Jehovas Zeugen an unseren Türen

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Christel
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Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Heinrich 5, herzlichen Dank für Deine Beitrag vom Di 09 Dez, 2008 22:49. Ich sehe, Du kennst Dich in der Materie aus!
Wer wird nach dem vergangenen 20. Jahrhundert tatsächlich die Existenz totalitärer Systeme leugnen?

Übrigens, auch die WTG hatte ihren „Gorbatschow“. Es ist Raymond Franz, der Neffe des damaligen Präsidenten der WTG, Mitglied der leitenden Körperschaft. - Es endete leider nicht mit einer Reform, sondern mit seinem Ausschuß.

R. Franz hat seinen Weg beschrieben. Dazu sind auch in deutscher Sprache Bücher erschienenen:

Franz, Raymond
Der Gewissenskonflikt
Menschen gehorchen oder Gott treu bleiben? Ein Zeuge Jehovas berichtet
(Bruderdienst Missionsverlag) ISBN: 978-3-00-020053-3
Gebunden, 431 S. - 23,5 x 16 cm, 4. Aufl. 01.2007
23,95 Eur

Franz, Raymond
Auf der Suche nach christlicher Freiheit
Antworten auf Fragen von Sektenaussteigern
(Bruderdienst Missionsverlag) ISBN: 978-3-00-015952-7
Gebunden, 1. Aufl. 09.2005
668 S. - 23,5 x 16,2 cm
€ 24,95

Ich hab beide Bücher gelesen. Leider nicht auf dem neuesten Stand. Vom ersten Buch eine frühere Auflage, vom 2. eine CD-ROM-Version, die vor Erscheinen des Buches im Umlauf war.

Die Bücher kann man übrigens auch in Bibliotheken ausleihen bzw. wo nicht vorhanden über den Leihverkehr der Bibliotheken ( Fernleihe) bestellen.

Was mir persönlich wichtig ist beim Umgang mit Zeugen Jehovas: Gleichschaltung funktioniert nie perfekt!
Ich weiß nicht, wer vor meiner Tür steht! Daher unterscheide ich, die Lehren der Organisation und die persönlichen Einstellungen, Ansichten des Zeugen Jehovas, der mir begegnet. Den Menschen Ernst nehmen, heißt für mich, der ZJ bestimmt das Thema. Ich lasse meine persönliche Sicht der Dinge einfließen. Ansonsten laufe ich nämlich Gefahr ihn /sie über Dinge „aufzuklären“, die der Zeuge/in gar nicht glaubt...
Heinrich5 hat geschrieben:Die Sekten werben doch immer mit dem Satz: "Wir sind für dich da! Mit uns hast du eine richtige, schöne Familie! Usw." Das heißt, dieses Anknüpfen an ganz persönliche und gemeinschaftliche Bedürfnissen gelingt den Sekten bei ihrer Werbung unglaublich gut. Wenn die Leute dann aber mal drin sind in so einer Sekte, dann passiert genau das andere mit ihnen. Da gibt es dann nur noch Kollektivierung, Gleichschaltung usw. Aber man hat sie eben erst einmal gewonnen.
Ja, so ist das. Mit der Beziehung wächst das Vertrauen. Mit dem Vertrauen verringert sich die Kritikfähigkeit und damit langsam die Einstellungen. Viele ehemalige ZJ haben mir das so beschrieben. Ein ehemaliger ZJ erzählte, es war wie eine richtige Gehirnwäsche aus schwarz wurde weiß und aus weiß schwarz.

Toleranz ist für mich nicht Gleichgültigkeit! Sondern Praxis, indem ich z.B. jetzt einem ausgeschlossenen ZJ, einem alten Mann, einen Brief schreibe. Seine Einstellung hat er nur geringfügig geändert. Er ist in vielen Dingen noch ganz ein ZJ. – Ich schreibe ihm nicht, um ihn zu „überzeugen“. Das kann ich nicht. Ein alter Mensch ändert sich nicht. – Aber ich weiß, er ist einsam, gerade durch seine ZJ-Vergangenheit. Daher will ich endlich seinen langen Brief beantworten. Er wird sich freuen, von mir zu hören! Seine ehemaligen „Brüder“ kümmern sich nicht um ihn.

LG Christel
Gelöscht_09041201

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

die ehem. brüder kümmern sich nicht? dachtest du ein nur wegen der kirche nahestehendes mitglied kümmert sich um dich wenn du austreten würdest? *irrglaube....* ;-)


ich sehe da viele viele parallelen zu den großen kirchen... der fingerzeig ist unangebracht..


ich sehe das als normale abfolge der ereignisse, den rücken zuzukehren das ist kein ende.. sondern vielmehr ein anfang für neues!



vg
Christel
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Ungelesener Beitrag von Christel »

träumie, mein Freund ist nicht ausgetreten. Er wurde ausgeschlossen!
Das bedeutet Gemeinschaftsentzug.
Das heißt,
- der Versammlung wird mitgeteilt, dass X.Y. die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas verlassen hat.
- wer Umgang mit ehemal. ZJ hat läuft Gefahr selbst ausgeschlossen zu werden.
Es gab schon Gemeinschaftsentzüge, weil ZJ ehemalige ZJ gegrüßt haben...
Auch hier gilt natürlich, die Praxis ist unterschiedlich.

Ehemalige ZJ haben es schwer,
- weil oft schon aus zeitlichen Gründen das nahe soziale Umfeld komplett aus ZJ besteht. (Mit Weltmenschen soll man als ZJ sowieso keine Freundschaften pflegen.)
- weil es ihrerseits psychische Barrieren gibt neue Kontakte zu knüpfen.

Im Einzelfall ist auch das unterschiedlich.

Natürlich haben Ehemalige die Chance sich zu bekehren... Das Soziale wird als Druckmittel eingesetzt.

Ein anderer Freund von mir ist nie ausgetreten und hat zugesehen, dass er nie ausgeschlossen wird. Er hatte Angst seine Familie zu verlieren.

Was weißt denn Du über ZJ? Hast Du Dich schon mal damit beschäftigt? Kennst Du welche?
Gelöscht_09041201

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

hi christel,

ich sehe wie dir die nackenhaare aufsteigen, wenn ich meinen senf dazu gebe.... das ist nicht meine Absicht.

..ob ich etwas weiß oder nicht, ist weniger wichtig, als der stets angeführte Vergleich zu den großen Kirchen, vorallem der kath. Kirche. Ich sehe keine großen Unterschiede in den Auswirkungen, wenn man der Kirche seine Rücken zukehrt. Aber dennoch DAS wird verharmlost, mitgemacht und weitergemacht ;-)

Ich versuche stets zu erinnern, dass andere nicht viel besser und nicht viel schlechter sind als die ZJ. Natürlich ist ZJ eines der Extreme.

UND ja.. es ist schlimm, was deinem Freund widerfährt...

Antwort Frage 1: mein Wissen hier über die ZJ aufzuführen, macht sicher wenig Sinn. Vermutlich hast Du gehofft ich bin mit einem Satz fertig.
Antwort Frage 2: JA
Antwort Frage 3: JA

PS: Dein letzter Kommentar enthielt eindeutig eine Argumentation gegen eine mitschreibende Person (MICH) und wurde von Dir nicht gelöscht. Wüso?
:wink:

Wie solle man auch diskutieren so ganz ohne Argumente....


VG
Christel
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Re: Jehovas Zeugen an unseren Türen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo träumie, welcher Kommentar von mir? Dieser?
Christel hat geschrieben:Was weißt denn Du über ZJ? Hast Du Dich schon mal damit beschäftigt? Kennst Du welche?
Das ist genau das Thema hier!!!
Christel hat geschrieben:Die Zeugen Jehovas gehen von Tür zu Tür, um den Menschen die Wahrheit zu bringen. Sie bieten ihre Zeitschriften „Wachtturm“ und „Erwachet“ an und erklären sich bereit mit Interessierten ein „Bibelstudium“ durchzuführen.

Nicht selten sind die Menschen von der Bibelkenntnis der Zeugen Jehovas sehr beeindruckt.

„Jehovas Zeugen an unseren Türen“ – auch im Eichsfeld?
Ist das Eichsfeld noch katholisch?

Fragende Grüße

Christel
Kein Thema ist die psychische Beurteilung von Mitschreibenden!!!

Du hast Erfahrungen mit Zeugen Jehovas gemacht, dann teile sie uns doch bitte mit.

LG Christel
Gelöscht_09041201

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

jaja.. wenn zwei das gleiche tun ist das noch lange nicht das selbe gell?




roger and out.. good fighting..


vg
Heinrich5

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo treumie,
ich war ziemlich verwundert, dass Du bereits aus der Überschrift zu meinem letzten Beitrag schließen konntest, dass es mir an Toleranz fehlt und dass der Beitrag selbst intolerant ist.
Es ist nun mal unbestreitbar, dass es sehr verschiedene Weltanschauungen, Religionen, Glaubensgemeinschaften, Parteien und andere von Menschen geschaffene Gemeinschaften gibt. Sie alle grenzen sich von den anderen ab, wodurch man sie auch voneinander unterscheiden kann. Die große Katholische Kirche ist z. Bsp. nun einmal konservativ und autoritär (autoritäre Führung). Die Zeugen Jehovas sind totalitär wie viele andere Sekten auch. Die Protestanten sind heute schon manchmal so liberal, dass man Zweifel haben muss, ob sie noch die Bibel als ein Fundament ihres Glaubens ansehen. Es ist auf jeden Fall nicht intolerant die einzelnen Gemeinschaften zu beschreiben. Ich habe ja nicht gegen die Zeugen Jehovas geschrieben sondern nur über sie. Alles was der Wahrheitsfindung dient ist nicht intolerant.

Du schreibst:
...."also für mich persönlich kann jeder glauben was er will und mag...

gleich weiter zitierst Du aber Bibelstellen aus dem Alten Testament, welche heute für uns ziemlich unverständlich sind, wenn wir uns nicht näher damit befassen. Diese Zitate von Dir sind auch noch aus dem Kontext gerissen. Für mich ist das ein Zeichen von mangelnder Toleranz
Z. Bsp.:
"Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert!"(Psalm 137,9)

Der Psalm 137 befasst sich mit der "Klage der gefangenen Judäer an Babels Strömen". Dazu muss man wissen, dass die Babylonier dass Volk der Juden besiegt hatten und das gesamte Volk in die babylonische Gefangenschaft entführt hatten.
Es heißt im Psalm 137:
"Bewohnerschaft Babel. Verwüsterin!
Heil dem der dir vergilt
dasselbe, was du an uns verübt!
Heil dem, der deine Kindlein packt
und am Felsen sie zerschmettert!"
Die Babylonier werden wohl bei der Besiegung und Gefangennahme der Juden wohl so gehandelt haben: Kleine Kinder sind als Arbeitssklaven noch nicht zu gebrauchen und sind als unnütze Esser zu töten und nicht mit in Gefangenschaft zu nehmen. Diese Kinder wurden zerschmettert und die Juden in babylonischer Gefangenschaft wünschten sich dafür Rache.
"Auge um Auge - Zahn um Zahn" ist ja auch ein Zitat aus der Bibel des Alten Testaments. Dieses Zitat ist ja noch heute in unserer zivilisierten Gesellschaft leider immer noch aktuell.
Wir sollten wissen, dass unsere Vorfahren vor tausend und zweitausend Jahren genau so inhuman waren wie andere Völker um diese Zeit auch. Nur wurde deren Verhalten in keiner Bibel überliefert. Tatsache ist, dass die Kelten den besiegten Nachbarstämmen auch kein Pardon gaben sonderen die abgetrennten Köpfe der Besiegten auf Pfähle spießten und diese am Eingang ihrer Hütten und rings um ihre Siedlung aufstellten. Der Verwesungsgeruch war Männern, Frauen und Kindern sehr angenehm. Fielen die Köpfe infolge der Verwesung ab, wurden sie eben durch neue ersetzt. Bei der Schlacht im Teutoburger Wald ist auch nicht bekannt geworden, ob Gefangene gemacht wurden. Mit Sicherheit ist anzunehmen, dass alle Römer durch die Germanen abgeschlachtet wurden.

Gerade in den angesprochenen Psalmen des Alten Testaments gibt es auf der anderen Seite wieder Verse, welche sehr poetisch und lyrisch sind und auch noch heute die Menschen tief beeindrucken.

Ich gehöre keiner Kirche an und glaube auch nicht an einen Allmächtigen, Schöpfer des Himmels und der Erden. Über meinem Schreibtisch hängt aber ein Psalm aus dem Alten Testament.

Psalm 23

Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.


Gruß,
Heinrich5
Gelöscht_09041201

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

heinrich,
ich schloss aus der überschrift deines letzten beitrags NICHT, dass es DIR an toleranz fehlt.

ein bibelzitat von mir und du hälst es für ein zeichen mangelnder toleranz meinerseits...


was für ein durcheinander... :roll:




vg
Heinrich5

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo treumie,

um weiteres Durcheinander in Zukunft nach Möglichkeit auszuschließen, wäre es wohl für jeden zweckmäßig, seine Ansichten zu diesem und jenem etwas ausführlicher zu begründen.

Es ist nicht hilfreich, sich gegenseitig "Meinungsbrocken" vor die Füße zu werfen mit denen der andere sich dann abquälen muss um zu erkennen was ist denn damit jetzt gemeint und was nicht, bzw. ist denn damit überhaupt etwas gemeint.

Gruß,
Heinrich5
Christel
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Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Träumie,

@ Du hattest geschrieben:
treumie hat geschrieben:moin moin,..

Heinrich zeigt bereits in der überschrift des letzten Kommentares, wie weit Toleranz geht.
Nach meinem Hinweis, es zu lassen wiederholtest Du:
Mi 10 Dez, 2008 15:13 Titel:
*Mancher* zeigt bereits in der überschrift seines Kommentares, wie weit Toleranz geht.
Diesen Satz von Dir hatte ich gelöscht!

Darüber hast Du Dich beschwert! Du fühlst Dich sehr ungerecht behandelt.
Wie ich sehe hatte Heinrich den Satz genau so aufgefasst wie ich!

Erstaunt mußte ich feststellen, dass Du selbst meine Aufforderung uns doch bitte Deine Erfahrungen mit ZJ mitzuteilen als Angriff gewertet hast. Das war es nicht. Mich interessieren Deine Erfahrungen!!!

Übrigens, glaub mir, niemand kann sich über Mitschreiber eines Forums wirklich ein Bild machen. – Ich war bisher immer überrascht, wenn ich die Personen wirklich kennen lernte. (So ein Forumstreff ist natürlich eine spannende Sache!)

@
treumie hat geschrieben:ich sehe da viele viele parallelen zu den großen kirchen... der fingerzeig ist unangebracht..
Ein Forum dient dem freien Meinungsaustausch von Menschen.
Wer festlegt welche Meinungsäußerung angebracht ist und welche nicht, der zensiert!

Selbst wenn, ZJ (genauer die WTG) identisch wäre mit der kath. Kirche, was nicht stimmt, wäre dies kein Grund festzulegen, was Mitschreiber schreiben dürfen und was nicht.

Außerdem, wie bereits gesagt, die Kirche schreibt hier nicht mit!!! - Ich bin ein ganz normales Kirchenmitglied innerhalb der kath. Kirche. – Ich bin nicht die Kirche! – Noch nicht mal Eichsfelderin. Ich habe auf Niels Werbung reagiert und mich bereit erklärt ihn zu unterstützen. Ich bin Diasporachristin.
Mich hat man schon als Kind ausgelacht, weil ich noch zur Kirche ging. Auch nicht sehr tolerant.

Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen!
Zu den ZJ kam ich durch persönliche Kontakte, durch Literatur und ich blieb wieder durch persönliche Kontakte. Ich lade ein zum Erfahrungsaustausch!

Grüße Christel
Christel
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Re: Jehovas Zeugen an unseren Türen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Das Land Berlin ist das einzigste Bundesland, welches den Zeugen Jehovas den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen hat.

.............es bestünden keine greifbaren Anhaltspunkte dafür, dass sich die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas nicht rechtstreu verhalte, insbesondere die staatlichem Schutz anvertrauten Grundrechte oder die fundamentalen Grundprinzipien des Religions- und Staatskirchenrechts verletze oder gefährde. Die hiergegen gerichtete Beschwerde hat das Bundesverwaltungsgericht zurückgewiesen, weil keine Gründe für die Zulassung der (erneuten) Revision vorlägen. Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts ist damit rechtskräftig.
BVerwG 7 B 80.05 - Beschluss vom 1. Februar 2006
Ja, so ist mir das auch in Erinnerung.

Dazu ausführlich:

http://www.sekten-info-essen.de/texte/zj-kdoer.htm

Hier werden u.a. auch die 3 Grundvoraussetzungen für diesen Status genannt:
 über eine hinreichende rechtliche Organisationsstruktur (nicht zwingend als juristische Person),
 über eine ausreichende Finanzausstattung und
 über einen gewissen zeitlichen Bestand über eine Generation hinaus (ca. 30 Jahre) verfügt.5
Wie man sieht sind das rein formale Kriterien. Der Status KdöR sollte daher nicht mit einem „Qualitätssiegel“ verwechselt werden.

So schreibt auch die Sekten-Info:
Vor allem enthält die Verleihung der Korporationsrechte keine Wertung über die "inhaltliche Qualität" einer Religionsgemeinschaft. Eine solche Bewertung einer Glaubenslehre würde gegen die Neutralitätspflicht des Staates verstoßen.
Beantragt wird es, weil es Vorteile bringt.

Privilegienbündel
Dabei handelt es sich um einfachgesetzliche Begünstigungen für die KdöR, die hauptsächlich in folgenden Rechtsbereichen vorkommen:
 Steuer- und gebührenrechtliche Ausnahmen
 Sonderregelungen im Arbeits- und Sozialrecht für ihre Mitglieder
 Freistellung von staatlicher Kontrolle (z.B. beim Immobilienerwerb)
 Besonderer Eigentumsschutz
 Datenschutzrechtliche Begünstigungen
 Mitarbeit in Gremien der Medien
 Besondere Gestattungen (Betreiben von Friedhöfen, Beurkundung)
Quelle: http://www.sekten-info-essen.de/texte/zj-kdoer.htm

Ehemalige Zeugen Jehovas sehen inhaltliche Widersprüche.
Widersprüche zwischen der Lehre und der Suche nach Staatsnähe.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Jehovas Zeugen an unseren Türen

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Körperschaft des öffentlichen Rechts- Anspruch oder Anmaßung?

Die Zeugen Jehovas sind bekannt, für:

- eine als lästig empfundene Missionstätigkeit,

- Ablehnung des Verzehrs von bluthaltigen Lebensmitteln (z. Bsp. Blutwurst, Zungenwurst, usw.)

- Ablehnung der Blutspende, noch nicht einmal die Eigenblutspende ist erlaubt,

- Ablehnung von Bluttransfusionen, eher wird der Tod des Betroffenen in Kauf genommen. Für minderjährige Kinder entscheiden die Eltern. Das geht so weit, dass Eltern zwangsweise das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen werden muss. Für manche Kinder kam diese Entscheidung leider schon zu spät.

- Organ und Knochenmarkspenden werden in Zweifel gestellt, von vielen Zeugen aber auch abgelehnt.

- Ablehnung aller naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, das gilt insbesondere für die Evolutionstheorie, welche völlig falsch ist.

- Ablehnung und Verweigerung des Militärdienstes.

- Zivildienst wird als eine unpassende Einschränkung der religiösen Freiheit und als politische Betätigung (Altenpflege??) angesehen, ist aber heute zumindest nicht mehr verboten.

- Ablehnung der Beteiligung an allen Formen der Politik. Verbot der Teilnahme an Demonstrationen, Verbot der Beteiligung an Wahlen, Verbot des Singens der Nationalhymne. Dabei weis heute jeder, dass gerade durch eine ungenügende Wahlbeteiligung Neonazi in die Parlamente gelangen. Mit denen haben aber gerade die Zeugen im dritten Reich schon ganz spezielle Erfahrungen gemacht.

- Verbot des Dialogs mit anderen Religionen und Kirchen. Gerade in heutiger Zeit wäre das aber wichtig.

- Verbot des Umgangs mit den bei den Zeugen ausgetretenen oder ausgeschlossenen ehemaligen Mitgliedern. Gegen diese werden psychische Sanktionen durchgeführt.

- Gewaltanwendung bei der Erziehung der eigenen Kinder. Bei den Zeugen gibt es die Erwachsenen-Taufe. Die Kinder müssen bis zu diesem Zeitpunkt „bei der Stange“ gehalten werden und dürfen nicht vom Glauben abfallen. Bei unseren heutigen, immer mehr und besser aufgeklärten Jugendlichen ist das aber nicht mehr so einfach durch die Eltern zu handhaben.


Unter Berücksichtigung all dieser Gesichtspunkte finde ich es mehr als seltsam, dass den Zeugen Jehova durch das Land Berlin der Status einer „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ zuerkannt wird.

Wenn auch die Verleihung der Korporationsrechte keine Wertung über die "inhaltliche Qualität" einer Religionsgemeinschaft darstellen soll, eine solche Bewertung einer Glaubenslehre würde gegen die Neutralitätspflicht des Staates verstoßen, wie es in dem obenstehenden Sekten-Info heißt, so wird eine solche Verleihung durch die breite Öffentlichkeit eben doch als so eine Art Qualitätssiegel angesehen.

Ja, sind die denn alle bekloppt??

Gruß,
Heinrich5
Christel
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Re: Jehovas Zeugen an unseren Türen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Die Richter können nur gemäß der vom Gesetz vorgegebenen Regeln urteilen und die lauten nun mal:
 über eine hinreichende rechtliche Organisationsstruktur (nicht zwingend als juristische Person),
 über eine ausreichende Finanzausstattung und
 über einen gewissen zeitlichen Bestand über eine Generation hinaus (ca. 30 Jahre) verfügt.5
Quelle: http://www.sekten-info-essen.de/texte/zj-kdoer.htm

Darüber wäre evt. was“ zu holen“:
dass eine gewisse Rechtstreue verlangt wird. Dies bedeutet konkret, dass Glaubensgemeinschaften durch ihr Verhalten die grundlegenden Verfassungsprinzipien, die dem staatlichen Schutz anvertrauten Grundrechte Dritter sowie die Grundlagen des freiheitlichen Religions- und Staatskirchenrechts des GG wahren müssen
Aber wie man sieht...

Natürlich wird eine solche Verleihung durch die breite Öffentlichkeit als eine Art Qualitätssiegel angesehen. Die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“, auch KdÖR, wirbt damit. So habe ich das jedenfalls persönlich erlebt.

Doch den Status kann faktisch jede Organisation erhalten, die lange genug existiert und über genügend Geld verfügt.

LG Christel
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Re: Jehovas Zeugen an unseren Türen

Ungelesener Beitrag von niels »

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...ja sind denn alle bekloppt?
;) klingt gut, aber warum nicht? Solange sie nicht auf Einschränkung der Rechte anderer pochen oder derart wirken (mal abgesehen davon, das die Haustür- und Fußgängerzonenkontakte zuweilen wirklich lästig sein können) ist es deren Religion.

Tun denn nicht auch andere Religionen Regeln bzw. Verbote gegen die "verfassungsmäßigen Grundrechte" (wenn man das in diesem Rahmen vergleicht) aufstellen? Einzelne davon sind sogar durch die gesetzl. Kirchensteuer im Besonderen begünstigt, oder? Bsp: Themen Abtreibung, Scheidung - oder wenn wir schon bei der Blutwurst sind: kein Fleisch an Freitagen? Das kann doch gern jeder für sich selbst frei festlegen - darin sehe ich auch keinen "Verfassungsbruch".

Allerdings halte ich die Vorschrift zur Qualifizierung einer KödR: "30 Jahre" für einen juristischen Notnagel und kein wirklich brauchbares Gesetz - erinnert eher an die Regularien zur "Seelig-" und "Heiligsprechung" des Vatikans.. Auch (bitte nich haun) z.B. diverse Nazi-Gruppierungen gibt es schon länger, wie wir wissen - soweit sich diese im Handeln an unsere Verfassung halten, könnten die ebenfalls eine KödR anmelden. Wenn nicht, warum nicht? Das Gesetz hinkt...
Christel
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Re: Jehovas Zeugen an unseren Türen

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ja, das Gesetz hinkt sowieso irgendwie. Aber so genau kenne ich mich da nicht aus. Es ist sicherlich erfunden worden, weil es für Staat und Kirchen Vorteile brachte. Hat wohl auch damit zutun, weil die Kirchen soziale Aufgaben übernehmen, die ansonsten der Staat allein tragen müßte... Weil Kirchen als gesellschaftsstabilisierend angesehen werden... - Die heutigen Gruppen waren damals gar nicht im Blick.

Die (ehmal.) ZJ ärgert es, weil ihnen eingeredet wurde, „seid kein Teil der Welt...“, was in der Konsequenz heißt, keine Beteiligung an Wahlen, keine polit. Ämter, kein Millitärdienst, vor ein paar Jahren war noch nicht mal Zivildienst (z.B. im Krankenhaus) erlaubt, möglichst keine Freundschaften mit „Weltmenschen“...

In der „Blutwurst“ sehe ich ehrlich kein Problem. Aber dahinter steckt etwas anderes. Es wird das AT Blutverbot bzw. die Entscheidung des Apostelkonzils so ausgelegt, dass man kein Blut zu sich nehmen darf.
Das heißt, keine Bluttransfusion auch bei Lebensgefahr. Was in der Praxis bedeutet, dass immer wieder ZJ deshalb sterben müssen. - Für die ZJ ist es eine Entscheidung zwischen irdischem und ewigem Leben.
(Ein Jude hat übrigens dieses Problem nicht, obwohl sich die Juden sonst viel stärker nach den AT-Geboten richten mit vielfältigen Speisevorschriften...!)

Außerdem sind die Versammlungen sehr übersichtlich, ich glaube maximal 150 Verkündiger, dann wird geteilt...

Bei den ZJ ist eben alles etwas, wie soll ich sagen, schärfer als woanders. Sie müssen ja auch Gott vor Satan rechtfertigen und sich als vollkommene Menschen erweisen...
Aber wenn es der Organisation Vorteile bringt, dann wird die Staatsnähe halt etwa lockerer gesehen...
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