Interpretation der Bibel

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Atheisius
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Re: Interpretation der Bibel

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Früher habe ich nur als Kind im Religionsunterricht mal in der Bibel gelesen. Dann nicht mehr, weil es mich nicht weiter interessiert hat.
Jetzt lese ich sie ab und zu mal, weil ich meinen Nichtglauben mit Fakten untermauern will und ich heute ganz einfach die Zeit dazu habe.

Ich kann eigentlich nur jedem raten, sich die biblischen Texte wirklich mal durchzulesen.

Da steht nämlich nicht nur die Bergpredigt. Ich habe mich etwas intensiver mit Paulus, dem eigentlichen Gründer des Christentums befasst. Bei ihm habe ich Hasstiraden gegen alles, was sinnenfroh ist gelesen. Freude ist nur durch den Glauben an Christus und Gott erlaubt, alles andere, besonders das Körperliche, Sexuelle, wird verächtlich in den Boden gestampft. Das wonnebringende Heil liegt im Jenseits, das Diesseits ist nur angeekelt abzuschütteln.

Das diese Ideologie der ethische, moralische Leitfaden dieser Gesellschaft sein soll, kann einem Angst machen. Wie da über Frauen, Schwule, über Wissenschaft und Philosophie gerichtet wird, ist erschreckend, und die kirchlich historische Vergangenheit zeigt ja nur zu deutlich, wohin es die Menschheit geführt hat, wenn dieser Gott unangefochten, um mit Kardinal Meisner zu sprechen, in der „Mitte“ der Gesellschaft ist.

Im Vergleich zu religiösen Menschen meine ich, eine klarere, weitere Sicht auf die Welt zu haben, die nicht von naiven Mythen bestimmt ist und eingeengt wird. Ich weiß aber auch, dass Gläubige mit ähnlichen Argumenten kommen können und behaupten, mir fehle ohne Gott der Weitblick. Darum wäre es doch das Beste, jeder glaube was er will. Soll sich doch jeder Gottgläubige zu Hause seinen Altar aufbauen oder seinen Gebetsteppich ausrollen, aber in der Öffentlichkeit, in der Gesetzgebung (Stichwort Schwangerschaftsabbruch usw.) und in der Politik hat Religion konsequent außen vor zu bleiben.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
Christel
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Re: Interpretation der Bibel

Ungelesener Beitrag von Christel »

Liest man Texte um die eigene vorgefassten Meinung zu bestätigen, dann kann das gerade bei umfassenden Texten ganz gut gelingen, also auch bei der Bibel.

Doch niemals erfährt man auf diese Weise, was diese Texte wirklich aussagen wollen. Das gilt auch für die Bibel.
Wer mehr über die Bibel wissen will, kann sich unter www.bibelwerk.de informieren. Das ist die Seite des katholischen Bibelwerks in Stuttgart.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: Interpretation der Bibel

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Die Bibel, das Buch des Christentums - Altes Testament und Neues Testament -, wurde von Menschen geschrieben, die die Erde als den Mittelpunkt des Universums betrachteten (geozentrisches Weltbild) und nicht wussten, dass die Erde eine Kugel ist. Die Erzählungen des Alten Testaments wurden von Generation zu Generation mündlich weiter gegeben und immer wieder umgedichtet; die ältesten erhaltenen Schriften des Alten Testaments tradierten bis 1947 aus dem 3. Jahrhundert nach Chr.; die älteste der 1947 entdeckten und bis zu 8 Meter langen Qumran-Rollen wird mit 200 vor Chr. datiert.

Auch das Neue Testament wurde so uminterpretiert, dass man glauben sollte, dass die Prophezeiungen aus dem Alten Testament sich im Neuen Testament durch den Christus erfüllt hätten.

Die mündliche Überlieferung verläuft nahezu augenblicklich im Sand, es sei denn, sie findet Eingang in Lieder und Gesänge, wie sie beispielsweise von Homer aufgezeichnet wurden, und selbst dann ist die Geschichte alles andere als wahrheitsgetreu. Schon nach erstaunlich wenigen Generationen ist sie bis zur Unkenntlichkeit verfälscht. Historische Tatsachen über echte Helden, Bösewichter, Tiere und Vulkane verkommen schnell zu Mythen über Halbgötter, Teufel, Zentauren und feuerspeienden Drachen (oder sie treiben die tollsten Blüten – je nach dem).

Eine gewaltige Verbesserung war die Schrift. Papier, Papyrus und selbst Steintafeln können zwar verschleißen oder zerfallen, aber schriftliche Aufzeichnungen bieten die Möglichkeit, sie über eine unbegrenzte Zahl von Generationen hinweg immer wieder exakt zu kopieren.

Das beim wiederholten Kopieren die völlige Genauigkeit erhalten bleibt, ist nur ein theoretisches Ideal. In der Praxis sind Schreiber nicht unfehlbar, und sie sind nicht davor gefeit, ihre Kopie so zu schönen, dass sie Dinge sagt, von denen sie (zweifellos ehrlich) glauben, das Original hätte sie sagen sollen.

Das berühmteste Beispiel für dieses Prinzip wurde im 19. Jahrhundert von deutschen Theologen peinlich genauestens dokumentiert: Die Geschichte des Neuen Testaments wurde so gefälscht, dass sie Prophezeiungen aus dem Alten Testament bestätigte. Die verantwortlichen Schreiber hatten vermutlich keine bösen Absichten. Wie die Evangelisten, die selbst lange nach dem Tod Jesu lebten, glaubten sie ernsthaft, dieser sei die Verkörperung der Messias-Prophezeiungen aus dem Alten Testament.

Deshalb „musste“ er in Betlehem geboren werden, und er „musste“ von David abstammen. Wenn die Schriftstücke dies aus unerklärlichen Gründen nicht aussagten, war es die Pflicht eines gewissenhaften Schreibers, den Mangel zu beheben.

Ein gläubiger Schreiber hätte darin, nach meiner Vermutung, keine größere Fälschung gesehen, als wenn wir ganz automatisch einen Tippfehler oder eine grammatikalische Ungenauigkeit korrigieren.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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