Vor rund 14 Milliarden Jahren entstanden Materie, Energie, Raum und Zeit in einem Ereignis namens Urknall. Die Geschichte dieser grundlegenden Eigenschaften unseres Universums nennen wir
Physik.
Etwa 300 000 Jahre später verbanden sich Materie und Energie zu komplexeren Strukturen namens Atome, die sich wiederum zu Molekülen zusammenschlossen. Dier Geschichte der Atome, Moleküle und ihrer Reaktionen nennen wir
Chemie.
Vor 4 Milliarden Jahren begannen auf unserer Erde bestimmte Moleküle sich zu besonders großen und komplexen Strukturen zu verbinden, die wir als Organismen bezeichnen. Die Geschichte dieser Organismen nennen wir
Biologie.
Und vor gut 70 000 Jahren begannen Organismen der Art Homo Sapiens mit dem Aufbau von noch komplexeren Strukturen namens Kulturen. Die Entwicklung dieser Kulturen nennen wir
Geschichte.
Die Geschichte der menschlichen Kulturen wurde von drei großen Revolutionen geprägt.
• Die kognitive Revolution vor etwa 70 000 Jahren brachte die Geschichte überhaupt erstmal in Gang.
• Die landwirtschaftliche Revolution vor rund 12 000 Jahren beschleunigte sie.
• Und die wissenschaftliche Revolution, die vor knapp 500 Jahren ihren Anfang nahm, könnte das Ende der Geschichte und der Beginn von etwa völlig Neuem sein.
Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren betraten die ersten menschenähnlichen Tiere die Bühne. Aber über zahllose Generationen hinweg stachen sie nicht aus der Vielzahl der Tiere heraus, mit denen sie ihren Lebensraum teilten.
Biologen teilen Lebewesen in verschiedene Arten ein. Arten mit einem gemeinsamen Vorfahren werden oft zu Gattungen zusammengefasst. Gattungen werden wiederum zu Familien zusammengefasst.
Natürlich gehört auch der Homo Sapiens (also wir) einer Familie an. Wir taten lange so, als hätten wir nichts mit dem Rest der Tierwelt zu tun und wären ein Waisenkind ohne Geschwister und Vettern und vor allem ohne Eltern, also eine Schöpfung Gottes. Das ist natürlich nicht der Fall. Ob es uns gefällt oder nicht, wir gehören der Familie der Menschenaffen an. Am allernächsten stehen uns die Schimpansen. Vor sechs Millionen Jahren brachte eine Äffin zwei Töchter zur Welt: Eine der beiden wurde die Urahnin aller Schimpansen, die andere ist unsere eigene Ur-Ur-Ur-Großmutter.
Danach gab es noch eine ganze Reihe von anderen Menschenarten. Menschen waren sie deshalb, weil sie der Gattung Homo angehörten, die vor rund 2,5 Millionen Jahren aus einer älteren Affengattung namens Australopithecus, dem „südlichen Affen“ hervorgegangen sind. Vor rund 2 Millionen Jahren verließen diese Urmenschen Ostafrika und siedelten sich in Nordafrika, Europa und Asien an. Die Auswanderungsgruppen entwickelten sich in unterschiedliche Richtungen. Das Ergebnis waren verschiedene Menschenarten wie der Homo neanderthalensis (Neandertaler) welcher sich in Europa und Westasien entwickelte. Auf der indonesischen Insel Java lebte der Homo soelensis, der „Solo Mensch“. Auf der Insel Flores lebte der Homo florensis, auch als „Hobbit“ bekannt. Die Weiten Asiens wurden schließlich vom Homo erectus bevölkert, dem „aufrecht gehenden Menschen“ der weit über anderthalb Millionen Jahre überlebte und damit die langlebigste Menschenart aller Zeiten war. In einer Höhle in Sibirien wurde eine weitere Menschenart entdeckt, die den Namen Homo denisova erhielt.
Die Wiege der Menschheit in Ostafrika brachte weitere zahlreiche neue Arten hervor wie den Homo rudolfensis, den Homo ergaster, und schließlich unsere eigene Art den Homo sapiens den „weisen Menschen“. Alle Arten lebten zwei Millionen Jahre lang bis vor rund 100 000 Jahren gleichzeitig auf der Erde. Wir sind heute die einzige verbliebene Menschenart auf unserer Erde.
Die oben erwähnte kognitive Revolution brachten auch Legenden, Mythen, Götter und Religionen hervor. Den Homo sapiens zeichnet aus, dass er sich über Dinge austauschen kann die es gar nicht gibt. Nur der Homo sapiens kann über Möglichkeiten spekulieren und Geschichten erfinden.
Wir können Mythen erfinden wie die Schöpfungsgeschichte der Bibel, die Traumzeit der Aborigines oder die nationalistischen Mythen der modernen Nationalstaaten.
Die meisten Forscher sind sich einig, dass unter den Jägern und Sammlern animistische Vorstellungen herrschten. Animismus (vom lateinischen Wort anima, das „Seele“ oder „Geist“ bedeutet) ist die Vorstellung, dass die Welt von beseelten Wesen bewohnt wird, die miteinander kommunizieren können. Animisten glauben, dass fast jeder Ort, jedes Tier, jede Pflanze und jedes Naturphänomen ein Bewusstsein und Empfindungen hat. Die Welt wird von Geistern der Toten und einer Vielzahl von körperlosen Wesen bevölkert, die später Dämonen, Feen und Engel heißen sollen. Animismus ist keine spezifische Religion. Es handelt sich viel mehr um einen Überbegriff für tausende verschiedene Religionen, Kulte und Glaubensvorstellungen die sich untereinander ganz erheblich unterscheiden können. Wenn wir sagen, dass die meisten Jäger und Sammler Animisten sind, dann besagt das nicht mehr als die Aussage, dass die meisten Bauern Theisten sind. Theismus ist die Vorstellung, dass die Ordnung der Welt auf einem hierarchischen Verhältnis zwischen den Menschen und einer kleinen Gruppe von körperlosen Wesen namens Götter basiert.
Unter dem Oberbegriff „Gottesglauben“ finden sich die jüdischen Rabbiner aus dem Polen des 18. Jahrhunderts genauso wieder wie die hexenjagenden Puritaner aus dem Massachusetts des 17. Jahrhunderts, die Aztekenpriester aus dem Mexiko des 15. Jahrhunderts, die Sufi-Mystiker aus dem Iran des 12. Jahrhunderts, die Wikinger des 10. Jahrhunderts, die römischen Legionäre des 2. Jahrhunderts und die chinesischen Bürokraten des 1. Jahrhunderts. Zwischen den Glaubensvorstellungen und Glaubenspraktiken dieser Gruppen liegen Welten und genauso groß waren die Unterschiede zwischen den religiösen Praktiken der verschiedenen Jäger und Sammler-Kulturen. Jede einzelne Religion hatte ihre Richtungsstreitigkeiten, Reformen und Revolutionen. In den zehntausenden Jahren Menschheitsgeschichte fanden unzählige Kriege und Revolutionen statt, religiöse Erweckungsbewegungen, und tiefe philosophische Debatten statt. Die Menschen vor 60 000 oder 70 000 Jahren haben eine Menge wichtiger Dinge geleistet. Sie haben nicht nur unser Denken und Fühlen geprägt, das uns bis heute bestimmt, sondern auch unsere gesamte Umwelt.
Noch heute leben manche Völker als Jäger und Sammler, zum Beispiel die Stämme der australischen Ureinwohner (Aborigines), vermutlich in gewisser Hinsicht ähnlich wie unsere entfernten Vorfahren. Die gleichen Völker die in der Natur so schlau sind und wissen, wie man überlebt, verstopfen sich ihren Geist mit Glaubensüberzeugungen, die spürbar falsch sind und für die das Wort „nutzlos“ eine nachsichtige Untertreibung darstellt. Die Einzelheiten sind in den verschiedenen Regionen der Erde unterschiedlich, aber in keiner Kultur fehlt irgendeine Form jener zeitaufwendigen, Wohlstand verschlingenden, Feindseligkeiten provozierenden Rituale, jener tatsachenfeindlichen, kontraproduktiven Fantasien der Religion. Manche gebildete Menschen haben sich von der Religion losgesagt, aber alle sind in einer religiösen Kultur aufgewachsen, und in der Regel mussten sie sich bewusst für die Loslösung entscheiden.
Alle religiösen Überzeugungen kommen denen, die nicht mit ihnen aufgewachsen sind seltsam vor. Für das Christentum sind das solche Aussagen wie:
• Zur Zeit unserer Vorfahren wurde ein Mann als Sohn einer Frau geboren, die Jungfrau war; ein biologischer Vater war daran nicht beteiligt.
• Derselbe vaterlose Mann sprach zu einem Freund namens Lazarus, der schon so lange tot war, dass er stank, und Lazarus erwachte sofort wieder zum Leben.
• Der vaterlose Mann selbst wurde wieder lebendig, nachdem er tot und seit drei Tagen begraben war.
• Vierzig Tage später stieg der vaterlose Mann auf einen Berg und verschwand dann mit seinem ganzen Körper im Himmel.
• Wenn man sich private Gedanken durch den Kopf gehen lässt, kann der vaterlose Mann (und auch sein „Vater“, der er selbst ist) die Gedanken hören und möglicherweise daraufhin etwas unternehmen. Gleichzeitig hört er auch die Gedanken aller anderen Menschen auf der Welt.
• Wenn man etwas Schlechtes oder etwas Gutes tut, kann der vaterlose Mann es sehen , auch wenn es sonst niemand sieht. Entsprechend werden wir belohnt oder bestraft, zum Teil auch nach unserem Tod.
• Die jungfräuliche Mutter des vaterlosen Mannes ist nicht gestorben, sondern wurde körperlich in den Himmel „aufgenommen“.
• Wenn Brot und Wein von einem Priester (der aber Hoden haben muss) gesegnet werden, „verwandeln“ sie sich in Fleisch und Blut des vaterlosen Mannes.
Was würde wohl ein unvoreingenommener Mensch, der noch nie etwas von diesen Überzeugungen gehört hätte davon halten?
Religionsführer sind meistens hervorragend in der Lage, die Kunstgriffe, die dem Überleben der Religion dienen, in Worte zu fassen. Martin Luther etwa war sich voll und ganz bewusst, das die Vernunft der Erzfeind der Religion ist, und warnte häufig vor ihren Gefahren:
„Die Vernunft ist das größte Hindernis in Bezug auf den Glauben, weil alles Göttliche ihr ungereimt zu sein scheint, das ich nicht sage, dummes Zeug“ heißt es zum Beispiel in den Tischreden. Und an anderer Stelle:
„Wer ein Christ sein will, steche seiner Vernunft die Augen aus“. Kurz, die Vernunft solle man allen Christen lieber austreiben. Luther verstand sich hervorragend darauf, die unintelligenten Aspekte einer Religion intelligent zu gestalten und ihnen damit das Überleben zu erleichtern.
Quellenangabe / Verwendete Literatur:
Richard Dawkins „Der Gotteswahn“
https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Gotteswahn
Yual Noah Harari „Eine kurze Geschichte der Menschheit“
https://de.wikipedia.org/wiki/Eine_kurz ... Menschheit
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)