zuerst wurde dieser Titel von Außenstehenden auf die Jünger Jesu übertragen, später nannten sie sich selbst Christen. Noch heute gehört zur Taufe die Salbung zum Priester, König und Propheten.
Die Vorstellung
„der jeweils herrschende gesalbte König“ ist der Messias übersieht allerdings, dass die „jeweils herrschenden gesalbten Könige“ nie die Heilserwartungen an sie völlig erfüllen konnten. Es übersieht die Anklage gegen die herrschenden Zustände, nicht zuletzt gegen die Herrschenden und den „jeweils herrschenden gesalbten König“ selbst durch die Propheten im Namen Gottes.
Die Vorstellung übersieht außerdem, die
Deutung des Königtums als Abfall von Gott. Dazu ein Blick in die Heilige Schrift der Juden, in eine Zeit, die vor Königzeit Israels liegt, als es in Israel lediglich Richter gab.
Erstes Buch Samuel 8,4-20:
Deshalb versammelten sich alle Ältesten Israels und gingen zu Samuel nach Rama. Sie sagten zu ihm: Du bist nun alt und deine Söhne gehen nicht auf deinen Wegen. Darum setze jetzt einen König bei uns ein, der uns regieren soll, wie es bei allen Völkern der Fall ist.
Aber Samuel missfiel es, dass sie sagten: Gib uns einen König, der uns regieren soll. Samuel betete deshalb zum Herrn, und der Herr sagte zu Samuel: Hör auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir sagen.
Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein.
Das entspricht ganz ihren Taten, die sie (immer wieder) getan haben, seitdem ich sie aus Ägypten heraufgeführt habe, bis zum heutigen Tag; sie haben mich verlassen und anderen Göttern gedient. So machen sie es nun auch mit dir.
Doch hör jetzt auf ihre Stimme, warne sie aber eindringlich und mach ihnen bekannt, welche Rechte der König hat, der über sie herrschen wird. Samuel teilte dem Volk, das einen König von ihm verlangte, alle Worte des Herrn mit.
Er sagte: Das werden die Rechte des Königs sein, der über euch herrschen wird:
Er wird eure Söhne holen und sie für sich bei seinen Wagen und seinen Pferden verwenden und sie werden vor seinem Wagen herlaufen. Er wird sie zu Obersten über (Abteilungen von) Tausend und zu Führern über (Abteilungen von) Fünfzig machen. Sie müssen sein Ackerland pflügen und seine Ernte einbringen. Sie müssen seine Kriegsgeräte und die Ausrüstung seiner Streitwagen anfertigen. Eure Töchter wird er holen, damit sie ihm Salben zubereiten und kochen und backen. Eure besten Felder, Weinberge und Ölbäume wird er euch wegnehmen und seinen Beamten geben. Von euren Äckern und euren Weinbergen wird er den Zehnten erheben und ihn seinen Höflingen und Beamten geben. Eure Knechte und Mägde, eure besten jungen Leute und eure Esel wird er holen und für sich arbeiten lassen. Von euren Schafherden wird er den Zehnten erheben. Ihr selber werdet seine Sklaven sein.
An jenem Tag werdet ihr wegen des Königs, den ihr euch erwählt habt, um Hilfe schreien, aber der Herr wird euch an jenem Tag nicht antworten.
Doch das Volk wollte nicht auf Samuel hören, sondern sagte: Nein, ein König soll über uns herrschen. Auch wir wollen wie alle anderen Völker sein. Unser König soll uns Recht sprechen, er soll vor uns herziehen und soll unsere Kriege führen.
Gott spricht hier: „
mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein." 1. Sam 8,7
Jesus verkündete nicht das Reich eines Königs, wie ihn damals auch andere Völker hatten, sondern das hier im Buch Samuel genannte Ideal: Gott selbst ist König über Israel.
Jesus verkündet die Königsherrschaft Gottes. Daher kann Jesus sagen: „20 Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen.“ Lk 11,20
Das Reich Gottes ist da! Überall, wo Gottes Wille geschieht ist das Reich Gottes, ist die Königsherrschaft Gottes, die Gottesherrschaft!