Evolution und Schöpfung

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Christel
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Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Christel »

Evolution und Schöpfung
Genauer: Sind Evolution und Schöpfung miteinander vereinbar?

Diese Frage kam unter „Naturwissenschaft erklärt nicht…“ auf:
Dort schrieb Holuwir bezogen auf meine Person und die Kath. Kirche:
Holuwir hat geschrieben:
Atheisius hat geschrieben:Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass du Darwins Evolutionstheorie vorsätzlich nicht begreifen willst, hier hast du ihn erbracht.
Sonst würde sie ja auch nicht völlig uneinsichtig den rabulistischen Unsinn nachbeten, den Theologen ihrer Kirche verbreiten, dass Evolutionstheorie und Schöpfungslehre miteinander vereinbar seien. :roll:
viewtopic.php?f=10&t=4438&start=15#p15933

Mir wird unterstellt:
Vorsatz,
nicht begreifen wollen,
uneinsichtig nachbeten

Den Theologen und meiner Kirche wird „rabulistischen Unsinn“ unterstellt.

Der inhaltliche Vorwurf besteht darin, dass wir (also ich und meine Kirche) die
Evolutionstheorie und Schöpfungslehre für miteinander vereinbar halten.


Daraus folgt, Holuwir hält die
Evolutionstheorie und Schöpfungslehre für nicht miteinander vereinbar.

Weitere Positionen dazu:
Christel hat geschrieben:
emery hat geschrieben:Ich denke, Evolutionstheorie und Schöpfungslehre sind (zumindest prinzipiell) miteinander vereinbar.
Ja klar, das ist eine Tatsache!

Fundamentalisten bestreiten das, z.B. "Wort und Wissen".
Atheisten wie Athesius und Holuwir stimmen ihnen darin zu.
Athesius protestierte:
Atheisius hat geschrieben:@ Christel, wo haben Atheisten wie Atheisius oder Holuwir irgendwelchen christlichen Fundamentalisten, welche die Evolution bestreiten, zugestimmt???
Weshalb? Hältst Du die Evolutionstheorie mit der Schöpfungslehre für vereinbar oder nicht?

Folgende Positionen ergeben sich aus dem bisherigen Diskussionsverlauf:
Sind Evolution und Schöpfung miteinander vereinbar?
Christel: Ja
Kath. Kirche und Evan. Kirche in Deutschland: Ja
emery: Ja

Holuwir: Nein
„Wort und Wissen“, sowie der christliche Fundamentalismus: Nein
Athesius: ?
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Atheisius
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Atheisius: Nein

emery: Ja, aber nur unter Glauben an eine Simulationstheorie. Ansonsten aber: Nein

emery:
Eine mögliche Theorie, die zeigt, wie man Schöpfungslehre und Evolutionstheorie widerspruchsfrei unter einen Hut bekommt, ist folgende: Die Welt ist eine Simulation. Der Programmierer der Simulation ist als Urheber unserer Welt der Schöpfer. Dieser Schöpfer kann zur Laufzeit der Simulation Code und Variablen ändern, also mit seiner Schöpfung interagieren. Außerdem wartet er den Rechner und sorgt dafür, dass alles am Laufen bleibt. Das nennen die Schöpfungsapologeten dann den Urgrund, der alles trägt.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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emery
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von emery »

Bevor wir alle übereinander herfallen, wäre es schön, wenn jeder seine Position begründet. Der Stand bisher ist:

Christel: ohne Begründung

Emery: Die Simulationstheorie ist ein Beispiel für eine Theorie, in der Evolution und Schöpfung vereinbart sind, ohne dass dabei Widersprüche auftreten. Das Beispiel zeigt, dass Evolution und Schöpfung zumindest prinzipiell vereinbar sind.

Holuwir: Schöpfung ist immer zielgerichtet. Evolution ist nicht zielgerichtet.


EDIT: Holuwirs Begründung ergänzt
Zuletzt geändert von emery am Montag 6. Februar 2017, 14:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Atheisius
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Für den, der sich nicht auskennt: Eine kleine Erläuterung zur Simulationstheorie

http://www.dittmar-online.net/gottesfra ... ottes.html
»Gläubige tun sich deswegen so schwer mit einer Definition für Gott, weil man dann eventuell nachweisen könnte, dass das Definierte nicht existiert.«
Volker Dittmar
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben:Der inhaltliche Vorwurf besteht darin, dass wir (also ich und meine Kirche) die
Evolutionstheorie und Schöpfungslehre für miteinander vereinbar halten.


Daraus folgt, Holuwir hält die
Evolutionstheorie und Schöpfungslehre für nicht miteinander vereinbar.

[...]

Folgende Positionen ergeben sich aus dem bisherigen Diskussionsverlauf:
Sind Evolution und Schöpfung miteinander vereinbar?
Christel: Ja
Kath. Kirche und Evan. Kirche in Deutschland: Ja
emery: Ja

Holuwir: Nein
Hier hat sich eine scheinbar kleine, für mich aber bedeutsame Ungenauigkeit eingeschlichen. Ich unterscheide zwischen Evolution und Evolutionstheorie. Das eine ist das, was tatsächlich geschieht, das andere die Erklärung, wie es geschieht und unter welcher Kausalität. Selbstverständlich könnte die Evolution auch gesteuert funktionieren. Sie wäre prinzipiell also mit Schöpfung vereinbar. In der obigen Aufstellung müsste also "Holuwir: Ja" stehen statt "Nein".
[quote="Holuwir" am Sonntag 5. Februar 2017, 19:50 unter "Naturwissenschaft erklärt nicht…"]Dazu muss du aber erst eine völlig neue Theorie zur Evolution erfinden und belegen, dass sie die Wirklichkeit besser beschreibt, als die bestehende. Das dürfte so ziemlich unmöglich sein, denn die bestehende ist bestens belegt. [/quote]
Und weiter:
Zwischen dieser [der Evolutionstheorie] und der Schöpfungslehre jedoch besteht eine prinzipielle Unvereinbarkeit, da Schöpfung immer zielgerichtet ist, die Evolution laut bestehender Theorie jedoch ausdrücklich nicht. Sie basiert ausschließlich auf zufälligen Variationen und anschließender Selektion, was beides jeder Schöpfungsidee diametral widerspricht.
Weder die Kath. Kirche, die Evang. Kirche, „Wort und Wissen“, Zeugen Jehovas noch sonst jemand legen eine abweichende Evolutions-Theorie vor, in der beschrieben würde, wie ein Schöpfer in die Evolution eingegriffen haben könnte, eine Theorie, die dann der wissenschaftlichen Überprüfung standhalten müsste. So bleibt die angebliche Vereinbarkeit von Evolution und Schöpfung ein undurchdachtes gedankliches Konstrukt, ohne jeden Realitätsbezug und dient ausschließlich dem rabulistischen Zweck, mit der Schöpfungsaussage unbedingt recht zu behalten.
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emery
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von emery »

:D

Den Unterschied in den Begriffen hatte ich gesehen. Aber mir ist dabei völlig entgangen, dass man ihn auf diese Weise anwenden kann. Elegant und pfiffig. Ich übernehme die Definitionen von Holuwir und schließe mich dem Argument an: Das was, tatsächlich passiert, könnte auch Schöpfung sein. Das Wörtchen "vereinbar" in der Fragestellung führt dazu, dass es nicht zwingend Schöpfung sein muss. Die Möglichkeit reicht. Da wir uns jetzt alle einig sind ;) können wir die Diskussion zur Frage Schöpfung und Evolution beenden.

Meine Position zur Vereinbarkeit von Schöpfungslehre und Evolutionstheorie durch die Simulationstheroie halte ich natürlich aufrecht. Es ist zur Entscheidung über die Vereinbarkeit nicht erforderlich, sie einer naturwissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen, wie Holuwir meint. Es reicht wenn diese Theorie möglich (das heißt in diesem Fall: innerlich widerspruchsfrei) ist.
Christel
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben:
Holuwir: Nein
Hier hat sich eine scheinbar kleine, für mich aber bedeutsame Ungenauigkeit eingeschlichen. Ich unterscheide zwischen Evolution und Evolutionstheorie. Das eine ist das, was tatsächlich geschieht, das andere die Erklärung, wie es geschieht und unter welcher Kausalität. Selbstverständlich könnte die Evolution auch gesteuert funktionieren. Sie wäre prinzipiell also mit Schöpfung vereinbar. In der obigen Aufstellung müsste also "Holuwir: Ja" stehen statt "Nein".
Es gibt noch eine andere scheinbar kleine, für mich aber bedeutsame Ungenauigkeit:
Zuerst bejahte ich zwar die Aussage: Evolutionstheorie und Schöpfungslehre sind vereinbar, doch dann formulierte ich genauer:
Sind Evolution und Schöpfung miteinander vereinbar?

Das Problem liegt in dem Wörtchen „Schöpfungslehre“.
Welche Schöpfungslehre?

Zwar gibt es Lehrverkündigungen über die Schöpfung, siehe:
https://www.uibk.ac.at/systheol/sandler ... -j012s.pdf

Aber die liegen auf anderer Ebene und treten daher nicht in Konflikt mit der Naturwissenschaft.
Auch die Bibelinterpretation, wie ich sie von meiner Kirche kenne, steht nicht im Widerspruch zur Naturwissenschaft, denn die Schöpfungstexte der Bibel, werden nicht als historische Berichte angesehen.

Trotzdem, wenn ich wollte, könnte ich das anders sehen, die Bibelberichte wörtlich nehmen, und wäre dennoch eine gute Katholikin. – Analog ist das ähnlich in der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Also welche Schöpfungslehre?
Holuwir hat geschrieben:Weder die Kath. Kirche, die Evang. Kirche, „Wort und Wissen“, Zeugen Jehovas noch sonst jemand legen eine abweichende Evolutions-Theorie vor, in der beschrieben würde, wie ein Schöpfer in die Evolution eingegriffen haben könnte, eine Theorie, die dann der wissenschaftlichen Überprüfung standhalten müsste. So bleibt die angebliche Vereinbarkeit von Evolution und Schöpfung ein undurchdachtes gedankliches Konstrukt, ohne jeden Realitätsbezug und dient ausschließlich dem rabulistischen Zweck, mit der Schöpfungsaussage unbedingt recht zu behalten.
Auch hierin steckt eine Ungenauigkeit:
Die Katholische und Evangelische Kirche sagen nichts gegen die Evolutionstheorie. Sie gehen von der Vereinbarkeit von Schöpfung und Evolutionstheorie aus.
Eine wichtige Orientierungsquelle, auch im Punkto Abgrenzung zum Fundamentalismus und Kreationismus ist für mich die „Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ kurz „ezw“:
http://www.ezw-berlin.de/html/index.php
http://www.ezw-berlin.de/html/suche.php ... ationismus

„Wort und Wissen“ und Zeugen Jehovas polemisieren aber schon gegen die Evolutionstheorie.
Sie gehen nicht (wirklich) von der Verinbahrkeit aus, oder?

Nur unter dem Aspekt der Gegnerschaft zur gängigen Evolutionstheorie, kann man ein Gegenmodell erwarten. - Wo aber keine Gegnerschaft besteht, ist auch kein Gegenmodell zu erwarten.

Meine Begründung für die Vereinbarkeit von Schöpfung und Evolution(stheorie):
Schöpfungsaussagen der Kirche (von Tragweite für den Glauben) sind Aussagen über Gott, richten sich gegen Pantheismus u.a., liegen auf philosophiescher Ebene und geraten von daher nicht in Konflikt mit der modernen Naturwissenschaft.
Auch die Bibel steht aus Sicht der modernen Theologie und meiner bescheidenen Meinung nicht in Konflikt mit der Naturwissenschaft, da die biblischen Aussagen weder historischer, noch naturwissenschaftlicher Art sind.

Nimm eine beliebiges Lied und frag mich, ist dieses Lied mit der Evolution(stheorie) vereinbar.
Ich sage JA, denn dem Lied liegt eine ganz andere Intension zugrunde und liegt auf einer ganz anderen Ebene.
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emery
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von emery »

Was bedeutet Vereinbarkeit?

Zwei Aussagen als Beispiel:

1. Gott hat den Menschen erschaffen.
2. Die Art Mensch entwickelte sich in einem natürlichen Prozess.

Wenn man das so liest, stehen die Aussagen erstmal im Widerspruch, weil man sich fragt: Was jetzt? War es Gott oder ein natürlicher Prozess? Um das aufzulösen verwenden Leute häufig eine von diesen beiden Strategien: Entweder die Aussagen bearbeiten oder verwerfen, bis der Widerspruch verschwindet (ich nenne das mal Strategie der globalen Konsistenz) oder die Aussagen zwei verschiedenen Perspektiven zuzuordnen (ich nenne das mal Strategie der Differenzierung unterschiedlicher Perspektiven).

Mit der Strategie der globalen Konsistenz könnte man z. B. Aussage Nr. 1 verwerfen oder als sinnlos erklären (beliebt bei Naturalisten) oder Aussage Nr. 2 verwerfen (beliebt bei religiösen Fundamentalisten) oder die beiden Aussagen umformen zu: "Gott hat den natürlichen Prozess erschaffen durch den sich der Mensch entwickelt hat" (Deismus). Beliebige weitere Umforungen sind denkbar. Meine Simulationtheorie ist ein Beispiel für diese Strategie.

Mit der Strategie der Differenzierung unterschiedlicher Perspektiven würde man z. B. Aussage Nr. 1 der Theologie zuordnen und Aussage Nr. 2 der Biologie. Dann muss man immer genau kenntlich machen, aus welcher Perspektive man gerade spricht, sonst gibt es ganz schnell Missverständnisse. Außerdem musst du dich jedesmal vergewissern, ob dein Gesprächspartner bereit ist, deine gerade eingenommene Perspektive zu teilen. Viele schlaue Leute kommen damit nicht klar. Und das schränkt den Kreis von Personen, mit dem du dich noch sinnvoll unterhalten kannst, sehr stark ein.

Ganz übel für die Kommunikation ist es, wenn verschiedene Perspektiven vermischt werden. Und die katholische Kirche tut das. Beispiel Franziskus: "Der Urknall widerspricht der kreativen Intervention Gottes nicht, sondern setzt sie im Gegenteil voraus." Es wundert mich nicht, wenn Holuwir dann von Rabulistik spricht.
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Christel »

„Was bedeutet Vereinbarkeit?“ - Erster Teil:

emery, Du hast mir eine Frage gestellt und gleich zwei Lösungsmöglichkeiten angeboten.

Der zweite „Strategie“ entsprach mein gestriger Beitrag. Sie entspricht der kirchlichen Herangehensweise. „Strategie der globalen Konsistenz“, das ist gut.
Ich meinem vorherigen Beitrag, fragte ich „Welche Schöpfungslehre?“
Warum? Es gibt keine Schöpfungslehre.

Die Kirche betont, dass Gott die Welt und den Menschen schuf. Sie sagt nicht, wie er es tat.

Ich weiß, dass viele damit Probleme haben, die Aussagen zwei verschiedenen Perspektiven zuzuordnen. Der Sinn des Themas „Naturwissenschaft erklärt nicht…“ viewtopic.php?f=10&t=4438&sid=9b9a7188c ... 1e7#p15862
besteht genau darin, Grenzen aufzuzeigen, um eine Einordnung in solche Perspektiven zu ermöglichen.
emery hat geschrieben:Ganz übel für die Kommunikation ist es, wenn verschiedene Perspektiven vermischt werden.
Das tun die meisten Menschen, nicht nur wie in Deinem Beispiel Franziskus.

Es ist allerdings erlaubt in der Naturphilosophie, in der natürlichen Theologie…
Jeder Naturwissenschaftler, der von seinem Gebiet her eine Aussage über Gott trifft, sei sie nun positiv oder negativ muss dazu die Grenzen seines Fachbereichs überschreiten.

emery, ich möchte Dir eine weitere Darstellungsmöglichkeit zum Thema „Was bedeutet Vereinbarkeit?“ vorstellen, die keiner der beiden Strategien entspricht.
Außerdem ein paar Gedanken zu „Rabulistik“.
Wegen der besseren Übersichtlichkeit in getrennten Beiträgen.
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Christel »

„Was bedeutet Vereinbarkeit?“ - Zweiter Teil:

Die, in der kirchlichen Tradition vorhanden „Bilder“, die es mir ermöglichen heute Gott, Schöpfung und moderne Naturwissenschaft zu vereinbaren sind älter als die modere Naturwissenschaft. (Die Spiritualität, die bei diesen „Bildern“ bei mir mitschwingt, kann ich allerdings nicht darstellen.)

Da die „Bilder“ entstanden, als es dieses Problem noch nicht gab
emery hat geschrieben:Was bedeutet Vereinbarkeit?

Zwei Aussagen als Beispiel:

1. Gott hat den Menschen erschaffen.
2. Die Art Mensch entwickelte sich in einem natürlichen Prozess.
ist eine dahinterstehende Strategie in Richtung Vereinbarkeit mit der Naturwissenschaft auszuschließen.
Das schließt auch aus, dass diese „Bilder“ vor Jahrhunderten erfunden wurden, um sich heute herauszureden.

Dazu gehören:
- Gott ist ein Geheimnis, Gott ist Geist, die Trinität.
(Die Trinität ist ein abstraktes philosophisches Gottesbild, in der keine natürlichen Personen eingesetzt werden, auch nicht Jesus.)
- Der Existenz Gottes ohne die Schöpfung. – Gottes Gegenwart in der Schöpfung.
- Der Gedanke der Creatio ex nihilo (Schöpfung aus dem Nichts).
- Der Schöpfung durch das Wort
"Schon im Anfang der Bibel, im ersten großen Schöpfungstext, handelt Gott, indem er spricht. Und das Wort, das Gott spricht, wird Wirklichkeit, Leben, Schöpfung." https://www.bibelwerk.de/sixcms/media.p ... p_wort.pdf
emery hat geschrieben:Was bedeutet Vereinbarkeit?

Zwei Aussagen als Beispiel:

1. Gott hat den Menschen erschaffen.
2. Die Art Mensch entwickelte sich in einem natürlichen Prozess.
Zu 1. Gott schafft durch sein Wort:
„Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün wachsen, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, und von Bäumen, die auf der Erde Früchte bringen mit ihrem Samen darin. So geschah es.“

Zu 2. Gottes schaffen vollzieht sich in einem natürlichen Prozess:
„Das Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäumen, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin. Gott sah, dass es gut war.“

Das habe ich jetzt nicht schnell mal erfunden. Der Text ist ca. 2500 Jahre alt und steht in der Bibel unter Genesis 1 in den Versen 11 und 12.
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wie angekündigt, ein paar Gedanken zu „Rabulistik“

Mit dem Vorwurf der Rabulistik, also der „Spitzfindigkeit“ oder „Wortklauberei“ macht der, der es vorbringt zunächst erstmal eine Selbstaussage. Das heißt, er hat an dieser Stelle dicht gemacht.

Wird der Vorwurf konkretisiert und auf eine bestimmte Aussage begrenzt, besteht die Möglichkeit das Gespräch fortzusetzen und gegebenenfalls eine Lösung zu finden.

Wird der Vorwurf jedoch pauschal gegen einen Berufstand, eine Institution oder gegen eine konkrete Person erhoben, dann hat der, der den Vorwurf macht, „komplett dicht gemacht“.
Dies kann unter Umständen von anderen als argumentum ad hominem „Beweisrede zum Menschen“ verstanden werden und gegebenenfalls sogar selbst als rhetorische Strategie betrachtet werden.

Von der objektiven Seite her ist der tatsächliche Nachweis von Rabulistik oder gar einer Strategie schwer zu erbringen. - Letztlich bleibt es immer ein Stück Spekulation!

Zuverlässig zerstört es nur die Kommunikation.
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Wikipedia am 8.2.2017 unter Rabulistik hat geschrieben: Die Rabulistik dient dazu, in einer Diskussion unabhängig von der Richtigkeit der eigenen Position recht zu behalten.
Es ist völlig unsinnig, gleichzeitig zu sagen, "der Mensch ist von Gott erschaffen worden" und "der Mensch ist nicht erschaffen worden, sondern von selbst entstanden". Das ist aber das gleiche, wie zu sagen, "Schöpfung und Evolutionstheorie schließen einander nicht aus". Dennoch aber sagt es die röm-kath. Kirche. Für jeden noch einigermaßen unbefangen denkenden Mensch ist also klar, dass diese Position nicht richtig sein kann. Die Art und Weise, wie sie nun versucht, dennoch recht zu behalten, wird von Christel in den obigen Beiträgen anschaulich dargelegt. Geradezu eine Demonstration von Rabulistik, die "zuverlässig jede" sachliche "Kommunikation zerstört".
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir, offensichtlich habe ich mich in meinem Beitrag zur „Rabulistik“ Christel » (Di 07 Feb, 2017 19:21) nicht klar genug ausgedrückt.

Die Behauptung etwas sei Rabulistik
- bleibt es immer ein Stück Spekulation!
- zerstört zuverlässig die Kommunikation!

Aber, Du scheinst Dir sehr sicher, dass Deine Behauptung nicht auf Spekulation beruht, denn schließlich kannst Du Fakten nennen.

Diese Fakten hast Du allerdings durch Killerphrasen verstärkt:
Holuwir hat geschrieben:Es ist völlig unsinnig
Holuwir hat geschrieben:Für jeden noch einigermaßen unbefangen denkenden Mensch ist also klar, dass diese Position nicht richtig sein kann.
1. „Jeden“: Du sprichst für alle
2.) „noch einigermaßen unbefangen denkenden Mensch“: Also denke ich nicht unbefangen.
3.) „ist klar“: ein Widerspruch ist nicht möglich

Diese Phrasen drücken aus, dass Du meine Argumente für unwert hältst darüber nachzudenken.
Holuwir hat geschrieben:Die Art und Weise, wie sie nun versucht, dennoch recht zu behalten, wird von Christel in den obigen Beiträgen anschaulich dargelegt.
Ich finde meine Art und Weise in Ordnung!
Ich habe sachlich und nach bestem Wissen und Gewissen geantwortet. Auch mein Beitrag über „Rabulistik“ war sachlich und neutral gehalten.
Holuwir hat geschrieben:Geradezu eine Demonstration von Rabulistik, die "zuverlässig jede" sachliche "Kommunikation zerstört".
Holuwir hat geschrieben:
Wikipedia am 8.2.2017 unter Rabulistik hat geschrieben: Die Rabulistik dient dazu, in einer Diskussion unabhängig von der Richtigkeit der eigenen Position recht zu behalten.
Nach meinem Eindruck willst Du um jeden Preis Recht behalten. Oder was sollte das jetzt?
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Christel »

Zu den Fakten im Beitrag von Holuwir » Mi 08 Feb, 2017 9:14
Holuwir hat geschrieben:Es ist völlig unsinnig, gleichzeitig zu sagen, "der Mensch ist von Gott erschaffen worden" und "der Mensch ist nicht erschaffen worden, sondern von selbst entstanden".
Das sagt niemand! Das steht auch nicht in meinen obigen Beiträgen!
Hast Du sie nicht gelesen?

Dies wurde als gleichzeitig möglich bejaht:
emery hat geschrieben:1. Gott hat den Menschen erschaffen.
2. Die Art Mensch entwickelte sich in einem natürlichen Prozess.
Für Dich mag „natürlichen Prozess“ und „von selbst entstanden“ dasselbe sein. Für mich ist es das nicht.
Holuwir hat geschrieben:Das ist aber das gleiche, wie zu sagen, "Schöpfung und Evolutionstheorie schließen einander nicht aus".
Ja, von meinem Standpunkt her, schließt sie sich das nicht aus.

Holuwir, ich möchte diese Standpunkte vertreten dürfen ohne von Dir, der
Rabulistik … beschuldigt zu werden. Ist das klar?
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Re: Evolution und Schöpfung

Ungelesener Beitrag von Christel »

Folgende Positionen ergeben sich aus dem bisherigen Diskussionsverlauf:

Sind Evolution und Schöpfung miteinander vereinbar?
Athesius: Nein
Christel: Ja
emery: Ja, aber nur unter Glauben an eine Simulationstheorie. Ansonsten aber: Nein
Holuwir: Ja

Sind Evolutionstheorie und Schöpfung miteinander vereinbar?
Athesius: Nein
Christel: Ja
emery: Ja, aber nur unter Glauben an eine Simulationstheorie. Ansonsten aber: Nein
Holuwir: Nein

Fundamentalistisches Christentum: Nein
Evan. Kirche in Deutschland: Ja
Katholische Kirche: Ja
„Wort und Wissen“: Nein

Ist das korrekt?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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