Das Testament der Reformation

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Christel
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Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich möchte auf diesen sehr lesenswerten Text von Thomas Söding in "CHRIST IN DER GEGENWART" zur neuen Lutherbibel hinweisen, solange er noch im Internet steht.
Die Lutherbibel ist überarbeitet worden - und erzeugt einen Spannungsbogen zwischen sprachgewaltiger Tradition und heutigem Deutsch.

Am 31. Oktober, dem Reformationsfest 2016, beginnt das lang angekündigte Lutherjahr, das Jubiläum von 500 Jahren Reformation. Was aber soll gefeiert werden? Der Thesenanschlag, den hunderte heroische Bilder vor Augen stellen, hat (wahrscheinlich) gar nicht stattgefunden. Die Ablasskritik, die Luther 1517 formulierte, ist (wahrscheinlich) gar nicht reformatorisch, sondern reformkatholisch. In den vergangenen zehn Jahren ist von Seiten der Evangelischen Kirche in Deutschland, aber auch der Bundesregierung, die ein gemeinsames Kuratorium „Luther 2017“ ins Leben gerufen haben, so getan worden, als ob alle Errungenschaften der Neuzeit auf die Reformation zurückzuführen seien, von der Bildung bis zur Kultur, von der Vielfalt bis zur Freiheit, vom Rechtsstaat bis zur Toleranz. Einer nüchternen Prüfung hält keine dieser Ideen stand.

Deshalb braucht aber niemand ernüchtert zu sein. Die Reformation ist ein religiöser Aufbruch, der eine aufgeschlossene katholische Antwort verdient hätte. Für diesen Aufbruch gibt es kein deutlicheres Zeichen als die Lutherbibel. Sie ist zwar nicht schon 1517 herausgekommen; sie ist aber der wichtigste Beitrag der Reformation zu einer Reform der Kirche bis heute. Sie lässt den frischen Ton eines begnadeten Dolmetschers hören, der sich auf seine profunden Bibelkenntnisse und sein brillantes Deutsch verlassen konnte. An der Leidenschaft, der Tiefe und Treffsicherheit der Lutherbibel lässt sich am besten ablesen, welcher Geist der Reform in der katholischen Kirche damals hätte wehen können und heute wehen müsste: ein Feuer des Glaubens, das Erstarrtes auftaut, ein Ernst der Religion, der vom Anfang des Evangeliums inspiriert ist, eine Fähigkeit, sich auszudrücken, die nicht „Perlen vor die Säue“ wirft (Mt 7,6), sondern das Heilige in die Welt trägt.

Die Evangelische Kirche in Deutschland setzt ein Zeichen, wenn sie an diesem Sonntag ihr Jubeljahr mit der Vorstellung der revidierten Lutherbibel beginnt. Schauplatz ist Eisenach, unweit der Wartburg, auf der Martin Luther 1521/22 die erste Version des Neuen Testaments erstellt hat. Das hat Stil: Die evangelische Kirche besinnt sich auf ihre Kernkompetenz. Das nötigt von katholischer Seite Respekt ab. Dass auch die Einheitsübersetzung frisch renoviert worden ist, wird längst nicht so gefeiert.

Eine schwierige Aufgabe

Die Lutherbibel ist ein Markenzeichen des deutschen Protestantismus. Das macht den Umgang mit ihr nicht leichter. Einerseits kann heute, von Experten abgesehen, niemand mehr die Lutherbibel im Original lesen, weil sich die deutsche Sprache in einem halben Jahrtausend stark verändert hat. Andererseits ist es aber gerade das Lutherdeutsch, das sie attraktiv und faszinierend macht, jedenfalls für die große Mehrzahl der Evangelischen, während die meisten Katholiken bis heute fremdeln. Wie aber soll beides zusammengehen: Treue zu Luther einerseits und Verständlichkeit heute andererseits?

Aber damit nicht genug: Luther will ja die Bibel selbst zu Wort kommen lassen. Er hat - zuerst allein, dann im Team - aus den Originalsprachen Griechisch und Hebräisch übersetzt. Der Protestantismus kennt ein Schriftprinzip, das nicht der Tradition, sondern der Bibel selbst die entscheidende Rolle zumisst. Was aber heißt dann eine „Durchsicht“ der Lutherbibel? Was ist, wenn Luther nicht nur unverständlich geworden ist, sondern falsch übersetzt hat? Was ist, wenn er gar nicht den ursprünglichen Text der Bibel als Basis genommen hat, sondern eine Fassung, die zu seiner Zeit gut war, heute aber überholt ist, weil sie sich als spätere Überlieferungsform herausgestellt hat?
Mehr zur neuen Lutherbibel: http://www.christ-in-der-gegenwart.de/a ... tikel_html
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Christel »

EKD verschenkt Lutherbibel als App

Gratis-Download der neuen Bibelübersetzung bis zum Reformationstag 2017

https://www.ekd.de/aktuell/edi_2016_10_29_bibelapp.html

Lutherbibel 2017

https://www.die-bibel.de/bibeln/online- ... bibeltext/


Hier:
Zur Bedeutung der Lutherbibel
Was ist neu?
Die Lutherbibel 2017 in Zahlen
u.v.m.
https://www.ekd.de/bibel/lutherbibel2017/index.html
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Christel »

Video:
Am Anfang war das Wort

30.10.2016
Festgottesdienst aus Eisenach zum Auftakt des 500. Reformationsjubiläums
mit dem EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm. Es predigt Reformationsbotschafterin Margot Käßmann.
Vorgestellt wird der Öffentlichkeit eine aufwendige Neuüberarbeitung der Lutherbibel. Am Gottesdienst wirken mit: die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, und der frühere Thüringer Landesbischof Christoph Kähler
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Bibeltreue Christen (die gibt es immer noch), welche die Bibel als das „Wort Gottes“ ansehen, sehen das so:
…………….. setzen sich besonders mit den heutigen "kommunikativen" oder "dynamisch-äquivalenten" Bibelübersetzungen "in heutigem Deutsch" auseinander. Diese Übertragungen beanspruchen, das Wort Gottes getreu wiederzugeben und dabei aber viel besser verständlich zu sein, besonders für fernstehende und junge Bibelleser.

Doch eine genauere Untersuchung zeigt, daß diese Übertragungen das von Gott eingegebene Bibelwort so frei und menschlich verwässert wiedergeben, daß man nicht mehr von einer "Bibelübersetzung" sprechen kann. Zudem werden Schlüsselbegriffe wie "Gnade", "Buße" oder "Gottesfurcht" vielfach völlig getilgt und wichtige Bibelstellen im moderntheologischen Sinn geradezu verfälscht.
http://www.das-wort-der-wahrheit.de/receptus-1
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben:Bibeltreue Christen (die gibt es auch noch)
Ich würde es so formulieren, es sind Menschen, die sich selbst als „bibeltreu“ bezeichnen und sich dadurch von anderen Christen abheben wollen.

„Bibeltreu“ wie geht das?
Wenn ich die Bibel lese, muss ich mich dann nicht an vielen Stellen entscheiden, ob ich Jesus oder den Gesetzen des Alten Testaments folge?
Oder muss ich mich dann nicht entscheiden, ob ich für die Beschneidung bin, wie es das Alte Testament fordert oder dagegen, wie es das Neue Testament nahelegt?
Muss ich die Speisevorschriften des Alten Testamentes einhalten oder bin ich frei, wie Paulus meint?

Ich wollte an dieser Stelle noch einmal aus dem Text von Thomas Söding in "CHRIST IN DER GEGENWART" zur neuen Lutherbibel zitieren, leider scheint er schon jetzt nicht mehr zu funktionieren. Vielleicht kann man den später hier wiederfinden: http://www.ruhr-uni-bochum.de/nt/
Jedenfalls wird in dem Artikel unter „Der wacklige Aufbau“ u.a. kritisch gefragt „Gibt es kein besonderes Gewicht der fünf Bücher Mose und der Evangelien mehr, die faktisch unter die „Geschichtsbücher“ eingeordnet werden?

Die Katholische Kirche ist an dieser Stelle klarer als die Evangelische. In der Hl. Messe ist die Lesung aus dem „Evangelium“ Pflicht. Dazu wird in Unterscheidung zu den anderen Lesungen aufgestanden.
Ein evangelischer Gottesdienst kann auch ohne eine Lesung aus den Evangelien ablaufen.

Zentrum des christlichen Glaubens ist eine Person, nämlich Jesus Christus. Er ist das Fleisch gewordene „Wort Gottes“.
So hebt auch der Hebräer Brief an:
„Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat; er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens“ …
Ein Kommentar dazu besagt:
1-2,18: Das kunstvoll gestaltete Vorwort (1,1-4) und die anschließenden Zitate aus dem Alten Testament legen dar, dass Jesus als der Sohn Gottes die Engel an Bedeutung weit übertrifft; daher ist auch der von ihm gestiftete Bund dem Alten Bund, der nach jüdischer Auffassung durch Engel vermittelt wurde (vgl. Apg 7,53; Gal 3,19: über das Gesetz), weit überlegen.
-> Wer daher mittels der Bibel herausfinden will, was Christsein bedeutet, der sollte mit einem Evangelium zu lesen beginnen.


Atheisius, ich wollte nun auf Dein Zitat eingehen, doch mit dem von Dir eingestellten Link, kam ich nicht auf den Text. – Ich habe Dein Zitat nicht gefunden!

Gefunden habe ich zwei Texte von Rudolf Ebertshäuser.

1. Der eine „Moderne Bibelübersetzungen unter der Lupe. Von der „Guten Nachricht“ bis zur „Volxbibel“ kommt, der von Dir zitierten Kritik nahe, jedoch untersucht Rudolf Ebertshäuser dort Bibelausgaben wie „Hoffnung für Alle“ „Gute Nachricht“ „Neue Genfer Übersetzung“… , die bekanntermaßen zu Gunsten der Lesbarkeit nicht nahe am Urtext sind. – Mit der Lutherbibel oder gar der neuen Lutherbibel 2017, hat das absolut nichts zu tun.

2. Der zweite Text, auf den der Link von Athesius verweist, bezieht sich auf den für die Übersetzungen zu verwendenden griechischen „Urtext“.
Das Problem dabei, dass die Texte nur in Abschriften überliefert sind. Anders war das nicht möglich, Texte zu erhalten… - daraus folgen Ungenauigkeiten ...

Rudolf Ebertshäuser favorisiert den „Textus receptus“ .
„Die Texttradition dieses Textus receptus beginnt mit der ersten Druckausgabe des griechischen Neuen Testaments, die Erasmus von Rotterdam 1516“ …“ Erasmus standen dazu sieben griechische Handschriften des Neuen Testaments zur Verfügung, die der Tradition des Mehrheitstextes zuzurechnen sind und aus dem 11. bis 15. Jahrhundert stammen“…“ Diese bildete auch die Textgrundlage für Martin Luthers deutsche Übersetzung.“
Mehr dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Textus_receptus

Wie auf jedem Gebiet sind die Forschungen auch hier nicht stehengeblieben.
Die maßgebliche wissenschaftliche Textausgabe des Neuen Testaments, der Nestle-Aland, enthält einen unter Berücksichtigung dieser Papyrusfragmente erstellten Mischtext, der so von keiner einzigen alten Handschrift bezeugt wird, jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit den Urtext wiedergibt. Diese wissenschaftliche Textausgabe ist die Grundlage der wichtigen modernen Bibelübersetzungen https://de.wikipedia.org/wiki/Lutherbibel
Siehe auch:
"Zur Geschichte der Nestle-Aland Ausgabe"
http://www.nestle-aland.com/de/geschichte/

Wenn der „Nestle-Aland“, so der Stand der Forschung, den Urtext genauer widergibt, als der Luther damals zur Verfügung stehende „Textus receptus“, dann folgt Rudolf Ebertshäuser mehr Luther als dem biblischen Urtext.
-> So ist das mit den „Bibeltreuen“. :wink:
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Die Bibel, sowohl das Alte wie auch das Neue Testament, ist weiter nichts als ein altes Märchenbuch dessen Inhalt unbeweisbar ist. Der Gott der Juden im Alten Testament wird zudem noch als ein brutaler und grausamer Gott dargestellt.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ja Atheisius, Dein Glaubensbekenntnis dürfte jedem Leser hier inzwischen hinlänglich bekannt sein.

Ich kann einen schönen Glaubenskurs empfehlen:
http://www.online-glauben.de/de/

Er geht auch auf Gottesbilder und andere Hindernisse ein …
Der Kurs gefällt mir. :) Das ist mein Glaube!

Und nicht vergessen, in der Bibel steht eben nicht alles auf einer Ebene. Christen glauben an den Gott, den uns Jesus offenbart.
https://www.youtube.com/watch?v=u-OMU5DmXDA
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Wie auf jedem Gebiet sind die Forschungen auch hier nicht stehengeblieben.
Das stimmt. Professor Gerd Lüdemann https://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_L%C3%BCdemann stellte in seiner Bibelforschung fest, dass sieben der 27 Dokumente des Neuen Testaments echt sind, drei "vielleicht echt, die übrigen bewegen sich zwischen Unechtheit und Anonymität".

"Zugegeben: Dieser Betrug geschah nicht in niederer, sondern in höherer Absicht", räumt der Wissenschaftler Lüdemann ein. Die Verfasser - oft Kirchenoberhäupter, deren Schriften zugleich ein hohes Wahrheitsethos enthalten - meinten Lüdemann zufolge, Gott durch ihre Lügen zu dienen. Doch dabei hätten sie sich nur etwas vorgemacht, so der seit 1983 in Göttingen lehrende Wissenschaftler.
Er wurde wegen seiner kritischen Sicht auf Religion und Kirche 1998 in das Fach "Geschichte und Literatur des frühen Christentums" versetzt. Lüdemann wehrte sich dagegen, scheiterte aber 2009 vor dem Bundesverfassungsgericht.

Lüdemanns Bibelforschung hatte herausgefunden, dass das Bild von Jesus in den Evangelien im Wesentlichen das der "glaubenden Gemeinde" ist. Denn die meisten der in den Evangelien berichteten Worte und Taten Jesu gingen auf Christen zurück, die nachträglich dem von ihnen angebeteten "Herrn" Sprüche in den Mund gelegt und Taten zugeschrieben haben. Ob diese Texte "echt" oder "unecht" sind, ist von hoher Bedeutung. Immerhin beruhen zentrale Aussagen der christlichen Botschaft - etwa dass Gott Mensch wurde - auf ihnen.
Die Erforschung der Briefe des Neuen Testaments führe zu einem ähnlichen Ergebnis, so der Wissenschaftler: "Ebenso wie spätere Christen viele Jesusworte und -taten erfanden, kannten sie keine Skrupel, Schriftstücke unter dem Namen von Aposteln zu fabrizieren und deren Echtheit durch literarische Manipulationen vorzutäuschen." Auch in diesen Dokumenten mit unwahrer Verfasserangabe spiegele sich der christliche Glaube einer späteren Zeit wider.

Gottes Wort und fromme Dichtung

Lüdemann steht mit seiner Bibelkritik in einer langen Tradition. Seit Jahrhunderten nehmen Gelehrte die Heilige Schrift unter die Lupe.

Zentrale Frage dabei: Ist die Bibel Gottes Wort oder nur fromme Dichtung? Wurde die Bibel ausgewählten Menschen quasi von Gott in die Feder diktiert oder fasst sie - ganz rational - die jahrtausendealte Erfahrung von Menschen mit Gott in Erzählungen und mythischen Geschichten zusammen?

So kam im 18. Jahrhundert der Professor für orientalische Sprachen, Hermann Samuel Reimarus (1699-1768), zum Schluss: Die Aussagen der vier Evangelisten weichen so weit voneinander ab, dass sie vor keinem Gericht der Welt Bestand hätten. Warum sollte die Menschheit darauf "Glauben und Hoffnung zur Seligkeit gründen"?

Als Zerstörer der Bibel wurde auch der evangelische Theologe David Friedrich Strauß (1808-1874) angegriffen. In seinem Buch "Das Leben Jesu" interpretiert er das Neue Testament weitgehend als unhistorisch.

Auch das Alte Testament wurde von der Textforschung bereits entzaubert. Schon lange ist bekannt, dass etwa die fünf Bücher Mose auf mehrere Quellen zurückgehen und das Jesajabuch mindestens von drei Verfassern stammt
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Christel »

Athesius, auch das haben wir im Forum bereits ausführlich diskutiert. Gibt man in sie Suche „Lüdemann“ ein bekommt man „51 Treffer“ angezeigt. – Du wiederholst Dich.

Leider fehlt die Quellenangabe zu Deinen Behauptungen. Im Wikipedia Artikel zu „Lüdemann“ fand ich sie nicht.
Wie bitte soll ich überprüfen, ob Deine Aussagen echt sind?

Einen Teil Deines Textes fand ich hier:
http://www.evangelisch.de/inhalte/10129 ... lforschung
Einen anderen Teil hier:
Die gröbste Fälschung des Neuen Testaments: Der zweite Thessalonicherbrief

Im letzteren Text kann man nachlesen, was Gerd Lüdemann unter „echt“ versteht.
„Echt“ sind für Lüdemann die Texte, wo der Name des Verfassers sicher feststeht.
Er kommt auf sieben, da feststeht, dass sieben Briefe, tatsächlich von Paulus stammen.

Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen, „echt“ heißt lediglich, dass die Verfasserschaft heute sicher nachzuweisen ist.
Sind anonyme Texte der Urchristen oder Texte, deren Verfasserschaft umstritten ist, etwa „unecht“?
Natürlich nicht! Es sind die Zeugnissen der Christen des ersten Jahrhunderts.

Zum 2. Thessalonicherbrief und Lüdemann habe ich mich hier bereits geäußert:
viewtopic.php?f=10&t=4344&p=15301&hilit ... d1a#p15301
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Wie bitte soll ich überprüfen, ob Deine Aussagen echt sind?
Was willst du denn hier überprüfen? Reicht dir der Link zu Lüdemann nicht? https://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_L%C3%BCdemann

https://www.amazon.de/gr%C3%B6bste-F%C3 ... ann+Paulus
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Christel »

Auf beides bin ich bereits eingegangen. - Als Quellenangabe reichen Deine Links nicht.
Wieso machst Du das nicht ordentlich? Hast Du kein Interesse daran, dass man Deine Behauptungen nachvollziehen kann?

Das Wichtigste dazu ist hier „von Christel » So 30 Okt, 2016 18:57“ bereits gesagt

Was wirklich echt ist, das haben onehin die Christen der ersten Jahrhunderte bereits geklärt.
Die 27 in griechischer Sprache verfassten Schriften des NT wurden spätestens mit dem 39. Osterfestbrief des Athanasius (367) von fast allen damaligen Christen als gültiger Teil des Bibelkanons anerkannt. Sie gehören in fast allen christlichen Konfessionen bis heute unumstritten dazu; nur ihre Reihenfolge variiert etwas. https://de.wikipedia.org/wiki/Bibelkanon
Heute versucht man Detailfragen zu klären, Verfasser, Ort und Zeit der Abfassung…
Manch Wikipedia-Artikel ist hier schon aufschlussreich, z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/2._Brief_ ... salonicher

Wesentlich ausführlicher findet man das z.B. hier:
"Einleitung in das Neue Testament (Uni-Taschenbücher M) / Udo Schnelle"
https://www.amazon.de/Einleitung-das-Ne ... 3825218309

Diese Bibel, mit diesen 27 Schriften des Neuen Testaments, haben uns und unsere Kultur entscheidend geprägt.
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Diese Bibel, mit diesen 27 Schriften des Neuen Testaments, haben uns und unsere Kultur entscheidend geprägt.
Wer ist eigentlich „uns“?

Meinst du vielleicht die Generationen „vor uns“?

Welchen Einfluss hat diese Bibel auf unsere heutige Kultur?
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Es ist heute schon peinlich, Christ zu sein. Seit 1990 treten rund 250.000 Gläubige im Jahr aus den christlichen Kirchen aus. Bekennt sich überhaupt noch jemand zu seinem Glauben?

Peinlich und sozusagen intellektuell unanständig ist es, sich noch als gläubig zu bezeichnen. Unser Zeitalter ist wissend geworden. Auch weiß man heute durch die Neurowissenschaften im Wesentlichen schon, wie weit menschliche Erkenntnisfähigkeit überhaupt nur reichen kann. Eine Frage wie die nach der Existenz eines Gottes kann danach nicht einmal sinnvoll gestellt werden.

Ich habe es selbst erlebt: Wenn Christen unter aufgeklärten Freunden erzählen man sei ein Christ und ja, man glaube, wirklich, werden diese komisch angeschaut. Wieso das denn? Und woran glaube man denn da genau?

Ich habe nichts am Hut mit Christen die die "Wahrheit" anbieten, eine „Wahrheit“, die lediglich für bare Münze genommen, aber nicht erkannt werden kann. Wahrheiten sind Erkenntnisse der Realität. Jede Wahrheit steht mit einer anderen in Zusammenhang, sodass sich alle Wahrheiten gegenseitig tragen und befruchten müssen. Solange man eine Wahrheit nicht selbst erkannt hat, ist man auf Glauben angewiesen. Das ist schon in der Schule so. Da soll ich glauben, was mir der Lehrer sagt. Dann soll man glauben, was in der Zeitung steht usw. usf. Da stellt sich dann, wenn man mehr Einblick hat, oft auch heraus, dass Wahres mit Falschem vermischt ist.

Genauso ist es mit den Inhalten der Bibel, welche durch Gläubige geglaubt werden sollen. Leider :D

Christel schrieb:
Was wirklich echt ist, das haben ohnehin die Christen der ersten Jahrhunderte bereits geklärt.
Was für ein Schwachsinn :D
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Christel »

Schade, Du schaffst es nicht.
Wie man auch hier im Thema sehen kann, bringst Du in die Themen Gedanken ein, die Anregen zum Weiterdenken. Aber Du schaffst es nie auf der sachlichen Ebene durchzuhalten.
Ich weiß nicht, weshalb Du Dir so viel von Scheinargumenten versprichst?
Häufige Scheinargumente

Auch das ist ein Scheinargument:
Atheisius hat geschrieben:Peinlich und sozusagen intellektuell unanständig ist es, sich noch als gläubig zu bezeichnen. Unser Zeitalter
Außerdem, das ist sowieso kein Argument gegen den Glauben.
Ich habe es immer abgelehnt dem Zeitgeist hinterherzulaufen. Schon früher erzählte man mir, wie so mancher recht schnell je nach Zeit „die Farben wechselte“, von rot, nach braun, dann wieder rot und dann Marktwirtschaft… - Ich bin kein Chamäleon.
Glauben, wenn alle glauben. Glauben, was alle glauben. Denken, was alle denken…
NEIN Danke, ich denke selbst.


Aus dem Zusammenhang gelöste Zitate und Beleidigungen sind erst Recht kein Argument:
Atheisius hat geschrieben:Christel schrieb:
Was wirklich echt ist, das haben ohnehin die Christen der ersten Jahrhunderte bereits geklärt.
Was für ein Schwachsinn :D
War es wirklich so unverständlich, was ich schrieb?
Meine Aussage bezieht sich eindeutig auf die Entstehung des Bibelkanons:
Christel hat geschrieben:Was wirklich echt ist, das haben ohnehin die Christen der ersten Jahrhunderte bereits geklärt.
Die 27 in griechischer Sprache verfassten Schriften des NT wurden spätestens mit dem 39. Osterfestbrief des Athanasius (367) von fast allen damaligen Christen als gültiger Teil des Bibelkanons anerkannt. Sie gehören in fast allen christlichen Konfessionen bis heute unumstritten dazu; nur ihre Reihenfolge variiert etwas. https://de.wikipedia.org/wiki/Bibelkanon
Nach einer schnellen Verbreitung des Christentums und der Zunahme des Schriftgutes, was den Anspruch erhob christlich zu sein und authentisch von Jesus … zu berichten, waren die christlichen Gemeinden (die „alte“ Kirche) gezwungen sich selbst zu definieren. Was heißt „christlich“? … Welche Schriften geben authentisch Zeugnis, welche sind „echt“? …
So entstand der Bibelkanon. Ist der Wikipedia-Artikel zum Bibelkanon, auf den ich hinwies, „Schwachsinn“?
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Re: Das Testament der Reformation

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Ist der Wikipedia-Artikel zum Bibelkanon, auf den ich hinwies, „Schwachsinn“?
Nein.
Schwachsinn ist deine Aussage:
Was wirklich echt ist, das haben ohnehin die Christen der ersten Jahrhunderte bereits geklärt.
Was ist "wirklich echt" an dieser Bibel, welche doch nur aus Mythen und Sagen besteht? Was konnten die Christen der ersten Jahrhunderte über diese Mythen klären?
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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