Was die Welt Im Innersten zusammenhält

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Holuwir
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Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Worte, die Goethe um die Wende zum 19. Jahrhundert seinen Faustus rezitieren ließ:

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Doktor gar
Und ziehe schon an die zehen Jahr
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum –
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.
Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen,
Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;
Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel –
Dafür ist mir auch alle Freud entrissen,
Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,
Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,
Die Menschen zu bessern und zu bekehren.
Auch hab ich weder Gut noch Geld,
Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt;
Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält
,
Schau alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu nicht mehr in Worten kramen.

Ein halbes Jahrhundert später begann der sehnliche Wunsch Fausts in Erfüllung zu gehen. Nicht Philosophie, Theologie oder Magie allerdings boten Wege zur Erkenntnis, wohl jedoch die konsequente Erforschung der Natur, der Wirklichkeit, die uns umgibt und deren Teil wir sind. Und zur großen Überraschung hat es sich gezeigt, dass die Kräfte, die "die Welt im Innersten zusammenhalten", nicht riesengroß und übermächtig, gar allmächtig sind, sondern im Gegenteil ganz ganz klein, kaum wahrnehmbar. Die sichtbare Welt besteht aus unzähligen winzigsten Teilchen und von jedem von ihnen gehen kleine Kräfte aus, die erst in ihrer Summe die gewaltigen Kräfte darstellen, die wir mit unseren unbewaffneten Sinnesorganen wahrzunehmen vermögen.

Diese Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft mögen zwar grundsätzlich den meisten von uns bekannt sein, ihre unmittelbare Umsetzung in die Beurteilung der Erscheinungen des Alltags ist uns jedoch nach wie vor wenig geläufig. Ich habe den Eindruck, dass wir unsere Welt noch immer im Wesentlichen so wahrnehmen, wie alle Generationen vor uns und die wissenschaftlichen Erkenntnisse ausschließlich Bereichen zuordnen, die erst mit diesen neuen Erkenntnissen erschlossen worden sind. Einfaches Beispiel: Obwohl alle Materie, aber auch wirklich alle, aus Atomen besteht, denken wir bei dem Wort "Atom" immer zuerst an die Atombombe, das Atomkraftwerk, den Atommüll usw..

So will ich versuchen, die neuen abgehoben erscheinenden wissenschaftlichen Erkenntnisse mit dem Alltag und damit auch der Entstehung von allem in Verbindung zu bringen, um das Verständnis oft mysteriös erscheinender Vorgänge zu verbessern, so dass immer weniger Anlass besteht, dahinter "übernatürliches" zu vermuten.
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Atheisius
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Holuwir schrieb:
So will ich versuchen, die neuen abgehoben erscheinenden wissenschaftlichen Erkenntnisse mit dem Alltag und damit auch der Entstehung von allem in Verbindung zu bringen, um das Verständnis oft mysteriös erscheinender Vorgänge zu verbessern, so dass immer weniger Anlass besteht, dahinter "übernatürliches" zu vermuten.
Ich bin auf jeden Fall schon einmal gespannt und freue mich auf deine weiteren Beiträge. :D
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Christel »

Was meinte Goethe mit dem Fausttext?

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Mehr:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3664/4
Alle Universitäten hatten vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vier Fakultäten: Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin, Philosophie. In ihnen war alles, was es in der Wissenschaft gab, untergebracht. Wenn Faust die vier Fakultäten nennt, bedeutet das: er hat alles studiert, was es überhaupt zu studieren gibt.
Keineswegs aber war jeder Universitäts-Professor auch Doktor. Diesen Titel erhielt man nur für besondere Leistungen.

„377. Magie“ . …
Er will Beziehung zu Geistern haben und will durch sie Erkenntnisse gewinnen. Diese Erkenntniswünsche beziehen sich auf Weltzusammenhänge (382-384) und sind an sich nichts Böses. Faust spricht von der lebendigen Natur, da Gott den Menschen schuf hinein (414f.).
Er will Erkenntnis, und weil die Wissenschaften ihm diese nicht geben können, will er sie durch Magie, durch Geistes Kraft und Mund. Dann aber weist der Erdgeist ihn ab, später gesellt sich Mephistopheles zu ihm, der manches für ihn tut, ihm aber keineswegs erklärt, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Zitiert aus:
Goethe Faust : der Tragödie erster und zweiter Teil, Urfaust /Herausgegeben und kommentiert von Erich Trunz. – München : Beck, 1999. Seite 513 f. - ISBN 3-406-45214-0
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schtrieb:
Was meinte Goethe mit dem Fausttext?

Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Er meinte genau das, was hier zu lesen ist. Das beschäftigen mit Theologie bringt letztendlich für den denkenden Menschen keine neue Erkenntnis. Man bleibt ein armer Tor und ist hinterher so klug wie zuvor.

Seine Dichtung über den „Faust“ offenbart einen in Goethes Seele mächtigen Drang nach Selbstbehauptung und Unabhängigkeit gegenüber Gott und Göttern. Goethe übte Protest gegen die Vorstellung eines allmächtigen personifizierten Gottes. Antichristliches ist Goethe hier nicht abzusprechen.

Durch seine weltoffenen Werke hat Goethe einen großen säkularisierenden Einfluss auf die Menschen seiner Zeit ausgeübt.

Hier ein paar Aussprüche von Meister Goethe:
  • Mir willst du zum Gotte machen solch ein Jammerbild am Holze!
  • Der Glaube ist nicht der Aufgang, sondern das Ende allen Wissens.
  • Es ist gar viel Dummes in den Satzungen der Kirche. Aber sie will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.

  • Es bleibt wahr: das Märchen von Christus ist Ursache, daß die Welt noch 10000 Jahre stehen kann und niemand recht zu Verstand kommt, weil es ebenso viel Kraft des Wissens, des Verstandes, des Begriffs braucht, um es zu verteidigen als es zu bestreiten. Brief an Johann Gottfried Herder vom 4. Sept. 1788
  • Die Geschichte des guten Jesus hab ich nun so satt, daß ich sie von keinem, außer von ihm selbst, hören möchte.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Holuwir
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Wie schon angedeutet, steht im Mittelpunkt meiner Betrachtungen das Atom. Schon im Altertum entwickelte man die Vorstellung, dass Materie aus kleinsten Teilchen, Atomen (von griechisch átomos‚ unteilbar) bestehen könnte, doch erst ein Jahrhundert nach dem Erscheinen von Goethes Faust konnte der Nachweis dafür erbracht werden. Wir kennen vier einheitliche Grundkräfte, die von den Atome ausgehen und im gesamten Weltall wirksam sind. Zwei wirken innerhalb der Atome, zwei, von diesen ausgehend, nach außen. Diese Kräfte bewirken alle Prozesse in unserem Universum, in denen sich Atome zu den verschiedenartigsten Körpern zusammengefunden haben, so dass das Weltall eben die Struktur hat, die wir beobachten; dass es Himmel und Erde gibt und Leben auf dieser unserer Erde und uns. Kurzum, diese vier physikalischen Grundkräfte oder Wechselwirkungen sind das, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält.

Ist das nicht viel zu vereinfachend gedacht? Keineswegs. Die Grundelemente und -strukturen der Welt sind einfach. Die Vielfalt und Komplexität resultiert nur auf der schier unendlichen Wiederholung einfachster Strukturen. Auf der Ebene der Atome gibt es kein Chaos, sondern nur eine alles umfassende Ordnung. Alles verläuft in einer absoluten Regelmäßigkeit, die nicht das geringste Abweichen zulässt. Dabei spielt es keine Rolle, an welchem Ort wir uns in dem riesigen Universum befinden. Chaos ist eine menschliche Sichtweise, die die eigengesetzliche Welt der Atome nicht einbezieht.

Ich werde mit den beiden physikalischen Grundkräften oder Wechselwirkungen beginnen, die von den Atomen nach außen wirken, denn nur diese werden in unserem Alltag sichtbar und spürbar. Die Atome selbst seien vorerst einmal fertige Bausteine, die sich uns als Elemente mit spezifischen Eigenschaften darstellen, Legosteine gewissermaßen, aus denen die uns sichtbare Materie aufgebaut ist. Diese "Legosteine" verhalten sich allerdings völlig anders, als die echten. Sie ziehen sich wie kleine Magneten gegenseitig an. Das ist die erste der vier Grundkräfte, die Schwerkraft oder Gravitation. Sie ist extrem klein, wird demzufolge erst spürbar, wenn viele Atome zusammengekommen sind. Sie wirkt jedoch auch auf große Entfernung und ist damit für die Bildung, Anordnung und Bewegung der Himmelskörper verantwortlich.

Ich weiß, das klingt alles recht banal und einfach. Aber es ist nun mal so, dass sich das ganze Universum mit seinen unzähligen Himmelskörpern - man spricht von einer Billion Galaxien ähnlich unserer Milchstraße mit ihren jeweils Milliarden Sternen und noch mehr Planeten und Monden - allein aufgrund dieser einfachen Grundkraft geformt hat. Sie hält unsere Welt im Großen zusammen. Wir können uns prüfen, wieweit wir dieses Denken in unser Alltagsempfinden aufgenommen haben, wenn wir uns jeweils vergegenwärtigen, dass ein massereicher Gegenstand, den wir anheben wollen, nicht nur einfach "schwer" ist, sondern mächtig von den Atomen der Erde angezogen wird.

Die andere von den Atomen nach außen wirkende Kraft ist die elektromagnetische Wechselwirkung. Zu der schreibe ich das nächste Mal.
Christel
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Christel »

Christel hat geschrieben: Donnerstag 27. April 2017, 22:13 Zitiert aus:
Goethe Faust : der Tragödie erster und zweiter Teil, Urfaust /Herausgegeben und kommentiert von Erich Trunz. – München : Beck, 1999. Seite 513 f. - ISBN 3-406-45214-0
Athesius, wenn ich, wie oben, aus einem Standardwerk zitiere, dann wäre es klug dieses erstmal als feststehend zu akzeptieren. Oder kennst Du Dich bei Goethes Faust besser aus als Erich Trunz?

Und wenn Du zitierst, wäre es anständig, wenn Du die Quelle angibst.
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben: Freitag 28. April 2017, 22:20 Wie schon angedeutet, steht im Mittelpunkt meiner Betrachtungen das Atom. Schon im Altertum entwickelte man die Vorstellung, dass Materie aus kleinsten Teilchen, Atomen (von griechisch átomos‚ unteilbar) bestehen könnte, doch erst ein Jahrhundert nach dem Erscheinen von Goethes Faust konnte der Nachweis dafür erbracht werden.
An welcher Stelle von Goethes Faust wird das Atom beschrieben?
Holuwir hat geschrieben: Freitag 28. April 2017, 22:20 Auf der Ebene der Atome gibt es kein Chaos, sondern nur eine alles umfassende Ordnung. Alles verläuft in einer absoluten Regelmäßigkeit, die nicht das geringste Abweichen zulässt. Dabei spielt es keine Rolle, an welchem Ort wir uns in dem riesigen Universum befinden.
Bereits im Altertum sah man in der Ordnung den Beweis für die Existenz der Götter, so auch Einstein.
Holuwir hat geschrieben: Freitag 28. April 2017, 22:20 Chaos ist eine menschliche Sichtweise, die die eigengesetzliche Welt der Atome nicht einbezieht.
Soooo!??? - Was ist denn mit dem Quantenchaos?
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
An welcher Stelle von Goethes Faust wird das Atom beschrieben?
Seit wann geht es denn bei Goethes Faust um Physik? :D

Ich hatte geschrieben:
Seine Dichtung über den „Faust“ offenbart einen in Goethes Seele mächtigen Drang nach Selbstbehauptung und Unabhängigkeit gegenüber Gott und Göttern. Goethe übte Protest gegen die Vorstellung eines allmächtigen personifizierten Gottes. Antichristliches ist Goethe hier nicht abzusprechen.
Durch seine weltoffenen Werke hat Goethe einen großen säkularisierenden Einfluss auf die Menschen seiner Zeit ausgeübt.
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  • Es bleibt wahr: das Märchen von Christus ist Ursache, daß die Welt noch 10000 Jahre stehen kann und niemand recht zu Verstand kommt, weil es ebenso viel Kraft des Wissens, des Verstandes, des Begriffs braucht, um es zu verteidigen als es zu bestreiten. Brief an Johann Gottfried Herder vom 4. Sept. 1788
  • Die Geschichte des guten Jesus hab ich nun so satt, daß ich sie von keinem, außer von ihm selbst, hören möchte.
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Sonntag 30. April 2017, 00:06 Christel schrieb:
An welcher Stelle von Goethes Faust wird das Atom beschrieben?
Seit wann geht es denn bei Goethes Faust um Physik? :D
Das möchte ich auch gern wissen?
Holuwir stellt einen Zusammenhang mit der Physik und insbesondere mit den Atomen her:
Holuwir hat geschrieben: Mittwoch 26. April 2017, 17:49 Ein halbes Jahrhundert später begann der sehnliche Wunsch Fausts in Erfüllung zu gehen.
Holuwir hat geschrieben: Freitag 28. April 2017, 22:20 Wie schon angedeutet, steht im Mittelpunkt meiner Betrachtungen das Atom. Schon im Altertum entwickelte man die Vorstellung, dass Materie aus kleinsten Teilchen, Atomen (von griechisch átomos‚ unteilbar) bestehen könnte, doch erst ein Jahrhundert nach dem Erscheinen von Goethes Faust konnte der Nachweis dafür erbracht werden.
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Der Wunsch des Faust war:
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu nicht mehr in Worten kramen.
Der Wunsch des Faust ist in Erfüllung gegangen. Wir wissen heute was die Welt im Innersten zusammenhält. Wir müssen nicht mehr in Worten kramen (Religiöses Geschwafel). Nur noch Popen predigen von der Kanzel was sie nicht wissen sondern eventuell noch glauben. Die Wissenschaft konnte dank Geisteskraft viele Naturgeheimnisse entschlüsseln.

Goethes Faust habe ich auch gelesen. In Goethes Werk ist zu erkennen, dass es Faust nicht gelingt durch das Theologie-Studium die Überwindung seiner menschlichen Begrenztheit zu überwinden. Auch wird im Faust Religion in ihrer praktischen Auswirkung im Alltag betrachtet. Hier kritisiert Faust die Moralmaßstäbe und das Handeln der institutionalisierten Religion, Gretchen hingegen bleibt geistig in ihrem kirchlich-bürgerlichen Konventionalismus gefangen

Deshalb war es von Holuwir vollkommen richtig, diese Stelle aus dem Faust in den Eingangsthread seines Themas „Was die Welt im Innersten zusammenhält“ zu setzen.

Ich bin auf die Fortsetzungen zum Thema von Holuwir gespannt
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Christel »

Unschwer ist zu erkennen, dass Faust nicht nur Theologie sondern auch Rechtswissenschaft, Medizin, und Philosophie studierte. Mehr noch Faust besaß einen Doktorhut, er wusste alles, was man damals Wissen konnte. Faust war ein Universalgelehrter. So sagt es auch der Kommentar:
Alle Universitäten hatten vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vier Fakultäten: Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin, Philosophie. In ihnen war alles, was es in der Wissenschaft gab, untergebracht. Wenn Faust die vier Fakultäten nennt, bedeutet das: er hat alles studiert, was es überhaupt zu studieren gibt.
Heute ist zwar manches bekannt, was Faust nicht wissen konnte, aber dass wir wirklich wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält, das wage ich zu bezweifeln. Das dies ausgerechnet die Atome sind, die Faust ja bekannt waren, bezweifle ich außerdem.

Ich fragte schon nach den Quanten, vielleicht sind`s die Quanten? Diese kannte Faust noch nicht. :idea:
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Na dann warten wir doch mal die weiteren Beiträge von Holuwir ab :D

Werner Heisenberg - Was die Welt im Innersten zusammenhält (Video zum ansehen)
http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/se ... lt100.html

http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/se ... index.html (auf der Seite rechts die einzelnen Folgen anklicken)

Über das Leben von Werner Heisenberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Heisenberg

Heisenberg war nie religiös und hat auch nie ein religiöses Bekenntnis abgegeben.

Das Zitat: "Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott“ soll angeblich von Werner Heisenberg stammen. Das ist aber eine Fälschung!
Guten Tag,
Sie bringen ein angebliches Zitat von Werner Heisenberg, das eine Fälschung ist.
Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“

Ich habe Heisenberg gut gekannt und habe mit ihm als Journalist über den Glauben gesprochen.

Der Spruch, der Werner Heisenberg (1901-1976) zugeschrieben wird, ist eine fromme Fälschung, die den berühmten Physiker zum Glaubenszeugen machen soll.

Er hat aber weder so gedacht noch so ausgeprägt bildhaft formuliert. Ein religiöses Bekenntnis war ihm fremd, wenn er mal auf Fragen der Religion eingegangen ist, etwa in seinen populären Büchern „Der Teil und das Ganze“ (S. 131 ff) und „Schritte über Grenzen“ (S. 335 ff). Der Journalist Eike Christian Hirsch hat ihn 1971 zur religiösen Frage interviewt und das Ergebnis in seinem Buch „Expedition in die Glaubenswelt“ (S. 47 ff) wiedergegeben.

Heisenberg konnte als ein mögliches Gegenüber in der Natur allenfalls eine Ordnung erkennen, im übrigen sprach er nur taktvoll und tolerant von der Religion. Seine Kinder weisen das Zitat zurück (etwa Dr. Maria Hirsch, Feldafing, Prof. Dr. Martin Heisenberg, Würzburg), weil sie darin ihren Vater nicht erkennen können.

Das Zitat, das ihm zugeschrieben wird, könnte von einem Fundamentalisten in den USA stammen, der eine Stütze des Glaubens fingieren wollte.

Wenn nötig, bin ich bereit, weitere Nachweise zu erbringen.

Mit freundlichen Grüssen

Dr. Eike Christian Hirsch, Hannover [22. Juni 2015, 14:30]

https://de.wikiquote.org/wiki/Diskussio ... Heisenberg
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Klumpenbildung im Uruniversum
Bevor ich mich der dritten der vier physikalischen Grundkräften, der elektromagnetischen Wechselwirkung und der damit unmittelbar verbundenen Quantentheorie zuwende, möchte ich doch noch einmal etwas zur bisher angesprochenen vierten, der Gravitation oder Schwerkraft, sagen. Das Ausgangsmaterial für unser Universum bildete eine riesige Wolke aus vorwiegend Wasserstoff-, weniger Helium- und noch weniger Lithiumatomen, die unmittelbar aus dem Urknall hervorgegangen waren. Ohne deren gemeinsamer Eigenschaft der Schwerkraft, wäre es auf ewige Zeiten bei dieser Wolke geblieben. Sie hätte sich wahrscheinlich immer weiter ausgedehnt und damit verdünnt, aber dabei nicht grundsätzlich verändern können. Erst durch die gegenseitige Anziehung dieser winzigen, frei schwebenden Teilchen setzte eine Klumpenbildung ein. Das können wir uns etwa so vostellen, wie sich aus dem frei schwebenden Nebel der Wolken allmählich Regentropfen bis hin zu Hagelkörnern bilden. Die Zusammenballungen des Wasserstoffes führten zu großen Himmelskörpern, die aufgrund der freiwerdenen Gravitationsenergie und unter dem sich aufbauenden gewaltigen Eigendruck im Innern sehr heiß wurden, so dass sie zu Kernfusionsreaktoren wurden und neue Elemente erbrüteten.

Sekundär-Himmelskörper aus Trümmern Vorangegangener
Mit dem "Ausbrennen" großer Primär-Himmelskörper explodierten diese. Dadurch wurden weite Bereiche nach wie vor vorhandener Wolken aus Wasserstoff und Helium mit den Überresten dieser explodierten Sterne und damit mit all den anderen Elementen versetzt, die wir auf unserer Erde vorfinden. Jetzt bildeten sich wiederum auf dieselbe Weise wie die ersten aufgrund der Gravitation neue Sekundär-Himmelskörper, angereichert mit den erbrüteten neuen Elementen, die es nach dem Urknall noch nicht gegeben hatte. Unsere Sonne mit ihren Planeten und deren Monden gehört dazu.

Die "Erschaffung" des Himmels setzt sich ununterbrochen fort
Im Universum befinden sich noch riesige ursprüngliche Wasserrstoff- und Staubwolken bereits explodierter Sterne. Ständig entstehen daraus neue Sterne durch Gravitation und es explodieren bestehende. Vor einiger Zeit konnte ich in einer Beilage unserer Tageszeitung lesen, dass man schätzt, dass in einer Stunde etwa 100 Mio. neue Sterne entstehen. Wir haben auch mittlerweile Kenntnis von sog. schwarzen Löchern, die eine ganz ungeheuer große Konzentration von Schwerkraft aufweisen. Dort haben wahrscheinlich die uns geläufigen Atomstrukturen gar keinen Bestand mehr. So gesehen müsste man eigentlich besser sagen, die Schwerkraft geht von den Elementarteilchen aus, aus denen die Atome bestehen. Aber die Betrachtung der ersten und zweiten physikalischen Grundkraft, die sog. starke und schwache Kernkraft, die in den Atomen die eigentlichen Elementarteilchen zusammenhält, soll bei meinen Betrachtungen ersteinmal im Hintergrund bleiben.

Wissensexplosion in der Zeit nach Goethe
Wir wissen mittlerweile sehr viel darüber, was unsere Welt im Innersten zusammenhält, aber wir wissen beileibe nicht alles und wir werden niemals alles wissen können. Ich meine, dass Goethe sein "Erkennen, was die Welt Im Innersten zusammenhält" nicht unbedingt buchstäblich verstanden wissen wollte, sondern wohl eher in eine mystische Richtung dachte, wie sie zu seiner Zeit vorherrschte. Zwar hat er versucht, z. B. mit seiner Farbenlehre, hinter die Geheimnisse der so unerklärlichen Wahrnehmungen der Umwelt zu kommen, aber hier substantielle Erklärungen zu finden, war ihm nicht vergönnt. Er war sehr wohl seiner Zeit voraus, aber ihm fehlten noch die Instrumente für wirkliches Erforschen, Apparate, die das Blickfeld unserer Sinnesorganen so radikal erweitert haben und einen, damals ungeahnten Einblick in die kausalen Zusammenhänge unserer Welt ermöglichen. Es war ihm unmöglich, den Nebel zu lichten, wie es in den zwei Jahrhunderten nach ihm auf so überwältigende Art und Weise gelang.
Christel
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Sonntag 30. April 2017, 22:48 Heisenberg war nie religiös und hat auch nie ein religiöses Bekenntnis abgegeben.
Tatsächlich schreibt Werner Heisenberg zum Beispiel:
Obwohl ich nun von der Unangreifbarkeit der naturwissenschaftlichen Wahrheit in ihrem Bereich überzeugt bin, so ist es mir doch nie möglich gewesen, den Inhalt des religiösen Denkens einfach als Teil einer überwundenen Bewußtseinsstufe der Menschheit abzutun, einen Teil, auf den wir in Zukunft zu verzichten hätten. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 290801/pdf
Siehe auch:
Bild
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Was die Welt Im Innersten zusammenhält

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Hallo Holuwir,
eine schöne Ergänzung und Untermauerung deiner Aussagen finde ich auch hier unter: https://astrokramkiste.de/strukturen-im-weltall
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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