Soll Deutschland die griechischen Schulden übernehmen?

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Kurt Brakelmann
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Soll Deutschland die griechischen Schulden übernehmen?

Ungelesener Beitrag von Kurt Brakelmann »

Jetzt ist die Katze endlich aus dem Sack:

Griechen erheben Nazi Vorwürfe gegen Deutschland

24. Februar 2010, 12:09 Uhr

Am Tag des Generalstreiks lenkt die griechische Regierung ihr Augenmerk auf Deutschland: Griechenland sei für die Nazi-Besatzung im Zweiten Weltkrieg nicht entschädigt worden, sagt Vize-Regierungschef Theodoros Pangalos. Und stellt – vor dem Hintergrund horrender Staatschulden – Forderungen.

Am Tag eines Generalstreiks hat das hochverschuldete Griechenland schwere Vorwürfe gegen Deutschland erhoben. Sein Land sei niemals für die Folgen der nationalsozialistischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg entschädigt worden, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Theodoros Pangalos dem britischen Radiosender BBC.

„Sie haben das griechische Gold weggenommen, das bei der griechischen Zentralbank lag, sie haben das griechische Geld weggenommen und es nie zurückgezahlt.“ Deutschland müsse das Geld nicht unbedingt zurückzahlen, aber „sie sollten sich wenigstens bedanken“, fügte er hinzu.

Griechenland steht unter hohem internationalen Druck, seine Finanzen in Ordnung zu bringen. Die beiden größten griechischen Gewerkschaften riefen zu einem Generalstreik gegen das drastische Sparprogramm der sozialistischen Regierung auf.

Es ist das erste Mal seit der Übernahme der Regierung durch die Sozialisten im Oktober 2009, dass sich Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und der Privatwirtschaft zu einer solchen Aktion zusammenschließen.
Griechenland muss in diesem Jahr rund 53 Milliarden Euro neue Schulden machen, mehr als 20 Milliarden Euro davon im April und Mai.
Aus Angst vor einem Staatsbankrott verlangen die Investoren derzeit kräftige Risikoaufschläge für griechische Anleihen. Die Sorgen über die Zahlungsfähigkeit Griechenlands haben auch das Vertrauen in den Euro erschüttert.

http://www.welt.de/wirtschaft/article65 ... weltbewegt
Heinrich5

Re: Soll Deutschland die griechischen Schulden übernehmen?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Schon als Außenminister war der stellvertretende Regierungschef Pangalos seinerzeit mit antideutschen Äußerungen aufgefallen; jetzt schwingt er gegen Mahnungen aus Berlin die Nazi-Keule. Nicht sehr einfallsreich!
Sollte sich die griechische Regierung auf diesem Niveau zu retten versuchen, dann wird es schwerfallen, in der EU auch nur politische Solidarität für Griechenland zu mobilisieren.
Dem Land stehen jetzt harte politische und soziale Auseinandersetzungen bevor. Und schon kommt die Suche nach Sündenböcken auf. Einige Sündenböcke wurden schon entdeckt: die EU, gegen deren Spardiktat man sich erheben müsse – kein Wort davon, dass man sich in die Währungsunion selbst hinein gelogen und hinein betrogen hat –, und jetzt natürlich auch noch Deutschland.
Für die Griechen wird es jetzt ernst: für die Regierung, die eine harte Sparpolitik durchsetzen will, für die Staatsbediensteten, die für ihre Privilegien auf die Straße gehen, für Rentner und die arbeitende Bevölkerung insgesamt. Aber so ist es nun einmal: Der Weg aus der selbstverschuldeten griechischen Misere ist mit einschneidenden Maßnahmen verbunden – ohne grundlegende Anpassungen an EU-Normen droht der Staatsbankrott.
Josef
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Re: Soll Deutschland die griechischen Schulden übernehmen?

Ungelesener Beitrag von Josef »

Mit der Einschätzung, das am Ende die finanzstarken EU Länder, allen voran - D- für den kreditfinanzierten Konsum und die griechische Korruption zahlen WERDEN - liegen die Griechen wohl NICHT falsch !!
Und zwar aus 2 Gründen :
laut "Spiegel Online" werden dreiviertel der griechischen Staatsverschuldung von Ausländern gehalten. > Im Falle eines Staatsbankrottes - oder einer HALBWEGS geordneten Schuldenrestrukturierung - prellt man ja vor allem ausländische Anleger NICHT heimische Wähler.
>>>> Warum
soll man selbst sparen, bloß damit jemand anderswo sein Geld zurückbekommt ?? ... ? !!
Zum anderen wird DEUTSCHLAND ungeachtet irgendwelcher Klauseln "für die Schulden geradestehen, weil sonst eine Kettenreaktion von weitern fiskalischen Zusammenhängen droht". Watt nu Nils ?
"Deine " tolle Kunstwährung ...
> Ganz anders dagegen Schweden !
"Schweden wird Griechenland nicht retten " so das Titelblatt des "Svenska Dagbladet" 12.02. und zitiert dabei den Ministerpräsidenten Reinfeld, der " nicht will, dass schwedische Steuergelder für einen Notkredit eingesetzt werden. So einfach Nils , ist das wenn man über seine Währung selbst bestimmen kann ...


>>> >>> Die beste Lösung
Als erster Schritt natürlich der Austritt aus der Währungsunion.Mit seiner nationalen Währung könnte das Land dann wieder abwerten und so seine internationale Preiswettbewerbsfähigkeit auf einen Schlag verbessern. Die dort sehr bedeutende Tourismusbranche würde unmittelbar davon profitieren, weil "Urlaub in Griechenland" wieder billiger wäre. Anstatt politisch kaum durchsetzbare Lohnsenkungen (siehe Streiks) wäre die Senkung des Wechselkurses der DRACHME praktisch und politisch unproblematisch !
Praktische Beispiele :
+ es ist unbestritten Nils, das auch die Abwertung der Schwedenkrone wesentlich dazu beigetragen hat, dass das Land SCHNELL wieder aus seiner Wirtschafts- und Finanzkrise Anfand der 90er herauskam. :roll:
+ 1992 sah sich Engeland gezwungen, aus dem damaligen Europ. Wechselkurssystem auszuscheiden, WEIL das engl.Pfund die ihm vorgegebene Schwankungsbreite nicht mehr einhalten konnte. Nachdem VIEL GELD zur Stützung des Pfundes VERBRATEN wurde, nahm Großbritannien seine Währung aus DEM SYSTEM , ließ den Kurs des Pfundes flexibel und - erstmal - fallen. Damit wurde der Grundstein für einen


in der Geschichte des Landes beispiellosen


fünfzehnjährigen Wirtschaftsboom und Höhenflug des britischen Pfundes eingeleitet, der erst mit der aktuellen Finanzkrise zu Ende ging.

>> >>> <<<<< Die Abschaffung der stabilen und weltweit geschätzten Deutschen Mark Nils war die größte währungs- und wirtschaftspolitische Fehlleistung in der deutschen Nachkriegsgeschichte . :evil:




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Re: Soll Deutschland die griechischen Schulden übernehmen?

Ungelesener Beitrag von niels »

jaja,
du und "Deine" Deutsche Mark.

Ich wollte sie heute weder haben noch nutzen müssen. Wenn Dir Muster und Name besser gefällt als die der Euro Noten - ist halt Geschmacksache. Bisher hat mir oder anderen niemand der heutigen DMark Nachweiner auch nur ein volkwirtschaftliches wie soziopolitisches Argument FÜR die DMark auftischen können, dem nicht weitaus erheblichere Nachteile entgegenstünden.

Das gerade die Pizza Bude um die Ecke mit der Euro-Umstellung ihre Preise 1zu1 auf die neue Karte druckte (wenn's denn überhaupt ne neue Karte gab) ist Dummfang der Betreiber (vielleicht auch nicht, denn die Kunden kommen ja oft immer noch...) aber nicht Konzept oder verursacht durch den Euro.

Wie gesagt - ich wünsche heute all denen, die der "guten alten D-Mark" hinterherheulen die D-Mark in ihrer gesamten Volkswirtschaft. Das Genöle über angeblich zu hohe Preise wie den schlechten Arbeitsmarkt wäre wohl nicht weniger hoch als bei den Briten, den Polen und den anderen Europäern ohne Euro...

Wenn Dir der Euro nicht zusagt - wir haben Währungsfreiheit. Du kannst Dein Geld ebenso in andere Währungen Deiner Wahl oder in äquivalente Werte wie Gold tauschen - vielleicht wären ja http://www.pecunix.com oder http://www.egold.com Deine Lieblingswährungen? Es steht Dir frei... Wo ist das Problem? Bekommst Du für den Euro Deines Erachtens zu wenig? Dann leg Dein Geld doch in "stabileren" Währungen oder Werten an, die sich ja heute ähnlich schnell und leicht valuabel machen lassen - also genug Volatilität bieten.

Hauptursache der griechischen Verschuldung ist - wer die Zahlen sich mal im Detail sachlich anschaut - wohl kaum die "Korruption" in Griechenland. Das mit Abstand allermeiste Geld - was jetzt offensichtlich fehlt - floß über die letzten 5-10 Jahre in das marode Sozialsystem wie eine stark überholungsbedürftige Verwaltung - dabei kam bei den Menschen oft nur wenig an. Genau da muß deshalb jetzt gespaart werden, was (interessanterweise) bisher 80% der Griechen akzeptiieren und einsehen, während die Gewerkschaften wie die Linken blöken: Die Schulden sollen doch die Schuldigen aus der Hochfinanz tragen, die die weltweite Krise herbeigeführt hätten. Das macht zwar Stimmung beim Plebs, geht aber an der Realität schon rein rechnerisch vorbei. Ähnliche Stimmen hört man ja auch in Deutschland aus so manch roter oder rotgefärbter Ecke... Auch wenn das doch sooo einfach wär...

Obgleich Griechenland binnen 3 Jahren die Verschuldung wieder mit dem Bruttoinlangsprodukt eintarieren soll - ja muß, rufen nun die Gewerkschaften und linken Parteien zum Generalstreik im ganzen Land auf - gegen die Sparmaßnahmen. Letzte Woche wurde sogar der gesamte griechische Luftraum gesperrt, es fuhr keine Fähre usw. Dabei frisst jeder Tag Streik laut Gauß weitere min. 0.3-0,5% des Bruttoinlandsproduktes, jeder verlorene Tag macht es dem Staat schwerer sich aus der Fessel zu befreien. Immerhin ist die Stimmung der meisten Griechen bisher noch so, das man die EU-Auflagen einsieht und akzeptiert. Mal sehen wie lange das hält...

Vergleicht man die Staatschulden, das Ausgabendefizit selbst mit dem Vermögen aller "reichen" Griechen, klingt diese Idee lachhaft, denn selbst alles Vermögen der sog. "Reichen" in Griechenland könnte die bisherigen Staatsausgaben kaum mehr als Monate oder 1-2 Jahre tragen... Dann wär auch das alle - und dann?

Btw: Was die Menschen für "Korruption" halten und was nicht, hängt übrigens nicht wenig von den Mentalität und Kultur der Nation ab.einige Dinge, die in Deutschland passieren werden in manch anderem Land als "Korruption" verstanden - z.B. hochbezahlte, privilegisierte Beamte oder die Quersubventionen in Großkonzerne bis in die Landwirtschaft. Selbst die "Abwrackprämie" sah manches Land als "öffentlich geduldete Korruption" - mit solchen Begriffen lässt sich zwar leicht hantieren, aber wenig erreichen. Korruption herrscht prinzipbedingt dort am wenigsten wo Märkte wie Verwaltungen transparent und undgesteuert (unsubventioniert) agieren können - ein Ideal welchem wohl kaum ein Staat auch nur nahekommt derzeit.

Eine Währung ist so viel Wert wie das Vertrauen in diese. Allein Deutschland hätte dieses über die letzten 15 Jahre mehrfach signifikant - zu guten Teilen - verspielt. Ich amüsiere mich, wenn an deutschen Stammitischen behauptet wird, der Balken wie der Ostblock "saniere" sich auf "unsere" Kosten oder lebe davon.

Zwar haben einige der Länder noch einiges nachzuholen, dennoch haben viele der Länder über lange Jahre ein jährliches Wirtschaftswachstum hingelegt, von dem Deutschland nur träumen kann. Während wir Deutschen uns immer noch durch die Krise heulen, fängt dort die Wirtschaft wie der Arbeitsmarkt merklich an zu brummen.

Wir haben - vor allem binnen 10 Jahren nahezu binnen wirtschaftlichem wie haushaltstechnischen "Stillstand" - selbst kräftig vom Boom der jüngeren Ländern profitiert, auch wenn dies manch Deutscher ungern hören möchte. Während unserer Haushaltsdefizite Jahr für Jahr haben andere EU-Länder UNS gestützt und UNS an ihrer Prospperität durch den Euro teilhaben lassen.

Der Euro wird heute immer mehr zur neuen "Leitwährung" , während früher alles nur in USD abgewickelt wurde. Das Pfund, die Krone wie der schweizer Franke haben an Wert wie Bedeutung derart verloren, das selbst die Einwohner dieser Länder den Euro bevorzugen wo möglich (lediglich in der Schweiz weniger). Der DM wäre es kaum anders ergangen - vor allem hinter dem Background der Staatsverschuldung Deutschlands durch die Einigung wie die Transfers.

Dennoch halte ich die die aktuelle Diskussion um Griechenland für teils egoistisch und schäbig - zumindest wenn die selben Kritiker sich zu Zeiten, als Deutschland selbst von den den anderen Schwimmern mitgezogen wurde / werden musste - keinen Dank oder Ton der Anerkennung von sich gaben.

Nicht ganz zuletzt: wir "Ossis" beziehen seit 10-20 Jahren kräftigste Subventionen von anderen Deutschen wie der EU. Es klingt daher seltsam, wenn nun gerade Ossis sich über Subventionen - in welcher Form auch immer - anderer Gemeinschaftsländer o.ä. Beschweren. Das erinner mich an so manch im Westen lebenden Türken der "Blöder Ossi" ruft...

Jedem das seine und mir das meiste...
Josef
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Re: Soll Deutschland die griechischen Schulden übernehmen?

Ungelesener Beitrag von Josef »

Hmm - also ein direkter Gewerkschaftsfan schein´ste mir nicht zu sein ...
Also ich hab jetzt mal den "Monitor" gesehen. Dort wurde Griechenland mal beleuchtet. Der dt. Rentner bekommt 42 % des Arbeitsdurchschnittes ( wobei ich für mich felsenfest überzeugt bin, dass ich die Grundsicherung bekomme, die ich im Lauf der Jahre "angeriestert" habe) der griechische über 95 % (!) - kein Spaß ! Man kann dort auch ab 50 in Rente gehen. Eine Frau wurde befragt. Sie ist mit 48 Jahren (!!!) in Frührente gegangen und hat es nicht bereut ...
>> Und wir wollten den Kommunismus ... :D :D :lol:
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