Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

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Kategorie: Politik im Eichsfeld
Heinrich5

Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Politiker und Verbände haben das Vorhaben der CDU kritisiert, die deutsche Sprache als eigenständigen Passus ins Grundgesetz aufzunehmen. Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat sich gegen das Vorhaben ausgesprochen. Der Rat warnt vor einer Diskussion über deutsche Leitkultur.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat die CDU für ihr Vorhaben kritisiert, Deutsch als Landessprache im Grundgesetz zu verankern. Der Zentralrat nannte das Vorhaben „lächerlich und kleinlich“. „Dass Deutsch Amtssprache ist, steht doch ohnehin fest. Und dass die deutsche Sprache Grundlage für Integration ist, ist selbstverständlich“, sagte der Zentralrats-Vorsitzende Ayyub Axel Köhler der in Hannover erscheinenden „Neue Presse“.
Aktuelle Umfrage einer Zeitung im Internet :
Soll die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufgenommen werden?

13.126 abgegebene Stimmen

75% Ja, Deutsch hält diese Gesellschaft zusammen
8% Nein, Deutsch ist eine Sprache unter vielen
17% Was soll noch alles ins Grundgesetz?

Ich halte es für legitim dass ein Volk die Sprache des Volkes als Amtssprache in seine Verfassung aufnimmt. In anderen Ländern ist das ganz normal. Was der Zentralrat der Muslime daran wieder auszusetzen hat ist mir schleierhaft. Die deutsche Sprache ist inzwischen schon regelrecht verhunzt durch Anglizismen. Bei der Post und Telekom braucht man bald ein Englisch-Lexikon um deren Veröffentlichungen lesen zu können. Ältere Leute kommen mit Ausdrücken wie Briefing, Casting, Catering, Coach, Comedian, Outplacement usw. nicht mehr zu recht, obwohl dafür auch ganz normale deutsche Wörter eingesetzt werden könnten. Für die Computertechnik gibt es schon spezielle Wörterbücher damit der deutsche Nutzer das alles einigermaßen verstehen kann. Wenn man die Stellenangebote größerer Firmen ließt kommt man ohne Englischkenntnisse ebenfalls nicht mehr aus.
Ich empfehle mal sich bei www.aktionlebendigesdeutsch.de oder bei www.wiesagichsaufdeutsch.de einzuklinken um zu erkennen, dass es mit der deutschen Sprache ständig bergab geht.

Gruß,
Heinrich5
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niels
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Ungelesener Beitrag von niels »

ein
§xy "Die Amtssprache der Bundesrepublik Deutschland ist Deutsch"
kann es gern geben - wie dies auch in den Verfassungen vieler anderer Länder zu finden ist (in nicht wenigen sind dies ja mehrere Sprachen).

Allerdings bin ich dagegen, alles mögliche ins Grundgesetz aufzunehmen - aber noch mehr dagegen, es (wie es derzeit offenbar nahezu "in Raserei" geschieht) zu durchlöchern - vor allem, wenn es um unsere Grundrechte geht.

Es gab ja auch schon Forderungen, die EU Verfassung müsse einen Gottes-Bezug haben. Das finde ich Quark denn Staat und Religion sollten klar getrennt bleiben bzw. werden (siehe z.B. Kirchensteuer) und dagegen dürften sich die Juristen gern noch mehr auf unsere Grundrechte konzentrieren.

Die deutsche Sprache wird aus den verschiedensten Gründen mit anderen Sprachen weiter "verwachsen", wo dies sinnvoll ist und z.B. der einfacheren, internationalen Kommunikation dient. Wer benutzt heute schon noch "Festplattenspeichermedium" statt einfach "disc" oder etwa "Übernetz" statt "Internet"? Wäre dem so, gäbe es bis heute kein Internet.

Auf der anderen Seite gibt es gute Gründe, eine klare eigene Sprache zu haben und zu pflegen - schon weil Sprachenvielfalt auch für die Denkvielfalt wichtig ist. Und - klare Gedanken brauchen eine klare Sprache.

Inwieweit da die Verfassung helfen kann (oder es nur schlimmer macht) weiss ich momentan nicht einzuschätzen. Auch die Rechtschreibreform hat nur mehr zum Problem beigetragen, als geholfen - immer weniger Leute wissen überhaupt noch, wie man heute richtig deutsch schreibt.
Heinrich5

Deutsche Sprache im Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Die einstigen Verfechter des Standpunktes, die Integration der Einwanderer sei unnötig, Multi-Kulti braucht keine Integration, sind verstummt. Sie fänden in ganz Europa auch keine ernsthaften Mitstreiter mehr. Bedacht wird dabei, dass eine integrationsfordernde und -fördernde Politik in wenigen Jahrzehnten bereits ins Leere liefe, weil die Eingewanderten langsam zur politischen Sperrminorität werden könnten. In Berlin Kreuzberg leben heute die Enkel von Einwanderern, die schon in der dritten Generation in Deutschland leben und die immer noch kein Deutsch können. Sie beziehen Sozialhilfe welche vom deutschen Steuergeld kommt, an dem sie keinen Anteil haben. Die Kenntnis und den Gebrauch der deutschen Sprache einzufordern steht allerdings auf schwachen Füßen, so lange nicht verfassungsrechtlich festgehalten ist, dass diese Sprache, die wiederum Färbungen und Dialekte umfasst, ein Wesensmerkmal dieses Staates ist.
Zwar ist das Grundgesetz in deutscher Sprache abgefasst, zwar ist Deutsch als Amts- und Gerichtssprache einfachrechtlich verankert. Aber woraus leitet sich die Berechtigung der Erwartung der deutschen Bevölkerung ab, dass Einwanderer Deutschkenntnisse erwerben? Auf welcher verfassungsrechtlichen Grundlage steht die gesetzliche Verpflichtung einwanderungswilliger Bräute, vor der Einreise einige Worte Deutsch zu lernen? Worauf könnte sich der Innenminister vor dem Verfassungsgericht berufen, wenn vorgeschrieben werden soll, dass in den Gebetshäusern auf Deutsch gepredigt wird, um Hasspredigten auf Deutschland, das deutsche Volk und unsere Kultur auszuschließen? Und womit kann der Arbeitgeber beweisen, dass es im Berufsleben keine Diskriminierung bedeutet, wenn er vom Bewerber gute Deutschkenntnisse verlangt? Manches, das jetzt als selbstverständlich gilt, könnte es eines Tages nicht mehr sein, wenn die demographische Entwicklung die gesellschaftlichen und die wahlstatistischen Mehrheitsverhältnisse weiter verschiebt.
Eine unziemliche Bedrängung ethnischer Minderheiten wäre die Ergänzung des Grundgesetzes nicht. Ein „Assimilierungsdruck“ geht davon nicht aus, doch er wäre eine unbestreitbare Integrationsrichtlinie. Die vielfache Ablehnung deutet unwillentlich an, dass dem Satz durchaus Bedeutung und Wirkung zugetraut werden. Er schließt etwa den Anspruch hier nicht heimischer Sprachen auf rechtliche Gleichstellung in Deutschland aus. Und er bewahrt in Zeiten der Internationalisierung und Globalisierung die Eigenheit Deutschlands, die seine Bürger seit jeher prägt und seine Literatur überhaupt erst ermöglicht. Was vielen unserer europäischen Nachbarstaaten recht ist, sollte uns verfassungspolitisch nicht unrecht sein.

Gruß,
Heinrich5
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niels
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Ungelesener Beitrag von niels »

hallo,

zum Thema Integration kann ich Dir nur vol zustimmen.

Ob es - aus fachlicher (d.h. hier juristischer) - nötig ist oder Sinn macht, dazu das Grundgesetz zu ändern, mag ich nicht einschätzen können, da ich kein Jurist oder gar Staatsrechtler bin. Gerade Modifikationen am Grundgesetz sollten nur arg zurückhaltend und mit Bedacht erfolgen.

Ein Migrationsgesetz könnte ggf. auch ohne zusätzlichen Passus in der Verfassung sprachliche Fertigkeiten von Immigranten fordern. Welche neuen Probleme würde ein solcher Passus ggf. bringen?

Schön wäre wenn sich hier jemand mal fachlich mit der Thematik auseinandersetzen würde? Haben wir einen versierten Juristen hier?

Cheers,

Niels.
Gelöscht_09041201

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

Persönlich glaube ich nicht, dass die Bevölkerung besser/reiner Deutsch spricht, nur weil es im GG verankert wurde.

Wir wissen, Deutsch ist in Deutschland Amtssprache... so what?



klingt mir nach Sommerloch.. im Advent....



;-)
vg
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FENRIS
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Re: Deutsche Sprache im Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von FENRIS »

Heinrich5 hat geschrieben: . . . In Berlin Kreuzberg leben heute die Enkel von Einwanderern, die schon in der dritten Generation in Deutschland leben und die immer noch kein Deutsch können. Sie beziehen Sozialhilfe welche vom deutschen Steuergeld kommt, an dem sie keinen Anteil haben. Die Kenntnis und den Gebrauch der deutschen Sprache einzufordern steht allerdings auf schwachen Füßen, so lange nicht verfassungsrechtlich festgehalten ist, dass diese Sprache, die wiederum Färbungen und Dialekte umfasst, ein Wesensmerkmal dieses Staates ist. . . .
Hast du dazu auch Quellen oder ist das ein allgemeingültiges Vorurteil über Einwander.

Laut Grundgesetz habe ich bestimmte Freiheiten und dazu gehört auch mich zu unterhalten wollen wie ich will. Ob ich nun auf der Straße mit jemanden auf deutsch, englich, russisch, türkisch oder auf im eichsfelder Dialekt unterhalten ist doch meine Sache. Es ist mein Recht auf Freizügigkeit.

Wenn da mal wieder ein paar Politiker das Deutsche in Gefahr sehen, stelle ich doch mal die Frage was ist denn deutsch. Es hat in der ganzen Geschichte der deutschen Sprache Lehnwörter gegeben, aber heute ist geht das überhaupt nicht mehr. Viele Leute haben einfach nur Angst vor Veränderung, vor einer Veränderung die schneller ist als sie reagiren können. Das ist das Grundproblem.

Aber jetzt die Deutsche Sprache festzulegen und deren Entwicklung regeln zu wollen, einfach nur lächerlich. Eine Sprache wird gesprochen und geschreiben und nicht in irgendeinem Gremium - welches die deutsche Sprache schützen will - erschaffen.

LG FENRIS
"Fleischessen ist ein Überbleibsel der größten Rohheit. Der Übergang zum Vegetarismus ist die erste und natürlichste Folge der Aufklärung."

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Gelöscht_09041201

Re: Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

FENRIS hat geschrieben:Eine Sprache wird gesprochen und geschreiben und nicht in irgendeinem Gremium - welches die deutsche Sprache schützen will - erschaffen.
Es geht nicht um das Erschaffen einer Sprache, oder DER Sprache "deutsch", in einem Gremium, wie Du sagst. Sie ist schon da.. 8) sollte bewahrt werden als ein Gut, UNSEREM Gut. Dennoch bin ich der Meinung dies gehört nicht ins Grundgesetz.


Gremien REGELN bereits die deutsche Sprache, erinnere Dich an die Rechtschreibreform(en), und das immerhin Länderübergreifend, zumindest im deutschsprachigen Raum.

Lächerlich ist, dass manche Bundesländer es fast anders geregelt hätten als der große Rest (z.B. Schleswig-Holstein, diesmal nicht Bayern).


:wink:
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Re: Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von FENRIS »

Ich frage mich so und so was das soll.

Deutsch ist als Amtssprache im Grundgesertz festgeschrieben. Was soll denn da im GG festgeschrieben werden, wenn nicht die Sprache selber um sie vor feindliche und zu tiefst schädlichen Anglizismen - in Augen einiger Politiker - zu bewahren?

So habe ich jedenfalls den Vorstoss verstanden.

Naja deutsche Rechtschreibung. Ich glaube die Deutsche Sprache ist m. M. die Sprache die die Kommasetzung am kleinlichsten regelt. Ich finde sie vor allem in diesem Punkt aber auch in einigen anderen überreguliert. Über die deutsche Rechtschreibung entscheiden irgendwelche Kultusminister für die Deutschen. Gut finde ich das nicht.

LG FENRIS
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Re: Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von niels »

Was sind eigentlich"feindliche Einflüsse" anderer Sprachen und was nicht? Machen die Kritiker oder Lobbyisten das an der Sprache fest - z.B. Englisch?

"Unser Deutsch" besteht in weiten Teilen aus Anlehnungen oder Übernommenem aus anderen Sprachen - so wird z.B. kaum jemand das Wort "Büro" (was wohl um 1900 aus dem Französischen kam) in "Arbeitsraum mit Schreibtisch" geändert haben wollen, oder?

Auch die jeweilige "Mode" hat immer in unsere Sprachentwicklung eingespielt - damals war es Französisch, davor auch mal Lateinisch und Altgriechisch. Heute ist Englisch "Mode". Selbst aus dem Arabischen gibt es Einflüsse - und wenn dies unser Zahlensystem betrifft.

In Österreich geht man konservativer mit fremdländischen Sprachelementen um. Aus Sicht eines Deutschen schmunzelt man schon hie und da, wenn eine "Quittung" z.B. mit "Erlagschein" bezeichnet wird.

Ich arbeite in der Internet-EDV und da geht historisch bedingt nichts ohne Englisch. Kaum jemand wüsste den Begriff "Übernetz" einzhuordnen oder das "CD" ("Compact Disc") auf Deutsch schlicht "optische Massenspeicherplatte" heißt.

Persönlich übel finde ich allerdings das "Verwaschen" der Deutschen Sprache mit "Mgrationsslang" - "Ey weisst Du..." und so weiter. Viele deutsche Jugendliche haben sich in ihrer täglichen Sprache dieser Modeerscheinung angenommen und haben es später schwer, sich ordentlich wie gezielt auszudrücken.

Sprache ist und bleibt Teil einer Persönlichkeit und seiner Erziehung. Wer keinen Wert auf klare Kommunikation legt, dem wird man auch mit neuen Gesetzen dazu kaum bewegen können. Wer kaum oder selten Schriftwerke liest, verfügt meist über einen sehr beschränkten Wortschatz. Auch an seiner Sprache erkennt man einen Menschen.

Eine "gute Mitte" aus historisch gebildetem Deutsch und fortschrittlichen "internationalen" Sprachelementen sollte uns alle weiterbringen. Das können wir nur mit Bildung erreichen.

Eine starre Sperre gegen Neues ist analog dem Vergessen des Bestandes kontraproduktiv. ;)

Cheers,

Niels.
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Re: Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

In Frankreich gibt es die Académie Royale. Sie wacht über die Reinheit der französischen Sprache d.h. wenn Schüler z.B. Anglizismen oder Germanismen in Schulaufgaben verwenden werden diese als Fehler geahndet. Die gleiche Einrichtung mit gleicher Funktion existiert auch in Spanien (Academía Real). In Polen gilt seit einigen Monaten ein Gesetz das es Journalisten untersagt, Anglizismen oder Germanismen zu benutzen, weil die Sprache damit bereits überflutet ist. Ich halte es für dringend erforderlich, die deutsche Sprache zu schützen. Der Verfall einer Kultur wird stets vom Verfall ihrer Sprache eingeleitet. Wer sich für Psychohistorie interessiert findet genügend Beispiele dafür.
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niels
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Re: Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von niels »

Grundsätzlich hätte ich gegen eine solche Einrichtung auch in Deutschland nichts einzuwenden (auch wenn wir lange keinen König mehr haben), soweit deren Befugnisse klar und übersichtlich geregelt wären. Die sähe ich eher in der Förderung der deutschen Sprache - weniger in Restriktionen und Vorschriften darüber.

wenn Schüler z.B. Anglizismen oder Germanismen in Schulaufgaben verwenden werden diese als Fehler geahndet
Bedeutet dies, daß die Schüler dort nicht Begriffe wie "Internet" oder "CD" benutzen dürfen? Das kann ich mir nicht ganz vorstellen.

Die Schulen sind natürlich der beste Ansatzpunkt auf ein gutes Deutsch hinzuwirken. Dazu gehört meiner Meinung auch die laufende Abwägung wo Anglizismen o.a. Begriffe "aus dem Ausland" besser platziert wären als z.B. die strikt-deutsche Bezeichnung. Das kann man aber imho nur schwer bewerten, weil es teils Ausdruck der Persönlichkeit ist oder sein kann. Ich hielte z.B. wenig davon einem zweisprachigen Deutsch-Engländer (oder Englisch-Deutschem [heißt das so?]) vorzuschreiben, das er - wenn er gerade Deutsch spricht - nur "sauberes" Deutsch sprechen darf.

Wo es ein gutes deutsches Wort gibt, brauicht man kein englisches - aber wer will das für welche Fälle festlegen wenn nicht wir selbst?

Ausnahmen sollten klar gerelegt und beschränkt sein - z.B. bei Verwaltungsvorgängen ("Amtsdeutsch") sollte wo immer möglich auf "nicht-deutsche" Worte verzichtet werden. Aber selbst hier kann es schwer werden - z.B. wenn es um Verwaltungsvorgänge über das oder am Internet geht.

Journalisten einen bestimmten Wortschatz vorzuschreiben, halte ich für unsinnig und verfassungswidrig, da es die journalistische Freiheit beschneidet. Ich kann mich auch noch gut an die DDR-Zeitungen erinnern, deren "Deutsch" oft nur mit Kopfschmerzen lesbar waren. Als "Konsumenten" journalistischer Produkte haben wir selbst die Wahl, was oder wen wir lesen wollen und demnach gibt es bereits Zeitungen, deren Leser auf "gutes Deutsch" Wert legen.

Von eingedeutschten "Programmiersprachen" rate ich ganz ab - ein Perl, Python oder C "auf deutsch" würde ich mir nicht antun... ;)
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Re: Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

Wenn ein Fremdwort von der Académie Royale oder der Academía Real für die jeweilige Landessprache nicht freigegeben wird, dürfen es Schüler in Schulaufgaben nicht benutzen, weil für dieses Fremdwort ein Wort in der Muttersprache existiert. Dass entsprechende Vorschriften für Journalisten als verfassungswidrig einzustufen sind kann ich mir nicht vorstellen, weil es in dem Fall um den Erhalt eines hohen Gutes geht, die Muttersprache, einen der Grundpfeiler jeder Kultur.
Die Unsitte Anglizismen zu verwenden ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die heutige Jugend auf Grund übermäßigen Konsums von Fernsehen und Computern die eigene Muttersprache nicht mehr richtig beherrscht und deshalb mit denglisch zu glänzen versucht. Die Sprachlosigkeit bei Fernseh- und Computerkonsum hat verheerende Auswirkungen auf den aktiven Sprachgebrauch, der immer mehr verkümmert. Viele Schüler verstehen in mathematischen Textaufgaben nicht einmal mehr die einfachsten Fragen. Verschachtelte Sätze sind eh schon lang tabu. Untersuchungen haben ergeben, dass jugendliche nur noch über einen ganz geringen Wortschatz verfügen und kaum noch über Redewendungen. Dass da der Schalter nochmal umgelegt werden kann halte ich für unmöglich.
Heinrich5

Re: Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zunehmende Sprachlosigkeit ist auch durch die Anwendung des sogenannten „deutschsprachigen“ Netzjargons gekennzeichnet. Für viele Internet–Nutzer ist dieser Jargon, auf welchen wir gern verzichten können, noch nicht sehr verständlich. Ich finde diesen Jargon einfach unhöflich und schnodderig.
Genau so unhöflich finde ich MfG (Mit freundlichen Grüßen). Mein PC macht diese Unhöflichkeit schon nicht mehr mit und schreibt diese Abkürzung automatisch aus.

Einige Beispiel für diesen Netzjargon:

IDA „Ich dich auch“ Antwort auf HDL („Hab dich lieb“) oder ILD („Ich liebe dich“)

IEA „Ich euch auch“ Antwort auf HEL („Hab euch lieb“) oder ILE („Ich liebe euch“)

FAQ „Frequently Asked Questions“ „Häufig gestellte Fragen“

BG „breitgrins“ auch „biggrin“, Steigerung von G (siehe auch GG)

AFAIC „As Far As I'm Concerned“ „Soweit es mich betrifft“

AFAIK „As Far As I Know“ „Soweit ich weiß“

AFAIR „As Far As I Remember“ „Soweit ich mich erinnern kann“

GG „großes Grinsen“, Steigerung von G "grinsen"

Das müssen wir nicht auch noch in die deutsche Sprache einführen. In einem deutschsprachigen Forum könnte so ein Jargon auch vermieden werden, ist so überflüssig wie ein Kropf.
Alexxxander
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Re: Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

Der Hauptgrund für den schrecklichen Sprachverfall, für die unglaubliche Sprachlosigkeit der heutigen Jugend ist darin zu suchen, dass wir uns nach dem Krieg ausschließlich an der kulturlosen Big Brother-Nation orientiert und an sie angepasst haben (hier ist die Benutzung des englischen Begriffs erforderlich). Folge, wir haben uns von unserer eigenen Kultur entfernt, sind gewöhnlich und beliebig geworden. Im Gegensatz zu Israel, wo der nationalen Identität allerhöchste Bedeutung zugemessen wird, ist diese Bedeutung bei uns abhanden gekommen. Der jugendlichen Spaßgesellschaft ist es doch egal, wo sie in Zukunft ihren Müßiggang abreagieren kann. Man sollte ausnahmsweise mal Anleihen an der israelischen Kulturpolitik nehmen. Schuld an der Verstümmelung unserer Sprache und damit dem unaufhaltsamen Niedergang unserer Kultur hat natürlich auch die Wirtschaft, die ihre Produktionsstätten verstärkt ins Ausland verlagert. Wer überall in der Welt Profit einstreichen will, ohne an seine, im Grundgesetz verankerte, Verantwortung für sein Volk zu denken, der braucht keine Nation mehr. Ein weiterer Grund für den sich bereits in vollem Gang befindlichen Niedergang unserer Kultur ist die Tatsache, dass wir von einer Klicke politischer Versager regiert werden, die zwar nach außen vorgeben, alles für Bildung und Ausbildung zu tun. Misst man sie jedoch an ihren Taten, dann bleibt von den großspurigen Ankündigungen nichts übrig. Ein Vergleich mit dem kleinen Finnland, seit Jahren nicht nur Nummer eins bei allen Pisastudien, beweist dies. Was bei uns in Bildung gesteckt wird ist im Vergleich zu den Finnen geradezu lächerlich. Wollten wir, gemessen am Sozialprodukt, soviel in Bildung stecken wie dort, dann müsste der Staat seine derzeitigen Bildungsausgaben um mehr als 40 Milliarden € aufstocken. Und Finnland ist bei weitem nicht so reich wie Deutschland. Wer für seine kommende Generation so wenig übrig hat, der fördert seinen eigenen Untergang.
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Re: Aufnahme der deutschen Sprache in das Grundgesetz

Ungelesener Beitrag von niels »

Zunehmende Sprachlosigkeit ist auch durch die Anwendung des sogenannten „deutschsprachigen“ Netzjargons gekennzeichnet. Für viele Internet–Nutzer ist dieser Jargon, auf welchen wir gern verzichten können, noch nicht sehr verständlich. Ich finde diesen Jargon einfach unhöflich und schnodderig.
Du meinst offenbar in einigen Computernetzen übliche Acronyme. Die muß man nicht "schön" finden, denn sie haben ihren Ursprung in technischen Gegebenheiten und auch praktische Gründe. Im Internet bildeten und bilden - neben den in den RFCs spezifizierten Protokollen (HTTP, POP3, IMAP, FTP usw.) - bis heute fast eine Art "Quasi-Protokoll" (siehe http://www.faqs.org/faqs/space/acronyms/). Eine "deutsche" Variante ist aber bisweilen nicht vorgesehen - die macht nach der Sprachentheorie der Informatik auch wenig Sinn und man braucht die auch sonst nicht. Dennoch wollen immer mal wieder Leute sowas "neu erfinden".

Das die Acronyme durchweg dem Englischen entlehnt sind, liegt an der Historie des Internets wie des Computers - die meisten internationalen Dokumente zum Netz werden in Englisch gehandhabt. Der verbreitetste und zudem einfachste Zeichensatz auf EDV-Systemen war und ist ASCII und Englisch-Texte kann man mit ASCII komplett abbilden.

Vor allem "früher" war Speicherplatz und Bandbreiten oft sehr rar und teuer - man vermied mit Hilfe der Acronyme wertvolle Ressourcen. Jedes Zeichen belegte min. 1 Byte (heute oft auch 2 Byte). Heute kennt man solche Beschränkungen fast nur noch in SMS (160 zeichen) oder auf Pagern - z.T. auch in Chat- und IM-Systemen. Mit "so weit wie mir bekannt ist" bleibt kaum noch Platz für daß, was ich sagen will - "AFAIK" (acr.) braucht hingegen nur 5 Zeichen. Wer täglich IM bei der Arbeit mit Kollegen einsetzt wird auf Acronyme nicht verzichten wollen. Verlässt man seinen Arbeitsplatz reicht ein "brb" (be right back) statt - "komme gleich wider" - das würde mit der Zeit doch nerven. Wer wollte sein Mailprogramm z.B. mit zwölf statt nur mit einem Klick öffnen?

Acronyme sind dort wertvoll, wo es um unpersönliche Kommunikation geht.

Einige Akronyme halte aber auch ich für fragwürdig - z.B. wenn es um Ausdruck von Gefühlen geht (lG, oder GG). Diese Akronyme gehören meist nicht zum "Standardsatz" der im IP benutzten - viele wurden erst seit relativ kurzer Zeit z.B. von "Freizeitchattern" selbst "dazuerfunden".

In der "Klickibunti-"Welt der meisten heutigen Endanwender gibt es eh kaum noch ein textbezogenes oder textorientiertes Arbeiten am Computer. Während man früher alle Befehle und Programme als Textkommando einzugeben hatte, erleben die meisten Endanwender das Internet als "Klickmedium" - technisch funktioniert es bis heute wie früher. Alle Protokolle sind Text und oft auch Abkürzungen.

Solange Tastaturen Haupteingabemedium für Texte durch Menschen bleiben, solange helfen Acronyme vor allem Leuten die (sehr) viel schriftlich zu kommunizieren haben merklich Zeit zu sparen. Ebenso sparen Leser von Mailinglisten, im Usenet, in Chats oder wissenschaftlicher Diskussionen Zeit und Aufmerksamkeit. Hier geht es i.d.R. mehr um den Austausch von Wissen, Meinungen oder Nachrichten - oft auch technische Informationen. Da ist Effizienz bis heute oft wichtig. Ältere "Computernarren" kennen noch eine gewisse "Sparsamkeit" gegenüber Rechenressourcen, die heute angesichts der stetig wachsenden Speichermedien und Bandbreiten eine immer untergeordnete Rolle zu spielen scheinen. So ärgere ich mich z.B. sehr, wenn mir jemand einen schlichten Text als MS-Word Dokument" fett verpackt und "aufgepustet" als Email-Anhang schickt. Hätte er es als einfache Textmail übermittelt, wäre die Mail oft nur ein Zehntel (oder gar Hundertstel) groß.

Gerade am Handy kostet jedes übertragene Byte immer noch Geld.

Wenn Leute (wie auch ich) mit täglich oft "zentnerweise" Texten (das entspricht vielen hundert A4 Seiten) zu hantieren hat und viel Text zu schreiben hat, ist jede Option der Effizienzsteigerung willkommen. Dennoch gibt es Texte in denen ich keine Abkürzungen oder "kopierte" verwenden. Kopierte oder "automatische" Grußfloskeln meide ich sowieso.
Genau so unhöflich finde ich MfG (Mit freundlichen Grüßen). Mein PC macht diese Unhöflichkeit schon nicht mehr mit und schreibt diese Abkürzung automatisch aus.
In einer persönlichen Briefkonversation oder gar in literarischen Werken - auch auf Papier haben diese Abkürzungen hingegen wenig verloren. Ebensowenig wie ich MfG mag (egal ob dies der PC dann "ausschreibt", es ist ebenso unpersönlich gemeint wie gemacht). Aber auch Höflichkeit kann man nicht vorschreiben - sie ist und bleibt ein Ausdruck der Persönlichkeit des Verfassers.
Das müssen wir nicht auch noch in die deutsche Sprache einführen. In einem deutschsprachigen Forum könnte so ein Jargon auch vermieden werden, ist so überflüssig wie ein Kropf
Ich persönlich habe nicht immer die Zeit alle Texte ohne Abkürzungen auszuschreiben - nicht im IRC, auf Mailinglisten oder auch in Foren. Wem das nicht passt, kann seine Texte gerne ausschreiben.

Sowas in Vorschriften zu gießen halte ich persönlich für unsinnig, denn das beschneidet die Freiheit des Wortes - es ist an jedem selbst, WIE er was ausdrücken möchte oder kann - wie er auf andere wirken möchte. Es ist auch an jedem selbst, in welcher Sprache er das tun möchte - es ist sein Risiko, das es ev. nicht von allen Rezipienten gelesen werden kann.

Ebenso kann es im Eichsfeld-Forum auch anderssprachige Postings / Themen geben, wenn die Sache dies erfordert (z.B. in "Ahnenforschung" kommt das gelegentlich vor) - das Forum selbst erlaubt bisweilen Deutsch (Vorgabe/Default) und Englisch als Oberfläche für Benutzer.
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