Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

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Heinrich5

Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo Allerseits,

Meldung aus der Tagesschau zu Weihnachten:
Bei den Altstoffhändlern, den Landkreisen und Kommunen stapelt sich das Altpapier bis unter die Decken der Lagerräume. China, der ehemalige Großabnehmer, nimmt uns das Altpapier nicht mehr ab. Die Preise für das Altpapier sind in den Keller gefallen. Altpapier ist quasi jetzt unverkäuflich geworden.


Noch im Sommer 2008 hat der Landkreis EIC hier ein gutes Geschäft gewittert. Jeder Haushalt erhielt kostenlos die Blaue Tonne. Die vierwöchige Entleerung sollte ebenfalls ein kostenloser Service sein. Jetzt wird sich das Ganze nicht mehr rechnen. Die zigtausend EUR für den Fehl-Einkauf der Blauen Tonnen werden natürlich wieder auf uns Otto-Normalverbraucher abgewälzt, dass kann natürlich nur über Gebührenerhöhungen in den nächsten Monaten erfolgen. Das Geld für die Abfuhr der Tonnen muss ja auch irgendwie wieder reinkommen.

Da können wir mal gespannt sein, was 2009 an Gebührenerhöhungen auf uns zukommt!
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niels
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von niels »

hallo,

ich denke mal, das ist so:

Im vergangenen Jahr waren die Papierpreise auf dem Weltmarkt extrenm hoch und man "musste" die blaue Tonne ja "folgerichtig" im Interesse des Verbrauchers (also dem "Müllkunden") einführen. Das das gewitterte Geschäft so nicht aufging, war ja angeblich "nicht absehbar". Ähnlich begründeten ja auch Sparkassen den Bankrott von Lehman Brothers & Co.

Auf der anderen Seite kann man es ebenso als "Zockerei" sehen, bei dem das Risiko dem Bürger auferlegt wurde. Die Kosten werden wohl in jedem Fall uns auferlegt. Aus meiner Sicht war die "blaue Tonne" auch zu risikobehaftet - auch wenn das Risiko bis vor 2-3 Monaten niemand sehen wollte. Ich fand, das die schon zuvor bestehenden Papiercontainer eine gute Sache und zudem ausreichend sind, wenn sie regelmäßig geleert werden. Das war den Betreibern offenbar nicht genug.

Wir werden wohl immer mal wieder für Fehlplanungen und "Zockereien" auch in öffentlichen Einrichtungen bzw. GmbHs zu tun bekommen. Leider tragen die Entscheider nicht die Verantwortung z.B. eines einzelnen Unternehmers.

Hier wird man es wohl so begründen bzw. sich rausreden, indem man sagt: wir waren dies dem Bürger schuldig - wir müssen in seinem Interesse die wirtschaftlichste Lösung finden.

Aus meiner Sicht war die blaue Tonne ein Schritt zuviel - belegen kann man das sicher nur schwierig.
MfH
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von MfH »

(Kleiner Hinweis: das hier ist nur meine persönliche Sicht der Dinge, sollte mir vllt. noch einen privaten "Zugang legen")

Die Sache hatte der Kreis entschieden, also der Kreistag. Wirr wurde es für mich schon Ende 2006, als man ankündigte, den normalen Müll nicht mehr wöchentlich abzuholen, sondern nur noch 9 mal im Halbjahr (Standardleerung einer 80l-Tonne einer 4-köpfigen Familie). Gleichzeitig erhöhte man dafür die Jahresgebühr (von ?, ich habs vergessen) auf nunmehr 160 Euro. Weniger Leistung für mehr Geld. Na prima.

Nur mal nebenbei ein kleiner Exkurs: Um die Gebühren früher und heute gegenüberstellen zu können, muss man die Anzahl der Leerungen berücksichtigen und muss mit einer wöchentlichen Leerung rechnen (tatsächlich gar nicht mehr möglich, Leerung max alle 2 Wochen). Dann käme man auf einen Jahresbeitrag (80 l x 52 Leerungen x 0,11 Euro je Liter) von fast 460 Euro. Die Entsorgung des Restmülls wurde also am 1.1.2007 um ein vielfaches teurer.

Aber das interessiert wohl niemanden, denn statt Protest liest man Bekundungen, wie toll doch seither das Müllaufkommen gesunken ist. Angeblich würden die neuen Gebühren zur Müllvermeidung beim Bürger beitragen. Meine Familie kann keinen Müll vermeiden. Wir haben schon immer getrennt und auf Mehrwegverpackungen geachtet. Mehrwegflaschen, Gelbe Tonne, Komposthaufen, Papiercontainer, Rest ist Restmüll. Damals und heute.


Die neue Gebührenordnung war Ausdruck leerer Kassen, es musste Kohle reinkommen.

Das das nicht gereicht hat, zeigt die Geschichte mit dem Altpapier. Eine private Firma hatte das für sich als Geschäftsmodell entdeckt und der Kreis konnte nicht zulassen, dass ihm hier was durch die Lappen geht. Offensichtlich blind vor Eifer hat man keine Kosten gescheut, um weiterhin an das Papier zu kommen. Man investierte, um zu ernten. Das ernten ging schief. Ich habe von Firmen gehört, die vor Monaten noch 30 Euro je Tonne bekommen haben, heute zahlen sie für die Entsorgung bis zu 30 Euro je Tonne.

Die Kosten für die blaue Tonne werden nie wieder reingeholt werden, auch die "neuen" blauen Papiercontainer sind ein Flop. Die Schlitze sind viel zu klein, noch mehr Müll wird vom Bürger daneben abgeladen. Hier wurde also auch gleich noch eine technische Fehlentscheidung getroffen.

Der Landrat ist jetzt am Zug. Fehler machen ist nicht das Problem. Ein Problem wäre, sich nicht zu seinem Fehler zu bekennen und nichts zu korrigieren. Wir haben heute eine andere Situation, ein Unternehmer würde sprichwörtlich die Reissleine ziehen. Man geht zurück auf LOS, holt die Tonnen wieder ab, macht Restmülltonnen draus und lässt den Bürger wieder seinen Müll zu Sammelstellen bringen. Spart man sich die Abfuhrkosten. Und das man das ganze intern beleuchten und auswerten muss, ist sowieso klar. Aber halt intern.

Da auch andere Städte ähnlich entschieden haben (Düsseldorf hat ebenfalls erst vor wenigen Wochen blaue Tonnen verteilt) lohnt der Blick in andere Kommunen. Vielleicht hat dort ja jemand eine gute Idee.

Viele Grüße
Thomas Spielmann
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von niels »

Du kannst Dir gern gern einen "alternativen Zugang" legen. Im Forum sind alternative Nicks (also Benutzernamen zur selben Mailadresse) explizit erlaubt.

Das damalige Argument "Müllvermeidung" fand ich schon eher anmaßend bis frech - in jedem Fall realitätsfern.

Wie auf der Welt kann ich (oder andere) denn noch realistisch Müll "vermeiden"? Die im lokalen Handel angebotenen Produkte erlauben kaum Einschränkungen in der Müllentstehung. Große Teile der Wirtschaft sind nicht darauf ausgelegt oder daran interessiert.

Wo soll bzw. kann sich aus Sicht der "Erfinder" denn Müll gespaart werden? Eine Art Leitfaden mit umsetzbaren Vorschlägen / Tips wäre gut gewesen - denn ich selbst sehe kaum Wege oder Spielraum bei der Müllvermeidung. Sollen wir uns beim Konsum einschränken - oder beim Leben? Ich hab keine Ahnung.

Dafür habe ich mehrfach Streitigkeiten - bis hin zu "Kämpfen" von Mietern um Platz in der gemeinsamen Mülltonne erleben dürfen. So bewachte ein Mieter im Nachbarhaus "seine" (also die für den Eingang mit 6 Wohnungen vorgesehene) Mülltonne wie ein Wachhund und notierte jede einzelne "Befüllung" der Mieter. Eines Tages hockte er auf der Tonne und stritt heeftig mit seinen Nachbarn um den Platz für seine dritte wöchentliche Tüte Müll, den seine Frau kurz darauf brachte.

Ich selbst musste schon Müll für Wochen im Keller horten und auf folgende Abfahrten verteilen, da ich "zu spät" gekommen war - d.h. unsere Gemeinschaftstonne schon voll war.

Afaik ist auch das illegale - "fehlqualifizierte Reststoffaufkommen" in anderen Entsorgunsbehältern wie gelbe Säcke, Papiercontainer & Co. merklich gewachsen.

Tatsache ist, das sich viele Leute einfach hilflos fühlen und öfter auch mal - soweit sie ehrlich sind - zusätzliche Entsorgungskosten auf sich nehmen, weil sie den Müll selbst zur Entsorgung fahren (und bezahlen).

Eine Leistung, für die man sich auf die Schulter klopfen kann, sieht sicher anders aus. Sieht das dort denn keiner?

Cheers,

Niels.
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FENRIS
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von FENRIS »

http://www.thueringer-allgemeine.de/ta/ ... dbserver=1
TA Eichsfeld hat geschrieben:Goldene Zeiten vorbei
Die Finanzmarktkrise ist jetzt auch beim Müll angekommen: Denn die Preise für Altpapier sind dramatisch gesunken. Dank langfristiger Verträge wird die erst im vorigen Jahr im Eichsfeld eingeführte Altpapiertonne auch in absehbarer Zeit nichts kosten.

EICHSFELD (rs). Bis vor wenigen Wochen war altes Papier eine heiß begehrte Ware. Ob leere Pappkartons, altes Zeitungspapier oder Büroabfall - noch im Sommer 2008 konnten Altpapierentsorger damit richtig viel Geld verdienen. Doch der Preis pro Tonne Altpapier stürzte erdrutschartig von vormals 80 bis 100 Euro auf jetzt nur noch zehn bis 15 Euro ab. Das bedauert auch Gerald Schneider, der als Fachbereichsleiter im Landratsamt Eichsfeld für die Altpapiererfassung zuständig ist. "Im vorigen Jahr lagen wir in der Gewinnzone." Dieser warme Regen kam dem Landkreis und den Eichsfeldwerken als Entsorger mehr als recht, zumal die Erlöse in die Stützung der Abfallgebühren fließen. Ab Ende April 2008 wurde schrittweise die blaue Papiertonne eingeführt. Als zusätzlichen Service stellte der Landkreis jedem Haushalt kostenlos eine eigene 240-Liter-Altpapiertonne zur Verfügung. Die Dienstleistung habe sich bewährt und werde dankend von den Bürgern angenommen, resümiert Schneider. Auch jetzt liefere die EW Entsorgung noch ständig angeforderte Tonnen aus, auch wenn sich das Geschäft momentan nicht mehr so lohne. "Papier ist ein Rohstoff, und die Altpapierpreise werden auch wieder steigen", ist sich der Fachbereichsleiter sicher. Wie alle anderen Betroffenen scheint man die Papierpreiskrise also aussitzen zu können. Man geht davon aus, dass sich der Markt wieder beruhigt. Für den Kreis gehöre die Altpapierentsorgung zu den Pflichtaufgaben. Daran werde sich nichts ändern, versichert Schneider und beruft sich auf die Gebührenkalkulation, die vor der Einführung der Papiertonne gemacht worden sei. Und angesichts der Preiskrise sei auf absehbare Zeit auch keine Gebührenerhöhung zu befürchten.Momentan gibt es noch eine Privatfirma in Holungen, die Altpapier aufkauft und nun etwas weniger Geld zahlen kann.

08.01.2009
Es scheint als hätte der Landkreis durch langfristige Verträge den Schwarzen Peter weitergeschoben.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Preise wie in dem Artikel prognostiziert auch schnell erholen.

LG FENRIS
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von niels »

Ob eine extra "blaue" Papiertonne sinnvoll ist, halte ich für fraglich (kenne aber die Kalkulationen auch nicht).

Ein Entsorgungssystem für Altpapier gab es ja schon zuvor / bisher. Ebenso wie für Glas und Kleider stehen fast überall in "zumutbarer reichweite" Papiercontainer. Vielleicht wollte man mit den zusätzlichen blauen Tonnen das Altpapieraufkommen maximieren - ließ sich ja wirklich gut Geld damit machen. Hoffen wir nun, das die Altpapierpreise wieder soweit steigen, das die blaue Tonne auf schwarze Zahlen kommt.

Bisher aber gibt es ebensowenig eine "grüne" Tonne bzw. einfache Entsorgungsmöglichkeit für Bioabfälle wie auch gelbe Säcke bisher oft rar waren. "Gelbe" Tonnen kenne ich im Eichsfeld gar nicht. Hier hätte man dem Bürger sicher einen größeren Gefallen getan - ich schätze mal bei gleichen Betriebskosten wie für die blaue Tonne (die Wertstoffpreise für Papier oder Biomüll mal ausgelassen). Ob "Tonnen" überhaupt der ideale Behälter für Papier-/Papp-Abfälle ist oder Aufstell-Container geeigneter sind, bleibt dahingestellt.

Es gibt nicht wenige Eichsfelder, die reinigen ihre "grüne-Punkt" Verpackungen mit gutem Trinkwasser, damit diese nicht riechen bis zur nächsten Abfuhr. Das macht ökologisch gar keinen Sinn.

Kann mich noch daran erinnern, das man die von den Bürgern sorgsam in weiß, grün und braun sortierten Gläser (zumindst früher) in einen Container kippte und abfuhr - also gemischt. Die Trennung brachte wahrscheinlich nicht genug Geld. Ich debnke schon, das es hier mehr ums geldverdienen als um den Service - eine für den Bürger optimale Müllentsorgung - geht. Aber vielleicht täusche ich mich ja?
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von FENRIS »

Das Problem bei Tonnen ist, dass es einfacher mit diesen auch Restmüll zu entsorgen. Bei einem gelben Sack ist es durch Anheben und Prüfen des Gewichtes einfacher diesen auf nicht rein gehörende Inhalte zu überprüfen. Bei einer Tonne ist, dass schwieriger.

Eine andere Frage ist ob Mülltrennung in der jetzigen Form noch zeitgeemäß ist. Da die Sortierung von Glas (auch nach Farben) und Kunststoffen bereits jetzt durch Maschinen sehr gut erfolgen kann.

Und die Regelung in den Gelben Sack nur Kunstoffe rein zu tuen die auch den Grünen Punkt tragen ist auch etwas unverständlich. Die Klarsichtfolie dürfen nicht mit rein, obwohl aie aus dem selben Material wie einige Verpackungen bestehen. Oder auch Alupackungen die keinen Grünen Punkt tragen nicht rein die selben Alupackungen mit Grünen Punkt rein.

Letztendlich wird das gesamte System Grüner Punkt durch Lizenzen und schlussendlich durch die Verbraucher durch einen höhren Preis bezahlt. Das sollte vielleicht auch mal hinterfragt werden.

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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von niels »

Das "Grüne-Punkt" System halte ich persönlich für schlichte Abzocke.


Mehrfach haben (auch öffentlich rechtliche) TV-Sendungen berichtet, wie fast schon "mafiös" das Grüne-Punkt System funktioniert. Dahinter stand eine starke Lobby einzelner, die etwas wie eine Lizenz zum "Geld-Drucken" suchten und damit gefunden haben. Tasächlich lief der Großteil der Einnahmen in die Hände einiger ganz Weniger.

Während viele Bürger schön brav ihren "Grüne-Punkt" Aufschlag im Laden bezahlten und später den Müll schön und aufwendig trennten, holten die "Entsorger" alles ab und verbrannten den Müll über viele Jahre in der Müllverbrennung "weil es billiger" als das Sortieren und Weiterverwerten war und es angeblich "keinen Technologien zur Sortierung" oder gar "Abnehmer für die Reststoffe" gab. Dann hieß es wohl, das Grüne-Punkt System bringe nicht genug Geld, weshalb die Regierung selbst nochmal was drauflegte.

In der DDR bekamen die Leute noch Geld für das Abgeben gesammelter Wertstoffe - heute zahlen wir drauf - grotesk.

Nun ich weiß nicht wie es hier im Eichsfeld lief und läuft - bundesweit gab es zumindest erhebliche "Entfremdungen" eigentlich zweckgebundener Mittel.

Heute wird mit dem "Müll" ne Menge Geld verdient. Immer noch müssen wir den "Grünen-Punkt" finanzieren, mit jedem von uns gekauften Produkt. Ich könnte mir vorstellen, das man - würde man das bundesweit ausschreiben - freie Entsorger / Verwertungsfirmen fände, die es für den Bürger umsonst oder für einen Bruchteil gern übernehmen würden. Den "Grünen-Punkt" bekommen nur Verpackungen, die aus recycelbarem Material bestehen. Geld sollte das dem Verbraucher nichts kosten - maximal bei nicht wiederverwendbarem Material.

Grüner-Punkt - sehr schönes und gutes Konzept - aber nur wenn es auch optimiert wie effizient umgesetzt wird.
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von FENRIS »

niels hat geschrieben: In der DDR bekamen die Leute noch Geld für das Abgeben gesammelter Wertstoffe - heute zahlen wir drauf - grotesk.
Diese Möglichkeit besteht heute auch noch. Es gibt private Entsorgungsunternehmen, bei denen ich zumindest Papier und Altmetallt gegen bare Münze abgeben kann. Mancherorts wurden Altpapiersammlung zu gemeinsnützigen Zwecken - beispielsweise für einen Kindergarten gemacht.

Dieses Geschäft wollte aber durch die Papiertonne aber auch durch das geänderte System beim Sperrmüllfahren (Verhindern, das Altmetall und alles halbwegs brauchbare von anderer Seite aussortiert wird) der Landkreis an sich reißen.

Die Argumentation des Landkreise dabei: Dadurch die Müllgebühren konstant halten.

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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von Thomas.Spielmann »

Besonders den Satz hier in der Zeitung find ich bedenklich:

"Wie alle anderen Betroffenen scheint man die Papierpreiskrise also aussitzen zu können. Man geht davon aus, dass sich der Markt wieder beruhigt."

So "handelt" der öffentliche Dienst.
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von FENRIS »

Wie soll er denn auch anders agieren?

Da es langfristige Verträge gibt, stellt sich die Frage warum jetzt etwas unternommen werden soll bzw. wie der Landkreis etwas unternhemn soll ohne den Vertrag zu brechen.

Die Abnahme und der Preis sind nach dem Zeitungsartikel zu urteilen vertraglich geregelt.

Und wenn ich an den Verbrauch an Papier in Deutschland denke, ist doch ein konstanter Bedarf an Papier da. Das es immer mal Spitzen und Senken in der Nachfrage gibt liegt in der Natur der Sache.

LG FENRIS
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von niels »

Thomas.Spielmann hat geschrieben:Besonders den Satz hier in der Zeitung find ich bedenklich:

"Wie alle anderen Betroffenen scheint man die Papierpreiskrise also aussitzen zu können. Man geht davon aus, dass sich der Markt wieder beruhigt."

So "handelt" der öffentliche Dienst.
Und wenn er sicht nicht auf absehbare Zeit "beruhigt"? Nun bis dahin bezahlen wir das... Immerhin interessant, das unsere Ver-/Entsorger sich an externen Märkten orientieren und beteiligen. Unternehmen und verwaltung hat bisher nie gut zusammengepasst, das ist wie Hund und Katze...
Thomas.Spielmann
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von Thomas.Spielmann »

"Dank langfristiger Verträge wird die erst im vorigen Jahr im Eichsfeld eingeführte Altpapiertonne auch in absehbarer Zeit nichts kosten."

Welche "langfristigen" Verträge es mit Abnehmern gibt, erschliesst sich aus dem Bericht nicht. Und wie sollen die aussehen? "Ihr liefert x - Menge und bekommt x - Preis?" Dann wäre alles in Ordnung. Oder reden wir über einen langfristigen Vertrag mit der EW - Entsorgung, den der Landkreis abgeschlossen hat? Über die Lieferung und Entleerung der Tonnen? Als Gesellschafter sollte eine Änderung eines solchen Vertrages nicht undenkbar sein. Es gibt eine Regel: man soll schlechtem Geld nicht gutes hinterherwerfen. Besser ein Ende mit Schrecken, als...

Wir kennen die Verträge nicht und spekulieren nur in die Glaskugel hinein. Und wir hoffen, dass die "richtigen Stellen" das richtige tun. Und wir können nur hoffen, dass niemand die Dinge nur aussitzt.
Gelöscht_09041201

Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

Es fehlt einfach die Konkurrenz zur EW Entsorgung (EW). Ein Krähe hackt der anderen kein Auge aus.

Der Landkreis sieht also nur zu. Ist ja eine GmbH und NICHT der öffentliche Dienst. Aber hier regelt nichts mehr der Markt. Wir Kunden zahlen seit 2006 hohe Gebühren für deren Fehlverhalten.

Für meine persönlichen Verhältnisse (2Erw.+1Kind) haben sich die Gebühren verdoppelt und die Abfahrten reduziert.


DANKE Ew :x


Papiertonne hin oder her... es wird so laufen wie EW will. Sie werfden uns schon einreden, dass sie gut oder schlecht ist, je nach dem eben. So hat man uns die höheren Gebühren doch auch untergeschoben. Nachzulesen auf der HP der EW.

:roll:
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Re: Blaue Papiertonne im EIC ein Flop?

Ungelesener Beitrag von niels »

hallo treumie,

der Landrat hat mir mal im Gespräch vor ca. 10 Jahren gesagt: "Wir - der Landkreis - sind nicht dafür da wirtschaftlich tätig zu werden...".

Damit hatte er es eigentlich gut getroffen. "Halbstaatliche" Unternehmen / GmbHs wie die Eichsfeld-Entsorgung - erinnern immer etwas an VEB. Verwaltungsleute kennen bisher keine unternehmerische Buchhaltung, sondern eine Art "Planwirtschaft" bei der jedes Jahr ein Budget für einen bestimmten Bereich gestellt wird, das ausgegeben werden muß (!) - egal ob sinnvoll oder nicht - andernfalls wird das Budget für's Folgejahr unhinterfragt gekürzt.

Die GmbHs werden oft von Verwaltungsleuten betrieben oder "gesteuert" - ein Verständnis für's unternehmerische (und damit effiziente) Wirtschaften ist daher kaum vorhanden. Schließlich haftft ja praktisch auch niemand für Fehlentscheidungen oder Mißerfolge, wenn sie denn überhaupt erkannt / gesehen werden.

Einer "öffentlichen GmbH" fehlen einige wichtige betriebswirtschaftliche "Regelparameter" - z.B. bzgl. Verantwortung für Entscheidungen, Marktschnittstelle die u.a. auf Preisbildung wichtigen Einfluß haben. Unternehmen "funktionieren" nur im Wettbewerb - der ist hier aber nicht gegeben. Z.B. wird der verbraucher-Preis nach oben nur durch das "politisch Durchsetzbare" begrenzt.

Entweder ist etwas Verwaltung oder es ist Unternehmen - ohne wenn und aber. Öffentliche Aufgaben sollten wo immer ausgeschrieben werden oder strikt öffentlich verwaltet bleiben. Z.b. in Holland funktioniert das offenbar meist ganz gut - selbst das "Arbeitsamt" hat man dort weitestgehend "privatisiert". Andernfalls halte ich das für wettbewerbswidrig und die Folgen sind prinzipbedingt nicht auf die Interessen des Bürgers hin optimiert / optimierbar (z.B. günstigster Preis bei bester Leistung).

Privatisierung hat in DE aber oft einen faden Beigeschmack, was mM an der oft fehlerhaften Umsetzung bisheriger Privatisierungsprojekte liegt.

Warum sollten z.B. nicht wir Bürger mitentscheiden können, welchen Dienstleister wir z.B. für die Entsorgung über die nächsten 2 Jahre beauftragen? Wir müssen ihn ja auch bezahlen, oder?

Cheers,

Niels.
Zuletzt geändert von niels am Samstag 10. Januar 2009, 13:01, insgesamt 1-mal geändert.
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