Der geteilte Jesus

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Atheisius
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Und wie soll die „heidenchristliche Sekte“ entstanden sein?
Erst nachdem die Jünger Jesu überall herum erzählt hatten, dass Jesus auferstanden und erschienen sei, gab es Heidenchristen.
Die Jünger Jesu waren, soviel ich weiß, keine Heiden sondern Juden.

Paulus hatte Anhänger dort, wo Nichtjuden in der Mehrheit waren. Das war in Antiochien. Paulus arbeitete innerhalb der antiochenischen Mission. Vor der Darstellung des Paulus als eines Christen war seine spirituelle Verwurzelung in der hellenistischen Gemeinde von Antiochien. Paulus empfing die Grundlagen seines Glaubens von der antiochenischen Gemeinde und entwickelte sie in der Folgezeit in ständigem Dialog mit der von dort empfangenen Lehre weiter. Hellenistische Juden, von Paulus missioniert, kehrten nach Jerusalem zurück.
(Quelle: Gerd Lüdemann, Paulus der Gründer des Christentums.)
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Freitag 10. Dezember 2021, 10:14 Die Evangelien sind keine exakten historischen Berichte. Sie sind Texte für die christlichen Gemeinden. Sie wollen nicht Geschichte vermitteln. Sie wollen erklären, wie es zu verstehen und zu deuten ist.
Oder besser, wie Atheisius hier so plausibel darlegt: Sie wollen aus dem hingerichteten Jesus den unsterblichen Christus machen.

Was du als fundamentale christliche Botschaft verteidigst, ist hingegen, mit Verlaub, völliger Blödsinn. Das erkennst du ja auch selbst an meiner Frage, weswegen du dich folgerichtig um deren Beantwortung drückst:
Daraus muss ich den Schluss ziehen, dass du annimmst, dieser als auferstandener Jesus erkannte Mann sei auf die Schnelle von einem angenommenen allmächtigen Gott auf völlig unerklärliche Weise mit der Identität Jesu erschaffen worden. Ist das richtig?
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Atheisius
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Der Selbstbetrug der Jünger

Die Nachgeschichte Jesu ist Teil seines Lebens, denn nur ihretwegen wissen wir überhaupt etwas von ihm. Sie erwies sich zugleich als große Überraschung: Obwohl Jesus an der Realität gescheitert war, triumphierten seine Jünger in der Vision.

Nicht lange nach dem Schock von Karfreitag behaupteten Kephas und die engsten Jünger, halluzinierend, Jesus sei von den Toten erweckt worden. Sie hätten ihn gesehen, und er werde als Gottessohn, Retter, Christus, Menschensohn auf den Wolken des Himmels demnächst wiederkommen. Nun besteht kein Zweifel daran, dass zahlreiche Menschen in der Antike Visionen von Verstorbenen hatten. Allerdings bedeutete das nicht, dass diese Toten wieder lebendig oder gar erweckt wurden. Sie blieben vielmehr tot.

Auch gibt es im Judentum keinen einzigen Text, in dem die Vision eines Menschen, der getötet worden war, zur Annahme führte, er sei auferstanden. Um zu verstehen, warum die visionäre Schau Jesu durch Petrus und die Jünger sie glauben ließ, ihr geliebter Meister sei auferweckt worden, müssen wir die Phantasien der Jünger vergegenwärtigen und uns klarmachen:

(a) »Auferstehung« hatte im Judentum allgemein eine endzeitliche Bedeutung, sie war Teil der kommenden Welt.

(b) Juden erwarteten damals allgemein, dass Gott in der nächsten Zukunft eine neue Ordnung schaffe, die in der Tat die Auferweckung von den Toten, die Bestrafung der Bösen und die Belohnung der Gerechten einschließen werde. Das war auch der hochmythologische Glaube Jesu und seiner Jünger.

(c) Außerdem erlebten die Jünger die Gegenwart des Reiches Gottes bereits enthusiastisch in der Gemeinschaft mit Jesus. Sie hatten ihn sagen hören: »Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen«, und folgerten daraus Jesu und ihren eigenen unmittelbar bevorstehenden Sieg über den Satan.

(d) Ähnlich besaß Jesus, wahnhaft phantasierend, die Kraft, Dämonen »mit dem Finger Gottes« auszutreiben. Er ließ seine Jünger auf diese Weise am anbrechenden Reich Gottes teilhaben.

(e) Im Lichte solcher Erfahrungen mit Jesus dürfte Petrus seine Vision Jesu so gedeutet haben, dass der Tod seines Meisters den Anfang vom Ende der gegenwärtigen Zeit ankündigte. Petrus erkannte Jesus – um Paulus’ späteren Ausdruck zu gebrauchen – als den »Ersten der Entschlafenen«. In einem kühnen Schluss bezog er die Vorstellung von der allgemeinen Auferstehung am Ende der Zeiten auf eine einzelne Person – Jesus.

Fortan war der »auferstandene« Jesus Herr des gesamten Kosmos; die Jünger traten in seine Spuren, um das begonnene Werk zu vollenden. Sie trieben in Jesu Namen Dämonen aus und vollbrachten ähnliche »Wunder« wie er. Viele dienten als sein Sprachrohr.

Den Gipfel bildete die Bekehrung des Christenverfolgers Paulus, der durch den Auftrag des »Auferstandenen« der Heidenmission den entscheidenden Impuls vermittelte und sie im großen Stil organisierte.

Er – der Jesus von Nazareth weder gesehen noch gehört, noch mit ihm gesprochen hatte – wurde zum eigentlichen Gründer des Christentums.

All dies war ein Wirrwarr ohnegleichen. An seinem Ende stand die fast ausschließlich aus Heiden bestehende Kirche Jesu Christi, die Jesu »ungläubige« jüdische Volksgenossen als Menschen- und Gottesfeinde abstempelte und sie sogar als »Gottesmörder« verunglimpfte.

Ihre Theologen machten die Heilige Schrift der Juden, bekannt als »Altes Testament«, zu einem rein christlichen Buch. An vielen seiner Stellen rede Gott bereits von Jesus und kündige dessen Kommen an. Ja, bereits bei der Schöpfung der Welt habe Jesus Gott zur Seite gestanden.

War es schon eine Tragödie, dass der historische Jesus in Jerusalem einer politischen Intrige zum Opfer fiel, so gilt das gesteigert von der Art und Weise, in der Christen seit zweitausend Jahren den Mann aus Nazareth in der Gestalt des geglaubten »Auferstandenen« für ihre kirchlichen und politischen Zwecke verfälschten. Begonnen aber hatte alles mit dem frommen Betrug der Jünger.


Autor:
Aus: Gerd Lüdemann „Der echte Jesus: Seine historischen Taten und Worte“. Seite 99.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben: Freitag 10. Dezember 2021, 20:28 Was du als fundamentale christliche Botschaft verteidigst, ist hingegen, mit Verlaub, völliger Blödsinn. Das erkennst du ja auch selbst an meiner Frage, weswegen du dich folgerichtig um deren Beantwortung drückst:
Daraus muss ich den Schluss ziehen, dass du annimmst, dieser als auferstandener Jesus erkannte Mann sei auf die Schnelle von einem angenommenen allmächtigen Gott auf völlig unerklärliche Weise mit der Identität Jesu erschaffen worden. Ist das richtig?
Holuwir, ich weise entschieden, Deine fortwährenden Unterstellungen zurück, dass ich mich um die Beantwortung Deiner Fragen drücke. Das ist nichts weiter als Rhetorik von Dir.
Denn, ich habe Deine Fragen, immer soweit möglich, nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet.

Ich tat das, obwohl mir bewusst ist, dass Du nicht aus Neugier fragst.
Deine Fragen dienen Dir lediglich als rhetorisches Stilmittel, um Inhalte zu bestimmen mit dem Ziel, nachzuweisen, dass Christentum Blödsinn ist.
Gelingt Dir dieser „Nachweis“ nicht, bist Du enttäuscht und machst mir Vorwürfe.

Soweit zu Deiner Rhetorik, nun zum aktuellen Inhalt

Ganz bewusst wies ich Dich fett darauf hin:
Christel hat geschrieben: Freitag 10. Dezember 2021, 10:14 Holuwir, Deine Gedanken sind nicht meine Gedanken!
Das trifft auf viele Deiner Fragen zu, auch auf diese.

Du gehst von den Vorstellungen der Zeugen Jehovas aus. Hier gibt es kein „Seelekonzept“. Daraus folgt, es gibt auch keine Auferstehung/ Auferweckung, sondern nur Neuschöpfung, die Du beschreibst und zurecht infrage stellst. Die Fragen, die Du hier aufwirfst sind logisch und berechtigt.

Ich weiß jetzt nur nicht, wie Du darauf kommst, dass ich so wie die Zeugen denke.
Du weißt doch, dass ich Katholikin bin! Du weißt auch, dass Katholiken von einer Seele ausgehen. Folglich gibt es etwas, was nicht einfach mit einem Menschen, wenn er stirbt, weg ist.

An anderer Stelle „Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele“ wies ich auf diese Lehre hin:
Christel hat geschrieben: Montag 6. Dezember 2021, 11:45 Die anima-forma-corporis-Lehre des Thomas von Aquin
Zur Ergänzung der Lehre "anima-forma-corporis":
Die abgetrennte Seele ist unvollkommen, nicht mehr der Mensch, der lebt. (Auferstehung: abgetrennte Seele wird zu einer Einheit mit einem neuen Leib) Diese Einheit bezeichnet nicht den Begriff Seele, sondern der Begriff Person. https://www.repetico.de/card-16518107
„Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen zum Seelenbegriff von Thomas von Aquin:" hier
Auch wenn man es nicht tiefgehend analytisch reflektiert, so bleibt doch der Glaube, dass man nicht tiefer fallen kann als in die "Hand Gottes", alles gut wird und es ein ewiges Leben gibt.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Ja, Christel, ich bin überzeugt, dass die einzige plausible und rundum schlüssige Darstellung zu diesem Thema die ist, die Atheisius hier vorträgt. Das was du hier vertrittst, kollidiert in einem Ausmaß mit der Wirklichkeit, dass mir nicht vorstellbar ist, wie vernünftige, denkende Menschen das vertreten können. Ich lege dir deshalb Fragen vor, deren Beantwortung mir unmöglich erscheint, in der Hoffnung, dass dir damit ein Licht aufgehe, wie massiv du dich in deiner Glaubensverteidigung verrannt hast. Hier ein vielleicht letzter Versuch: Der leibhaftige Mensch, den Jesu Jünger angeblich als Jesus erkannt haben, war also deiner Ansicht nach weder der von einem Gott wieder lebendig gemachte Leichnam noch eine Neuerschaffung. Was war er dann? Wie ist dieser Mensch deinem Glauben gemäß zustandegekommen?
Christel
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Christel »

Was ist denn das?
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 12. Dezember 2021, 12:16 Ich lege dir deshalb Fragen vor, deren Beantwortung mir unmöglich erscheint, in der Hoffnung, dass dir damit ein Licht aufgehe, wie massiv du dich in deiner Glaubensverteidigung verrannt hast.
Mit anderen Worten, Du bist nicht an meinen Antworten interessiert!
Du bist nicht daran interessiert zu verstehen.

Du bist von Dir und Deinem Standpunkt überzeugt!
Daher meinst Du, wer Dir nicht folgt, so wie ich, der ist unvernünftig…

Wie willst Du die richtigen Fragen stellen, ohne mich und meinen Standpunkt zu verstehen?
Die Fragen, die Du stellst sind allesamt für Dich stichhaltig. – Daher meinst Du, sie wären es für andere auch. Sind sie aber nicht. Was nützt es Dir oder mir, wenn ich sage, ich kann sie nicht beantworten. Gar nichts!

Ich muss das „WIE“ der Auferstehung nicht ergründen. Mir reicht das Zeugnis: Jesus ist auferstanden, denn er ist erschienen!


Andere überzeugen funktioniert so nicht!
Und schon gar nicht mit Druck! Schon gar, indem man ihnen erzählt wie unvernünftig… sie sind, indem man versucht sie öffentlich lächerlich… zu machen.
So kann man Menschen höchstens das Rückgrat brechen. Doch so weit ist es bei mir noch nicht.

Leben „Das kann doch nicht alles gewesen sein…“ : https://www.youtube.com/watch?v=sDL-_MOGQCY
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Ich muss das „WIE“ der Auferstehung nicht ergründen. Mir reicht das Zeugnis: Jesus ist auferstanden, denn er ist erschienen!
Man nennt das auch infantilen Aberglauben. Sigmund Freud nannte Religiosität eine „Kindheitsneurose“, eine „wahnhafte Umbildung der Wirklichkeit“, um sich „Glückversicherung und Leidensschutz“ zu schaffen.

In jüngster Neuzeit hat die Diskussion darüber auch die Forschungslabors der Neurologen erreicht: Einige nennen Religiosität „eine Störung des Gehirnlappens“.

Seit Karl Marx wissen wir: Religion ist das Opium des Volkes.
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Sonntag 12. Dezember 2021, 22:36 Andere überzeugen funktioniert so nicht!
Wie funktioniert es dann?
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Christel »

Bei mir wahrscheinlich gar nicht!

Wozu auch?

Muss man jemanden, der gern in die Oper geht unbedingt davon abbringen, nur weil man selbst mit der Oper nichts anfangen kann? Ich bin katholisch und das ist das Beste, was ich von meinen Eltern geerbt habe.

Außerdem, wer ein Ziel verfolgt, der konzentriert sich automatisch auf dieses Ziel.
Der eigene Fokus stellt sich auf dieses Ziel ein, er verengt sich. Anderes wird zur Nebensache, manches wird dabei übersehen.

Am Ende hat man sich nur selbst in seinen eigenen Überzeugen/(Vor-)Urteilen... bestärkt. Und dann wird es immer unverständlicher, wieso sich der andere nicht überzeugen lässt. Das ist eine Sackgasse!

Ein möglicher Ausweg: Sich austauschen, um selbst Dinge besser zu verstehen. Nur verstehen, nicht übernehmen.
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Ein möglicher Ausweg: Sich austauschen, um selbst Dinge besser zu verstehen. Nur verstehen, nicht übernehmen.
Austauschen - mit wem?

Für mich kann das absolut nicht zutreffen. Du bis katholisch, ich war katholisch. Die katholische Religion kenne ich nur allzu gut. Ich brauche mich deshalb nicht über Religionsinhalte „auszutauschen um sie besser zu verstehen“.

Wer im Alltag, im Berufsleben und in der Wissenschaft die Vernunft, kritisches Denken, gesunde Zweifel und Belege außer Acht lässt, gilt als Dummkopf, nur in der Religion gilt man so als Frommer.

Zweifel sind höchst „sündig“; ohne blinden Glauben droht die Hölle. Das begann bei der Strafe für das Essen vom „Baum der Erkenntnis“ und endete nicht bei Luthers Rede von der „Hure Vernunft“ und seiner Parole: „Wer Christ sein will, der steche seiner Vernunft die Augen aus“.

Entsprechende Textstellen im Neuen Testament sind Matthäus 11,25; Korinther 1,19-27 und 1. Korinther 3,18-21.

Auch hier schreit ein Widerspruch zum Himmel: Einerseits wird die Vernunft als Geschenk „Gottes“ gepriesen, andererseits darf man diese Gabe nicht nutzen! Den blinden Glauben über die Vernunft zu stellen, entspricht einem Denkverbot!

Tieferer Grund für die Dämonisierung der Vernunft ist, dass den Kirchenfunktionären die Vernunftwidrigkeit ihrer Lehren sehr wohl bewusst ist. In der Kirchengeschichte gab es demgemäß fatalerweise auch massive Zensur und zahlreiche Bücherverbrennungen, ja sogar Brandschatzungen ganzer antiker Bibliotheken mit unwiederbringlichen Schätzen.

Die geistige Grundlage von Bücherverbrennungen kann der Apostelgeschichte 19,19 entnommen werden. 99 % der antiken Literatur gingen durch das wissenschaftsfeindliche Wüten der Christen verloren. Die antiken philosophischen Schulen wurden gewaltsam aufgelöst, das wissenschaftliche Arbeiten behindert, Gelehrte verbrannt.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Andere überzeugen funktioniert so nicht!
[...]
Bei mir wahrscheinlich gar nicht!
Warum ist das so? Ist das gut? Du behauptest etwas, was ich für nicht wahr halte. Dann stelle ich dir Fragen, die offenlegen, dass das, was du behauptest, gar nicht sein kann. Vernünftig wäre es doch nun, darüber nachzudenken, warum du es dennoch behauptest. Eigentlich willst du doch gar nichts behaupten, was nicht stimmt. Du willst doch weder Lügen nachhängen, noch solche verbreiten.

Ich sehe ein, dass es für dich besser wäre, ich würde solche Fragen nicht stellen. Aber du hast ja selbst eine solche Diskussion begonnen. Sicher in der Annahme, dass du richtig liegst. Jetzt bringe ich dich nun in Verlegenheit. Entweder du siehst ein, dass du falsch liegst, dass dein Glaube in dieser Frage keine Grundlage hat oder du beantwortest meine Fragen so, dass deine Behauptung gerechtfertigt ist. So wie es jetzt aussieht, drückst du dich einfach vor einer Antwort und beschuldigst mich, dass ich unzulässige Fragen stelle.

Also noch einmal: Fakt 1 ist: Ein Toter kann nach einigen Stunden, ja Minuten nicht wieder lebendig werden. Fakt 2 ist: Ein Mensch kann nicht aus dem Nichts entstehen. Also kann Jesus nicht "auferstanden" und den Jüngern erschienen sein. Wenn es dennoch Fakt und kein Theaterstück oder sonstwie phantasievolle, evtl auch nachträglich erfundene Geschichte gewesen sein soll, dann müssen wir uns aussuchen, welchen der 3 Fakten wir für falsch erklären und was an Stelle dessen dann stehen soll.

Ich weiß, dass dir das nicht behagt. Du möchtest alles gern in verbalen Schleiern verhüllen. Aber gleichzeitig möchtest du auf Augenhöhe diskutieren. Also tue es. Befasse dich mit den Realitäten, wenn es real sein soll. Nur verstehen, du brauchst es ja nicht zu übernehmen.
Christel
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheismus, Du Ausbund an Toleranz und Weisheit. Toll wie Du die Verantwortlichen für alle Schlechtigkeit in der Welt ausfindig gemacht hast.

Es gibt ein urmenschliches Bedürfnis gut zu sein, zu den Guten zu gehören. Daher setzten sich Menschen gern zu den Guten, so glauben sie selbst gut zu sein. Von dort aus werden die schlechten Menschen kritisiert und verdammt. Wer würde da noch an deren Gutsein zweifeln?

Als Gott Mensch wurde setzte er sich mit denen zusammen, die nicht zu den Guten gehörten. Von den Guten wurde er dafür kritisiert und ans Kreuz geschlagen. Er brachte die gute Ordnung durcheinander. Er galt als Sünder, als Verfluchter.

Daher sagt die Bibel, dass die Weisheit Gottes größer ist als die der Menschen. Und viele, die sich selbst für superschlau halten, es in Wirklichkeit gar nicht sind.

Für Dich ist klar:
Atheisius hat geschrieben: Sonntag 12. Dezember 2021, 23:15Es ist doch wohl klar, und das gilt auch heute noch in der Grundschule, wer nicht schreiben kann, kann auch nicht lesen]

Also, ich konnte bereits vor der Grundschule lesen. Schreiben lernte ich erst später in der Schule.

Außderdem, kann man wirklich von der Nichtüberlieferung antiker Schriftstücke auf die Schreib- und Lesefähigkeit einer antiken Person schließen?

Übrigens:
Die Gründe für diesen massiven Verlust sind vielfältig und umstritten.

Ein Einschnitt kann in der sogenannten Reichskrise des 3. Jahrhunderts gesehen werden.

Belegt sind systematische Vernichtungen christlicher Schriften während der Christenverfolgung sowie paganer („heidnischer“) Schriften im Zuge der Christianisierung des Römischen Reiches.

Andere Ursachen dürften im kulturellen Niedergang und den Wirren der Völkerwanderungszeit besonders im Westen zu finden sein, als zahlreiche Buchbestände kriegerischen Zerstörungen zum Opfer gefallen sein dürften und mit den gebildeten Eliten die noch verbleibenden kulturellen Träger der Überlieferung schwanden.

Veränderungen der Medien – so die Umschreibung vom Beschreibstoff Papyrus auf Pergament und von der Schriftrolle zum Codex – sowie des literarischen Kanons und des Schulwesens bildeten weitere Barrieren. Die Überlieferung von Werken endete, wenn sie nicht in das neue Medium umgeschrieben wurden. https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCch ... %A4tantike

Als Skriptorium (lat. scriptorium) bezeichnet man die seit der Spätantike entstehenden, meist in Klöstern befindlichen Schreibstuben, in denen sakrale und teilweise auch profane Texte handschriftlich dupliziert werden. In der wissenschaftlichen Literatur wird Skriptorium als Synonym von Schreibschule auch für die dort tätigen Schreiber und zur Charakterisierung der Herkunft ihrer Produkte benutzt: „Handschrift aus dem Skriptorium von …“

Mehrheitlich war das Skriptorium fester Bestandteil eines Klosters. Seit dem 13. Jahrhundert gab es Universitäten, wo Bedarf an Büchern bestand. In ihrem Umkreis siedelten sich bürgerliche Schreibwerkstätten an, die aber im 14. und 15. Jahrhundert in ihrer Verbreitung zunahmen, da die Nachfrage nach Büchern weiter stieg. Klosterskriptorien arbeiteten vor allem im frühen Mittelalter fast ausschließlich für den Bedarf der eigenen Institution oder adeliger Auftraggeber. https://de.wikipedia.org/wiki/Skriptorium
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben: Samstag 18. Dezember 2021, 22:06 Du behauptest etwas, was ich für nicht wahr halte.
Na so was aber auch!
Holuwir hat geschrieben: Samstag 18. Dezember 2021, 22:06Aber gleichzeitig möchtest du auf Augenhöhe diskutieren. Also tue es.
Sorry, das klappt nicht, denn Du hast dich hoch über mich gestellt.

Du legst fest, was Wahrheit und Realität ist.
Mir teilst Du damit den Part zu, nicht die Wahrheit zu vertreten und nicht die Realität.
Holuwir hat geschrieben: Samstag 18. Dezember 2021, 22:06Befasse dich mit den Realitäten, wenn es real sein soll. Nur verstehen, du brauchst es ja nicht zu übernehmen.
Holuwir hat geschrieben: Samstag 18. Dezember 2021, 22:06 Also noch einmal: Fakt 1 ist: Ein Toter kann nach einigen Stunden, ja Minuten nicht wieder lebendig werden. Fakt 2 ist: Ein Mensch kann nicht aus dem Nichts entstehen.
Alles richtig! - Du siehst, ich verstehe es. Also bist Du nun damit zufrieden.
Ich übernehme Deine Schlussfolgerung nicht. Aber das brauche ich auch nicht, wie Du schreibst.

Holuwir hat geschrieben: Samstag 18. Dezember 2021, 22:06 Also kann Jesus nicht "auferstanden" und den Jüngern erschienen sein.
Er ist ihnen aber erschienen!
Keine Fantasie, keine nachträglich erfundene Geschichte, kein Theaterstück.

Übrigens, auch Glaube existiert real. Er ist somit Realität und hat einen Inhalt.
Ausgehend vom Inhalt des Glaubens laufen Deine Fragen ins Leere, weil Du von falschen Voraussetzungen ausgehst:
Fakt 1 und 2: Bei der Auferstehung geht es weder, um einen wiederbelebten Leichnam, noch um eine Schöpfung aus dem Nichts. - Das sagte ich Dir bereits.

Außerdem, Du weißt selbst:
Jesus Christus bedeutet Jesus der Gesalbte.
Gesalbte haben himmlische Hoffnung.

Es geht folglich bei der Auferstehung Jesu nicht um ein weiter so in einem irdischen Paradies.

Holuwir, Du kennst auch die Passage in 1.Korinther 15, wo Paulus erläutert, dass der Auferstehungsleib ein anderer ist als der irdische Leib.

Auch Dir müsste zu denken geben, dass das Zeugnis lautet, er ist uns erschienen und nicht, er ist wieder da.

Wenn Du bei der Wahrheit bleiben willst, dann kannst Du nicht so tun, als hätten sie einen wiederbelebten Leichnam oder einen fix neu geschaffenen Menschen verkündet.

Es gibt Menschen, die meinen das. Daher glauben sie, sie könnten mit solchen Fragen etwas widerlegen. - Doch Du bist geschult und nicht alles, was Du bei den Zeugen gelernt hast, war falsch. Daher müsstest Du eigentlich wissen, dass es so nicht funktioniert.
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Als Gott Mensch wurde setzte er sich mit denen zusammen, die nicht zu den Guten gehörten. Von den Guten wurde er dafür kritisiert und ans Kreuz geschlagen. Er brachte die gute Ordnung durcheinander. Er galt als Sünder, als Verfluchter.
Daher sagt die Bibel, dass die Weisheit Gottes größer ist als die der Menschen. Und viele, die sich selbst für superschlau halten, es in Wirklichkeit gar nicht sind.
Als Gott Mensch wurde……..?

Behauptungen, die ohne Belege oder wenigstens gültige Argumente vorgetragen werden, so auch die Behauptung der Existenz eines Gottes, könnten auch ohne Belege und Argumente zurückgewiesen werden oder unbeachtet bleiben. Bei der Behauptung von Nixen oder Feen verfährt man schließlich auch so.

Nie hat ein psychisch gesunder Mensch nachweisbar einen Gott gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt oder gefühlt. Warum zeigt sich der angebliche Schöpfer des Alls seit mehr als 2000 Jahren nicht mehr? Bis dahin hatte er des Öfteren mit Propheten geplaudert :lol: .

Die Beweislast liegt bei denen, die dennoch die Existenz einer solchen Kunstfigur behaupten.

Also, wo sind die Beweise?

Es gibt keine, obwohl die Theologen nun Tausende Jahre Zeit hatten, Beweise zu sammeln.

Der gesamte Weltablauf sieht exakt so aus, wie man es ohne einen Gott erwarten würde. Liegt es da nicht nahe, dass es keinen Gott gibt?
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Re: Der geteilte Jesus

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Sonntag 19. Dezember 2021, 11:58 Behauptungen, die ohne Belege oder wenigstens gültige Argumente vorgetragen werden
Wenn Du Deine Forumsbeiträge durchliest, dann kannst Du Dich ganz kräftig an Deine eigene Nase fassen.

Missionierende Atheisten raten ihren Mitstreitern, selbst nichts zu belegen und zu beweisen, sondern die Beweislast den Christen aufzuerlegen.

Das machst Du wirklich sehr gut!
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