Der Jesuswahn

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Atheisius
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Der Jesuswahn

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Noch ein Beispiel wie ein studierter Theologe durch sein Studium der Theologie vom Glauben abgefallen ist:

Heinz-Werner Kubitza Autor des Buches „Der Jesuswahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen - Die Entzauberung einer Weltreligion durch wissenschaftliche Forschung“

Dr. Heinz.-Werner Kubitza hat in Frankfurt, Tübingen, Bonn und Marburg evangelische Theologie studiert und dort auch promoviert. Schon im Studium hat er sich intensiv mit dem Problem des historischen Jesus beschäftigt und dabei theoretisch quasi hinter die Kulissen geschaut. Daneben war er aber auch in verschiedenen Kirchengemeinden viele Jahre ehrenamtlich aktiv und ist so auch mit der psychischen Gestimmtheit von Gläubigen bestens vertraut. Seit 20 Jahren ist er Inhaber des Tectum Wissenschaftsverlages in Marburg.

Sein Buch „Der Jesuswahn“ richtet sich sowohl an Gläubige und Anhänger der Kirchen, die sich nicht scheuen, auch mit unangenehmen Fakten konfrontiert zu werden, als auch an der Kirche Fernstehende, die immer schon vermutet hatten, das mit dem Christentum etwas nicht stimmen kann.

http://www.jesuswahn.de/Jesuswahn-Leseproben.html
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
Christel
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Re: Der Jesuswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Montag 20. September 2021, 13:29 Noch ein Beispiel wie ein studierter Theologe durch sein Studium der Theologie vom Glauben abgefallen ist:
Atheisius, wie kommst Du darauf, dass Heinz-Werner Kubitza durch das Studium der Theologie seinen Glauben verloren hat? Hast Du Deinen Glauben durch das Lesen theologischer Bücher verloren?

Bei Heinz-Werner Kubitza erscheint mir das unwahrscheinlich, denn er hat ja nach dem Theologiestudium sogar noch promoviert und er ist erst 2001 aus der Kirche ausgetreten.

Wie kommst Du darauf, dass das Theologiestudium schuld daran ist?
Was meinst Du, welche Inhalte des Theologiestudiums führen dauzu?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der Jesuswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius, dein Link zum Buch enthält Leseproben. Ich habe unter Auferstehung gelesen.

Kritisch und psychologisch setzt sich der Autor mit dem Auferstehungsglauben auseinander. Schließlich präsentiert er unter Berufung auf Reimarus die Leichenraubhypothese:
Indem die Jünger Jesu Leichnam stahlen, wollten sie sich Vorteile verschaffen, denn nun
erschienen auch sie nicht mehr als Nachfolger eines Verlierers,
sondern konnten im Lichte der Auferstehung selbst wieder Kontur
und Autorität gewinnen. Sie waren nun nicht mehr nur Verführte,
sondern bestätigten so vor der Welt die Richtigkeit ihres Weges.

Die Jünger hätten, so Reimarus, sich aber nur schlecht darauf einigen können, welche Geschichte sie erzählen wollten, weshalb es zu den vielen unterschiedlichen Geschichten in den Evangelien gekommen sei. Das Christentum würde, träfe diese These zu, auf einem Betrug beruhen.
http://www.jesuswahn.de/Jesuswahn-Aufer ... genden.pdf
Am Ende schreibt der Autor, dass er das nicht glaubt.

Betrugshypothese:
Dennoch wird diese These heute kaum noch von Historikern vertreten und soll deshalb auch hier nicht befürwortet werden. Sie ist natürlich Spekulation, und selbst ein Auferstehungskritiker wie der Theologe Lüdemann hält die Jünger nach der Kreuzigung für viel zu enttäuscht, sie wären zu einem solchen Betrug „sehr wahrscheinlich nicht mehr in der Lage gewesen.“ http://www.jesuswahn.de/Jesuswahn-Aufer ... genden.pdf
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Re: Der Jesuswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich zitiere noch einmal Heinz-Werner Kubitza, den Autor des Buches „Der Jesuswahn“, er meint, die Betrugshypothese
Er selbst vertritt sie nicht und auch Auferstehungskritiker wie Gerd Lüdemann folgen ihr nicht. (Nebenbei, man kann sie trotzdem immer wieder in den verschiedensten Variationen lesen.)

Auf der Seite 177 schreibt Heinz-Werner Kubitza:
Die Widersprüche weisen auf eine lange Traditionsgeschichte
der Auferstehungslegenden hin. http://www.jesuswahn.de/Jesuswahn-Aufer ... genden.pdf
Das kann sein, muss aber nicht so sein.

Widersprüche weisen auf unterschiedliche Erzähler hin.
Widersprüche weisen darauf hin, dass es keine zentrale Leitung gab bzw. diese es nicht für nötig erachtet hat, zu korrigieren.
Widersprüche weisen auf Authentizität hin, denn erdachte Geschichten werden gewöhnlich geglättert, da gibt es keine Widersprüche.
Widersprüche weisen auf mündliche Weitergabe hin.
Widersprüche weisen darauf hin, dass nicht das WIE, der Ablauf im Fokus stand, sondern die Bedeutung!

In der Zeit als die Evangelien entstanden gab es unsere Form der Biografie (Vita) noch nicht.
Heute:
Während im neueren Sprachgebrauch eine Vita sich auf den schlicht dokumentierten Lebenslauf beschränken kann – der Duden definiert etwa einen bildungssprachlichen Gebrauch für „Leben, Lebenslauf, Lebensgeschichte eines Menschen“[1]
https://de.wikipedia.org/wiki/Vita
Damals:
lag früher die Hauptfunktion der meisten Viten eher nach Art einer Laudatio in der Hervorhebung der Tugenden ihrer Helden und weniger in einer historisch zuverlässigen Lebensschilderung. Sie sollten den Lesern oder Zuhörern moralische Anleitungen für ihr eigenes Leben geben oder gewisse Wertvorstellungen untermauern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Vita
Zudem werden diese Texte des Neuen Testaments nicht als Vita Jesu bezeichnet, sondern als Evangelium!
Ein Evangelium ist die Frohe Botschaft, die Heilsbotschaft von Jesus Christus. Genau das und nichts anderes wollen die Texte vermitteln.

Nun kann man schmollen, weil die Texte unseren heutigen Erwartungen nicht gerecht werden. Man kann sie auch nehmen, wie sie sind und erkunden, was sie uns sagen wollen.
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Re: Der Jesuswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Dann bringt er noch die Scheintodhypothese (Seite 179):
Die Scheintodhypothese geistert zuweilen ebenfalls durch die Literatur.
http://www.jesuswahn.de/Jesuswahn-Aufer ... genden.pdf
Auch dieser Spekulation glaubt Herr Kubitza anscheinend nicht, denn er schreibt:
Der Schluss auf einen Scheintod jedoch wirkt etwas weit hergeholt. http://www.jesuswahn.de/Jesuswahn-Aufer ... genden.pdf
Ja diese These ist ein alter Hut. Zuletzt neu aufgebracht von Johannes Fried.
Christel hat geschrieben: Mittwoch 1. Mai 2019, 21:24 Johannes Fried lässt in seinem neunen Buch „Kein Tod auf Golgatha“ die alte Scheintod-Hypothese wiederauferstehen.
Eine Antwort darauf findet sich in dem Buch von Lee Strobel “Der Fall Jesus : ein Journalist auf der Suche nach der Wahrheit“. (Auch bereits ein Klassiker.)

Zudem, auch das hatte ich schon angesprochen, die Bibel bezeugt die Auferstehung Jesus nicht als die Wiederbelebung eines Leichnams wie wir es von der Geschichte der Auferweckung des Lazarus kennen. Dies ist jedoch die Vorausetzung einer solchen These.

Das älteste Zeugnis lautet „er ist erschienen“ https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/1kor15.html
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Re: Der Jesuswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinz-Werner Kubitza:
Bedenklicher ist da schon der Umstand, dass es für die Auferstehung Jesu keinerlei neutrale Zeugen gibt. Alle, die seine Auferstehung bezeugen, waren seine Anhänger und Jünger.http://www.jesuswahn.de/Jesuswahn-Aufer ... genden.pdf
Also ich kenne einen solchen Zeugen:
Paulus von Tarsus
Er war kein Jünger, sondern Gegner. – Es war ein Berufungsgeschehen.

Ich denke nicht, dass man nach solch einer Erfahrung neutral bleiben kann.
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Re: Der Jesuswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinz-Werner Kubitza präsentiert unter http://www.jesuswahn.de/Jesuswahn-Leseproben.html „Auferstehung“ widersprüchliche Spekulationen, denen er wohl selbst nicht folgt.

Ansonsten sehe ich beim Überfliegen seiner Texte Statements eines Atheisten, aber keine Widerlegung des Christentums.
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Re: Der Jesuswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Athesius, ich möchte noch einmal auf Deine Anmerkung zurückkommen:
Atheisius hat geschrieben: Montag 20. September 2021, 13:29Noch ein Beispiel wie ein studierter Theologe durch sein Studium der Theologie vom Glauben abgefallen ist:
Die modere wissenschaftliche Theologie hat ihre Wurzeln in der Bibelkritik.

Erwähnt wurde bereits Hermann Samuel Reimarus, er ist
„Wegbereiter der Bibelkritik in der Frühzeit der Aufklärung.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Samuel_Reimarus.
Siehe auch
Geschichte der modernen Bibelkritik

Verkürzt gesagt landet die „Bibelkritik“ als historisch-kritische Methode zuerst in die evangelische später auch in die katholische Theologie:
Die historisch-kritische Methode ist ein im 18. und 19. Jahrhundert entwickelter Methodenapparat zur Untersuchung von historischen Texten. Bekannt ist sie vor allem aus der biblischen Exegese. Sie hat zum Ziel, einen (biblischen) Text in seinem historischen Kontext zu verstehen und schließlich auszulegen. https://de.wikipedia.org/wiki/Historisc ... he_Methode
Wichtige Teildisziplinen der historisch-kritischen Methode sind die Textkritik, die Textanalyse, die Redaktions-, Literar-, Form- und die Traditionskritik. Die historisch-kritische Methode ist heutzutage als grundlegende Methode der Bibelauslegung in der evangelischen und in der katholischen Kirche anerkannt, wenn auch nicht unumstritten. https://de.wikipedia.org/wiki/Historisc ... he_Methode
Exegese ist das analytische Bemühen, durch Anwendung philologischer und historischer Methoden die kanonischen Schriften des Alten und Neuen Testaments zu verstehen. Als Leitmethode wissenschaftlicher Bibelauslegung bemüht sich die historisch-kritische Exegese zu ermitteln, welchen Sinn ein biblischer Text zur Zeit seiner Abfassung hatte. Sie berücksichtigt dabei, dass sich dieser Sinn durch Erweiterungen und Veränderungen gewandelt haben kann.
https://www.bibelwissenschaft.de/wibile ... 37bf0c6a2/
So wie andere Wissenschaften auch ist die Vorgehensweise sehr rational. Gott und Tradition werden bei der Analyse außen vor gelassen.

Erst nachdem die biblischen Texte, genauso wie man jedem anderen historischen Text untersuchen würde, analysiert worden sind, erfolgt die gläubige Auslegung.

So wie in anderen Wissenschaften auch, vertreten Theologen unterschiedliche Thesen, denen auch widersprochen wird. Auch die Thesen des evangelischen Theologen Rudolf Karl Bultmann werden nicht mehr widerspruchslos hingenommen.

Vielleicht ist so mancher nach dem Studium der Theologie ein guter Historiker, der die biblischen Texte exakt einordnen kann, aber kein guter Theologe?

Jedenfalls ist für mich Theologie noch immer die Lehre von Gott:
Theologie (griechisch θεολογία theología, von altgriechisch θεός theós ‚Gott‘ und λόγος lógos ‚Wort, Rede, Lehre‘) bedeutet „die Lehre von Gott“ oder Göttern im Allgemeinen und die Lehren vom Inhalt eines spezifischen religiösen Glaubens und seinen Glaubensdokumenten im Besonderen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Theologie
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Re: Der Jesuswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wem die historisch-kritische Methode nur als Bibel- und Kirchenkritik begegnet und nicht als wissenschaftliche Bibelauslegung der Kirchen, könnte dazu neigen, die Kirchen zu unterschätzen.

Wer meint, er könne die Bibel aufschlagen und ab dem 1.Buch Mose (Genesis) anfangen zu lesen und wisse dann, was die Kirche lehrt, der irrt sehr.

Auch der irrt, der resignierend die Schultern zuckt und meint, man könne nichts wissen.

Auch bei der Textauslegung gibt es richtig und falsch!

Man kann (zum Beispiel) den ersten Bibeltext sehr wohl zeitlich dem Babylonischen Exil zuordnen. Es ist die historische Situation, die den Sinn und Zweck des Textes erschließt. Damit erschließt sich auch, was der Text über Gott aussagen will. – Man missversteht den Text dann nicht als veraltete Naturwissenschaft.

Es ist nicht immer der Text schuld, wenn man ihn nicht versteht. Manchmal liegt es auch an uns selbst, weil wir uns nicht hineinversetzen können, da uns das nötige Wissen fehlt.
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