Ein weiteres Zitat aus dem Aufsatz "Darwins Evolutionstheorie. Eine bleibende Herausforderung" von Prof. Dr. Wolfgang Kuhn, erschienen 1985 als Nr. 116 in der Reihe "Kirche und Gesellschaft", herausgegeben von der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach, einem Projekt der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken:
Ob nun Auge, Ohr, Verdauungstrakt, Drüsen- oder Nervensystem, stets ist das Problem das gleiche: die Wahrscheinlichkeit, daß derartig sinnvoll durchorganisierte und funktionierende Ganzheiten zufällig entstanden, ist allein schon mathematisch derart gering, daß sie längst nicht mehr in noch vorstellbaren Zahlen ausgedrückt werden kann. So ist vergleichsweise die Wahrscheinlichkeit dafür, daß eine Katze, die auf den Tasten einer Schreibmaschine herumhüpft, dabei zufällig Goethes Faust schreibt (1. und 2. Teil!), nach M. Thürkauf sehr viel größer als die, daß allein durch Zufallsmutationen der komplizierte Organismus einer Katze zustande kommt!
Daneben ein Zitat aus Seite 52 des 1985 erschienen Buches "Das Leben - Wie ist es entstanden? Durch Evolution oder durch Schöpfung?" der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas:
Die Wahrscheinlichkeit, daß das Leben durch Zufall entstanden ist, ist vergleichbar mit der Wahrscheinlichkeit, daß ein vollständiges Wörterbuch das Ergebnis einer Explosion in einer Druckerei ist" (Edwin Conklin, Biologe)
Interessant ist die Parallelität zu dem Zitat aus dem oben genannten Aufsatz, das ich schon einmal am 5. Februar wiedergegeben hatte:
Es ist demnach immer noch viel wahrscheinlicher, daß während einer Explosion im Eisenwerk herumgewirbelte Metallteile zufällig so zusammenprallen, daß dabei ein fahrbereites Auto entsteht, als daß auch nur eine einzige lebende Zelle zufällig von selbst gebildet wird. (L. v. Bertalanffy)
Die Zitate lassen die Selbstorganisation der Materie völlig außer acht. Sie wollen offensichtlich nicht wahrhaben, dass unsere Erdenwelt fast gänzlich aus Molekülen besteht, Moleküle sich aber alle - ohne Ausnahme alle - selbst organisieren. Es gibt gar keine andere Möglichkeit, als dass sich Atome von selbst zu Molekülen zusammenschließen. Aber das geschieht nicht chaotisch, sondern nach unabänderlichen Regeln, die in den Eigenschaften der verschiedenen Elemente begründet sind. Alles in dieser molekularen Welt geschieht deterministisch. Da gibt es nicht den geringsten Spielraum. Nur die Umstände, unter denen Atome und Moleküle zusammentreffen, sind zufällig. Dies macht dann die unendliche Vielfalt der möglichen Ergebnisse aus.
Dass besondere Bedingungen für die Entstehung der Moleküle des Lebens gegeben sein müssen, ist keine Frage. Dass diese Bedingungen auf der Erde gegeben sind, ist nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit geradezu unvermeidlich. Es kann durchaus sein, dass es auch heute Orte mit Bedingungen gibt, die für die Entstehung mikroskopischen Lebens prädestiniert sind, nur haben wir keine Chance, zu beobachten wie an diesen Orten Leben in Gang kommt. Wir nehmen nur die Ergebnisse war, wenn irgendwo massenhaft spezielle Bakterien auftreten, die es sonst nirgends gibt.
Und wenn Leben einmal in Gang gekommen ist, nimmt es seinen Lauf. Niemand kann die Vermehrung des Erbgutes aufhalten, solange ausreichende Bedingungen dafür gegeben sind. Und das Erbgut, die RNA oder DNA, verändert sich dabei. Immer weiter. Und wenn die Lebewesen, die dadurch entstehen, "funktionierende Ganzheiten" sind, geeignet das Erbgut an folgende Lebewesen weiterzugeben, die alles "sinnvoll Durchorganisierte" automatisch übernehmen, geht die Entwicklung weiter und weiter und weiter, solange bis irgendwann die Bedingungen nicht nehr gegeben sind. Dann erlischt es. Beim neuartigen Coronavirus, das wie alle Viren kein Lebewesen, sondern nur Erbgutträger ist, würden wir es uns alle wünschen. Aber es sieht wohl nicht danach aus.
Warum werden nun von religiöser Seite diese Zusammenhänge einfach ignoriert und unzutreffende Vergleiche erfunden, die in den Augen Gläubiger den Eindruck erwecken sollen, dass die Entstehung des Lebens ohne intelligenten Schöpfer nicht möglich sei? Weil man an Schöpfung glauben
will. Weil man daraus die Unabdingbarkeit eines Schöpfergottes ableitet und ein solcher substanziell ist für das System Religion, wie es überliefert worden ist.