Fraktionskurier der CDU - "Pappnasen"?

[pOng]

im heutigen "hallo Sonntag im Eichsfeld" findet sich die "Ferbuar-Ausgabe" des "Fraktions-Kurier der CDU" (nur auf den zweiten Blick als ganzseitig gebuchte Anzeige zu erkennen).

Neben dem Leitartikel findet sich eine "Ansage" vom Fraktionsvorsitzenden Mike Mohring mit dem Titel "Rote Nasen".

Mit wenig unterschwelliger Abneigung gegen die Opposition berichtet er dort von "Roten Nasen im Karneval und von der "Grippewelle" und schließt daraus auf die Opposition, daß man auch diese "Roten Nasen" ebenso lieber nicht dauerhaft haben möchte.

Wo bleibt da die demokratische Kultur?

Politische Inhalte, Ziele oder gar (heilsame) Selbskritik findet man nicht. Sicher scheint die CDU in diesem Jahr in Thüringen in die Bedrängnis zu kommen und nie war ein Platz in der Opposition so greifbar wie 2009. Aber statt zu berichten, was man besser machen möchte (vielleicht auch, was nicht so gut gelaufen ist) scheint man sich auf die Schulter zu klopfen und (auf für meinen Geschmack schon "prollige" Art) Stammtischstimmung "gegen die" zu machen. Berlin scheint mehr als weit weg - dort koaliert man ja mit den - vielleicht, weil auch nicht ganz so "roten" Nasen".

Als "Nicht-Parteiler" und Ex-DDRler lesen sich die Sätze doch mit schalem Beigeschmack, so stelle ich mir die sonntäglichen Stammtischgespräche in bierseeliger Stimmung in einigen eichsfelder Kneipen vor - aber nicht die Stellungnahme eines kompetenten, sachlichen Politikers. Mag sein das solche Töne parteiintern üblich sind - als Wähler schrecken sie mich eher ab - selbst wenn ich die "roten Nasen" selbst nicht haben möchte.

Im Leitartikel wird groß angetönt: "700 Mio Euro extra" - das die kein Parteigeschenk sind, sondern von uns in der Zukunft bezahlt werden dürfen, davon spricht man leider nicht.

Bald sind wieder Wahlen. Bitte erzählt uns Bürgern, was Ihr konkret machen und verbessern möchtet - wir können uns schon selbst ein Bild machen, wen wir für kompetenter halten. Oder hält man die Masse der Wähler wirklich für so platt oder für "Pappnasen"?

[Heinrich5]

Diesen albernen Artikel von Mohring habe ich auch gelesen. Ich fand das gar nicht witzig, eher empörend und ich denke, dass da der Wähler, wie auch die "Roten Nasen" schon eher den richtigen Riecher haben. Den nichtssagenden Artikel "Rote Nasen" könnte man auch ruckzuck umschreiben und daraus einen Artikel mit der Überschrift "Schwarze Füße" machen. Eins aber wurde richtig festgestellt: Die Menschen lassen sich nicht zum Narren machen. Die Quittung für diese billige Argumentation, statt eines überzeugenden Wahlprogramms, wird am Wahltag präsentiert.

[Alexxxander]

Schön wär's, aber daran glaube ich nicht.
Bisher waren Wahlergebnisse noch nie ein Beleg für die Mündigkeit von Wählern.
Der mündige Wähler, obgleich Grundpfeiler eines demokratischen Systems, bleibt eine Utopie.
Deshalb ist auch Demokratie eine Utopie genauso wie Anarchie.