Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

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niels
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Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von niels »

der Focus macht Werbung für seine kommende Ausgabe mit dem Titelthema "Der Aufbau Ost ruiniert den Westen".

Damit dürften sich einige Stammtischler sicher in ihrer bisherigen Meinung "endlich mal" bestätigt fühlen. Der Osten war schon vielen - jedenfalls seit einigen Jahren nach der Wende - ein finanzieller Dorn im Auge. Das in Deutschland aber auf beiden Seiten einige Regionen den Anschluß noch nicht geschafft - oder die Zeiten der Zeit verschlafen haben, scheint kaum eine Rolle zu spielen. Ich erinnere mich da an den Kohlepfennig wie die Berlin- und Zonenrandzulagen usw.

Immerhin beweist der Focus m.E. nur einmal mehr, das man an Qualität und journalistischer Kultur gerade noch so mit der Bildzeitung mithalten kann.
Josef
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Josef »

Dem gibt es wohl nichts hinzuzufügen Nils !

Josef
Heinrich5

Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Der Osten verliert

war der Titel einer Zeitungsmeldung aus dem Jahr 2005. Heute sind wir zwar 5 Jahre weiter aber geändert hat sich nichts.

Ein "Berlin-Institut" hat 2005 eine Art Zukunftsatlas der Nation erstellt. Er basiert auf demographischen Trends, bezieht aber auch Indikatoren wie Wirtschaft, Bildung oder Familienfreundlichkeit ein. "Der Osten verliert", lautet die unmißverständliche Botschaft.

"Im unteren Teil der Bewertungsskala finden sich alle östlichen Länder, inklusive der Bundeshauptstadt", heißt es in der Studie. Der Osten leide an Abwanderung, Überalterung und schlechter wirtschaftlicher Entwicklung. Fatal seien die Aussichten besonders für einige Regionen, in denen "sich die Lage an allen Fronten verschärft". Solche Gebiete finden sich selbst in den eher als innovativ geltenden Freistaaten Thüringen und Sachsen, etwa das Eichsfeld, der Kyffhäuserkreis und die Lausitz. Einige Schlaglichter zeigen, wie es dort bestellt ist:
Armut
Ostdeutschland fällt laut dem Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bei den Einkommen zunehmend hinter das Westniveau zurück und verzeichnet steigende Armut. Mit einem verfügbaren Haushaltseinkommen von 15 500 Euro haben die neuen Länder demzufolge im vergangenen Jahr nur 80 Prozent des Wertes der alten Länder erreicht. Das entspricht der Lage von 1994, nachdem 1998 schon ein Niveau von 85 Prozent erreicht worden war. Zudem kommen rund 40 Prozent der Einkommen der Privathaushalte aus staatlichen Zuwendungen oder Sozialkassen. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sind es rund 50 Prozent.
Bildung
Das wichtigste Kapital einer Industriegesellschaft ist die intellektuelle Leistungsfähigkeit seiner Bürger und die Verfügbarkeit von Fachkräften. Nach der Gesamtbewertung des Berlin-Instituts haben Sachsen-Anhalt (Note: 4,3), Mecklenburg-Vorpommern (4,2) und Brandenburg (3,8) die schlechtesten Noten erhalten. Herangezogen wurden die Zahl der Schulabgänger, Ausbildungsplätze und Hochqualifizierten. Zusätzliche Probleme bereitet die Abwanderung von Fachkräften in den Westen. In prosperierenden Regionen wie Jena gibt es schon heute einen Mangel an geeigneten Lehrlingen.
Demographie
In Mecklenburg-Vorpommern werden Städte wie Stralsund im Zeitraum bis 2020, gerechnet seit 1990, mehr als 25 Prozent ihrer Einwohner verloren haben. Im Landkreis Uecker-Randow wird die Bevölkerungszahl sogar um ein Drittel zurückgehen. In Brandenburg verzeichnen der Oberspreewald, die Uckermark und die Prignitz ähnlich hohe Verluste. Selbst sächsische Städte wie Chemnitz und Görlitz schrumpfen dramatisch. Die Geburtenraten sackten seit der Wende überall in den Ost-Ländern um etwa 50 Prozent ab. Ohne Beispiel in Deutschland sind die Geschlechterverhältnisse: In Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen gibt es je 100 Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren nur 85 Frauen. Logische Folge ist eine rapide Überalterung der Bevölkerung: So wird im Jahr 2040 das Durchschnittsalter der Mecklenburger vermutlich bei 57 Jahren liegen. In Brandenburg werden 2020 außer in Wachstumskreisen wie Potsdam-Mittelmark oder Teltow-Fläming 31 Prozent der Einwohner über 60 sein.
Arbeitsmarkt
Nur drei der 67 ostdeutschen Arbeitsmarktregionen (Sonnenberg, Eisenach und Belzig) hatten 2003 eine niedrigere Arbeitslosenquote als Gelsenkirchen, das mit 14,2 Prozent in Westdeutschland die höchste Rate aufwies. Im vergangenen Jahr schnitt der Osten etwas günstiger ab, was aber allein mit der Umstellung in der Statistik zu tun hatte. Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern, 25,1 Prozent), Sangerhausen (Sachsen-Anhalt, 25 Prozent) und Merseburg (Sachsen-Anhalt, 22,8 Prozent) waren die Arbeitslosenhochburgen Deutschlands. Schlußlicht im Juli 2005 ist Sachsen-Anhalt. Selbst in der vermeintlichen Boomtown Leipzig liegt die Arbeitslosigkeit höher als die Gesamtquote in jedem der fünf neuen Länder. Werden standardisierte Quoten herangezogen, schneiden in der EU nur die Slowakei und Polen schlechter ab als Ostdeutschland.
Verschuldung
Ende 2004 stand Sachsen-Anhalt mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 7172 Euro an der Spitze aller Flächen. Nach dem Saarland und Schleswig-Holstein folgten Brandenburg (6665 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (5957) und Thüringen (5945). Werden die Schuldenstandsquoten - das Verhältnis von Verschuldung zu Wirtschaftskraft - herangezogen, stehen die neuen Länder mit Ausnahme Sachsens ganz oben.
Der Artikel erschienen am 5. August 2005

Ich vermute mal, dass der Focus seine stetig sinkenden Leserzahlen wieder aufbessern will. Dafür ist so eine Entsolidarisierungskampagne unter dem Titelthema "Der Aufbau Ost ruiniert den Westen", gerade gut genug. Will der Focus dazu aufrufen den Soli-Beitrag vorzeitig abzuschaffen? Soll die Solidargemeinschaft beendet werden? Vielen Stammtisch-Wessies war der Osten natürlich schon nach der Wende ein finanzieller Dorn im Auge.

Noch immer sprechen die Regierenden von "Aufbau Ost". Dabei hat sich dieser Begriff längst von seiner ursprünglichen Bedeutung gelöst und ist zu einer schönfärberischen Floskel verkommen. Statt wie erwartet aufzuholen, fällt der Osten zunehmend zurück und verharrt in ökonomischer Lethargie. Die Wirtschaft der neuen Länder und Berlins wird weiterhin langsamer wachsen als die im Westen der Republik. Wäre Ostdeutschland ein eigener Staat, würde er mit solchen Wachstumsraten unter allen Ländern Europas den letzten Platz einnehmen. Angesichts einer anhaltend schwachen Investitionsdynamik dürfte sich daran auf absehbare Zeit ebensowenig ändern wie an der Massenarbeitslosigkeit im Osten.
Hier die Hebel umzulegen und die Weichen endlich anders zu stellen war eine der Erwartungen an die große Koalition von CDU und SPD. Von FDP/CDU ist da wohl heute noch weniger zu erwarten.

Angela Merkel ist sehr wohl mit der dramatischen Lage im Osten vertraut. Die Kanzlerin hatte in einem Interview einmal betont, die Politik werde nicht umhinkommen, sich nochmals intensiv mit dem Osten zu beschäftigen. Wenn es dort nicht gelinge, ein Mindestmaß an Prosperität zu erzeugen, könne das für Deutschland insgesamt zu einem riesigen Problem werden.

20 Jahre nach dem Mauerfall sind in den neuen Ländern noch etwa 25 Prozent der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe von 1989 vorhanden. Wie aus einer aktuellen Studie des DGB hervorgeht, hat es in der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise auch in den alten Ländern einen Abbau gegeben, jedoch nur auf 74,2 Prozent des Wendejahrniveaus. Der geringe Anteil des produzierenden Gewerbes im Osten bewirkt, dass die Ost-Länder bei Beschäftigung, Export und Wachstum nicht das Niveau der Altländer erreichen. Das gilt es zu ändern.

Den neuen Ländern helfen keine weiteren Subventionen, die Region benötigt mehr wirtschaftliche Freiheiten wie eine Entfesselung des verkrusteten Arbeitsmarktes und echte Standortvorteile wie steuerliche Präferenzen. Nur dann kann auf mittlere Sicht ein Aufschwung, wie er in den östlichen Reformstaaten (Polen, Tschechien usw.) seit Jahren zu beobachten ist, in Gang kommen. Und nur dann werden junge Menschen bleiben, weil sie an die Zukunft ihrer Heimat glauben.
Die Zeit für eine spezielle Behandlung des Ostens sei vorbei, sagen nur jene, die es für unvorstellbar halten, daß in einem Teilgebiet eines Staates Sonderregeln gelten könnten. Doch so zu argumentieren, wie es jetzt der Focus tun wird (den Artikel habe ich noch nicht gelesen) heißt, sich mit dem Drama des Niedergangs Ost-Deutschlands abzufinden.
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niels
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von niels »

...40 % der Einkommen .. Der Privathaushalte ....aus öffentlichen Zuschüssen und Sozialausgaben.
Ich nehme mal an, das in der Zahl nicht einmal die Arbeitnehmereinkommen einkalkuiert worden sind, deren Arbeitsplätze - direkt oder indirekt - aus öffentlichen Subventionen finanziert werden - teilweise oder auch ganz.

Demnach wird Geld allein das Problem kaum lösen. Für einen Erfolg sind freiere, flexiblere Strukturen in Politik und Verwaltung (Arbeitsmarkt usw.) mindestens genauso wichtig. Aber auch das kulturelle Lebensumfeld, das sich stärker an den Bedürfnissen der jungen Leute und Familien wie der Leistungsträger orientiert ist wichtig. Ein Fachmann, der auf der Welt eine Vielzahl guter beruflicher Optionen hat, wird nur nach Thüringen ziehen - oder gar seine Familie mitbringen - wenn die Lebensqualität auch moderneren Maßstäben gerecht werden kann. Einzelne Verwaltungen geben sich da redlich Mühe und manche haben auch einiges erreichen können - in der Masse aber tauchen diese unter.

Im DRadio kam neulich ein Bericht über ein itelienischen Dorf in ähnlicher Situation, dessen Bürgermeister mit recht "erfinderischen" Maßnahmen für eine Verjüngung der Bevölkerung und Arbeitsplätze kämpft. Von preiswerten Kinderbetreuungen, Kulturveranstaltungen, einem kostenlos nutzbaren Veranstaltungssaal/-haus, kostenlosem WLAN-Internet im Ort, Ausbau des Breitbandnetzes bis hin zu Kostenübernahme für Schulbücher und Lehrmittel für Eltern - um nur einige Maßnahmen, an die ich mich erinnere - zu nennen, man bemüht sich mit mittlerweile sichtbarem, wenn auch sukzessivem, Erfolg um eine "Reaktivierung" der bisher lethargen Region / Ortschaft. Dabei stehen solche Gemeinden bisher finanziell kaum besser da als andere Gemeinden. Sicher - das ist Italien und ein Patentrezept hat man auch dort nicht gefunden. Aber nichts zu tun, kann keine Alternative sein.

Im Prinzip sehe ich mein Posting von neulich (über die Überalterung der Region wie die schwächelnde Wirtschaft usw.) durch die Studie weitgehend bestätigt.
Heinrich5

Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Wachstumsbeschleunigungsgesetz und Steuersenkung ruiniert den Westen und den Osten

Mit mehr als vier Milliarden Euro standen die deutschen Städte und Gemeinden im Jahr 2009 insgesamt im Minus. Dabei hatte es noch 2008 ganz gut ausgesehen: Damals kamen die Kommunen zusammen auf ein Plus von mehr als 7,5 Milliarden. Grund für den rapiden Absturz sind vor allem niedrigere Steuereinnahmen.
Die Finanzlage der Städte und Gemeinden verschlechtert sich angesichts der Wirtschaftskrise nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ mit Rekordgeschwindigkeit. Im vergangenen Jahr habe das Defizit der kommunalen Haushalte mehr als vier Milliarden Euro betragen. Noch 2008 hatten die Städte und Gemeinden schwarze Zahlen geschrieben und ein Finanzierungssaldo von plus 7,6 Milliarden Euro vorgelegt.
Die Ursache für die Differenz von weit über elf Milliarden Euro innerhalb eines Jahres sei vor allem in dem dramatischen Rückgang der Steuereinnahmen zu suchen. Gleichzeitig seien die Sozialausgaben der Städte und Gemeinden erneut angestiegen und zwar um mehr als eine Milliarde Euro.
Damit gaben die Kommunen rund 40 Milliarden Euro beispielsweise für Sozialhilfe und die Unterkunft von Hartz-IV-Empfängern aus. Die kurzfristigen Kassenkredite der Kommunen erhöhten sich durch die Entwicklung bis Ende September 2009 auf 33,8 Milliarden Euro.
Der Deutsche Städtetag will die Daten heute offiziell vorlegen und dabei auch eine Schätzung für das Defizit des Jahres 2010 abgeben.

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... nl_Politik
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von niels »

hmmm,
ich habe in der VWL gelernt, das in wirtschaftlichen Krisenzeiten Steuer- und Leitzinssenkungen das einzig bekannt wirksame Mittel der Wahl sind.

Schaut man sich Regionen auf der Erde wie in Europa und Deutschland an, die in der Vergangenheit vom "Armenhaus" zum wirtschaftlich prosperierenden Standort aufgestiegen sind, so standen fast durchweg Sekungen der Abgabenlast für Unternehmen wie die dort lebenden Menschen erster Pate.

Dagegen geben wir Dutschen von jedem verdienten Euro den größten Teil an den Staat ab.

Interessant finde ich auch, das die mittlere gefühlte Lebensqualität vieler europäischer Länder mit geringerer Steuerbelastung / Abgabenlast insgesamt merklich höher als in Deutschland ausfällt.

Übrigens:
Steuern fließen in der Hauptsache dann, wenn die Wirtschaft relativ stark ist und es viele produktive und gut bezahlte Arbeitsplätze gibt. Die in Deutschland nicht selten praktizierte Übung, bei erlahmender Wirtschaft den verbleibenden Unternehmen / Verdienern eine immer höhere Abgabenlast aufzubürden - eine steigende Steuerlast auf zugleich immer weniger Leistungsträger zu projezieren - hat manch Region in eine fast tote Wirtschaft und "maximierte" Arbeitslosigkeit getrieben.

Das sog. "Wachstumsbeschleunigungsgesetz" kostet - wie schon die Abwrackprämie - viel Geld bei fragwürdigem Nutzen. Statt immer neue Milliarden in einzelne Unternehmen zu pumpem, würde uns eine Flexibilisierung vieler erstarrter Regeln und Gesetze bei Minimierung der Abgabenlast (womit natürlich auch Einsparungen auf der Subventionsseite einhergehen - und allein da gibt es sicher viel zu sparen) für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber wohl erheblich besser und nachhaltiger helfen.

Z.B. haben einige österreichische Regionen den Deutschen einiges in Flexibilität und "Wirtschaftsförderung" voraus und dabei nicht wenige Deutsche Unternehmen nach Österreich locken können - aber auch das landeseigene Unternehmertum angekurbelt.
Liborius
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Liborius »

[quote="Heinrich5"]Wachstumsbeschleunigungsgesetz und Steuersenkung ruiniert den Westen und den Osten

Es gibt sie aber, die schuldenfreien Kommunen und es werden immer mehr.
z.B. NRW
http://www.horstengel.de/index.php?opti ... &Itemid=64

Auch BW hat viele schuldenfreie Kommunen darunter sind auch Städte die garnicht so klein sind viel Sozialausgaben haben wie z.B. Singen am Hohentwiel.
Auch die neuen Bundesländern haben schuldenfreie Kommunen und nicht nur im "Berliner Speckgürtel". Dresden ist eine der wenigen Großstädte, die schuldenfrei sind.

Liegt das an der Qualität der Kämmerer und Bürgermeister?
Man sollte aber die Kritik einiger westdeutschen Städte ernstnehmen und die schuldenfreien Kommunen wie z.B. Dresden aus dem Solidarpakt herausnehmen. Es kann nicht angehen wie im Beispiel Wuppertal das die Ausgaben für den Solidarpakt nur mit einer weiteren Schuldenaufnahme finanziert werden kann.
Heinrich5

Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo Liborius,
ob Dein Beispiel mit der Stadt Dresden so gut ist, will ich mal hier bezweifeln.

FAZ vom10. März 2006:
"Der Dresdner Stadtrat hat am Donnerstag Abend mit einer Mehrheit von 40 zu 29 Stimmen bei einer Enthaltung für den Verkauf seiner Wohnungsbaugesellschaft (Woba) an den amerikanischen Finanzinvestor Fortress votiert. Mit den Netto-Einnahmen in Höhe von rund 980 Millionen Euro will sich Dresden als erste deutsche Stadt auf einen Schlag entschulden. Trotz der weitreichenden Zugeständnisse, die Fortress der Stadt in einer sogenannten Sozialcharta für die Woba-Mieter und -Mitarbeiter macht, war der Verkauf der 48.000 Wohnungen im Dresdner Stadtrat bis zuletzt heftig umstritten.
Fortress will für die Wohnungen 1,7 Milliarden Euro bezahlen. Abzüglich der für die Wohnungsmodernisierung aufgelaufenen Woba-Schulden von rund 700 Millionen Euro sollen fast 982 Millionen Euro in den Haushalt fließen. Dort dienen sie zur Rückzahlung der Gesamtverbindlichkeiten der Stadt von rund 741 Millionen Euro. Die Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) beziffert die Ersparnis an Zins und Tilgung allein für 2007 auf rund 75 Millionen Euro. Sie muß künftig aber auf die Einnahmen der Woba von 10 Millionen Euro im Jahr verzichten."
Quelle:
http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479 ... ntent.html
Jetzt ist das "Tafelsilber" der Stadt Dresden verramscht. An sich ist es für eine Stadt schon sinnvoll, ihre Altlasten abzubauen. Nur, das "Tafelsilber" kann nur einmal verkauft werden. Was tut die Stadt wenn sie weiterwurschtelt wie gewohnt und in ein paar Jahren das nächste Finanzloch zu stopfen ist? Diese ganzen Privatisierungen sind wahrscheinlich eine Katastrophe für den kleinen Mann. Die stadteigenen Wohnungsgesellschaften wirtschaften in der Regel nachhaltig und ohne den Zwang zum Geldverdienen. Sie arbeiten quasi für das Allgemeinwohl. Die Ökonomie der Heuschrecken ist aber nicht nachhaltig, sondern auf "ganz schnell ganz viel Geld machen" ausgelegt. Das kann nur zum Nachteil der Mieter sein.
Es sind ja nicht nur die Wohnungen. Was ich noch viel schlimmer finde ist die Privatisierungen von Wasserversorgern, Krankenhäusern, Straßen, Bahnen ect. Wodurch sich einige Kommunen ihrer Schulden „vorläufig“ entledigt haben. Langfristig gewinnen dabei nur die Heuschrecken, Otto Normalverbraucher ist der Dumme, er wird in Zukunft überall zugunsten des Großkapitals draufzahlen. Man kann sich offensichtlich nicht dagegen wehren.
Die meisten Leute schnallen ja nicht mal worum es überhaupt geht.
Liborius
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Liborius »

Heinrich
auch ein Hartz 4 Empfänger muß sein "Tafelsilber" verkaufen bevor er vom Staat unterstützt wird.
Der Solidarpakt II geht manchen Städten in den alten Bundesländern an die Substanz. Ob den Menschen dort damit gedient ist, fragt niemand.
Deshalb bin ich auch der Meinung der Solidarpakt II kann nicht bis 2018 so in Kraft bleiben. Der Aufbau Ost ist abgeschlossen bzw hat in der Qualität der Infrastruktur die alten Bundesländer bereits überholt.
mfg Liborius
Josef
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Josef »

> Genauso wird es werden Heinz !

Alles dann womöglich noch unter dem scheinheiligen Deckmantel der Globaliesung.

Der Staat hat es ja vorgemacht mit den Privatisierungen. Siehe Bahn, Post u.ä. - auch Tafelsilber verscherbelt. Wir Kunden bekommen dafür einen schlechteren Service, einige wenige Riesengewinne.

Nils - ich hab schon wieder Schaum vor den Mund - wegen Deiner Äußerung.
ICH KANN DIESEN UNSINN EINFACH NICHT MEHR HÖREN !

"Flexiblere Strukturen auf dem Arbeitsmarkt "
Das für mich nichts weiteres als dummes NEOLIBERALES Geschwätz an der Hochfinanz der Ostküste orientierter Gewinnmaximierer !!! Dieselben NEOLIBERALEN belehren uns noch heut , das " der Markt alles regelt" - und WIR Steuerzahler dürfen dann die Banken die sich - ohne jeden Skrupel - gnadenlos verspekuliert haben , mit Wahnsinnsgeldern "aushelfen" !

> Gegenbeispiel , Eigenversuch :
Ich habe, um "flexibel" auf dem Arbeitsmarkt zu sein seit der Wende (Konterrevolution) FAST außschließlich meine Schweißerprüfungen privat bezahlt. Sind alle zwo Jahre fällig, AA zahlt das nicht ständig - warum auch.
So.
Ein Schweißer ohne Prüfungen is wie ein Imker ohne Bienen . ( von mir der Spruch )
Nachweislich
tausende DM und hunderte eu von mir dafür bezahlt. Im letzten Jahr des gr. Wirtschaftsaufschwunges habe ich 7 (sieben) Kündigungen bekommen. Ganz sicher nicht weil ich faul war. Meine Arbeitszeugnisse können sich SEHEN lassen.
Aber : es galt GEWINNMAXIMIERUNG = Heuern & Feuern ! Aufrag zu Ende - und tschüß. mitunter hat man schon nach 1 - 2 Wochen wieder nachgefragt ...Mein damaliger Stundenlohn war im Durchschnitt geringer als der einer POSTFRAU (nichts gegen Postfrauen) hier bei uns in der Zone (=Sonderwirtschaftszone für mich) ...
So.
Das Ende
Intensivste Schweißstrahlen (WIG; MAG, teis E- Hand) schädigen den Körper. Abgesehen von noch übleren Schweißrauch , besonders Edelstahl, Alu. Als " Krebserregend" eingestuft. Da half auch die Schweißerschütze nichts, die ich IMMER anhatte. Berufsakrankheit nach über einen halben Jahr Bearbeitungszeit - abgelehnt. Eine nicht so sehr berufsfernen IHK Kurs mit Zertifikat abgelegt . Toll. Aber : keine Berufserfahrung ...

So Nils .... watt´en nu mit der Flexibilität ????
> Ich bin saublöd gewesen - aber beileibe kein Einzellfall.
Meine Flexibilität darf ich in Kürze beim 1 Euro job austoben - oder ab 50 : wenn der arme Arbeitgeber bis zu 50 % meines Lohnes vom Sreuerzahler bekommt. Nach einem Jahr wirft er mich wieder raus ... Wanderzirkus ...

> Bin ich wirklich DAFÜR als einer der ersten auf die Straße gegangen ?

Bitte Nils, jetzt bloß nicht mit irgendwelchen oberflächlichen FDP - Floskeln antworten. Pietät wahren. Danke.
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von niels »

Der Staat hat es ja vorgemacht mit den Privatisierungen. Siehe Bahn, Post u.ä. - auch Tafelsilber verscherbelt. Wir Kunden bekommen dafür einen schlechteren Service, einige wenige Riesengewinne.
Ja,
die Regierung hat es 1a vorgemacht, wie man Staatskonzerne NICHT privatisiert. Um den Unternehmen den Weg in den freien Markt zu "versüßen" bzw. zu "erleichtern", hat man Privilegien belassen und Monopole geschaffen, die einen freien Markt nur schwer bis gar nicht möglich machen. Das gilt so für alle der o.g. Unternehmen. We es besser gehen kann und gemacht wird, zeigen da z.B. Länder wie Niederlande, Skandinavien, z.T. auch Spanien u.a.

Das Problem wird nicht dadudrch gringer, das in Deutschland eine gewisse Kultur der "Postenversorgung" für ausgediente Politiker aus der "Privatisiertenwirtschaft" existiert. Erstaunlich häufig wechseln Politiker nach ihrem politischen Dienst in hohe Positionen dieser "privatisierten" Unternehmen, was nur einmal mehr belegt, das zwar Privatisierung - aber kein freier Markt gewollt ist.

Was freier Markt und Wettbewerb bringen kann, zeigt z.B. das Internet wie die Kommunikationsindustrie. Wäre heute immer noch der Staatskonzern Post für "Telekommunikation" zuständig, hätten wir wohl immer noch kein DSL und ein Internetanschluß wäre nur für wenige bezahlbar (ähnliche Situationen gibt es in manch anderem Land). Achja, für einen eigenen Datenkommunikationsanschluß müssten wir immer noch Anträge bei der Netzbehörde stellen und einen Bedarf nachweisen. Das Modem kostete dann wohl immer noch 2.000,- EUR, weil der betrieb "fremder" (aber ebenso standardisierter) Modems strafbar ist und ins Gefängnis führt (so war es jedenfalls zur Zeit des Staatskonzerns Post). Hier ist z.B. auch Spanien mal ein Negativbeispiel...

Typisch deutsch ist, das man Dinge verändern will, aber bitte nicht grundlegend. Konzepte setzt man lieber "ein bischen" durch, was den Erfolg oft nicht nur schmälert, sondern ins Negative dreht...
Flexiblere Strukturen auf dem Arbeitsmarkt "
Das für mich nichts weiteres als dummes NEOLIBERALES Geschwätz an der Hochfinanz der Ostküste orientierter Gewinnmaximierer !!!
Das ist absoluter Unsinn und lediglich ein Produkt aus Neid und Haß - ebenso ist es Unsinn, das Unternehmer alles "Reiche" sind oder gar "Schmarotzer" (wie erst neulich eine Linke von sich gab...). Sicher, es gibt gerade in der Finanzwelt oder "Staatskonzernen" eine Vielzahl (vor allem Arbeitnehmer!), auf die das zutreffen könnte - aber gerade denen laufen ja die Politiker der Linken, der SPD, der Grünen wie der CDU hinterher, lassen sich von denen große Spenden und Beraterverträge zukommen und schieben denen Riesensubventionen zu in der irrigen Annahme, diese könnten Arbeitsplätze und Wirtschaft ankurbel / retten..

Ohne Mittelstand und Kleinunternehmen (die in Deutschland mehr als 70% des BSP erbringen und einen noch höheren Anteil an Arbeitsplätzen stellen) ginge es jedem Arbeitnehmer im Lande wohl ziemlich übel. Der gern zitierte "Top-Manager" ist übrigens weder Arbeitgeber noch Unternehmer - er ist selbst lediglich ein Angestellter des Unternehmens oder der Bank, für das er arbeitet. Seine Verantwortung wie persönliche Risikobereitschaft hält sich entsprechend in Grenzen. Ich denke, das sollte man öfter mal auf den Tisch bringen, denn offenbar verstehen da viele die Zusammenhänge gar nicht. Die Politik von SPD und CDU hat sich bisher hauptsächlich auf die ganz großen, klobigen, schwerfälligen (Staats-)konzerne a la VW usw. konzentriert (deren "Top-Manager" wiederum nur Angestellte Arbeitnehmer sind).

Der Neid vieler auf etwas, was gar nicht da ist, führt zu einer Politik, die den relativ wenigen, die als echte Unternehmer oder "Leistungsträgern" große Verantwortungen übernehmen, immer mehr aufbürdet und diese zugleich sozial in die Ecke der Egoisten und Schmarotzer stellt. "Top-Manager" erbingen dagegen nicht mehr Leistung als jeder andere Arbeitnehmer...

Als Unternehmer weiß ich auch, welche Risiken und Verantwortungen ich eingehe, wenn ich in Deutschland jemanden in meinem Unternehmen beschäftigen will. Ich bin weder VW noch Sparkassenvorstand und habe daher auch keine Aufsichtsratsposten für gediente Politiker anzubieten - nein, ich bin vollhaftender Unternehmer.

Das Risiko jemanden einzustellen kann ich maximal dann eingehen, wenn der betr. Arbeitnehmer entsprechend gut qualifiziert, flexibel genug und motiviert ist, für seinen Lohn auch etwas zu tun, womit das Unternehmen seinen Lohn erwirtschaften wird. Wer das für "egoistisch" hält, hat den Knall nicht gehört.

Eine typische Kalkulation in Deutschland lautet: 1 Arbeitsplatz ~ 80.000 EUR Kosten / Jahr (bei z.B. unter 2.000,- EUR Nettolohn für den Arbeitnehmer...). Geht das Unternehmen pleite, haftet ALLEIN der Unternehmer mit seinem gesamten Vermögen - natürlich auch für die Fortzahlung der Löhne. Bis Hartz IV konnte er dann nicht mal Sozialhilfe und Krankenversicherung bekommen. Derartige Risiken würden die allermeisten, die da schreien und neidisch sind, nie persönlich eingehen. Etwa doch? Dann tut doch - das Gewerbeamt steht jedem offen und ein eigenes Unternehmen ist für ein paar Euro binnen Minuten angemeldet...

Die Idee einiger Deutscher, der Staat könne (wie in der DDR) durch Gesetze für sichere Arbeitsplätze für alle sorgen, begreift grundlegende Zusammenhänge nicht. Nicht mal die DDR, Russland, Cuba und China haben das geschafft - trotz teils extrem niedriger Lohnstrukturen usw. In den meisten westlichen Ländern ist es heute "Normal", das gerade Niederqualifizierte mehr als einen Job nachgehen und sich gerade jüngere Leute recht flexibel zeigen müssen. Allein ein "Gutes Zeugnis" - was in der Vergangenheit als eine Art "Freibrief" für den lebenslangen Arbeitsplatz galt - ist heute lange keine Garantie mehr. Erfahrung und Einsatzbereitscahft - Interesse an der Tätigkeit - werden immer wichtiger. Lebenslange Arbeitsverhältnisse wird es auch immer seltener geben - jedenfalls im niederqualifizierten Sektor.

Klar kann man MIndestlöhne einführen - aber das führt im Umkehrschluß nur dazu, das viele Arbeitsplätze ganz verloren gehen und Wiedereinsteiger in den Arbeitsmarkt noch weniger Chancen bekommen. Niemand kann einen Unternehmer zwingen, jemanden einzustellen, den er nicht braucht... Mit Ideen wie Bürgergeld & Co. gäbe es die Diskussion erst gar nicht, denn selbst wenn jemand nur 5 Euro / h verdient hat er insgesamt ein besseres Leben als jemand der nur Grundversorgung erhält. Jeder kann sich überlegen ob er zu solchen Konditionen arbeiten will.

Aber: Mir kanns - mal gaanz "egoistisch" (wie man uns Unternehmern ja nachsagt) gesehen - aber letztendlich egal sein - ich suche eh keinen niederqualifizierten Arbeitsplatz...

Flexibilisierung hieße für mich u.a., den Menschen eine Art "Bürgergeld" in Form "negativer Einkommensteuer" (also eine Verschiebung des Freibetrages ins Negative) zu zahlen. Ob und was jeder wann dazuverdienen will, ist jedem selbst überlassen. Natürlich deckt as Bürgergeld nur die Grundbedürfnisse (in begründeten Härtefällen - z.B. Erwerbsunfähigkeit - ggf. auch mehr). Eine Diskussion um Mindestlöhne "braucht es dann nicht" mehr (wie der Österreicher passend sagen würde) und auch niederqualifizierte Langzeitarbeitslose hätten gute Chancen wieder Geld zu verdienen und auch wieder bis zum Ende des Monats relativ gut leben zu können.

(apropos FDP: Im Koalitionsvertrag und Parteiprogramm findet sich das Konzept, das Hartz IV-Bezieher demnächst merklich mehr dazuverdienen dürfen und ggf. angespaarte Altersvorge oder Wohnung / Haus nicht mehr eingesetzt werden muß (bedeutet im Umkehrschluß, das auch eine Reihe Niedrigst bis Nichtverdiener nun auch Anspruch auf ALG bekämen). Die roten inkl. der Linken lehnen das übrigens lärmend ab - ebenso wie die CDU sich immer noch schwer tut. Ginge es nach einigen CDU Politikern aktuell, würde man den Hartz IV Satz weiter kürzen...). J<emand, der bereits z.B. 20 Jahre arbeitslos ist und nicht gerade hochqualifiziert, hat es durch die heutigen "einklemmenden" Hartz IV Regeln extrem schwer wieder Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden.

Einige Länder finanzieren ein recht erfolgreiches Gesundheitssystem für alle unabhängig vom Lohn (z.B. über die Mehrwertsteuer wie Canada). Ich war früher mal über Jahre nicht versichert und weiß, was das bedeutet.

apropos Canada:
Dort sieht man überall ind er Wirtschaft - als Außenstehender vor allem im Dienstleistungssektor - erheblich mehr Arbeitsplätze als in Deutschland. Selbst in einem mini Coffe-Shop an der Tankstelle, den in Deutschland der Tankwart allein mitbedient, stehen min 2 oder 3 dedizierte Mitarbeiter(Innen) am Tresen. In Deutschland wäre dies der sichere Bankrott für jeden Unternehmer.

Ich finde es recht beschämend, das man nun z.B. von Westerwelle verlangt, er solle sich bei den Arbeitslosen entschuldigen, weil er geäußert hat, wer arbeitet müsse auch etwas dafür bekommen (ein Grundprinzip einer jeden Volkswirtschaft - möglicherweise abgesehen vom Marxismus, der aber volkswirtschaftlich beweisbar auch nicht funktionieren kann.). Wenn heute jemand 600 Euro vverdient un d dazu Hart IV beantragt erhält ziemlich genausoviel wie der, der gar nicht arbeiten geht. Ich finde das weder gerecht noch sinnvoll - schon weil es die absolut falschen Anreize setzt. Wer zu den Konditionen dennoch arbeitet, ist der "Depp" - es gehört schon einiges an Idealismus und Selbstmotivation dazu es dennoch zu tun...

Momentan bewegt sich die Diskussion immer weiter in Richtung "die vielen armen" und "die wenigen reichen", wobei sich die Schwelle zu dem , was "reich" gesehen wird stetig sinkt. In naher Zeit gilt wohl irgendwann jeder, der mehr als den Hartz IV Satz verdient, zu "den Reichen"... Die Linken freut's, wenn die Zahl der Armen wächst, denn genau das ist ja ihre Clientel - warom also sollten sie denen zu mehr Wohlstand verhelfen wollen? Damit machten sie sich ja selbst arbeitslos...

Einem Staat, der irgendwann (wie in der DDR) alles verdiente Geld einsammelt, weil er es nach eigenem Gutdünken wieder an die menschen verteilen will, würde ich mit meiner Familie in jedem Fall den Rücken kehren, schon weil er für mich die absolut falschen Anreize setzt und mein verständnis von Freiheit wie Effizienz sicher nicht mal mehr grundlegend gerecht werden kann. So wird es dann wohl auch vielen anderen, Jüngeren gehen. Deutschland ist schon heute ein Auswanderungsland - jedes Jahr ziehen mehr und mehr junge, vor allem qualifizierte, Menschen mit ihren Familien in andere Länder, in denen sich sich besser verwirklicht sehen. Nur sehr wenige kommen zurück (ähnlich der DDR). Ebenso werden dann wohl die selbsterklärten "Umverteiler" immer lauter auf diese "Verräter" schimpfen, "die ihr Land im Stich lassen" o.ä, weil sie ihnen wie ihren Konzepten einen Strich durch die Rechnung machen. Wo mix mehr ist, kann nix verteilt werden - man kann sich maximal auf die verwaltung von Armut und fehlender Bildung beschränken....

Ich finde es immer weder interessant - aber auch beschämend - wie in heutigen Diskussionen Begriffe unsachlich in einen Kontext gebracht werden um Neid, Mißgunst und Haß zu schüren.

Globalisierung ist eine logische Folge der Mobilität von Menschen, Waren und Informationen. Kaum ein junger Mensch wollte darauf (im weitesten Umfang) verzichten wollen und selbst die, die "nieder mit der Globalisierung" schreien gehen beim Discounter um die Ecke billige Lebensmittel aus der ganzen Welt kaufen, die es ohne Globalisierung so billig nicht gäbe. "Freiheit" scheint den Deutschen ein Graus (schon wegen der damit immer verbundenen Verantwortung) - ach wie schön waren doch die Zeiten, als Kaiser, Hitler und die SED uns alle Verantwortung abnahmen. Wenn etwas schief ging, hatte man immer einen Sündenbock...

Gegen "Globalisierung" zu demonstrieren oder zu kämpfen ist ebenso unsinnig wie aussichtslos, als wollte man gegen die Wissenschaft und Forschung kämpfen, weil sie neue, teils unbequeme Erkenntnisse ans Licht bringt... Kapselt sich ein Land z.B. signifikant von der restlichen Erdbevölkerung ab, wird es binnen kurzer Zeit in die Annalen der Historie eingehen. Entweder rennen alle brauchbaren Leute weg oder die menschen selbst revolutionieren, weil sie ohne Geld und Grundversorgung unzufrieden sind.

Leistungsträger sind die Teilhaber einer Gesellschaft, die die Leistung erbringen. Das sind Unternehmer wie auch Arbeitnehmer. Sinkt die Zahl der Leistungserbringer, sinkt auch die Leistung. Der Staat erbringt keine Leistung, er verteilt lediglich - auch die Linken werden schnell feststellen, das man Geld nicht einfach drucken kann... Wo "Leistunserbringer" zum Schimpfwort mutiert, geht es den Leuten schlicht zu gut, ist mein Eindruck...

Ich bin es gewohnt mich für die "Freiheit" zu entscheiden - inkl. der damit verbundenen Einbußen an Sicherheit und Verantwortungsbequemlichkeit. Dabei habe ich (aber auch meine Familie) - im Gegensatz zu den wohl meisten die da schreien - selbst mehrfach erfahren dürfen, welche Verantwortung (und damit welche Risiken) damit verbunden sind. Daher weiß ich aber auch, das die sog. "Sicherheit", die viele Menschen vom Staat erwarten (und von vielen Politikern auch versprochen wird, nur "vorgegaukelt" ist. Einzelne Politiker / Politwissenschaftler sprechen da bezeichnend von "virtueller Sicherheit", die vielen Menschen bereits genug ist um "ruhig schlafen" zu können. Bei mir klappt das nicht...

"Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird beides verlieren
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Liborius
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Liborius »

Hallo Niels

deinem langen und vermutlich aus der Seele gesprochenem Statement kann ich voll und ganz unterstützen. Es sollte noch sehr viel mehr Menschen mit dieser Einstellung in den neuen Bundesländern geben, nur dann "blühen die Landschaften" erst richtig auf.
Nur Menschen des Mittelstand mit Mut Risikobereitschaft und Verantwortung erzeugen Wohlstand für alle und bringen das Land voran.
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Josef »

Wohlstand für alle = reine Utopie .
Übringens Nils - ich war kein Niedrigqualifizierter. Gut - dem Lohn nach ja. Ansonsten haben an der Genauigkeit und fachlicher Richtigkeit öfter echt Menschenleben dran gehangen. Beispielsweise bei Hochdruckdampfleitungen, speziellen Konstruktionen, beim Gasleitungsbau. Es war wahrlich nicht immer einfach ...
Laut Umfrage hier im Weltweitweb (Tagesschau Nachrichten ) an der sich jeder beteiligen konnte, ist Herr Schwesterwelle mit seinen den sozialen Frieden kampfansagenden Äußerungen ganz schön abgestraft wurden . 63 % aller gaben Ihm kein Recht.
Mit dem sogenannten Wachstum erhöht sich auf lange Sicht gesehen auch die Arbeitslosigkeit...
Sicher gibt es keine Patentrezepte, doch was zZ hier Regierungsmäßig läuft - ist für mich als Normalbürger einfach hilflos.
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niels
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von niels »

Wohlstand für alle = reine Utopie .
Das kommt sicher sehr darauf an, WIE man Wohlstand definiert... ;)

Sicher ist eines, nicht jeder kann alles haben.

Grundsatz der Betriebswirtschaftslehre: Der Bedarf ist theoretisch unendlich. Das sagt wohl viel...
Herr Schwesterwelle mit seinen den sozialen Frieden kampfansagenden Äußerungen ganz schön abgestraft wurden . 63 % aller gaben Ihm kein Recht.
Ich finde die aktuelle Diskussion in den Medien recht beschämend. Während auf allen Medienproduktionen den ganzen tag lief, das man sich über Westerwelles Äußerungen "echauffiert" habe, musste ich bis nachts warten, um auf Phoenix die Orignalaussage sehen / hören zu können. Interessanterweise kann ich zwischen seinem Gesagten und dem darüber Behaupteten keinen sachlichen Bezug herstellen. Aber möglicherweise bin ich auch zu blöd dafür...

Mein Eindruck ist, das die meisten Deutschen - vor allem die, die noch Arbeit haben und Geld verdienen - kaum Sachliches über die aktuelle Situation in unserem Sozialsystem wissen. Von irrigen Ideen, jeder Hartz IV Bezieher bekäme "nur 350,- EUR" bis hin zu "Westerwelle wolle niedrigere Hartz IV Sätze" - das ist sachlich wie inhaltlich falsch (Warum finden sich seine so hoch kritisierten Worte nirgendwo im Original?). Er hat doch nur gesagt, es kann nicht sein, das jemand, der arbeiten gehe genausoviel habe wie jemand der nicht arbeiten gehen will.

Was ist da sooo schlimmm daran? Hat er nicht recht? Beschweren sich nicht bereits seit Jahren zigtausende Hartz IV Empfänger über die einsperrenden, lähmenden Regeln zum Hartz IV Bezug, über das zu einzelfallbezogene Gesetz, was irrigste Regeln enthält? - wenn man denn arbeiten will - oder die Politik nicht weniger Zeitarbeitsfirmen, in die Hartz IV Bezieher gedrängt werden? Hab ich da irgendwas verpasst? was wollen die Leute denn, wenn nicht Hatz IV und auch nicht Bürgergeld o.ä.? Sozialismus? D.h. wir verdienen alle zusammen und teilen dann das Geld durch 80 Mio.? Tolle Idee, kenn e ich aus der DDR...

Wozu studiert jemand Journalismus, wenn er seine Recherchen dann doch nur aus der Bild-Zeitung bezieht?

Die Betreffenden und derzeit Beschmimpften - nämlich die "Leistungsträger" (also alle die, die noch Steuern zahlen) wachen langsam auf und merkan nach und nach, das da etwas nicht stimmen kann.

Sicher, wir können wireder eine wirtschaftliche DDR bauen, dann braucht sich aber auch niemand zu wundern, wenn ohne eine neue Mauer alle "potentiellen leistungsträger" nach und nach das Land verlassen (ähnlich wie heute in Griechenland übrigens). Eine neue Mauer werden sich die betr. Menschen kaum bieten lassen...

Sozialer Frieden? Wo? Hab ich auch hier was verpasst? Über 40% der gesamten Staatsausgaben fließen ins Sozialleistungen?
Was ist denn sozialer Frieden? Wenn alle das selbe Geld im Monat bekommen, unabhängig davon wie motiviert, wie intelligent und wie kreativ sie sind? Toll, jeder schlechte VWLer weiß (und selbst Cuba wie China haben dazugelernt), das das kaum die Lösung sein kann.

Wir brauchen ein neues Sozialsystem, weil uns das alte bereits heute bis fast an den Abgrund treibt. Wer's unbedingt persönlich erleben möchte, wird es wohl auch nich bekommen... Wenn niemand Bruttosozialprodzukt schafft, wird sich schnell zeigen, wie "glücklich" und "zufrieden" die so konsumfreudigen Deutschen denn sein werden... Der Staat schafft weder Bruttosozialprodukt wie materielle Werte. Sie werden sich gegenseitig an die Gurgel gehen...
Josef
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Re: Focus: "Aufbau Ost ruiniert den Westen"

Ungelesener Beitrag von Josef »

Nein Nils - dumm bist Du ganz sicher nicht !
Glaub auch nicht, das Du was verpaßt hast.
Geb Dir auch VOLL Recht, das wir dringend ein neues gerechteres - eben auch für Hartzer - Sozialsystem brauchen.Hab auch die Tageszeitung ausgetragen - blieb nicht viel über !

Jetzt will ich mal detailiertes zum ALG zwo sagen. Kenn mich zwangshalber da ein wenig aus. Aber noch nicht lange !! 76% kommen da nicht wieder raus...

Die Menschen die diese Regelsätze in der Kommision festgelegt haben, sind trotz Nachforschungen bestimmter Verbände bis heute nicht namentlich bekannt .
>>>Im Regelsatz sind u.a. enthalten :
Reinigung, Waschen, Rep. und Miete von Kleidung
Schuhe
Schuhreparatur 8,64 eu

Möbel/ Einrichtungsgegenstände
und deren Reparatur
Teppiche/ Bodenbeläge
Kühl - und Gefrierschränke
Waschmaschinen
andere Haushaltsgroßgeräte
reparatur Haush. geräte
rest 18,06 eu


Pharmazeutische Erzeugnisse
.
.
.
Therapeutische Mittel. Geräte
und Ausrüstungen
ZAHNERSATZ 6,03 eu


Radio - Fernsehgeräte
Datenverarbeitung
Sportartikel, Spielwaren
UND
Hobbys
Gartenpflege, BLUMEN
Sport- Freizeitveranstaltungen
Bücher, Broschüren
Schreibwaren
Sonstiges für Freizeit
Ausleihgebühren 24,02 eu

Es ist alles so geregelt, um den Kauf von Pelzmänteln und Maßkleidung zu unterbinden. :cry:

Die Grundlage bildet ab 2006 die letzte Einkommens - und Verbrauchsstichprobe(EVS) aus 53.000 Personen, die auf freiwilliger Basis ihre gesammten Einnahmen und Ausgaben dokumentierten.
Der Regelsatz wird herausgefiltert, indem die verbrauchsangaben in ausgaben unterteilt werden, die "regelrelevant", also für den regelsatz wichtig sind, und solche, die es nicht sind. Miete und heizung werden gesondert übernommen, sind also nicht regelsatzrelevant. Die verbleibenden ausgaben von rd. 500 eu werden auf den eckregelsatz heruntergerechnet.
Dieses großartige werk verrichtet eine der
öffentlichkeit
unbekannte Gruppe aus vertretern der regierung, wirtschaft, wohlfahrtsverbänden, armutswissenschaft usw. in NICHTÖFFENTLICHEN sitzungen. Sie stützen sich babei auf eine sonderauswertung des statistischen bundesamtes für die bundesregierung, die diese bie heute UNTER VERSCHLUß hält.
Nichteinmal die abgeordneten des BUNDESTAGES kannten sie, die ende 2003 für die 345 eu die hand hoben !!!!
Die bundesregierung gab ein paar monate später nur die prozentsätze der relevanten ausgaben bekannt und machte knappste anmerkungen zu den "irrelevanten" ausgaben. Erst EIN JAHR SPÄTER veröffenttlichte der DPWV die regelsatzrelevanten ausgaben im einzelnen, allerdings NICHT die -angeblich - nicht relevanten positionen.
Aufgrund vereinzelter kritik sah sich die hiesige regierung gezwungen, ihre geheimhaltungspraxis bei der auswertung der EVS 2003 zu ändern. Sie veröffentlichte im juni ´06 die gesammten ausgabepositionen der untersten 20 % der einpersonenhaushalte. Nach wie vor aber hält unsere volksvertretung ALLE angaben über
EINKOMMEN
SOZIALE ZUSAMMENSETZUNG
ALTERSKLASSEN (meiner meinung ganz wichtig)
dieser gruppe geheim. Diese müssen veröffentlicht werden !

Nils - mehr als immer, immer wieder bewerben und hoffen kann ich nicht !

>>Dieser Beitrag war JOSEF wichtig.
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