Bereits 1989/90 habe ich mit Unterstützung von (konfessionsunabhängigen) Pfadfindern aus Göttingen begonnen, einen Pfadfinderstamm in Heiligenstadt samt eigenem Pfadfinderbund ("Phoenix"), der vornehmlich thüringer und hessische Stämme vertrat, aufzubauen und bereits 1992 hatte allein der Stamm "Hansteiner" in HIG um die 25-30 (die meisten sehr aktive) Mitglieder, der junge Bund hatte mehrere tausend Mitglieder (für 1 Jahr war ich mal stellv. Bundesführer).
Nachdem uns der Pfarrer in Uder die Nutzung eines der vielen in Uder der Kirche gehörenden Räumlichkeiten erlaubte, um wöchentliche Treffen abzuhalten, entzog er uns umgehend die Räumlichkeit als er hörte, das wir auch nichtkonfessionelle Mitglieder aufnehmen würden, wir deshalb sein "Angebot", einmal monatlich eine katholische Bibelstunde mit uns abzuhalten, freundlich ablehnten.
Die Mehrheit der Mitglieder war christlich, wie im Eichsfeld "üblich", aber so wie es Katholen und Protestanten gab, gab es auch Atheisten und Andersgläubige, weshalb die Religion in der Pfadfinderarbeit keine Rolle spielte. Ebenso hielt und hält dies z.B. auch der göttinger Stamm, der einem anderen Bund angehört. Während der damals älteste göttinger Pfadfinder (Prof. Falter Toews) für seine lebenslange Jugendarbeit von der Stadt Göttingen mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde - wurde die Arbeit der Pfadfinder im Eichsfeld von seitens Politik und Kirche passiv wie aktiv erschwert.
Im Gegensatz zu kirchlichen Pfadfindern arbeiten unsere Gruppen ("Sippen") weitgehend autharg und demokratisch. Der Begriff "Führer" verwirrt u.U, da kein Sippen- oder Stammesführer eigene Entscheidungsgewalt hat - obgleich demokratisch gewählt - sondern vornehmlich die Gruppe vertretende Funktionen ausübt. Die Führer sind nicht älter als die anderen Mitglieder. Bei kirchlichen Pfadfindern ist nicht selten der Pfarrer oder ein kirchennaher Erwachsener der Stammesführer und auch die Sippenführer werden direkt bzw. indirekt vom Pfarrer "eingesetzt" - die Hierarchien sind idR straffer und höher und der Umgang miteinander hatte für meinen Geschmack etwas "militärisches", das die mir bekannten konfessionsunabhängigen Gruppen / Sippen so nicht im Ansatz kannten, eher noch als verpöhnt galt. Mein Eindruck war/ist: bei Kirchenpfadfindern geht es vornehmlich darum zu lernen sich "unterzuordnen", Autoritäten anzuerkennen uswusf, statt (wie bei z.B. uns) eigenverantwortlichkeits- und freiheitsliebend in der Gruppe gemeinsam zu agieren.
Nur durch persönlichen Einsatz eines kurz danach in Rente gehenden Mitarbeiter des Jugendamtes und Kreisjugendringmitglied war es uns möglich, ein altes Bungalowgelände von der Stadt zu pachten und auf Vordermann zu bringen - Keisjugendring und Pfarrer versuchten sich wehement gegen unsere Gruppierung zu wehren und wollten u.a. das gelände auch noch der Kirche für "Jugendarbeit" überlassen, obglich die Kirche schon damals über mehr als genug Immobilien und Räumlichkeiten für derlei Zwecke verfügte. Aber auch die lokale Presse hielt sich uns gegenüber merh als "zurück" und druckte lediglich einen einzigen Bericht während der 3 Jahre, die ich als Stammesführer gewählt den Stamm aufbaute und leitete (und späer gabe s afaik auch keine Berichte, obgleich es immer wieder Kontaktaufnahmen unsererseits gab). Ein Pfarrer aus dem Kreisjugendring (was haben da eigentlich Pfaffen drin zu suchen?) hatte in die Welt gesetzt, das wir soetwas wie "junge Pioniere" seien - eine Art Überbleibsel des alten DDR-Regimes - und das blieb bei vielen so wohl auch hängen...
Es gab aber auch einzelne, die uns wirklich und uneinegschränkt halfen - so z.B. Herr Meier vom "Iberg" in HIG, der uns gelegentlich ein Stück Waldfläche für Wochenenden überließ.
Heute sind viele der damaligen Pfadfinder weggezogen aus dem Eichsfeld und in die ganze Welt gegangen und einige haben sogar Pfadfinder aus anderen Ländern geheiratet, die sie damals bei internationalen, gemeinsamen Aktionen, Fahrten u.ä. kennengelernt haben. Die Offenheit für die Vielfalt, die die Welt zu bieten hat, ist mEn doch bei vielen ein Stück ihres Herzens geblieben. Heute treffen sich zuweilen wohl noch ein paar "ehemalige" Mitglieder samt ihren Familien einmal im Jahr auf dem Hanstein - dabei sind auch göttinger Freunde. Ich weiß aber nicht, inwieweit der Stamm heute noch aktiv ist bzw. existiert. Nach meinem Weggang habe ich die Fortentwicklung nicht weiter verfolgt.
Deutschland ist im sog. "internationalen Pfadfinderbund" ausschließlich mit den großen kirchlichen Gruppen vertreten, da jedes Land wohl nur die zwei größten Gruppierungen akzeptierte. Dennoch ist auch der internationale Bund nichtkonfessionell und dessen Treffen/Veranstaltungen gleichen nicht kirchlichen Jugendveranstaltungen, wie es bei den deustchen Mitgliedern der Fall ist.
Unser Stamm war sehr aktiv und auch im Umfeld der Stadt sehr engagiert (z.B. Naturschutzeinsätze, Wälder aufräumen).
http://eichsfeldwiki.de/Burg_Hanstein#d ... tein_heute
http://www.gsol-online.com/detail/Pfadf ... 2679deba35