Wer wird nach dem vergangenen 20. Jahrhundert tatsächlich die Existenz totalitärer Systeme leugnen?
Übrigens, auch die WTG hatte ihren „Gorbatschow“. Es ist Raymond Franz, der Neffe des damaligen Präsidenten der WTG, Mitglied der leitenden Körperschaft. - Es endete leider nicht mit einer Reform, sondern mit seinem Ausschuß.
R. Franz hat seinen Weg beschrieben. Dazu sind auch in deutscher Sprache Bücher erschienenen:
Franz, Raymond
Der Gewissenskonflikt
Menschen gehorchen oder Gott treu bleiben? Ein Zeuge Jehovas berichtet
(Bruderdienst Missionsverlag) ISBN: 978-3-00-020053-3
Gebunden, 431 S. - 23,5 x 16 cm, 4. Aufl. 01.2007
23,95 Eur
Franz, Raymond
Auf der Suche nach christlicher Freiheit
Antworten auf Fragen von Sektenaussteigern
(Bruderdienst Missionsverlag) ISBN: 978-3-00-015952-7
Gebunden, 1. Aufl. 09.2005
668 S. - 23,5 x 16,2 cm
€ 24,95
Ich hab beide Bücher gelesen. Leider nicht auf dem neuesten Stand. Vom ersten Buch eine frühere Auflage, vom 2. eine CD-ROM-Version, die vor Erscheinen des Buches im Umlauf war.
Die Bücher kann man übrigens auch in Bibliotheken ausleihen bzw. wo nicht vorhanden über den Leihverkehr der Bibliotheken ( Fernleihe) bestellen.
Was mir persönlich wichtig ist beim Umgang mit Zeugen Jehovas: Gleichschaltung funktioniert nie perfekt!
Ich weiß nicht, wer vor meiner Tür steht! Daher unterscheide ich, die Lehren der Organisation und die persönlichen Einstellungen, Ansichten des Zeugen Jehovas, der mir begegnet. Den Menschen Ernst nehmen, heißt für mich, der ZJ bestimmt das Thema. Ich lasse meine persönliche Sicht der Dinge einfließen. Ansonsten laufe ich nämlich Gefahr ihn /sie über Dinge „aufzuklären“, die der Zeuge/in gar nicht glaubt...
Ja, so ist das. Mit der Beziehung wächst das Vertrauen. Mit dem Vertrauen verringert sich die Kritikfähigkeit und damit langsam die Einstellungen. Viele ehemalige ZJ haben mir das so beschrieben. Ein ehemaliger ZJ erzählte, es war wie eine richtige Gehirnwäsche aus schwarz wurde weiß und aus weiß schwarz.Heinrich5 hat geschrieben:Die Sekten werben doch immer mit dem Satz: "Wir sind für dich da! Mit uns hast du eine richtige, schöne Familie! Usw." Das heißt, dieses Anknüpfen an ganz persönliche und gemeinschaftliche Bedürfnissen gelingt den Sekten bei ihrer Werbung unglaublich gut. Wenn die Leute dann aber mal drin sind in so einer Sekte, dann passiert genau das andere mit ihnen. Da gibt es dann nur noch Kollektivierung, Gleichschaltung usw. Aber man hat sie eben erst einmal gewonnen.
Toleranz ist für mich nicht Gleichgültigkeit! Sondern Praxis, indem ich z.B. jetzt einem ausgeschlossenen ZJ, einem alten Mann, einen Brief schreibe. Seine Einstellung hat er nur geringfügig geändert. Er ist in vielen Dingen noch ganz ein ZJ. – Ich schreibe ihm nicht, um ihn zu „überzeugen“. Das kann ich nicht. Ein alter Mensch ändert sich nicht. – Aber ich weiß, er ist einsam, gerade durch seine ZJ-Vergangenheit. Daher will ich endlich seinen langen Brief beantworten. Er wird sich freuen, von mir zu hören! Seine ehemaligen „Brüder“ kümmern sich nicht um ihn.
LG Christel