Der Unsinn vom evolutionären Theismus

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Atheisius
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Der Unsinn vom evolutionären Theismus

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Es gibt heute Theologen, welche behaupten, dass Evolution und Gottesglauben vereinbar seien. Man nennt diese Haltung, "evolutionären Theismus" und sie wird als eine Alternative zwischen Wissenschafts- und Religionsfeindlichkeit verkündet.

Sie kritisieren fundamentalistisch-kreationistische Gottesbilder, weil diese letztlich darauf hinaus liefen, dass Gott als Schöpfer einen nicht funktionierenden oder gar täuschenden Evolutionsprozess erschaffen habe.

Sie sagen also Kreationismus und heutiges "Intelligent Design" seien „blasphemisch“, Gotteslästerung. Sie erklären „Es ist falsch, Schöpfung und Evolution als sich ausschließende Alternativen zu betrachten. Die Evolution ist Gottes, oder der Natur Weg der Schöpfung. Sie ist ein Prozess, der vor 10 Milliarden Jahren begann und immer noch unterwegs ist.“

Auf viele Fragen halten sie zwei bis drei mögliche Antworten parat:

Frage: Wie sind die Arten entstanden?

1. Erklärung: Durch die Evolution.
2. Erklärung: Durch die Evolution und durch Gott.

Frage: Warum ist die Straße nass?

1. Erklärung: Weil es gerade geregnet hat.
2. Erklärung: Weil es gerade geregnet hat und die Christen täglich dafür beten.

Frage: Warum geht die Sonne auf?

1. Weil die Erde sich dreht.
2. Weil die Erde sich dreht und einen Drehimpuls in der Frühzeit der Entstehung des Sonnensystems erhalten hat. Die Sonne steht in erster Näherung gegenüber der Eigenrotation der Erde still.
3. Weil die Erde sich dreht und Gott jeden Tag die Sonne aufgehen lässt (mit Hilfe …).

Zwischen 2. und 3. besteht unbestreitbar ein erkenntnistheoretischer Unterschied.

Die Evolution erklärt uns hinreichend gut, wie die Arten entstanden sind. Einer zweiten Erklärung soll es zwar nicht bedürfen, aber wenn die erste Erklärung schon hinreichend ist, kann eine zweite, gegebenenfalls falsche Erklärung ja nicht schaden.

Was allerdings noch bleibt, sind die sumerisch-semitischen Schöpfungsmythologien, welche Bestandteil der christlichen Bibel geworden sind.

Viele dieser mythologischen Aussagen sind nun aber mit den Erkenntnissen der Evolution NICHT vereinbar.

Es gibt z.B. länger flugunfähige Gliederfüßer auf der Landmasse der Erde, als flugfähige Gliederfüßer.

Ebenso gibt es länger flugunfähige Chordatiere auf der Landmasse der Erde, als flugfähige Chordatiere.

Nennenswertes Licht auf der Erde, gab es ganz bestimmt nicht, bevor die Sonne ihre Aktivität aufgenommen hatte, und höhere Pflanzen gab es auch ganz bestimmt nicht, bevor die Sonne ihre Aktivität aufgenommen hatte.

Die Entstehung des Lebens und der Arten benötigt keine transzendente Erklärung und keinen Rückgriff auf den sogenannten „Lieben Gott“.

Ich kann mir keinen Physiker vorstellen, der davon ausgeht, dass der liebe Gott den Planeten immer mal wieder ein Schübserchen mittels der Himmelmechanik gibt, damit diese auf gekrümmten Bahnen laufen können und nicht zusammen stoßen?

Der Begriff „Gott“ sollte, wenn überhaupt, auf einer ganz anderen Abstraktionsebene eingeführt werden.


Ich halte die Synthetische Evolutionstheorie ( https://de.wikipedia.org/wiki/Synthetis ... onstheorie ) für richtig und lehne die Theorie von einer theistischen Evolution ( https://de.wikipedia.org/wiki/Theistische_Evolution ), welche die Auffassung vertritt, dass Evolutionstheorie und christlicher Glaube widerspruchsfrei miteinander zu vereinbaren seien, als unsinnig vollständig ab.

Deshalb muss ich mich auch nicht mit den Schöpfungsmythen der Religionen auseinandersetzen. Es gibt keinen Schöpfer außerhalb unseres Bewusstseins.

Der Evolutionsbiologe Reichholf sagt:
"Die Religion, nicht bloß speziell die katholische Kirche, ist immer genau an diesem Problem gescheitert: dass sich vermeintliche Erfahrungen als falsch herausgestellt haben und zurückgenommen werden mussten", sagte Evolutionsbiologe Reichholf. "Wahrheiten aus Offenbarungen und wissenschaftliche Erkenntnis - das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge."
Die Debatte um die Deutungshoheit über die Entwicklung des Lebens nennt Reichholf "einen Rückzugskampf" der Kirche: "Jedes Jahr wird mehr Wirklichkeit entschlüsselt."
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Der Unsinn vom evolutionären Theismus

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hatten die Heiligen Schriften Unrecht – oder war es schon immer falsch gewesen, sie als naturwissenschaftliche Texte mißzuverstehen? Widerlegte die Evolution die Existenz Gottes, wie sog. "Neue Atheisten" betonen? Oder offenbarte sich vielmehr Gott durch die Evolution, wie beispielsweise Teilhard de Chardin glaubte? Bildeten Naturwissenschaften und Religionen vielleicht getrennte Bereiche, zwischen denen gar kein Dialog möglich oder notwendig war?
http://scilogs.spektrum.de/natur-des-gl ... -theismus/
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: Der Unsinn vom evolutionären Theismus

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
……….offenbarte sich vielmehr Gott durch die Evolution, wie beispielsweise Teilhard de Chardin glaubte?
Offensichtlich glaubst du das auch. Es steht dir natürlich frei sich den Lehren des Teilhard de Chardin (auch Teilhardismus genannt) anzuschließen.

Teilhard de Chardin entwarf eine katholische Lesart des evolutionären Theismus – der Auffassung, wonach sich Gott selbst (auch) durch die Evolution offenbare und also kein Widerspruch zwischen Evolution und religiösem Glaube bestünde.

Es gibt zu seinen Werken natürlich auch etliche naturwissenschaftliche Kritikpunkte:

Hier nur zwei Kritiken:

Der Nobelpreisträger Sir Peter Medawar war gar nicht angetan von Teilhard. Er schrieb ihm geistige Verwirrung und eine übertriebene Ausdrucksweise zu, die auf Hysterie schließen lasse. Er sagte von Der Mensch im Kosmos, dieses Werk sei in seiner ganzen Vorgehensweise unwissenschaftlich:
„Teilhard praktiziert eine unexakte Wissenschaft und hat darin eine gewisse Geschicklichkeit erreicht. Er hat keine Ahnung, was ein logisches Argument ist und was ein Beweis. Er wahrt nicht einmal die herkömmlichen Formen wissenschaftlicher Schriftstellerei, obgleich er sein Buch ausdrücklich als wissenschaftliche Abhandlung bezeichnet. […] Ich habe Teilhards Buch mit wirklicher Pein, um nicht zu sagen, mit Verzweiflung gelesen und durchgearbeitet. Anstatt über die Lage des Menschen im Allgemeinen die Hände zu ringen, sollten wir lieber unsere Aufmerksamkeit dem zuwenden, was reparabel ist: vor allem der Leichtgläubigkeit, mit der die Leser ein solches Täuschungsmanöver hinnehmen. Wenn es sich dabei nur um eine naive, passive Leichtgläubigkeit handelte, wäre sie noch zu entschuldigen, aber es ist allzu deutlich, dass die Menschen betrogen werden wollen.“
Der Wissenschaftstheoretiker und Biologe Franz M. Wuketits bezeichnete Teilhard als „Evolutionsmystiker“:
„Glaubt man, aus naturwissenschaftlichen Aussagen religiöse Wahrheiten ableiten zu können, dann hat man […] zwei fundamental verschiedene Denkebenen miteinander verwechselt. Das Ergebnis ist dann ein eigenartiges Gemisch aus wissenschaftlicher Theorie und Mystik und jedenfalls für einen in halbwegs klaren Linien denkenden Menschen schwer zu verdauen.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Te ... de_Chardin
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Unsinn vom evolutionären Theismus

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben:Offensichtlich glaubst du das auch.
:o Das wusste ich noch gar nicht! Da weißt Du "offensichtlich" mehr als ich.

Ich hab mich mit dem „evolutionären Theismus“ viel zu wenig beschäftigt, um mir dazu eine Meinung bilden zu können. - Ich lasse sowieso vieles erstmal stehen, ohne zu urteilen…

Muss man zu allem eine fertige Meinung haben?
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