"für uns gestorben?"

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Atheisius
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"für uns gestorben?"

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Passionstexte aus dem Gesangbuch:

O Mensch, bewein dein Sünde groß, darum Christus seines Vaters Schoß äußert und kam auf Erden; daß er für uns geopfert würd, trüg unsrer Sünden schwere Bürd wohl an dem Kreuze lange. So laßt uns nun ihm dankbar sein, daß er für uns litt solche Pein, die Lieb erzeigen jedermann, die Christus hat an uns getan mit seinem Leiden, Sterben. (EKG 76)

O Lamm Gottes, unschuldig am Stamm des Kreuzes geschlachtet, allzeit erfunden geduldig, wiewohl du warest verachtet, all Sünd hast du getragen, sonst müßten wir verzagen. (EKG 190.1)

Wir danken dir, Herr Jesu Christ, daß du für uns gestorben bist und hast uns durch dein teures Blut gemacht vor Gott gerecht und gut - und bitten dich durch dein heilig fünf Wunden rot: Erlös uns vor dem ewgen Tod. (EKG 79)

O Menschenkind, nur deine Sünd hat dieses angerichtet, da du durch die Missetat warest ganz vernichtet. (EKG 80)

Ach, meine Sünden haben dich geschlagen; ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet, was du erduldet. Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden, und du mußt leiden. (EKG 81)

Laß mich wohl bedenken, wie du gestorben bist und alle meine Schuldenlast am Stamm des heilgen Kreuzes auf dich genommen hast. Laß dein heilig Leiden mich reizen für und für, mit allem Ernst zu meiden die sündliche Begier, daß ich verleugne diese Welt und folge dem Exempel, das du mir vorgestellt. (EKG 82)

Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld der Welt und ihrer Kinder; es geht und büßet in Geduld die Sünden aller Sünder; ergibt sich auf die Würgebank, entsaget allen Freuden und spricht: "Ich will's gern leiden." Das Lämmlein, den hat Gott zum Sündenfeind und Sühner wollen wählen: "Die Straf ist schwer, der Zorn ist groß, du kannst und sollst sie machen los durch Sterben und durch Bluten." (EKG 83)

Ich danke dir von Herzen, o Jesu, liebster Freund, für deines Todes Schmerzen, da du's so gut gemeint. Es dient zu meinen Freuden und tut mir herzlich wohl, wenn ich in deinem Leiden, mein Heil, mich finden soll. (EKG 85)

Dein Kampf ist unser Sieg, dein Tod ist unser Leben; in deinen Banden ist die Freiheit uns gegeben. Dein Kreuz ist unser Trost, die Wunden unser Heil, dein Blut das Lösegeld, der armen Sünder Teil. (EKG 87)

Ich grüße dich am Kreuzesstamm, du hochgelobtes Gotteslamm, mit andachtsvollem Herzen; Ich folge dir durch Tod und Leid, o Herzog meiner Seligkeit, nichts soll mich von dir trennen; dein Kreuzestod macht offne Bahn den Seelen, die dich kennen. (EKG 90)

Das Kreuz ist aufgerichtet, der große Streit geschlichtet. So hat es Gott gefallen, so gibt er sich uns allen. Das Ja erscheint im Nein, der Sieg im Unterliegen, der Segen im Versiegen, die Liebe will verborgen sein. (EKG 94)

Was kann mir denn nun schaden der Sünde große Zahl? Ich bin bei Gott in Gnaden, die Schuld ist allzumal bezahlt durch Christi teures Blut. (EKG 82)

Ehre sei dir, Christe, der du littest Not, an dem Stamm des Kreuzes für uns bittern Tod. (EKG 75)

http://www.humanistische-aktion.homepag ... uz.htm#jes
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
Christel
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Re: "für uns gestorben?"

Ungelesener Beitrag von Christel »

„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: "für uns gestorben?"

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich hatte bereits am » Sonntag 8. Mai 2016, 23:18 unter dem Thema Historisch-kritische Bibelauslegung auf die Fakten hingewiesen.

Paulus schrieb im Frühjahr 55 an die Korinther einen Brief. Darin ist uns das urchristliche Glaubensbekenntnis überliefert (1 Kor 15,1-11) Dort steht:
„Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben


Das ist das christliche Verständnis von Anfang an.

Ich hab mal nachgeschaut von wem das Sammelsurium von Liedbruchstücken stammt und bin dabei auf einen gewissen "Ernst Cran" gestoßen. Das erste, was ich im Internet über ihn fand,waren seine Pegida-Auftritte.

Und dann fand ich noch diesen Artikel:
"Grober Pope" bei Pegida: Trauerredner Ernst Cran in der Kritik
Kabarettist Regenauer verlangt Honorar nach Beerdigung zurück - 20.01.2016 19:19 Uhr
NÜRNBERG - Der Nürnberger Kabarettist Bernd Regenauer fordert von Trauerredner Ernst Cran sein Geld zurück. Der Grund: Der Theologe und Ex-Mitglied der Rockband "Die groben Popen" ist neuerdings Stammgast auf Pegida-Bühnen.

Sein Bruder würde sich im Grab herumdrehen, wenn er wüsste, wer ihn da beerdigt hat, zeigt sich Regenauer schockiert. "Arglistig getäuscht" fühlt sich der Kabarettist, der das "üppige" Honorar zurückhaben und einer Flüchtlingsorganisation spenden will. Andere Kunden, die den 59-Jährigen ebenfalls engagiert hatten, äußern sich ebenfalls ähnlich über Crans politische Ausrichtung.

Hochzeiten, nicht konfessionelle Beerdigungen, kurz "Reden und Rituale" bietet der 59-Jährige auf seiner Internetseite an. Dass er privat gegen das "Verwüstungswerk" des Islam zu Felde zieht und den Koran mit Hitlers "Mein Kampf" gleichstellt, davon ist hier keine Rede.

Umso lauter spricht Ernst Cran davon, wenn er etwa von Pegida-Chef Lutz Bachmann in Dresden am Mikro begrüßt wird oder beim jüngsten Auftritt der Rechtspopulisten am Nürnberger Jakobsplatz auf der Bühne steht. Es war bereits seine dritte Pegida-Rede in Nürnberg.
http://www.nordbayern.de/region/nuernbe ... -1.4932401
„Sein Bruder würde sich im Grab herumdrehen“
Ich auch, wenn so ein Prediger zu meiner Beerdigung auftreten würde.

Übrigens, im 6./7. Jahrhundert lebte eine Mann namens Mohammed.

Er interessierte sich sehr für das Judentum und für das Christentum. Doch ebenso wie Ernst Can kam Mohammed nicht mit dem Kreuz Christi zurecht „gestorben für unsere Sünden“.
Er nahm Elemente von Judentum und Christentum und schuf daraus etwas Neues, den Islam.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: "für uns gestorben?"

Ungelesener Beitrag von Christel »

Zum Thema „für uns gestorben?"

Wie bereits erwähnt, handelt es sich hier um ein urchristliches Bekenntnis, welches im 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther überliefert ist. Paulus schreibt dort: „Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben“ (1 Kor 15,1-11)

Von Jesus ist uns die Aussage in drei unterschiedlichen Varianten überliefert:
Mt 26,28: "das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden."
Mk 14,24: "Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird."
LK 22,19-20: " Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!"

Gerhard Lohfink geht in seinem Buch „Gegen die Verharmlosung Jesu“ Verlag Herder, 2013 auf den Seiten 129-133 der Frage nach >>Starb Jesus für „viele“ oder für „alle“?
Eine Frage, die schon vielfältige Debatten ausgelöst hat. Auf den Seiten 131-132 kommt Gerhard Lohfink dann zu einer recht einleuchtenden Lösung. Er deutet das „für Euch“ bei Lukas auf Israel. – Die zwölf Jünger mit denen Jesus das Abendmahl feierte, symbolisieren die 12 Stämme Israels, also ganz Israel. Dem entsprechend sind mit den Vielen bei Markus und Matthäus die Völker gemeint. (Vergleiche: Gerhard Lohfink „Gegen die Verharmlosung Jesu“ Verlag Herder, 2013, S. 131-132)

Das ist theologisch plausibel! Bestanden doch die ersten christlichen Gemeinden aus Juden- und Heidenchristen, aus „Israel“ und den „Vielen“.

Betrachte ich es jedoch historisch verliert es diese Plausibilität für mich:
a) Da muss ich mich entscheiden, was hat Jesus wirklich gesagt?

b) Als Lukas sein Evangelium schrieb konnte er nicht ahnen, dass er am Neuen Testament schrieb. Er konnte nicht wissen, dass sein Text, die Texte der anderen Evangelisten theologisch auf wunderbarer Weise ergänzen würde.
Zwar müssen wir davon ausgehen, dass dem Lukas die Version des Markus Evangeliums bekannt war, er konnte jedoch nicht wissen, dass beiden Schriften, dereinst in einem Kanon verbunden werden würden. (Siehe dazu auch: Das synoptische Problem und die Zwei-Quellen-Theorie)

c) Außerdem, es ist schon merkwürdig, wenn ein Schreiber wie Lukas, der sich an eine heidenchristliche Zuhörerschaft wendet, den zentralen Punkt des Bundes auf das buchstäbliche Israel beschränkt.
Man stelle sich vor, eine christliche Gemeinde ist zum Herrenmahl versammelt, Griechen, Römer... kaum/keine Juden. Dazu wird der Text von Lukas gelesen. „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ (Lk 22,19-20) Doch damit sind die meisten der versammelten Gemeindemitglieder gar nicht gemeint, denn mit „für euch“ werden nur Juden angesprochen, das buchstäbliche Israel (Lohfink).
Sinn macht es erst, indem sich die christliche Gemeinde als das „Neue Israel“ versteht.
Nun wie auch immer…

Fest steht, allein die christliche Gemeinde und niemand sonst, ist in der Lage zu antworten:

„Christus ist für unsere Sünden gestorben“ (1Kor 15,3)
Nur die christliche Gemeinde antwortet darauf „Vor dir stehn wir"
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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