1. Mai - Aufmarsch des DGB "Klassenkampf statt Wirtschaft"

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niels
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1. Mai - Aufmarsch des DGB "Klassenkampf statt Wirtschaft"

Ungelesener Beitrag von niels »

hmmm,

phönix - Live-Übertragung - zentrale DGB-Maikundgebung. Der "Chef" des DGB hält seine Rede (oder besser "Geschrei")....

...Ich erinnere mich noch gut:
Noch in der DDR mussten wir als Zonis - so auch als Jugendliche nach durchmachter Maisprungnacht - noch zum obligatorischen Maiumzug antreten, um uns dann die ebenso obligatorische, i.d.R. knapp einstündige - "Salbung" des örtlichen Parteisekretärs anhöhern zu müssen. Immerhin wurden alle nach der Rede mit einer "staatlichen Bratwurst" belohnt.

..zurück zu heute:
Die Bratwurst gibt es auch heute noch. Dem Geschrei der Redner ist phasenweise nur schwer zu folgen, zumindest wenn man dabei den Kopf einschalten möchte.

Auf den vielen roten Transparenten der Teilnehmer liest man z.B: "Klassenkampf statt Wirtschaft"
"wir lassen uns die Gehirne nicht vernebeln!..."
Die bösen Brutal-Kapitalisten schaffen Arbeitsplätze ab - auf unserem Rücken...
"die böse Saat ist aufgegangen", und "die Gierkapitalisten spielen mit dem Geld des kleinen Mannes", jetzt haben die unsere "Arbeitsplätze verspielt"....
WIR sind die, die predigen, das wir keinen "Armenstaat" brauchen. Die Schuldenbremse wird auf unserem Rücken ausgetragen. Das können wir uns nicht "leisten", wir brauchen höhere HartzIV Sätze, Konsumgutscheine für die unteren Einkommenssteuer. Das Geld muß von denen kommen, die mehr haben...
Oh,
ein neuer Redner (hört sich ein bischen an wie die schreiende Stimme von Adolf). Ich schaue hin - jetzt ist als Redner unser "Vizekanzler" Steinmeier dran, den ja viele Deutsche gern als Kanzler sehen würden. Seine Worte sind zwar nicht ganz so "prollig" wie die des DGB Chef, aber der Inhalt seiner Worte klingt nicht anders. Das er wie seine Regierung die Krise mit herbeigeführt haben, kommt nicht zur Sprache, nur das "das internationale Börsencasino" die gute Arbeit seiner Regierung "kaputt gemacht" hätte. Immerhin haben gerade die Staatsbanken unter seiner Regierung ja am heftigsten gezockt (oder nicht?).
"ich bin bereit zu kämpfen", sagt er. "Wie kann es sein, das einer deutschen Angestellte wegen 1Euro nochwas gekündigt wird, während Bänker noch Bonis bekommen?". Die Bild-Zeitung lässt grüßen. Das selbst die Staatsbänker noch ihre Bonis bekommen, interessiert niemanden...
Aber alles großes Kino...

Wundern tut mich das nicht:
schon Schröder sagte zu seiner Zeit als "Oberjuso": "Eigentum ist Raub".
Ob er das heute - als Angestellter der Russen-Gaskonzerne und Besitzer eines ansehnlichen Vermögens - genauso sieht? Oder erklärt er damit nur seine Art und Weise, wie er sein Eigentum aufbaut...

Nein, ich bin erschrocken, denn auch ich bin - wie viele - damals in der DDR noch für Freiheit und gegen den Kommunismus auf die Straße gegangen. Stattdessen höre ich heute den selben Quark - nur aus "dem Westen" (Ludwigshafen)? Selbst Erinnerungen an die Weimarer Republik tun sich da auf. Glauben die da wirklich, das sie einem noch "konsumfreudigerem" (denn darum geht es ja den meisten - Konsum ist ja die Maxime der meisten, die da stehen) Leben unter "sozialistischer" Regierung fröhnen können, weil man Ihnen mehr Ressourcen zuteilen will und kann?

Schön, frage ich mich. Schaffen wir einfach alle Unternehmer ab, dann gibt es auch keine Entlassungen durch die bösen Unternehmer mehr - natürlich auch keine Arbeitsplätze, aber das ist ja nicht so wichtig... Die Gewerkschaften übernehmen dann die Wirtschaft und die Verteilung der Güter - eine tolle Lösung.

Die Arbeitnehmer übernehmen einfach selbst die Verantwortung für ihren Arbeitsplatz - und zahlen sich selbst die Gehälter.

Ich halte Gewerkschaften für Dinosaurier, für Überbleibsel aus dem vorletzten Jahrhundert, das sich heute nur um seiner selbst Willen am Leben hält - auf Kosten der Gesellschaft. Man will sich wichtig machen, weil man es nicht ist.

Mir - als ehemaligem DDR-Bürger und Betroffener eines Kommunistenregimes - wird übel, wenn ich diese Leute mit ihren Worten höre. Wenn ich das heute sage, riskiere ich in die rechte Ecke gestellt zu werden - dabei wird mir von Nazis ebenso schlecht.

Das bei den zigtausenden Teilnehmern der Kundgebung die meisten aus der alten BRD kommen, kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht hätten wir damals - in der Wende - statt die Grenze zu öffnen - mit denen einfach die Landesseite wechseln sollen? Wären die Idioten dann aber auch in die Zone gekommen, ganz ohne Mallorca, Bananen und Fußball WM??

Mein Eindruck war und bleibt:
Kommunisten sind Leute, die nichts haben und mit jemandem teilen wollen, der etwas hat. Diese Idee scheint für viele einfach gestrickte derart faszinierend, das sich damit Politik machen lässt, solange man die Regierung demokratisch wählt.

Bedenklich finde ich den offenbar derart kräftigen "Linksruck" durchs ganze Land, das sogar die ehem. SED - die PDS bzw. Linke - in diesem Jahr auf ordentliche Wahlergebnisse hoffen darf. Mit etwas "Glück" hat selbst Thüringen Ende 2009 wie früher wieder einen echten "SED-Bonzen" an der Spitze.

Aber auch die Rechten profitieren von dem "Linksruck", denn immerhin nennen sie sich ja auch "Sozialisten". Einige rennen auch aus Angst vor dem Kommunismus den Nazis in die Hände..

Btw:
Wie hoch ist eigentlich das Gehalt des DGB-Chef? Sicher nicht auf Hart IV Niveau... Und, wer bezahlt das eigentlich? Was haben die Gewerkschaften denn in den letzten Jahrzehnten für Ihre Mitglieder geschaffen, was die nicht auch allein geschafft hätten?

Ich möchte keinen "Staat im Staat" - schon gar keinen "sozialistischen" oder gar "kommunistischen".
Die Freiheit ist mir wichtiger, als dumme Sprüche und leere Versprechungen von irgendwelchen Lobbyisten, die eh alle nur Ihren Sessel warm halten möchten. Diese haben über 100 Jahre Zeit gehabt zu beweisen, das sie nur heiße Luft von sich geben. Das nun aber gerade viele Menschen aus der BRD eine "Quasi DDR" wollen, hätte ich nicht gedacht - denen hätte ich ein paar Jahre das Leben in der DDR gewünscht, rein prophylaktisch natürlich...

Für mich ist die Entwicklung in Deutschland nicht so kritisch, denn ich bin noch jung. Auch wenn ich gern zuweilen in meinem Geburtsland leben würde - ich gehe (wie viele andere dann wohl auch) in ein anderes Land, wenn die Gesellschaft hier keine vernünftige Lösung für sich finden mag. Ähnlich war es ja auch in der DDR - hier wollten soviele weggehen, das man eine Mauer mit Todesstreifen bauen musste - aber selbst die hat die Menschen nicht dauerhaft aufhalten können, obwohl es genug gab, die von dem Unsinn des Kommunismus überzeugt waren - es oft bis heute noch sind.

Die Krise hat uns gezeigt, das es so nicht weitergehen kann. Statt einen Schritt nach vorn wollen viele lieber einen Schritt zurück (z.B. in den Kommunismus). Dabei wäre es schade, wenn wir diese aktuell Chance einer moderneren Welt verpassen würden. Hierüber sollten wir uns alle Gedanken machen - nicht wie weit wir rückwärts gehen sollten...
Alexxxander
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Re: 1. Mai - Aufmarsch des DGB "Klassenkampf statt Wirtschaft"

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

Wenn ich mich recht entsinne, hat Schröder –und nicht nur er- von ’Privateigentum’ gesprochen.
Das kommt aus dem Lateinischen ’privare’ –rauben, berauben.

Wir sind seinerzeit nicht gegen Kommunismus auf die Straße gegangen,
sondern gegen die Oligarchen in der Waldsiedlung von Wandlitz.

Wo gab es in der DDR Anzeichen eines kommunistischen Systems?
Kannst du mir einen einzigen Kommunisten nennen?

Wenn Linksruck, dann ist er doch eine Reaktion auf bestimmte Zustände, oder?
Du sagst selbst: „Die Krise hat uns gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann.“

Eine DDR oder Quasi-DDR möchte, außer einigen alten Kadern, niemand.
Allerdings will die große Mehrheit eine gerechtere Gesellschaft.
Das wäre ein großer Schritt nach vorn, keineswegs zurück.

Wie sieht deiner Meinung nach eine moderne Welt aus?
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niels
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Re: 1. Mai - Aufmarsch des DGB "Klassenkampf statt Wirtschaft"

Ungelesener Beitrag von niels »

Die DDR (so wie alle anderen "kommunistischen" Länder bzw. "Systemversuche") hat gezeigt, zu welchem Ergebnis des Konzepts "Kommunismus" führt. Ich kann mir schon vorstellen, das die viele Befürworter von Kommunismus ungern zugeben oder der Meinung sind, in der DDR wurde der Kommunismus ja "nur nicht richtig" realisiert.

Zumindest für meinen Teil wie meine Familie kann ich sagen, das wir gegen die DDR wie Ihr auch Konzept "Kommunismus" auf die Straße gegangen. Wir wollten beides nicht.

Ich wünsche jedem, der heute - in der "Krise" mal wieder nach Kommunismus ruft nur ein paar Jahre unter einem kommunistischem Regime. Kommunismus funktioniert nicht ohne Regime. Selbst wenn der Kommunismus "funktionieren" sollte: wer soll den Arbeitern den Arbeitsplatz geben, der Staat? Würden die vielen Menschen mit jedem ihr Hab und Gut freiwillig teilen? Wer - in der heutigen Konsumgesellschaft - möchte gern auf seinen Konsum verzichten? Für die meistten Menschen ist er ja schon fast Lebensinhalt geworden.

Im Konzept Kommunismus - d.h. wie es auch Marx volkswirtschaftlich über das Kapital definiert (K=Arbeitskraft+t) - fehlt der Anreiz nach jedweder Fortentwicklung, da die Qualität der Arbeit bzw. höhe der Wertschöpfung nicht einbezogen wird. Nachhaltigkeit ist gar kein Thema. Das lernt jeder VWLer schon im ersten Semester als Beweis zu führen.

Statt (was die Deutschen im übrigen gerne tun) nun in alten Modellen eine Lösung oder einen Fluchtweg zu suchen - analog wie die Deutschen damals in der nicht funktionierenden Weimarer Republik wieder dem "starken guten" alten Kaiser nachheulten - sollte man die Ursachen der aktuellen Krise offen und klar auf den Tisch bringen, analysieren und daraufhin Lösungen finden. Ich frage mich nur, warum so viele offensichtliche Lösungen nicht gewollt sind.

Umdenken gehört dazu - aber das fängt schon bei jedem Einzelnen an. Wir brauchen Nachhaltigkeit statt schnellen Gewinn und schnellen Konsum. Zur Nachhaltigkeit gehört auch Ehrlichkeit - gegen andere und gegen sich selbst. Das betrifft nicht nur irgendwelche Banker in London, sondern nahezu jeden Menschen auf diesem Planeten. Dahin wird uns keines der hochgerühmten, angestaubten Gesellschaftsmodelle bringen. Auch der Kommunismus nicht.

Btw:
in der Aufzeichnung mit Schröder sagte er wörtlich: "Eigentum ist Raub".

Cheers,


Niels.
Alexxxander
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Re: 1. Mai - Aufmarsch des DGB "Klassenkampf statt Wirtschaft"

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

Weder in der DDR noch in irgendeinem anderen Land der Welt hat es jemals auch nur ansatzweise ein kommunistisches System gegeben.
Das geht, qua definitionem, von einem Menschentyp aus,
der sich, ganz und gar selbstlos, in die Gemeinschaft einbringt.
Das ist Utopie.

Genauso wenig wird jemals ein anarchisches oder demokratisches
System realisierbar sein, weil deren Grundpfeiler der absolut mündige,
also auch absolut gebildete und damit autarke Mensch ist.

Eine Diskussion über das ’Kommunistische System’ DDR zielt ins Leere,
weil uns zwar 40 Jahre lang vorgegaukelt wurde,
wir lebten im ersten, kommunistisch geprägten deutschen Arbeiter- und Bauernstaat,
in Wirklichkeit aber eine nicht gerade sehr gebildete Clique diktatorisch herrschte.

Das ’Konzept Kommunismus’ hat seine Feuerprobe nie bestehen müssen
und daran wird sich auch in aller Ewigkeit nichts ändern.

Wenn „man die Ursachen der aktuellen Krise offen und klar auf den Tisch bringen“ würde, müsste man den Dauerpatienten Kapitalismus zu Grabe tragen.

Dieses zutiefst inhumane System ist für die schnelle und rücksichtslose Gewinnmaximierung verantwortlich und wird auch in Zukunft nicht davor zurückschrecken,
über Berge von Leichen dieses Ziel weiter zu verfolgen.

Mich regt wirklich auf, dass Politiker, quer durch alle Parteien,
sobald sie in Rente sind, den Turbokapitalismus anprangern und verurteilen,
zu ihrer aktiven Zeit aber an dessen Aufblühen und Fortbestehen eifrig mitgewirkt haben.

Beim Eigentum wird zwischen ’Gebrauchseigentum’ und ’Vermehrungseigentum’ unterschieden.
Ersteres umfasst alles, was ich zum Leben brauche und gebrauche.
Hierzu zählen z.B. mein Häuschen, mein Auto etc.
Vermehrungseigentum umfasst alles, was allein zur Vermehrung des Reichtums
und zur Beherrschung anderer dient.
Sozialethisch ist das verwerflich.
In sozialethischer Hinsicht kann der Islam als Vorbild dienen, ebenso wie das Urchristentum.

„Eigentum ist Raub“ hat Schröder von dem französischen Ökonom und Soziologen Proudhon übernommen.
War mal einige Monate als Deutschlehrer am Gymnase Proudhon in Besancon.
Dort habe ich zum ersten Mal mit dessen fortschrittlichen Gedankengut Bekanntschaft gemacht.
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niels
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Re: 1. Mai - Aufmarsch des DGB "Klassenkampf statt Wirtschaft"

Ungelesener Beitrag von niels »

ich sehe mal wieder, das doch einige Menschen ein sonderbares Verständnis von "Kapitalismus" haben. Vergleiche mit anderen Konzepten - z.B. dem Kommunismus - führt man über die Definition des Kapitals (bzw. was ist Kapital und wie wird es gebildet).

Während Kommunismus das Kapital als K=Arbeitskraft * t definiert, gibt es in der Marktwirtschaft einen zusätzlichen Faktor, der (abstrahiert) das "Werkzeug" abbildet und über die Wertschöpfung / die Qualität bestimmt - z.B.: K=(Arbeitskraft*q)*t . Demnach ist die Wertschöpfung eines langjährig studierten Ingenieurs z.B. höher, als die eines unqualifizierten Hilfsarbeiters - betrachtet man den selben Zeitraum - z.B. eine Arbeitsstunde. Damit setzt das Konzept Kapitalismus Anreize für den Fortschritt, die es im Kommunismus nicht gibt.

Das was wir heute in der Krise sehen, ist die Folge krimineller Handlungen vieler - nicht nur Banker. Möglich wurde dies durch mangelnde Transparenz und nicht durchgesetzte Regeln, die der Unehrlichkeit nahrhaften Boden bereitete.

Das es Gesetze gibt, die derart kriminelle Handlungen sogar erlauben (z.B. Leerverkäufe, das Vorgehen vieler Hedge Fonds), lässt sie nicht weniger kriminell sein. Wenn wir eine erfolgreiche Zukunft wollen, brauchen wir maximale Transparenz und ein durchgesetztes, Wirtschaftsrecht was klare Anreize zu Nachhaltigkeit, Ehrlichkeit und Loyalität setzt.

Dazu gehört auch die Auflösung / Verhinderung von Monopolen - stattdessen werden diese, dank starker Lobby in der Politik - oft sogar noch geschützt (Beispiel Energiewirtschaft).

Die Beschimpfung "böse Unternehmer" halte ich für bezeichnend und unfair. Immerhin bieten die klein- und mittelständischen Unternehmen in Deutschland mit Abstand die meisten Arbeitsplätze und die allermeisten mir bekannten Unternehmer tragen eine hohe Verantwortung für Ihr Unternehmen - vor allem als Arbeitsplatz ihrer Mitarbeiter. Nur die wenigsten sind "Bagaluten" oder bereichern sich auf Kosten ihrer Mitarbeiter aus. Wenn ein Unternehmer Arbeitsplätze schafft, verliert niemand - nicht mal eine Gewerkschaft - ein gutes Wort darüber. Muß er jedoch Mitarbeiter entlassen, ist er der Buhmann. Dabei trägt er ja meist auch die Verantwortung der verbleibenden Arbeitsplätze, die ja auch nur bei wirtschaftlichem Agieren haltbar (weil bezahlbar) sind. Der Sozialneid in diesem Land ist schon sonderbar - die, die eine wichtige Stütze der Gesellschaft sind, werden beneidet und oft gar als "Schmarotzer" bezeichnet.

Dabei wird aktuell meist übersehen, das die sog. "Banker" doch selbst ALLE Arbeitnehmer eines Unternehmens - also KEINE Unternehmer sind. Die Banken gehören den Teilhabern, das dort lagernde Kapital den Bankkunden - und die erwarten i.d.R. Ergebnisse in Form von Zinsen, wie es ausschaut war in dem Wettbewerb wohl jedes noch so unlautere Mittel recht. Es liegt vorrangig an den Anlegern, den Bankern auf die Finger zu schauen und bei Bedarf zu hauen. Ihnen stattdessen Boni zu zahlen, ist regelrecht blöd. Ausnahmen sind die Staatsbanken, hier haben die Politiker schlicht Mist gebaut - wohl auch aus persönlichen Gründen.

Hier also auf die "bösen" Unternehmer zu schimpfen, ist nicht nur dumm - nicht wenige der Demonstranten haben Ihr Spareinlagen für's Alter oder das nächste Auto, den nächsten Urlaub auf die Bank gebracht und angelegt. Damit sind auch sie mitverantwortlich. Es steht jedem frei seine Bank zu wählen, das Geld möglichst nicht anzulegen (oder gar keiner Bank zu trauen). Aber auch jeder Kreditkartenkunde ist Teil des Systems.

Das was wir hier in dieser Krise erleben dürfen, ist das bei vielen Menschen bestehende Mißverständnis von gutem Wirtschaften. Auch wenn momentan alle auf die bösen Banker zeigen - ein Großteil der Menschen hat dies direkt oder indirekt gewollt, jeder wollte (im Kleinen wie im großen) besonders viel vom Kuchen haben - in den verschiedensten Konsumbereichen. Wenn z.B. die "bösen" Lebensmittelunternehmer einen Teil ihrer Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, wird geschmimpft. Der Preiskampf in den Discountern ist hart - weil die Leute das wollen. Wer von den meisten Deutschen wäre denn von den bereit, mal wieder faire (und damit höhere) Preise für Lebensmittel zu bezahlen, "nur" weil es einer fairen Gemeinschaft dient?

Kommunismus funktioniert nicht - zumindest nicht für ein ganzes Volk. Wer unbedingt "kommunistisch" leben möchte, kann gern mit Gleichgesinnten eine Kommune gründen, die den Kommunismus lebt. Derlei Lebensprojekte gibt es ja häufiger - mal besser mal schlechter funktionierend. Ich möchte das System nicht, weil ich unter Fairneß und Gleichberechtigung etwas anderes verstehe, als dies ein Kommunist tut.

Das Konzept "Autonomie" wird heute zwar viel verlacht, birgt aber u.U. weitaus mehr Potential für Fairness UND Nachhaltigkeit, wenn man bedenkt das es den Menschen dann selbst überlassen ist, für sich die gewünschte, passende soziale Gruppierung von Menschen zu finden. Selbstverantwortung halte ich nicht für ein gescheitertes Konzept. Auch wenn man Computernetze sicher nur schwer mit Gesellschaftsstrukturen vergleichen kann, so zeigt das (unter Computernetzen erstmalig) automome Konzept des Internets welche Potentiale autonome Verwaltungsstrukturen bieten können. Allerdings wird es noch einige Zeit dauern, bis der Mensch soweit ist - aber auch heute schon findet man interessante wie erfolgreiche Ansätze.

Werden wir dem Staat wieder unsere Verantwortlichkeiten auferlegen, schüren wir damit nur weiter wachsendes Bonzentum, Lobbyisten bis hin zur Korruption, aber auch die Kosten für uns (nicht zuletzt einen guten Teil unserer schon teils arg beschnittenen Freiheit).

Ein nachhaltiges System braucht einfache, klare Regeln, basierend auf o.g. einfachen Werten. Dazu muß es sich immer wieder um die Einhaltung der Regeln bemühen. Wir haben heute zwar einerseits viel zu viele Regeln, auf der anderen Seite hat das Sicherheitsnetz dort grobe Löcher, wo es um Nachhaltigkeit und Loyalität geht. Oft fehlen nicht mal die Regeln, sie werden nur nicht durchgesetzt. Damit entsteht reale Ungerechtigkeit.

Auch unsere sozialen Netze sind alles andere als fair oder gar effizient. Es wäre z.B. viel einfacher und fairer für alle, wenn wir statt HartIV eine Art "negative Einkommensteuer" schaffen. Demnach bekommt jeder mit einem deutschen Paß als Deutscher Bürger, unabhängig vom Einkommen automatisch z.B. einen Monatsbetrag von z.B. 500,- EUR (in sozialen Härtefällen ggf. noch Wohn- oder Pflegezuschüsse). Auf das Geld hat jeder Anspruch - ohne Sozialamt und ohne das ganze teure Ämtersystem ums Sozialamt, Argen, Arbeitsämter usw. Uns käme das sicher wohl noch billiger, als das uneffiziente HARTZIV System heute. Je mehr jemand dann verdient, desto mehr gibt er von den 500,- EUR über die Einkommensteuer zurück. Demnach erhalten Bürger ab einem bestimmten Einkommen kein Geld mehr, darüber die müssen bezahlen wie eh und jeh. Das halte ich wirklich für sozial und fair für alle.

Zudem würde die die Wirtschaft wie den Arbeitsmarkt erheblich ankurbeln. Unsere Löhne werden international auch bei niedrig Qualifizierten wettbewerbsfähiger. Jeder kann sich selbst überlegen, ob er arbeiten will oder nicht - wenn nicht, halt er halt nur 500,- EUR, von denen er sein Leben bestreiten muß.

Diskussionen um den Mindestlohn und HARTZIV-Probleme ergäben sich von allein. Es läge an jedem selbst, ob er nichts, ein paar hundert Euro oder gar millionen verdient. Das Geld steht jedem zu.

Allerdings halte ich solche Ideen in Deutschland nicht realisierbar, schon weil viele aus Bildzeitungs-Niveau nicht begreifen würden, warum auch ein Millionär am Monatsanfang 500,- EUR bekommt. Zudem sind diese ganzen dollen Konzepte wie Mindestlohn und HARTZIV Nichtig, denn keiner braucht die mehr.

Wie in der Wirtschaft findet man auch in der Politik (dort womöglich sogar noch mehr) Lobbyisten und Bonzen, die für die eigene Tasche oder die eigene Macht agieren. Schon deshalb werden Veränderungen für eine nachhaltige Zukunft wohl auf absehbar nicht erreichbar - allerdings bietet uns die Krise die Option, die Dinge zu überdenken, zu den gemeinschaftlichen Werten zurückzukehren und es besser zu machen als bisher. Das gilt in der Wirtschaft wie in der Politik und der Gesellschaft selbst.

Cheers,

Niels.
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Re: 1. Mai - Aufmarsch des DGB "Klassenkampf statt Wirtschaft"

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Die Verwirklichung eines jeden konzeptionellen, gesellschaftspolitischen oder wirtschaftlichen Systems setzt einen bestimmten Typus Mensch voraus.

Wenn es den nicht gibt –und das ist hinsichtlich Sozialismus, Kommunismus, Demokratie, Anarchie der Fall- dann erübrigt sich, über Praxisvergleiche zu diskutieren.
Die genannten Systeme sind und bleiben Utopien.

Ich glaube ich wiederhole mich wenn ich auf zwei Zitate von zeitloser Aktualität der beiden großen Klassiker Goethe und Schiller verweise,
die der Verwirklichung von Gleichheit und Gerechtigkeit auf Erden
eine klare Absage erteilt haben.

Du musst steigen oder sinken,
Du musst herrschen und gewinnen
Oder dienen und verlieren
Leiden oder triumphieren
Amboss oder Hammer sein.
(Goethe, Auszug aus dem Gedicht „Hammer oder Amboss“)

„Der Schein regiert die Welt – und Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne“
(Schiller „Der Parasit“)

Nils: “Damit setzt das Konzept Kapitalismus Anreize für den Fortschritt, die es im Kommunismus nicht gibt.“
So einfach kann man das nicht formulieren, weil Fortschritt allein keine Leistung darstellt,
es kommt immer auf die Richtung an
und die zielt im Kapitalismus keineswegs auf mehr Gerechtigkeit und Wohlstand für alle,
weder bei uns und schon gar nicht in der sog. Dritten Welt,
weil Fortschritt nur in Geldwerten gemessen wird.

Fortschritt im Sinne einer humaneren Weltgesellschaft
setzt einen radikalen Wertewandel voraus,
setzt voraus, dass man nicht allein den Mammon vor Augen hat,
sondern in erster Linie den Menschen (s.Grundgesetz).

Für eine humanere Gesellschaft eignet sich das Konzept Kapitalismus ganz und gar nicht,
weil es Produkt des menschlichen Egoismus ist und diesen wiederum fördert,
über Berge von Leichen!

Niels: „Kommunismus funktioniert nicht.“
Ich stimme dir zwar zu (s.o.), aber bis auf den heutigen Tag hat es auch noch niemand ausprobiert / ausprobieren können.

Den 500 €- Vorschlag kann man unterschreiben, aber woher soll das Geld dafür kommen? Reichensteuer?
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Re: 1. Mai - Aufmarsch des DGB "Klassenkampf statt Wirtschaft"

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Nils: “Damit setzt das Konzept Kapitalismus Anreize für den Fortschritt, die es im Kommunismus nicht gibt.“
So einfach kann man das nicht formulieren, weil Fortschritt allein keine Leistung darstellt,
es kommt immer auf die Richtung an
Der Begriff "Forschritt" aus der Volkswirtschaftslehre ist keinesfalls an unsere heutigen Vorstellungen oder an ein bestimmtes Gesellschaftskonzept gebunden - ganz im Gegenteil. Unsere gesamte Evolution ist Fortschritt. Er ist das Ziel Dinge und Prozesse immer besser und effizienter zu gestalten. Stillstand ist Rückschritt (das sagten sogar die Kommunisten), darin sind wir uns wohl einig, denk ich mal.. Fortschritt ist das Ziel einer dauerhaften (oder "nachhaltigen") Verbesserung bzw. Optimierung unserer Lebensumstände.

Allerdings gebe ich Dir Recht, wenn es darum geht, was "Fortschritt" für uns Menschen bedeutet. WIR wollen bestimmen, was für uns Forschritt ist. Das häufige Problem ist die "Kurzichtigkeit" vieler. So haben nicht nur einige Banker - mit Blick auf kurzfristig maximalen Profit - agiert, ein großer Teil der Menschen (auf den verschiedensten gesellschaftlichen Leveln) ist dem hinterhergerannt (und tut es heute noch). Das eigentliche Problem ist die "Dummheit" oder Kurzsichtigkeit die viele Menschen nicht verstehen lässt, das nur nachhaltige Verbesserungen reale Verbesserungen sind. Ich verstehe auch nicht, warum z.B. Fußballer jährlich Millionen verdienen müssen oder warum Schauspieler um die Wette Häuser mit möglichst vielen Zimmern erstehen dürfen bzw. tun. WIR sind aber die, die das wollen - denn wir unterstützen und finanzeren das ja.

Auf diesem Planeten habe ich über die Jahre eine Vielzahl Unternehmer oder Geschäftsleute - große wie kleine - getoiffen bzw. kennengelernt. Ich habe mich dabei häufiger für einige meiner solcher Kollegen geschämt. Sie gelten z.B. im eigenen Dorf oder Stadt als "ehrenwerte" Leute, die es "zu was gebracht haben". Nicht selten habe ich gehört: mein Ziel ist es einen 5er BMW zu fahren. Zu welchem Preis und auf wessen Rücken das Eigentum oder die Machtposition "erarbeitet" wurde, spielt bei den Menschen meist keine Rolle. Nahezu jeder, der Geld hat ist Vorbild.

Wir leben in einer Warengesellschaft, weil viele das so wollen. Sie machen sich dabei gern zu Sklaven des Konsums, nehmen Kredite auf für Konsumgüter, die sie gar nicht real benötigen- machen sich damit freiwillig zu Sklaven des Geldes. Nur damit wird es wiederum möglich, diese vielen erwünschten auch noch so wichtigen wie unwichtigen Konsumgüter zu schaffen. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, denen Freiheit wichtiger ist als Konsum - aber auch Freiheit ist ein begrenztes Gut, solange es mit Ressourcenverbrauch (z.B. fliegen in einem Flugzeug, Verbrauch von Nahrungsmitteln und Sauerstoff beim Faulenzen etc.). Eine Gesellschaft sollte "ressourcenfreie" Freiheit absolut frei ermöglichen, zumal sie nichts und keinen beeinträchtigt. Natürlich ist dies nur ein wahrscheinlich nicht erreichbares Ideal, denn jedes Leben benötigt Energieressourcen, aber der Grundsatz bietet viele Möglichkeiten.

Was aktuell passiert ist nur die Folge dessen, was wir wollten. Wir wollten Konsum (und möglichst viel davon und mehr als die anderen), das ist unser Ideal. Wir leben in einer Warengesellschaft - dort wird Ware nicht einfach über seinen "Nutzwert" definiert, sondern über seinen Wert als "Zugehör" um dramaturgischen Zeittheater. Ein Mensch definiert sich heute nicht einfach mehr als Mensch, sondern als Ensemble aus sich und seinem "Warenzugehör", als eine Art "Kunstwerk" seiner selbst.
und die zielt im Kapitalismus keineswegs auf mehr Gerechtigkeit und Wohlstand für alle,
weder bei uns und schon gar nicht in der sog. Dritten Welt,
weil Fortschritt nur in Geldwerten gemessen wird.
Wohlstand für alle kann es nur geben, wenn alle bereit sind Verantwortung zu tragen. Ebenso wie es echte Freiheit nur für die gibt, die sich der damit verbundenen Verantwortung bewusst sind.

Für eine humanere Gesellschaft eignet sich das Konzept Kapitalismus ganz und gar nicht,
weil es Produkt des menschlichen Egoismus ist und diesen wiederum fördert,
über Berge von Leichen!
Nein,
das mit dem Egoismus ist marxistischer Dummquark. Jeder Mensch ist nun mal mehr oder weniger egoistisch. Demnach kann man ihm kein Konzept aufzwingen, was von einem anderen Menschen ausgeht. Der Kapitalismus macht den Menschen nicht egoistisch, der Mensch hat den Kapitalimsus erfunden. Kommunismus fördert Egoismus, weil Menschen auf etwas Anspruch erheben, dessen Gegenwert (im Sinne von "Wert für alle") sie u.U. nicht erwirtschaftet haben.

Der Markt sagt" die Ressourcen sind begrenzt" und wir müssen einen Weg finden, die Resourcen "gerecht" zu verteilen. Die Ressourcen nach Leistung für die Gesellschaft zu verteilen, halte ich nicht für blöd (ganz im Gegenteil) - jedenfalls erheblich weniger, als jedem den gleichen Teil zu geben, egal ob er mehr oder gar nichts in die Gesellschaft einbringt (das halte ich für viel egoistischer). Andernfalls gehen wir nicht nachhaltig mit unseren Ressourcen um.

Allerdings sollten wir uns alle fragen, welche Werte uns wichtig sind. Die aktuelle "Ausartung" der Kapitalwirtschaft findet ihre Ursachen nicht im Konzept "Kapitalismus", sondern in dem, was sich die Menschen als Wertewelt, als Vorbilder und als persönliche Ziele setzen. Wenn z.B. viele Menschen in Deutschland stöhnen "mir geht es schlecht, obwohl ich so hart arbeite", dann wird oft verkannt, das wir Deutsche einen extrem hohen Konsumanspruch auf die Ressourcen der Erde stellen. Würde nur jeder 2. Mensch auf dieser Erde ebenso leben wollen, wären unsere Ressourcen auf der Erde binnen Wochen aufgebraucht. Wir Europäer zuammen mit den Amis hegen Anpruch auf immerhin 4/5 der Erdressourcen!

Wir dürfen uns nur das von der Erde nehmen (oder zumindest erwarten zu bekommen), was wir ihr zurückgeben. Zur Erde gehört - wie die ganze Natur - auch der Mensch.

Das Konzept "Kapitalismus" ist sicher nicht perfekt und nun zeigt sich, das es stark überholungsbedürftig ist. Keines der heute bekannten Konzepte ist annähernd so fair und gerecht, wenn man die Freiheit des Menschens als Basis legt.
Fortschritt im Sinne einer humaneren Weltgesellschaft
setzt einen radikalen Wertewandel voraus,
setzt voraus, dass man nicht allein den Mammon vor Augen hat,
sondern in erster Linie den Menschen (s.Grundgesetz).
Ja,
und Nein,
ja: für einen Wandel hin zu einer humanitären Welt ist ein erheblicher - weil grundlegender - Wertewandel nötig.
Nein: Ich glaube kaum, das er "radikal" erfolgen kann oder wird. Der Mensch steht - egal was er sich einbilden mag - noch sehr weit am Anfang seiner Entwicklung als "gesitiges" Wesen. Es liegt an ihm, ob er seine eigene Evolution "überleben" wird. Entsprechend häufig sollte er sich selbst hinterfragen statt als "Gottes Krönung" zu betrachten.

Es ist richtig wenn Du sagst, das der Mensch dazu nicht mehr das Geld alias materielle Werte zum primären Ziel haben darf (s.o.). Geld ist aber als Mittel zum Zweck "erfunden" worden - nicht als Zweck eines Mittels. Auch ich habe schon öfter mal über Alternativen nachgedacht - Einfälle hatte ich viele, zeitnah realisierbare aber kaum.

Geld ist nicht gut oder schlecht - es kommt einzig darauf an, "was man damit macht", was wiederum durch die persönlichen Ziele, die wiederum von den persönlchen Werten geprägt werden, abhängt. Es bietet aber seit Babylon das fairste Aequivalent zu den Ressourcen auf unserem Planeten. Es definiert sich aber auch darüber, was wir in ihm als "Wert" abbilden. Jeder kann heute sein eigenes Geld definieren und herausgeben, wenn er das will. Ob er Erfolg hat, liegt einzig am Vertrauen in sein Geld. Geld ist - abstrakt betrachtet - gekauftes "Vetrauen".
Den 500 €- Vorschlag kann man unterschreiben, aber woher soll das Geld dafür kommen? Reichensteuer?
Nun, der Vorschlag kommt nicht von mir allein, sondern einer ganzen Reihe Volkswirtschaftler und ein paar Politikern.

Das nötige Geld muß nicht neu oder zusätzlich beschafft werden - es ist da (so zumindest die fachleute). Das neue Konzept bekommt aber nur dann Schwung, wenn man ihn zum Grundgedanken macht und unser Gesellschaftssystem, Steuerkonzept und Wirtchaftspolitik entsprechend ebenso mal reformiert, statt weiter Flickwerk zu betreiben, was an vielen Ecken und Enden zur Verschlimmbesserung führt. Wir haben das undurchsichtigste Steuersystem (wir haben ca. 30% der Literatur zu Steuern der Erde...), was angeblich "sozial" sein soll - ist es aber nicht, allein schon weil nur Leute mit hohem Einkommen können sich gut beratene Steuerberater leisten können.

Subventionen sind aus der Sicht eines Wirtschafters "Gift" für die Wirtschaft, denn sie verschieben den Wettbewerb und die Chancengleichheit. Allein von den aus dem Steuertopf rausgeworfenen Subventionen kann man sich den größten Teil schenken. Wenn einem Unternehmer die Arbeitskräfte zu teuer waren, so ist das nun kein Grund mehr. Die Wirscthaft kann auf erheblich preiswertere Arbeitskäräfte - vor allem im niedrig qualifizierten Sektor - zurückgreifen. Dennoch verdienen die Leute mehr Geld als zuvor. Produzenten wie Konsumenten haben mehr Geld - eine Basis für eine prosperierende Wirtschaft.

Unsere Sozialsysteme sind höchst ineffizient - das bedeutet auch, das sie viel extrem kosten und dabei nur sehr wenig leisten. Das fängt bei den Arbeits- und Sozialämtern an und hört bei den Krankenkassen noch lange nicht auf. Was habne wir davon, wenn ein Großteil der Gelder in der Verwaltung hängen bleibt? Nichts, außer ein paar in Job gebrachte Beamte bzw. einen "fetten" öffentlichen Dienst.

Nicht zuletzt ist ein funktionierender Arbeitsmarkt die beste Sozialpolitik für die Menschen. Wenn alle Arbeit haben (und dabei auch Geld verdienen können) haben alle was davon. Dann fällt es uns auch nicht so schwer die wirklich sozial am Rand Stehenden mitzunehmen.

Eine "Reichensteuer" halte ich für Unsinn. Man sollte alle Bürger gleich - aber auch konsequent - behandeln - mit einem stark vereinfachten Steuerkonzept - das (quasi "nebenbei") auch die Steuerschlupflöcher schlißet. Diese Löcher gibt es ja nur, weil das Steuersystem so extrem undurchsichtig ist, das in Deutschland nicht mal ein Fachmann existiert, der es nur halbwegs kennt.


cheers,

Niels.
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