Globales Lernen 2013

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Kategorie: Politik im Eichsfeld
Christel
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Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ökumene bezeichnete in der griechisch-römischen Antike die gesamte bewohnte Welt.

Die alte Kirche kannte sieben Ökumenische Konzile, also allgemeine Konzile der gesamten Kirche:
Erstes Konzil von Nicäa (325)
Erstes Konzil von Konstantinopel (381)
Konzil von Ephesos (431)
Konzil von Chalcedon (451)
Zweites Konzil von Konstantinopel (553)
Drittes Konzil von Konstantinopel (680)
Zweites Konzil von Nicäa (787).

So wurden damals wichtige Entscheidungen getroffen.
Durch die Ökumene soll heute die Spaltung der Kirchen überwunden und die Einheit aller Christen hergestellt werden. Weltweit!
Die Idee des Nationalstaates rückte ab dem 18. Jahrhundert vollends in das Zentrum der Politik, als sich infolge großer Staatsverschuldung, hoher Steuern (Absolutismus, Merkantilismus) und heftiger Kriege (Österreichischer Erbfolgekrieg, Siebenjähriger Krieg) die Situation der Bevölkerung stark verschlechtert hatte. In diesem Kontext fanden Ideen breiten Zulauf, die die Vorstellung von einer Nation als Gemeinschaft im Sinne eines idealisierten Selbstbildes betonten und sich vermischten (Demokratie, Patriotismus, Nationalismus, Sozialismus, Liberalismus). Für die schlechteren Lebensverhältnisse wurden im Sinne eines Feindbildes häufig ethnische oder kulturelle Minderheiten kollektiv verantwortlich gemacht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalstaat

Der Nationalstaat ist demzufolge eine recht junge politische Erfindung.
Heute ist klar, dass dies letztlich eine Sachgasse ist. So lassen sich unsere heutigen Probleme nicht lösen!
Wir leben in der EINEN Welt und können unsere Probleme nur durch globales Lernen und Handeln lösen. Wir müssen somit umkehren zur „Ökumene“.

Eine Veranstaltung mit Zukunft und für die Zukunft ist z.B. dies:
http://www.kongress-globaleslernen.de/
Bay. Bildungskongress Globales Lernen 2013 - Eine andere Welt ist möglich!

Globales Lernen wird als wesentlicher Bestandteil der aktuellen Bildungsdiskussion betrachtet. Kinder und Jugendliche sind in besonderer Weise den Herausforderungen von Globalisierung ausgesetzt. Deshalb ist gerade Schule dazu aufgerufen, Orientierung bei der wachsenden Unübersichtlichkeit von Lebensbezügen zu geben, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und zu politischem und zivilgesellschaftlichem Engagement zu ermutigen.

Globales Lernen soll dazu beitragen, die Phänomene, Prozesse und Akteure der Globalisierung zu verstehen. Der Erwerb und die Entwicklung jener Fähigkeiten und Kompetenzen werden gefördert, deren Individuen bedürfen, um die Herausforderungen der heutigen Gesellschaft bewusst anzunehmen und nach Strategien und Lösungsmöglichkeiten für die Menschheitsprobleme zu suchen. Globales Lernen befähigt somit nicht nur zum besseren Verständnis der Welt, sondern ermutigt zur Mitgestaltung einer gerechteren, solidarischeren, zukunftsfähigeren Welt.

Auf diesem Kongress (10. + 11. Okt. 2013) möchten wir globale Fragestellungen diskutieren und uns Zeit zur Reflexion nehmen. Außerdem werden wir einen Überblick über Globales Lernen geben, ausgewählte Fragen und Ergebnisse der Forschung vorstellen, praktische Beispiele und Methoden Globalen Lernens in der Schule zur Diskussion stellen und Perspektiven Globalen Lernens aufzeigen.
Mehr: http://www.kongress-globaleslernen.de/
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Heinrich5
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Wir leben in der EINEN Welt und können unsere Probleme nur durch globales Lernen und Handeln lösen. Wir müssen somit umkehren zur „Ökumene“.
Was hat das Ganze mit den sieben ökumenischen Konzilen der alten Kirche zu tun, also mit den allgemeinen Konzilen der gesamten Kirche?
Christel
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Christel »

Mein kurzer geschichtlicher Abriss soll zeigen, dass globales Denken nichts Neues ist.
Demgegenüber ist nationales Denken eine kurze Episode.
Durch nationalen Egoismus lassen sich unsere Probleme, auch die nationalen, nicht lösen.
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Heinrich5
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Man sollte eben nicht das eine mit dem anderen vermengen wollen, auch wenn es einem gut in den Kram passt. Heutiges globales Denken hat mit den alten christlichen Konzilen nicht das Geringste zu tun.
Christel
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Christel »

Angesichts des heute immer noch propagierten Nationalismus von gestern ist Geschichtsbewusstsein wichtig.

Als Schulkind fand ich den Geschichtsunterricht nicht wirklich prickelnd. Mir fehlte der Bezug zum heutigen Leben. Heute weiß ich, Geschichtskenntnisse sind wichtig, um nicht von den „-ismen“ über den Tisch gezogen zu werden.
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Heinrich5
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Geschichtsbewusstsein ist immer gut, besonders was die Konzile angeht. Ich empfehle daher die Bestseller von Karlheinz Deschner: Die Kriminalgeschichte des Christentums. Eine wirklich spannende Aufarbeitung der Geschichte des Christentums.
Christel
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Christel »

Karlheinz Deschner:
In diesem Sinne gräbt er sich durch ganze Bibliotheken, deren Inhalt er gegen den Strich bürstet, ungeachtet des Werts der Vorlagen. "Arbeiten aus zweiter Hand" hat ein Kritiker das einmal genannt. So entstehen Argumentationslinien, die sich auf ungewichtete Puzzle-Steine gründen und immer zum gewünschten Ergebnis führen.

Am Beispiel von Karl "dem Großen" hat Deschner seine Methode einmal dargestellt: "Die Historiker unterstellen einem solchen Mann natürlich nicht Raubkriege größten Stils, Brand, Mord, Totschlag, grauenhafte Versklavung – wer so formuliert, ist von vornherein unseriös. Echte Forscher, aus Fachkreisen … sprechen bei den schlimmsten Raubzügen und Massenabschlachtungen der Geschichte allenfalls von Expansionen, Angriffen, Ausstrahlungen."

Aus derlei Polemik entwickelte Deschner eine höchst moralische Historik, die ein umso größeres Publikum fasziniert, je mehr die Universitätswissenschaft auf ihre Methodendisziplin pocht. Auf diese Weise macht Deschner aus Geschichte – und das Christentum deutet er vor allem aus seiner Wirkungsgeschichte – einen Steinbruch, der buchstäblich alles beweisen kann. Das Verfahren erinnert an Heribert Illig, der auf der Feststellung, Karl der Große und seine Zeit seien Erfindungen von Chronisten gewesen, ein ganzes Lehrgebäude errichtet hat. Man kann das Aufklärung und Entmythologisierung nennen, muss es aber nicht. Dafür mangelt es an Beweisen. http://www.welt.de/geschichte/article11 ... g-aus.html
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Heinrich5
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Intrigen, Fälschungen, Täuschungen
.......Das mag damit zu tun haben, was beide unter ihren Lebenswerken verstehen. Benedikt geht es darum, der Katholischen Weltkirche eine Zukunft zu gewinnen. Deschner kämpft dagegen seit mehr als 50 Jahren darum, sie ihr zu verweigern oder zumindest ihr einige Stolpersteine in den Weg zu legen. Dafür hat er sich in unermüdlicher Arbeit mehr als 50 Bücher abgerungen und unzählige Aufsätze und Vorträge. In ihnen beschreibt er die Geschichte des Christentums und seiner Kirchen als eine einzige Blutspur durch die Jahrtausende, als eine "Geschichte der Unmenschlichkeit".
Mehr als eine Million Bände soll er seitdem verkauft haben, der noch nicht ausgelieferte Abschluss seiner "Kriminalgeschichte" rangiert bei Amazon bereits um den Rang 1000. Für seine Anhänger ist Deschner ein Universalgelehrter, der mit seiner anklagenden Sprache Glaubenssätze im Dutzend als eine einzige Ansammlung von Intrigen, Fälschungen und Täuschungen entlarvt.
Wie dem auch sei: Karlheinz Deschner hat das Seine zur Popularisierung der Kirchengeschichte beigetragen wie Benedikt XVI. zum Beispiel durch seine populäre Jesus-Biografie. Auch sie kümmert sich wenig um 200 Jahre textkritischer Bibelexegese.
http://www.welt.de/geschichte/article11 ... g-aus.html
Christel
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Christel »

Auch ich entnehme einem Text manchmal mehrere Zitate. Allerdings stelle ich sie einzeln ein oder kennzeichne zumindest mit Punkten „…“, dass ich etwas weggelassen habe.
Heinrich6 hat das nicht getan.
Daher mein Hinweis: Anders als in Heinrichs Zitat steht in dem Artikel zwischen „Täuschungen entlarvt.“ und dem letzten Satz, der mit „Wie dem auch sei:“ beginnt, ein großer Text, aus dem ich bereits zitierte (siehe „von Christel » Fr 26 Apr, 2013 19:24“).
Er beginnt mit:
In seinen Kreuzzügen gegen Irrtümer und Intoleranz findet der Prediger und seine Zuhörer einen wichtigen Motor: die nahezu einhellige Ablehnung der etablierten Wissenschaften und ihrer Schüler.
http://www.welt.de/geschichte/article11 ... g-aus.html
Kurz, der von Heinrich6 propagierte „Deschner“ wird von der Geschichtswissenschaft abgelehnt. Und er selbst lehnt diese ab!

Ein Vergleich zwischen „Benedikt“ und Deschner ist eigentlich nur möglich, wenn man von Gegensätzen ausgeht.
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Heinrich5
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Es kommt immer darauf an wer der Autor dieses Artikels ist. Florian Stark, der Autor, kann durchaus ein christliches Weltbild verinnerlicht haben und wäre dann natürlich zu diesen Deschner-Feindlichen Schlussfolgerungen gekommen.

Den Aussagen von Florian Stark schließe ich mich aber nicht an.

Bei Amazon finden sichviele Kundenrezessionen über die Bücher Deschners. Als ein Beispiel hier eine Kundenrezession über den 10. Band der Kriminalgeschichte des Christentums

Kundenrezession von Leser Karlheinz Schiedel:

"Vorweg: Es ist für mich kein Leichtes, eine Rezension zu Karlheinz Deschners neuem Buch zu schreiben. Der Respekt vor der Lebensleistung des bedeutenden Kirchenkritikers und Humanisten ist groß, die Furcht vor der Unlauterkeit vorschnellen Urteilens nicht minder. Wenn ich jetzt dennoch einen Versuch unternehme, dann aus dem Bedürfnis heraus, dem Ärgernis eines womöglich wohlvorbereiteten, jedenfalls schon eine Woche nach dem Erscheinungstermin hier veröffentlichten Verrisses etwas Zustimmendes entgegenzusetzen. Dass der anonym agierende Kritiker ("FMA") weniger auf das Buch Deschners zielt, sondern vielmehr seine schon andernorts befeuerte Kampagne gegen einen - ihm aus was für Gründen auch immer tiefverhassten - Neo-Atheismus fortführt, sei nur am Rande erwähnt.

Doch zurück zu dem, um das es hier eigentlich gehen sollte. Karlheinz Deschner hat mit dem nun veröffentlichten zehnten Band sein Lebenswerk, die "Kriminalgeschichte des Christentums" vollendet. Als wohlmeinender Mensch kann man das nur als großes Glück bezeichnen. Für den bald 89-jährigen Autor selbst, erst recht aber für seine hoffentlich zahlreichen Leser. Denn was Karlheinz Deschner in fast 50-jähriger akribischer Forschungs-, Recherche-, Sichtungs- und Schreibarbeit allen Widrigkeiten zum Trotz auf mehr als 7000 Textseiten zusammengetragen und erschaffen hat (den "inoffiziellen" elften Band, die "Politik der Päpste im 19. und 20. Jahrhundert" hinzugerechnet), ist Ungeheuerliches: Er wirft einen unverstellten, unbestechlichen Blick in wahrhaft existenzielle Abgründe, entwirft eine detaillierte, umfassende Ereignisgeschichte menschlichen Leids von der (Spät-)Antike bis in die Moderne und legt damit eine vieltausendfach belegte und begründete Anklageschrift gegen all jene Mächte und Kräfte vor, die das Wohlergehen, die Gesundheit, das Leben unzähliger, Abermillionen unschuldiger Opfer ruinierten. Ob oder bis zu welchem Grad dem Christentum, der christlichen Religion, den christliche Kirchen, den christlichen Würdenträgern und Potentaten die (Haupt-)Schuld an all dem Elend und den zugrunde liegenden Verbrechen zukommt, ob man hierbei eher einem "weil" oder mehr einem "obwohl" zuneigt, darüber kann und soll gestritten werden. Dass sie in einem Zeitalter geschahen, das gemeinhin und wohl auch zu recht als "christlich" bezeichnet wird, dessen Akteure überwiegend christlich sozialisiert waren und sich selbst als "gute Christenmenschen" empfanden, ist jedoch unbestreitbare Tatsache, ist geschichtliche Wahrheit, ist beinahe Binsenweisheit. Deschners Standpunkt in der Schuldfrage ist jedenfalls eindeutig und kompromisslos: Er sieht das Christentum "...durch seine ganze Geschichte als Inbegriff und leibhaftige Verkörperung und absoluter Gipfel welthistorischen Verbrechertums" kompromittiert. Andererseits ist er Realist - oder Pessimist - genug, um an anderer Stelle zu konzedieren, "...es geht eines Tages vielleicht genauso elend ohne Christentum weiter...". Dass es nicht einfach so weitergeht, dass aus Vergangenem die richtigen Lehren und Schlüsse für Gegenwart und Zukunft gezogen werden, sollte Ziel und moralische Verpflichtung einer engagierten, interpretierenden, humanitären Ansprüchen verpflichteten Geschichtsschreibung sein. Kein Zweifel: Karlheinz Deschner ist ein herausragender Vertreter davon.

Im zehnten Band seiner Kriminalgeschichte konzentriert sich Deschner auf das 18. Jahrhundert, das im Gefolge von Absolutismus und beginnender Aufklärung mit einem allgemeinen Bedeutungsverlust der christlichen Religion und mit dem Niedergang des Papsttums in Verbindung gebracht wird. Deschner analysiert dies mit gewohnter gedanklicher Schärfe, erzählt spannend und anschaulich, in seiner kultivierten, schnörkellosen Sprache, der - wie immer - dieser ganz eigene, eigentümliche, überaus ästhetische Reiz innewohnt. Und er denkt in geschichtlichen Zusammenhängen, beschreibt sie, hat immer den großen historischen Rahmen im Blick, begnügt sich nicht mit der isolierten Schilderung des Geschehenen. So stellt er etwa dem Kapitel über den Großen Nordischen Krieg einen Überblick über die immerhin fast friedliche Christianisierung Skandinaviens und Islands voran (dem dann allerdings der übliche Mord- und Totschlag unter den Eliten nachfolgte), oder dem Kapitel über den Siebenjährigen Krieg einen recht umfangreichen Seitenblick auf das orthodoxe Christentum Russlands, wo Frömmigkeit und Despotismus schon immer eine höchst unheilige Allianz eingegangen sind. Den finalen Band der Kriminalgeschichte runden Kapitel ab über die Jesuitenverfolgungen, den habsburgischen Josephismus, über die zunehmende Verarmung, ja Verelendung des einfachen Volkes und über Prinz Eugen, jenen bis heute so nett-naiv als "edlen Ritter" besungenen Türkenschlächter, der in Wahrheit ein rücksichtsloser Karrierist und elender Kriegstreiber war, der stets nur an den eigenen Vorteil dachte und dafür buchstäblich über zehntausende Leichen ging.

Das alles ist glänzend ge- und beschrieben, ein echter Deschner eben. Wenn sich trotzdem beim Lesen gelegentlich der Eindruck mutmaßlich nachlassender Kräfte einschleicht, dann hat das nicht nur zu tun mit dem fortgeschrittenen Lebensalter des Autors, den zuletzt recht langen Zeitabständen bis zur nächsten Veröffentlichung und mit dem Umstand, dass der jetzt vorliegende mit nur 245 Textseiten der mit Abstand kürzeste Band von allen ist, sondern auch mit dem sich nicht einstellen wollenden Gefühl, der fehlenden Gewissheit eines Fertig- und Vollständig-Seins. Nur zu gerne hätte man - um nur ein Beispiel zu nennen - vom gottgefälligen Wirken Papst Leos XII. gelesen, jenes tiefreligiösen Eiferers der restaurativen Metternichzeit, der nicht nur gegen "Tolerantismus" und "Indifferentismus" wetterte, sondern dem auch nachgesagt wird, die damals aufkommende Pockenschutzimpfung als Lästerung des Himmels gebrandmarkt zu haben, weil die Seuche ein Strafgericht Gottes sei. Schwer dabei nicht an jenen mittlerweile zurückgetretenen Nachfolger auf dem Stuhl Petri zu denken, an dessen (Ge-)Rede von der "Tyrannei des Relativismus" oder seinem Festhalten am Kondomverbot selbst im aidsverseuchten Afrika.

Das soll natürlich und kann auch kein Einwand gegen die so überaus verdienstvolle Arbeit Karlheinz Deschners sein. Eher ein Hinweis, ein Fingerzeig darauf, dass die Kriminalgeschichte des Christentums fortgeschrieben werden muss. Angesichts der jüngsten Enthüllungen über sexuelle Übergriffe in kirchlichen Einrichtungen oder über die mafiösen Verstrickungen der Vatikanbank versteht sich das allerdings fast von selbst."

Quelle:
http://www.amazon.de/product-reviews/34 ... ewpoints=1

Ich weiß, dass es auch negative Kundenrezessionen gibt. Ein überzeugter Kathole kann eben nur eine negative Kundenrezession erstellen. Wahrscheinlich ist der hier zitierte anonyme Kritiker FMA ein solcher.
Christel
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich bestreite nicht, dass Karlheinz Deschner Fans hat. Ebenso uninteressant ist der weltanschauliche Hintergrund des Verfassers des Artikels für „Die Welt“.
Wichtig sind allein die Argumente!
Wäre Deschner katholisch geblieben und ein populärer Prediger, ich würde ihm genau aus demselben Gründen nicht folgen! Es ist egal, ob die Geschichte oder die Bibel zu einem Steinbruch gemacht wird, mit dem jemand versucht seine eigenen Thesen, in polemisch moralisierender Art zu beweisen.
Ich bilde mir lieber selbst ein Urteil aufgrund ausgewogener sachlicher Fakten.

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Hier eine kritische Stimme aus einem Geschichtsforum (zufällig gefunden):
Zitat:
Daglargibi
Wenn man über Religionkritik redet muß mann Karlheinz Deschner unbediengt erwähnen und sein Meisterwerk Kriminalgeschichte der Christentums.
Als was? Als schlechtes Beispiel? Deschner interpretiert die verwendeten Quellen sehr "individuell", ich will jetzt nicht sagen aus dem Zusammenhang gerissen, aber doch, aus den Zusammenhang gerissen. Seine Quellenauswahl ist im Allgemeinen sehr einseitig, er berücksichtigt nur, was für seine Behauptungen spricht. Dafür schämt er sich aber wiederum nicht auf nationalsozialistische Verschwörungsliteratur zurückzugreifen, wenn es sich gerade mal anbietet. Auf Äußerungen der wirklich renommierten Kirchenkritiker geht er nur in Ansätzen ein. So gibt es beispielsweise auf die ersten vier Bände seiner Kriminalgeschichte einen Antwortband, in dem sich ernstzunehmende Forscher zu seinen Behauptungen äußern. In Band fünf seiner Kriminalgeschichte geht er gerade mal auf einen der über 20 Aufsätze ein. Deschner richtet sich mit der großen Auflage seiner Veröffentlichungen zwar an die breite Masse (erklärt das seine Ausdrucksweise, oder macht das seine Ausdrucksweise umso verwerflicher?), zum erwähnenswerten Religionskritiker macht ihn das aber noch lange nicht. Die Kriminalgeschichte des Christentums dürfte zudem auch so manchem Historiker ernsthafte seelische Schmerzen bereiten und zwar aus den gleichen Gründen, die sich zu Deschners Werk im Allgemeinen sagen lassen.

Quelle: http://www.geschichtsforum.de/f78/die-b ... tze-33596/
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Globales Lernen 2013

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Ja, das ist deine Ansicht über Deschner.

Meine nicht!
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