Vater unser
Verfasst: Freitag 6. Dezember 2019, 03:04
Überraschend hat mich die Redaktion von Christ in der Gegenwart persönlich angeschrieben und um meine Meinung gebeten. Ich weiss jetzt nicht, wie ich in deren Datenbank geraten bin. Vermutlich hatte ich vor Jahren einmal ein Buch beim Herder-Verlag bestellt. Man durfte in dem Frageformular nicht nur ankreuzen, sondern sogar kommentieren! Hier sind meine Antworten:
1. Vater unser im Himmel
Darf Gott auch in Zeiten der Gleichberechtigung als "Vater" angesprochen werden?
[X] Ja, dem stimme ich zu
Kommentar: Gott ist persönlich. Weil, siehe Feuerbach. Man kann ihm daher nicht das Geschlecht absprechen.
2. Geheiligt werde dein Name.
Ist das Wort "geheiligt" heute noch verständlich?
[X] Ja
Kommentar: Zumindest für Menschen mit einem Wortschatz > 12,000.
3. Dein Reich komme.
Christen sollten das Reich Gottes nicht nur in einer fernen Zukunft erwarten, sondern für seine Verwirklichung im Diesseits arbeiten.
[X] Nein
Kommentar: Kommt drauf an. Wer es nicht für eine Dystopie hält, kann "Ja" ankreuzen.
4. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Ich glaube fest daran, dass Gott die Geschicke der Welt mitlenkt.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu
Kommentar: Schonmal den Begriff Theodizee gehört?
5. Unser tägliches Brot gib uns heute.
Unter dem "täglichen Brot" verstehe ich mehr als nur meine Nahrung. "Brot" ist hier ein Symbol für Gottes Zuwendung und Gnade.
[X] Ja, dem stimme ich zu.
Kommentar: Die Bibel wimmelt von Metaphern. Warum sollte das hier anders sein? Hasenbrot.
6. Und vergib uns unsere Schuld.
Die kirchliche Rede von Schuld ist durch den sexuellen und geistigen Missbrauch durch Kleriker unglaubwürdig geworden.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu
Kommentar: Sie ist von Anfang an unglaubwürdig, beginnend mit Gen 3, 7.
7. Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Barmherzigkeit und Vergebung setzen die Reue des Schuldiggewordenen voraus.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu.
Kommentar: Man sollte das elende Konzept Schuld ganz aufgeben. Statt dessen: Compassion.
8. Und führe uns nicht in Versuchung.
Der gute Gott kann doch nicht in Versuchung führen.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu.
Kommentar: Siehe oben, Theodizee.
9. Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Das Böse als personale Macht, manchmal "Teufel"“ genannt, ist dem heutigen Denken fremd geworden.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu.
Kommentar: Es war und ist Teil der Lebenserfahrung. Die Manichäer, Bogumilen und Katharer waren wenigstens ehrlich.
10. Wie in Italien und Frankreich wäre es auch in Deutschland an der Zeit, die Übersetzung des Vaterunser-Gebets zu überarbeiten.
[X] Keine Meinung.
Kommentar: Ist das Schiff des Theseus noch dasselbe?
Beim Abschicken des Formulars folgen ein paar Tricks des Herder-Verlags, möglichst viel Umsatz zu machen. Ich bekomme den Eindruck, dass die Redaktion von Christ in der Gegenwart mehr an meinem Geldbeutel als an meiner Meinung interessiert ist. Hihi.
1. Vater unser im Himmel
Darf Gott auch in Zeiten der Gleichberechtigung als "Vater" angesprochen werden?
[X] Ja, dem stimme ich zu
Kommentar: Gott ist persönlich. Weil, siehe Feuerbach. Man kann ihm daher nicht das Geschlecht absprechen.
2. Geheiligt werde dein Name.
Ist das Wort "geheiligt" heute noch verständlich?
[X] Ja
Kommentar: Zumindest für Menschen mit einem Wortschatz > 12,000.
3. Dein Reich komme.
Christen sollten das Reich Gottes nicht nur in einer fernen Zukunft erwarten, sondern für seine Verwirklichung im Diesseits arbeiten.
[X] Nein
Kommentar: Kommt drauf an. Wer es nicht für eine Dystopie hält, kann "Ja" ankreuzen.
4. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Ich glaube fest daran, dass Gott die Geschicke der Welt mitlenkt.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu
Kommentar: Schonmal den Begriff Theodizee gehört?
5. Unser tägliches Brot gib uns heute.
Unter dem "täglichen Brot" verstehe ich mehr als nur meine Nahrung. "Brot" ist hier ein Symbol für Gottes Zuwendung und Gnade.
[X] Ja, dem stimme ich zu.
Kommentar: Die Bibel wimmelt von Metaphern. Warum sollte das hier anders sein? Hasenbrot.
6. Und vergib uns unsere Schuld.
Die kirchliche Rede von Schuld ist durch den sexuellen und geistigen Missbrauch durch Kleriker unglaubwürdig geworden.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu
Kommentar: Sie ist von Anfang an unglaubwürdig, beginnend mit Gen 3, 7.
7. Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Barmherzigkeit und Vergebung setzen die Reue des Schuldiggewordenen voraus.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu.
Kommentar: Man sollte das elende Konzept Schuld ganz aufgeben. Statt dessen: Compassion.
8. Und führe uns nicht in Versuchung.
Der gute Gott kann doch nicht in Versuchung führen.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu.
Kommentar: Siehe oben, Theodizee.
9. Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Das Böse als personale Macht, manchmal "Teufel"“ genannt, ist dem heutigen Denken fremd geworden.
[X] Nein, dem stimme ich nicht zu.
Kommentar: Es war und ist Teil der Lebenserfahrung. Die Manichäer, Bogumilen und Katharer waren wenigstens ehrlich.
10. Wie in Italien und Frankreich wäre es auch in Deutschland an der Zeit, die Übersetzung des Vaterunser-Gebets zu überarbeiten.
[X] Keine Meinung.
Kommentar: Ist das Schiff des Theseus noch dasselbe?
Beim Abschicken des Formulars folgen ein paar Tricks des Herder-Verlags, möglichst viel Umsatz zu machen. Ich bekomme den Eindruck, dass die Redaktion von Christ in der Gegenwart mehr an meinem Geldbeutel als an meiner Meinung interessiert ist. Hihi.