Mülltrennung ist nicht umweltfreundlich

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niels
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Mülltrennung ist nicht umweltfreundlich

Ungelesener Beitrag von niels »

...habe es schon lange geahnt (und auch mal im Vorgängerforum andiskutiert):

Das Trennen von Müll beim Endverbraucher / Bürger daheim hat sich in einem holländischen Pilotprojekt einer 15.000 Seelen-Gemeinde als ineffizient und nicht umweltfreundlich genug erwiesen.

Im laufenden Projekt hatte man eine neue Müllsortiermaschine beim Entsorger aufgestellt und Müll wieder - ganz "wie früher" - ungentrennt in einer Abfahrt eingesammelt. Während die Sortiermaschine pro Kopf der Gemeinde pro Jahr im Schnitt ca. 7 kg recyclingfähige Kunststoffe aussortieren konnte, erbrachten die Jahre zuvor, in denen noch die Menschen fleißig trennten - nur ca. 3 kg. Mit anderen recyclefähigen Reststoffen (Papier, Metalle usw.) sieht es ziemlich ähnlich aus. Die betr. Kommune konnte damit lt. Wirtschaftlichkeitsanalyse bereits im ersten Jahr gut 70.000,- EUR Entsorgungskosten einsparen.

Nun fordern immer mehr niederländische Regionalpolitiker den Umstieg (bzw. Rückbesdinnung) auf die ungetrennte Müllabfuhr in den ganzen Niederlande, nachdem man noch Jahre zuvor mit der landesweiten Comic-Kampagne "Plastik-Men" die Menschen zum Trennen animieren wollte.

Da die Menschen nun mal keine Recycle-Experten sind und werden, schafft die Maschine auch eine bessere Trenn- und damit Rohstoffqualität, die sich zu höheren Preisen am Markt verkaufen lässt, weil sie halt sauberer ist. Dabei steckt die Sortiertechnologie eigentlich noch in den Kinderschuhen, so das man zukünftig - mit neu hinzukommenden Technologien - noch bessere Ergebnisse erwartet.

Schaut man sich unser milliardenteures grüne Punkt System an, bei dem wir auf fast jedes Produkt allein zusätzliche 5ct für die Trennung aufwenden müssen, die wir bisher noch aufwendig selbst besorgen müssen, wie müssen uns zuweilen um gelbe Säcke "prügeln" usw - fragt man sich schon, wem nützt das? Dabei sind Rohstoffe doch schon gut auf internationalen Märkten, die wir dem Entsorger schenken, für gutes Geld und in quasi unendlichen Mengen absetzbar.

Besonders ärgerlich fand ich das Verhalten vieler - vornehmlich älterer oder beengt wohnender - Bürger, die mit gutem Trinkwasser die Platsik und Blechverpackungen reinigen, bevor sie in den gelben Sack gelangen. Das für jeden Mülltyp eine gesonderte Abfuhr erfolgen muß, kostet viel Geld und ist kaum umweltgerecht.

Ich bin mal gespannt, ob ich die Rückbesinnung auch im Eichsfeld - ich meine noch in meinem Leben - erleben darf.
Kurt Brakelmann
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Re: Mülltrennung ist nicht umweltfreundlich

Ungelesener Beitrag von Kurt Brakelmann »

Mir (2 Personen-Haushalt) werden halbjährlich mindestens 6 Entleerungen meiner 60 Liter Mülltonne in Rechnung gestellt, auch wenn ich meine Mülltonne nur 4 x im Halbjahr vor die Tür stellen sollte.
Jede Entleerung kostet mir 6,60 €. Das sind im Halbjahr 39,60 € bzw. im Jahr 79,20 €.

Alle 14 Tage steht ein prall gefüllter Gelber Sack vor der Tür. Der wird mir nicht noch einmal in Rechnung gestellt. Sollte ich jetzt diesen Inhalt des Gelben Sackes über die Mülltonne entleeren müssen, würden pro Halbjahr 13 Mülltonnen-Entleerungen stattfinden. Das sind im Jahr 26 Entleerungen X 6,60 € gleich 171,60 €, statt wie bisher 79,20 €.

Wer wollte das denn mitmachen?
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niels
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Re: Mülltrennung ist nicht umweltfreundlich

Ungelesener Beitrag von niels »

die Gebühren für die "Entsorgung" der gelben Säcke ist nicht kostenlos. Du bezahlst sie mit Preisaufschlägen auf alle gekauften Produkte / Lebensmittel usw., auf denen der grüne Punkt zu finden ist. Dabei steht beim Kauf ja nicht mal fest, ob bzw. das ich die Verpackung dem Entsorgermonopol zuführe, oder mir daraus nen neuen Hut oder was auch immer bastele. Da kein freier Wettbewerb herrschen kann, muß ich den gelben Sack zu Konditionen akzeptieren, die irgend ein Lobbyist oder Schreibtischtäter mal festgelegt hat.

Mit effizienteren Trennungsmethoden steigt Qualität, Ausbeute und Preis der "Sekundärrohstoffe" - ebenso mit neuen Technologien zur Wiederverwendung, womit unser Müll auf einem freien Markt wertvoll wird und das Interesse privater Entsorger decken dürfte. Die Entwicklung boomt momentan in vielen Ländern der Erde (abgesehen von den Effekten der Finanzkrise).

Btw: finde ich es unfair, das Haushalte bei den Müllgebühren pauschal veranschlagt werden. Wer versucht Müll zu vermeiden (auch wenn das sicher nur recht eingeschränkt möglich ist), hat dazu keinen Anreiz.

Ich warte noch auf die Zeit / Situation, in der ein freier Wettbewerb und bessere Recyclingoptionen uns die Müllentsorgung kostenlos machen oder wir gar noch Geld für die Abgabe unserer Rohstoffe an einen Anbieter bekommen. Verrückt? Sprechen wir uns in 20 Jahren wieder - wenn nötig auch im Ausland (falls Deutschland da mal wieder hinterher sein sollte).
Josef
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Re: Mülltrennung ist nicht umweltfreundlich

Ungelesener Beitrag von Josef »

Ist schon sehr wissenswert !
Ich habe eine größere Mülltone als geplant. Sammle sehr genau und intensiv (wie andere auch ) für den grünen Punkt. Kann aber nicht alle Gartenabfälle verkompostieren. Weiß eh schon nicht, wohin mit dem doch echt guten Viehdung. hab schon - umsonst - inseriert.
Also früher, in grauen DDR Tagen haben wir 10 Jahre Altstoffe angenommen. SERO und so. Wer ehrlich war konnte dort nicht reich werden. Es ist noch ein Schreiben von Herrn K. (Chef SERO , heute ...) da, wo drunter steht "Mit sozialistischem Gruß". :D Jaah ... so war das.
Kurt Brakelmann
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Re: Mülltrennung ist nicht umweltfreundlich

Ungelesener Beitrag von Kurt Brakelmann »

Neue Wertstofftonne ab 2015

Die herkömmliche gelbe Tonne hat bald ausgedient. Künftig, ab 2015, sollen neben Kunststoffverpackungen sämtliche Plastikarten vom Hausmüll getrennt werden. Auch Metalle, Holz und Elektro-Altgeräte werden dann ab 2015 in die neue Wertstofftonne gegeben. Den Verbraucher soll das keinen Cent mehr kosten, versichern die Planer aus dem Umweltministerium.
„Als rohstoffarmes Land muss Deutschland deutlich sinnvoller mit Sekundärrohstoffen umgehen“
Vier von fünf der befragten Bundesbürger plädieren für eine Wertstofftonne. Zumal zwei Drittel nicht einsehen, dass Altverpackungen recycelt werden, andere Plastiksachen wie altes Spielzeug dagegen noch immer in der Müllverbrennung landen.
Bei den Haushalten werden dadurch die Müllgebühren kräftig sinken. Denn während die Kosten für die Recycling-Tonne von der Wirtschaft getragen werden, erheben die Kommunen für die Restmüllentsorgung eine Umlage. Und weniger Inhalt in der grauen Tonne bedeutet auch weniger Gebühren.
Nach Hochrechnung könnten auf diese Weise jährlich Rohstoffimporte im Wert von gut sieben Mrd. Euro eingespart werden. „Deutschland würde damit seine Abhängigkeit von Primärrohstoffen verringern“.
http://www.welt.de/wirtschaft/article67 ... te_6720171
Josef
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Re: Mülltrennung ist nicht umweltfreundlich

Ungelesener Beitrag von Josef »

Wäre doch wirklich gut wenn das alles so hinhauen würde !
> Ich bin dabei. :P
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niels
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Re: Mülltrennung ist nicht umweltfreundlich

Ungelesener Beitrag von niels »

ich halte die Idee für Quark weil schon heute recyclingtechnisch überholt. Mehr Trennung bedeutet nicht nur mehr Transportwege, sondern auch mehr potentielle Fehler beim Trennen. Kaum ein Deutscher ist Fachmann für ""Sekundärrohstoffe" und die Pilotprojekte in Holland zeigen, das die Wertstofftrennung weitaus erfolgreicher mit Technologie / zentral machbar ist - schon heute.

Allerdings verdienen im Trennkonzept wie wir Deutschen es wollen vor allem die Recyclingfirmen, während wir als Verbraucher (und "Müllgeneratoren") direkt wie indirekt die Kosten für die Transporte zur Entsorgung finanzieren dü+rfen (wo ja in dem Konzept wieder nicht gespaart wird).

Hört sich "doll" an und mag manchem Nichtfachmann von "Umweltpolitiker" (oder Lokalpolitiker) sogar arg freuen. Es ist ein schlicht obsoletes Konzept - wie der grüne Punkt schon bei seiner Einführung. Ökoligisch wie kostentechnisch für den Verbraucher ist und bleibt es - verglichen mit modernen Konzepten - ein Flop. Verdienen tun einzelne andere...

Ich hoffe in der Zukunft auf eine Befreiung der Müllmärkte. "Müll" wird - vor allem europäischer - immer wertvoller und demnach wird auch der Wettbewerb um diese rohstoffhaltige Ressource (vor allem beim Hausmüll) größer. Erst werden wir für Müllentsorgung nichts mehr bezahlen, später sogar Geld erhalten.

Wir Deutschen aber sind viel zu blöd um uns nicht von einzelnen Lobbyisten ins Bockshorn jagen zu lassen, die mit dem grünen Punkt bereits soviele Milliarden verdienten, das sie die Rohstoffe in Müllverbrennungen immer noch gewinnbringend verheizen konnten - wir bezahlen ja schon seit Jahren mehrere Cent für die Entsorgung eines jeden Joghurtbechers, den wir dann auch noch ordentlich verpacken und verschenken an jemanden, der nicht nur den Rohstoff, sondern auch noch Geld für dessen "Entsorgung" bekommt und ihn erneut verwerten kann.

Ja, wir Deutschen - damit meine ich auch unsere Lokalpolitiker - sind wahrlich keine Rohstoffexperten - und lassen uns solche Abzockerkonzepte sogar noch als "Gewinn" verkaufen. Bezahlt mal schön weiter dafür, das Eure für viel Geld verhökerten Sekundärrohstoffe auf Eure Kosten noch getrennt und zum Kunden transportiert werden müssen. Aus Sicht des Unternehmers sicher ein tolles Konzept...

Schön! Macht mal Eure tollen "ökologischen wirtschaftlichen" Müllkonzepte... Eure Kinder werden Euch auslachen oder für minderbemittelt halten...
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