Eichsfelder Vagabunden

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Bernd Siebert
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Eichsfelder Vagabunden

Ungelesener Beitrag von Bernd Siebert »

Guten Tag!
In der Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde Nr. 1/2012 findet sich eine Liste "Aufgegriffene Vagabunden in Niedersachsen im März 1837". Darin auch einige Eichsfeler:
Bode, Adam, angeblich aus Bilshausen, fiel im Amt Catlenburg-Lindau wegen Ausweisfälschung auf, was ihn 3 Tage Gefängnis kostete.
Claus, Joseph, angeblich aus Teistungen bei Worbis, ist in Göttingen wegen wiederholter Vagabundage körperlich gezüchtigt worden.
Hampe, Caspar, angeblich aus Seeburg, hielt sich in Nienburg heimlich auf und wurde mit 24 Stunden Gefängnis bestraft.
Jacob, Georg und Friedrich, beide Holzhändler angeblich aus Hilkerode, fielen in Uelzen wegen fehlender Konzession und Geldmangels auf.
Krause, Carl, angeblich aus Wingerode bei Worbis, fiel im Amt Isenhagen wegen fehlender Ausweispapiere auf.
Rogge, Marie und Elisabeth, angeblich aus Wingerode/Eichsfeld, wurden wegen Vagabundage im Amt Biurgdorf zu drei Tagen Gefängnis verurteilt.
Siebold, Ferdinand, angeblich aus Breitenbach, fiel in Hannover wegen heimlichen Aufenthalts auf.
Möge es nützen!
Bernd Siebert
Wenn man wegen Geldmangel heute noch ins Gefängnis kommen könnte, hätte ich auch schon öfter "gesessen". :D
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Klaus Haeger
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Re: Eichsfelder Vagabunden

Ungelesener Beitrag von Klaus Haeger »

Hallo Zusammen,
ja,ja auch im Eichsfeld gab es X Strolche, hier ein Zufallsfund aus Berlingerode
Gruss Klaus


Amt: Berlingerode, rk, St. Stephanus
Urk.: T1791/20
Kd -m-: Krone, Johannes Christoph, rk, ~25.07.1791 Berlingerode
V d Kd: Krone, Friedrich, Berlingerode, rk, verh.
M d Kd: Friederich, Elisabeth, Berlingerode, rk, verh.
Paten : Vogt, Christoph, m
Grundmann, Eleonore, f

Nr. 556 auf S.299 aus
Aktenmäßige Nachrichten von dem Gauner- und Vagabunden Gesindel sowie
von einzelnen proffessionierten Dieben, in den Ländern zwischen dem Rhein und der Elbe, nebst Beschreibung ihrer Person, (gedruckt in Cassel 1822)

Krone, Johann Christoph aus Berlingerode (Eichsfeld) gebürtig

Er ist 29 Jahre alt, 5 Fuß 3 Zoll groß, hagerer Statur hat blonde Haare, kleine Stirn, blaue Augen, kleine Nase, gesunde Zähne, rundes Kinn, rundes Gesicht mit Blatternarben. Auf der Brust ist ihm ein roth gestiptes Herz mit den Buchstaben C.H. eingeäßt. Ist katholisch.
Er ist von seinem 17. Jahre an als Vagabund umhergestrichen und hat stets vom Diebstahle Gewerbe gemacht. – Schon im Juni 1807 wurde er deshalb in Duderstadt zu einer 4wöchigen Gefängnisstrafe bei Wasser und Brot nebst Wilkommen und Abschied, sodann zu Anfang des Jahres 1809 in Göttingen zu einer halbjährigen Zuchthausstrafe und im Decbr. 1810 in Heiligenstadt zu 90 Peitschenhieben, sowie zur Einsperrung in eine Strenge Besserungsanstalt bis zur erfolgter Begnadigung verurteilt. Er entwich hierauf im Sept. 1813 aus dem Stockhause in Cassel, wo er die besagte Strafe verbüßen sollte, ließ sich im Mai 1916 , bis wohin er abwechselnd in braunschweigschen, englischen und niederländischen Militärdinsten gestanden haben will, beim 20. Preußischen Infrantrie – Regiment anwerben, verließ dasselbe aber kurz nacher wieder als Deserteur. Im Febr. 1818 zu 13jähriger Zuchthausstrafe verurteilt und da er sich jetzt als preußischer Ausreißer zu erkennen gab, an die betreffende Militair-Behörde nach Magdeburg abgegeben, wo er aber im Nov. 1818 entsparag und sodann sein Vagabundenleben in Gemeinschaft mit anderen Gaunern fortsetzte. Kurz nacher wurde er von neuem über einem Diebstahle betreten, nach Duderstadt gebracht, von da nach Heiligenstadt ausgeliefert und daselbst im März 1820 auf unbestimmte Zeit, jedoch nicht unter 15 Jahren zur Einsprerrung in ein Zuchthaus mit der Bestimmung verurteilt, daß die besagte Strafzeit erst mit Ablauf der früher schon rechtskräftig bestimmten Strafe zu laufen anfange.
Er verbüßt diese ihm zuerkannte Strafe in der Zuchtanstalt zu Lichtenburg.
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niels
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Re: Eichsfelder Vagabunden

Ungelesener Beitrag von niels »

... nebst Wilkommen und Abschied ...
Kann jemand genauer erklären, was diese (augenscheinlich zeitgemäß juristische Formulierung) bedeutet(e)?
H. Grube
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Re: Eichsfelder Vagabunden

Ungelesener Beitrag von H. Grube »

Hallo,

„Wilkommen und Abschied“ bedeutet körperliche Züchtigung bei Antritt und Ende der Haftstrafe.
In welcher Form diese Züchtigung von statten ging bleibt offen, wahrscheinlich durch Schläge oder sogar
Auspeitschen.

Gruss

H. Grube
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Re: Eichsfelder Vagabunden

Ungelesener Beitrag von niels »

...aha, dacht' mir sowas bereits...

Also gab man den Betreffenden auch "zum Abschied" nochmal ne Tracht Prügel mit auf den Weg - als "nachhaltiges Andenken" sozusagen ;)

Danke für die Erleuchtung...


Niels.
Georg Hey
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Re: Eichsfelder Vagabunden

Ungelesener Beitrag von Georg Hey »

Eine Empfehlung: Ich sichte gerade den Obereichsfelder Kreisanzeiger ab 1829, allerdings um Nachrichten über Heuthen zu sammeln. Im OEKA werden von Staats wegen immer wieder Personen beiderlei Geschlechts aus dem Eichsfeld und anderswo aufgeführt, die wegen irgendwelcher Vergehen steckbrieflich gesucht werden. In diesen Steckbriefen sind alle relevanten Personendaten und eine ausführliche Personenbeschreibung enthalten. Oft folgt einige Wochen später die Vollzugsmeldung der In-Arrest-Nahme. Der OEKA ist mindestens im Heiligenstädter Kreisarchiv praktisch vollständig vorhanden.

Beste Grüße

Georg Hey
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