Was bedeutet Schöpfung?

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Christel
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Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Christel »

„Schöpfung“ ist keineswegs nur ein religiöser Begriff. Im Urheberrecht taucht er als juristischer Begriff auf, ebenso wird im Alltag von Schöpfung gesprochen oder als Tätigkeit "erschaffen, machen"…

Auf jeden Fall drückt „Schöpfung“ immer eine Beziehung aus.
Beispiele:
- Ein Bild ist die Schöpfung eines Malers.
- Das Werk ist die geistige Schöpfung eines Urhebers.
- Diese Tal hat die Natur geschaffen. „Die Natur macht nichts umsonst“
- Gott hat die Welt erschaffen.


Allerdings gibt es im Hebräischen ein separates Wort für Gottes Schöpfungswirken:
So gibt es beispielsweise einen terminus technicus für Gottes Schaffen. Das Verb ["bara>"], das hierfür verwendet wird, wird nur im Zusammenhang mit der Schöpfung gebraucht; und es wird auch nur im Blick auf Gott angewandt. Wenn wir also ["bara>"] mit "er schuf" übersetzen, dann müssen wir wissen, dass als Subjekt für dieses Wort in der hebräischen Sprache einzig und allein Gott in Frage kommt. http://www.joerg-sieger.de/einleit/zent ... zent05.htm
Gottes Schöpfungswirken wird somit im Alten Testament der Bibel von allem anderen Schaffen unterschieden. Es ist ähnlich und doch nicht vergleichbar.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Die Schöpfung: Wie es wirklich war

MILLIONEN und Abermillionen Menschen kennen den Bericht der Bibel über die Entstehung des Universums. Er ist 3 500 Jahre alt und beginnt mit dem bekannten Satz: „Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde.“
Was vielen nicht bewusst ist: Theologen der Christenheit, unter anderem sogenannte Kreationisten und Fundamentalisten, haben den biblischen Schöpfungsbericht auf die verschiedenste Weise interpretiert. Ihre Auslegungen weichen jedoch von den eigentlichen Aussagen der Bibel ab und stehen in krassem Widerspruch zu wissenschaftlichen Fakten. Obwohl diese Interpretationen durch die Bibel nicht gestützt werden, haben sie manch einen dazu gebracht, den Bibelbericht als mythische Allegorie, als fiktive Geschichte abzutun.
Das sagen die Zeugen Jehowas :D
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius zitierte aus „ERWACHET! MÄRZ 2014“
Hier vollständig nachlesbar:
https://www.jw.org/de/publikationen/zei ... klich-war/


Jeder, der die Bibel nimmt und darin nachlesen will „Wie es wirklich war“, also wie die Prozesse historisch abgelaufen sind, muss sich auf einen einzigen Bibelabschnitt beschränken.
„ERWACHET! beschränkt sich hier auf Gen 1-2,4a.

Denn schon ab Gen 2,4b stößt diese Herangehensweise auf das Problem, dass hier erneut der Schöpfungsablauf beschrieben wird, doch die Reihenfolge ist ganz anders:

Hier schafft Gott zuerst den Menschen, genau den Mann, dann legt Gott einen Garten an, schafft Pflanzen, danach die Tiere und schließlich als Krönung der Schöpfung, die Frau. :wink:

Zur Erinnerung in Gen 1-2,4a war dies die Reihenfolge: Licht, trockenes Land, Pflanzen, Gestirne, Tiere, Menschen (Mann und Frau gleichzeitig)
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Ja - Was bleibt ist, wer soll diesen Quatsch heute noch glauben ? :roll:
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
Christel
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Bevor ich etwas werte, glaube oder nicht glaube, versuche ich es zu verstehen.
Erst wenn ich etwas verstanden habe, kann ich urteilen. Verstehe ich es nicht, dann lasse ich es stehen, für später, irgendwann, wenn ich es vielleicht besser verstehe.

Denn nicht was ich in den Texten sehe, was ich womöglich nur in die Texte hineininterpretiere ist wichtig, sondern das, was die Verfasser einer Schrift und die Redakteure eines Gesamtwerkes aussagen wollten.

Weder die Verfasser des 2. Schöpfungstextes in der Königszeit Israels ca. 1000-931 vor Christus, noch die Verfasser des 1. Schöpfungstextes ungefähr 586-538 vor Christus während des babylonische Exils, ja noch nicht mal die späteren Redakteure, die die Schriften aneinanderfügten, konnten ahnen, dass sie an der Bibel schrieben, konnten uns als spätere Leser im Blick haben.

Sie schrieben für ihr Volk, an der Urgeschichte, an dem, was immer gilt.

So wurde während der Königzeit Israels das Verhältnis zwischen Mann und Frau, zwischen Mensch und Natur, zwischen Mensch und Gott bedacht, und den Menschen vor Augen gestellt, wie es von Gott eigentlich gedacht war. Das gab dem Leben Richtung und Orientierung.

Mit dem Verlust des Landes, des Tempels, der Verschleppung ins babylonische Exil sowie in Auseinandersetzung mit der fremden Kultur stellten sich viele Fragen neu und anders, etwa so: Wer ist Gott? Wer sind wir? Was gibt unserem Leben in diesem Chaos Halt, Orientierung und Sinn?
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde;
die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
So hebt der Schöpfungshymnus Genesis 1-2,4a an. Aus Chaos wird Kosmos, aus Wirrsal und Finsternis werden Licht und Ordnung. Die ewige Schöpfungsordnung, 7 Tage, gibt dem Leben der Menschen den Rhythmus vor, ist Kompass für das eigene Leben.

Redakteure fügten die beiden Schöpfungstexte später in ein Gesamtwerk ein. Wir nennen dies die 5 Bücher Mose oder Pentateuch. Die Juden nennen es die Tora.
Martin Buber und Franz Rosenzweig nennen sie in ihrer Übersetzung „Die fünf Bücher der Weisung“.

Wenn wir die beiden Schöpfungstexte in unserer Bibel lesen, dann lesen wir die Tora, die Weisung.
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Schöpfung ist Genealogie (Toledot)
1.4. Geschlechtsregister und Geschlechterfolge (Toledot)
Bild
Tabelle 1: Die Toledot-Formeln (aus dem Art. Genesis).

Geschlechtsregister (Luther) und Geschlechterfolge (EÜ) sind gängige deutsche Übersetzungen für den hebräischen Begriff תּוֹלֵדוֹת tôlədôt. Als Toledot wird ein Text bezeichnet, der als genealogischen Indikator den Terminus תּוֹלֵדוֹת tôlədôt verwendet. Eine genaue Übersetzung dieses Begriffs mit ein und dem selben deutschen Wort erscheint kaum möglich. Neben „Geschlechterfolge“ oder „Geschlechtsregister“ sind auch „Nachkommenschaft“ und „Familiengeschichte“ denkbar.
http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex ... 3373eaef5/
Einen ganz eigenen Terminus bringen die Listen und Aufzählungen von Geschlechtern und Abstammungsreihen. Hier fällt das Wort ["toledot"] auf. Solche Aufzählungen beginnen immer wieder mit ["we>ellæh toledot..."] = "Dies sind die Nachkommen..." . http://www.joerg-sieger.de/einleit/allg ... /all42.htm
„Dies ist das Buch der Geschlechter (Toledot) Adams“ (Genesis 5,1)
„Dies ist die Geschlechterfolge (Toledot) Noachs“ (Genesis 6,9)

„Dies sind die Entstehungen (Toledot) der Himmel und der Erde“ (Genesis 2,4a)
(Übersetzung nach Interlinearübersetzung Hebräisch-Deutsch / Rita Maria Steuerer)
„Dies sind die Zeugungen des Himmels und der Erde : ihr Erschaffensein“ (Genesis 2,4a)
(Übersetzung nach Martin Buber mit Franz Rosenzweig)
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Göttliches schaffen = bara

"Das ist die Liste der Geschlechterfolge nach Adam: Am Tag, da Gott den Menschen erschuf, machte er ihn Gott ähnlich. Als Mann und Frau erschuf er sie, er segnete sie und nannte sie Mensch an dem Tag, da sie erschaffen wurden." (Genesis 5,1f.)

Der Mensch (Mann und Frau) ist Gott ähnlich.

Um Gottes schaffen zu ergründen überlegte ich in meinem Eingangsbeitrag Do 17 Nov, 2016, was Schöpfung in unserem Alltag bedeutet. Es entstand eine kurze unvollständige Liste.

Wir sind Gott ähnlich, ganz sicher auch in unserem Schaffen. Auch unter „Alle erkennen Gott!?“ von Christel » Di 29 Nov, 2016 22:24 beschrieb ich menschliches Schaffen. Als Beispiel nannte ich dort Fließbilder, die vom Menschen gesteuerte Prozesse darstellen, ohne das Eingreifen des Menschen abzubilden.
(Holuwir behauptet ja, Prozesse schließen (göttliches) Eingreifen/Steuerung aus. Menschliches Eingreifen/Steuerung komischer nicht.)

Nun wie auch immer. Bereits in meinem Eingangsbeitrag Do 17 Nov, 2016 wies ich auf den Unterschied zwischen göttlichem und menschlichem Schaffen hin.

Trotz aller Ähnlichkeit ist es eben doch nicht vergleichbar. Das jedenfalls meinte der Verfasser des ersten Schöpfungstextes ungefähr 500 vor Christus:
So gibt es beispielsweise einen terminus technicus für Gottes Schaffen. Das Verb ["bara>"], das hierfür verwendet wird, wird nur im Zusammenhang mit der Schöpfung gebraucht; und es wird auch nur im Blick auf Gott angewandt. Wenn wir also ["bara>"] mit "er schuf" übersetzen, dann müssen wir wissen, dass als Subjekt für dieses Wort in der hebräischen Sprache einzig und allein Gott in Frage kommt.
Mehr: http://www.joerg-sieger.de/einleit/zent ... zent05.htm
Siehe auch: In der Schöpfungsgeschichte (Genesis 1,1 ff.) heißt es:
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Das hier verwendete hebräische Wort „bara“ für „schaffen“ wird ausschließlich von der göttlichen Tätigkeit gebraucht. https://de.wikipedia.org/wiki/Creatio_ex_nihilo
Ebenso:
Der erste, priesterliche Schöpfungsbericht Gen 1 schildert, dass die Welt auf Gottes Wort hin entstanden ist.
Dabei wird das Verbum ברא, bara, "schaffen", verwendet, das allein Gott zum Subjekt haben kann. http://www.bibelwissenschaft.de/bibelku ... choepfung/
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Neben dem Verb „bara“, welches für die göttliche Schöpfungstätigkeit reserviert ist und so die Schöpfungstätigkeit Gottes von menschlichen Schaffen unterscheidet,
beschreibt Genesis 1 Gottes schaffen in Form eines sich wiederholenden „Schöpfungsbefehls“:
In rhythmischer Weise wiederholt sich „Gott sprach“ und ebenso die Antwort „es ward“ bzw. „so geschah es“.

Dazwischen „Gott machte“…,
jedoch auch der direkte Befehl an das Land, auf das das Land reagiert:
„11 Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es.
12 Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin.“
„24 Dann sprach Gott: Das Land bringe alle Arten von lebendigen Wesen hervor, von Vieh, von Kriechtieren und von Tieren des Feldes. So geschah es.
Göttliche Schöpfung ist folglich nicht wie die Herstellung eines Gegenstandes.
Das Geschaffene, also die Schöpfung ist selbst mit einbezogen in den göttlichen Schöpfungsakt. Die Schöpfung wirkt durch ihr Tun, durch ihre Antwort an dem mit, was Gottes initiiert.
So gesehen ist göttliches Schöpfungswirken möglicherweise mehr die Tätigkeit eines Regisseurs. Gott führt die Regie und die Schauspieler, die Natur stellen es dar.

Am Ende steht der Schöpfungssegen:
„28 Gott segnete sie und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde …“

Der Segen ist notwendig, damit die Schöpfung bestand hat und sich weiterentwickeln kann.

„Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein.“
Das ist ein Irrtum!
Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein. Vielleicht kennen Sie diesen Spruch noch, liebe Hörer. Er stammt aus den 60ern, war ein Standardsatz der offiziellen DDR und sollte sagen, wir fahren die Ernte ein. Wir Menschen. Wir brauchen nur uns, unseren Fleiß und sonst nichts, keinen Gott, keinen Sonnenschein, das Wetter ist uns egal, der Mensch kann alles schaffen.
...
Aber eine gute Ernte braucht nicht nur die Hand des Menschen. Gerade das, was sich zwischen Aussaat und Ernte abspielt, das Wachsen und Gedeihen, steht nicht in unserer menschlichen Kompetenz. Darauf haben wir keinen Einfluss. Es ist ein Geschenk Gottes, dass Pflanzen wachsen, dass aus einem kleinen Korn wieder etwas Großes wird. Dass viele Pflanzen als Obst und Gemüse unser Leben sichern und schön machen.

Deshalb brauchen wir Gott und Sonnenschein. Ohne geht es nicht. Das zu behaupten, ist pure Überheblichkeit. Wir müssen unterscheiden zwischen dem, was wir können und dem was wir nicht können. Wir können säen, wir können ernten. Aber das, was dazwischen liegt, das Wachsen und Gedeihen, können wir nur als Geschenk entgegen nehmen. Das haben wir nicht in der Hand.
Mehr: http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/pr ... 60dc1.html
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Fragen werden nicht voraussetzungslos gestellt. Wo kein Vorwissen, keine Erfahrung vorhanden ist, entstehen auch keine Fragen. Fragen offenbaren unser Denken.

Um die Frage zu beantworten „Was bedeutet Schöpfung“ reicht es daher nicht aus sich allein mit den Schöpfungstexten zu beschäftigen.

Die Welt besteht zwar heute noch (ungefähr) genauso wie im Altertum, doch die Menschen haben die Welt anders erfahren und anders wahrgenommen als wir sie heute wahrnehmen. Erfahrung ist immer auch subjektiv und nicht einfach die Widerspiegelung der objektiven Realität.

Schauen wir in die Bibel sehen wir zwei Schöpfungstexte. Wer sich bereits mehr mit der Bibel beschäftigt hat, weiß dort sind noch mehr Schöpfungsaussagen verstreut zu finden.

Alttestamentler sehen heute in den Texten angefangen vom Schöpfungshymnus in Genesis 1 bis hin zur Sintflut, Schöpfungstexte. Denn in einer Welt wo das Leben als permanent gefährdet wahrgenommen wird, reicht es nicht aus zu sagen, die Welt wurde erschaffen. Anhand der größtmöglich denkbaren Katastrophe wird aufgezeigt, dass das Leben dennoch Bestand hat.

Schöpfungstexte versichern demnach, dass die Welt verlässlich ist, dass das Leben bestand hat.
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Fragen offenbaren unser Denken. Trotzdem neigen wir dazu unsere Fragen und damit unsere Wahrnehmung anderen unterzuschieben.

So wird häufig behauptet, die Frage nach der Schöpfung wäre eine Frage nach der Funktion, hieße also „Wie funktioniert es?“
Da es Menschen damals an Wissen fehlte, hätten sie in diese Wissenslücke Gott gesetzt, so lautet die Behauptung und einfache Erklärung. Die Wissenslücken seien heute gefüllt und daher Gott nicht mehr nötig.

Die Frage „Wie funktioniert es?“ stellen wir, wenn wir ein technisches Gerät betrachten.
Eine solche Frage an den Kosmos, setzt ein mechanistisches Weltbild voraus.
Ein Weltbild, das zwar auf den Atomismus, eine philosophische Strömung der Antike, zurückgeht, aber letztlich erst in der frühen Neuzeit entstand.
Zeitlich ordnet man das mechanistische Weltbild dem 16.–19. Jahrhundert zu.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mechanistisches_Weltbild
Bis dahin wurde der Kosmos als lebendig betrachtet, als lebendiger Organismus.

Auch wenn diese Aussage vielleicht etwas platt und undifferenziert erscheint, so ist doch grundsätzlich, die Idee, die Menschen hätten schon immer gemäß dem mechanischen Weltbild gefragt, „Wie funktioniert die Welt“ und wo sie keine Antwort wussten, Gott eingesetzt, zurückzuweisen.
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:

Schöpfungstexte versichern demnach, dass die Welt verlässlich ist, dass das Leben bestand hat.
[/b]

Zweitausend Jahre alte religiotische Schöpfungstexte über die Entstehung unserer Welt, sagen höchstens etwas über den damaligen Bildungsstand der Verfasser dieser Texte aus.

Auf was kann man sich nach diesen Texten verlassen? Kann man sich nach diesen Texten darauf verlassen, dass das Leben auf unserem Planeten Bestand hat?

Angesichts der Tatsache, dass der Mensch heute einen Entwicklungsstand erreicht hat, welcher es ihm ermöglicht, sich selbst und alles andere Leben auf unserem Planeten per Knopfdruck auszulöschen, möchte ich mich nicht mehr auf die Verlässlichkeit solcher Texte verlassen.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich dachte an die Sintflut-Erzählung. Sie war damals ein Topthema an das die „Bibelschreiber“ nicht vorbei kamen. Noch heute gehört die Kenntnis dieser Texte zur Allgemeinbildung.
Die bekanntesten Berichte sind im 1. Buch Mose der Bibel, im Gilgamesch-Epos und im Atraḫasis-Epos überliefert. https://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut
Die Sintflut-Erzählung gehört zu den Schöpfungserzählungen.
Atheisius hat geschrieben:Auf was kann man sich nach diesen Texten verlassen?

Auf die Götter!
Genauer auf die Mutter! Die Mutter hat Mitleid, die Mutter kann es nicht zulassen.
Das wurde auf JHWH übertragen, auf den Gott der Bibel.
Atheisius hat geschrieben:Angesichts der Tatsache, dass der Mensch heute einen Entwicklungsstand erreicht hat, welcher es ihm ermöglicht, sich selbst und alles andere Leben auf unserem Planeten per Knopfdruck auszulöschen, möchte ich mich nicht mehr auf die Verlässlichkeit solcher Texte verlassen.
Laut Bibel ist der Mensch, mehr noch alles Fleisch voller Gewalttat. Die Gewalttat ist die Ursünde! Wegen der Gewalttat kommt die Sintflut.

Die Texte verkünden nicht die Verlässlichkeit des Menschen, sondern Gottes.
Der Mensch ist heute vielleicht gebildeter, aber ganz gewiss nicht klüger.
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Re: Was bedeutet Schöpfung?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

O sancta simplicitas
„O heilige Einfalt!“
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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