Der Glaubenswahn

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Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Buchvorstellung: „Der Glaubenswahn - Von den Anfängen des religiösen Extremismus im Alten Testament“
von Heinz-Werner Kubitza; Tectum Verlag Marburg, 2017

Der Gott des Alten Testaments ist ein Problem. Denn der biblische Jahwe ist nicht der friedliebend barmherzige Vater, als den ihn die Kirchen gerne verkünden. Stattdessen tritt er – für Gläubige irritierend – immer wieder als Kriegsgott auf, als gnadenloser Rachegott und übler Ausländerfeind, ja sogar als Massenmörder oder sexueller Gewalttäter. Ein Gott mit fast schon faschistoiden Zügen. Bei seinen Expeditionen in die Untiefen des Alten Testaments und die moderne Forschungslage liefert Heinz-Werner Kubitza Antworten auf die Frage, wer diesen Gott so grausam gemacht hat. Und macht plausibel, dass die von den Kirchen wie Helden verehrten Propheten als die ersten historisch greifbaren Vertreter eines religiösen Extremismus gelten müssen. Kubitza zeigt: Kirchen und Gläubige blenden mit den dunklen Seiten ihres Gottes im Alten Testament auch die Anfänge des religiösen Extremismus aus.

https://www.amazon.de/Glaubenswahn-Anf% ... 3828838499

Rezension von Dr. Harald Specht

Aller guten Dinge sind drei, sagt der Volksmund. Dies mag sich auch Heinz-Werner Kubitza gedacht haben, als er sich nach seinen Sachbüchern „Der Jesuswahn“ und „Der Dogmenwahn“ nun dem Wort Gottes im sogenannten „Alten Testament“ zuwandte, um seine Trilogie zur Religions- und Kirchenkritik mit seinem jüngsten Buch zu komplettieren. Auf 344 Seiten samt Endnoten und Literaturverzeichnis bietet das als Hardcover vorbildlich gestaltete Buch „Der Glaubenswahn“ eine kritische Gesamtschau zum religiösen Extremismus.

Kubitza, der als Leiter des Tectum-Verlages seit 2011 selbst die Sparte „Religionskritik und Humanismus“ verantwortet und somit erneut auch einen ausgezeichneten Beitrag zum säkularen Humanismus und aufklärerischen Denken stiftet, setzt damit vor allem seinen (leicht-)gläubigen Lesern wieder eine schwere Kost vor, die diesmal ganz speziell die dunklen Seiten des Alten Testaments ins Blickfeld rückt und seinen Gott Jahwe anhand seiner heiligen Worte und Taten als gnadenlosen Rachegott, Ausländerfeind übelster Sorte, ja sogar sexuellen Gewalttäter und Massenmörder entlarvt.

Für den Verfasser gar ein „Gott mit fast schon faschistoiden Zügen“ (Klappentext). Eine Gottes-Charakterisierung, die bei so manchen treuen Bibellesern, aber vor allem Gläubigen, die ihre Heilige Schrift weniger kennen, erneut Entsetzen auslösen dürfte.

Für den schreibenden Kirchen-Kritiker ist die antike Buchsammlung, die fromme Kirchenmänner als das „Alte Testament“ loben, nicht nur das „am meisten überschätzte Buch der Weltliteratur“ -S. 319 -, sondern auch „ein gefundenes Fressen“ - S. 29 -.

Für viele der einfachen Gut- und Leicht-Gläubigen wird Kubitzas Buch daher erneut ein unglaubliches Werk des Frevels sein. (Ob sich aber Theologen und Kirchenmänner oder auch nur die Mehrheit der heutigen EKD-Christen in ihrer „etwas naiven Art“ - S. 48 - wirklich aufgerüttelt sehen, sei dahingestellt. Eher wird man den „Glaubenswahn“ totschweigen, ist Ignoranz doch nach wie vor ein bewährtes Mittel religiös-intellektueller Auseinandersetzung.) Dennoch: Dem „Gefühl der Überheblichkeit und des vermeintlichen Mehrwissens, das Gläubige gegenüber Andersgläubigen auszeichnet“ - S. 87 -, wird durch Kubitzas Kritik am Glaubenswahn zumindest mit sachlichen Argumenten begegnet und somit treffsicher entgegengewirkt.

Das Strickmuster des Autors ist ebenso schlicht wie eindringlich: Nahezu jeder im Text des Alten Testaments aufgefundenen Stelle, die den boshaften, inhumanen und kriegerischen Charakter des Gottes Jahwe und seiner Apologeten bis hin zum Völkermord beschreibt, legt der Autor unsere heutigen Maßstäbe hinsichtlich Humanismus und Menschenrechte wie eine Axt an einen morschen Baum an. Hierdurch wird die Unmenschlichkeit dieses Gottes und seiner Diener in deren Denken und Handeln nicht nur deutlich vor Augen geführt, sondern zurecht auch verurteilt und an den Pranger gestellt.
Ihre religiös-extremistischen Botschaften und Untaten reichen von vergleichsweise niederer Gesinnung und Fremdenfeindlichkeit bis hin zu abscheulichen Eroberungskriegen und Völkermord. Zurecht drastisch dann auch das jeweilige Urteil Kubitzas, wenn er derartiges Denken, Reden und Tun dieses Gottes und seiner „religiösen Neurotiker“ (S.50) und Wortbefolger mit klaren Worten geißelt. Schon hier zeigt sich eine wesentliche Stärke Kubitzas: Seine außergewöhnliche Begabung, mit treffsicheren Worten und einem fast salopp-spöttischen Unterton auch schwierige Zusammenhänge sehr pointiert zu kommentieren und so dem breiten Lesepublikum geistreich aufzubereiten. (Fügungen wie „religiöse Wellness“ - S. 45 – oder „göttliche(s) Domina-Studio“ – S. 274 - sind leicht verständlich und schon deshalb auflockernd wie eindringlich.)

Naturgemäß wird die leicht nachvollziehbare Kritik und Verachtung dieses grausamen Gottes Jahwe und seiner Taten aber stets relativiert, wenn der Verfasser zweierlei Umstände einräumen muss: Nämlich zum Einen, dass jene im Alten Testament kritisierten Jahwe-Worte, Taten und Geschichten allesamt nur erfunden wurden, (denn „all dies hat es nie gegeben“, weil die „alttestamentliche ‚Heilsgeschichte‘“ in wesentlichen Teilen nur eine „Erfindung von Theologen“ ist - S. 82 -.) „Die Kriege sind erfunden, und auch der kriegerische Gott ist erfunden“, so auch die immer wieder lautende Erkenntnis der Historiker und des Verfassers. Und zum Zweiten, dass die Urteile über dieses fiktive unmenschliche Gottesgebaren vom Verfasser ja aus „heutiger Sicht“ - z.B. S.23, S. 29 - gefällt werden.

Hier zeigt sich wohl das wesentliche Dilemma der Kritik am Glaubenswahn, die scheinbar ebenso ins Leere liefe, als würde man den bösen Wolf im Volksmärchen aufs Korn nehmen. Wer denn erst weiß, dass es Rotkäppchen nie gegeben hat, braucht sich über die Bos- und Bisshaftigkeit des Wolfes nimmermehr Gedanken machen.
Alle im Alten Testament versammelten „Gottesworte und auch das göttliche ‚Schnauben‘“ - S. 36 - sind aber ebenfalls zu großen Teilen nur Dichtung und Phantasie. Wären deshalb auch die im Text offenbarten Gewalttaten, der extreme religiöse Fanatismus, die fast lustvoll ausgemalten grausamen Exzesse und die zahlreichen Kriegsverbrechen des Gottes Jahwe und seines auserwählten Volkes weniger anzuklagen oder gar unbedeutend, nur weil „ein ganzer Krieg mit einer halben Million Toter aus durchsichtigen theologischen Gründen (mal) einfach (so nebenbei) erfunden“ worden sind? - S. 38 – Sicher nicht!
Vielen Menschen, die ihren Gott nur als den allgütigen und „friedliebenden barmherzigen Vater“ kennen, mag Kubitzas deutliche Kritik an dieser „Vaterrolle“ und damit der Charakterisierung ihres Glaubens als Wahn zu denken geben. Und Denken kann auch neben dem Glauben nicht verkehrt sein. Denn sonst wird der Gläubige „ohne dass er es bemerkt, in eine Geschichtsideologie mit hineingenommen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Doch die Ideologie verwandelt sich im gläubigen Hirn in wirklich geschehene Geschichte.“ - S.81 –

Mit dem Kapitel über „Die Gründe für Jahwes Gewalttätigkeit“ - ab S. 53 - geht der Autor auch greifbaren historischen Spuren nach, die zu eben dieser Art von antiker Literatur und noch heute geübtem Glauben führten. Hier hätte sich der Rezensent eine noch ausführlichere Darstellung des aktuellen Forschungsstandes gewünscht, überzeugen doch Fakten (wie etwa archäologische Befunde) oft mehr als sich wiederholende, wenn auch treffende Wortargumentation. Besonders gelungen sind daher z.B. die Darstellungen zur „Jahwe-allein-Bewegung“, die Erklärungen zu religiösen jüdischen Festen und Traditionen (wie etwa zum Sabbat) oder zur Entstehung der Glaubensregeln und -vorschriften (siehe Beschneidung) als Umdeutungen für den mit Macht installierten Jahwe-Glauben. Und so ist es für den Verfasser „mehr als ein absurder Gedanke, dass Gott ein Interesse daran haben könnte, die Geschlechtsteile von Kindern als Zeichen eines Bundes mit ihm zu verstümmeln. Welcher wahre Gott könnte so primitiv sein?“ - S. 88 - (Was der Humanist und Atheist Kubitza allerdings unter einem „wahren Gott“ versteht, blieb dem Rezensenten unerschlossen.)

Spätestens wenn der „gelernte Theologe“ H.-W. Kubitza auch näher auf die Rolle der Theologie im Zusammenhang mit dem Alten Testament eingeht, wird er auch generell zum Kritiker an Klerus und Kirche, bringt der Verfasser auch seine persönliche Ablehnung gegen Dogmatik und Kirche überzeugend zum Ausdruck. („Religion verdirbt zwar nicht den Charakter, aber auf jeden Fall die ethischen Wertmaßstäbe“. - S. 105 –)

Besonders wertvoll werden Kubitzas Aussagen also immer dann, wenn er deutliche Bezüge zu aktuellen politischen Sachverhalten herstellt und z.B. die durch biblische Aussagen „untermauerten“ Gebietsansprüche ultraorthodoxer Fanatiker gegenüber den Palästinensern kritisiert. - z.B. S. 21 - „Religiöser Wahn führt damals wie heute“ nicht nur zu „absurden Landansprüchen“ und „widerlichen Gewaltfantasien“ bis hin zu wahren Ausgeburten „primitiven Rachedenkens“ und Auslöschung der gesamten Menschheit - S. 31 -, sondern auch in der Tat und in der heutigen Wirklichkeit zu religiös motivierter Landnahme, Terror und Mordanschlägen.

Im Zentrum des 2. Teils seines Buches - ab S. 181 - nimmt sich Kubitza die Propheten vor. Wie im Falle Jahwes selbst werden nun auch die Mahner und Verkünder als religiöse Extremisten, aber vor allem falsche Deuter und Fanatiker entzaubert. Insbesondere die Messias-Weissagungen, die Christen zu Unrecht als Vorausdeutungen auf die Rolle eines Jesus von Nazareth dienen, geben hier das Bindeglied zwischen Altem und Neuem Testament. Doch die „in Gottesworte gekleidete prophetischen Fantastereien“ – S. 222 – haben sich nicht erfüllt. (Dass der Autor trotz seiner tiefgründigen Analyse letztlich an der Historizität eines „galiläischen Wanderpredigers“ festhält, mag deshalb erstaunen.)
Herausragende Kapitel, wie etwa die Kommentierung des aktuellen Befundes zu Theologie und Glauben in unserer Zeit („Theologische Illusionen“ – S. 230 f -) zeigen wiederum die Stärke des Autors, die aktuelle Situation der Theologie wie der Christen kenntnisreich zu analysieren und einzuschätzen. („Theologie ist ohnehin ein Jonglieren mit Scheinproblemen.“ – S. 266 -)
Es ist zu spüren, dass „Der Glaubenswahn“ als Sachbuch (bewusst?) keiner speziellen dramaturgischen Idee oder einem letztlich zu beweisenden Leitgedanken folgt. Ein gemächlicher Algorithmus und gelegentliche Rekapitulationen sind angesichts der Vielzahl biblischer Zitate auch kaum vermeidbar. Dies mildert aber kaum den positiven Gesamteindruck und Kubitza versteht es durch seine lebhafte Sprache, die akribische Spurensuche spannend zu halten. Und so ist das letzte Drittel des „Glaubenswahns“ einer kritischen Reflektion und Bewertung des Alten Testaments vorbehalten, deren Prüfkriterien die inhaltlich-literarische Qualität, der philosophisch-ethische Gehalt und der (natur-) wissenschaftliche Wert des antiken Textes sind.
Somit ist Kubitzas drittes Buch zum religiösen Wahn weit mehr als nur eine Sammlung von Anklagen an den Kriegsgott Jahwe und die falsche biblische Prophetie. Die gelungene Zusammenstellung und Kommentierung unsäglicher Zeugnisse des religiösen Extremismus im Alten Testament (wie generell) macht Kubitzas Werk überzeugend und aktueller denn je. Überschriften wie „Jahwe als Ausländerfeind“, „Gott vergiftet die sozialen Beziehungen“ oder „Der alttestamentliche Gott und sexuelle Gewalt“ mögen hier nur als Indiz herhalten, um auch diese Seite des Buches zu unterstreichen.

Dem Autor ist es in vorbildlicher Weise gelungen, die vordergründige Kritik an einer uralten Schrift auch ganz allgemein schlüssig mit der Kritik am Monotheismus, an den verhängnisvollen historischen Auswirkungen des Patriarchats, den Irrungen und Wirrungen des Glaubens und Aberglaubens sowie den unsäglichen Gräueltaten von Gewalt und Krieg zu verbinden. Kubitzas aufklärerisches Gesamtanliegen zieht sich daher wie ein Roter Faden durch das Buch, das „die Welt nicht vernünftig machen…“ wird, „aber ein wenig vernünftiger“ vielleicht schon.
Seine 5-Sterne-Bewertung und eine klare Kaufempfehlung hat das Buch daher in mehrfacher Hinsicht verdient!

„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Donnerstag 14. Oktober 2021, 15:44 Kubitza zeigt: Kirchen und Gläubige blenden mit den dunklen Seiten ihres Gottes im Alten Testament auch die Anfänge des religiösen Extremismus aus.
https://www.amazon.de/Glaubenswahn-Anf% ... 3828838499
Voraussetzung um etwas ausblenden zu können ist, dass eine andere Deutung/Leseart möglich ist.

Zentral im Alten Testament ist die Befreiung von Sklaven durch Jahwe, den "Gott des Alten Testamentes". Darauf gründen die Zehn Gebote.

Ansonsten ist es ein Buch bestehend aus vielen Büchern.

Im Alten Testament gibt es auch das Buch Jona:
Der „Gott des Alten Testamentes“, der laut Heinz-Werner Kubitza ein „übler Ausländerfeind“ ist, schickt Jona nach Ninive. Ninive ist eine assyrische Stadt, also eine ausländische Stadt. Der „Gott des Alten Testamentes“ bedroht Ninive mit dem Untergang, wegen ihrer Schlechtigkeit. Das soll Jona ihnen sagen. – Jona ergreift die Flucht. Er haut ab. Das will er auf keinen Fall. – Doch, der „Gott des Alten Testamentes“ ist überall – Jona muss nach Ninive gehen und seinen Auftrag erfüllen.

Was danach geschieht, das gefällt Jona noch weniger. Die Leute in Ninive lassen von ihrer Schlechtigkeit ab. Und der „Gott des Alten Testamentes“ zerstört Ninive nicht.
Jona ist stinksauer!

Weiter heißt es in der Erzählung:
Da verließ Jona die Stadt und setzte sich östlich vor der Stadt nieder. Er machte sich dort ein Laubdach und setzte sich in seinen Schatten, um abzuwarten, was mit der Stadt geschah.
Da ließ der „Gott des Alten Testamentes“, einen Rizinusstrauch über Jona emporwachsen, der seinem Kopf Schatten geben und seinen Ärger vertreiben sollte. Jona freute sich sehr über den Rizinusstrauch.

Dann schickte der „Gott des Alten Testamentes“ einen Wurm, der den Rizinusstrauch annagte, sodass er verdorrte.

Das deprimierte Jona zutiefst!

Darauf sagte der „Gott des Alten Testamentes“: Du hast Mitleid mit einem Rizinusstrauch, für den du nicht gearbeitet und den du nicht großgezogen hast. Über Nacht war er da, über Nacht ist er eingegangen.
Soll ich da nicht Mitleid haben mit Ninive, der großen Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die zwischen rechts und links nicht unterscheiden können - und außerdem so viel Vieh?

Wie gesagt, Ninive war eine assyrische Stadt, keine jüdische.

Der „Gott des Alten Testamentes“ ist der Gott der Juden. Das Alte Testament ist die Heilige Schrift der Juden. Sie sagen natürlich nicht „Altes Testament“ sondern nennen es Tanach.

Schon Alfred Rosenberg forderte, dass wir Christen uns vom Alten Testament trennen sollen:
Alfred Rosenberg, der führende Ideologe der NSDAP, empfahl 1930 das Alte Testament kurzerhand und «ein für alle Mal» abzuschaffen. https://www.nzz.ch/feuilleton/evangelis ... ld.1567530
Doch wir werden es niemals tun!
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Zentral im Alten Testament ist die Befreiung von Sklaven durch Jahwe, den "Gott des Alten Testamentes". Darauf gründen die Zehn Gebote
Nun, Die Bibel mit dem Alten Testament steht auch in meinem Bücherschrank. Die Befreiung von Sklaven lese ich darin nicht als zentralen Punkt.

Im Mittelpunkt stehen vielmehr die verhängnisvollen historischen Auswirkungen des Patriarchats, die Irrungen und Wirrungen des Glaubens und des Aberglaubens sowie die unsäglichen Gräueltaten von Gewalt und Krieg.

Christel schrieb:
Voraussetzung um etwas ausblenden zu können ist, dass eine andere Deutung/Leseart möglich ist.
Das ist wieder Rabulistik.
Salopp könnte man statt "ausblenden" auch "verschweigen" oder "unter den Tisch fallen lassen" schreiben.

Christel schrieb:
Schon Alfred Rosenberg forderte, dass wir Christen uns vom Alten Testament trennen sollen:
Alfred Rosenberg, der führende Ideologe der NSDAP, empfahl 1930 das Alte Testament kurzerhand und «ein für alle Mal» abzuschaffen. https://www.nzz.ch/feuilleton/evangelis ... ld.1567530
Doch wir werden es niemals tun!
Auch das ist wieder Rabulistik. Warum bringst du hier einen Nazi ins Spiel?. Es kommt ansonsten keiner auf die Idee das Alte Testament "abzuschaffen".
Erstens ist das gar nicht möglich, zweitens ist es ganz gut zu lesen wozu dein Gott alles fähig ist.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Komm mal wieder runter von Deiner Entrüstung. Sie ist völlig unangemessen!

Der jüdische Glaube entwickelte sich in Auseinandersetzung mit dem Polytheismus, auch mit Herrschern, die sich selbst für Götter hielten.
Das jüdische "Volk" war vielmehr Opfer als Täter. Nur ein sehr kleines Völkchen durch dessen Gebiet die Großmächte durchzogen und ihre Kämpfe austrugen. Erst wurde das Nordreich plattgemacht, später das Südreich. Dann duften die Verschleppten wieder zurück. Eine wirkliche politische Unabhängigkeit erreichen sie nie wieder. Zuletzt wurden sie von den Römern plattgemacht, die das Gebiet dann in Palästina umbenannten, um so auch die Erinnerung auszulöschen. – Erstaunlich ist, dass die Juden trotzdem an ihren Gott festhielten.

Die Geschichte des 20. Jahrhunderts kennst Du ja. - Es scheint sich nichts zu ändern.

Wer das Alte Testament aus der Bibel entfernt, schafft den christlichen Glauben ab. Darum ging es auch den Nazis. Man hätte so eine völkische Religion schaffen können.
Atheisius hat geschrieben: Donnerstag 14. Oktober 2021, 22:56Warum bringst du hier einen Nazi ins Spiel?. Es kommt ansonsten keiner auf die Idee das Alte Testament "abzuschaffen".
Sagte ich, dass sie die einzigen sind?
Weshalb dürfen sie in diesem Zusammenhang nicht erwähnt werden?
Der Antijudaismus der Nazis hat eine Vorgeschichte, allein kamen sie nicht auf die Idee. - Und auch die Nazis begründeten ihre Untaten mit Moral.

Die Geschichte von Adam und Eva, die nach der Erkenntnis von Gut und Böse, sich gegenseitig beschuldigten, ereignet sich noch immer, so verhalten sich noch immer die Menschen.

Anscheinend reicht es mit dem Finger auf andere zu zeigen, um sich selbst gut zu fühlen. Man erspart sich so die Mühe selbst gut zu sein.
Atheisius hat geschrieben: Donnerstag 14. Oktober 2021, 22:56Auch das ist wieder Rabulistik.
Ich habe mich lange gewundert, worauf sich dieser Vorwurf gründet.
Durch Gespräche mit Holuwir (per E-Mail) und Recherche im Internet habe ich es dann begriffen.

Dieser Rabulistik Vorwurf hängt nicht an der Art wie sich jemand ausdrückt. Es hat mit Rhetorik überhaupt nichts zu tun.

Der Rabulistik Vorwurf richtet sich gegen den Inhalt. Es ist ein Etikett, welches Atheisten Menschen anheften, die es wagen den Glauben an Gott zu verteidigen.
So einfach ist das!

Wer sich nur dann als guter Mensch fühlen kann, wenn er andere schlecht… nennt. Wer sich nur gesund fühlt, in dem er andere eines Wahns bezichtigt, indem er aufbegehrt, sich entrüstet…, der braucht immer einen, der diese Rolle übernehmen muss. Es hat nie ein Ende.
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel hat geschrieben:
Der Rabulistik Vorwurf richtet sich gegen den Inhalt. Es ist ein Etikett, welches Atheisten Menschen anheften, die es wagen den Glauben an Gott zu verteidigen.
So einfach ist das!
Soso, diese bösen Atheisten!!

Was Rabulistik ist kann man unter anderem auch in der Wikipedia nachlesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rabulistik

Noch besser ist es hier erläutert:

https://www.focus.de/panorama/welt/fies ... 97635.html
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Zentral im Alten Testament ist die Befreiung von Sklaven durch Jahwe, den "Gott des Alten Testamentes". Darauf gründen die Zehn Gebote.
Ich lese in meiner Bibel folgendes wie der Umgang mit Sklaven dem gütigen und liebevollen Jahwe eine Freude ist:
EXODUS - DAS BUNDESBUCH
Hebräische Sklaven 21,2-11


1 Das sind die Rechtsvorschriften, die du ihnen vorlegen sollst:
2 Wenn du einen hebräischen Sklaven kaufst, soll er sechs Jahre Sklave bleiben, im siebten Jahr soll er ohne Entgelt als freier Mann entlassen werden.
3 Ist er allein gekommen, soll er allein gehen. War er verheiratet, soll seine Frau mitgehen.
4 Hat ihm sein Herr eine Frau gegeben und hat sie ihm Söhne oder Töchter geboren, dann gehören Frau und Kinder ihrem Herrn, und er muss allein gehen.
5 Erklärt aber der Sklave: Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder und will nicht als freier Mann fortgehen,
6 dann soll ihn sein Herr vor Gott bringen, er soll ihn an die Tür oder den Torpfosten bringen und ihm das Ohr mit einem Pfriem durchbohren; dann bleibt er für immer sein Sklave.
7 Wenn einer seine Tochter als Sklavin verkauft hat, soll sie nicht wie andere Sklaven entlassen werden.
8 Hat ihr Herr sie für sich selbst bestimmt, mag er sie aber nicht mehr, dann soll er sie zurückkaufen lassen. Er hat nicht das Recht, sie an Fremde zu verkaufen, da er seine Zusage nicht eingehalten hat.
9 Hat er sie für seinen Sohn bestimmt, verfahre er mit ihr nach dem Recht, das für Töchter gilt.
10 Nimmt er sich noch eine andere Frau, darf er sie in Nahrung, Kleidung und Beischlaf nicht benachteiligen.
11 Wenn er ihr diese drei Dinge nicht gewährt, darf sie unentgeltlich gehen.
Soweit zur "Sklavenbefreiung" durch Jahwe.

Wie ich schon schrieb:
Nun, Die Bibel mit dem Alten Testament steht auch in meinem Bücherschrank. Die Befreiung von Sklaven lese ich darin nicht als zentralen Punkt.

Im Mittelpunkt stehen vielmehr die verhängnisvollen historischen Auswirkungen des Patriarchats, die Irrungen und Wirrungen des Glaubens und des Aberglaubens sowie die unsäglichen Gräueltaten von Gewalt und Krieg.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Freitag 15. Oktober 2021, 13:34 Was Rabulistik ist kann man unter anderem auch in der Wikipedia nachlesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rabulistik
Das dachte ich zu Anfang auch.

Doch unter diesem Aspekt hätte ich Euch auch der Rabulistik beschuldigen können. Begriffe wie „Wahn“ auf Andersdenkende zu münzen sind von marktschreierischer Art (Rabulistik).
Und eins kannst Du mir glauben, Holuwir ist rhetorisch sehr gut geschult.

Doch Anschuldigungen wie der Rabulistik-Vorwurf bringen absolut nichts!!! Und sie sind selbst ein rhetorisches Mittel zum Zweck!

Außerdem, Holuwir verwendet den Begriff „Rabulistik“ anders:
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 1. Juli 2021, 21:59Um sie dennoch als Wirklichkeit erscheinen zu lassen, hilft nichts als Rabulistik. Deswegen ist es überhaupt nicht verwunderlich, wenn wir beobachten, dass praktisch alle Argumente, mit denen der Schöpfungsgedanke verteidigt werden soll, rabulistischer Natur sind.
Das ist keine Aussage über die Form einer Argumentation, sondern über deren Inhalt.
Kurz, wer pro Schöpfung argumentiert, der betreibt Rabulistik.
Demnach seid ihr die Guten und ich die Böse. – So einfach kann ein Weltbild sein.
Atheisius hat geschrieben: Donnerstag 14. Oktober 2021, 22:56 Das ist wieder Rabulistik.
Salopp könnte man statt "ausblenden" auch "verschweigen" oder "unter den Tisch fallen lassen" schreiben.
Atheisius hat geschrieben: Donnerstag 14. Oktober 2021, 22:56 Auch das ist wieder Rabulistik. Warum bringst du hier einen Nazi ins Spiel?. Es kommt ansonsten keiner auf die Idee das Alte Testament "abzuschaffen".
Erstens ist das gar nicht möglich, zweitens ist es ganz gut zu lesen wozu dein Gott alles fähig ist.
Was ist hier nun Rabulistik? Ist es Rabulistik, wenn ich etwas verschweige oder wenn ich etwas nenne?

Rabulistik scheint für Euch zu sein, wenn ich etwas schreibe, was Euch nicht in den Kram passt!

Na gut, die Nazis wollten auch das Alte Testament abschaffen. Aber das hätte ich doch wirklich verschweigen können, dann hätte ich das Tabu nicht verletzt. (Misst, verschweigen ist ja Rabulistik.)

Es hätte auch gereicht Bruno Bauer zu benennen, den Harald Specht in seinem Jesus-Buch zahlreich zitiert.
Wikipedia über Bruno Bauer:
Wenige Jahre später wandelte er selbst sich zum Evangelienkritiker und vertrat die Auffassung, dass sich keine historische Person Jesus von Nazareth nachweisen lasse. In der Kritik der evangelischen Geschichte des Johannes und der Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker entwickelte er seine Thesen zum literarischen Ursprung der Evangelien. Diese seien freie Produktionen eines religiösen Selbstbewusstseins mit keiner oder nur geringer historischer Basis.
https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Bauer
In diesen Artikeln, insbesondere im Aufsatz Das Judentum in der Fremde, verband Bauer die – avant la lettre – antisemitischen Polemiken der verschiedensten judenfeindlichen Strömungen seiner Zeit zu einem wahren „Kompendium der Judenfeindschaft“ (Hans Engelmann).[2] Bauer hatte bereits 1843 seine antijüdische Schrift Die Judenfrage[3] und Die Fähigkeit der heutigen Juden und Christen, frei zu werden[4] veröffentlicht, auf die Karl Marx seine bekannte Replik Zur Judenfrage verfasste.[5] Sein letzter Verleger war Ernst Schmeitzner, Mitgründer der Allgemeinen Vereinigung zur Bekämpfung des Judenthums, der auch Bauers Nachlasstexte und eine erste Biographie von Eduard Schläger im Vereinsorgan abdruckte. https://de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Bauer
Bruno Bauer und andere (nicht alle) auf deren Aussagen sich Harald Specht argumentativ stützt, fand ich in dem Buch von Wolfgang Fenske wieder „Wie Jesus zum ‚Arier‘ wurde : Auswirkungen der Entjudaisierung Christi im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2005 ISBN 3-534-18928-0.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ein anderer Vertreter, der im oben genannten Buch "Wie Jesus zum 'Arier' wurde : Auswirkungen der Entjudaisierung Christi im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts" von Wolfgang Fenske erscheint, und ebenfalls zahlreich von Harald Specht zitiert wird, ist Arthur Drews:
Nach Bruno Bauer und neben Albert Kalthoff gehörte Arthur Drews[1], ein Schüler Eduard von Hartmanns, zu den bekanntesten deutschen Verfechtern des Jesus-Mythos. Sein Werk Die Christusmythe (1909) gab Anlass zu heftigen öffentlichen Diskussionen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Drews_(Philosoph)
So wikipedia, bei Wolfgang Fenske steht auf den Seiten 164-166 dazu mehr. Ich zitiere von Seite 164:
Im Vorwort von „Deutsche Religion“ (1935) legt Drews zunächst den Grund für dieses Werk dar: "Der Zweck der im folgenden gegebenen Ausführungen ist, dem Begriffe des neuen, vom christlichen Glauben verschiedenen religiösen Glaubens, nach dem unsere Zeit verlangt, zu einem bestimmten Inhalt zu verhelfen.“
Seite 165 unten f. weiter über Drews:
Drews hatte zunächst davon gesprochen, dass die Figur „Jesus“ einem Myterienmythos entsprungen sei – später hat er stärker arische Ansätze mit seiner philosophischen Vorstellung verbunden.
Drews wird außerdem auf Seite 165 oben wie folgt zitiert:
„Der Jesus, wie die Evangelien ihn schildern, ist jedenfalls in seiner ganzen Denk- und Empfindungsweise ein Jude durch und durch“
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Bruno Bauer und andere (nicht alle) auf deren Aussagen sich Harald Specht argumentativ stützt, fand ich in dem Buch von Wolfgang Fenske wieder „Wie Jesus zum ‚Arier‘ wurde : Auswirkungen der Entjudaisierung Christi im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2005 ISBN 3-534-18928-0.
Ich kenne das Buch nicht und musste daher etwas „googeln“. Dabei fand ich diesen interessanten Artikel, obwohl ich schon wusste, dass Christen sowohl mit Hitler als auch mit Mussolini geklüngelt haben und auch Verträge abgeschlossen haben.

Wie Jesus zum „Arier“ wurde – Die „Entjudung“ des Christentums im Nationalsozialismus und der Umgang mit dem Judentum in Kirche, Theologie und Religionsunterricht heute.

Die Online-Studientagung untersucht an 4 Abenden, wie das sogenannte Eisenacher „Entjudungsinstitut“ ein „artgerechtes Christentum“ für Deutsche schaffen wollte und dafür Jesus als „Arier“ konstruierte und christliche Theologie und Kirchenpraxis „entjudete“. Abschließend wird über den Umgang mit dem Judentum in der gegenwärtigen Evangelischen und Katholischen Theologie, in Religionsunterricht und Ausbildungspraxis gesprochen.

Anlässlich des Themenjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ fokussiert die Online-Studientagung des Deutschen Koordinierungsrates (DKR) darauf, dass das christlich-jüdische Verhältnis über viele Jahrhunderte eine Geschichte von christlichem Hass, Verfolgung und Ermordung war.

Für das Christentum ist der Dialog mit dem Judentum sowie dessen Einbeziehung in die eigene Lehre und Verkündigung notwendig, da es sich mit der Verleugnung der jüdischen Wurzeln seines Fundaments berauben würde. Genau dies ist aber von 1939 bis 1945 in dem von zahlreichen evangelischen Landeskirchen finanzierten „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ in Eisenach geschehen.

Die über 200 Mitarbeiter waren zutiefst von Hitler und dem Nationalsozialismus überzeugt und verfolgten das Ziel, ein „artgerechtes Christentum“ für Deutsche zu schaffen. Indem sie Jesus als „Arier“ konstruierten sowie Bibel, Gesangbuch und Katechismus umschrieben und neu ordneten, wurde christliche Theologie und Kirchenpraxis „entjudet“.

Sowohl die lange Verdammungsgeschichte des Judentums durch die Kirchen als auch die Aktivitäten des Instituts waren keineswegs rein innerchristliche bzw. innerkirchliche Angelegenheiten. Kirche und Theologie trugen mit ihrer Verächtlichmachung von Jüdinnen und Juden entscheidend dazu bei, dass diese von der nichtjüdischen Umwelt auch im Alltag eingeübt und weitergegeben wurde – bis heute.

Die Zahl antisemitischer Übergriffe nimmt seit Jahren zu und im Rückgriff auf alte judenfeindliche Bilder und Erzählungen entstehen immer neue Verschwörungsmythen. Die Referent*innen der Studientagung zeigen, in welchen Kontexten und mit welchen Mitteln und Konsequenzen die „Entjudung“ des Christentums im Nationalsozialismus betrieben wurde.
https://www.hsozkult.de/event/id/event-97900
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Glaubenswahn

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Atheisius hat geschrieben: Freitag 15. Oktober 2021, 14:18
Nun, Die Bibel mit dem Alten Testament steht auch in meinem Bücherschrank. Die Befreiung von Sklaven lese ich darin nicht als zentralen Punkt.
Weil Du keine Ahnung vom Judentum hast!

Es ist ein Irrtum zu glauben, man bräuchte nur in den jeweiligen Heiligen Schriften lesen und könnte eine Religion verstehen.

Die Begründung, weshalb dieser Gott und kein anderer verehrt werden und seine Gebote befolgt werden sollen, steht jeweils einleitend vor den Zehn Geboten und lautet so:
Exodus (2.Mose) 20,1 Dann sprach Gott alle diese Worte:
2 Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.

Exodus (2.Mose) Exodus 5,6: Der HERR sprach: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Pessach, auch Passa, Passah oder Pascha genannt (hebräisch פֶּסַח pésach, pésach?/i; aramäisch פַּסְחָא pas’cha; (Septuaginta und NT:) griechisch πάσχα pás’cha, deutsch ‚Vorüberschreiten‘), gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums. Das Fest erinnert an den Auszug aus Ägypten (Exodus), also die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei, von der das 2. Buch Mose im Tanach erzählt. Die Nacherzählung (Haggada) dieses Geschehens verbindet jede neue Generation der Juden mit ihrer zentralen Befreiungserfahrung. https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach
Dieses Erlebnis hinterlässt tiefe Spuren im Gedächtnis der Jüdinnen und Juden. "Gott rettet aus der Knechtschaft" ist denn auch die befreiende und Freude schenkende Hauptaussage des Pessachfests.
https://www.br.de/radio/bayern2/sendung ... a-100.html
Wenn Jesus nach dem Brot den Kelch nimmt, dankt und sagt: „Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“, dann soll das auch eins aussagen: Jesus ist das Opferlamm, das – so wie einst das unbefleckte Lamm, dessen Blut Israel an die Türrahmen strich – die Sünde der Welt auf sich nimmt und rettet. Setzt sich Jesus also selbst an die Stelle des Opferlamms, indem er diese Worte spricht? Der Verfasser des ersten Petrusbriefes, entstanden um 90 n. Chr., interpretiert Jesu Tod jedenfalls genau in diese Richtung: „Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.“
https://www.br.de/radio/bayern2/sendung ... a-100.html
in der katholischen Osterliturgie: Dort wird auf die Osterkerze das Exultet gesungen und dabei wird sowohl an Israels Auszug aus Ägypten als auch an den befreienden Sieg Jesu über den Tod erinnert: „Dies ist die Nacht, die unsere Väter, die Söhne Israels, aus Ägypten befreit hat. Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg“, heißt es. Auf dem Pessachtisch darf Lammfleisch nicht fehlen. Und auf welchem christlichen Ostertisch steht kein gebackenes Lamm, mit süßem Puderzucker beflockt? Allein hieran kann man sehen: Die Juden sind die älteren Brüder der Christen.
https://www.br.de/radio/bayern2/sendung ... a-100.html
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Atheisius hat geschrieben: ↑Freitag 15. Oktober 2021, 14:18
Nun, Die Bibel mit dem Alten Testament steht auch in meinem Bücherschrank. Die Befreiung von Sklaven lese ich darin nicht als zentralen Punkt.
Weil Du keine Ahnung vom Judentum hast!

Es ist ein Irrtum zu glauben, man bräuchte nur in den jeweiligen Heiligen Schriften lesen und könnte eine Religion verstehen.
Die Begründung, weshalb dieser Gott und kein anderer verehrt werden und seine Gebote befolgt werden sollen, steht jeweils einleitend vor den Zehn Geboten und lautet so:
Exodus (2.Mose) 20,1 Dann sprach Gott alle diese Worte:
2 Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Exodus (2.Mose) Exodus 5,6: Der HERR sprach: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.
Hauptsache du hast Ahnung vom Judentum. Ich dagegen gebrauche da eher meinen gesunden Menschenverstand, auch dann, wenn ich etwas über die Juden im Alten Testament lese.

Da hat also dein lieber Gott sein auserwähltes Volk, die Juden, aus der ägyptischen Sklaverei herausgeführt. Ist ja schön!
Und gleichzeitig gestand dieser liebe Gott seinem auserwählten Volk leider auch das Recht zu, selbst Sklaven zu halten, und zwar dummerweise aus dem eigenen hebräischen Volk, ziemlich unfassbar. Und die von diesem Gott aufgestellten Regeln über den Umgang mit hebräischen Sklaven sind nicht vom Himmel gefallen.

Christel schrieb:
Zentral im Alten Testament ist die Befreiung von Sklaven durch Jahwe, den "Gott des Alten Testamentes". Darauf gründen die Zehn Gebote.
Ich schrieb dagegen:
Ich lese in meiner Bibel folgendes wie der Umgang mit Sklaven dem gütigen und liebevollen Jahwe eine Freude ist:
Exodus (Das Buch Exodus – Das Bundesbuch) 21,2-11
1 Das sind die Rechtsvorschriften, die du ihnen vorlegen sollst:
2 Wenn du einen hebräischen Sklaven kaufst, soll er sechs Jahre Sklave bleiben, im siebten Jahr soll er ohne Entgelt als freier Mann entlassen werden.
3 Ist er allein gekommen, soll er allein gehen. War er verheiratet, soll seine Frau mitgehen.
4 Hat ihm sein Herr eine Frau gegeben und hat sie ihm Söhne oder Töchter geboren, dann gehören Frau und Kinder ihrem Herrn, und er muss allein gehen.
5 Erklärt aber der Sklave: Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder und will nicht als freier Mann fortgehen,
6 dann soll ihn sein Herr vor Gott bringen, er soll ihn an die Tür oder den Torpfosten bringen und ihm das Ohr mit einem Pfriem durchbohren; dann bleibt er für immer sein Sklave.
7 Wenn einer seine Tochter als Sklavin verkauft hat, soll sie nicht wie andere Sklaven entlassen werden.
8 Hat ihr Herr sie für sich selbst bestimmt, mag er sie aber nicht mehr, dann soll er sie zurückkaufen lassen. Er hat nicht das Recht, sie an Fremde zu verkaufen, da er seine Zusage nicht eingehalten hat.
9 Hat er sie für seinen Sohn bestimmt, verfahre er mit ihr nach dem Recht, das für Töchter gilt.
10 Nimmt er sich noch eine andere Frau, darf er sie in Nahrung, Kleidung und Beischlaf nicht benachteiligen.
11 Wenn er ihr diese drei Dinge nicht gewährt, darf sie unentgeltlich gehen.
Soweit zur "Sklavenbefreiung" durch Jahwe.
Auf diese Regeln über den Umgang mit Sklaven aus dem auserwählten Volk Gottes bist du nicht eingegangen. Wirst wohl deine Gründe dazu haben.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Glaubenswahn

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Atheisius hat geschrieben: Montag 18. Oktober 2021, 19:39 Hauptsache du hast Ahnung vom Judentum. Ich dagegen gebrauche da eher meinen gesunden Menschenverstand, auch dann, wenn ich etwas über die Juden im Alten Testament lese.
Richtig ist, dass genetische Voraussetzungen da sein müssen, ansonsten ist auch Dein gesunder Menschenverstand geprägt von dem, was Du gelernt hast und wovon Du Dich gern leiten lässt. Auch wie Du die Texte des Alten Testamentes liest hat mit dieser Prägung zu tun.
Atheisius hat geschrieben: Montag 18. Oktober 2021, 19:39
Ich lese in meiner Bibel folgendes wie der Umgang mit Sklaven dem gütigen und liebevollen Jahwe eine Freude ist:
Das steht in Deiner Bibel so nicht drin!

Wir haben eine historische Situation. Im gesamten Mittelmeerraum wurden Sklaven gehalten. Das stellte damals niemand infrage. Und wir haben einen Gründungsmythos, der durchaus auf historischen Fakten beruht, aber in seiner Gestalt eine weit größere Wirkung entfaltet als es ein einmaliges historisches Ereignis vermocht hätte bis hin zur Theologie der Befreiung
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Richtig ist, dass genetische Voraussetzungen da sein müssen, ansonsten ist auch Dein gesunder Menschenverstand geprägt von dem, was Du gelernt hast und wovon Du Dich gern leiten lässt. Auch wie Du die Texte des Alten Testamentes liest hat mit dieser Prägung zu tun.
Ich denke, dass ich von meinen studierten Eltern (Das trifft auch auf meine Großeltern zu) die richtigen Gene geerbt habe. Und was ich mal über die Bibel gelernt habe, habe ich im katholischen Religionsunterricht gelernt. Das hat mich bis zum Erwachsenwerden geprägt. Ich war da noch gläubig und und der gesunde Menschenverstand hat mir noch gefehlt. Da hat sich bei mir doch einiges zum Guten gewendet.

Christel schrieb:
Das steht in deiner Bibel so nicht drin!
Es gilt auch hier das Sprichwort: "Was du schwarz auf weiß besitzt, kannst Du getrost nach Hause tragen" Ich habe die Bibel (Altes und Neues Testament) in der Einheitsübersetzung von 1980, Katholische Bibelanstalt, GmbH Stuttgart.
Du kannst du das selbst nachlesen in: EXODUS 21.1 und 21.2 bis 21.11. In meiner Bibel auf Seite 73.

Christel schrieb:
Wir haben eine historische Situation. Im gesamten Mittelmeerraum wurden Sklaven gehalten. Das stellte damals niemand infrage.
Damit gibst du zu, das dieses Alte Testament nicht von einem Gott inspiriert ist, sondern ganz einfach Menschenwerk ist.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Christel »

Du hast mich missverstanden Atheisius!

1. Missverständnis
Natürlich stelle ich nicht Dein Bibelzitat „EXODUS 21.1 und 21.2 bis 21.11.“ infrage, sondern Deine eigene Formulierung! Die Formulierung, die ich im letzten Beitrag zitiert hatte:
Christel hat geschrieben: Dienstag 19. Oktober 2021, 09:13
Atheisius hat geschrieben: Montag 18. Oktober 2021, 19:39
Ich lese in meiner Bibel folgendes wie der Umgang mit Sklaven dem gütigen und liebevollen Jahwe eine Freude ist:
Das steht in Deiner Bibel so nicht drin!
2. Missverständnis
Atheisius hat geschrieben: Dienstag 19. Oktober 2021, 11:02 Christel schrieb:
Wir haben eine historische Situation. Im gesamten Mittelmeerraum wurden Sklaven gehalten. Das stellte damals niemand infrage.
Damit gibst du zu, das dieses Alte Testament nicht von einem Gott inspiriert ist, sondern ganz einfach Menschenwerk ist.
Nein!

Wie ich Dir bereits sagte:
- Die Katholische Kirche versteht die Bibel als Gotteswort im Menschenwort. Wie das zu verstehen ist, erschließt der Link. Ich habe auf diese Schrift von Anneliese Hecht erst kürzlich hingewiesen.
- Wenn ich einen Bibeltext zuerst einmal lese und erschließe ohne Gott ins Spiel zu bringen, dann hat das etwas mit der Methodik zu tun und nicht mit meinem Glauben.
- Außerdem, auch das sagte ich bereits, ich bin nicht Biblizist, sondern Christ!
Nachdem Gott viele Male und auf viele Weisen durch die Propheten gesprochen hatte, "hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns gesprochen im Sohn" (Hebr 1,1-2). https://www.vatican.va/archive/hist_cou ... rbum_ge.ht
Wer die Evangelien liest zum Beispiel die Bergpredigt, der wird von Jesus vor die Entscheidung gestellt zwischen Gesetz (Altes Testament) und Jesu Wort. Beispiel: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch“ …
Wenn Jesus aneckt mit den Pharisäern, dann doch nicht weil Pharisäer das Gesetz falsch interpretieren, sondern weil Jesus sich nicht daran hält. Er hält sich zum Beispiel nicht an das Sabbatgebot, dazu noch seine Antwort: „denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.“ (Matthäus 12,8)

Paulus ist hier ebenfalls ganz klar:
„Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet? Ist euch Jesus Christus nicht deutlich als der Gekreuzigte vor Augen gestellt worden?
2 Dies eine möchte ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist durch die Werke des Gesetzes oder durch das Hören der Glaubensbotschaft empfangen? (Galater 3,1f.9
Er fordert zur Entscheidung auf, entweder „Werke des Gesetzes“, die stehen in den 5 Büchern Mose aus denen Du zitiert hast, die Rechtsvorschriften oder Jesus.
Atheisius hat geschrieben: Dienstag 19. Oktober 2021, 11:02 Und was ich mal über die Bibel gelernt habe, habe ich im katholischen Religionsunterricht gelernt. Das hat mich bis zum Erwachsenwerden geprägt.
Ja und das reicht eben nicht. – Der Glaube ist dann wie ein zu klein gewordener Kinderschuh.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der Glaubenswahn

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Chistel zitierte:
Atheisius hat geschrieben: Dienstag 19. Oktober 2021, 11:02
Und was ich mal über die Bibel gelernt habe, habe ich im katholischen Religionsunterricht gelernt. Das hat mich bis zum Erwachsenwerden geprägt.
Ja und das reicht eben nicht. – Der Glaube ist dann wie ein zu klein gewordener Kinderschuh.
Wieviel Christen haben eigentlich mehr über die Bibel erfahren als das was, was sie im Religionsunterricht vermittelt bekommen haben? Haben sie sich weiter dafür interessiert? Ist das vielleicht die Ursache dafür, dass sie wieder zu Verstand gekommen sind? Resultieren daraus möglicherweise die Massenaustritte aus beiden christlichen Kirchen?

Christel schrieb:
Wer die Evangelien liest zum Beispiel die Bergpredigt, der wird von Jesus vor die Entscheidung gestellt zwischen Gesetz (Altes Testament) und Jesu Wort.
Wenn ich die Bergpredigt lese, fällt mir als erstes ein, dass es sich wieder um Worte handelt, welche Jesus von den Evangelienschreibern in den Mund gelegt wurden.
Bezieht sich die Bergpredigt (Feldrede, Bergrede) im Lukasevangelium im Wesentlichen auf ein verschärftes Armutsgebot, ferner auf das schon im Judentum bekannte Gebot der Feindesliebe sowie das Verbot des Richtens, greift die Bergpredigt zahlreiche weitere Jesus zugeschriebene Äußerungen auf. Auch Matthäus hat diese Aussprüche zusammengefasst und in seinem Evangelium überliefert. Sämtliche Zitate dieser Rede stammen aus alttestamentarischen Regeln. Die bekannten Seligpreisungen folgen der Tradition der alttestamentarischen Weisheitsliteratur.
Die Bergpredigt greift allgemeine Regeln der jüdischen Thora auf, die nun aber verschärft bis ins utopische Ideal überhöht werden.
Und so wie aus ägyptischem Gedankengut israelitische Gebote wurden, wird nun aus der Hinterlassenschaft des Moses die Ethik Jesu.
So formuliert Jesus (beziehungsweise der berichtende Matthäus) zum Beispiel aus den zehn Geboten unrealistische Moralforderungen heraus, die nur als überzogenes, kaum erfüllbares Ideal zu sehen sind.

Heißt es zum Beispiel beim alttestamentarischen Moses noch: „Du sollst nicht töten“ (2. Mose 20,13), so werden daraus in der Bergpredigt Drohungen, die soweit gehen, einen Sünder dem „Feuer der Hölle“ zu übergeben, nur weil er seinen Nächsten bezichtigte, ein „gottloser Narr“ zu sein. (Mt 5,22)

Das schlichte Gebot „Du sollst die Ehe nicht brechen“ (2. Mose 20,14) wächst sich in der Bergpredigt zu drastischen Warnungen aus. Hier begeht derjenige Ehebruch der eine Frau „auch nur lüstern ansieht…“) (Mt 5,28) Wenn Christen das ernst nehmen, müssten sie abends ihren Fernseher ausschalten oder auf einen anderen Sender umschalten, wenn leicht bekleidete oder sogar unbekleidete Damen zu sehen sind.

In ähnlich übersteigerter Weise legt die Bergpredigt sämtliche Gebote des Alten Testaments aus. Dabei sind diese in so drakonischer Weise und geradezu weltfremder Weise formuliert, dass schon die falsche innere Einstellung zu seinem Nächsten als Vergehen gegen Gott verurteilt wird. Hass ist nun schon fast Mord, Eifersucht ist bereits Ehebruch und jedweder Eid gilt als Lüge. Egal ob Töten und Versöhnung (Mt 5,27-32), Eid und Wahrhaftigkeit (Mt 5,33 – 37), Vergeltung und Feindesliebe (Mt 5,38-48), das Prinzip ist stets das Gleiche.
Dem Gebot der Thora stellt die Bergpredigt nach der jeweiligen Einleitung durch die Worte „Ich aber sage euch“ eine bis dahin unbekannte rigorose Auslegung der alten Moralforderungen entgegen, die dazu führten, dass Theologen im Christentum das „Prinzip der Entartung“ sehen.

Der Theologe Robertson hat durch penible Textanalysen und Satzvergleiche nachgewiesen, dass alle Aussagen und selbst Formulierungen der jesuanischen Ethik ihre Vorläufer im jüdischen Schriftgut haben und kam zu der Einschätzung, die Bergpredigt sei nur „ein Flickwerk aus dem zeitgenössischem jüdischem Schrifttum“ und die Ethik Jesu daher „nichts weniger als unüberbietbar“.
Für einige Theologen ist deshalb der historische Jesus „ein durch und durch künstliches Konstrukt, voll innerer Widersprüche und als historische Person unvorstellbar“; vom sozialtheologischem Standpunkt her sei das Christusbild der „zusammengefasste religiöse Ausdruck der damaligen sozialen und ethischen Ideen.“ Jesus war deshalb nicht der Stifter der heutigen Kirche und nicht Vorbild für die Abfassung der vier Evangelien und apostolischen Briefe, sondern umgekehrt. Die Kirche schuf sich diese Texte und damit ihr Jesusbild selbst.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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