Re: Fake News und Wahrheit
Verfasst: Montag 5. März 2018, 21:49
Hast Du denn das Ganze gelesen? BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS ZUM 52. WELTTAG DER SOZIALEN KOMMUNIKATIONSMITTEL
Dort schreibt Papst Franziskus auch:
Die Wahrheit ist das, worauf man sich stützen kann, um nicht zu fallen. In diesem relationalen Sinn ist das einzig Zuverlässige und Vertrauenswürdige; das einzige, worauf wir zählen können; das einzig „Wahre“ der lebendige Gott. So kann Jesus ja auch sagen: »Ich bin die Wahrheit« (Joh 14,6). Der Mensch entdeckt nun die Wahrheit immer wieder neu, wenn er sie in sich selbst als Treue und Zuverlässigkeit dessen, der ihn liebt, erfährt. Das allein befreit den Menschen: »Die Wahrheit wird euch befreien« (Joh 8,32).
http://w2.vatican.va/content/francesco/ ... ciali.html
Natürlich bringt Franziskus in dem Text mehr als uns normale Bürger so einfällt, denn Franziskus ist geprägt von Ignatianischer Spiritualität:
Die „Unterscheidung der Geister“:Es ist die jesuitische Prägung von Franziskus, die hier durchschlägt, genauer: Die Prägung durch die ignatianischen Exerzitien. In deren Mittelpunkt steht bekanntlich die „Unterscheidung der Geister“, die Unterscheidung des „guten Geistes“ vom „bösen Geist“. Den zentralen Stellenwert der ignatianischen Mystik für sein Selbstverständnis machte Franziskus schon am Beginn seiner Amtszeit deutlich: „Die Unterscheidung im Herrn leitet mich in meiner Weise des Führens.“ Sie hilft, gute Entscheidungen „im Herrn“ zu treffen, sowie mit diesen Entscheidungen zu leben und weiter zu gehen. Was Franziskus hier „Entscheidung“ nennt, heißt in der ignatianischen Sprache „Wahl“. Um diese „Wahl“ geht es Ignatius. Sie ist die Frucht der Unterscheidung. Die Zuspitzung auf „Wahl“ ist im Übrigen ja das eigentliche Novum seiner Exerzitien.
Mehr: http://www.stimmen-der-zeit.de/zeitschr ... odukt=None
Vor diesem Hintergrund wird vielleicht auch dies klarer:
Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, hat lange über dieses Problem nachgedacht. Er kam zu der Erkenntnis, dass wir Gottes Stimme gar nicht in uns direkt "hören" müssen.
Die Regungen, die die verschiedenen Stimmen in uns auslösen, sind der Prüfstein, die uns zu einer guten Entscheidung führen können. Mit den Regungen der Seele meint Ignatius unsere Stimmungen und Gefühle, aber auch Träume, Erinnerungen, innere Bilder, Gedanken, Vorstellungen usw. Manchmal drücken sie sich sogar in körperlicher Form aus. Ich kann vor Sorgen Kopfweh haben, aber auch vor Glück hellwach sein. Es geht zu nächst um die Wahrnehmung der gegebenen Realitäten.
Seine Methode der Selbsterforschung nannte Ignatius "die Unterscheidung der Geister". Bis heute hilft diese Methode Menschen, Verstand und Gefühl zu verbinden, den eigenen Beweggründen auf die Spur zu kommen und gute Entscheidungen zu treffen. Die folgenden sieben Schritte können im Alltag in Entscheidungssituationen helfen.
https://www.jesuiten.org/slides-startse ... ungen.html
Das ist nicht nur nett, es geht tatsächlich um die Unterscheidung der Geister.So mag eine schlüssige Argumentation zwar auf unleugbare Fakten gestützt sein – wird sie aber dazu genutzt, den anderen zu verletzten, ihn in den Augen Dritter abzuwerten, dann wohnt ihr nicht die Wahrheit inne, wie richtig diese Argumentation auch erscheinen mag. Die Wahrheit der Aussagen erkennt man an ihren Früchten: daran also, ob sie Polemik, Spaltung und Resignation auslösen – oder eine gewissenhafte und reife Diskussion, einen konstruktiven Dialog und ein fruchtbares Schaffen.
Das beste Mittel gegen die Falschheit sind nicht die Strategien, sondern die Personen: Personen, die frei von Begierde sind und daher die Bereitschaft haben, zuzuhören und die Wahrheit durch die Mühe eines ehrlichen Dialogs zutage treten lassen. Personen, die – vom Guten angezogen – bereit sind, die Sprache verantwortungsvoll zu gebrauchen.
http://w2.vatican.va/content/francesco/ ... ciali.html
Diesen Rat finde ich toll:
"Das beste Mittel gegen die Falschheit sind nicht die Strategien, sondern die Personen: Personen, die frei von Begierde sind und daher die Bereitschaft haben, zuzuhören und die Wahrheit durch die Mühe eines ehrlichen Dialogs zutage treten lassen. Personen, die – vom Guten angezogen – bereit sind, die Sprache verantwortungsvoll zu gebrauchen."
Also in dem Sinne, auf gute Gespräche!