Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

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Atheisius
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Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele ist bei allen Völkern verbreitet, zuerst bei den Indern und Chaldäern, nach Aussage Herodots bei den Ägyptern, Cicero zufolge bei allen Nationen.
Zu Moses Zeiten und auch später gab es noch keine Vorstellung von der ewigen Seligkeit bei den Israeliten. Den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele haben die Israeliten erst nach der Babylonischen Gefangenschaft von den Chaldäern oder anderen Völkern übernommen. Dieser Glaube hat dann tatsächlich erst seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. eine größere Rolle gespielt.

Ein Glaube ist immer an Hirnfunktionen gebunden. Heute finden wir – im Unterschied zu früheren Generationen – keinerlei Hinweise mehr darauf, dass geistig-seelische Vermögen oder Phänomene unabhängig von Hirnfunktionen auftreten könnten. Die Leitidee der modernen Hirnforschung ist, dass sämtliche psychischen Vermögen und Phänomene, soweit wir diese kennen und überhaupt als solche identifizieren können, von Hirnfunktionen (bzw. den Funktionen eines Nervensystems) und letztlich von einem intakten Organismus abhängen. Was das Auge für das Sehen ist, ist das Gehirn für die Gesamtheit der psychischen Vermögen im Menschen, das heißt für Wahrnehmung, Gefühle, Erinnerungen, Denken usw.

Anders formuliert lautet die These: Es gibt keine psychischen Phänomene ohne Hirnfunktion. Und schon gar nicht gibt es dann rein geistige, immaterielle, übernatürliche Wesenheiten, die irgendetwas sehen, hören, fühlen, beabsichtigen oder physisch bewirken könnten.
Das Schicksal des Gehirns nach dem Tod steht fest: es zerfällt oder wird verbrannt. Wenn der Teilverlust von Hirnfunktionen durch Verletzungen oder Erkrankungen zu einem Teilverlust psychischer Vermögen und Phänomene führt, dann liegt es auf der Hand davon auszugehen, dass der unwiderrufliche Gesamtverlust aller Hirnfunktionen im Tod zu einem Gesamtverlust sämtlicher psychischer Fähigkeiten und Vermögen führt.
Wenn der Geist (bzw. die Seele) bereits beim bloßen Einschlafen und bei jeder Narkose „den Geist aufgibt“, wie sollte er dann den Hirntod überdauern können?

Es steht unwiderruflich fest: Der Tod ist der Tod der ganzen Person, das Ende auch ihres geistig-seelischen Lebens.

Ein Weiterleben nach dem Tod als dieselbe Person, jedoch ohne den Körper, ein Fortleben als immaterielle, erlebnisfähige Seele ohne Gehirn in einer Jenseits-Welt oder eine Abtrennung der Seele vom Körper im Moment des Todes ist auf der Basis all dessen, was wir heute über den engen Zusammenhang von Gehirn und Geist wissen, in höchstem Maße ausgeschlossen.

Und Gott?

Es lässt sich beobachten, dass Menschen nach Schädigungen des Frontalhirns Schwierigkeiten haben, einen Willensentschluss zu fassen, soziale Regeln zu beachten oder sich in andere Personen einzufühlen. Andere verlieren die Fähigkeit, sich etwas zu merken, nachdem ein vorübergehender Sauerstoffmangel die beiden Hippocampi in der Tiefe ihrer Schläfenlappen zerstört hat.

Psychische Funktionen kennen und verstehen wir heute nur noch als natürliche Funktionen in engem Zusammenhang mit Hirnphysiologie. Wie also könnte Gott, der kein Gehirn, kein Stirnhirn, keine Hippocampi hat, etwas „wollen“, „Mitgefühl empfinden“, uns „lieben“ oder „sich alles merken, was wir im Laufe unseres Lebens getan haben“?

Die religiöse Rede von Gott erweist sich im Spiegel der Kognitiven Neurowissenschaften als in hohem Maße anthropomorph, d.h. gestaltet nach menschlichen Vorstellungen. Und die Rede von Gott wäre vermutlich ja auch völlig unverständlich, wäre sie es nicht.

Ohne diese Annahme eines irgendwie gearteten Weiterexistierens nach dem Tod des Körpers verlieren die meisten bzw. alle Religionen weitgehend ihre Anziehungskraft. Die Religionsvertreter müssen also unbedingt am Glauben an die Unsterblichkeit der Seele, an ein Weiterleben nach dem Tode und den restlichen Verbleib der Seele in der Hölle oder im Himmel festhalten.

Mit geändertem Blick auf die Erfolge der modernen Hirnforschung beerdigt die Philosophie des 21. Jahrhunderts die großen Menschheitsfragen:
  • Was bedeutet es zu wissen, dass unabhängig vom Gehirn keine Seele existieren kann; dass mit der Beschädigung oder dem Tod desselben auch unser Ich verschwinden muss? Und dennoch belohnt uns das Gehirn dafür, an einen Gott und ein Leben nach dem Tod zu glauben!
  • Was bedeutet es zu wissen, dass das Unbewusste einen Narren aus uns macht und wir keine Möglichkeit haben, es zurück zu verfolgen, obwohl wir seine Funktionsweise erklären können; dass wir uns der Illusion eines freien Willens hingeben, weil das Unbewusste die Konsequenzen der Erkenntnis über die Realität für zu deprimierend hält, um sie uns ungeschminkt ins Bewusstsein durch zu reichen?
So, wie die beweisresistenten Nachfahren der einstigen Religions-Designer die Dogmen ihrer Religion sukzessive bis zur Unkenntlichkeit anpassen mussten, um in den aufgeklärten Gesellschaften überhaupt noch wahr genommen zu werden, wird auch die Theologie sich verabschieden müssen von behaupteten Sinnlehren, sonst fabriziert sie nur noch sinnleere Behauptungen.

Wenn man (in naher Zukunft) in einem MRT (Magnetresonanztomograph) zeigen kann, wo der Sitz religiöser Gefühle im Gehirn lokalisiert ist und dieses Areal mittels elektrischer Impulse so manipulieren kann, das der Proband, je nach Behandlung, zu einem tiefgläubigen Christen oder entspannten Atheisten werden kann, bricht schon damit nahezu jedes theologische Menschenbild der letzten 2500 Jahre auseinander.
Gefühle und Erfahrungen lassen sich kurzschließen oder überbrücken. Gott lässt sich „implantieren“.

Der Mensch unterscheidet sich nur unwesentlich vom Tier. Der Begriff „Seele“ muss unbedingt in Anführungszeichen gesetzt werden und wir müssen wahrnehmen, dass die Wahrnehmung unserer inneren Welt eine Simulation des Gehirns ist, die so perfekt erscheint, dass wir sie mit unserer Identität verwechseln.

Die Theologie des 21. Jahrhunderts scheut offenbar jene Fragen, die ihrer Existenz am ehesten Berechtigung geben. Weil sie fühlt, was auf dem Spiel steht? Oder ist es nicht mehr relevant, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder ob die „Seele“ mehr als ein leicht zu manipulierendes, auf`s engste mit der grauen Masse zwischen unseren Ohren korreliertes Konstrukt ist? Die Hirnforschung hat auf diese Fragen geantwortet, ohne Rücksicht darauf, ob das Fazit für unser Selbstverständnis desillusionierend ausfällt. Das ging schon Darwin so.
Da wir heute psychische Vermögen und Phänomene ausschließlich in Verbindung mit Hirnprozessen beobachten können, erscheint heute jeder Glaube an “Gespenster” – also immaterielle geistige Wesen wie Elfen, Trolle, Geister, Seelen, Engel, Dämonen, Teufel, Götter, die es auch noch gibt – obsolet.

Was Religioten heute noch von der „Unsterblichkeit der Seele“ uns einreden wollen, zeigt ein Video von Edi Maurer, vom „Universellen Leben“, bei Youtube. Schöne Naturaufnahmen aber sonst ein sinnloses und unglaubwürdiges Gerede. Beim Anhören des Videos musste ich öfter laut lachen.
Das Jenseits - wo werden wir sein?
https://www.youtube.com/watch?v=WOxcAbUb_0E
Viel Spaß beim Ansehen!

Was beim Sterben wirklich geschieht | Peter Fenwick im Gespräch
https://www.youtube.com/watch?v=bqM92biu4r0

Er beschreibt die Phasen im Sterbeprozess und beleuchtet die Notwendigkeit des „Loslassens“, gibt aber auch Einblicke in faszinierende andere Phänomene, die in Todesnähe häufig vorkommen: Lichterscheinungen, ungewöhnliches Verhalten von Tieren, Sterbebettvisionen, Nachtodkontakte und ähnliches. Die Untersuchung von Phänomenen in Todesnähe steht auch in engem Zusammenhang mit der Bewusstseinsforschung. Sie ermöglicht ein vertieftes Verständnis nicht nur dafür, was beim Sterben geschieht, sondern auch über das Wesen des Menschseins.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius, Du hast schon wieder ein Werbevideo des „Universellen Lebens“ eingestellt.

Kann es sein, dass Du dieses sogenannte „Urchristentum“, diese esoterische synkretische Lehre gespickt mit fernöstlichen und christlichen Elementen mit Christentum verwechselst?

Du freust Dich über Kirchenaustritte und darüber, dass die Konfessionslosen mehr werden. Kann es sein, dass Du dies mit einem Zugewinn für Deine weltanschaulichen Überzeugen gleichsetzt?

Auch wer sich dem „Universellen Leben“ zuwendet, der wird aus der Kirche austreten und als konfessionslos gezählt werden.
Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Insa aus dem Jahr 2013 war sich nur etwa ein Drittel der Konfessionslosen in Deutschland sicher, dass es keinen Gott gebe. Viele Konfessionslose glauben laut dieser Umfrage „an irgendeinen Gott“, rund 16 % beschäftigen sich sogar intensiv mit der Gottesfrage.[7] Eine Umfrage aus dem Jahr 2014 in der Schweiz brachte ähnliche Ergebnisse. Unter den Konfessionslosen betrachteten sich rund 32 % als atheistisch. 31 % glauben an eine „höhere Macht“, 25 % sind agnostisch und 11 % glauben an einen einzigen Gott.[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Konfessionslosigkeit
Das mit der Seele ist nicht so einfach:
De anima (lateinisch; altgriechisch Περὶ ψυχῆς Perí psychḗs, deutsch „Über die Seele“) ist eine Schrift des Aristoteles. Sie behandelt die Seele als diejenige Entität, die bewirkt, dass einem natürlichen Körper das Prädikat „lebendig“ zugesprochen werden kann.
Mehr:
https://de.wikipedia.org/wiki/De_anima
Kirchlicher Glaube erwartet noch immer die leibhafte Auferstehung der Toten und nicht wie im Video das Weiterleben der unsterblichen Seele.

Man wird dem Menschen nicht gerecht, wenn man Körper und Seele trennt.
Also, weder wenn man den Menschen nur als Körper sieht (Position von Atheisius), noch wenn man ihn nur als Seele sieht (Position vom "Universellen Leben").
Der Mensch ist in Leib und Seele einer, das ist die kirchliche Position.

Hochmittelalter:
Im 13. Jahrhundert stellt die Frage nach dem Menschen als einer Einheit aus Körper und Seele eine der grundlegendsten Kontroversen dar. Zwar bestritt kein Philosoph diese Einheit, jedoch war – oft heftig – umstritten, wie diese Einheit genau zu bestimmen sei und wie sie zustande komme.
https://www.schoeningh.de/view/book/edc ... 000013.xml
Die anima-forma-corporis-Lehre des Thomas von Aquin
Thomas tritt in diesem Kontext nicht als ein Vermittler auf, sondern hat durch seine Position den Disput in mancher Hinsicht erst ausgelöst. Ohne hier näher auf ihren historischen Kontext eingehen zu können, sei nur bemerkt, dass die Position des Aquinaten im 13. Jh. zu seinen Lebzeiten wie auch nach seinem Tod keineswegs unumstritten war; auch wenn seine Position sich später als die kirchenamtlich verbindliche durchgesetzt hat, so heißt dies doch nicht, dass sie im Allgemeinen Bewusstsein der Gläubigen (und schon gar nicht außerhalb der Kirche) eine besondere Rezeption erfahren hätte.
https://www.schoeningh.de/view/book/edc ... 000013.xml
Ausgangspunkt bei der Betrachtung der Seele ist für Thomas die naturphilo-sophische Perspektive: Die Seele ist zunächst einmal schlicht das Lebensprinzip der lebendigen Dinge, der Grund für das Phänomen des Lebens, das in bestimmten Körpern – im Gegensatz zu unbelebten Körpern – beobachtet werden kann. Thomas verwendet damit einen weiteren Seelenbegriff als im heutigen umgangssprachlichen Gebrauch üblich. Heute bezieht er sich eher auf die menschliche Geistseele, die der Mensch in der Innenschau und im Bewusstsein seiner selbst erfährt. Thomas hingegen findet die Seele in der Hinwendung zu der sinnlich erfahrbaren und empirisch erforschbaren Welt der körperlichen Dinge, insofern sie Lebewesen sind und sich von bloßen Körperdingen unterscheiden. So spricht er bei den Pflanzen von einer anima nutritiva bzw. vegetativa, die Stoffwechsel- und Fortpflanzungsprozesse ermöglicht, während bei den Tieren die anima sensitiva darüber hinaus zur Sinneswahrnehmung befähigt; der Mensch ist aufgrund der anima intellectiva, die die vorgenannten Potenzen mit umfasst, zu verstandesmäßiger Erkenntnis fähig.
Mehr: https://www.schoeningh.de/view/book/edc ... 000013.xml
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Kirchlicher Glaube erwartet noch immer die leibhafte Auferstehung der Toten und nicht wie im Video das Weiterleben der unsterblichen Seele.
  • Ein Haufen Knochen. Wie können die leiblich "Auferstehen" ? Wie geht das?
  • Wohin gehen diese dann konkret?
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Christel »

Dazu habe ich mich im Thema Der geteilte Jesus in diesen beiden Antworten an Holuwir geäußert:
von Christel » Di 07 Dez, 2021 18:09
von Christel » Mi 08 Dez, 2021 9:15

Natürlich spielt im Christentum auch das „Seele-Konzept“ eine Rolle. Das verleitet dazu in solchen Aussagen, wie sie beispielhaft im Video des „Universellen Lebens“ auftauchen, etwas Christliches zu sehen. Noch dazu, wo sich diese Organisation selbst als „Urchristen“ bezeichnet und auch Jesus Christus eine Rolle spielt. - Doch Jesus Christus kommt auch im Islam vor, trotzdem sind Muslime keine Christen.

Das im Video vorgestellte Konzept kommt ganz gut ohne Gott aus.
Dagegen ist so was dort wichtig:
Atheisius hat geschrieben: Sonntag 5. Dezember 2021, 16:54 Da wir heute psychische Vermögen und Phänomene ausschließlich in Verbindung mit Hirnprozessen beobachten können, erscheint heute jeder Glaube an “Gespenster” – also immaterielle geistige Wesen wie Elfen, Trolle, Geister, Seelen, Engel, Dämonen, Teufel, Götter, die es auch noch gibt – obsolet.
Das Christentum kommt ohne dem aus. Zwar kommen in der Bibel auch „Engel, Dämonen, Teufel“ vor, aber randständig. – Auch, der nicht tot zu kriegende populäre Irrtum „Hexenverfolgung im Mittelalter“ stimmt so nicht. Die kam erst im ausgehenden Mittelalter auf und vor allem in der Neuzeit und auch nicht überall. Voraussetzung dafür ist nämlich der Glaube an Hexen und nicht der Glaube an Christus. Der Glaube an Hexen kommt mit dem Neuheidentum wieder.

Zurück zum Video: Weshalb ist das dort vertretende Seele-Konzept nicht christlich?

Wie gesagt, das im Video vorgestellte Konzept kommt ganz gut ohne Gott aus.
Die Seele ist unsterblich und als Seele leben das ist die eigentliche Daseinsweise.

Das irdische Leben und die fortwährenden Reinkarnationen dienen allein dem
Karma, dem eigenen Fortschritt.

Das klingt für viele Menschen heute attraktiv, man kann selbst etwas tun. Man bekommt immer wieder eine neue Chance und ist nicht auf die Gnade eines Gottes angewiesen. Das entspricht unserer Leistungsgesellschaft.

Die Sache hat jedoch eine Kehrseite. Es gibt einen engen Sein-Ergehens-Zusammenhang:
Geht es einem Menschen schlecht, dann muss man nicht nach Ursachen suchen, um zu sagen „selbst schuld“. Der Leidende, das Opfer ist immer selbst schuld. Das Leiden ermöglicht ihm die Schuld aus früheren Leben abzuarbeiten. – Hilft man einem Leidenden, dann tut man lediglich etwas für sich selbst, für das eigene Karma.

So wie man nach dem Tod von den Geistern abgeholt wird, die einem selbst ähnlich sind (siehe Video), so teilt sich die Gesellschaft auch in diesem Leben. – Man sagt bei uns, gleich und gleich gesellt sich gern, hier gehören aber nur gleich und gleich zusammen. - Das Kastensystem einzuführen würde allerdings unsere Wirtschaft behindern.
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Atheisius hat geschrieben: ↑Sonntag 5. Dezember 2021, 16:54 Da wir heute psychische Vermögen und Phänomene ausschließlich in Verbindung mit Hirnprozessen beobachten können, erscheint heute jeder Glaube an “Gespenster” – also immaterielle geistige Wesen wie Elfen, Trolle, Geister, Seelen, Engel, Dämonen, Teufel, Götter, die es auch noch gibt – obsolet.
Das Christentum kommt ohne dem aus. Zwar kommen in der Bibel auch „Engel, Dämonen, Teufel“ vor, aber randständig.
Ist der geglaubte Gott der Christen kein immaterielles geistiges Wesen?
Das Christentum kommt ohne dem aus.
Ohne Hölle, Teufel, Sündenfall, ewige Verdammnis etc. macht die sogenannte „Erlösungstat“ des christlichen Messias keinen Sinn. Ein „Weichfilter-Christentum“ das aus modisch-opportunistischen Überlegungen heraus glaubt, ohne Teufel und Dämonen auskommen zu können, ist in etwa vergleichbar mit einem Elfmeterschießen, bei dem die gegnerische Mannschaft gar nicht antritt.
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius, alles was Du aufgezählt hast, sind, obwohl immaterielle Wesen, doch „Dinge dieser Welt“:
“Gespenster” – also immaterielle geistige Wesen wie Elfen, Trolle, Geister, Seelen, Engel, Dämonen, Teufel, Götter“.

Sofern sie in der Bibel genannt werden, sind es Geschöpfe Gottes. Sie sind somit klar von Gott unterschieden.

Gott ist kein „Dinge dieser Welt“, sondern ihr Schöpfer, ihr Urgrund.
Von diesem Gott sollst/kannst Du Dir kein Bildnis machen, auch nicht das eines immateriellen geistigen Wesens.
Daher ist das Allerheiligste im Jerusalemer Tempel ein leerer Raum:
Im nachexilischen Tempel bleibt das Allerheiligste leer. Nur
einmal im Jahr – am Jom Kippur – darf der Hohepriester diesen
Raum betreten.
• Der Tempel ist zugleich der Ort der Begegnung des Volkes mit
seinem Gott aber auch der Ort der Nichtdarstellbarkeit Gottes.
https://bildungsnetz.bildung-rp.de/file ... usalem.pdf
An „Dinge dieser Welt“ muss man nicht glauben, um diese Dinge kann man wissen, wenn man die Augen aufmacht.

Manche sehen in Engel, Dämonen, Teufel Personen - Geistwesen. Teilt man diese Ausfassungen nicht, so bleiben doch Geisteskräfte, die Menschen zum Guten als auch zum Bösen bewegen.

Das Leben, und darum geht es, lässt sich nicht weichspülen.
Es bleiben Schrecknisse, traumatische Ereignisse, teuflisches Säbelgerassel, Corona Pandemie und nicht nachvollziehbare verhärtete Unvernunft, es bleiben Sünde, Leid und Tod. Und es bleibt der Ruf der Weihnachtsengel, der Boten Gottes: „Fürchtet Euch nicht, denn der Retter/Erlöser ist da.“
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Atheisius, alles was Du aufgezählt hast, sind, obwohl immaterielle Wesen, doch „Dinge dieser Welt“:
“Gespenster” – also immaterielle geistige Wesen wie Elfen, Trolle, Geister, Seelen, Engel, Dämonen, Teufel, Götter“.
Der Gott (oder die Götter) anderer Religionen sind also "Dinge dieser Welt", und dein Gott gehört nicht dazu?
Woher nimmst du diese Gewissheit?
Andere Religionen sehen in ihrem Gott auch einen "Schöpfer".
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Donnerstag 9. Dezember 2021, 18:33 Andere Religionen sehen in ihrem Gott auch einen "Schöpfer".
Ich weiß nicht, das ist ein weites Feld.
Daher beginne ich in der Gegend, in der sich der Glaube an den einen Gott, der der Schöpfer der Welt ist, herausgebildet hat.

Es gab den Schöpfer Gott Marduk: „Im Chaosdrachenkampf tritt er Tiamat entgegen und spaltet sie in zwei Hälften, aus denen er die Welt und den Himmel formt.“
Tiamat ist selbst eine Göttin. „Sie verkörpert das Salzwasser.“

Du siehst, hier sind trotz „Schöpfung“ Welt und Götter ungetrennt. Die Welt selbst ist göttlich. Himmel und Erde bestehen aus dem Leib der Göttin Tiamat. Und wenn Du Dir die griechischen, römischen oder auch die nordischen Götter ansiehst, so stehen sie für Planeten, Naturkräfte oder Geisteskräfte. Ich denke im Hinduismus ist es ähnlich.

Wie sieht es mit der Schöpfung des Menschen aus?
"Darauf schafft der Gott Ea die Menschheit. Er nimmt dazu das Blut des Gottes Kingu, den man als Anstifter des ganzen Aufruhres erkennt und tötet.“ https://www.joerg-sieger.de/einleit/all ... /all50.php

Parallelen und Umdeutung in der Bibel

Der sogenannte erste Schöpfungsbericht der Bibel geht von diesen Vorstellungen aus, setzt sich damit auseinander und schreibt sie völlig um:
„Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ (Genesis/1.Mose 1,2)
Was in der Einheitsübersetzung so zahm klingt, wird im hebräischen Original als Tohuwabohu bezeichnet. Das steht für das Chaos oder in Paralele zur babylonischen Erzählung für den "Chaosdrachen".

"Dann sprach Gott: Es werde ein Gewölbe mitten im Wasser und scheide Wasser von Wasser. Gott machte das Gewölbe und schied das Wasser unterhalb des Gewölbes vom Wasser oberhalb des Gewölbes." (Genesis/1.Mose 1,6f.)
Auch hier werden Himmel und Welt aus dem Chaos oder in Paralelle zur babylonischen Schrift aus dem "Chaosdrachen" geformt.
Wie gesagt, es wurde umgeschrieben. Das Chaos, das Tohuwabohu ist in der Bibel nicht mehr ein Gott.

Noch deutlicher wird das bei der Schaffung von Sonne, Mond und Sterne. In der Bibel sind dies keine Götter, sondern schlicht Lichter/Leuchten/Lampen. Diese hängt Gott sozusagen ans Himmelsgewölbe, damit „die Stube“ hell wird, „damit sie über die Erde leuchten“ (Genesis/1.Mose 1,17.)

Und was ist mit dem Menschen?
„Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! „ „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn (Genesis/1.Mose 1,26f.)
Im älteren zweiten Schöpfungsbericht heißt es dazu:
„Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ (Genesis/1.Mose 2,7)

Der Mensch ist hier anders als im babylonischen Mythos nicht aus „göttlichem Blut“, sondern aus Staub.

Das, was uns heute so selbstverständlich ist, dass wir Gott und Welt voneinander trennen, das hat hier seinen Ursprung.

PS:
Auch wenn der Begriff „Pantheismus“ neuzeitlichen Ursprungs ist, so beschreibt diese Gleichsetzung von Gott und Natur oder besser gesagt, dass die Natur selbst als göttlich angesehen wird, das Verständnis des Altertums. Die Natur, das gesamte Weltall wird als lebendig und göttlich angesehen.
Die manchmal vorgebrachte Gleichsetzung von „Pantheismus“ mit „Atheismus“ ist ein Irrtum.
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Der Mensch ist hier anders als im babylonischen Mythos nicht aus „göttlichem Blut“, sondern aus Staub.
Das sind alles Mythen - und es ist dein Glaube.
Für mich sind alle Menschen eben nur Menschen. Nicht aus „göttlichem Blut“, und schon gar nicht aus Staub.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Samstag 11. Dezember 2021, 16:09 Für mich sind alle Menschen eben nur Menschen. Nicht aus „göttlichem Blut“, und schon gar nicht aus Staub.
Wieso nicht aus Staub?
Weißt Du nicht, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst?

Was bleibt denn von Dir nach Deinem jetzigen Glauben?

Fortleben in den Nachkommen? Nicht als Person, die ist weg.
Fortleben in der Erinnerung? Ewiges Gedenken? Vergiß es, Du bist bald vergessen, spätestens mit dem Tod Deiner Lieben.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Samstag 11. Dezember 2021, 17:56 Weißt Du nicht, dass Du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst?
Der Mensch besteht zu 70% aus Wasser, zu 25% aus Kohlenstoff und der kommt über die Pflanzen aus dem CO2 der Luft und kehrt dorthin zurück. Staub sind gerademal die restlichen 5%. :D
Christel hat geschrieben: Samstag 11. Dezember 2021, 17:56 Was bleibt denn von Dir nach Deinem jetzigen Glauben?

Fortleben in den Nachkommen? Nicht als Person, die ist weg.
Fortleben in der Erinnerung? Ewiges Gedenken? Vergiß es, Du bist bald vergessen, spätestens mit dem Tod Deiner Lieben.
Bleibt von dir etwa etwas anderes, nur weil du etwas anderes glaubst?
Der ganze Unterschied besteht allein darin, dass du dein ganzes Leben mit einer Illusion zugebracht hast. :)
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