Umgang mit Alkohol und Drogen im Eichsfeld

Was ist los in der Eichsfelder Szene?

Moderator: Szene

Gast

Ist schon ein komisches Voelkchen...

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Bs vor einiger Zeit gab es eine Homepage www.wingerode.de, das die Page zu einen "idylischen" Dorf im lieben Eichsfeld war. Diese Page hatte ein Gaestebuch. Da in diesem Gaestebuch nicht nur gelobt, sondern auch Kritisiert wurde, hat man dieses kurzerhand gesperrt, da der normale Wingeroeder (Eichsfelder?) anscheinend mit Kritik nicht richtig umzugehen weiss. Inzwischen ist die ganze Homepage wieder offline. Gluecklicherweise habe ich damals einige der Gaestebuchbeitraege gesichert, welche ich jetzt zur Veranschaulichung der Eichsfelder Mentalitaet gerne wieder veroeffentliche, mit der Hoffnung, dass sie dieses mal laenger online bleiben. Aber zum Glueck gibt es ja nicht nur Wingeroeder im Eichsfeld :-)


-1-
Wingerode, ja ein schönes Dorf. Viele fleißige Leute. Und wenn ich durch Wingerode fahre, bin ich immer wieder erfreut (nicht Stolz, da ich dazu nichts beigetragen habe), wie sich mein Heimatort 11 jahre nach der Wende entwickelt hat. Doch ist die Bevölkerung hier sehr schitzofren oder dumm, ich will das nicht beurteilen. Denn der wirtschaftliche Aufschwung in unserer Gemeinde kann erst dann richtig geschätzt werden, wenn man sich immer vor Augen hält, daß Wingerode von einer Bürgermeisterin "regiert" wird, die anscheinend noch nicht verstanden hat, daß die DDR-zeit vorbei ist. Nochimmer hat sie nicht verstanden, daß die Betriebe in Wingerode ihre Haupteinnahmequellen sind. So ist es auch nicht verwunderlich, daß viele Unternehmer sich bereits von Wingerode verabschiedet haben, oder mit dem Gedanken spielen. Betrachtet man sich jedoch die Wahlkampfmethoden unserer CDU - Fraktion, so stellt man doch schon einen recht sehr westlichen Stil fest. SIcherlich kann sich jeder noch an die Wahlversprechen erinnern. Jugendclub usw. Das sich als Folge die Jugend nur noch in Drogen, ob das nun Alkohol,Kiffen oder LSD ist, wiederfindet ist eigentlich mehr als logisch. Ich kann heutzutage die Jugend nicht mehr auf die Straße setzen und eine wohlerzogene Generation voller Arbeiter oder Akademiker erwarten. Ich glaube die Tatsache, daß sich ein Großteil der Jugend auf einem Kinderspielplatz, der für Jugendliche unter 14 gedacht ist, treffen muß, sagt sicherlich alles. Ich kann nicht verstehen, warum Millionen wegeworfen werden müssen ( z.B. Sanierung Trümperplatz) aber für elementare Dinge kein Geld da ist. Weiterhin erscheint es mir für unlogisch, daß man in W. das mit sich machen läßt, und brav weiter seine Steuern zahlt. Es lebe die Demokratie - und nicht die Drogen...

-2-
Suff, Suff, Suff. Mehr gibt es hier nicht. Der Burschenverein hat die Macht! Die Kirche ist der geistige Führer. Der Gemeinderat eine Gemeinschaft der oberen 10. Alles gegen den Strom wird unterdrück und ausgegrenzt. Es passt nicht ins schöne Dorfbild. Für die Jugend wird nichts getan. 2 Spielplätze für Kinder bis 14 Jahren sind zwar vorhanden aber der von der Bürgermeisterin vor der Wahl versprochene Jugendclub ist noch nicht realisiert worden. Kein Wunder, dass es für die Jugend nur eins gibt. Saufen, Kiffen und dumme Sprüche über Minderheiten kloppen. (Siehe Bergzige) Apopros, die Gewaltbereitschaft gegen alles Fremde vorzugehen ist auch nicht zu unterschätzen. Wer sich hier wohlfühlen will, muss entweder dicke Nerven haben, sich anpassen und gut schlucken oder wegziehen. Aber alles in allem ist es in Wingerode doch schön und ich bin stolz! darauf hier wohnen zu dürfen und zum Herzen Deutschlands zu gehören. Gruß an alle Wingeröder, die sich hier fehl am Platze vorkommen.

-3-
Da ich Jugendlicher in Wingerode bin kann ich die Drogensituation in unserem Ort einigermaßen einschätzen und möchte hier an dieser Stelle mal allen Ahnungslosen einen kleinen Einblick gewähren. Als Einwohner von Wingerode ist es sehr leicht an Drogen zu kommen, da sich Wingerode zwischen Leinefelde und Heiligenstadt befindet. 7 Minuten Fahrt und schon ist man dort. Wingerode ist der Brennpunkt zwischen diesen beiden Städten. So hat sich Wingerode im Laufe der Jahre als Drogenzentrum zwischen Heiligenstadt und Leinefelde entwickelt. Hier werden Waren mit vierstelligem Wert monatlich gehandelt. So ist es also für Konsumenten (egal wie alt - teilweise erst 13 Jahre) kein Problem sich Drogen zu kaufen. Durch die große Polularität der Drogen wird der Drogenkonsum in Wingerode unter den Jugendlichen als normal angesehen. Mindestens 70% der Jugendlichen haben schon Drogenerfahrung. Man ist ein Einzelfall, wenn man noch nie mit Drogen Kontakt hatte und man ist in der Minderheit, wenn man noch nie Drogen konsumiert hat. Von diesen mindestens 70% konsumieren ca. die Hälfte regelmäßig Drogen. Die Palette der konsumierten Drogen ist sehr vielfälltig. Es gibt zum einen die weichen Drogen wie Kanabis, Hasch, Graß und zum anderen die harten Dorgen, vor denen man in Wingerode auch nicht zurückschreckt. Dazu gehören unter anderen auch Ectasy in allen Varianten (und es sind viele!), LSD, Pilze, Kokain, Speed und Crack. Das Heroin ist zum Glück noch den größeren Städten vorbehalten. Schon für 5 DM (ein halbes Gramm Hasch) kann man den ganzen Abend high sein. In meiner Klasse werden oft auch Drogen benutzt um die Leistungsfähigkeit zu steigern. Doch die wingeröder Jugend hat nicht nur ein Problem mit den illegalen Drogen. Besonders auch Alkohol wird extensiv und als Wettkampfdisziplin konsumiert. Oft folgt darauf die Suche nach höheren Rauschzuständen, dies ist dann der Einstieg in die illegale Drogenwelt. Abschließend möchte ich sagen, dass sich Wingeröder Gedanken über ihre Jugend machen sollten, denn die Jugend von heute sind die Erwachsenen von morgen....
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Ungelesener Beitrag von niels »

Dort, wo Alkohol in all seinen Auf- und Zubereitungen schon seit langer Zeit (was man darunter auch verstehen mag) als öffentlich und gesellschaftlich lanciert verstanden wird, ist es nicht verwunderlich, wenn Jugendliche auf den Zug der Freizeitdrogen aufspringen und "dabei" sein wollen. Das das vielfältige Angebot an solchen Substanzen seit der Wende stetig gewachsen ist, dürfte nur zu geringen Teilen der Politik eher schon der gesellschaftlichen Entwicklung wie auch Aufklärung zuzuschieben sein. Dort hat man meiner Meinung nach in Deutschland und einigen anderen mitteleuropäischen Staaten die Entwicklung etwas verschlafen. Mit wachsender Mobilität der Menschen kommen zudem auch die Probleme aus den Metropolen bis ins "dörfliche Idyll".

Der steigenden Gewaltbereitschaft unter (nicht nur Jugendlichen) sehe ich schon mit Sorge entgegen. Die Hemmschwelle, einen Menschen zum Krüppel zu schlagen oder gar seinen Tod billigend in Kauf zu nehmen ist merklich gesunken.

Ein Jugendclub würde diesen Tendenzen entgegenwirken, sofern dort eine geeignete Betreuung oder betreuuende Begleitung der Gruppierungen gesichert ist. Auf ähnliche Weise haben wir (Jugendliche) vor einigen Jahren in Arenshausen die Jugend "von der Strasse" holen und zum Mitmmachen bewegen können. Wie sich das Projekt mittlerweile entwickelt hat, kann ich mangels Einblick leider nicht mehr beurteilen.

Ohne die Einsicht von Eltern, dass SIE Vorbildfunktion und -Verantwortung nicht mehr wie zu DDR Zeiten, gemütlich auf die öffentlichen Einrichtungen wie Kindergarten, Schule, Jugendorganisationen, Jugendclub(!) etc. "abwälzen" können, bringt aber auch ein Jugendclub recht wenig.

Drogen wie die Gewalt sind nicht nur ein Problem von Wingerode, sondern der Gesellschaft im Ganzen, eine Herausforderung, der sich die heranwachsende Jugend gemeinsam mit oder gegen ihre Eltern zukünftig wohl oder übel stellen muss.

Ist man, wie Du, der Meinung seine Mitmenschen seien "schizophren" (bzw. "fren" im Neudeutschen) oder "dumm", so mache ich Dich als geneigten "Weiter-" oder "Besserentwickelten" darauf aufmerksam, dass DU in DEINEM Umfeld eine gewisse Verantwortung - ohne Ausreden - gegenüber in gesellschaftlichen Dingen "Minderbegabten" trägst.

Es wäre schön, wenn Du deshalb Deine Meinung in diesem Brett zukünftig als registrierter User veröffentlichen würdest um fruchtbare Diskussionen anzuwärmen. Bei anonymen Postings müssen wir uns - allein schon aus rechtlichen Gründen (öffentliche Beleidigung, üble Nachrede etc.) - die Löschung von Postings vorbehalten.

Aus meiner Sicht gehen die Beiträge bisher inhaltlich nur wenig über das übliche "Stammtischgesülze" von unzufriedenen Hobbyalkoholikern hinaus - aber das kann sich ja vielleicht noch ändern?

Ich denke, das war auch der Angelpunkt für die Betreiber www.wingerode.de, www.muehlhausen.de u.a. ihre anonymen Diskussionsangebote einzustellen...
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niels
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Re: Ist schon ein komisches Voelkchen...

Ungelesener Beitrag von niels »

Anonymous hat geschrieben:Bs vor einiger Zeit gab es eine Homepage www.wingerode.de, das die Page zu einen "idylischen" Dorf im lieben Eichsfeld war. Diese Page hatte ein Gaestebuch. Da in diesem Gaestebuch nicht nur gelobt, sondern auch Kritisiert wurde, hat man dieses kurzerhand gesperrt, da der normale Wingeroeder (Eichsfelder?) anscheinend mit Kritik nicht richtig umzugehen weiss. Inzwischen ist die ganze Homepage wieder offline. Gluecklicherweise habe ich damals einige der Gaestebuchbeitraege gesichert, welche ich jetzt zur Veranschaulichung der Eichsfelder Mentalitaet gerne wieder veroeffentliche, mit der Hoffnung, dass sie dieses mal laenger online bleiben. Aber zum Glueck gibt es ja nicht nur Wingeroeder im Eichsfeld
Nun, ich kann mir schon recht gut vorstellen, warum der ehemalige Betreiber der Homepage für Wingerode bzw. des Gästebuches den weiteren Betrieb eingestellt hat. Derartige Postings rufen natürlich auch die Strafverfolgungsbehörden ins Programm, die sich recht wahrscheinlich für den bzw. die Urheber der zitierten Postings dürften, denn offenbar hat der Poster "Einblicke" in die Strukturen der lokalen Drogenkriminalität (oder gibt dies zumindest vor). Die Staatsanwaltschaft dürfte sich daher an den Betreiber des Gästebuches wenden, um an Zeitpunkt und IP-Adresse der betr. Poster zu kommen. Hat der keine Ahnung o. kann nicht helfen, wendet er sich umgehend an den betr. Hosting-Provider zwecks Herausgabe der Daten. Kommt das häufiger vor, kann einem einfachen Homepagebetreiber schnell die "Freude" an seinem Gästebuch vergehen - u.U. Macht er sich selbst strafbar, wenn z.B. einzelne Personen gezielt angegriffen werden.

"Anonyme" Postings sind in diesem Forum aus ähnlichen Gründen nicht mehr erlaubt (zudem gibt es keine reale Annonymität im Netz). Jeder, der etwas zu sagen hat, kann dies auch offen und nicht-anonym tun.

Die Drogenkriminalität wie der Konsum machen natürlich auch nicht vor dem Eichsfeld halt. Die "spezielle Mentalität" der Eichsfelder lässt sich damit wenig beschreiben wie analysieren. Der offene, ungenierte wie nicht selten exessive Alkoholkonsum auf z.B. Volksfesten - selbst vor kleinen Kindern trägt seinen Teil zum Problem bei - auch wenn dies gelegentlich anders gesehen wird. Aber auch den findet man "auf dem Land" von Bayern über Niedersachsen bis zur Nordsee.

Richtig ist schon, das nicht wenige diese Probleme - vor allem deren Ursachen - ungern sehen und lieber unter den Teppich gekehrt wissen.

Darüber zu diskutieren wäre sicher besser und aussichtsreicher als lediglich "quasi-ohnmächtig" aus der anonymen Ecke drauf zu zeigen - dafür ist dieses Forum da. Viele der Probleme, die unsere Jugendlichen haben sind da, weil niemand darüber offen diskutiert - auch wenn viele sich darüber aufregen.

Habe deshalb diesen Thread abgeteilt und nach "in Szene" verschoben und wünsche eine offene, konstruktive Diskussion.

Beste Grüße,

Niels.
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FENRIS
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Ungelesener Beitrag von FENRIS »

Warum heißt das Thema eigentlich Alkohol und Drogen? Aus meiner Sicht ist Alkohol auch ein Droge und eine dehr gefährliche sogar. Gerade weil Alkohol eine gesellschaftlich akzepitierte Droge ist es ja so gefährlich. Heroin irgendeiner Qualität für weiß nicht wieviel Kohle zu erwerben ist bei weiten schwieriger als im Supermakrt für 5,- € eine Flasche Korn zu kaufen. Es gibt viele Alkoholiker die dann auch noch der Meinung sind: Drogen, braucht ich nicht.

Aber was haben Jugendliche noch für andere Alternativen um der kleinbürgerlichen Tristesse zu entkommen. Mal ein Beispiel aus Kreuzebra: Eine pädagogische ArbeiterIn für den Jugendklub wurde aus Kostengründen abgelehnt. An deren Stelle wurden die Vereinsförderung erhöht. Der Jugendklub existiert zwar immer noch, bekommt von der Gemeinde lediglich den Raum zur Verfügung gestellt, Strom- und Wasserkosten muss der Jugendklub selbst (durch Getränkeverkauf und Mitglidsbeiträge des Trägervereins) erwirtschaften. Und die Jugend in den Vereinen? Kann mensch das Fussballspielen von 3 oder 4 mannschaften in Spielgemeinschaften wirklich als Jugendarbeit bezeichnen. Naja viel wichtiger scheint es zu sein, dass die Jugend (Unter)ordnung und Disziplin in der Feuerwehr oder das Saufen im Kirmesburschenverein lernt.

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Ungelesener Beitrag von niels »

Du hast ja Recht - das Thema heisst wohl korrekter "Alkohol und andere Drogen...".
"

Leider sehen viele Leute (nicht nur im Eichsfeld) einen "enormen" Unterschied zwischen "Alkohol" und "Drogen" - wohl auch weil Alkohol als gesellschaftlich "gängig" und akzeptiert - gilt.

btw: fand ich doch recht befremdlich, das eine ganze Reihe Jugendliche in Effelder mit - offenbar in Kleinserie gedruckten - T-Shirts mit dem Aufdruck: "Ethanol-Fan-Club Effelder" herumlief. Dessen Aktivitäten sich afaik auf den örtlichen Jugendclub konzentrieren bzw. dort "gegründet" wurde. Die meisten T-Shirt Träger waren augenscheinlich nicht volljährig - einige ev. nicht mal 15. Aber das ist bestimmt nicht nur in Effelder so.
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Ungelesener Beitrag von FENRIS »

niels hat geschrieben: btw: fand ich doch recht befremdlich, das eine ganze Reihe Jugendliche in Effelder mit - offenbar in Kleinserie gedruckten - T-Shirts mit dem Aufdruck: "Ethanol-Fan-Club Effelder" herumlief. Dessen Aktivitäten sich afaik auf den örtlichen Jugendclub konzentrieren bzw. dort "gegründet" wurde. Die meisten T-Shirt Träger waren augenscheinlich nicht volljährig - einige ev. nicht mal 15. Aber das ist bestimmt nicht nur in Effelder so.
Naja, da stellt sich die Frage ob Drogen- in diesem Fall Alkoholkonsum nicht schon eine Art Jugendkultur oder zumindest eine Form der Selbstdarstelltung bzw. Selbstbeweisung darstellt?

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Re: Ist schon ein komisches Voelkchen...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Anonymous hat geschrieben: Für die Jugend wird nichts getan. 2 Spielplätze für Kinder bis 14 Jahren sind zwar vorhanden aber der von der Bürgermeisterin vor der Wahl versprochene Jugendclub ist noch nicht realisiert worden. Kein Wunder, dass es für die Jugend nur eins gibt. Saufen, Kiffen und dumme Sprüche über Minderheiten kloppen.
Auf jeden Fall ist es wichtig Gegenmaßnahmen zu treffen: Z.B. die Vorbildfunktion von Erwachesenen, sich um die Jugendlichen zu kümmern...
Nur darf man nicht fehlende Gegenmaßnahmen mit Ursachen verwechseln. Ein fehlender Jugendclub ist nicht Ursache von Drogenkonsum.
FENRIS hat geschrieben: Naja, da stellt sich die Frage ob Drogen- in diesem Fall Alkoholkonsum nicht schon eine Art Jugendkultur oder zumindest eine Form der Selbstdarstelltung bzw. Selbstbeweisung darstellt?
FENRIS
Den Verdacht habe ich auch. Hierin sehe ich viel eher eine Ursache.
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Re: Umgang mit Alkohol und Drogen im Eichsfeld

Ungelesener Beitrag von niels »

Ein fehlender Jugendclub ist nicht Ursache von Drogenkonsum.
Nein, der allein wird wahrscheinlich nicht helfen.

Bei den meisten Eltern betroffener Jugendlicher gibt es keinen Drogenkonsum - zumindest dahingehend kann es also nicht an der Vorbildfunktion liegen.

Viele Jugendliche fühlen sich "allein gelassen" mit ihren - oft ganz persönlichen (ebensooft ähnlichen) Problemen. Nach denen fragt sie nie jemand oder man geht darüber bedeutungslos hinweg.

Aus Heiligenstadt wei? ich selbst, wie schwierig es für Jugendliche sein kann und wie wenig deren Belange auch in der Stadt berücksichtigt oder gesehen werden. Mit einem "Skateboard-Platz" allein hilft man ebensowenig wie mit "Bibelabenden" für Jugendliche.

Durch mein früheres, sehr aktives Engagement in der Jugendarbeit habe ich selbst erfahren wie schwer es oft ist eine größere Veranstaltung zu organisieren, eine Jugendgruppe oder Verein zu gründen (wenn dieser nicht gerade katholisch ist). So "fehlt" es z.B. an möglichen Räumlichkeiten oder Erlaubnissen - von Geld ganz zu schweigen - aus der Verwaltung (oder es ist von "Nachbarn" unerwünscht). Allein eine gezielte Unterstützung aktiver Leute und Gruppen für die Jugendarbeit oder Jugendangebote könnte schon erheblich helfen.

Für Jugendliche gibt es kaum Angebote (abgesehen vom Kirmesverion, der Feuerwehr, wo auch häufiger mal "kräftig gesoffen" wird) - einzelne Sportvereine. Wer nicht "sportlich" ist, hat es damit schwer. Das für viele andere deutsche Städte "normale" Angebot an Optionen - von der Disco über Kino bis zum Theaterverein (oder die aus DDR bekannten AGs) - gibt es doch kaum noch.

Halten sich Jugendliche länger in der Stadt oder gar im Kurpark auf, werden sie "weggeschoben".

Sicher - es gibt die Villa-Lampe und die gibt sich große Mühe (auch auf vielen kleineren Orten im LK Eichsfeld) - aber die erreicht auch nur einige Gruppen der Jugendlichen und ist für viele nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Für die Stadt ist damit "alles erledigt" - fertig.

Mit der Drogenprävention, Beratung und Hilfe sieht es kaum besser aus. Außer "Du darfst das nicht" und "das ist ganz schlimm" wird den meisten Jugendlichen nichts darüber vermittelt - darüber wird lieber geschwiegen, den "Drogen gibt es im guten Eichsfeld doch gar nicht"... "Saufen" hat nix mit Drogen zu tun, ist eh etabliert und wird ja bei Festivitäten von den meisten älteren - aus Sicht der Jugendlichen "unproblematisch" ausgiebig betrieben.
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Re: Umgang mit Alkohol und Drogen im Eichsfeld

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Dort, wo Alkohol in all seinen Auf- und Zubereitungen schon seit langer Zeit (was man darunter auch verstehen mag) als öffentlich und gesellschaftlich lanciert verstanden wird, ist es nicht verwunderlich, wenn Jugendliche auf den Zug der Freizeitdrogen aufspringen und "dabei" sein wollen. Das das vielfältige Angebot an solchen Substanzen seit der Wende stetig gewachsen ist, dürfte nur zu geringen Teilen der Politik eher schon der gesellschaftlichen Entwicklung wie auch Aufklärung zuzuschieben sein. Dort hat man meiner Meinung nach in Deutschland und einigen anderen mitteleuropäischen Staaten die Entwicklung etwas verschlafen. Mit wachsender Mobilität der Menschen kommen zudem auch die Probleme aus den Metropolen bis ins "dörfliche Idyll".
Zuletzt geändert von niels am Donnerstag 30. September 2010, 13:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Umgang mit Alkohol und Drogen im Eichsfeld

Ungelesener Beitrag von niels »

Ich sehe die Politik da nicht aus ihrer Verantwortung entbunden.

Die bis heute weitaus unzureichende Aufklärung wurde und wird maßgeblich von der Politik forciert - sei es durch Gesetze zur Kriminalisierung von dem Konsum bestimmer Substanzen (während man andere, oft weitaus gefährlichere überlegitimiert) - sei es durch Medienkampagnen oder Bildungspläne für Schulen usw.

Dabei ist erstaunlich zu sehen, das sich vor allem die Politiker ganz nach vorn ins Zeug werfen, die offensichtlich den Unsachlichsten Bezug zur Thematik pflegen - um nicht zu sagen - am wenigsten Sachverstand beizusteuern haben. Was namhafte, international anerkannte Sachverständige / Fachleute wie deren Arbeiten werden in politischen Debatten mit einer Hand vom Tisch gewischt, als sei das alles "nur theoretisierter Quatsch".

Mit einer verzerrten, bigotten Drogenaufklärung lässt sich offensichtlich mehr Politik machen als mit Sach- und Fachverstand - darunter aber leidet aber auch die Lösung einer Vielzahl anderer gesellschaftlicher Aufgaben.

Schon die Begrifflichkeit "Alkohol und Drogen" zeigt die erstaunlich offene Bigotterie - als wenn Alkohol KEINE Droge sei (von Nikotin / Tabak ganz zu schweigen). Da verdient der Staat sogar kräftig mit. Das der wohl größte Teil Suchtkranker in Deutschland medikamentenabhängig ist, wird ebenso gern unter den Tisch gewischt ("sind ja immerhin saubere Medikamente" oder sowas).

Der Drang von Menschen wie Tieren, Sinneswahrnehmung wie Psyche mithilfe von Substanzen zu verändern liegt - entgegen veralteter, landläufiger Meinung - in der Natur von Mensch und Tier. Krankhaft wird es dann, wenn der Drang chronisch wird und der Betreffende sich in seiner Freiheit / freien Entfaltung beschränkt sieht.

Mit Lügen (oder der "dämonisierenden Struwwelpeter Pädagogik") wird man heute wie zukünftig auf keinen Fall die Sucht- und Drogenprobleme in der Griff bekommen, die wir haben. In einer Zeit, wo sich bereits Jugendliche per Internet & Co. sachlich wie fachlich selbst informieren können, wird man mit Lügen und Dummfang eher das Gegenteil erreichen.

Das strikte Verbot von Drogen führt Betroffene zwangsweise in die Kriminalität wie den sozialen Abstieg. Dieser nachweisliche Zusammenhang trifft besonders dort zutage, wo in - leider bisher nur für Einzelne Betroffene im Rahmen von Studien zugänglich - selbst "harte" Drogen legal abgegeben werden und eine sachliche Beratung / Aufklärung erfolgt. Trotzt großer, anerkannter Erfolge dieser Einrichtungen sind es in Deutschland vor allem die christlichen Parteien, die wehement gegen solche Einrichtungen kämpfen, wider jedem medizinischen wie soziologischen Sachverstandes.

Die Abgabe von kritischen Substanzen sollte in Apotheken bzw. mit Fachpersonal ausgestatteten Einrichtungen auf legale Weise erfolgen. Selbst bei kräftiger Besteuerung wären die Preise für die meisten Drogen weitaus niedriger als heute "auf der Straße". Damit entfiele der gesamte organisierte Schwarzmarkt wie die Beschaffungskriminalität für Suchtkranke und unsere Gerichte hätten pro Jahr zigtausende Verfahren weniger. Die Polizei könnte sich wichtigeren Dingen widmen usw. Suchtkranke hätten es leichter, zurück in soziale Stabilität bzw. würden diese erst gar nicht verlieren.

Die Steuer-Einnahmen könnten in Aufklärungs und Therapiemaßnahmen für die fließen, die Hilfe benötigen.

Die soziale Ausgrenzung der Betroffenen erfolgt maßgeblich durch das Umfeld - nicht durch die Droge und nicht durch den Betroffenen selbst.

Nie haben die Amis mehr Alkohol konsumiert als in der Prohibition. Das dürfte schon allein zu denken geben.

Das angeblich zu "unseren Schutz" definierte Betäubungsmittelgesetz hat seinen Ursprung in Handelsstreitigkeiten um das damalige Monopol des Opiumhandels. Das Wohl der Bürger stand da gar nicht zur Debatte.

Zudem ist nicht erkennbar, wo Drogenkonsumenten allein durch Drogenkosum anderen Menschen bzw. der Gesellschaft einen Schaden zufügen (wo Kriminalität auch nicht durch schlichtweg dumme Gesetze induziert wird), was eine Kriminalisierung begründen könnte. M.E. gehört es zur freien Entfaltung eines Menschen, darüber bestimmen zu können, was er wie mit seinem Körper anstellt - ebenso wie sein Freitod oder die Wahl seiner Haarfarbe oder Schönheitsoperationen. Selbst wenn das für manch anderen nicht unmittelbar nachvollziehbar ist oder seine Religion / Weltanschauung ihm das verbietet (dann ist es allein seine Sache).

M.E. sollte es Grundrecht eines jeden Bürgers sein, sich bewusstseinsverändernde Substanzen o.ä. zu betreiben / Bewusstseinsveränderung zu "betreiben". Allein eine optimale, ehrliche Aufklärung sowie offene, sachlich geführte Therapiezentren sollte den Menschen kompetent genug machen, möglichen Risiken geeignet zu begegnen (dazu auch z.B. per Jugendschutz).

Aber solange die am lautesten schreien, die am wenigsten Ahnung / Erfahrung haben - man die Fachleute und Sachverständigen überhört, wird sich die Situation für Betroffene wie auch die ganze Gesellschaft nicht verbessern können.

Achja,
auch die freie Meinungsäußerung galt einmal als asozial und kriminell...
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Re: Umgang mit Alkohol und Drogen im Eichsfeld

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Drogenreiches Wochenende im Eichsfeld
Alle Hände voll zu tun haben die Polizeibeamten, die seit kurzem in der Lage sind, Drogen am Steuer schnell zu ermitteln.

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