Warum hat sich der Mensch Gott erschaffen?

Diskussionen rund um Glaubensfragen

Moderatoren: niels, Kirche und Religionen

Forumsregeln
Glaube und Religion im Eichsfeld Wiki:
Religion im Eichsfeld
Kategorie: Religion im Eichsfeld
Kirchen im Eichsfeld
Benutzeravatar
Atheisius
Senior- Mitglied
Beiträge: 1550
Registriert: Donnerstag 24. September 2015, 16:40
PLZ: 11111

Warum hat sich der Mensch Gott erschaffen?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Warum erschafft sich der Mensch jemand der über ihm steht und ihn dominiert?

Gott ist für viele eine Instanz, die Regeln vorgibt, durch die harmonisches Zusammenleben ermöglicht werden kann. Ähnlich dem Dirigenten eines Orchesters. Sich dieser Zielsetzung zu unterwerfen hat für mich zunächst weder mit grundsätzlicher Unterwürfigkeit, noch mit Masochismus zu tun. Die Zehn Gebote der Bibel würden vollkommen genügen, mehr Regelungen braucht es nicht. Selbst bei Weglassen des ersten ("Ich bin der Herr dein Gott, du sollst keine anderen Götter haben neben mir") bliebe ein Regelwerk zurück, dass alles erforderliche beinhaltet.

Nun ist der Mensch aber auch nur ein Tier und seinen animalischen Bedürfnissen mehr ausgeliefert, als man es in der Regel wahrhaben möchte. Das Tier hält sich nicht an Regeln und so muss dem Menschen mit Konsequenzen gedroht werden, oder Belohnung in Aussicht gestellt werden (was eigentlich wieder in die Klassische Konditionierung bis hin zur Dressur mündet - die Grenzen sind fließend).

Heraus kommt ein Konstrukt, bei dem eine virtuelle Macht diese Funktion übertragen bekommt. Der eine Mensch sagt zum anderen nicht: "Nimm die Finger von meinem Besitz, sonst knall ich dir eine", sondern die Regel heißt: "Du sollst nicht stehlen" und bei Nichteinhaltung wird mit Tod, Teufel und Hölle gedroht. Eine saubere Lösung - der Mensch macht sich die Finger nicht mehr selbst schmutzig. Er kann nicht einmal für das Aufstellen dieser Regel zur Rechenschaft gezogen werden, denn es war eine himmlische Weisung, und er führt ja nur aus, was ein anderer ihm aufgetragen hat.

Dieses System funktioniert so gut, dass machthungrige Menschen ihre eigenen Regeln nur gut genug verpacken müssen und dann als Weisung Gottes an die Menschen verkaufen können.
Bei Nicheinhaltung erfolgt dann die Strafe auch schon mal auf Erden und Gegenstimmen werden mundtot gemacht. So entstanden dann die unterschiedlichen Religionen in unterschiedlichen Gebieten.

Religionsführer müssen gut darauf achten, dass sie ein Stück der Autorität dieser virtuellen Macht für sich selbst in Anspruch nehmen und diese Inanspruchnahme von niemanden in Frage gestellt wird. Die katholische Kirche hat hier seit Jahrhunderten die beste Lösung gefunden. Sie hat einfach definiert, dass der Papst als direkter Nachfolger von Petrus, dem engsten Vertrauten von Jesus betrachtet wird und seine Worte direkt Gottes Worte sind. Sozusagen die Inkarnation Gottes.

Der Gläubige selbst muss unmündig gehalten werden und seine Fehlerhaftigkeit - seine Sündhaftigkeit - muss ihm stets bewusst gemacht werden. Luther hat viel von diesem Mechanismus verstanden und versucht, sich aus dieser Umklammerung zu befreien. Würde er allerdings sehen, was heute aus seinem Protestantismus geworden ist, so würde er sich wohl sprichwörtlich im Grabe umdrehen.

Die Mehrzahl der Gläubigen sind auch tatsächlich schwache Menschen, die leicht zu manipulieren sind und einer engen Führung bedürfen. Wer selbst keine Wirbelsäule hat, der braucht ein Außenskelett.

Selbstbewusste, selbständig denkende Menschen wenden sich oftmals ab, fühlen sich in dieser Bevormundung nicht wohl, oder übernehmen selbst die Rolle eines Führers. Da es immer mehr Menschen geben wird, die sich nach Führungspositionen sehnen, als freie Plätze bei den Religionsgemeinschaften zur Verfügung stehen und sich auch innerhalb einer Führungsmannschaft immer wieder Alphatierchen in die Hörner geraten kommt es immer wieder zu Abspaltungen und Neubildungen. Nicht zuletzt findet auch immer wieder das kranke Hirn eines Menschen eine freie Machtposition.

Ja, so könnte es sein. Vielleicht macht so alles Sinn.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 230 Gäste