Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

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Gelöscht_09041201

Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von Gelöscht_09041201 »

http://www.focus.de/politik/deutschland ... 80564.html

"Der Ministerpräsident fühlt sich zwar nach eigenen Worten verantwortlich für den Unfall. Schuldig sieht er sich aber nicht: „Schuld ist nicht die richtige Kategorie, um ein solch tragisches Unglück zu bewerten.“ Althaus sprach von einer „tragischen Verkettung von Umständen“, die er auch durch verändertes Verhalten nicht hätte verhindern können."


Schon beim Lesen der Überschrift ahnte ich, welche Kommentare das beim gemeinen Wählervolk hervorrufen wird.
Lest selbst....


Zitate aus den Kommentaren:

"Angesichts des tragischen Todes einer Mutter ist es eine unentschuldbare Wortklauberei, die Verantwortung zu übernehmen, die Schuld aber von sich zu weisen!"

""auf der Alm, da gibts ka sünd". Fakt: der Zusammenstoß erfolgte gegen die normale Fahrrichtung vo Althaus, im Straßenverkehr ein "Geisterfahrer""

"Wenn Althaus sich wirklich nicht schuldig fühlt, dann fragt sich doch, warum er nicht gegen seine Verurteilung in Österreich vorgegangen ist, sondern seine Bestrafung akzeptiert hat."

"Das Volk kann ihm bei den Wahlen zeigen, was es von einem Politiker hält, der nicht zu seiner Schuld steht. Er ist rechtskräftig verurteilt und damit vorbestraft."

"Zugegeben, es kann fast jedem morgen im Straßenverkehr ähnliches geschehen. Man sollte also Herrn Althaus nicht in Ewigkeit verteufeln. Aber seine Schuld wurde sogar schon vor Gericht festgestellt. Wenn ich den Ablauf richtig verstanden habe, hätte verändertes Verhalten es durchaus verhindern können. Ich hoffe der Wähler beendet dieses schrecklich dunkle Kapitel baldigst!"

"Das Herr Althaus sich nicht schuldig fühlt, beweist wieder einmal die selbstgerechte Arroganz von der viele Spitzenpolitiker befallen sind. Was Herr Althaus getan hat, ist wie wenden auf der Autobahn. Das Strafmaß ist lächerlich und beschämend für die Rechtstaatlichkeit."

"Vielleicht sollte mal jemand Herrn Althaus erklären, was es bedeutet, wenn jemand wegen fahrlässiger Tötung rechtskräftig verurteilt ist. Jemand, der als (Ski-)Geisterfahrer eine junge Mutter fahrlässig tötet, kommt meines Erachtens nicht mehr als Repräsentant eines Landes in Frage."

"Fakt ist, das da wo der Unfall geschah, Herr Althaus nichts zu suchen hatte. Er ist der juristische Schuldige, das hat auch das Gericht so gesehen - und sein Anwalt auch."



Ein Querschnitt durch die doch deutlichen Kommentare.
Heinrich5

Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Da ist Herr Althaus falsch beraten jetzt solche Aussagen von sich zu geben. Ohne Schuld hätte es auch keine Verurteilung gegeben. Das wird ihn jetzt mehr Wählerstimmen kosten als wenn er voll zu seiner Schuld stehen würde.
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von niels »

Mit dem Begriff " Schuld" kann und konnte ich noch nie viel anfangen. Allzuoft erlebt man selbst über Jahre Streitereien darüber, wer den nun "Schuld" hätte, ohne daß sich etwas ändert bzw. die Ursache gefunden und beseitigt wird. Selten habe ich eine fruchtbare Diskussion über "Schuld" gesehen, die zu einer nachhaltigen Lösung geführt hätte.

"Verantwortung" allein trifft es aber auch nicht (die kann man auch übernehmen, ohne Verursacher zu sein) - besser wäre wohl wo war /ist die "Ursache" bzw. wer wa wie und wo "Verursacher".

Wenn man aber öffentlich mit solchen Worten soielt oder agiert, sollte man sie klar definieren oder besser klar definierte Begriffe wählen, sonst ist solch ein Streit in der Öffentlichkeit vorprogrammiert.
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von niels »

btw: ist er juristisch gesehen "schuldig fahrlässig gehandelt zu haben"... Nur ein Beispiel, wie Schuld definiert und verstanden werden kann.
Heinrich5

Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Schuld ist die Vorwerfbarkeit eines vorsätzlichen oder fahrlässigen Verhaltens, wodurch sich jemand strafbar gemacht hat. Vorwerfbarkeit des schuldhaften Verhaltens setzt voraus, dass der Täter sich auch anders hätte entscheiden können.
Dieter Althaus hat die Regeln auf der Piste gekannt. Er wusste dass er nicht auf die andere Spur fahren durfte und auch noch entgegensetzt bergauf, den anderen Fahrern entgegen, fahren durfte. Einen schuldhaften Vorsatz kann man ihm nicht nachweisen. Er ist ja nicht deshalb verkehrt gefahren um einen anderen Skifahrer zu töten. Bleibt nur die Fahrlässigkeit als Vorwurf. Er hat es billigend in Kauf genommen, dass er andere Skifahrer durch sein Fehlverhalten Schaden zufügen konnte. Selbst wenn er die Regeln auf der Piste nicht gekannt hätte, hätte er sich strafbar gemacht, denn er hatte die Möglichkeit sich über die Regeln zu informieren. Das Gericht hat ihn deshalb zu Recht der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden.
Möglicherweise hat Dieter Althaus ein fehlendes Unrechtsbewusstsein. Das spricht ihn aber nicht von seiner Schuld frei. Das spricht aber auch nicht unbedingt dafür, dass er für das Amt eines Ministerpräsidenten die geeignetste Person ist.
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von niels »

Schuld ist die Vorwerfbarkeit eines vorsätzlichen oder fahrlässigen Verhaltens, wodurch sich jemand strafbar gemacht hat.
Ja, aber so ist lediglich die juristische Definition.

Da gibt es mindestens noch ein oder mehrere "moralische Definitionen wie andere Deutungen.

Beispiel:
Jeder hat oft mal Streitereien z.B. zwischen "Freunden", "Kollegen" oder in Familien gesehen, wer denn nun "Schuld habe" - da ging es sehr oft nicht um "strafrechtlich relevante" Sachverhalte.

Von Vorsatz - wie z.B. beim damaligen leinefelder Bürgermeister, der wohl im Baumarkt einen Dimmer geklaut haben soll - gehe ich nicht aus, da D.A. sich ja selbst in Gefahr gebracht (und auch kräftig verletzt) hat.

Die Mitteilung war demnach zumindest nicht wirklich durchdacht, zumal ihn ein Gericht ja juristisch für "schuldig" befunden hat. Was er tatsächlich damit meinte, bleiibt (vorerst) nur zu spekulieren...
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von Bolle Dick »


Heute im "Extrem-News" zu Althaus:

Der Mann will die Macht. Um jeden Preis. Wie sonst ist die Instinktlosigkeit des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus zu erklären?
Kaum haben ihn Anwälte zum Schweigen gebracht, weil die von Althaus verbreiteten Rührseligkeiten über seinen Skiunfall für die Angehörigen der dabei getöteten jungen Mutter unerträglich wurden. Da kommt eine Imagebroschüre auf den Wahlkampfmarkt, in dem sich die Althaus-Ehefrau sechs Seiten lang über den Tod auf der Piste auslässt.

Ist das Ehepaar nicht aufzuhalten, wenn es um die Inszenierung des CDU-Politikers geht? In Thüringen, wo Althaus am Sonntag wiedergewählt werden will, verkommt Politik zu einer klebrigen Seifenoper. Wenn dies dazu - wie die Opposition vermutet - vom Staat finanziert würde, wären alle Maßstäbe außer Kraft gesetzt.

Mit Anstand haben die Konkurrenten Althaus geschont, damit er von seinen Verletzungen genesen konnte. Er hat es ihnen nicht gedankt. Althaus ist der Versuchung erlegen, aus seinem Unfall Kapital zu schlagen und nach Mitleid zu heischen. Für wie dumm hält er die Wähler?

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung





Christel
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich hab ein Problem mit Zitaten, die ich nicht nachlesen kann.
Nun, ich habe den Artikel gefunden:
http://www.presseportal.de/pm/58964/146 ... er_zeitung

Urteile Dritter über Dinge, die ich nicht kenne, übernehme ich nicht einfach. Auch hier finde ich es gut, wenn mir die Möglichkeit geboten wird, mir selbst ein Urteil zu bilden.

Eins sehe ich in dem Kommentar auch ohne Originalquelle, die Aussage der „Der Mann will die Macht.“ ist nicht korrekt. Der Mann, Dieter Althaus, ist nämlich bereits an der Macht. Er möchte es bleiben, andere wollen an die Macht.

Die Aussage „wie „die Opposition vermutet - vom Staat finanziert würde“ scheint auch falsch zu sein.
Der Vorwurf geht dahin, dass das Heft den Wahlkampf der CDU unterstützt, begünstigt, also wie eine Spende wirkt.
CDU-Landesgeschäftsführer Andreas Minschke bestritt Kontakte zwischen der Partei und den Machern des Hefts. Es gebe weder finanziell noch inhaltlich eine Verbindung
Mehr: http://www.mdr.de/thueringen/wahlen/lan ... 25068.html

Wer sich selbst ein Urteil über die angebliche Wahlkampfbroschüre bilden will, der schaue hier:
http://www.tollesthueringen.de/

Hier zum blättern in der Broschüre:
http://www.tollesthueringen.de/ttmagazin/01/

Seit dem Skiunfall, bei dem Dieter Althaus beinahe gestorben wäre, schlägt dem Mann zuweilen ein für mich unbegreiflicher Hass entgegen. Ist Barmherzigkeit in unserem Land ein Fremdwort geworden?

Im übrigen, wenn ich demnächst zur Wahl gehe, dann wähle ich ein Programm und eine ganze Mannschaft, die für dieses Programm steht. Es geht mir weniger um die Personen, sondern darum:
Was will ich?
Welche Politik ist ich für mich und meine Kinder für günstig?

Ich habe die Wahl

VG Christel
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von Bolle Dick »


Seit dem Skiunfall, bei dem Dieter Althaus beinahe gestorben wäre, schlägt dem Mann zuweilen ein für mich unbegreiflicher Hass entgegen. Ist Barmherzigkeit in unserem Land ein Fremdwort geworden?


Hallo Christel,

wen wunderts? Meine Sympathie hat er, seit ich weiß, was
er zu DDR-Zeiten, für ein "guter Lehrer" war, auch nicht.
Barmherzigkeit hin - Barmherzigkeit her.
Ich habe das Pamphlet "Tolles Thüringen" sehr genau betrachtet und gelesen.
Es ist für politisch Unbedarfte sehr gekonnt und eindrucksvoll gemacht.
Was aber hat die Landesregierung unter Herrn Althaus bisher für die
Thüringer wirklich gebracht, außer, daß sie im Bundes-Ländervergleich
z.B, in punkto Einkommensteuer pro Steuerpflichtigen, an letzter -
aber bei den Kosten für die Haushalte bei der Trinkwasserversorgung
an erster Stelle stehen?
Nachzulesen in "Extra Blick" - ausgegeben von der Partei: "DIE LINKE"

Man sollte Leute Politik machen lassen, die etwas vom Regieren
verstehen - und sich dazu auch berufen fühlen.

MfG: Jochen
Heinrich5

Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

…..bei dem Dieter Althaus beinahe gestorben wäre,….
Althaus hat sich nie in Lebensgefahr befunden:
Dazu die Thüringer Allgemeine vom 02.01.2009:
Nach dem tragischen Skiunfall von Ministerpräsident Althaus sprach TA mit dem behandelnden Arzt vom Schwarzacher Krankenhaus, Dr. Christoph KOLLERSBECK, über die Schwere der Verletzungen.
Herr Dr. Kollersbeck, wie geht es Dieter Althaus momentan?
Er befindet sich derzeit außer Lebensgefahr. Sein Zustand ist bislang stabil.
Welche Verletzungen hat er davongetragen?
Durch den Sturz erlitt er gravierende Kopfverletzungen: ein schweres Schädel-Hirn-Trauma sowie Blutungen im Gehirn. Wir haben den Patienten daher umgehend in ein künstliches Koma versetzt. ...
…….schlägt dem Mann zuweilen ein für mich unbegreiflicher Hass entgegen…….
Nun, unbegreiflicher Hass sieht aber anders aus.

Christoph Matschie, will im zweiten Anlauf Ministerpräsident in Thüringen werden oder zumindest Regierungsmitglied. Seinem Gegner, Amtsinhaber Dieter Althaus, wirft er "schamlose Selbstinszenierung" vor – weil der auch im Wahlkampf immer wieder seinen Skiunfall thematisiert und damit hat Matschie auch recht. Althaus sagte, er sei wieder völlig fit, treibe Sport und habe sich neu in seine Ehefrau verliebt. Er bete täglich und schließe dabei „grundsätzlich“ die von ihm getötete Skifahrerin und ihren Ehemann sowie Kinder ein. Viel gebetet wird ja auch durch seine Ehefrau. Beide achten jetzt viel mehr auf die kleinen schönen Dinge des Lebens wie es im Interview mit K. Althaus nachzulesen ist. Im März war Matschie der Erste, der die Frage stellte, ob Althaus nach dem Unfall und nach der gerichtlichen Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung weiter Ministerpräsident sein könne. Althaus sagte, er erfahre „Vergebung durch meine Frau, durch meine Töchter, in Gesprächen mit Kirchenvertretern und mit Freunden.“ Die fahrlässige Tötung erwähnte er nicht.
Matschie könnte noch einmal auf dieses Urteil hinweisen, er könnte sagen, Althaus sei vorbestraft. Er tut es aber nicht. Dafür ist er dann doch nicht skrupellos genug. Er belässt es bei der Empörung und versucht sein Glück mit der Sachpolitik. Einen Schmuddelwahlkampf würde man ihm, dem Pfarrerssohn, der selbst Theologie studiert hat, auch nicht abnehmen.

„Unbegreiflicher Hass“ ist auch auf Seiten der Partei „Die Linke“ nicht auszumachen.

Der Landtagsspitzenkandidat der Linkspartei Bodo Ramelow wies in seiner Wahlkampfveranstaltung in Leinefelde unter anderem daraufhin, dass der Bürger die Wahl habe, dass es in Thüringen so weitergehe wie bisher, mit der Verkündung von Erfolg durch die CDU, der einer Prüfung nicht standhalte oder einem Aufbruch mit Konzept der Linken. Das bedeute im Bildungsbereich längeres gemeinsames Lernen bis zur 8. Klasse, weil kein Schüler der 4. Klasse bereits wisse, welchen Bildungs- und Berufsweg er einmal einschlage. Ramelow: "Wir wollen modernstes Bildungsland werden und 2000 Stellen in Kindertagesstäten schaffen". Außerdem solle das Europäische Projekt Schulmilch und Obst für Schüler zum Tragen kommen, kostenlos. "Mein Traum ist, kostenloses Mittagessen aus der Schulküche", sagte der Spitzenkandidat zum Beispiel hier in Leinefelde. Die Notwendigkeit für eine veränderte Verwaltung machte Ramelow an den Trink- und Abwasserzweckverbänden deutlich, von denen es von einst 220 noch 158 gebe. Das seien immer noch 150 zu viel. Die Verwaltung müsse abgespeckt, das Landesverwaltungsamt in Weimar ganz abgeschafft werden.
Ist Barmherzigkeit in unserem Land ein Fremdwort geworden?
Ist es nicht, denn durch seine politischen Gegner wird ja der Ski-Unfall von Althaus nicht thematisiert sondern von Althaus selbst für seine politischen Ziele missbraucht.
Im übrigen, wenn ich demnächst zur Wahl gehe, dann wähle ich ein Programm und eine ganze Mannschaft, die für dieses Programm steht.
Ein Programm hat jede Partei und auch eine dazugehörige Mannschaft. Das Programm der CDU hat leider Thüringen in den letzten 20 Jahren nicht weiter gebracht. Deshalb muss das System Althaus jetzt abgelöst werden. Die Programme der anderen Parteien können nicht schlechter sein als das , was wir bisher hatten.
Es geht mir weniger um die Personen, sondern darum:
Was will ich? Welche Politik ist ich für mich und meine Kinder für günstig?
Nun bei der CDU geht es schon um die Person Althaus. Die CDU kann von Glück reden, dass er wieder auf die Beine gekommen ist. Einen Plan B für den Ausfall von Althaus hat die CDU nicht. Ohne den vorbestraften Althaus brauchte diese CDU gar nicht erst zur Wahl antreten. Daran trägt aber Althaus durch seine Personalpolitik in den eigenen Reihen selbst die Schuld.
Die CDU Thüringen muss Bescheidenheit neu lernen, sie wird wohl nicht ihre absolute Mehrheit in Thüringen verteidigen können. Damit sickert endlich die Realität in eine selbstherrlich gewordene Partei ein, die seit fast 20 Jahren das Land regiert, die zweite Hälfte davon sogar allein. Denn eigentlich geht es für sie längst nur noch bergab: 2004 verteidigte sie im Landtag noch knapp ihre absolute Mehrheit, 2005 landete sie bei der Bundestagswahl hinter SPD und Linkspartei, 2006 verlor sie bei den Bürgermeisterwahlen fast alle großen Städte, und auch in diesem Jahr verzeichnete sie bei den Europa- und Kommunalwahlen ein klares Minus.Die Umfragen, so unsicher sie sein mögen, spiegeln genau dies wider. Die CDU wird künftig wieder auf Partner angewiesen sein - und manches neu erlernen müssen. Das erste ist: Bescheidenheit.

Dem Wahlergebnis sehe ich diesesmal mit Spannung entgegen.

Gruß, Heinrich5

Noch ein Nachtrag von mir:
Viele Thüringer, eigentlich die meisten, wollen eine veränderte Politik, einen grundlegenden Wechsel. Ein "Weiter so" wollen viele Thüringer nicht. In diesem Sinne hilft uns eine gestärkte SPD auch nicht weiter, denn es besteht die Gefahr, dass die SPD mit der CDU koalieren wird. Von einem Wechsel, von einer veränderten Politik kann dann keine Rede mehr sein.
Deshalb gibt es keine Alternative dazu, dass die Linken zur stärksten Kraft gewählt werden müssen und zwar mit Erst- und Zweitstimme. Die CDU wünsche ich mir in die Opposition. Veränderungen gibt es sicher nur von einer Linken / SPD Koaltion vielleicht noch mit etwas Grün unter einem MP Ramelow.
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von niels »

ja,
Von Matschie über die Linken bis hin zur SPD hört man persönliche Angriffe und Vorwürfe gegen Althaus. Als Außenstehender habe ich den Eindruck, das kommt ihnen recht - denn so muß man im Wahlkampf nicht über unliebsamere, so "langweilige" Themen wie Politik und Wahlprogramme debattieren - denn davon hört man momentan (immerhin kurz vor der Wahl) gar nichts.

Althaus selbst hat diese Debatte - spätestens mit seinem (für meinen Geschmack unbedachten) Debüt in der Low-Level Klatschpresse - angestoßen und sich auch bei den Medien keine Freunde gemacht. Die folgenden Reaktionen der Staatskanzlei bzw. Althaus selbst auf die fortführenden Angriffe waren PR-technisch schlicht eine Folge von Mißgriffen - ohne es zu wollen hat er sich auf die Ebene ziehen lassen, wo ihn die Gegner haben wollten und wollen.

"Augen zu und durch" - scheint die Devise oder Parole der Staatskanzlei an die eigenen Reihen der CDU - die "normalen Menschen" im Land erreichen diese stückweise ängstlich nachgeschobenen Rechtfertigungen zum immer selben Thema Skiunfall irgendwie nicht mehr...

Eine klare, ehrliche und offene Stellungnahme an alle Bürger hätte dem Poltiker Althaus wohl weit weniger geschadet als das offensichtlich in Unsicherheit aufgeführte Zick-Zack PR Spiel...

Als Wähler interessiert mich persönlich die Politik wie die Wahlprogramme der antretenden Kandidaten - mir ist ziemlich egal, ob derjenige nun einen Ski- oder einen Autounfall hatte bzw. verursacht wird oder meinetwegen eine Geliebte hat - wir sind alle nur Menschen - auch Dieter Althaus. Das derzeitige Hin und Her auf Boulevard-Medien-Niveau befremdet mich sehr. Für sonst ehrlich interessierte Wähler wächst der Eindruck, allen Beteiligten gehe es hauptsächlich um ihre Posten - nicht aber um handfeste Politik (oder sie haben für diese den Kopf gar nicht frei).

Wir Thüringer haben sicher Wichtigeres zu tun als das Privatleben unserer Politiker zu bewerten.
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich, meine Aussage war über den Hass den Dieter Althaus zuweilen entgegen weht, war nicht parteipolitisch gemeint! Ich denke, da man manche Zeitungsartikel und persönliche Aussagen von Bürgern. Das kam auch von Christen.

Barmherzigkeit ist für mich schon ein hoher Wert, Jochen. Wenn ausgewählt wird, wem gegenüber man barmherzig ist und wem gegenüber nicht, da fängt es schon an.

Eine Wahlentscheidung von so etwas abhängig zu machen ist unklug!

Der Trubel jetzt in der Politik ist eh Schau. Vielleicht versucht man mehr und mehr Amerika nachzuahmen?

Übrigens, die besagte Zeitschrift habe ich nicht erhalten. Dafür eine Zeitung von der SPD. Darin ist überall Christoph Matschie.

VG Christel
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von niels »

Barmherzigkeit
Ich denke bei einem Politiker hilft uns Barmherzigkeit wenig. Begeht ein Politiker vorsätzlich eine erhebliche Straftat (Verbrechen) - z.B. einen Banküberfall oder Erpressung - dann ist er sehr wahrscheinlich für eine derart verantwortungsvolle Position nicht mehr tragbar - auch wenn die Menschen "barmherzig" sind und ihm persönlich vergeben. Die erforderliche Integrität ist nicht mehr gegeben.

Das ist hier aber nicht der Fall. Obgleich seine politischen Gegner ihn einer Straftat bezichtigen, so wurde diese afaik nicht unter Vorsatz - also nicht willentlich - begangen, lediglich fahrlässig - und das selbe könnte u.U. jedem von uns passieren..

Amerika
Die Deutschen kopieren zwar gern und ausgiebig von den Amis - vor allem die "negativen" Dinge. Hier allerdings denke ich, das diese Klatsch-Debatte recht gut das fehlende Interesse an Politik und mangelnder Bildung zeigt. Wo man die Menschen hauptsächlich mit Konsum und populistischem Klatsch begeistern kann, haben Kultur und Intellekt Urlaub... ;)
Heinrich5

Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Niels:
Von Matschie über die Linken bis hin zur SPD hört man persönliche Angriffe und Vorwürfe gegen Althaus. Als Außenstehender habe ich den Eindruck, das kommt ihnen recht - denn so muß man im Wahlkampf nicht über unliebsamere, so "langweilige" Themen wie Politik und Wahlprogramme debattieren - denn davon hört man momentan (immerhin kurz vor der Wahl) gar nichts.
Dem kann ich mich nicht anschließen.

Die drei Spitzenkandidaten für das Amt des MP haben ihre Wahlkampftour nun hinter sich und an einigen Orten ihre Politik und ihr Wahlprogramm vorgestellt.
Ramelow war zum Beispiel am 20.08. in Leinefelde und hat dort zwei Stunden lang sein Wahlprogramm vorgestellt. In vielen Orten, so auch in Heiligenstadt, gab es Infostände der Parteien.
In die Haushalte kamen mit der Post Info-Broschüren und Flyer der Parteien und zusätzlich sind die Thüringer Parteien auch noch im Internet mit ihren Wahlkampfprogrammen präsent. Selbst im Fernsehen konnte man die Debatte zwischen Althaus Matschie und Ramelow verfolgen.

Jeder Wähler hat also genug Möglichkeiten sich über die einzelnen Programme der Parteien zu informieren. Wer jetzt immer noch nichts geschnallt hat, dem ist Bequemlichkeit und Desinteresse vorzuwerfen. Der wird dann auch am Sonntag nicht zur Wahl gehen oder wieder dieselbe Partei (wie immer) wählen.

Selbst die Kirche hält sich aus dem Wahlkampf nicht raus:
In der TA von gestern stand zu lesen:

Wie die Kirche Wahlkampf macht

HEILIGENSTADT (tm). Der Propst gehört zu den aktivsten Unterstützern des Ministerpräsidenten. Einen Konflikt mit seinem kirchlichen Amt sieht er nicht.
Heinz Josef Durstewitz ist ein politischer Mensch. Er hat es nie verborgen. Und war in dieser Hinsicht niemals neutral. Bewusst. Seit Jahren macht er für Dieter Althaus (CDU) Wahlkampf. Diesmal sogar auf großen Bildern, die jedes Amtsblatt geziert haben. Darauf zu sehen: Durstewitz neben Althaus, der visionär in den Himmel zeigt, vor der Burg Hanstein. Der Geistliche ist auch im Team Althaus, das aus Unterstützern des Ministerpräsidenten besteht. Er gibt ihm quasi kirchlichen Segen.
Die Verquickung gefällt selbst einigen Pfarrern im Landkreis nicht, wie sie hinter vorgehaltener Hand sagen. "Der Propst kann sich privat positionieren, sollte aber nicht so öffentlich in den Wahlkampf eingreifen", meint ein Geistlicher. Er sähe den Kommissarius lieber als neutrale Instanz, die aufruft, wählen zu gehen statt sich auf eine Seite zu schlagen. Doch Durstewitz macht intern keinen Hehl daraus, dass er einen Regierungschef namens Ramelow unmöglich fände. Wie er zu den Vorwürfen steht, dazu konnte er gestern leider nicht befragt werden. Der Propst hat sich die Woche vor der Wahl in den Urlaub zurückgezogen. Kein Statement also auch dazu, ob Pfarrer im Gottesdienst eindeutig Partei beziehen dürfen. So geschieht es regelmäßig in Beuren. Der dortige Seelsorger soll seine Schäfchen nach übereinstimmenden Berichten eindeutig angehalten haben, nicht Linkspartei zu wählen. Wahlkampf von der Kanzel.
Der nicht bei jedem Kollegen positiv gesehen wird. Weil er Gemeindemitglieder anderer Coleur ausschließe, gibt ein Pfarrer zu Bedenken. Er will seinen Kirchgängern empfehlen, wählen zu gehen. Er geht sogar so weit zu sagen, man solle nicht extrem wählen. Aber mit einseitiger Parteiwerbung hält er sich wie viele Prediger zurück. "Der Propst macht sich keine Freunde mit dieser Taktik", ist sich ein anderer Kollege sicher.
27.08.2009


Gruß, Heinrich 5
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Re: Skiunfall: Althaus sieht sich nicht schuldig

Ungelesener Beitrag von niels »

@Heinrich,
die üblichen Flyer der Parteien habe auch ich bekommen und gelesen (wie gesagt, kurz vor der Wahl - also wenn alle Parteien mit Ständen und Presseerklärungen um die Wähler buhlen gehen). Leider helfen die mir als Wähler kaum weiter, da die Wahlprogramme zwar alle mehr oder weniger schön klingen - konkrete Lösungen und realistische Vorschläge dazu fehlen. Ohne diese sind es für mich bloß leere Versprechen.

Ob nun Ramelow oder Matschie - über die ganzen letzten Monate - in den wichtigsten TV-Nachrichten zum Wahlkampf in Thüringen befragt, kamen keine Lösungsvorschläge auf den Tisch - lediglich die bekannten Vorwürfe gegen Althaus. Die NPD diskutiert derzeit hauptsächlich, ob man nicht bei öffentlichen Auftritten Althaus' einen Parteigenossen im Skianzug mit Skiern daneben ins Bild stellen will. Der Skiunfall scheint mir das wichtigste Thema der Oppositionskandidaten zu sein - zumindest vermitteln Sie mir das als interessierten Bürger so.

Das sich nun auch der Probst in den Wahlkampf öffentlich "einbringt", halte ich für anmaßend und sehr ungeschickt - schon weil sie bei den nicht wenigen Nicht- bzw. Andersgläubigen u.U. Negativ bis übel aufstoßen dürfte. Unsere Verfassung und Selbstverständnis sieht eine klare Trennung von Staat und Kirche vor - aus gutem Grund. Als Wähler kann der Eindruck entstehen, die CDU stehe über den Dingen und sieht Thüringen als ein "christliches" Land. Ich denke auch, das die Kirche kein guter Berater einer Regierung ist.

Gerade Nicht-Eichsfelder werfen Althaus zuweilen vor, das er sich zu sehr auf das Eichsfeld beziehe - damit hat der Probst der CDU ungewollt ein Eigentor geschossen.

Im Irak sagen die Menschen über ihren Präsidenten: "Er ist zwar nicht gut - aber immer noch der am wenigsten schlechte unter den Schlechtesten". Ein richtiges - weithin anerkanntes - "politisches Zugpferd" (also einen kompetenten "Anpacker") wie Thüringen ihn gut gebrauchen könnte, scheinen wir nicht in Aussicht zu haben - auch deshalb sahen oder sehen viele Thüringer Althaus (der zumindest auf die bisher längste "Erfahrung" im Amt verweisen kann) bisher für die beste Wahl oder das geringere Übel.
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