Wie die Bibel wurde was sie ist

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Atheisius
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Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Abgeschrieben, falsch zitiert und missverstanden: Wie die Bibel wurde was sie ist

Jesus selbst hat nichts aufgeschrieben, was uns überliefert ist, obwohl er zweifellos lesen und schreiben konnte. Sonst hätte er kaum im Tempel mit den Priestern über die alten Schriften diskutieren können. Allein diese Tatsache, die niemand bestreitet, sollte uns aufhorchen lassen. Jesus, ein gebildeter und weitblickender Mensch hat uns nicht eine einzige Zeile seiner angeblich so heilsbringenden und die Welt bewegenden Botschaft hinterlassen. Er hat kein Denkmal aufgestellt, keinen Stein mit Texten behauen, keinem Chronisten etwas diktiert und keinen mächtigen Herrscher zu überzeugen versucht oder etwas anderes getan, um seine Verkündigung der Nachwelt zu hinterlassen.

Seit den ersten Tagen des organisierten Christentums stellen sich Menschen diese wichtige Frage. War Jesus menschlich und sterblich, war er der vom Herrn gesandte und zu ihm zurückgekehrte Gottessohn oder nur eine Legendengestalt?.

Für viele Zweifler ist das eine wichtige Frage und man könnte sie sich sparen, würde Jesus endlich wie versprochen wiederkehren. Aber nach 2.000 Jahren hoffnungsvollen Wartens und endlosen Betens "Unser Herr, komm!" und "Komm, Herr Jesus!" ist wohl nicht mehr damit zu rechnen. Vielleicht hätten sie zur großen Göttin beten sollen, anstatt einem patriarchalischen Außerirdischen Gott in seinem männlichen Himmel.

Wenn er aber auch eine historische Person gewesen sein soll, müssten wir das auch aus anderen Quellen erfahren. Gerade dort könnten wir vielleicht interessante Informationen über den Nazarener erhalten. Genau genommen nennt ihn die Bibel ja den "Nazoräer", was alles Mögliche bedeuten kann, aber nicht "Der Mann aus Nazareth". Zu Recht, denn damals existierte keine Stadt dieses Namens.

Der Historiker Flavius Josephus listet in einer zeitgenössischen Schrift 63 Orte im kleinen Galiläa auf, ein Nazareth erwähnt er aber nicht. Sollte es damals doch ein Nazareth gegeben haben, muss der Ort mehr als bescheiden gewesen sein, obwohl laut Bibel (Lk 4,16) eine Synagoge dort gestanden haben soll, in der Jesus aus den heiligen Schriften vorgelesen haben will. Kleinfunde beweisen, dass damals höchstens ein paar armselige Hütten gestanden haben können, die den Namen Ort nicht verdienen.

Man stelle sich vor, ein religiöser Mann mit besonderer Ausstrahlung wäre durchs Heilige Land gereist. Er hätte die Massen bewegt und die Obrigkeit beunruhigt. Mit Sicherheit hätten überall Schreiber davon berichtet. Solche Ereignisse wären nicht unbemerkt geblieben, nicht in einer Zeit, als Juden und Griechen unermüdlich notierten, was um sie herum geschah und die Römer rund ums Mittelmeer einen riesigen, alles Wichtige rapportierenden Beamtenapparat unterhielten.

Außerhalb der wenigen biblischen Texte hat uns die Geschichte keinerlei Indizien über Jesus hinterlassen. Es gibt keine Notiz, keine Inschrift und noch nicht einmal einen Pergamentschnipsel aus jener Zeit, der auf die irdische Existenz des Messias hinweisen würde.
Die biblischen Quellen wiederum entstanden erst nach dessen angeblicher Lebenszeit und gingen allesamt durch missionarisch motivierte Hände. Der älteste Text, entweder ein Paulusbrief oder der Jakobusbrief, kann frühestens aus dem Jahr 50 stammen. (Päpstliche Hoftheologen gehen übrigens davon aus, dass Jesus um das Jahr 30 gestorben ist, obwohl es keine verlässlichen Anhaltspunkte dafür gibt.) Die Briefe enthalten übrigens keine biografischen Fakten zum Lebensweg Jesu. Entweder hatten die Berichterstatter aus Palästina, Griechenland und Rom den umherziehenden Gottessohn ignoriert oder sie hatten schlicht und einfach nichts von ihm gehört. Selbst der Zeitgenosse Justus von Tiberias (†92/93), der Galiläa und seine Bewohner genau kannte, erwähnte nie den Menschenfischer am Jordan.

Auch unter den fünfzig Schriften, die wir von Philon von Alexandria (20 v. Chr.-50) besitzen, ist kein Hinweis auf die Ereignisse aus den Evangelien zu finden. Dabei war Philon ein jüdischer Theologe, der das religiöse und philosophische Leben zur Zeit Jesu aktiv mitgestaltet hatte. Viele seiner Schriften befassen sich mit jüdischem Glauben und religiösen Sekten. Und nichts anderes als eine jüdische Sekte waren die Christengemeinden zu Anfang.

Flavius Josephus erwähnte in seinen Schriften aus jener Zeit insgesamt 20 Männer, die alle den Namen Jesus tragen, aber in keiner Weise mit unserem Jesus der Evangelien identisch sein können. Dieser Name war also weit verbreitet und scheinbar beliebt. Selbst wenn also morgen ein Grab mit der Inschrift "Hier liegt Jesus" gefunden würde, bliebe immer noch die Frage, ob hier ein wundertätiger Gottessohn, der Messias der Evangelien oder ein sterblicher Mann gleichen Namens begraben liegt. Kluge Köpfe äußern sich daher immer wieder kritisch über die vermeintliche Existenz Jesu.

Johann Wolfgang von Goethe sprach vom "Märchen von Christus" und wetterte: "Die Geschichte des guten Jesus habe ich nun so satt, dass ich sie von keinem, außer von ihm selbst, hören möchte."

Napoleon zweifelte an der Person Jesus genauso wie Friedrich der Große. Friedrich Nietzsche schrieb mit böser Feder: "Zum Christentum wird man nicht geboren, man muss dazu nur krank genug sein."

Schon 2.000 Jahre vor ihm legte der Philosoph und Christ Justin (100-165) in seinem "Dialog" dem Juden Tryphon in den Mund: "Ihr habt euch eine Wahnvorstellung gemacht. Ihr habt euch selbst Christus gebildet."

Ein kleiner Hinweis über den Messias namens Jesus findet sich auf den ersten Blick in einer aus dem 11. Jahrhundert erhaltenen Handschrift von Flavius Josephus. Es ist also eine Abschrift unzähliger Abschriften und Übersetzungen.
Wir wissen von dieser Jesus-Erwähnung hauptsächlich aus den "Kirchengeschichten" des Eusebius (265-339), eines Hoftheologen von Kaiser Konstantin.
Eusebius schrieb, bei Flavius Josephus gelesen zu haben, Jesus hätte als Lehrer Wunder gewirkt, sei zum Kreuzigungstod verurteilt worden und am dritten Tag als Lebendiger wieder erschienen, wie Propheten es vorausgesagt hätten. Historiker nehmen nun an, dass sich die Schilderung von Jesus nur aufgrund dieses Hinweises aus Eusebius' Feder in vielen mittelalterlichen Josephus-Exemplaren findet.

Man hält den Einschub im Text von Flavius Josephus heute also durchweg für eine christliche Fälschung, zumindest in dieser Fassung.

Die pathetischen Worte, mit denen Josephus den angeblichen Christus beschreibt, passen nicht zum übrigen Kontext seiner Schriften. Der Echtheit des Textes widerspricht auch eine Beschreibung Josephus' über die jüdischen Freiheitskämpfer, für die er keinerlei Sympathie empfand:
"Was sie besonders zum Krieg antrieb, war ein vieldeutiges Orakel, das sich in ihren heiligen Schriften fand und besagte, dass zu dieser Zeit einer aus ihrem Land der Führer der Welt werden sollte." Das sieht sogar Werner Keller, Autor des Bestsellers "Und die Bibel hat doch recht", so: "Als Fälschung hat man wohl die (...) angeführte Josephus-Stelle zu betrachten.

Als weiteres Indiz für eine Fälschung ist eine Handschrift des Josephus-Textes aus dem Besitz des holländischen Theologen Gerhard Johann Vossius aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich kein Wort über Jesus fand.

Die moderne christliche Theologie hat es aufgegeben, in Jesus eine historische Person sehen zu wollen. Sie verkündet ganz bewusst eine mythische Heilsfigur, die sie den Bedürfnissen der Gläubigen und den Strömungen der Zeit anpassen kann.

Der Christus der Urgemeinden ist davon allerdings weit entfernt. Man ist heute versucht anzunehmen, in den oberen Etagen der Kirchenführung sei man ganz zufrieden, dass sich Jesus nicht mehr blicken lässt. Er könnte nämlich ganz anders sein, als man ihn in den letzten 2.000 Jahren präsentiert hat.

Es soll Menschen geben (z.B. fundamentalistische Christen, die ein wörtliches Verständnis der Bibel haben), die jegliche Kritik für einen bösartigen Angriff auf den christlichen Glauben halten, der den kindlichen Glauben an die Bibel als Gottes geoffenbartes Wort zerstört.

Einige unumstößlicheTatsachen:

Die beliebte Geschichte ,,Jesus und die Ehebrecherin" (Johannes 7:53-8:11) ist in einigen der frühen Manuskripte der Bibel nicht enthalten.

Die letzten zwölf Verse des Markusevangeliums sind in den ältesten Abschriften nicht vorhanden. In diesen Versen gibt Jesus seinen Jüngern den Missionsauftrag und verheißt, dass Zeichen und Wunder Ihrer Mission folgen werden. Auf diesen zweifelhaften Text beziehen sich heute noch evangelikal-charismatische Christen und wollen mit "Zeichen und Wundern" die Welt missionieren.

Jedes der Evangelien erzählt eine andere Geschichte über die Kreuzigung und die Auferstehung. Welche stimmt? Gerade aufgrund dieser unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten wurden die Juden als "Christusmörder" verfolgt.

Die meisten Briefe des Paulus wurden nicht von ihm selbst geschrieben bzw. diktiert. Der erste Brief des Paulus an Timotheus wurde nach seinem Tod wahrscheinlich von einem Anhänger des Paulus unter seinem Namen geschrieben. Das bedeutet, Paulus hat den Text "Die Frauen schweigen in der Gemeinde und lernen daheim von ihren Männern" (1. Timotheus 2,11-15) der heute noch in den Kirchen für Kontroversen sorgt, gar nicht selbst verfasst.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius, stammt der Text von Dir?
Wenn nicht, dann ergänze bitte die Quellenangabe.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Die Informationen habe ich aus diesem Buch. Erhältlich bei Amazon.

Bart D. Ehrman, Spezialist für frühes Christentum, ist James A. Gray Distinguished Professor und Lehrstuhlinhaber am Department of Religious Studies der University of North Carolina in Chapel Hill.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Weitere Information zu der Verfälschung der Bibel durch die katholische Kirche.

Ein Video von Edi Maurer

Reinkarnation im Christentum - Jesus lehrte die Reinkarnation (als erneute Chance, nicht als Ziel)

Edi Maurer schreibt:
Es ist eine Sensation: In alten Evangelien aus dem 1. und 2. Jahrhundert - die nicht durch die Hände der Katholischen Kirche gingen und erst in unserer Zeit in der Wüste Ägyptens gefunden wurden - lehrt Jesus detailliert die Lehre der Reinkarnation. Somit ist klar: die Lehre der Reinkarnation ist Teil der ursprünglichen Lehre Jesu und somit Teil des christlichen Glaubens.
Das Neue Testament der Bibel enthält also nicht die vollständige Lehre des Jesus von Nazareth.
Viele Evangelien, die bereits in der Frühzeit nicht in die Auswahl der späteren Bibel aufgenommen wurden, mussten damals auf Befehl des Klerus verbrannt werden. Es war unter Todesstrafe verboten, solche Schriften zu besitzen. Dass heute trotzdem so genannte apokryphe, das heißt „verborgene“ Evangelien existieren, ist auch dem Umstand zu verdanken, dass damals einige Menschen diese Schriften - um sie vor der Zerstörung zu retten - in der Wüste vergruben oder sie in Höhlen versteckten.
Johannes Paul II. schrieb in einem apostolischen Schreiben vom 10. Nov. 1994: „Die christliche Offenbarung schließt Reinkarnation aus ....“ Doch hier sollte unterschieden werden: die Lehre der Reinkarnation widerspricht lediglich dem theologischen Lehr- und Dogmengebäude der Kirchen, aber nicht den Lehren des Jesus von Nazareth.
https://www.youtube.com/watch?v=ngpa2X3Og8Q&t=516s

Ich selbst glaube das alles nicht. Ich bin Religionsfrei und lehne alle Lehren welche sich auf die Bibel beziehen ab. Auch der Glaube an die Lehre der Reinkarnation ist Unsinn.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Die gefälschte Bibel

Video von Edi Maurer
Glaubt man der Bibel, dann hat Gott zur Zeit des Propheten Mose Völkermorde, die Todesstrafe und Tieropfer befohlen. Gleichzeitig gab Gott durch Mose jedoch das Gebot: „Du sollst nicht töten“. Auch distanziert sich Gott durch einige Propheten des Alten Bundes deutlich von den Ritualen der Tieropfer. Wie kommt das? Hat Gott zwei Meinungen - oder wurde die Bibel gefälscht?
Es erstaunt: Für die Katholische und die Evangelische Kirche sind alle Teile der Bibel, trotz der vielen Ungereimtheiten und offensichtlichen Fälschungen, das wahre „Wort Gottes“.
Um die Antwort zu finden, warum es so viele Widersprüche in der Bibel gibt, muss zuerst der Frage nachgegangen werden: Wer hat die Bibel geschrieben? Wer hatte entschieden, welche Schriften in die Bibel aufgenommen wurden und welche nicht - und warum nicht?
Die Antwort ist ernüchternd: Es waren durch alle Zeiten die Pharisäer, Schriftgelehrten und Theologen, die diese Entscheidungen getroffen haben - im übertragenen Sinn die „Priesterkaste“. Doch welche Interessen waren im Spiel? In der TV-Dokumentation „Die gefälschte Bibel“ wird diesen Fragen nachgegangen.
https://www.youtube.com/watch?v=P4etD3H0re0
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius, danke für die Quellenangabe!

Du hast inzwischen verschiedene Sachen eingestellt.
Glaubst Du das alles, oder liest Du das auch kritisch?
Was siehst Du kritisch an den Zitaten?


Ich denke zum Beispiel an diese Aussage in Deinem ersten Zitat:
Jesus selbst hat nichts aufgeschrieben, was uns überliefert ist, obwohl er zweifellos lesen und schreiben konnte. Sonst hätte er kaum im Tempel mit den Priestern über die alten Schriften diskutieren können. Allein diese Tatsache, die niemand bestreitet, sollte uns aufhorchen lassen.
Weshalb sollte uns das aufhorchen lassen?

Geht man von unserer heutigen schreibwütigen Zeit aus, ja dann könnte man sich wundern.

Aber Jesus lebte nicht heute, sondern in der Antike. Damals war es üblich einen Schülerkreis um sich zu versammeln und sie mündlich zu belehren. Schriftstücke dienten lediglich zur Erinnerung für die bereits mündlich Belehrten. – Außerdem war das Schreiben sehr viel mühsamer als heute, denn alles erfolgte handschriftlich. Jesus wirkte nur wenige Jahre, dann wurde er hingerichtet. Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Schriftkultur

Auch Paulus lehrte und arbeitete in dieser antiken Tradition. Seine Briefe waren ein Instrument, um mit den von ihm gegründeten Gemeinden in Verbindung zu bleiben sowie aufgekommene Fragen und Probleme zu klären. Eine Ausnahme bildet sein Brief an die Gemeinde von Rom. Paulus stellt sich dieser ihm fremden Gemeinde vor.

Wir können daher nicht davon ausgehen, dass diese Briefe uns ein vollständiges Bild über die Lehre des Paulus vermitteln. Zwar können wir wissen, was er lehrte, aber nicht was er nicht lehrte, nur weil es nicht in den Briefen steht. Aussagen darüber sind unzulässige Spekulationen.

Wir wissen, Paulus wirkte als der Jüngerkreis Jesu noch am Leben war und er stand mit ihnen in Verbindung. Das persönlich erlebte mit Jesus stand ihnen klar vor Augen.

Wir haben nicht nur die schriftlichen Dokumente der Anhänger Jesu. Die Jünger Jesus selbst haben Spuren in der Geschichte hinterlassen. Ich denke zum Beispiel an das Edikt von Kaiser Claudius aus dem Jahr 49 oder die Christenverfolgung in Rom unter Nero im Jahr 64.
https://de.wikipedia.org/wiki/Christenv ... 2%80%9354)

Das Edikt im Jahr 49, die Briefe ab 50, Nero 64 - Das sind alles keine großen Zeiträume zwischen diesen Ereignissen und Jesu Hinrichtung in Jerusalem im Jahr 30 oder 31. - (Also, ich kann z.B. noch genau sagen wo ich am 9. November 1989 abends war und das ist inzwischen mehr als 30 Jahre her.)

----------------------

Atheisius Dein zweites Zitat:
Was hältst Du selbst von der Aussage „Jesus lehrte die Reinkarnation“?

Zur Quelle dieser Aussage schrieb Leinetal an anderer Stelle:
Leinetal hat geschrieben: Dienstag 13. Juli 2021, 19:37 Das Video stammt von Edi Maurer. Auf YouTube sind zahlreiche, eigentlich sehr gut gemachte, Videos von ihm vorhanden. Er selbst outet sich nicht. Auf Grund seiner Aussagen vermute ich stark, dass er Anhänger des Universellen Lebens (UL) ist. Universelles Leben (UL) ist eine in Würzburg entstandene „Neue religiöse Bewegung“. https://de.wikipedia.org/wiki/Universelles_Leben
Wie sieht es aus? Glaubst Du das?
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich habe erst nur oben gelesen.
Atheisius hat geschrieben: Montag 19. Juli 2021, 10:28 Ich selbst glaube das alles nicht. Ich bin Religionsfrei und lehne alle Lehren welche sich auf die Bibel beziehen ab. Auch der Glaube an die Lehre der Reinkarnation ist Unsinn.
Gut, die Lehre der Reinkarnation ist buddhistisch, die Lehre des Kreislaufs der Wiedergeburt.
Jesus war kein Buddhist, sondern Jude!
Reinkarnation ist nicht zu verwechseln mit Inkarnation. Inkarnation bedeutet „ins Fleisch, Gott wurde Mensch.

Aber, weshalb verbreitest Du Ansichten von denen Du weißt, dass sie falsch sind?

Gibt es noch eine andere ältere Bibel als die, die uns vorliegt?
Atheisius hat geschrieben: Montag 19. Juli 2021, 10:28 Weitere Information zu der Verfälschung der Bibel durch die katholische Kirche.
Voraussetzung, um von einer Verfälschung zu sprechen ist ein Original, welches verfälscht wurde, oder nicht?

Die Bibel besteht aus dem Alten Testament. Diese Schriften gehören dem Judentum. Diese bezichtigen die Katholische Kirche nicht der Fälschung.
Das Neue Testament ist ein Produkt der der Alten katholischen Kirche. Das Neue Testament ist das Original.

Die Aussage die Bibel wurde verfälscht ist Nonsens, weil die Bibel das Original ist.
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich muss doch noch etwas dazu zu schreiben, denn dies ist ein zu schönes Beispiel, wie man Texte aus dem Zusammenhang löst, das ursprüngliche Leben daraus herauspresst und die Texte in einen neuen Zusammenhang stellt:
Atheisius hat geschrieben: Montag 19. Juli 2021, 17:59 Die gefälschte Bibel

Video von Edi Maurer
Glaubt man der Bibel, dann hat Gott zur Zeit des Propheten Mose Völkermorde, die Todesstrafe und Tieropfer befohlen. Gleichzeitig gab Gott durch Mose jedoch das Gebot: „Du sollst nicht töten“. Auch distanziert sich Gott durch einige Propheten des Alten Bundes deutlich von den Ritualen der Tieropfer. Wie kommt das? Hat Gott zwei Meinungen - oder wurde die Bibel gefälscht?
Wenn Gott spricht, dann spricht er Menschen in ihrer Lebenssituation an. Das ist zu berücksichtigen und es ist zu unterscheiden:
Das eine sind Tieropfer, so war das üblich.

Das andere ist ein Gebot aus den Zehn Geboten „Du sollst nicht töten“.
Das besagt, Du sollst Deinen „Nachbarn…“ nicht ermorden, auch wenn der fies ist oder es Dir einen Vorteil verschaffen könnte.

Propheten des Alten Bundes protestieren im Namen Gottes, wie z.B. hier der Prophet Amos, gegen Gewaltherrschaft und Betrug. Amos 8,4-6:
Hört dieses Wort, die ihr die Armen verfolgt / und die Gebeugten im Land unterdrückt!
5 Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei, dass wir Getreide verkaufen, / und der Sabbat, dass wir den Kornspeicher öffnen können?
Wir wollen das Hohlmaß kleiner und das Silbergewicht größer machen, / wir fälschen die Waage zum Betrug,
6 um für Geld die Geringen zu kaufen / und den Armen wegen eines Paars Sandalen. / Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld.
Daher nimmt Gott ihre Opfergaben nicht an, sondern spricht, Amos 5,21-24:
21 Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie / und kann eure Feiern nicht riechen.
22 Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, / ich habe kein Gefallen an euren Gaben / und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen.
23 Weg mit dem Lärm deiner Lieder! / Dein Harfenspiel will ich nicht hören,
24 sondern das Recht ströme wie Wasser, / die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Es sind Texte, die uns auch heute noch etwas zu sagen haben, aber nur wenn man das Leben in den Texten drin lässt.
Das Unrecht, was man anderen Menschen antut, lässt sich eben nicht durch Gottesdienst und sonstige religiöse Handlungen wieder gut machen/ausgleichen.

Und wie gesagt das sogenannte „Alte Testament“ ist das Buch des Judentums, in dem geschichtliche Erfahrungen aufgenommen wurden. Die Kirche hat die Texte unverändert übernommen.

Sie tat es, obwohl sich, nach kirchlichem Verständnis, durch Jesus Christus vieles verändert hat. Es konnte sich verändern, weil nach christlichem Verständnis Gott durch Jesus in viel klarerer… Weise spricht als in früheren Zeiten, denn Jesus ist der Sohn, also Gott selbst, der tatsächlich Mensch wurde.

So gab es zu allen Zeiten auch Bestrebungen sich vom Judentum völlig zu lösen und auf das Alte Testament zu verzichten.

Weshalb hält die Kirche trotzdem am Alten Testament fest?

Ein Grund dürfte sein, dass Jesus nur vom Judentum her verstanden werden kann.
Ein anderer Grund ist, dass solche Bestrebungen sich vom Alten Testament zu trennen damit verbunden waren einen anderen Jesus zu erfinden.
Trennt man Jesus Christus vom Jesus aus Nazareth, löst man ihn von seinem Leben als Jude, dann kann man aus Jesus einen Gnostiker machen oder im 20. Jahrhundert einen arischen Jesus oder wie hier einen Anhänger der Reinkarnation.

Wer völlig unkritisch jede Kirchenkritik in sich aufnimmt, der übersieht das Eigeninteresse so mancher Kritiker. Der glaubt dann alles, auch das:
Gabriele Wittek behauptet, durch ihre Offenbarungen würde Christus frühere Offenbarungen und damit auch die Bibel „erklären, berichtigen und vertiefen".
https://www.bistum-trier.de/weltanschau ... les-leben/
Es ist ja auch neuer und moderner und Vegetarismus liegt ja sowieso im Trend.
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Ga-chen »

Bravo, Christel 👏👋🏻👌💐
Liebe Grüße von Ga-chen

................
Der Name YHWH (von rechts n. links) in paleohebräischer Bildersprache verrät so einiges
10. י Yud 10 HAND
5. ה He 5 ERBLICKE
6. ו Vav 6 NAGEL
5. ה He 5 ERBLICKE

HAND ERBLICKE oder SIEHE, NAGEL ERBLICKE oder SIEHE; zu dtsch.: Siehe, Erblicke die Hand, erblicke den Nagel!

Der Vater und der Sohn haben denselben Namen: YHWH!
(von Theodoric)
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Wir können daher nicht davon ausgehen, dass diese Briefe uns ein vollständiges Bild über die Lehre des Paulus vermitteln. Zwar können wir wissen, was er lehrte, aber nicht was er nicht lehrte, nur weil es nicht in den Briefen steht. Aussagen darüber sind unzulässige Spekulationen.
Wir wissen, Paulus wirkte als der Jüngerkreis Jesu noch am Leben war und er stand mit ihnen in Verbindung. Das persönlich erlebte mit Jesus stand ihnen klar vor Augen.
Die meisten Briefe des Paulus wurden nicht von ihm selbst geschrieben bzw. diktiert. Der erste Brief des Paulus an Timotheus wurde nach seinem Tod wahrscheinlich von einem Anhänger des Paulus unter seinem Namen geschrieben. Das bedeutet, Paulus hat den Text "Die Frauen schweigen in der Gemeinde und lernen daheim von ihren Männern" (1. Timotheus 2,11-15) der heute noch in den Kirchen für Kontroversen sorgt, gar nicht selbst verfasst.

Die letzten zwölf Verse des Markusevangeliums sind in den ältesten Abschriften nicht vorhanden. In diesen Versen gibt Jesus seinen Jüngern den Missionsauftrag und verheißt, dass Zeichen und Wunder Ihrer Mission folgen werden. Auf diesen zweifelhaften Text beziehen sich heute noch evangelikal-charismatische Christen und wollen mit "Zeichen und Wundern" die Welt missionieren.

Die biblischen Quellen wiederum entstanden erst nach dessen angeblicher Lebenszeit und gingen allesamt durch missionarisch motivierte Hände. Der älteste Text, entweder ein Paulusbrief oder der Jakobusbrief, kann frühestens aus dem Jahr 50 stammen. (Päpstliche Hoftheologen gehen übrigens davon aus, dass Jesus um das Jahr 30 gestorben ist, obwohl es keine verlässlichen Anhaltspunkte dafür gibt.)

Die Briefe enthalten übrigens keine biografischen Fakten zum Lebensweg Jesu. Entweder hatten die Berichterstatter aus Palästina, Griechenland und Rom den umherziehenden Gottessohn ignoriert oder sie hatten schlicht und einfach nichts von ihm gehört. Selbst der Zeitgenosse Justus von Tiberias (†92/93), der Galiläa und seine Bewohner genau kannte, erwähnte nie den Menschenfischer am Jordan.

Die moderne christliche Theologie hat es aufgegeben, in Jesus eine historische Person sehen zu wollen. Sie verkündet ganz bewusst eine mythische Heilsfigur, die sie den Bedürfnissen der Gläubigen und den Strömungen der Zeit anpassen kann. Der Christus der Urgemeinden ist davon allerdings weit entfernt. Man ist heute versucht anzunehmen, in den oberen Etagen der Kirchenführung sei man ganz zufrieden, dass sich Jesus nicht mehr blicken lässt. Er könnte nämlich ganz anders sein, als man ihn in den letzten 2.000 Jahren präsentiert hat.

"Die Geschichte des guten Jesus habe ich nun so satt, dass ich sie von keinem, außer von ihm selbst, hören möchte."
Johann Wolfgang von Goethe
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Montag 2. August 2021, 11:10 Die meisten Briefe des Paulus wurden nicht von ihm selbst geschrieben bzw. diktiert.
Die meisten Texte des Atheismus wurden auch nicht von Atheismus verfasst. Der Text des Beitrages angeblich von Atheisius » Mo 02 Aug, 2021 10:10, der stammt doch auch nicht von Dir, oder?

Wieso bist Du eigentlich so sparsam mit den Quellenangaben? Wir leben doch schließlich nicht mehr in der Antike!

Gut in der Antike war es etwas anders:
Man stellte sich nicht selbst in den Mittelpunkt und behauptete, das ist von mir. Sondern umgekehrt, man berief sich auf seinen Lehrer.

Auch bei Paulus geht man von einer paulinischen Schultradition aus. Vergleiche dazu: „Einleitung in das Neue Testament / Udo Schnelle.- Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2007 Seite 46-51 „Die Schule des Paulus“

Das Neue Testament enthält 14 Briefe, die sich auf Paulus berufen. Sieben Briefe, also die Hälfte, so sagt es die Forschung, stammen unbestritten von Paulus selbst:

Wer sich in die echten Briefe des Paulus vertiefen möchte, dem empfehle ich:
Paulus schreibt den Gemeinden Bd. 1 + 2 im Set
Kurzkommentar zu den echten Paulusbriefen
Bieberstein, Sabine (Autor:in), Ebner, Martin (Autor:in), Scherer, Hildegard (Autor:in), Schreiber, Stefan (Autor:in)

Erstmals werden die sieben echten Briefe des Paulus (Röm,1/2 Kor, Gal, Phil, 1 Thess, Phlm) gemeinsam kommentiert. Sie sind die ältesten Zeugnisse des NT und lassen die Person des Paulus, seine Christusbeziehung, seine Missionstätigkeit und das Leben der urkirchlichen Gemeinden lebendig werden. Die eng am Urtext orientierte wörtliche Übersetzung ist nach Sinnzeilen gegliedert. Jede Doppelseite enthält links den Bibeltext und rechts die dazugehörigen Erläuterungen. Mit ausführlicher Einleitung, 11 Exkursen zu zentralen Themen paulinischer Theologie, einer ausklappbaren Landkarte, einer ausführliche Gliederung der Briefe und einer Grafik mit seinen Lebensdaten. https://www.bibelwerk.shop/suche?q=Paul ... +Gemeinden
Übrigens, dass Paulus kein Frauenfeind war, dass Frauen in paulinischen Gemeinden sehr wohl was zu sagen hatten…, das weiß ich seit 30 Jahren. Ich habe es innerhalb der katholischen Theologie gelernt.
Atheisius hat geschrieben: Montag 2. August 2021, 11:10Die moderne christliche Theologie hat es aufgegeben, in Jesus eine historische Person sehen zu wollen.
Auch das stimmt so nicht. Tatsache ist, die christlichen Kirchen und gerade die Katholische sind spirituell sehr stark, wenn auch nicht an jedem Ort. – Darauf wird gesetzt!

Ich denke, das ist gut, aber es reicht nicht. – Ausdenken und selbst nachforschen muss ich jedoch nicht, denn es gibt sie die historische Jesusforschung auch innerhalb der modernen Theologie.

Empfehlen kann ich dazu:
Der historische Jesus
von Gerd Theißen, Annette Merz
Ein Lehrbuch. 4. Auflage. Mit Tabellen und Schemata, 2011
https://www.hugendubel.de/de/buch_karto ... gKIMvD_BwE
Hier enthalten sind auch „nicht-christliche Quellen über Jesus“.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Ich habe da auch eine wertvolle Buchempfehlung:

"Jesus? Tatsachen und Erfindungen" von Harald Specht https://www.amazon.de/Harald-Specht/e/B ... pop_book_1

Aus der Buchvorstellung:

Es gibt Tausende Bücher über Jesus von Nazareth! Aber: Hat dieser antike Prediger wirklich gelebt? War er ein Mensch aus Fleisch und Blut? Oder ist er nur ein Phantom, die Erfindung einer frühchristlichen Sekte?

Warum weist die Bibel zahlreiche Ungereimtheiten auf, wenn es um Jesu Herkunft, Geburt und Familie geht? Die Evangelien berichten von zwei völlig verschiedenen Stammlinien seiner Vorfahren. Doch wer war der leibliche Vater Jesu? Und warum wurde seine Mutter Maria sogar als Hure beschimpft?

-Die Bibel kennt Geschwister Jesu, die Kirche bestreitet dies vehement.

-Wie kommt es zu den Widersprüchen im Neuen Testament, wenn über Jesu Geburt, seine Jünger, sein Auftreten und seinen Tod berichtet wird? Nur ein Beispiel: Feierte Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern am 15. Nisan oder schon am 14. Nisan? Von den Evangelisten wird beides bezeugt! Doch wie ist Jesu Auferstehung nach drei Tagen zu verstehen, wenn es von Karfreitag bis zum Ostersonntag nur zwei Tage sind?

-Weshalb agierten die ersten christlichen Gemeinden im Geheimen und warum unterschied man zwischen den vollkommenen Christen und solchen, denen man nur einen Teil der okkulten Mysterienweisheiten anvertraute?

-Was hat es mit dem rätselhaften Stern zu Bethlehem auf sich und wieso beteten noch im Mittelalter Christen vor dem Petersdom zu Rom die Sonne an? Und was, um Himmels Willen, haben Christus und Weihnachten mit der Wintersonnenwende zu tun?
Was also ist Wahrheit, was historische Retusche, schnöder Irrtum oder einfach Erfindung? Ganz unkonventionelle Antworten auf diese und ähnliche Fragen gibt dieses Buch.

https://www.amazon.de/Jesus-Tatsachen-E ... 3869018984
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Atheisus, Du hast das Buch schon einmal hier im Forum empfohlen.
Ich hatte darauf geantwortet, dass ich das Buch nicht empfehle.

Pauschal gesagt, ich sehe nicht, dass Harald Specht die erforderlich Qualifikation für ein solches Buch besitzt: https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Specht

Zum anderen, die historischen Quellen sind bekannt. Sie sind alle hier zu finden: „Der historische Jesus / von Gerd Theißen, Annette Merz“.

Niemand kann etwas Neues aus dem Hut zaubern, außer mit viel Phantasie…

Dennoch denke ich, Herr Specht wirft Fragen auf, die auch andere Menschen beschäftigen. Daher sollte ich mich vielleicht doch näher mit seinem Buch befassen. Aber das ist natürlich letztlich eine Zeitfrage.

Einen kurzen Ausschnitt aus dem Buch fand ich im Internet.
Dort beschäftigt sich Herr Specht ausführlich mit dem Namen „Barabbas“ und kritisiert Übersetzungen von Matthäus 27,16 indem er schreibt „Hier wird Barabbas von Bibel zu Bibel immer krimineller.“

Wie gesagt, Herr Specht zitiert dabei heutige Übersetzungen!
Darüber kommt er zu dieser erstaunlichen Schlussfolgerung: „Kein Wunder, dass der von Pilatus Freigelassene an anderer Stelle der Bibel (Mk 15, 7), sogar vom bloßen Gefangenen zum überführten Mörder heraufstilisiert wird.“

Kann ein heutiger Übersetzer auf das Einfluss nehmen, was Markus von 2000 Jahren schrieb? Nein!
Im Übrigen wird Markus in der historischen Forschung übereinstimmend als das ältere Evangelium angesehen. Demnach hat nicht Markus von Matthäus übernommen, sondern umgekehrt Matthäus von Markus.

Bei Markus (der ältere Text) Mk15,7 heißt es: „Damals saß gerade ein Mann namens Barabbas im Gefängnis, zusammen mit anderen Aufrührern, die bei einem Aufstand einen Mord begangen hatten.“ Der jüngere also spätere Text von Matthäus 27,16 verzichtet auf diese Erläuterung und schreibt nur „Damals war gerade ein berüchtigter Mann namens Jesus Barabbas im Gefängnis.“ (Einheitsübersetzung 2016) Ja und? Wo ist das Problem?

Herr Specht beschäftigt sich weiter mit dem Namen „Barabbas“. Nach wälzen von Lexika stellt er fest, dass Barabbas wohl „Jesus Barabbas“ hieß. Er schreibt: „Nun ist die Verwunderung für den Nichttheologen komplett!“

Herr Specht unterstellt: „Eine dumme Übereinstimmung, die man geschickt aus der Bibel entfernt um lästigen Fragen zu entgehen? Der Verdacht drängt sich auf!"

Nun findet Herr Specht den Namen „Jesus Barabbas“ auch in Bibelübersetzungen, wohl aber nicht in allen.

Ausgehend von Übersetzungen auf Motive der Übersetzer zu spekulieren, na ja.
Von Übersetzungen aufgehend auf die Bibel insgesamt zu spekulieren, das geht gar nicht. Da sollte man schon in den griechischen Text schauen.

Quelle:
https://books.google.de/books?id=KQhqAw ... on&f=false

Weißt Du Athesius, von jemanden, der sich heranwagt über den historischen Jesus zu referieren erwarte ich, dass er die Sprache beherrscht (Altgriechisch) und nicht, dass er Übersetzungen wälzt.

Übersetzungen sind immer ein Belangsakt zwischen wörtlich und verständlich.

Ich beherrsche diese Sprache auch nicht. Aber ich schreibe auch keine Jesus-Bücher. Natürlich besitze ich dennoch den griechischen Text der Bibel und ein altgriechischen Wörterbuch, manchmal will ich es genau wissen. Hilfreich sind auch Interlinearübersetzungen, also Wort für Wort Übersetzungen.

In der Interlinearübersetzung Griechisch-Deutsch Nestle-Aland übersetzt von Ernst Dietzfelbinger, 1994 liest sich Matthäus 27,16 so:
Sie hatten aber damals einen berüchtigten Gefangenen, genannt Jesus Barabbas. (Als) versammelt waren nun sie, sagte zu ihnen – Pilatus: Wen, wollt ihr, soll ich freilassen euch, Jesus – Barabbas oder Jesus, genannt Gesalbter?
In der katholischen Einheitsübersetzung liest sich das so:
16 Damals war gerade ein berüchtigter Mann namens Jesus Barabbas im Gefängnis.
17 Pilatus fragte nun die Menge, die zusammengekommen war: Was wollt ihr? Wen soll ich freilassen, Jesus Barabbas oder Jesus, den man den Christus nennt?
Man sieht, die Einheitsübersetzung ist hier sehr genau.

Ich finde nichts Merkwürdiges. Jesus war ein sehr häufiger Name, die Zeiten waren unruhig. Diese Unruhen mündeten schließlich im „Jüdischen Krieg“ und endeten mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70. – So gesehen, haben die Römer, als sie ihre Interessen vertreten und Aufruhr verhindern wollten, den Falschen hingerichtet.

Wer sich unterhaltsam und doch historisch korrekt in diese Zeit hineinversetzen will, dem empfehle ich dieses Buch: „Der Schatten des Galiläers: Jesus und seine Zeit in erzählender Form“ von Gerd Theißen.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: Wie die Bibel wurde was sie ist

Ungelesener Beitrag von Christel »

Fortsetzung Kommentar zur Buchempfehlung von Athesius bezüglich
Atheisius hat geschrieben: Samstag 7. August 2021, 11:52 "Jesus? Tatsachen und Erfindungen" von Harald Specht https://www.amazon.de/Harald-Specht/e/B ... pop_book_1
Inzwischen habe ich mir das Buch besorgt. (Ausgabe 2010, 978-3-86901-0)

Auf den ersten Blick scheint es eine Fleißarbeit zu sein, schon aufgrund der zahlreichen Quellenangaben.
Auf den zweiten Blick sind die Quellen gar nicht so umfangreich, zumal er sich mehrfach selbst zitiert und verschiedene Bibelübersetzungen benennt. Auch erscheinen mir die Quellen einseitig, um nicht zu sagen tendenziös.

Datierung:
Da Herr Specht nicht die nötige Qualifikation besitzt, um selbst Aussagen über Verfasserschaft, Ort und Zeit der Abfassung biblischer Texte machen zu können, hätte ich bei den Quellen ein Werk der Einleitungswissenschaft erwartet. Ich selbst orientiere mich gern an Udo Schnelle und besitze sein Buch „Einleitung in das Neue Testament“ 6. Auflage 2007. Mir gefällt, dass der Autor seine Entscheidungen nachvollziehbar begründet. Dieses Buch hätte auch Herr Specht bei der Abfassung seines Jesus Buches verwenden können.

Worauf die Datierung von Herrn Specht beruht „Dokumente, die frühestens etwa 60 bis 80 Jahre nach dem Auftreten Jesu entstanden sein sollen“ (Seite 19) und auf der Seite 22 erschließt sich mir nicht.

Udo Schnelle geht bei der Datierung des Markusevangeliums von „kurz vor oder kurz nach 70 n.Chr.“ aus (Schnelle, Seite 243). Die Zeitangabe „n. Chr.“ heißt ausführlich „nach Christi Geburt“ und bezieht sich auf das Jahr 0. Man nimmt an, dass Jesus etwas vor dem Jahr 0 geboren wurde und circa im Jahr 30 hingerichtet wurde:
Jesus von Nazaret (aramäisch ישוע ܝܫܘܥ Jēšūʿ [/jəʃuʕ/] Jeschua oder Jeschu, gräzisiert Ἰησοῦς; * zwischen 7 und 4 v. Chr., wahrscheinlich in Nazareth; † 30 oder 31 in Jerusalem) war ein jüdischer Wanderprediger. https://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_von_Nazaret
Da Jesus mit ca. 30 Jahren zu wirken begann und im Jahr 30/31 hingerichtet wurde, darf man nicht ab dem Jahr 0 rechnen. Die Ereignisse fanden später statt. Daraus folgt, dass das Markusevangelium ca. 40 Jahre nach diesen historischen Ereignissen verfasst wurde, einer Zeit in der die Erinnerung noch nicht verwischt und wo Augenzeugen noch existieren können.

Noch näher dran sind die sieben Briefe des Apostels Paulus, eines Zeitgenossen Jesu und seiner Jünger.

Auf Seite 23 zitiert Harald Specht den Neutestamentler Traugott Holtz mit den Worten, „das wir ‚‘in den Briefen des Apostel Paulus … die ältesten schriftlichen Zeugnisse von Jesus‘ vor uns haben.“
Weiter schreibt Herr Specht. „War dies vor wenigen Jahren die allgemeine Auffassung der Theologen, so ist dieser Sachverhalt spätestens seit den Arbeiten des Berliner Theologen Hermann Detering /30/ ebenfalls neu zu beurteilen.

Wieso? - Die Theologen sind trotz der Arbeiten dieses Außenseiters nicht umgeschwenkt. Daher gilt nach wie vor, was der Neutestamentler Traugott Holtz schrieb.

Viele Fragen, die Harald Specht bezüglich der Evangelien stellt, scheinen darauf zu basieren, dass er darin einen Lebenslauf erwartet, wie man ihn heute bei einer Bewerbung abgibt. Doch das waren antike Viten nie. Immer wurden sie im Nachhinein verfasst, um die Bedeutung einer Person herauszustellen.
Außerdem, auch wenn man den Eindruck haben kann, die Evangelien sind keine Viten, sondern eine gesonderte Literaturgattung namens Evangelium. Man will das Evangelium, also die frohe Botschaft von Jesus Christus verkündigen.
Wird das beachtet, dann ist nichts mehr rätselhaft.

Jesu Alter:
Auf Seite 30 beruft sich Herr Specht auf Lk 3,23, wonach Jesus zu Beginn seines Wirkens ungefähr 30 Jahre alt war und vergleicht es mit der Altersangabe bei Johannes (Joh. 8,57). Herr Specht behauptet, Johannes sage „dass Jesus damals schon fast 50 Jahre alt war“

Ich habe nachgelesen!
Es steht in der Einheitsübersetzung (2016) unter der Überschrift „Streitgespräche Jesu in Jerusalem“ In einem solchen Streitgespräch sagt Jesus:
„56 Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte. Er sah ihn und freute sich.

57 Die Juden entgegneten: Du bist noch keine fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben?“ https://www.bibelwerk.shop/einheitsuebersetzung
Da steht nicht, wie Herr Specht behauptet, Jesus sei „schon fast 50 Jahre alt“, sondern „noch keine fünfzig Jahre alt“. Die Einheitsübersetzung ist genau, ich habe es im Wörterbuch nachgeschlagen.
Da es sich um einen rhetorischer Hinweis auf Jesu Jugend handelt, ist es keine Feststellung des tatsächlichen Alters Jesu.

Katholische Lehre über Jesus
Auf Seite 31 fragt Herr Specht:
War Jesus nun Mensch, ein leibliches Wesen aus Fleisch und Blut? Oder sollte er eher als Sohn Gottes gesehen werden, wie es die katholische Kirche meint?
An dieser Stelle musste ich lachen. :lol:

Atheisius ist Dir hier nichts aufgefallen? Du bist ein ehemaliger, aber nach Deinen Aussagen ein gebildeter Katholik:
Atheisius hat geschrieben: Samstag 3. Juni 2017, 10:33 Mindestens die ersten dreißig Jahre meines Lebens war ich ein Anhänger dieses unsinnigen Schöpfungsglaubens. Ich wurde im Elternhaus schon als Kind katholisch indoktriniert, habe am Religionsunterricht teilgenommen, war Ministrant und habe sogar an der katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Erfurt (in Erfurt) teilgenommen.
Was sagt die Katholische Kirche über Jesus?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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